24.
April 2025  •  Donnerstag

Junge Freiheit

Millionen Fahrzeuge betroffen Jedes Jahr Zwangs-Tüv? AfD kritisiert EU-Kommissionspläne für ältere Autos

EU-Abgeordneter Siegbert Droese (AfD): „Gerade diejenigen, die sich kein neues Auto leisten können, werden durch diese Maßnahme bestraft.“ Hintergrund ist ein Vorschlag der EU-Kommission. (Themenbild)

Wer ein zu altes Auto besitzt, soll künftig jedes Jahr zur Kontrolle – das will zumindest die EU-Kommission. Die AfD im EU-Parlament ist entsetzt. Es geht allein in Deutschland um Millionen PKW.

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Kesselschlacht Halbe 1945 – „Überall lagen Tote, stapelweise“

Zerschossener Wehrmachtskonvoi beim Spreewald nach der Kesselschlacht von Halbe Ende April 1945. Foto: Wikimedia/Gemeinfrei

Heute vor 80 Jahren, im April 1945, versinkt ein märkischer Wald im Blut. Zehntausende deutsche Soldaten, Zivilisten und Kinder sterben im Kessel von Halbe – gejagt von sowjetischen Truppen. Im letzten Moment gelingt der Wehrmacht der Durchbruch.

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Nach Terroranschlag in Kaschmir Indien verweist alle Pakistaner des Landes

Das Bild zeigt einen bewaffneten Soldaten vor einem Plakat von Indiens Premierminister Narendra Modi.

Die Spannungen zwischen den Atommächten Indien und Pakistan nehmen weiter zu. Nach einem Terroranschlag in Kaschmir schmeißt die Regierung in Neu-Delhi alle Pakistaner aus dem Land. Das islamische Land reagiert mit der Sperrung seines Luftraums.

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Queer-Abteile im Nahverkehr Selbstabschaffung auf lila Sitzen

07.11.2018, Charlottenburg, Berlin, Eine Notrufsaeule steht im U Bahnhof Zoologischer Garten. Auf lila Sitzen in den Untergang.

Berlin diskutiert über extra Queer-Abteile im Nahverkehr. Erst reißen sie die Grenzen des Landes nieder und rufen dann nach Zäunen und Sicherheitszonen, um sich vor denen verstecken zu können, die sie da gerufen haben. Ein Kommentar.

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EIKE

Hitzewellen in Brandenburg? Wie die EU die Klimawissenschaft missbraucht

Brandenburg ist laut dem EU-Erdbeochtungsprogramm „Copernicus“ stärker durch Hitzewellen gefährdet als Italien und Spanien. Es handelt sich um reine Gefälligkeitswissenschaft, die politisch gewünschte Ergebnisse produziert.   Martina Binnig, Gastautorin / Kopernikus würde sich im Grab umdrehen! Vertrat er doch seinerzeit entgegen der gängigen Lehrmeinung die Ansicht, dass die Erde um die Sonne kreist und nicht umgekehrt. Was […]

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„Der Krieg gegen die Kohle ist endlich vorbei“: Energieexperten sagen, dass die Deregulierungs-Agenda der Trump-Regierung die Wiederbelebung der Kohle fördern dürfte

Audrey Streb, THE DAILY CALLER In den ersten Monaten seiner zweiten Amtszeit hat Präsident Donald Trump der „Entfesselung“ der amerikanischen Energiewirtschaft Priorität eingeräumt und bereits mehrere seiner Meinung nach belastende Vorschriften für die Kohleindustrie abgeschafft und deren „Wiederbelebung“ versprochen. Trump unterzeichnete am 8. April eine Durchführungsverordnung zur Wiederbelebung der Kohleindustrie und befreite kurz darauf mehrere […]

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Kurzbeiträge zu neuen Forschungs-Ergebnissen – Ausgabe 12 / 2025

Zwei Meldungen vom 16. April 2025: UK: Blick nach China Großbritanniens elitäre Regierung ist offenbar wild entschlossen, das Land in den Ruin zu treiben… Die Pläne, 3 Billionen Pfund auszugeben, um Netto-Null zu erreichen, ergeben ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von praktisch Null. National Grid ESO berichtet über die enormen Kosten, aber die Auswirkungen auf die globalen Emissionen […]

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me658 Zwischen patriotisch, anti-woke und libertär

Zwischen patriotisch, anti-woke und libertär

»Mit Donald Trump, Elon Musk und Javier Milei nehmen drei unkonventionelle Macher den Kulturkampf der Linken an, sind entschlossen, deren Vorherrschaft im Westen zu brechen. Diese haben allen Grund, das ungewöhnliche Trio zu fürchten.« — Claudio Casula (NiUS), 15.11.2024 ⋙ Link

 

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me657 Hans-Georg Maaßen würdigt die NZZ als „Westfernsehen“

„Rechtsextremist“ Maaßen nutzt „Westfernsehen“

Dr. Hans-Georg Maaßen war Chef des Verfassungsschutzes. Jetzt gilt er seiner früheren Behörde als „Rechtsextremist“.
Siehe: Dushan Wegner: „Danke, Herr Maaßen!“, 1.2.2024 ⋙ Link
Die Aktenauszüge selbst lesen ⋙ Link

 

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eigentümlich frei

Artikel der Woche (Radio): Die Boomer haben es schlicht versaut

Ein erfolgreicher Artikel von Oliver Gorus

Rezension: Psychopharmaka und Drogen

Fakten und Mythen in Frage und Antwort

Rezension: Die Potsdam-Legende

Wie Correctiv eine Nation an der Nase herumgeführt hat

Tichys Einblick

Deutsche Wirtschaft in der größten Krise der Geschichte der Bundesrepublik

Robert Habeck verkörpert alles, was die Bundesrepublik in die größte Wirtschaftskrise ihrer Geschichte geführt hat: die satte Selbstzufriedenheit, wenn der 1969 Geborene heutige Niederlagen mit wirtschaftlichen Erfolgen der 1980er Jahre zutünchen will. Die technologische Rückständigkeit, wenn er diese Bilanzen mit Ausdrucken auf Pappe präsentiert. Und die Neigung, Schuldenböcke zu suchen, wenn er Donald Trump und

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Was für eine unchristliche Union

Sind CDU und CSU im Geiste noch Parteien mit christlichem Ethos? Im Grunde nicht. Moral und Anstand gingen nach der Bundestagswahl endgültig verloren, denn sie werden von zwei Ich-AGs geführt. Die eine heißt Friedrich Merz und die andere Markus Söder. Christliche Ansprüche wie Demut, Verständnis oder Toleranz kommen bestenfalls noch für ein einseitiges grün dominiertes

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Robert Habeck muss Stagnation der Wirtschaft zugeben

Die deutsche Wirtschaft schrumpft seit Januar 2023. Schuld daran ist die Zollpolitik eines amerikanischen Präsidenten, der im November 2024 gewählt wurde. So die gängigen Analysen deutscher Journalisten zur neuen Prognose des scheidenden „Wirtschaftsministers“ Robert Habeck. Der deutsche Haltungsjournalismus ist zu einem Ort der Beschwörung von Wundern geworden. Betrieben von religiösen Eiferern statt von nüchternen Analytikern.

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Frauenabteile in der U-Bahn und die Sicherheit im öffentlichen Raum

Eigene Bereiche für Frauen in den Zügen des öffentlichen Nahverkehrs? Keine Sorge. So etwas würde man in Berlin nie fordern. In Berlin fordert man eigene Bereiche für FLINTAS. Also für Frauen und alle, die sich dafür halten. Wie die WELT berichtet, seien „innerhalb weniger Tage“ 15.000 Unterschriften im Zuge einer Petition zusammengekommen, die sich für

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Die vier Säulen der Zivilisation: Zement, Stahl, Ammoniak, Plastik

Nein, ein Ende der Tollheiten ist offenbar nicht abzusehen. Vor kurzem blockierten sogenannte Aktivisten bei Heidelberg die Einfahrt zu einem Zementwerk von Heidelberg Materials. Eine große technische Einsatzeinheit der Polizei musste mit schwerem Gerät aus Bruchsal anrücken, um die Kleber mit Trennschleifer und Schlagbohrer vom Boden zu entfernen. Dazu musste sogar ein Stück der Straße

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Achse des Guten

ESC in Basel: Keine Bühne für BDS-Antisemiten

(Gerardo Raffa) Am 13. Mai 2025 beginnt in Basel der Eurovision Song Contest (ESC). Statt musikalischer Vielfalt steht aber wieder einmal Israel im Fokus politischer Kampagnen: Die antisemitische BDS-Bewegung fordert den Ausschluss des jüdischen Staates vom Wettbewerb.

Flug mit Flüchtlingen aus dem Sudan gelandet

(News-Redaktion) Die Bundesregierung lässt wieder Flüchtlinge einfliegen - diesmal nach dem EU-Resettlement-Programm.

Bundesregierung senkt die Konjunkturprognose weiter

(News-Redaktion) Zum Abschied aus dem Amts des Wirtschaftsministers verkündet Robert Habeck, dass seine Regierung das Land ins dritte Jahr ohne Wachstum geführt hat.

Thilos Schlachten-Gemälde: Erstürmung der Düppeler Schanzen

(Thilo Schneider) Für die  Dänen, die heute unter anderem ihren Anspruch auf Grönland verteidigen müssen, ist dies nicht der erste Territorial-Konflikt. Vor 150 Jahren​​​​​​​ dachten sie gar nicht daran, Schleswig kampflos aufzugeben. 

Nur 464 Syrer wollten mit Bundes-Förderung zurückkehren

(News-Redaktion) Das Innenministerium verweist darauf, dass es auch Heimreisen ohne diese Förderung gegeben haben könnte.

Seltene Erden als Hebel im Handelsstreit

(Gastautor) Von Thomas Kolbe. China zündet im Handelskrieg mit den USA die nächste Eskalationsstufe: Ein Exportstopp für Seltene Erden bringt globale Lieferketten unter Hochspannung. Überschätzt Peking seine wirtschaftliche Resilienz?

Es hätte überhaupt
nichts Gutes und Großes
gegeben, wenn jeder
stets gedacht hätte:
Du änderst doch nichts!

ROBERT BLUM (1807–1848)
 

Michael Klonovsky • Acta diurna

Spendenaufruf

Bei seinem Messeranschlag auf Michael Stürzenberger in Mannheim hat der afghanische Täter nicht nur den Polizisten Rouven Laur…

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22. April 2025

Wein oder Nichtsein, das ist hier die Frage. *** In seiner Osterausgabe druckte das Zentralorgan für säkularreligiös erweckte…

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Eine Anmerkung

Weil Leser *** gerade moniert, dass bei so langen Einträgen wie dem heutigen „die Zeilenlängen quer über den…

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13. April 2025

Das Rechtschreibprogramm bietet bei „Transhumanisten“ als Alias- oder Korrekturbegriff „Tanzhumanisten“ an. Das ist tiefer, als der Tag gedacht.…

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9. April 2025

Den beharrlichen Besuchern des Kleinen Eckladens ist gewiss aufgefallen, dass der Betreiber sich seit längerem und neuerdings häufiger…

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7. April 2025

„Der letzte Gedanke der aussterbenden europäischen Völker gilt der Erhaltung bedrohter Tierarten.” Johannes Gross *** Das vierte Flugzeug…

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Meldung des Tages

Betonung auf dem letzten Wort.  

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5. April 2025

Einmal kommt der Tag, da sich das Blut der Vorfahren in den Adern der Jetztsassen zu regen beginnt.…

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Boris Reitschuster

Zivilisation? Abgefahren – mit Blockade und Schüssen auf der Autobahn

Sie schießen in die Luft, blockieren Autobahnen und feiern sich wie Clan-Könige: Der Hochzeitskult aus der Parallelwelt rollt wieder über Deutschland. Warum wir trotzdem nicht hinschauen sollen – sagen manche.

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Nach Dachdecker-Anzeige von Sebnitz: Verlag feuert Mitarbeiter

Ein paar unbedacht gewählte Worte setzen die altbekannten Mechanismen in Gang. Jetzt wurde der „zuständige“ Drucker entlassen – und als Bauernopfer abgestempelt. Der Fall lässt tief blicken und legt die Doppelmoral einer ganzen Blase offen. Von Kai Rebmann.

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Die Koalition rückt der Kunstfreiheit zu Leibe

Wer förderfähig ist, entscheidet die Gesinnung: Die neue Kulturpolitik verknüpft Geld mit Haltung. Was nicht ins Bild passt, soll ausgeschlossen werden – auch in Kunst und öffentlicher Debatte. Von Vera Lengsfeld.

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Nach Messer-Mord an seiner Tochter: Vater öffentlich verhöhnt

Ein Vater kämpft um Gerechtigkeit nach dem Mord an seiner Tochter durch einen Migranten. Doch statt Empathie erfährt er Hohn – von einem linken Politikberater. Warum dieser Fall mehr als ein Ausrutscher ist.

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Klingbeils Flucht aus der Realität

Deutschland als sicherer Hafen für freie Forschung? SPD-Chef Klingbeil ruft US-Forscher zur Flucht nach Deutschland auf – und entlarvt dabei vor allem eines: das Ausmaß der Selbstverleugnung.

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Alexander Wendt • Publico

Die Sensation, wenn junge Europäer plötzlich nach dem Eigenen suchen

Als Jesus am dritten Tag das Grab verlässt, kann Thomas die Auferstehung nicht glauben. Er sieht den lebendigen Jesus, aber das genügt ihm nicht. Also fordert Jesus Thomas seinen Jünger auf, den Finger in die Wunde zu legen, dorthin, wo ihn, den Hingerichteten, am Karfreitag die Lanze eines römischen Soldaten verletzt hatte.

Bei dem Gedankengang und dem Gefühl des Gefolgsmanns handelt es sich um echten Zweifel. Thomas möchte sich überzeugen,

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Publico-Bücherfrühling I:

 


Weltrettung in deutschen Heizungskellern

Bernd Stegemann legt mit „In falschen Händen“ eine Mentalitätsstudie zu den Grünen und ihrem Biotop vor. Sein Buch erklärt, wie diese Kraft zur deutschen Überpartei aufsteigen konnte, die auch schwere Niederlagen überlebt. Und warum diese Bewegung nicht so schnell verschwindet

von Alexander Wendt

Sein Buch über die Grünen beendete Bernd Stegemann,

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The GermanZ

„…dann bleiben nur noch die Medien, die uns vorschreiben, wie wir zu denken haben“

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser, Sie alle haben zum Osterfest meine Zeilen zur instabilen Situation unseres Unternehmens und der existenziellen Bedrohung für...

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Brandanschläge auf Flugzeuge in Leipzig, Birmingham und Warschau: Die Spur führt – na klar – nach Moskau

LEIPZIG/VILNIUS – Nachdem im vergangenen Juli auf drei europäischen Flughäfen Pakete zum Versand ohne erkennbaren Grund plötzlich in Flammen aufgingen, sind sich die...

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Präsident Selenskyj stellt klar: Die Ukraine gibt die Krim für einen Deal mit Russland nicht ab

KIEW – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist nicht bereit, die von Russland annektierte Krim als Teil eines Deals der Vereinigten Staaten mit...

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NACHRUF: Buona sera, Papa Francisco!

von MARTIN EBERTS ROM – Einen würdigeren Abschied hätte man sich nicht denken können: Aus dem Krankenhaus kam er noch zurück in seine...

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Papst Franziskus (88) ist tot

VATIKANSTADT – Trauer und Bestürzung auf der ganzen Welt: Im Vatikan teilte Kardinal Kevin Farrell mit: „Heute Morgen um 7.35 Uhr ist der...

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Deutschland-Kurier

Energiewende-Irrsinn: Habecks Ökostrom wird bei Dunkelflaute zum Kriechstrom!

Windräder, Solarparks und andere Öko-Anlagen produzierten von Januar bis März dieses Jahres 63,5 Milliarden Kilowattstunden Strom. Das waren rund 16 Prozent weniger als im ersten Quartal 2024, teilte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mit. Hauptgrund war die jahreszeitlich bedingte sogenannte Dunkelflaute. So sank laut BDEW die Stromproduktion durch Windenergieanlagen auf See um 31 […]

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Islamisierung: Berliner „Grüne“ wollen Kopftücher im Polizeidienst!

Nach der Schnapsidee einer „Wohnflächensteuer“ in der ehemaligen „grün“ regierten Bundeshauptstadt Bonn legen jetzt die Berliner Hauptstadt-„Grünen“ mit einer weiteren irren Forderung nach. Diese zielt darauf ab, auch den öffentlichen Dienst zu islamisieren. Im Abgeordnetenhaus haben die Spree-Ökosozialisten einen Antrag eingebracht, der die Abschaffung des vor 20 Jahren eingeführten Neutralitätsgesetzes fordert. Dieses verbietet, dass unter […]

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„Eroberung“ von Collin McMahon & Irfan Peci

Halbmond über Deutschland Ist unsere Heimat auf dem Weg ins Kalifat? Die Muslimbruderschaft gilt als Keimzelle des modernen Islamismus. Ihre Strategie ist noch nicht die offene Konfrontation – sondern die schleichende, systematische Unterwanderung westlicher Gesellschaften. In Eroberung decken die Autoren Collin McMahon und Irfan Peci auf, wie sich islamistische Netzwerke tief in Politik, Medien, Kirchen, NGOs und […]

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Neuer Umfrage-Hammer: AfD legt im bunt-woken Berlin sieben Prozentpunkte zu!

Mit jeweils 16 Prozent liegen AfD und „Grüne“ im bunt-woken Berlin jetzt gleichauf! Während die in der deutschen Multikulti-Hauptstadt traditionell starken Ökosozialisten zwei Prozentpunkte gegenüber der letzten Landtagswahl verlieren, kann die AfD gleich sieben Prozentpunkte hinzugewinnen. Das ermittelte das Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag des Berliner „Tagesspiegel“. Der seit zwei Jahren regierende schwarz-rote Senat wäre demnach […]

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„Grüner Mist“ in Bonn: Bürger sollen „Wohnflächensteuer“ zahlen oder ausziehen

Die jüngste Schnapsidee aus der ehemaligen, jetzt „grün“-regierten Bundeshauptstadt Bonn klingt wie ein verspäteter Aprilscherz, ist aber bitterernst gemeint: Die Stadtwerke schlagen unter dem Vorwand des sogenannten Klimaschutzes eine Wohnflächensteuer vor, um Bürger zur Verkleinerung ihres Wohnraums zu zwingen. Ein weiterer alarmierende Hinweis darauf, wie tief der linksgrüne Bevormundungsstaat bereits in unser aller Privatleben eingreifen […]

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„Wir haben einen Deal“: Trump verkündet Einigung mit Putin und knöpft sich Selenskyj vor!

Es ist eine Nachricht, auf die außer in Kiew, Brüssel und Berlin die Welt gewartet hat: US-Präsident Donald Trump verkündete in Washington, dass er auf dem Weg zu einer friedlichen Beilegung des Ukraine-Konflikts einer Einigung mit Kreml-Chef Wladimir Putin näher gekommen ist: „Ich glaube, wir haben einen Deal mit Russland“, erklärte er am Mittwoch (Ortszeit) […]

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PI-News

Jens Spahn: "AfD halbieren" Die AfD-Bekämpfung als Regierungsziel

Von WOLFGANG HÜBNER | In jedem beliebigen Land der Erde würde sich eine durch demokratische Wahlen neu an die Macht gekommene Regierung zumindest verbal das Wohl ihrer Bürger zum Ziel nehmen. Nicht so in Deutschland. Hört man sich die Verlautbarungen von Politikern in der SPD und der Union an, so ist das wichtigste Ziel die […]

Neue EU-Behörde AMLA Der große Bruder weiß, wo Ihr Geld wohnt

Von MEINRAD MÜLLER | Ab Mitte 2025 nimmt die neue EU-Behörde AMLA im Frankfurter Messeturm sukzessive ihre Arbeit auf. Offiziell soll sie Geldwäsche und Terrorfinanzierung bekämpfen. Tatsächlich entsteht hier ein Überwachungsinstrument, das tief in das Leben der Bürger eingreift, vor allem in ihre Vermögensverhältnisse. Die AMLA wird ein zentrales Register betreiben. Erfasst werden Bankkonten, Aktien, […]

Weltwoche Daily Realitätsverlust: Selenskyj beharrt auf der Krim

„Weltwoche Daily Deutschland“ – Roger Köppels täglicher Meinungs-Espresso gegen den Mainstream-Tsunami. Von Montag bis Freitag ab 6:30 Uhr mit der Daily-Show von Köppel und pointierten Kommentaren von Top-Journalisten. Die Themen in dieser Ausgabe: Realitätsverlust: Selenskyj beharrt auf der Krim. Weil er nicht weiss, wo man ihn hinsetzt? Merz reist nicht an Papst-Begräbnis. Nein, Deutschland ist […]

Kleine Anfrage der AfD-Fraktion Wie weit darf die Ausländerkriminalität noch ansteigen?

Von MANFRED ROUHS | Die Ausländerkriminalität in Deutschland steigt an, aber die Bundesregierung sieht das gelassen und zeigt sich von der Entwicklung nicht überrascht. So in etwa könnte man das Ergebnis einer kleinen Anfrage der AfD-Bundestagsabgeordneten Stephan Brandner und Martin Hess an die Bunderegierung zusammenfassen. Die Kernaussagen der Regierungs-Antwort sind verblüffend ehrlich und bestätigen bis […]

Ukraine-Verhandlungen in London gescheitert Das Ende der transatlantischen Täuschung

Von ELENA FRITZ | In einem fensterlosen Raum irgendwo im diplomatischen Untergeschoss Londons – fernab der prunkvollen Säle des Foreign Office – treffen sich derzeit Sicherheitsberater aus Großbritannien, Frankreich, Deutschland, den USA und der Ukraine. Was einst als hochrangiges Gipfeltreffen geplant war, ist nun kaum mehr als ein notdürftig inszeniertes Krisenkabarett, in dem die Hauptdarsteller […]

Feministische Außenpolitik Das Scheitern des Westens in Afghanistan

Annalena Baerbock trat an, um die deutsche Außenpolitik auf eine neue Grundlage zu stellen – feministisch, wertebasiert, moralisch überlegen. Doch gerade Afghanistan, das Land, das sie besonders im Blick hatte, zeigt heute deutlicher denn je: Die westliche Interventionspolitik ist krachend gescheitert – und Baerbocks feministische Vision mit ihr. Der EU-Abgeordnete der AfD, Petr Bystron, war […]

„Eroberung“ – neues Buch von Collin McMahon und Irfan Peci

Die Muslimbruderschaft gilt als Keimzelle des modernen Islamismus. Ihre Strategie ist noch nicht die offene Konfrontation – sondern die schleichende, systematische Unterwanderung westlicher Gesellschaften. In ihrem Buch „Eroberung – wie der politische Islam Deutschland unterwandert“ decken die Autoren Collin McMahon und Irfan Peci auf, wie sich islamistische Netzwerke tief in Politik, Medien, Kirchen, NGOs und […]

Kirchenschändungen erschüttern Deutschland

Von MEINRAD MÜLLER | 2025 in Mainz: Weihwasserbecken mit Fäkalien verunreinigt. Beichtstühle zerstört. Im Kraichgau beschmierte man Osterkerzen. In Öhringen zerschlugen Unbekannte den Hochaltar. In Groß-Gerau brannte eine Bibel. In Eslohe wurden Kreuze entweiht. In Neuss-Erfttal ermittelt die Polizei wegen Brandstiftung. In Salzgitter-Bad zerstörten Täter eine Marienstatue. Im Odenwald wurden mehrere Kirchen verwüstet. Kirchen haben […]

NiUS • Die Stimme der Mehrheit

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Epoch Times

Japanischer Autohersteller Nissan erwartet Milliardenverlust

Der japanische Autohersteller Nissan geht für das abgelaufene Geschäftsjahr von einem massiven Verlust von 700 bis 750 Milliarden Yen (4,3 bis 4,6 Milliarden Euro) aus. Das Geschäftsjahr lief bis zum 31. März, seinen Geschäftsbericht will Nissan Mitte Mai vorlegen.

SPD und Grüne einigen sich auf Koalitionsvertrag

SPD und Grüne in Hamburg haben sich nach der Bürgerschaftswahl auf einen Koalitionsvertrag geeinigt, der die Fortsetzung ihrer Regierungszusammenarbeit festlegt. Beiden Parteien regieren bereits seit 2015 gemeinsam.

Gerichtshof für Menschenrechte verurteilt Frankreich für mangelnden Schutz von Vergewaltigungsopfern

Weil Täter in drei Vergewaltigungsfällen an Minderjährigen freigesprochen wurden, verurteilt der Gerichtshof Frankreichs Justiz.

Bundesregierung senkt Wirtschaftswachstumsprognose auf Null

Wirtschaftsminister Robert Habeck stellt die Frühjahrsprognose für die deutsche Wirtschaft 2025 vor.

Norwegischer Staatsfonds macht im ersten Quartal 35 Milliarden Euro Verlust

Auch der größte Pensionsfonds weltweit, der Norwegische Staatsfonds, fuhr jüngst an den Börsen Verluste ein. Die norwegische Krone legte zu, was zu Währungseffekten führte.

Indien weist alle pakistanischen Bürger aus

Grenzübergang geschlossen, alle Visa von Pakistani ungültig, Wasserabkommen ausgesetzt: Nach einem Anschlag auf Touristen im indischen Teil von Kaschmir mit 27 Toten reagiert Indien empört. Pakistan kündigte unter anderem Grenzschließungen und die Aussetzung des Handels an.

EU-Kommission: Ältere Autos sollen jedes Jahr zum TÜV

Die Europäische Kommission bringt neue Regeln für die Verkehrssicherheit auf den Weg. Einer der Vorschläge trifft Besitzer älterer Autos.

Bau steigt, Export zittert – Bundesbank sieht leichte Erholung beim BIP

In Industrie und Bau hat die Wirtschaft leicht zugelegt. Trübe Aussichten gibt es jedoch im Export – das BIP hat sich laut Bundesbank im 1. Quartal stabilisiert – die Zentralbank ist vorsichtig optimistisch.

Apollo News

Thüringer BSW-Chef Schütz tritt zurück – Wolf hält an Kandidatur fest

Kurz vor dem Landesparteitag des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) an diesem Samstag in Gera deutet sich ein möglicher Kurswechsel an. Nach ...

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Dealmaking und leere Empörung: Trumps Friedensplan und die entscheidende Frage, die offen bleibt

„Ich glaube, wir haben einen Deal mit Russland“, verkündet US-Präsident Donald Trump. Nachdem es von russischer Seite jüngst noch Widerstände ...

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„Immer öffentlich darüber gesprochen, wo ich Fehler bei mir sehe“: Habeck lobt sich bei letztem Auftritt für Selbstkritik

Noch-Wirtschaftsminister Robert Habeck hat am Donnerstag die Frühjahrsprojektion der Bundesregierung vorgestellt. Er bestätigte dabei, was schon vorab bekannt wurde. Deutschlands ...

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Schon wieder über 150 Migranten nach Deutschland eingeflogen – diesmal aus Ostafrika

Am Donnerstag sind mehr als 150 Migranten nach Deutschland eingereist – darunter überwiegend Familien aus Krisenregionen wie dem Sudan. Die ...

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Gezielte Tötung nicht-muslimischer Touristen in Kaschmir – Indien kündigt Maßnahmen gegen Pakistan an

Bei einem Angriff in der indischen Bergregion Pahalgam, in der Krisenregion Kaschmir, wurden am Dienstagnachmittag 26 Menschen getötet und Dutzende ...

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Rückkehrprogramm nach Assad-Sturz: Nur 464 Syrer verließen bisher Deutschland

Mehr als vier Monate nach dem Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad bleibt die Zahl freiwilliger Rückkehrer aus Deutschland gering. ...

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Weißes Haus dementiert Gerüchte über ein Ende von Nordstream 2-Sanktionen

Am Mittwoch berichtete Politico über vermeintliche Diskussionen in der Trump-Regierung, weitreichende Sanktionen gegen Russland abzuschaffen. So sollte in Betracht gezogen ...

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Überfall im Wiener Prater: Jugendliche Migranten attackieren 16-Jährige und filmen Tat für Social Media

Eine 16-Jährige ist in der Nacht auf Dienstag am Riesenradplatz im Wiener Prater von drei Jugendlichen brutal überfallen worden. Die ...

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Zuerst!

Neue Hersh-Analyse: Europa blockiert Ukraine-Frieden – aus Haß auf Putin und Angst vor Trump

New York. Der renommierte US-Investigativjournalist Seymour Hersh hat sich zum aktuellen Tauziehen um die Ukraine zu Wort gemeldet. Während US-Präsident Trump um eine Friedenslösung ringt, […]

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Das ZDF und seine Islamisten-Märchen: Putin war es nicht

Mainz. Das ZDF hat mit einer reißerischen Dokumentation zur angeblichen russischen Einflußnahme vor der Bundestagswahl 2025 erneut ein Eigentor geliefert. In der Sendung „Terra X […]

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Europa in der demographischen Falle: Entlarvende Nähe zur Covid-Impfkampagne

Madrid/Brüssel. Spanien verzeichnet im Februar 2025 einen neuen Tiefpunkt seiner demografischen Krise, wie die jüngsten Daten des Nationalen Instituts für Statistik (INE) zeigen. Mit nur […]

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Bundesverwaltungsgericht: Griechenland ist Asylanten zuzumuten

Leipzig. Seit langem herrscht um Asylanten, die aus Griechenland nach Deutschland eingereist sind, ein juristisches Tauziehen: während etwa der Europäische Menschenrechtsgerichtshof die Rückschiebung für unzumutbar […]

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Jetzt auch noch die Muslimbrüder: Noch mehr Terror in Europa?

Brüssel/Doha. Europa könnte eine neue Terrorwelle bevorstehen – und diesmal geht sie nicht von einschlägig bekannten Organisationen wie IS oder al-Qaida aus, sondern von der […]

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AfD-Anfrage bringt es an den Tag: Schwere Diebstähle in Grenznähe fast verdoppelt

Dresden. In den sächsischen Grenzregionen bleibt die Sicherheitssituation fragil. Laut Antwort der Sächsischen Staatsregierung auf eine Anfrage des AfD-Abgeordneten Sebastisan Wippel ist die Zahl der […]

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Ostergrüße à la Trump: „Frohe Ostern den linksradikalen Irren“

Washington. US-Präsident Donald Trump konnte sich auch zu Ostern eine herzhafte Breitseite gegen seine Gegner nicht verkneifen. Auf seiner Plattform „Truth Social“ konnten seine Follower […]

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Bamberger Justiz im Zwielicht: Wie unabhängig ist Ursula Redler?

Bamberg. Das Magazin „Focus“ bezeichnet Bamberg bereits als „Sondergerichtszone“ – die jüngsten Entwicklungen bestätigen diese Einschätzung. Nach dem umstrittenen Urteil gegen „Deutschland-Kurier“-Chefredakteur David Bendels steht […]

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Preußische Allgemeine

Verkehr - Fluglinien feiern das Koalitionspapier

Abschaffung der Luftverkehrsteuer und andere Erleichterungen schlagen sich beim BER bereits nieder

Essay - Der Hochmut der Enkel

Der langjährige Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld war Mitglied der NSDAP. Die Nachricht ist für manche überraschend, für andere nicht. Und sie wirft die Frage auf, was das heutige Deutschland aus Unselds Biographie lernen kann

Innere Sicherheit - Hilflosigkeit namens „Verbotszone“

Mit Messerverboten will die Politik der Gewaltkriminalität beikommen – Erfolg mehr als zweifelhaft

Fauvismus - Ein Maler-Rebell im Farbenrausch

Zwischen Bewunderung und Verachtung – Maurice de Vlaminck im Von der Heydt-Museum in Wuppertal

Allenstein - „Nordinstitut“ erwarb Teile der Dragonerkaserne

Auflagen für die künftige Nutzung – Die Gebäude müssen für kulturelle und gesellschaftliche Zwecke genutzt werden

Sozialprojekte - Spendenaufruf für die Bruderhilfe

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Zwischenruf - Linnemanns Rückzug

Der Legende nach ging CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann nach Verkündung seines Verzichts auf einen Platz im neuen Bundeskabinett per Videobotschaft in den sozialen Medien mit ein paar Freunden Skat spielen. Wenn man den Menschenschlag der Ostwestfalen ein wenig kennt, kann man sich gut vorstellen, dass es genau so war. Der Ostwestfale ist unaufgeregt, trinkt Pils, und wenn er zu einem Entschluss gekommen ist, dann zieht er das durch, was er sich vorgenommen hat.

Carsten Linnemann, Sohn einer erfolgreichen Buchhändlerfamilie, römisch-katholisch, ist das vielleicht größte Talent, das die einstige große Volkspartei der Mitte namens CDU heute noch hat. Als ihm vor Jahren – nach den gescheiterten Experimenten Annegret Kramp-Karrenbauer und Armin Laschet – ein politischer Freund sagte: „Carsten, Du musst das jetzt machen! Du musst der deutsche Sebastian Kurz werden", da lachte er nur kurz auf und versicherte glaubhaft, dass dieser Lebensweg nicht seinem Plan entspreche. Und angesichts des weiteren Verlaufs der Karriere von Kurz war das durchaus eine gute Entscheidung.

Leiden unter der inhaltlichen und personellen Entkernung seiner CDU
Friedrich Merz sei der richtige Mann als Bundeskanzler, und er sei bereit, dann eine wichtige Aufgabe in dessen Kabinett zu übernehmen, sagte Linnemann damals. Umso größer das Erstaunen, dass Linnemann nun die Reißleine zog. Glaubt er nach den zähen und für Unions-Wähler überaus unerfreulichen Ergebnissen der Koalitionsverhandlungen selbst nicht mehr an den Erfolg der nächsten Bundesregierung? Kann eine Bundesregierung mit Beteiligung der großen Wahlverlierer vom 23. Februar, den Sozialdemokraten, überhaupt Erfolg haben? Immerhin waren es doch die Genossen, die im Ampel-Verbund mit den Grünen und der FDP maßgeblich zur heutigen Schieflage Deutschlands beigetragen haben. Wie zuvor die CDU unter Angela Merkel mit ihrer katastrophalen Bilanz bei der Migrations- und Energiepolitik.

Carsten Linnemann leidet unter der inhaltlichen und personellen Entkernung seiner CDU, der Partei von Konrad Adenauer und Helmut Kohl. Der Paderborner hat die ganze Ochsentour durch die Partei durchlaufen: Junge Union, Mitglied im Gemeinderat von Altenbeken, Bundesvorsitzender der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung, Bundestagsabgeordneter, Mitglied im Bundesvorstand seiner Partei und zuletzt Leiter der Programm- und Grundsatzkommission.

Schließlich Generalsekretär, der nach einem erfolgreichen Bundestagswahlkampf gesetzt war für ein wichtiges Bundesministerium. Vielleicht liegt aber genau dort der Grund für seinen überraschenden Rückzug.

Vermutete Gründe
Denn Linnemann, so erzählt man in seinem Umfeld im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin, habe sich ein Super-Ministerium für Arbeit und Wirtschaft gewünscht, ein Ministerium, das durch Zugeständnisse an den sozialdemokratischen Koalitionspartner nicht zustande kam. Die „Bild" will wissen, dass der Generalsekretär gegenüber „Vertrauten" gesagt haben soll, er lasse sich nicht entwürdigen durch ein „enteiertes Ministerium", bei dem die großen Fördertöpfe, also das, womit Minister wirklich gestalten können, anderswo angedockt sind. Und so hat der Hoffnungsträger aus Ostwestfalen nachgedacht, und sich dann konsequent gegen einen Ministerposten entschieden.

Wie sein Parteichef Friedrich Merz darauf reagiert hat, ist nicht überliefert. Vielleicht kommt es ihm nicht einmal ungelegen, denn zum erfolgreichen Regieren gehört auch eine lebendige Partei und nicht – wie früher – ein Kanzlerwahlverein. In der CDU hat Merz auch heute nicht nur Freunde, manche Merkel-Fans in den Führungsetagen hoffen inständig auf sein Scheitern als Regierungschef. Das blitzte kurz vor der Bundestagswahl im Bundestag auf, als CDU und CSU in der Sache einen richtigen Antrag einbrachten, ohne Rücksicht darauf, ob auch die AfD zustimmen würde oder nicht.

Da war ein Dutzend der Unions-Abgeordneten bei der Abstimmung plötzlich abwesend, da kündigten CDU-Länderchefs an, wenn der Antrag durchkomme, werde man das im Bundesrat verhindern. Feind, Todfeind, Parteifreund, es ist das alte Spiel. Die Merz-Gegner in Kiel und Berlin, die Karrieristen in NRW – es glaubt doch wohl niemand ernsthaft, dass die sich jetzt alle zum Wohle des Landes hinter ihrem Bundeskanzler versammeln. Fürs Gruppenfoto gern, aber wenn mal etwas schief geht, dann sind sie schnell in den Büschen oder – noch schlimmer – schießen hinterrücks aus den Büschen auf ihren eigenen Spitzenmann.
Carsten Linnemann ist nicht so einer. Er ist die alte CDU, gesellschaftspolitisch, wirtschaftspolitisch. Er lebt das, was in seiner politischen DNA angelegt ist: Marktwirtschaft, Familie, Sicherheit, Europa. All das, was die Union über Jahrzehnte zur führenden Kraft in Deutschland gemacht hat. Aber wird sie das auch in Zukunft sein?

Ein Ergebnis über 30 Prozent hatte Linnemann angepeilt vor der Bundestagswahl, so um die 34 Prozent hatte er gehofft, heißt es. Letztlich wurden es 28,5 Prozent – klar die stärkste politische Kraft im Bundestag, aber für den Paderborner eine persönliche Niederlage, jedenfalls soll er es so empfunden haben, wie man auf Berliner Fluren wispert.

Man hört es nicht gerne im Konrad-Adenauer-Haus, aber die von Merz ausgerufene „Brandmauer" gegenüber der rechten AfD war demokratietheoretisch und machtarithmetisch die falsche Entscheidung. Doch ein Generalsekretär muss gegenüber seinem politischen Vorturner und seiner Partei absolut loyal sein. Also steht Carsten Linnemann wie eine Eins gegen jede Form der Kooperation mit der AfD.

Er ist jung und kann warten
Und die macht es ihm und Merz leicht mit ihrer Untertänigkeit gegenüber dem Kriegstreiber in Moskau und ihrer Europafeindlichkeit. Man müsse auch mal darüber nachdenken, ob Deutschland aus der NATO austreten sollte, hat der AfD-Philosoph Tino Chrupalla im Dezember noch öffentlich sinniert. Der Mann ist neben Alice Weidel Parteichef. Und dann macht er so ein Fass auf, während Deutschland und Europa Hunderte Milliarden Euro mobilisieren, um ihre Verteidigungsbereitschaft gegenüber Russland wieder herzustellen und Friedrich Merz Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine liefern will, damit die sich effektiv zur Wehr setzen kann. Wie soll da eine Zusammenarbeit funktionieren? Das wird auf viele Jahre überhaupt kein Thema bei der Union sein.

Carsten Linnemann ist 47 Jahre jung, er hat alle Zeit der Welt, um seine ohnehin wachsende Anhängerschaft in der CDU weiter auszubauen. Er spielt weiter eine zentrale Rolle im Kosmos von Merz' engsten Mitstreitern. Und falls die Koalition mit der SPD in Sachen Politikwende ein Flopp werden sollte, was angesichts der Schwierigkeiten allein schon bei den Verhandlungen nicht auszuschließen ist, dann war der Ostwestfale aus Paderborn immerhin nicht unmittelbar dabei.

Dann könnte sie doch noch kommen, die Stunde des Carsten Linnemann.

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Zitat des Tages: „Die Waffenruhe-Ideen der Amerikaner für die Ukraine ähneln dem, was eine Minderheit der deutschen Öffentlichkeit bereits wenige Monate nach Kriegsbeginn prophezeit hat. Erstens: Über ein Kriegsende wird in Washington und nicht in Kiew entschieden. Zweitens: Die Ukraine wird die Krim und verlorene Gebiete im Osten an Russland abtreten müssen. Drittens: Kiew kann [...]

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Rumänien: Simion baut Vorsprung weiter aus

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Das Immunsystem sinnvoll stärken! Aber wie?

Unser Immunsystem ist ein wichtiger Abwehrmechanismus! Aber wie kann man diesen sinnvoll und natürlich stärken? * Entzündungen vermeiden! Neben Eindringlingen wie Bakterien, Viren, Pilze oder Umweltgiften können auch Bewegungsmangel, eine vitalstoffarme Ernährung, Stress, insbesondere Dauerstress oder auch zu wenig Sonnenlicht zu chronischen Entzündungen führen. Auch akuter Schlafmangel gilt als Quelle für chronische Entzündungen. Diese chronischen [...]

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3. Mai: Letzter Lagerverkauf vor COMPACT-Verbotsprozess

Decken Sie sich jetzt mit allen COMPACT-Produkten ein, die vielleicht bald verboten sind: Am 3. Mai von 11 bis 18 Uhr, Rittergut, Nöbeditz 1, 06667 Stößen. Am 13. Juni beginnt das sogenannte Hauptsacheverfahren im COMPACT-Verbotsprozess. Dann entscheidet sich, ob Faesers Verbot endgültig zurückgeschlagen wird, oder ob COMPACT doch noch illegalisiert wird. Wir sind nach dem [...]

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26 Prozent: AfD Volkspartei, Merz in Panik!

Nun mussten es also Mainstream und Altparteien anerkennen: Die AfD ist die stärkste Kraft in Deutschland. Die künftige Merz-Regierung ist mit den Nerven am Ende, streitet nun über den Umgang mit der blauen Volkspartei und auch die Verbotsfrage ist so aktuell denn je. Dominik Reichert und Paul Klemm haben die Stimmen über die stärkste AfD [...]

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Die Vatikan-Verschwörung: Freimaurer und Jesuiten

Hinter den hohen Mauern des Vatikans treibt eine finstere Kabale ihr Unwesen – mit wahrhaft satanischen Zielen. Ihre ideologischen Quellen speisen sich aus den mystischen Abgründen der Kabbala. Thorsten Schulte hat mit „Die große Täuschung“ die Geheimakten vorgelegt, Oliver Janich mit „Das offene Geheimnis“ die Punkte verbunden. Nur in Kenntnis beider Werke offenbart sich einem [...]

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Ansage!

Pakistan beweist: Afghanen-Abschiebungen sind sehr wohl möglich!

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Wenn der Ostfeldzug scheitert: Die Deutsche Bahn gefährdet die „Kriegstüchtigkeit“

“Kriegstüchtigkeit” ist das von der europäischen Politik ausgegebene Ziel – und dabei spielt Deutschland eine besondere Rolle, ist es doch eine zentrale NATO-Drehscheibe für Logistik und Transport. Dafür sollen auch Milliarden aus dem Sondervermögen zur kriegsmäßigen Ertüchtigung der Infrastruktur eingesetzt werden. Allerdings gibt es da ein Problem: Denn im Transportbereich liegt die Verantwortung bei der […]

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US-Außenminister Marco Rubio sagt Ukraine-Friedensverhandlungen ab: Die USA verlieren die Geduld

Gestern sollten in London eigentlich konkrete Verhandlungen zum Ende des Ukraine-Krieges stattfinden. Doch dann ließ US-Außenminister Marco Rubio das Treffen zwischen seinen Amtskollegen aus der Ukraine und Russland kurzfristig platzen. Er kündigte außerdem an – zum wiederholten Male zwar, diesmal jedoch mit besonderem Nachdruck – dass die USA gänzlich aus den Verhandlungen aussteigen würden. Was […]

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HydraVital: Der perfekte Schutz vor Erschöpfung, frühzeitiger Hautalterung und Krankheit

Fit und aktiv in jedem Alter: Ein brandneues Produkt von Heilnatura, dem Hersteller hochwertiger Nahrungsergänzungs- und Gesundheitsprodukte auf rein natürlicher Basis in bester Bio-Qualität, bietet wirksamen Schutz vor Ermüdungs- und Alterungserscheinungen körperlicher und psychischer Art: Heilnatura HydraVital ist eine kraftvolle Kombination aus Hyaluron, Kollagen und Taurin, die den Körper von innen heraus stärkt und dabei […]

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Sterben für Friedrich Merz?

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs mit über sechs Millionen Toten allein in Deutschland stehen wir wieder an der Schwelle eines großen Krieges. 1939 war es ein größenwahnsinniger Verrückter, der die halbe Welt ins Unglück stürzte; diesmal sind es viele kleine, aber nicht minder größenwahnsinnige Verrückte, die – durch den politischen Erfolg ihrer großen und […]

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Totalkontrolle und Enteignung: Neue EU-Behörde AMLA überwacht Vermögen und Finanzen aller EU-Bürger lückenlos

Die EU schickt sich nun endgültig an, zum totalitären Überwachungsmoloch mit absolutem Zugriff auf seine Untertanen zu werden. Zum 1. Januar 2028 soll ihre neue Aufsichtsbehörde AMLA (Anti-Money Laundering Authority) mit Sitz in Frankfurt am Main ihren Dienst aufnehmen. Offiziell besteht der Auftrag in der Bekämpfung von Geldwäsche und anderen Formen von Finanzkriminalität, doch dies […]

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Journalistenwatch

Krebskranke Kinder sind egal: Sperrt Ebay AfD-Sneaker-Versteigerung?

Die AfD-Politikerin Anna Nguyen wollte einen Schuh im „AfD-Stil“ auf Ebay für einen wohltätigen Zweck versteigern. Der linksgrünen Hybris hat es aber offensichtlich nicht gepasst nicht gefallen. Die Auktion wurde offenbar von Ebay blockiert und Gebote gesperrt. Jetzt müssen eben krebskranke Kinder auf das dringend benötigte Geld verzichten.  Vergangene Woche kündigte die hessische Landtagsabgeordnete der AfD, […]

Stephan Homburg testet „GROK“: Ganz schön manipulativen

Dass KI zur Verdummung der Menschheit führt, wissen ja bereits die Kinder, die noch in der Lage sind, selbst zu denken. Denn KI, auch GROK verwendet lediglich die vorhandenen – also von Linken zur Verfügung gestellten Infos und Quellen.  Die Maschine ist also reichlich manipulativ. Das hat jetzt auch Stephan Homburg festgestellt: „Nach einer Stunde […]

Segnung der wahllosen Einbürgerung: 16-jähriger vorbestrafter „Deutsche Fadi“ ersticht Hausmeister

Das sind die Segnungen der wahllosen Einbürgerung: Ein 44-jähriger Hausmeister wird von zwei  16-jährigen, polizeibekannter Gewalttäter – den „Deutschen“ Fadi F. und seinem Kumpel Bajram B. erstochen. Am 2. Aprilabend verfolgten die beiden 16-Jährigen ihr Opfer in Gelsenkirchen auf  seinem Weg nach Hause. Dass ihnen der stämmige, 1,90 Meter große Hausmeister Mirko P.  körperlich überlegen […]

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SPD – Politische Heimat für viele Muslime?

Auf X kursiert eine Statistik von INSA, die tief blicken lässt: Die AfD ist danach insbesondere bei den „Gottlosen“ beliebt, während die Strenggläubigen eher die SPD und die Linke bevorzugen. Merkwürdig. Natürlich wird – wie immer bei diesem Thema heftig diskutiert: Darum ist die Massenmigration aus diesen Ländern natürlich im Interesse der Linken Parteien. Da […]

Bremer Jungsozialistentrupp Jusos fordert CDU auf, Ostermann auszuladen

Die Jugendorganisation der SDP, die Jusos fordern, dass die CDU eine Veranstaltung mit dem Bundespolizeigewerkschafter Manuel Ostermann absagt. Der Jungsozialistentrupp faselt davon, dass rassistischer Hetze eine Bühne geboten werde.  Die Jusos Bremen fordern öffentlich die Ausladung des CDU-Politikers und Bundespolizisten Manuel Ostermann von einer CDU-Veranstaltung in der Bremischen Bürgerschaft. Der Vorwurf des Jungsozialistentrupps: Ostermann sei […]

Selbstbestimmung auch für Hunde: Einfache Namensänderungen ab 1. Juli 2025 möglich

Eine nicht allzu abwegige satirische Vision Seit dem 1.11.2024 dürfen Menschen in Deutschland bekanntlich ihren Namen und ihr Geschlecht selbst bestimmen und in den Personalausweis eintragen lassen. Thomas wird zu Lena, Stefan zu Stefanie, alles kein Problem. Ein Gang zum Amt genügt. Noch gilt das Gesetz nur für Menschen, nicht für unsere treuesten Freunde, unsere […]

Der Sandwirt

Gegen den Strich …

Diesen Text gibt es auch als Episode im Wurlitzer, dem Podcast des Sandwirts: Hier. Nach Thomas Hobbes gibt es kein Widerstandsrecht gegen den übergriffigen Leviathan, die Staatsgewalt. Richtig? Falsch! Nach Hobbes gibt es eine Widerstandspflicht, wenn die Staatsgewalt Leben und Eigentum eines Bürgers bedroht statt schützt. Nach Jean-Jacques Rousseau ist jeder Bürger durch einen fiktiven...

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Der Tod ist wieder ein Meister aus Deutschland 

Bei manchen Meldungen fragt man sich unwillkürlich, was die Satire eigentlich noch darf, wie es Kurt Tucholsky einst formulierte. Nehmen wir Patrick Sensburg, den Vorsitzenden des Deutschen Reservistenverbands. Dieser forderte allen Ernstes die Wiedereinführung der gelben „Panzerschilder“ an Autobahnbrücken, da die Bundeswehr nicht wisse, „über welche Brücke sie noch Panzer bringen kann“.  Diese Schilder, offiziell...

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Der Koalitionsvertrag aus energiepolitischer Sicht

Er sollte den Aufbruch in eine Politikwende bringen, der Koalitionsvertrag „Verantwortung für Deutschland“ von SPD und CDU. Vor allem für die Unions-Wähler hält dieser jedoch viele Enttäuschungen parat, was auch für die Energiepolitik gilt. Diese knüpft nahtlos an die Energiewendepolitik der Vorgängerregierungen an, sodass eine grundlegende Besserung der fatalen Lage Deutschlands eher unwahrscheinlich wird. Eine...

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Stolz und Vorurteil

Das Werk „Stolz und Vorurteil” von 1813 ist der bekannteste Roman der britischen Schriftstellerin Jane Austen. Das Werk ist zugleich Liebesroman und eine zeitgenössische Studie der englischen Gesellschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Um es nicht spannend zu machen: Die Grete kriegt ihren Hans – aber erst nach einer endlosen Folge von Verzögerungen und Komplikationen,...

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Der Tausch als „binäres Zahlungsereignis“

Diesen Text gibt es auch als Episode im Wurlitzer, dem Podcast des Sandwirts und im Televisor des Sandwirts: Hier. Protokolle der Aufklärung #35 Das Aktionsfeld der Wirtschaft ist der Markt. Der Markt ist kein Ort im räumlichen Sinne, sondern ein vielfältiges Gebilde. Ludwig von Mises betonte zurecht, dass es sich hier um einen Prozess handelt....

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El Cid

Diesen Text gibt es auch als Episode im Wurlitzer, dem Podcast des Sandwirts: Hier. Es gibt Namen, deren Glanz die Jahrhunderte überdauert – nicht nur, weil sie mit makellosen Taten glänzen, sondern auch, weil sich in ihnen eine archetypische Vorstellung von menschlichem Widerstand verdichtet: Sie werden zu Projektionsflächen kollektiver Ideale, deren historische Gestalt hinter dem...

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Auf dem Plattenspieler: Black

Künstler: Black Song: Wonderful Life – veröffentlicht auf dem gleichnamigen Album, A&M Records 1987 Eines Tages, als ich klein war – ein Tag wie viele andere, aber irgendwie lebhaft in meiner Erinnerung geblieben – rief mich meine Großmutter vom Hof zum Mittagessen. Ich nahm am Tisch auf der Terrasse Platz, eine leichte Brise wehte, die Sonne...

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Die Problem Solver

Die beiden Chefverhandler im Ukraine-Konflikt, Dmitrijew und Witkoff, sind keine Politiker oder Diplomaten, sondern ausgebuffte Business-Profis. Warum das gut ist, kommentiert Oliver Gorus. Diesen Beitrag im Wurlitzer anhören: Alternativ können Sie den Podcast auch bei anderen Anbietern wie Apple oder Overcast hören. Dieser von Oliver Gorus selbst eingesprochene Audio-Beitrag ist in Textform erschienen beim Magazin...

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Vera Lengsfeld

Das BSW-Showdown in Thüringen

von Philipp Lengsfeld Eine echte Untugend „unserer Demokratie“ ist die Unfähigkeit zur ehrlichen Fehlerkultur. Dabei sollte auch in Deutschland jeder Organisation eigentlich klar sein, dass sich Fortschritt und Innovation vor allem durch Versuch und Irrtum entwickeln. Nur wer etwas versucht und riskiert, kann auch Erkenntnisse gewinnen, aber natürlich nur, wenn man ehrlich bilanziert. Beim Bündnis … „Das BSW-Showdown in Thüringen“ weiterlesen

Die Koalitionsvereinbarung Union/SPD ist freiheitsfeindlich

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CDU-Urgestein und Ex-Ministerpräsident fordert Mitgliederentscheid über Koalitionsvertrag!

An den Bundesvorstand der CDU Deutschlands Offener Brief – Sundhagen/Salzwedel, 15. April 2025 Sehr geehrter Herr Merz, sehr geehrte Mitglieder des Bundesvorstandes der CDU Deutschland, als langjähriges Mitglied der CDU, als erster Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen-Anhalt nach der Wende, nehme ich mit größter Sorge die Entwicklung der CDU zur Kenntnis. Es wurden vor der Bundestagswahl … „CDU-Urgestein und Ex-Ministerpräsident fordert Mitgliederentscheid über Koalitionsvertrag!“ weiterlesen

Kein Koalitions-, sondern ein Wohlstandsvernichtungsvertrag

Selten ist so viel Lärm um ein Papier gemacht worden, das der zukünftigen Regierung als Handlungsrichtlinie dienen soll. Vertrag kann man es nicht nennen, denn Verträge sind verbindlich und müssen eingehalten werden. Hier wird aber jede Festlegung von vornherein unter Finanzierungsvorbehalt gestellt, also mit einem Freibrief im Falle der Nichteinhaltung versehen. Nur eins steht fest: … „Kein Koalitions-, sondern ein Wohlstandsvernichtungsvertrag“ weiterlesen

Klima-Wahrheit: Es lässt sich nicht politisch lenken!

Seit fast drei Jahrzehnten wird der Westen mit einer beispiellosen Klimapropaganda überzogen. Angeblich würde menschengemachtes CO2-Klimagift den Planeten so aufheizen, dass es zur „Selbstverbrennung“ (Joachim Schellnhuber – Klimaberater von Ex-Kanzlerin Merkel ) käme, wenn die Politik nicht weltweit Schritte unternähme, um die Erwärmung auf 1,5° zu begrenzen. Wer Zweifel anmeldet, weil er, wie ich, noch … „Klima-Wahrheit: Es lässt sich nicht politisch lenken!“ weiterlesen

Dushan Wegner

Rosen, Moschus und Patschuli (und Dreck)

Erfahrener Stadtbewohner zu sein bedeutet auch, Obdachlosen auszuweichen. Und wir müssen es auf eine Weise tun, die das »Problem« umschifft, aber den Ekel nicht zeigt (auch das gilt als unfein). Letztens aber, in unserer Stadt … ach, lest selbst!

Der Einfluss Kierkegaards auf Camus wird unterschätzt

Wie reagierst du, wenn die EHRLICHE Reaktion die Umstehenden verstören würde, beleidigen würde, vor den Kopf stoßen würde? (Woraufhin sie dann DICH aus dem Raum stoßen, mit dem Kopf voran …)

Man wird die Kunst verbieten (oder das Lesen)

Bald werden sie (wieder) Kunst verbieten. Kunst transportiert Inhalte, die sonst nicht gesagt werden können. Genau das aber fürchten Zensoren! (Statt Kunst zu verbieten, können sie auch dafür sorgen, dass die Menschen zu dumm sind, Kunst zu »lesen«.)

Ich auch, lieber Zeitreisender

Die Welt ist Unordnung. Oder sie wird umgebaut zu einer Ordnung, die weder du noch ich ganz verstehen. Ich bin mir nur einer Sache sicher: Selten war es wichtiger, die eigene innere Ordnung sicherzustellen.

Das Publikum applaudierte (ich weiß nicht, wieso)

Du besuchst ein Konzert. Orchester, 2 Tenöre, 1 Sopran. Alles wunderbar, großer Genuss. Nach der Pause aber erfährst du, dass die Sopranistin eine Erkältung auskuriert. Ärgerst du dich auch, dass du den ersten Teil zu Unrecht ganz hervorragend fandest?

Matthias Matussek

Matussek!: Langhans

Am Karfreitag wird’s still: Matussek spricht mit Rainer Langhans über Sterben, Auferstehung und die Liebesbotschaft des Christentums. Ein Gespräch über Krankheit als Erkenntnisweg, Kommune 1, Trump, Heidegger, Pazifismus – und das ewige Leben. Jetzt reinhören!

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Matthias Matusseks Ostergrüße: „Wir bekennen uns zum Abendland und Christentum!“

Während Kirche und Politik wanken, lebt die christliche Botschaft kraftvoll weiter: Matussek ruft zur Rückbesinnung auf den Geist des Auferstandenen – als flammendes Symbol für die Identität des Abendlandes. Ein leidenschaftlicher Kommentar.

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Politische Kaste außer Rand und Band | Matussek & Reinhardt Ausgabe #22

Sieben Monate Haft auf Bewährung für den Chefredakteur des Deutschland-Kuriers David Bendels aufgrund eines geteilten Memes mit Nancy Faeser. Diesen und anderen Irrsinn diskutieren Matussek und Reinhardt in der neuen Ausgabe Nr. 22. Das Gespräch findet wie gewohnt in deutlicher Sprache statt.

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Matussek!: Mosebach

Matussek serviert diesmal nur das Beste: die 500 größten Rocksongs laut Rolling Stone – von Dylan bis Santana – und dazu literarische Höhenflüge mit Martin Mosebachs neuem Roman Die Richtige. Begleitet von Gedanken über Konservatismus, Reaktion, Trump und ein Skandalurteil aus Bamberg. Mit Roger Scruton, YouTube-Perlen und Hörerbriefen – eine Folge zwischen Rock’n’Roll und politischer Tiefenschärfe. Jetzt reinhören!

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Matussek!: Bee Gees

Mit den Bee Gees im Ohr marschiert Matussek durch den täglichen Wahnsinn – von Fiss bis Leipzig, von Hitler bis Karl May. Zwischen Untergangsszenarien, Literaturwundern und Disco-Klassikern reflektiert er über Geschichte, Identität und das Wunder des Lesens. Ein wilder Ritt durch Zeit, Kultur und persönliche Erinnerungen – mit Soundtrack von Barbra Streisand bis „Saturday Night Fever“. Jetzt reinhören!

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Roger Letsch • Unbesorgt

Tollkühne Frauen in einer fliegenden Kiste

Der Unterschied in der Berichterstattung könnte kaum größer sein: Die erfolgreiche Rückkehr einer Dragon-Kapsel von SpaceX am 19. März mit zwei gestrandeten Nasa-Astronauten wurde medial eher schulterzuckend registriert, während der Flug der „New Shepard“ von Blue Origin am 14. April mit Pressesuperlativen überschüttet wurde. Seit sechzig Jahren sei dies der erste Weltraumflug, bei dem nur […]

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Die Doppelmoral deutscher Medien beim Thema Raumfahrt

Etwa 500 Meter hoch stieg die Rakete. Doch der hin und her gehende Vektor des Abgasstrahls verriet schon nach wenigen Sekunden, dass etwas nicht stimmte. Die Bodenkontrolle schaltete die neun Triebwerke aus, und die etwa 30 Meter lange Spectrum-Rakete des deutschen Start-ups Isar Aerospace schlug nur wenige Hundert Meter vom norwegischen Startplatz entfernt mit einer […]

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Wie man Goldbarren von der Titanic wirft

Wohl jeder kann heute einige der Projekte nennen, bei denen auf Kosten der Steuerzahler Programme von zweifelhaftem Nutzen rund um die Welt finanziert wurden und werden. Synonym dafür sind in Deutschland die Radwege in Peru, in den Vereinigten Staaten sind die bekannten Absurditäten dank DOGE (Anm. d. Red.: Effizienz-Abteilung der US-Regierung, initiiert von Elon Musk) mittlerweile so zahlreich, […]

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Murphy’s Law im Weißen Haus

War doch nur alles Theater? Die verschränkten Arme Selenskyjs, Trumps abwehrende Handbewegungen und der erhobene Zeigefinger, Außenminister Rubios versteinerte Miene? Und bedeutet Trumps abschließendes „It will be great television“ nicht genau das, die Bewertung einer Show? Möglich, aber wenig wahrscheinlich. Die Verstimmung ist echt, und wer nicht nur die letzten sieben Minuten des Gesprächs zwischen […]

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USAID-Fake News: Vom Quaken der Frösche im Sumpf

Was wohl geschieht, wenn man sich ausgerechnet in Washington D.C. niederlässt, um als Auslandskorrespondent aus den USA zu berichten? Man besucht dort Veranstaltungen, isst in schicken Restaurants und kauft bei Whole Foods ein, betreibt das, was man für gewöhnlich Networking nennt und wird mit „exklusiven Informationen“ an die Sphären der Macht herangeführt. Nun, zunächst einmal schmeichelt das […]

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Hadmut Danisch

Vom Fotografieren auf dem Mond, und was man aus dem Fotografieren nackter Frauen dafür lernen kann

Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht. Ein Leser fragt an: Hasselblad und das Fotografieren auf dem Mond Hallo Herr Danisch, kennen Sie sich auch mit der Hasselblad, ihren fotografischen Finessen und Möglichkeiten und mit ihrer Benutzerfreundlicheit aus? Ich würde gerne wissen, zu welcher Einschätzung Sie zu den ab Minute 20:33 erläuterten Umständen in […]

Stell Dir vor, es ist Maischberger und keiner geht hin …

Vom Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk. Als ich nach Berlin gezogen bin, habe ich damals mal so eine Tour durch die Talkshows gemacht und mich bei einigen Talkshows in Berlin als Zuschauer angemeldet. Damals kostete das oft noch Eintritt, aber ich habe damals mitbekommen und mir wurde dann auch bestätigt, dass es denen dabei gar nicht um das […]

Jetzt geht’s auch mit dem Gehen nicht mehr …

Aktuelles von den künftigen Rentenzahlern. Dass Schulkinder immer schlechter lesen, schreiben und rechnen können, hatten wir. Dass sie oft ohne Frühstück und nachlässig gekleidet oder im Schlafanzug in die Schule kommen, hatten wir auch. Die Sache mit den Windeln hatten wir neulich diskutiert. Heute kam im Radio – leider habe ich noch keine Online-Meldung dazu […]

Entgenderung nach Microsoft-Art?

Entledigt sich Microsoft der Bullshit-Jobber nach Politikwechsel zu Trump? Ziemlich viele US-Unternehmen lassen in letzter Zeit, nicht erst, aber besonders seit der Wahl von Trump, den ganzen Quoten- und Förderkram fallen, schaffen die Diversität, Affirmative Action und so weiter ab. Manche sagen es offen. Andere verstecken es hinter Produktivitätstests. Golem schreibt über Microsoft (von Business […]

Spaß mit Sparse Files

Man was zum Lachen für IT-Insider. Was ein Sparse File ist, wisst Ihr? Unix-…. naja, nicht Grundwissen, schon fortgeschritten, gab es meines Wissens auch nicht ganz von Anfang an, sondern erst in einer späteren Entwicklungsstufe. Also, gut, ich erklär’s. Da stellen wir uns mal ganz dumm und fragen: Was ist ein Dateisystem? Datenspeicher für den […]

Geolitico

Franziskus und das Martyrium der Katholischen Kirche

Papst Franziskus ist tot. Seit Monaten schon herrschte Endzeitstimmung im Vatikan. Die Katholische Kirche steht an einem Wendepunkt. Papst Franziskus ist tot. Am Ostersonntag sprach er noch einmal den traditionellen Segen. Heute ist das Oberhaupt der Katholischen Kirche nach langer und schwerer Krankheit an den Folgen eine Bronchitis gestorben. Infolge seiner angeschlagenen Gesundheit konnte der Argentinier der Weltkirche schon seit langem kaum mehr Impulse geben. Hinter den vatikanischen Mauern laufen sich bereits seit Monaten die potenziellen Nachfolger warm. Wie sieht die Bilanz des Papstes vom anderen Ende der Welt aus? Zu viele Baustellen In Sachen Diplomatie, einer klassischen Domäne des Vatikans, sieht das Fazit gemischt aus. Mit seinem harsch kritisierten Aufruf an die Ukraine, die weiße Fahne zu hissen, stieß Franziskus die eigene Kurie und die internationale Politik vor den Kopf. Dafür war die Begeisterung im Kreml groß: Der Papst sei ein wahrer und aufrichtiger Förderer von Humanismus, Frieden und traditionellen Werten. Franziskus gehöre zu den wenigen politischen Führern, die einen strategischen Blick auf die Probleme der Welt hätten, lobten die Diplomaten Moskaus den Pontifex. Dass es sich um vergiftetes Lob handelte, dürfte Franziskus klar gewesen sein. Er wirkte wie ein nützlicher Idiot für Putins Politik, während die Autorität des [...]

Friedrich Merz’ Machtwille und Irrtum

Arbeitskoalition, BlackRot, Mini-GroKo? Die Republik sucht noch einen griffigen Namen für die neue Bundesregierung. Am 7. Mai ist CDU-Chef Merz am Ziel seiner Träume. Konservativ heißt, nicht nach hinten blicken, konservativ heißt, an der Spitze des Fortschritts marschieren.“ Was CSU-Legende Franz Josef Strauß seinen Kritikern entgegenhielt, scheint für heutige Konservative nicht mehr zu gelten. Den Fortschritt bestimmen nicht Friedrich Merz und Bayern-Chef Markus Söder. Den Lauf der Dinge bestimmt der Wahlverlierer Lars Klingbeil mit seiner SPD. 55 Kommissionen, 88 Prüfaufträge, Finanzierungsvorbehalt Gleich zu Beginn macht Merz einen fatalen Fehler. Er serviert den Sozialdemokraten auf dem Silbertablett das nach dem Kanzler wichtigste Amt – das des Finanzministers. Dazu bleibt mit dem Verteidigungsministerium ein weiteres Schlüsselressort in Händen der SPD, das künftig über nahezu unbegrenzte Geldmittel verfügt. Mit der Überlassung dieser Ministerien erklärt der vermeintliche Wahlsieger Merz seinen Bankrott und den seiner Partei. Beim sozialdemokratischen Partner laufen alle Fäden zusammen: Klingbeil als wahrscheinlicher Finanzminister darf weiter die unzähligen linken Vorfeldorganisationen finanzieren inklusive der Antifa, zu welchrr der SPD-Vorsitzende selbst Verbindungen aus seiner Vergangenheit hat. Hinzu kommt, dass mit dem Digitale-Dienste-Gesetz der EU das Geld weiter sprudelt für Trusted Flagger via Bundesnetzagentur, die sich gegen Hassrede im Internet kümmern sollen. Vermeintlich Fortschrittliche sprechen [...]

König Charles III. hofiert Donald Trump

König Charles III. lädt US-Präsident Donald Trump zum Staatsbesuch nach Großbritannien ein. Die Monarchie spielt eine Schlüsselrolle in den Beziehungen zum schwierigen Gast aus Washington. Briten-Premier Keir Stamer überreichte im Oval Office vor laufenden Kameras einen Brief an den US-Präsidenten. Es war eine persönliche Einladung von König Charles an Donald Trump, der sich sichtlich darüber freute. Es ist bekannt, dass der Amerikaner die britische Monarchie bewundert und ein großer Fan von Elizabeth II. war. Ob das auf Gegenliebe beruhte, bleibt eines der vielen Geheimnisse, die die Jahrhundert-Queen mit ins Grab genommen hat. Ihr Sohn und Nachfolger ist ein Naturschutz-Aktivist der ersten Stunde und kein Freund isolationistischer Politik. Multilateralismus, Klimaschutz und fairer Handel sind für Charles politische Ziele. In so ziemlich allem das Gegenteil von Donald Trumps Weltsicht. Man kann sich gut vorstellen, was der König von seinem Besucher hält, aber er wird zweifellos die Zähne zusammenbeißen und es wie seine Mutter machen: Keep calm and carry on – Ruhig Blut und weitermachen! Die US-Medien waren entzückt über die royale Einladung, die Trump zum einzigen US-Präsidenten macht, der zweimal von einem britischen Monarchen empfangen wird und dann auch von zwei verschieden. „Historisch“ titelte die Presse, und es tauchten schnell Gerüchte auf, [...]

Annalena Baerbock irrlichtert durch die Weltgeschichte

Deutschland verliert seine Außenministerin und irrlichternde Welterklärerin Annalena Baerbock an die Vereinten Nationen – leider wohl nur für ein Jahr. Wir müssen die unterschiedlichen Methoden genau analysieren, weil es eben nicht ein Krieg ist, der wie im 19. Jahrhundert geführt wird, mit Panzern alleine“, analysierte Außenministerin Annalena Baerbock bei Markus Lanz, als es um einen möglichen Angriff Russlands auf Nato-Territorium ging. Aber das ist noch längst nicht das Ende der Geschichte. Die Geschichte muss neu geschrieben werden Einigermaßen in historischen Zusammenhängen bewanderte Zuschauer müssten sich die Ohren geputzt haben, was Annalena Baerbock über Kriegstechnik des vorletzten Jahrhunderts zum besten gab. Militärhistoriker und Kunstmaler müssen die Schlachten von Napoleon bis zu den deutschen Einigungskriegen völlig neu bewerten. Weiß die Außenministerin mehr als bisher alle anderen Experten? Dass Napoleons furiose Siege bei Jena und Austerlitz oder die vernichtende Niederlage bei Waterloo mit Kampfpanzern geführt wurden, dürfte völlig neu sein. Dass sich auch das russische Heer mit Panzerverbänden bereits vor 1941 gegen seine Feinde durchgesetzt haben soll, ist mysteriös. Von Panzern im 19. Jahrhundert weiß allein Annalena Baerbock. Durchaus überraschend waren in der Lanz-Sendung auch Baerbocks weitere Erläuterungen. Für sie sei am Krieg in der Ukraine besonders, dass er ein “hybrider Krieg ist, [...]

Eine Afrikanerin für Olympia und Deutschland als Spielverderber?

Die Afrikanerin Kirsty Coventry wird Chefin des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Was heißt das für den Weltverband und die deutschen Olympia-Träume? Kirsty Coventry ist überglücklich und redet von einem „außergewöhnlichen Moment“. Ihr Vorgänger, der deutsche Fecht-Olympionike Thomas Bach, spricht von einer historischen Wahl in der griechischen Küstenstadt Pylos. Mit Superlativen geizt das IOC grundsätzlich nicht, so sind die jeweiligen Spiele immer die besten, die es je gab. Für den IOC-Präsidenten Bach sollte die 144. Session des Verbands seine eigenen Abschiedsspiele werden. Im antiken Hain von Olympia verabschiedete sich „Mr. Olympia“ mit einer kitschigen Zeremonie vom Amt und zwölf Jahren an den Schalthebeln des Weltsports. Allein über den Bach führt der Weg Die Neue ist zweifache Goldmedaillengewinnerin im Schwimmen und wurde von Bach systematisch als Nachfolgerin aufgebaut. Sie hat neben ihrem Wirken im IOC politische Erfahrung in ihrer Heimat Simbabwe gesammelt. Dort war sie bisher Sport- und Kulturministerin im Kabinett des autokratischen Präsidenten Emmerson Mnangagwa. Kirsty Coventry kennt sich also mit autoritären Verhältnissen bestens aus. Eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche IOC-Leitung mit Blick auf Ausrichter wie China oder Russland – und den Weltverband selbst. Der emeritierte Olympier Bach versteht sich glänzend mit Politikern wie Xi oder Putin, den er einen [...]

Fassadenkratzer

Nur der Souverän selbst könnte Krieg beschließen – niemand sonst!

Nun verteufeln sie Putin, faseln von Kriegstüchtigkeit, von Milliarden-schwerer Aufrüstung, die wenigen Herrschenden mit dem „absoluten Willen zur Macht“ 1, und spielen, Wahnsinn, mit Taurus-Raketen gegen Russland. Von solchen Macht-Typen sind immer die Kriege ausgegangen, und jetzt schon wieder? – Doch jetzt ist das Volk der Souverän, und sie sind seine Diener, sie haben es … Weiterlesen "Nur der Souverän selbst könnte Krieg beschließen – niemand sonst!"

Der „absolute Wille zur Macht“ – über den Souverän

Angela Merkel äußerte sich am 10.4.2025 live im Deutschlandfunk bei „Kultur im Humboldt Forum Berlin“ zu den Koalitionsgesprächen zwischen der Union und der SPD.1 Dabei sei sie, wie die apollo-news berichten2, voller Anerkennung für Friedrich Merz gewesen: „Die Altkanzlerin erklärte (…) lobend, Merz habe einen ´absoluten Willen zur Macht` gezeigt und seine Chance genutzt, Kanzler … Weiterlesen "Der „absolute Wille zur Macht“ – über den Souverän"

Die heute unbekannte Dimension des Wesens Christi

Der Doppelname Jesus-Christus bezeichnet den Menschen Jesus von Nazareth und das hohe Gotteswesen Christus, das sich mit der Jordantaufe in Jesus inkarnierte. Letzteres wurde noch bis zum 3. Jahrhundert an Epiphanias, am 6. Januar, als das eigentliche Fest der Christgeburt gefeiert. Doch dann begann man der Geburt des Menschen Jesus  am 24. Dezember, dem heutigen … Weiterlesen "Die heute unbekannte Dimension des Wesens Christi"

Poetische Klage einer Schwer-Impfgeschädigten – „Leben ohne Leben“

Die „Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie“ (MWGFD) geben immer wieder Impfgeschädigten eine Stimme. Sie dürfen in ihrem Leid, ihrer oft auch ungeheuren seelischen Not nicht vergessen werden. „Die heute 26-jährige Annika stand kurz vor dem Abschluss ihres Studiums, als sie sich, genötigt durch den Druck an der Universität, impfen ließ. Kurz danach … Weiterlesen "Poetische Klage einer Schwer-Impfgeschädigten – „Leben ohne Leben“"

Jürgen Fliege: „Der Weg der Würde“ – Brief an eine Gefangene in der U-Haft

Aus „einer tiefen Ablehnung der staatlichen Institutionen“ heraus sollen „Reichsbürger“ einen Putsch geplant haben.1 Fast zwei Jahre sitzt Johanna Findeisen aus Frickenhausen, 54 Jahre und Mutter von drei Kindern, bereits in Untersuchungshaft. Fakten zu Straftaten, auch geplanten, seien nicht aufzufinden, so Prof. Martin Schwab, einer der Verteidiger. Und er wirft der JVA vor, die Gefangene … Weiterlesen "Jürgen Fliege: „Der Weg der Würde“ – Brief an eine Gefangene in der U-Haft"

Alexander Wallasch

Mathias Döpfner will den totalen Krieg – Springer ist zu tief verstrickt

Mathias Döpfner und Axel Springer haben deutsche Waffenlieferungen in den Ukraine-Konflikt mit Propaganda befeuert. Nun reagiert der Springer-Boss auf Friedenspläne mit martialischen Parolen, um von der eigenen Verantwortung abzulenken.

Petr Bystron mit EU-Delegation an der afghanischen Grenze

Petr Bystron kritisiert Charterflüge des Auswärtigen Amts, um Afghanen nach Deutschland zu holen, und berichtet von Pakistans Abschiebungsankündigung. Er hält Abschiebung nach Afghanistan für möglich und fordert eine realistische Außenpolitik für deutsche Interessen.

Urlaubsreisen nach Syrien samt Taschengeld von Mutti Deutschland

Nach Assads Sturz übernimmt ein islamistisches Regime Syrien. Warum wollen syrische Asylbewerber nun Urlaub in ihrer Heimat machen? Faesers Pläne für solche Reisen legen offen: Deutschlands Asylpolitik scheint weniger Schutz als Ansiedlung zu sein.

Warum es sein muss: Sprechen wir über Welt-Herausgeber Ulf Poschardt

Ulf Poschardts Glaubwürdigkeit ist ein Trümmerfeld: Mit perfiden Angriffen diffamiert er AfD und neue Medien, um seine Widersprüche zu vertuschen. Doch jene, die die Ehre der vierten Gewalt verteidigen, lassen sich nicht einschüchtern!

Die AfD auf dem Vormarsch

AfD ist stärkste Partei: Und es gibt sicher noch wesentlich mehr Deutsche, die inhaltlich in wesentlichen Punkten mit dem Programm der AfD übereinstimmen, als solche, die sich bei Wahlen tatsächlich für die AfD entscheiden.

Deutschland zwischen Selbsthass und Sprachlosigkeit

Es ist ein paradoxes Schauspiel, das sich in der deutschen Gesellschaft abzeichnet: Teile der politischen Elite scheinen zu glauben, sie könnten ihren ideologischen Selbsthass, der sich gegen das deutsche Volk richtet, ohne Konsequenzen ausleben.

Milosz Matuschek

Ostern: Das Hochamt des revoltierenden Menschen

Es gibt Zeiten, in denen man sich fragt: Wann feiern wir eigentlich die eigene Auferstehung? Ein paar Osterreflexionen.

"Von welcher Zukunft ich träume"

Alle Werkzeuge liegen uns zu Füßen. Sind Sie bereit für ein Vernetzungsexperiment?

„Unsere Demokratie“: Das Totenbett der Volkssouveränität

Ab wann befällt die Mehrheit eigentlich mal ein „Systemunbehagen“?

Kriege des Kapitalismus

Die geleakten Signal-Chats sind ein seltenes Dokument schonungsloser Realpolitik in Sachen Krieg.

„Ob das eine Geschichte wird?“

Was will mir Peter Bichsel sagen? Spurensuche einer Synchronizität.

Egon W. Kreutzer

Polsprung im Links- und Rechtsempfinden

PaD 17 /2025 – Hier auch als PDF verfügbar: Pad17 2025 Polsprung im Links- und Rechtsempfinden Die jüngsten Umfragen sehen die AfD in der Pole-Position, also ganz vorne in der Wählergunst. Gleichzeitig ist jedem halbwegs Interessierten klar: Das hätte, selbst wenn morgen Wahlen wären, überhaupt keine Bedeutung. Die AfD bliebe in der Opposition, bekäme keinen stellvertretenden Bundestagsvorsitzenden, keinen größeren Fraktionssaal und selbstverständlich erst recht keinen Sitz im Parlamentarischen Kontrollgremium. Dies ist zu einem kleinen Teil ||| ... weiterlesen

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Ehre, wem Ehre gebührt

Du sollst Politikerinnen und Politiker ehren. Du sollst nicht Fake-Zeugnis reden, wider deine Höchsten. Du sollst nicht begehren deiner gewählten Vertreter Diäten, noch alles was ihrer ist. Ist es nicht irre? Trotz Strafandrohung und beispiellos abschreckender Urteile haben die nicht mehr von der Meinungsfreiheit gedeckten mündlichen, schriftlichen und künstlerisch gestalten Aussagen hierzulande gerade, und vielleicht gerade deswegen, Hochkonjunktur. Statt sich der Sünden zu fürchten, wird erst recht so lange an der Grenze der Strafwürdigkeit herumgelästert, ||| ... weiterlesen

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Frohe Ostern – 20. April 2025

Ostergruß aus Elsendorf Julies Bild vom Sonntag   Wolfgangs Bild vom Sonntag   Bonusbild 1   Bonusbild 2   Bonusbild 3   Bonusbild 4

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Felix Banaszak

Ein bisschen erinnert mich Felix Banaszak an Peter Ustinov in der Rolle des Nero. Als Grünen-Vorsitzender nach Lang und Nouripour gehört es zu seinen Aufgaben, die Ampel-Vergangenheit vergessen zu machen. Das ist ein Job, der nicht an Neros warme Sanierung Roms heranreicht, aber in Anklängen doch Ähnlichkeiten aufweist. Banaszaks geistige Heimat stellt sich dabei als weit größer heraus als nur das grüne Wahlprogramm. Banaszaks geistige Heimat ist das „Wir “ der demokratischen Mitte, und er ||| ... weiterlesen

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Taurus und der Kriegseintritt

Es ist keine Frage der Rechtslage. Zwischen Staaten gilt am Ende die Rechtsauffassung des Siegers. Da können sich die Experten im stillen Kämmerlein oder bei Lanz in der Talkshow vorher noch so schöne juristische Argumentationen einfallen lassen: Ob die nachher noch von Belang sind, ist vollkommen offen. Das gilt übrigens schon für die Einordnung des Konflikts. Es kann sich am Ende um eine erfolgreiche „Militärische Sonderoperation“ gehandelt haben, aber ebenso um die siegreiche Verteidigung gegen ||| ... weiterlesen

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Künstliche Intelligenz – Todesdroge der Menschheit?

PaD 16 /2025 – Hier auch als PDF verfügbar: Pad16 2025 Künstliche Intelligenz Todesdroge der Menschheit Die Frage, was die KI mit der Menschheit anstellen könnte, wird von zwei Lagern unterschiedlich beantwortet. Es gibt die eine Fraktion, die annimmt, die KI werde irgendwann ein eigenes Bewusstsein entwickeln und auf der Basis eines diesem Bewusstsein inhärenten Wertesystems damit beginnen, die Weltherrschaft zu übernehmen. Die andere Fraktion nimmt an, die KI werde zu einem immer besseren Werkzeug ||| ... weiterlesen

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Jürgen Fritz

Die Atmosphäre im Oval Office erinnert uns an kommunistische Gerichtssäle

(Dokumentation, 04.03.2025) Der ehemalige polnische Präsident und Friedensnobelpreisträger Lech Wałęsa hat einen Brief an Donald Trump verfasst, der von 38 weiteren ehemaligen politischen Gefangenen des kommunistischen Regimes in Polen mitunterzeichnet wurde. Sie alle verurteilen die Behandlung von Wolodymyr Selenskyj und der Ukraine durch den US-Präsidenten.

Warum der NGO-Sumpf komplett trockengelegt werden muss

(Jürgen Fritz, 04.03.2025) Die Trockenlegung des NGO-Sumpfes ist die transzendentale Bedingung der Möglichkeit der Demokratie. Und Ähnliches gilt für die Massenmedien, vor allem den ÖRR, der grundlegend reformiert und herunter gestutzt oder völlig eingestampft werden muss, falls nicht mehr reformierbar. Denn...

Trump hat kein Interesse am Kriegsende, ihm geht es um gute Beziehungen zu Putin

(Jürgen Fritz, 04.03.2025) Michael McFaul, Professor für Politikwissenschaft, US-Botschafter in Russland 2012-2014, schreibt: "Es gibt keine Anzeichen dafür, dass Trump jemals wirklich daran interessiert gewesen wäre, ein Ende des Krieges in der Ukraine zu vermitteln. Er möchte seine Beziehung zu Putin wieder in Gang bringen. Das ist sein Schwerpunkt."

Anschlag in Mannheim: Fahrer rast mit Auto in Menschenmenge

(Jürgen Fritz, 03.03.2025) Gegen 12:15 Uhr ist ein Mann vermutlich absichtlich mit einem Ford Fiesta im Zentrum Mannheims in eine Menschenmenge gerast. Es gibt viele Verletzte. Innenminister Strobl bestätigte, dass es mindestens zwei Todesfälle gibt. Der Tatverdächtige soll sich bei der Festnahme mit einer Schreckschusspistole in den Mund geschossen haben.

Geplant oder aus dem Ruder gelaufen? Wie es zu dem Eklat im Weißen Haus kam

(Jürgen Fritz, 02.03.2025) Nach dem Eklat im Oval Office zwischen US-Präsident Donald Trump, Vizepräsident JD Vance und dem Präsidenten der Ukraine Wolodymyr Selenskyj fragten sich viele, wie es möglich war, dass diese gemeinsame Pressekonferenz derart eskalieren konnte. Zwei Erklärungsansätze konkurrieren miteinander.

Bastian Barucker

Chefarzt erhebt auf eigene Faust Corona-Daten – ein Gespräch mit Prof. Dr. Ullrich

Die Pandemiepolitik wurde von Anfang an mit einer drohenden Überlastung des Gesundheitssystems begründet. Die dafür relevanten Datenbanken, wie das DIVI-Register zeigten jedoch über die gesamte fragliche Zeitspanne von 2020 bis 2023 bundesweit keine besonders starke Auslastung der Intensivstationen. Wie sah es nun in den Kliniken wirklich aus? Der Chefarzt der radiologischen Abteilung der Collm Klinik […]

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Künstliche Intelligenz: Nutzen und Risiken – Gespräch mit Prof. Lütge

Künstliche Intelligenz (KI) nutzt vom Menschen programmierte Algorithmen, um ihr zur Verfügung gestellten Daten zusammenzufassen und auszuwerten. Dabei spielt die Qualität dieser Daten eine entscheidende Rolle. Des weiteren gibt es sogenannte generative KIs, die Texte, Bilder, Fotos und Musik erzeugen können; ganze Spielfilme, Bachelor-Arbeiten und Musikvideos werden mittlerweile auf diese Weise erzeugt. Im Gespräch mit Christoph Lütge,  […]

Der Beitrag Künstliche Intelligenz: Nutzen und Risiken – Gespräch mit Prof. Lütge erschien zuerst auf Auf Spurensuche nach Natürlichkeit.

General a.D. zum Ukraine-Krieg – Vortrag von Harald Kujat

Am 27. März 2025 war der ehemalige Generalinspektuer der Bundeswehr Harald Kujat a.D. zu Gast bei Pfarrer Thomas Dietz in Malchow bei Prenzlau. Kujat blickt auf eine sehr erfolgreiche Militärkarriere zurück. Als Vorsitzender des NATO-Militärausschusses stand Kujat auch dem NATO-Russland-Rat vor. Die bis auf den letzten Platz gefüllte Kirche ist vielleicht ein Sinnbild für das enorme Interesse […]

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LongCovid – eine psychosomatische Erkrankung? mit Prof. Kleinschnitz

Bereits sehr früh warnten Politiker und ausgewählte Experten vor den Langzeitfolgen, die nach einer Covid-19-Erkrankung auftreten könnten. Im April 2021 bezeichnete man im Robert-Koch-Institut Long-Covid als „drohendes PH-Problem“ (die Abkürzung steht hier für Public Health, also etwa: Volksgesundheit). Seitdem bekommt diese bisher nicht klar definierte Erkrankung viel mediale Aufmerksamkeit; im November 2021 schaffte sie es […]

Der Beitrag LongCovid – eine psychosomatische Erkrankung? mit Prof. Kleinschnitz erschien zuerst auf Auf Spurensuche nach Natürlichkeit.

Corona-Bilanz mit Stanford-Professor John Ioannidis

Vor fünf Jahren begannen weltweit die sogenannten Eindämmungsmaßnahmen aufgrund eines neuartigen und zunächst als sehr tödlich eingestuften Coronavirus. Gegen die Empfehlungen bestehender nationaler Pandemiepläne wurden allgemeine Schulschließungen, Ausgangssperren, Abriegelungen, Versammlungsverbote und sogar Impfpflichten beschlossen. Diese sogenannten nicht-pharmazeutischen Interventionen (NPIs) sollten die Ausbreitung des Virus verlangsamen und stellten gleichzeitig einen erheblichen Eingriff in die bürgerlichen Freiheiten […]

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Joh. K. Poensgen • Fragen zur Zeit

Betriebsdurchsage: E-Mail

Heute hat mich jemand über den Chat angeschrieben, der ein Problem mit seinem Abbo hatte.

Gedankensplitter (53): Warum sie? Warum nicht ich?

In einem seiner letzten öffentlichen Auftritte besuchte Papst Franziskus ein Gefängnis.

Audiotext: Die Neue Rechte ist gescheitert. Was nun?

Die Neue Rechte steckt in einer strategischen Sackgasse.

Die Neue Rechte ist gescheitert. Was nun?

Die Neue Rechte steckt in einer strategischen Sackgasse.

Audiotext: Von Peking an den Potomac

Stellen Sie sich vor, Sie seien der neue Präsident von Sahelstan.

Von Peking an den Potomac

Stellen Sie sich vor, Sie seien der neue Präsident von Sahelstan.

Atlas Initiative

Wahlen in Gefahr – unterstützen Sie die Verfassungsbeschwerde zur Landtagswahl Sachsen 2024

Die Landtagswahl in Sachsen 2024 stellt das Vertrauen in unsere Demokratie auf eine harte Probe – und betrifft damit nicht nur Sachsen, sondern uns alle! Belegte Diskrepanzen von mindestens 45.000 Stimmen, ungewöhnliche sprunghafte Stimmenveränderungen bei einzelnen Parteien und Rücksprünge bei der Anzahl ausgezählter Gemeinden werfen schwerwiegende Fragen zur Auszählung der Ergebnisse in der Wahlnacht auf. […]

„Die deutsche Frage“ von Wilhelm Röpke

„Die deutsche Frage“ von Wilhelm Röpke ist das Buch eines Zeitzeugen. Es erschien in dritter Auflage 1948. Das Buch handelt in seinem ersten Teil vom Dritten Reich und seinem Ende, im zweiten Teil von den historischen Wurzeln des Nationalsozialismus und in seinem dritten Teil von der Lösung der ‚deutschen Frage‘. „Die deutsche Frage“ ist ein […]

Unschlagbarer Weg der Erleichterung

Wie der KONSENS.ME unsere Welt verändert Hartmut Bütepage Das Buch spricht Selbstständige, insbesondere in Deutschland, an, die realisiert haben, dass das Herrschaftssystem Demokratie in Zeiten der globalen Meinungsvielfalt höchstens noch Symptome behandeln kann. Die grundsätzliche Erkrankung dieses Systems lässt sich nicht mit den Mitteln heilen, die diesen Tumor im System selbst erschaffen hat. Dieses System […]

Die Genossenschaft Menschlich Wirtschaften – Gemeinsam für eine lebenswerte Zukunft

Seit Herbst 2021 bringt die Menschlich Wirtschaften eG Menschen zusammen, die an einem wertschätzenden Austausch und der Neugestaltung unserer Gesellschaft interessiert sind. Ziel ist eine Gemeinschaft, in der Geistesleben, Kultur und Wirtschaft im Sinne der Sozialen Dreigliederung gestaltet werden. Die Genossenschaft bietet ihren Mitgliedern Raum für Entwicklung und setzt Impulse für die Umsetzung von Ideen, […]

Sächsische Landtagswahl vor rechtlicher Prüfung!

Die Atlas Förderung der Initiative für Recht und Freiheit e.V. (kurz Atlas Initiative), wird die Ergebnisse der Landtagswahl in Sachsen rechtlich überprüfen lassen. Die am 01. September 2024 stattgefundene Landtagswahl zum 8. sächsischen Landtag wirft Fragen im Endergebnis auf, die die zuständigen Stellen bislang nicht bereit sind, zu beantworten oder aufzuklären. Die Atlas Initiative setzt […]

Im Rausch der Dekadenz

Das neuste Werk von Josef Kraus heißt: „Im Rausch der Dekadenz: Der Westen am Scheideweg“. Kraus rekapituliert darin einleitend mit Blick auf Tausende von Jahren Menschheitsgeschichte, dass jeder Abstieg einer Kultur oder eines Staatengebildes mit Selbstverleugnung und Überangepasstheit beginnt. Vor allem der Verlust der Selbstachtung ist für Kraus der Beginn der Dekadenz.

Ein Fest der Freiheit – Mitgliederversammlung 2024

Die Mitgliederversammlung 2024 war wieder ein freudiges Fest der Freiheit mit vielen spannenden Vorträgen, interessanten Programmpunkten und hochkarätigen Gästen.

Willy Huhn: Der Etatismus der Sozialdemokratie

Burkhard Sievert liefert in seiner Rezension „Der Etatismus der Sozialdemokratie“ eine fundierte Analyse von Willy Huhns Kritik an der Sozialdemokratie und dem Staat. Sievert beleuchtet die zentrale These, dass der Etatismus der Sozialdemokratie unweigerlich in den totalen Staat führt und die individuelle Freiheit gefährdet. Durch den Vergleich der Ideen von Huhn, Marx und Lassalle zeigt Sievert, wie die Staatsgläubigkeit der Sozialdemokratie zur Verflechtung von politischer und wirtschaftlicher Macht beiträgt und letztlich die Freiheit des Einzelnen untergräbt.

Wie wären freie Privatstädte mit Covid umgegangen?

von Titus Gebel Aus dem Auftauchen und dem Umgang mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 („Covid-19“), können Lehren gezogen werden, wie Freie Privatstädte und andere Gemeinwesen, für die Bürgerrechte und der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz maßgeblich sind, künftig mit solchen und ähnlichen Fällen umgehen sollten. Vermutlich hätte eine Freie Privatstadt eine Klausel im Bürgervertrag, die bestimmt, dass in Notfällen wie […]

Rezension: Der „Allmächtige Staat“ ist eine Mahnung und passt in die Zeit

Das Jahr 1944 war ein Jahr für herausragende Bücher von großer zeitgeschichtlicher Bedeutung, die auch heute nichts von ihrer Relevanz verloren haben. Im englischen Original erschienen Friedrich August von Hayeks The Road to Serfdom, JohnT. Flynns As We Go Marching By und Ludwig von Mises Omnipotent Government. Die jetzt erschienene deutschsprachige Übersetzung des Werkes von Ludwig von Mises trägt […]

International

Neue Zürcher Zeitung

PROMOTED CONTENT - Die strategischen Vorzeichen stehen auf Wachstumskurs

Schulthess ist die führende Schweizer Unternehmensgruppe in der Waschtechnik und steht für Innovation in der Wäschepflege. Als Pionier geht die Traditionsmarke neue Wege, mit dem Ziel, das Leben im Alltag zu vereinfachen – dies vermehrt auch international.

In Deutschland häufen sich die tödlichen Velounfälle – ältere Menschen sind besonders gefährdet

Der Strassenverkehr in Deutschland wird immer sicherer. Doch bei einer Gruppe steigt die Zahl der Verkehrstoten: den Velofahrern. Die Fahrradlobby nimmt die zukünftige Bundesregierung in die Pflicht.

Ein Schweizer taucht in Geschäften auf und überredet die Verkäufer, ihm teure Kaffeemaschinen auf Rechnung zu geben. Doch er zahlt nie

Ein dreister Versicherungsberater ergattert Geräte im Gesamtwert von fast 30 000 Franken. Eine Marke gefällt ihm offenbar besonders gut – drei Strafbefehle bieten Einblick in Gaunereien.

Messerattacke an französischer Schule: Schüler tötet einen Mitschüler, weitere sind verletzt

An einer Schule in Nantes im Westen Frankreichs hat ein Jugendlicher mehrere Mitschüler mit einem Messer angegriffen. Der mutmassliche Täter konnte gefasst werden.

Schweizer Monat

Wer das Sechseläuten als «zu wenig inklusiv» abtut, versteht Traditionen nicht

Nicht jeder Traditionsanlass muss die ganze Vielfalt der Gesellschaft abbilden. Verschiedene Anlässe können nebeneinander existieren.

Source

Die anderen sollen

Wer den Diskurs der gebildeten Schicht in der Schweiz verfolgt, erkennt ein Muster, das als Doppelmoral oder sogar als Lebenslüge ausgelegt werden kann. Es geht darum, dass das, was nach eigener Einschätzung für alle gelten soll, nicht unbedingt für einen selbst gelten soll. Verdichtet wohnen: In Diskussionen mit Linksliberalen kommt man immer wieder an diesen […]

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Trump sitzt im Zollstreit am längeren Hebel

Unter der Lupe der Spieltheorie betrachtet, agiert Trump in der Handelspolitik als «Bully». Ist sein Verhalten irrational?

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Die Eidgenossenschaft als Staatsidee hat Zukunft

Die Gesellschaft wird fragmentierter. Doch das ist ein Steilpass für das genossenschaftliche Staatsverständnis der Schweiz.

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Warum will niemand Bundesrat werden?

Die jüngste Bundesratswahl hat den Eindruck erweckt, dass das Amt an Prestige verloren habe. An der Bezahlung liegt es nicht, sondern an der Bürokratisierung, die den Job unattraktiv macht.

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Canada’s story is a cautionary tale for the Western world

The upcoming election is marked by the trade war with the US. However, tariffs are not the answer to the real challenges facing the country.

Source

Kanada ist eine Mahnung für den Westen

Die Wahl Ende April steht im Zeichen des Handelskriegs mit den USA. Doch Zölle sind nicht die Antwort für die echten Probleme, die das Land hat.

Source

Don’t trust – verify!

Bitcoin and self-custody technology are revolutionizing banking. For the first time in history, people can have full control over their assets and investments. Banks must adapt or risk irrelevance.

Source

Budapester Zeitung

Konsultation angelaufen

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Automatisierte Produktion von Impfstoffen

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KI-Symposium in Budapest

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Mehr Polizeischutz!

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Preisstabilität sorgt für Wachstum

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Deutsche Sprache ist mehr gefragt

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Fidesz und FPÖ auf Wellenlänge

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Osterfest brachte Tief

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Unser Mitteleuropa

Deutsche Migrations- und Außenpolitik: Realitätsverlust mit Ansage

Während Außenministerin Annalena Baerbock in den letzten Tagen ihrer Amtszeit noch schnell drei Charterflüge für rund 500 Afghanen aus Pakistan nach Deutschland organisieren lässt, zieht AfD-Europaabgeordneter Petr Bystron eine ganz andere Bilanz – direkt von der afghanischen Grenze. Sein Besuch in Termes (Usbekistan) mit einer EU-Delegation zeigt, was deutsche Außenpolitik längst verloren hat: den Bezug […]

„Vae victis!“ – Die Ukraine hat den Krieg verloren – Sinnloses Töten (Video)

Von ELMAR FORSTER Die westlichen Kriegs-Treiber-Medien (im Auftrage übergeordneter Polit-Profiteure, mit ihren seit Jahren verbreiteten sinn-, und wie es sich nun zeigt: inhalts-leeren Durchhalteparolen zum Sterben und zur Verstümmelung ihren überantworteten Menschen – während Oligarchen in westlichen Fünfstern-Hotels mit Luxus-Limousinen alles aussitzen) schäumen vor moralisch-geheuchelter Empörung: „US-Präsident Donald Trump hat der Ukraine und Russland ein […]

Die Fortsetzung von „Der Untergang Europas hat begonnen“!

„Heuschrecken werden über das Wasser kommen, vom günstigen Wind begleitet, aber es werden keine Tiere sein. Sie werden ganze Landstriche plündern und Gefangene nehmen, Tod zurücklassen.“ (Autor unbekannt; oft Nostradamus zugeschrieben)   „Und sie kamen … eingeladen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (und den Linken Europas): und sie brachten den Tod und den Terror in unser […]

Kirchenschändungen erschüttern Deutschland

Laut dem Bericht der Beobachtungsstelle gegenüber Intoleranz und Diskriminierung von Christen in Europa (OIDAC) [1] wurden im Jahr 2023 europaweit über 2.000 kirchenfeindliche Taten registriert, von Vandalismus über Schändungen bis hin zu Drohungen. Selbst Priester wurden angegriffen oder sogar ermordet. Von MEINRAD MÜLLER | 2025 in Mainz: Weihwasserbecken mit Fäkalien verunreinigt. Beichtstühle zerstört. Im Kraichgau […]

Ungarn kündigt seinen schrittweisen Austritt aus Institutionen der EU an

Ein politisches Erdbeben erschüttert Europa: Oeban kündigt seinen schrittweisen Rückzug aus Institutionen der Europäischen Union an. Auch aus dem Inernationalen Strafgerichtshof will sich Ungarn zurückziehen. Die Entscheidung kommt nicht völlig überraschend, aber das Tempo und die Deutlichkeit, mit der Viktor Orbán diesen Schritt vollzieht, überrumpelt selbst erfahrene EU-Beobachter. Dieses Video zeigt, welche Gründe hinter dem […]

Wird die Ukraine nun im Schnellverfahren doch EU-Mitglied?

Der Mainstream überschlägt sich momentan schier in Ankündigungen, die Ukraine werde nun so rasch als möglich in die EU aufgenommen werden. Von angeblichen Verhandlungen mit dem „höchst dubiosen“ Regime in Kiew sei da die Rede. Ukraine in keinster Weise vertrauenswürdig Seit dem Maidan-Putsch von 2014 und unter dem Kommando des damaligen völlig illegitimen, US-gestützten „Junta-Regimes“, […]

Unterhaltung: Neuigkeiten für „Brawl Stars“-Spieler

Warum sich immer nur mit den todernsten Dingen beschäftigen? Lustige Spiele können da für Abwechslung sorgen. Brawl Stars, entwickelt von dem berühmten Studio Supercell, ist ein kostenloses Action- und Strategiespiel für Android- und iOS-Geräte. Supercell, bekannt für Clash of Clans und Clash Royale, hat dieses rasante Spiel im MOBA-Genre (Multiplayer Online Battle Arena) entwickelt und […]

Feine Magazine

CATO

Editorial Heft 3 | 2025

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DIE GRÜNE STAATSPARTEI

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EIN MAESTRO AUS DEUTSCHLAND

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DER MIT DEN GRÜNEN TANZT

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»ICH BIN FURCHTLOS«

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ISRAEL, TEHERAN UND DIE UNO

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EIN GERICHT BRICHT DAS RECHT

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TUMULT

Hans Günter Holl: SINN UND KONTEXT

Kürzlich las ich eine Leskow-Biographie, die mir erschien wie aus einer längst versunkenen Welt...

Beate Broßmann: DIE VERSCHWINDENDE FRAU

Vor vielen Jahren, als das Fotografieren noch half, unternahm ich ausgedehnte Spaziergänge auf dem Leipziger Südfriedhof. Er liegt am ehemaligen Stadtrand...

Ralf Rosmiarek: BEIM BEUGEN EINES UNBEUGSAMEN

Vormärz. Raues Klima, eisiger Wind. Flüsterstimmung. Eine schaurige und bedrohliche Atmosphäre in Deutschland, vor allem aber langanhaltend. Denunziantentum...

Hans Günter Holl: EUROPA?

Douglas Murray hat im Zusammenhang mit der islamischen Invasion vom „Selbstmord Europas“ gesprochen. Doch wenngleich seine Diagnose...

Beate Broßmann: DAS SCHEIN-ERRATISCHE POLITISCHE HANDELN DES DONALD TRUMP (Teil II)

Wir haben im ersten Teil der Beleuchtung theoretischer Hintergründe der verblüffenden innen- und außenpolitischen Entscheidungen des...

Sezession

Es ist, als müsse man “die Demokratie” neu lesen

War auf Vortragsreise, sie führte nach Dresden und Linz, weiter nach Kärnten und Wien und zuletzt nach Belgrad. Begonnen hatte sie aber schon Wochen zuvor in Thüringen und Dortmund. Zwischen den Versammlungen und Gesprächen lagen lange Autostrecken, die mir unter anderem Gert Westphal verkürzte. Er las mir Thomas Manns Zauberberg vor. Die CD hatte mir […]

Massenverwaltung oder Sprung

I. Die so lebhaften wie gründlichen Erfahrungen meiner erwachsenen Jahrzehnte lehrten mich, daß insbesondere im politischen Leben nichts zu wollen oder gar zu haben ist. Die Verheißung lebendigen Mitgestaltens in der Demokratie, ihre angeblich so vielfältigen Möglichkeiten, sich aktiv einbringen, Entscheidungen beeinflussen und deren Folgen gestalten, sogar revidieren zu können, das alles hat sich für mich […]

Mehr über unser Sommerfest im Juli

Rechts, auf der Leiste neben den Beiträgen unseres Netz-Tagebuchs, sehen Sie den Eingang zum Anmeldeformular für unser großes Sommerfest. Der Verlag Antaios richtet dieses Fest zum 5. Mal aus, wir feiern am 5. und 6. Juli in Schnellroda. Es wird ein großes Fest werden. Im vergangenen Jahr wollten wir die Teilnehmerzahl auf 500 begrenzen, am […]

Kritik der Woche (73): Der Anruf

„Albanien, o je, das ist eine komplizierte Geschichte“, kann man mit einem Protagonisten des bekanntesten albanischen Schriftstellers Ismail Kadare (1936–2024) ausrufen. Der Seufzer entstammt der legendären Chronik in Stein (Salzburg/Wien 1988), und kompliziert war die Geschichte immer gewesen. Verschärft wurde das nochmal gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, als Kadare ein Kind war: Von November 1944 […]

Das Hafttagebuch von Kurt Hättasch – 12. bis 15. Tag

Der junge Familienvater und Handwerker Kurt Hättasch ist am 5. November des vergangenen Jahres in Grimma auf dem Grundstück seines Wohnhauses niedergeschossen und festgenommen worden. Ihm und sieben anderen Männern wird die Bildung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Die Ehefrau Hättaschs stellt uns nach und nach das handschriftliche Tagebuch ihres Mannes zur Abschrift und zur Veröffentlichung […]

Kritik der Woche (71): Heil Hyperpop!

Ehe ich mich der druckfrischen Novelle (?) Heil Hyperpop! von Sebastian Schwaerzel widme, eins vorab: Der ehemalige Fußball-Nationalspieler Christoph Kramer hat soeben in einem großen Publikumsverlag einen Roman veröffentlicht. Gestern brachten sie im Staatsfunk eine Besprechung dazu – einen hübschen Verriß. Der Rezensent gestand zuletzt ein, daß seine Literaturkritik Herrn Kramer wohl kaum tangieren würde: […]

Recherche D

Wikipedia-Korrektur: 23 Lebensläufe online

Bei unserer Wikipedia-Korrektur geht es voran. 23 Lebensläufe sind inzwischen online. Unser Ziel ist es, jeden Monat zehn zu schaffen. Die Neuzugänge sind: Winfried Stöcker Hansjörg Müller Thor v. Waldstein Stefan Scheil Thilo Sarrazin Michael Klonovsky David Engels Uwe Steimle Gerd Morgenthaler Michael Nehls Gerd Ganteför Ralf Schuler Die Gesamtübersicht aller Lebensläufe findet sich hier. Vor der Bundestagswahl …

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(Politisch motivierte?) Kontokündigung

Antifa-Anschläge und Büro-Kündigungen haben wir bereits durch. Jetzt hat es unser Konto getroffen. Ungefähr 15 Jahre war der gemeinnützige Verein Journalismus und Wissenschaft, der die Projekte Recherche D, Recherche Dresden und Blaue Narzisse betreibt, bei der Postbank. Das ist nun vorbei. Am 25. Januar 2025 erfuhr der Vorstand über Umwege, daß die Postbank dem Verein …

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Startschuss für unsere Startelf

Die ersten elf Lebensläufe unserer Wikipedia-Korrektur sind online. Gebündelt können Sie hier in unserem Lexikon auf Recherche‑D.de aufgerufen werden. Wir beginnen mit: dem Energieexperten André Thess. Wikipedia rückt den Professor für Energiespeicherung in die Nähe von »Klimaleugnern«. Wir halten das für eine böswillige Diffamierung und haben den Lebenslauf deshalb korrigiert. Weiter geht es mit dem …

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Wikipedia-Korrektur

Wo schauen Sie zuerst nach, wenn Sie etwas wissen wollen? 80 Prozent der weltweiten Internetnutzer befragen Google. Nur knapp zwölf Prozent nutzen die Suchmaschine bing. Unabhängig davon, ob Sie Google oder bing nutzen, ist das erste Suchergebnis dann in den allermeisten Fällen der Wikipedia-Eintrag. Wikipedia hat also ein erschreckendes Wissensmonopol. Bei naturwissenschaftlichen Beiträgen (z.B. über …

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Nachruf auf Prof. Peter Ruben

Von Lothar W. Pawliczak. Als Philosoph in der DDR erlangte Peter Ruben (1. Dezember 1933 bis 20. Oktober 2024) mit profunden Arbeiten zu Mechanik und Dialektik, zu Philosophiegeschichte und Einzelwissenschaften in den 1970er Jahren auch die Aufmerksamkeit im Westen, insbesondere dann mit seinem Ansatz für eine Philosophie der Arbeit, der auch in einem Sammelband seiner …

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Jahresplan 2025

Der Lebenslauf ist das Aushängeschild einer jeden Person. Deshalb ist es besonders ärgerlich, wenn dieser Lebenslauf von anonymen Denunzianten geschrieben, umgedeutet, verfälscht und mit Lügen garniert wird. Genau das passiert auf Wikipedia. Ich zähle zu den Betroffenen. Unsere Denkfabrik hat zudem bereits recherchiert, daß mindestens eine dreistellige Anzahl an nonkonformen Wissenschaftlern, Publizisten und Politikern ebenfalls …

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Schuldenbremse – ein zentrales, (grünes?) Wahlkampfthema?

Von Lothar W. Pawliczak. Für den „Zukunftskongreß“ der Bundestagsfraktion der Grünen, der am 30. September 2024 in Berlin stattfand, wurden gleich einleitend Mottos vorgegeben, wie man sie von den Grünen erwartet. „Die Welt von Morgen beruht auf den Weichenstellungen von heute.“ (Britta Haßelmann MdB) Es gelte einen „zukunftsoptimistischen Ansatz“ zu entwickeln, wobei es kein Thema …

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Wir selbst

Nicht im Stich gelassen – sondern zur Eigenverantwortung ermutigt: Was JD Vance Europa wirklich sagt

von Andreas Schnebel Nicht im Stich gelassen – sondern zur Eigenverantwortung ermutigt: Was JD Vance Europa wirklich sagt „Europa ist keine Priorität mehr“, titeln europäische Medien. „Trump lässt uns im Stich.“ Doch diese Schlagzeilen treffen nicht den Kern der Botschaft, die aus Washington kommt. Wer die Worte von US-Vizepräsident JD Vance genau liest, erkennt keine"Nicht im Stich gelassen – sondern zur Eigenverantwortung ermutigt: Was JD Vance Europa wirklich sagt" weiterlesen

Zum 10. Todestag von Günter Grass: Was er sagen musste

von Dr. Florian Sander Zum 10. Todestag von Günter Grass: Was er sagen musste „Wenn wir Deutsche nicht in der Lage sind, uns ohne Hybris als Nation zu definieren, sei es mit Hilfe unseres nach wie vor vagen Kulturbegriffs: dann entsteht ein Vakuum, das ist sogar schon da.“ (Günter Grass, Diskussionsbeiträge in einem kulturpolitischen Streitgespräch,"Zum 10. Todestag von Günter Grass: Was er sagen musste" weiterlesen

Obamas Aufruf zum „Widerstand“ gegen Trump

von Andreas Schnebel Obamas Aufruf zum „Widerstand“ gegen Trump Man muss sich verwundert die Augen reiben: Der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten, Barack Obama, ruft öffentlich zum „Widerstand“ gegen seinen demokratisch gewählten Nachfolger auf – und das zehn Wochen nach dessen Amtsantritt. Man stelle sich die Reaktionen vor, hätte ein konservativer Ex-Präsident Ähnliches während Obamas"Obamas Aufruf zum „Widerstand“ gegen Trump" weiterlesen

Shitbürgertum

Buchbesprechung von Werner Olles Shitbürgertum Die Frage, was dabei herauskommt, wenn ein „Shitbürger“ ein Buch über „ Shitbürger“ schreibt, ist im Prinzip leicht zu beantworten: Shit! Die Rede ist von Ulf Poschardts „Shitbürgertum“, ein Werk, für das er keinen Verleger fand und dann auf die unheilvolle Idee kam, es im Selbstverlag herauszubringen. Gemeint ist mit"Shitbürgertum" weiterlesen

Syrien: Der Sturz von Assad und die Folgen

von Dr. Florian Sander Syrien: Der Sturz von Assad und die Folgen Auszug aus einem Kommentar im August 2011: Wissen, was danach kommt Im Anschluss an einen gewonnenen Krieg geht es erst richtig los: Verhandeln, Nation Building, Terrorismusbekämpfung, zerstrittene Rebellen wieder zusammenbringen. Was in Afghanistan und im Irak letztlich die wirkliche Herausforderung für die westlichen"Syrien: Der Sturz von Assad und die Folgen" weiterlesen

Krautzone

Wer beschützt uns vor den Verfassungsrichtern?

Das Bundesverfassungsgericht wird gerne als neutraler „Hüter der Verfassung“ bezeichnet. Aber wie neutral ist das Bundesverfassungsgericht wirklich und was hat die Wahl der Verfassungsrichter damit zu tun? Das Bundesverfassungsgericht hat in Fragen der Verfassungsauslegung das letzte Wort inne. Durch den Richterspruch stecken die Verfassungsrichter den Freiraum unserer Grundrechte ab und setzen dem Gesetzgeber damit Grenzen oder eröffnen ihm Möglichkeiten. Die Urteile des Bundesverfassungsgerichts gestalten unsere Politik mit – sie sind politisch. Das folgt bereits aus Artikel 1 Absatz 3 des Grundgesetzes. Demnach ist der Gesetzgeber an die Verfassung gebunden. Die Politik hat keine absolute gesetzgeberische Gestaltungsfreiheit, sondern unterliegt den Grenzen

Die AfD und ihre Ausrichtung

Im Januar bezeichnete Parteivorsitzende Alice Weidel im Gespräch mit Elon Musk die AfD als konservativ-libertäre Partei. Zwei Monate später organisierte die AfD-Fraktion im Bayerischen Landtag eine Podiumsdiskussion mit dem Berater von Xavier Milei und der Führungsspitze des Ludwig-von-Mises-Instituts Deutschland. Thema: Erfolge libertärer Wirtschaftspolitik – Musk und Milei als Vorbilder für ein wirtschaftliches Umdenken in Deutschland. Ist die AfD nun tatsächlich libertär? Auf den ersten Blick scheint dies unwahrscheinlich. Mainstream-Medien argumentieren, dass die Partei nach dem Weggang wirtschaftsliberaler Köpfe wie Lucke, Petry und Meuthen etatistischer wurde. Zudem wird behauptet, der „Flügel“ und völkisch-etatistische Kräfte hätten die AfD in eine illiberale Richtung

Der Papst ist tot und die Kirche am Scheideweg

Für mich, der im vom sozialistischen Atheismus geprägten Mitteldeutschland aufwuchs und lebt, war Ostern in erster Linie eine Art Weihnachten mit wärmerem Wetter: Man hatte frei, verbrachte die Zeit mit Familie und Verwandten, und es gab – wenn auch natürlich im geringeren Maße – Geschenke, und seien es nur die bunten Ostereier, die man zu suchen hatte. Dass hinter diesem Feiertag wesentlich mehr steckt, habe ich erst im Laufe meiner Jugend bemerkt, angefangen bei den ersten, zögerlichen Versuchen an der Orgel. Dieses Jahr hatte ich schließlich viel zu tun: Neben den sechs evangelischen Gottesdiensten zwischen Karfreitag und Ostermontag spielte ich

China und die USA im KI-Wettlauf

„Alea iacta est!“soll Cäsar gerufen haben, als er am 10. Januar 49 v. Chr. mit seiner Armee den Rubikon überschritt, der die Provinz Gallia cisalpina vom italienischen Kernland trennte. Damit war die Entscheidung für den römischen Bürgerkrieg gefallen. Als Donald Trump am 10. April Zölle in Höhe von 145 Prozent gegen China verhängte, war auch Staats- und Parteichef Xi Jinping der Meinung, die Würfel seien gefallen: Für Peking, das mit einem Zollsatz von 125 Prozent konterte, schien der Handelskrieg gegen die USA jetzt unausweichlich zu sein. Doch im Grunde geht es um viel mehr – es geht um die globale

Freilich

Kippt Wien demografisch bald? So ernst ist die Lage

Wien steht vor dem demografischen Kipppunkt, mit drastischen Folgen für Sicherheit, sozialen Zusammenhalt und die Wirtschaft. Dabei verändert die massive Zuwanderung nicht nur das Stadtbild, warnt Christoph Albert.

Die AfD und der „Slopulismus“: Triumph der Zahlen oder Verlust des Ziels?

Trotz Rekordwerten in den Umfragen droht sich die AfD im eigenen Erfolg zu verlieren. Statt auf inhaltliche Vertiefung setzt sie auf Reichweite – mit fatalen Folgen für ihre strategische Substanz, warnt Bruno Wolters.

Von 2000 bis 2024: Anteil nichtdeutscher Täter bei vielen Delikten deutlich gestiegen

Die Kriminalitätszahlen der letzten zwei Jahrzehnte zeigen einen drastischen Anstieg des Anteils nichtdeutscher Tatverdächtiger in vielen Bereichen – insbesondere bei schweren Delikten.

Reichinnek jetzt beliebter als jede andere Politikerin

Heidi Reichinnek führt erstmals die Liste der beliebtesten Politikerinnen in Deutschland an. Ihr Aufstieg markiert auch einen Imagewandel der Linken.

Finanzchaos ruft Kritiker auf den Plan: SPÖ-Führungskrise belastet Kärnten

Inmitten wachsender finanzieller Probleme sorgt die SPÖ-Führungskrise für zusätzliche Instabilität in Kärnten. Der Vorwurf: parteipolitischer Machtmissbrauch auf Kosten des Landes.

Corrigenda

Kolumne von Jessica Schwarzer: Wie nachhaltig sind Rüstungsaktien?

Die Aktien von Waffen- und Panzerherstellern gehören seit Monaten zu den großen Gewinnern an der Börse. Und die Erwartungen sind groß. Aber können sie auch nachhaltig sein?

Marco F. Gallina: Der nächste Pontifex: Kontinuität, Kompromiss oder Kontrast?

Wer folgt auf Franziskus? Das Konklave steht vor der Herausforderung, aus einer ganz heterogenen Gruppe von Kardinälen zu wählen. Wir stellen zehn Kandidaten vor, die für die unterschiedlichen Kardinalstypen stehen.

Kolumne von Stefan Millius: Vorsicht, christliche Werbung!

Ein Vers aus der Bibel auf einem öffentlichen Verkehrsmittel: Das geht einem Journalisten schon zu weit. Zumal es kein Einzelfall sei.

Kolumne von Oliver Stock:Warum die Welt auch da schön ist, wo sie bleibt, wie sie ist

Regnerische Ostertage haben uns tiefere Einsichten über die Segnungen von Fortschritt und Stillstand vermittelt. Hier sind sie.

Kolumne von Pfr. Guido Rodheudt zu Ostern: Opferfest!

Ostern: Als Christen feiern wir die Auferstehung unseres Erlösers nach dessen freiwilligem Opfertod für unsere Sünden. Vom Glauben an den sich opfernden Gottessohn war auch der französische Gendarm Arnaud Beltram beseelt, der vor sieben Jahren für eine Geisel in den Tod ging.

Manova

Der sanfte Putschversuch

Eine Neuauflage der „Farbenrevolution“ soll nun auch Serbien an das Einheitsgrau europäischer Werteorientierung anpassen.

Gläserne Alpenrepublik

Neben einer elektronischen Identität droht der Schweiz nun auch eine verschärfte Überwachung der Messengerdienste — und Streit mit Proton und Threema.

Vertreibung ins Paradies

Auch Deutsche waren Geflüchtete, und auch andere Zielländer kennen Fremdenfeindlichkeit. Das weltweite Phänomen Migration lässt sich nicht mit Hauruck-Rhetorik „bewältigen“.

Eigentlich ist nichts geschehen

Es passiert etwas in uns, wenn man niemandem mehr glauben kann.

Fest der einseitigen Freiheit

Am Pessach-Fest 2025 stellt sich die Frage, ob nicht heutzutage Palästinenser aus israelischer Gefangenschaft befreit werden müssten.

Kontrollverlust in Syrien

Nach dem Sturz Assads treiben bewaffnete Milizen ihr Unwesen. Ob die neue Führung die Konflikte lösen oder nur neue schaffen wird, muss sich erst zeigen.

Eine Brandmauer zur Tagesschau

An der AfD kann keine „etablierte“ Partei politisch mehr vorbei. Wer jetzt noch auf die Brandmauer setzt, hilft beim Scheitern der Demokratie gehörig mit.

Friedensimpuls aus Dresden

Am Karfreitag fand eine Friedensprozession mit Ulrike Guérot, Jürgen Fliege, Dieter Hallervorden und anderen statt. Die Presse sonderte nonstop Nonsens darüber ab.

Das reale China

In Shanghai-Hongqiao hat sich ein System kommunaler Basisdemokratie etabliert, das westlichen China-Klischees widerspricht. Teil 1 von 2.

Auferstehung eines Friedensprojekts

Bei ihrer Rede am 18. April in Dresden erinnerte die Politologin Ulrike Guérot daran, zu welchem Zweck das gemeinsame Projekt Europa ursprünglich angetreten war: Frieden! Sie plädierte eindringlich für eine Rückbesinnung.

GlobKult

Orbán, Trump und die Rekonstruktion des Westens

von Heinz Theisen

Zukunftsfähigkeit durch Rückkehr zur eigenen Kultur?

Der Niedergang der Europäer zeigt sich sowohl in der an Dekadenz grenzenden Unterfinanzierung ihrer Armeen als auch in ihrem größenwahnsinnigen Moralismus und Globalismus, der sie bis zur Demokratiemission nach Kabul und zur Verteidigung der Ostukraine verleitet. Die aus Klimahysterie erfolgende Deindustrialisierung in Deutschland und der demografische Niedergang des gesamten Westens sind Ausdruck der Krise einer Kultur, die der Fortsetzung des Eigenen keine Bedeutung beigibt.

Seinen deutlichsten Ausdruck findet der Mangel an Selbstbehauptungswillen in den offenen Grenzen, mit denen die Europäer die benachbarte Erobererreligion des Islam zur Kolonialisierung einlädt. In der Vertauschung der größten Gefahr, die im autoritären Russland verortet wird, aber in Wirklichkeit aus dem totalitären Islam kommt, zeigt sich die Unfähigkeit der ungebildeten politischen Eliten, die nur in den alten politischen (und nicht in religiös-kulturellen Kategorien zu denken vermögen.

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Goethe und Putin. Eine Parabel

von Don Albino

Dem Frieden dienen, den Frieden erhalten.

Frage ich mich, welcher Hund mich im Laufe meines Lebens am meisten beeindruckt, ja geprägt hat, dann fällt mir automatisch Goethe ein, ein Zwergpinscher, den ich für die längste Zeit unserer Bekanntschaft nicht zu Gesicht bekam, was der Intensität unserer Beziehung aber keinen Abbruch tat, denn seine durchdringende Stimme tat es auch. Ich weiß nicht, wie es anderen geht, mich durchfährt jedes Mal eine merkwürdige Empfindung, wenn jemand das Wort Stimme auf das Gekläff eines Hundes anwendet, eine Instanz, die ich nicht weiter kenne, möchte es für menschliche Laute reserviert wissen, was natürlich der reinste Humbug ist. Selbstverständlich haben Hunde, wie andere Tiere, Stimmen, recht kräftige dazu, wie unschwer feststellen kann, wer mit einem Hund unter einem Dach lebt, aber nicht die Wohnung teilt. Hundebesitzer haben kein Ohr für den Krach, den ihr treuer Gefährte veranstaltet, geschweige denn für die seelischen Verwüstungen, die er bei ihren häuslichen Mitbewohnern anrichtet. Das liegt, wie alle, die es angeht, wissen, am fehlenden seelischen Band. Nicht zuletzt deshalb sind Hundebesitzer der Auffassung, man müsse ihren Liebling (oder ihre Lieblinge) einfach mögen, andernfalls sei man ein herzloses Subjekt, bei dem Mitgefühl fehl am Platz sei.

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Der wehrlose Kontinent

von Mohssen Massarrat

Die USA haben Europa auf mehrfache Weise zu ihrem eigenen Vorteil über den Tisch gezogen. Gerade Deutschland fehlt es an strategischer Klugheit und Selbstbehauptungswillen.

Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr.

Über Jahrzehnte hat man uns mit dem Narrativ eingelullt, die USA seien unser Hauptverbündeter. Dass die Großmacht knallhart auf ihren eigenen Vorteil bedacht sein und auf uns keinerlei Rücksicht nehmen könnte, kam uns lange nicht in den Sinn. Bei genauer Betrachtung ist jedoch besonders die Inszenierung des Krieges zwischen der Ukraine und Russland ein Mittel zum Zweck, um Europa zu schwächen und Amerika »great again« zu machen. So wurden die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Russland und den EU-Ländern zum beiderseitigen Schaden gekappt, während die USA unter Trump nun selbst ökonomisch in Putins Reich Fuß fassen. Die USA schüren Unsicherheit, was ihre Verlässlichkeit als Schutzmacht Europas betrifft, und stimulieren im alten Kontinent dadurch eine beispiellose Hochrüstung, die wiederum US-Waffenschmieden zugutekommt. Die europäischen Regierungen müssen sich endlich auf eine Politik besinnen, die dem Frieden und dem gemeinsamen Wohlstand dient. Dies bedeutet auch, falsche Freunde in ihre Schranken zu verweisen.

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Hurra - endlich wieder Katastrophe

von Boris Blaha

Die Reaktionen der alt-europäischen Eliten auf die Rede des amerikanischen Vizepräsidenten Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz und der Triumphzug, den sie dem ukrainischen Präsidenten Selenskyi nach dem Eklat, den dieser im Oval Office provozierte, ermöglichten, haben der US-Administration klargemacht: Die dominierende Klasse in den meisten Ländern der Europäischen Union ist sinnvollen Argumenten nicht mehr zugänglich. Amerikas Versuch, ihnen im 20. Jahrhundert ein paar ›basics in politics‹ nahezubringen, sind trotz umfangreicher militärischer und wirtschaftlicher Begleitbemühungen gescheitert. Die europäischen Eliten mussten derweil zur Kenntnis nehmen, dass die Trump-Administration weder die verschärften Zensurbemühungen noch den Notbehelf einer Wahlannullierung goutieren wird. Personalentscheidungen wie Kash Patel (siehe sein Buch ›Government Gangsters‹) dürften auch dem Letzten klar gemacht haben, dass der Anti-Korruptionszug vor den Toren Europas nicht haltmachen wird. Das Tischtuch ist zerschnitten.

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Der schwarz-rote Doppelwumms

 von Herbert Ammon

Von Olaf Scholz’ historischer Leistung als Bundeskanzler wird – außer dem Verlöschen der Ampel – nur sein Beitrag zur politischen Rhetorik in Erinnerung bleiben. Nach Putins Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 sprach er bedeutungsschwer von einer ›Zeitenwende‹. Danach bereicherte er das politisch-mediale Vokabular mit dem plebejisch klingenden ›Doppelwumms‹.

Um Scholzens Nachlass, genauer: um die Bewältigung jener Zeitenwende, die nunmehr, akzentuiert durch Selenskyis Abfuhr im Weißen Haus, in Trumps Bemühen um einen Deal mit Putin im Raum der Tatsachen sichtbar wird, kümmert sich seit Beginn der Koalitionsverhandlungen die künftige schwarz-rote Regierung unter Friedrich Merz. Noch wissen wir nicht, wie die Regierungsämter verteilt werden sollen. Gut, Pistorius bleibt, aber bleibt auch Faeser, und wer löst Annalena und Habeck ab?

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Der erste Bruar

von Don Albino

Die Sonne, sagt man, scheint über Gerechte und Ungerechte. Ob die Regel auch dann gilt, wenn die Gerechten die Ungerechten und die Ungerechten die Gerechten sind, je nachdem, ob man den Medien Glauben schenkt oder der Realität, also wieder den Medien, zählt zu den Ungewissheiten, welche, gleichsam vom Paradies her, die Menschheitsgeschichte begleiten, und soll uns daher heute nicht wirklich kümmern. Die Wirklichkeit befindet sich eben im Zwiespalt, wie schon das gute alte Wetterhäuschen andeutet, bei dem bekanntlich auf der einen Seite ein Mann und auf der anderen eine Frau herausschaut. Es soll uns, zumindest heute nicht, täuschen, dass die Frau ein freundliches und der Mann ein grimmiges Wetter verheißt. Wir schreiben Montag, den ersten Bruar – das Fe lasse ich, als rostendes Stück Vorgeschichte, weg –, jenseits meines Frühstücksomelettes erhebt sich in fotogener Majestät der Sonnengott Helios aus der Kälte: ein unwiderlegliches Zeichen dafür, dass die Union, wie sie noch immer genannt wird, wieder in ihre ererbte Position als Haupt- und Staatspartei einzurücken gedenkt.

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VW – Teil 3: Die Rekonstruktionsaufgabe

von Gerd Held

 

Die Überdehnungskrise des größten deutschen Autobauers kann nur mit einer eindeutig defensiveren Grundaufstellung überwunden werden. 
(Die Zerstörung der unternehmerischen Vernunft, Teil III)

Die Aufgabe, vor der das Unternehmen Volkswagen steht – und vor der im Grunde auch die deutsche Wirtschaft steht – ist anders und schwieriger als die Aufgabe, die sich in einer Strukturwandels-Krise stellt. Bei so einer Krise weiß man, dass nach schmerzhaften Eingriffen ein sicheres neues Ufer schon da ist. Doch im Fall der Autoindustrie gibt es kein sicheres Ufer namens »Elektro-Automobilität«. Und auch das Ufer »Globalisierung« bietet heute nicht mehr einen konkurrenzlosen Vorsprung und hohe Erträge für die etablierten Automobilhersteller. Die Grundaufstellung, die bisher diese beiden Positionen setzte, erweist sich nun als nicht mehr haltbar. So steht eine schwierige Entscheidung an: Es muss ein strategischer Rückzug angetreten werden.

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VW – Teil 2: Eine Überdehnungskrise

von Gerd Held

 

Die Volkswagen-AG ist nicht in eine unhaltbare Position geraten, weil sie zu sehr einem unternehmerischen »Egoismus« gefolgt ist, sondern weil unternehmensfremde Sichtweisen und Ziele dominant geworden sind. 
(VW – Die Zerstörung der unternehmerischen Vernunft, Teil II)

Wenn man genau hinsieht, was VW in die Krise gestürzt hat und was das Unternehmen weiterhin in einer unhaltbaren Situation hält, dann sind es nicht Fehlentscheidungen, die aus der inneren unternehmerischen Logik erwachsen sind. Die also auf ein »zu viel« an unternehmerischem Denken zurückzuführen sind. Nein, es sind äußere, unternehmensfremde Sichtweisen und Ziele, die ins Unternehmen eindringen konnten. Der Autobauer wurde dadurch überlastet und in seinem Handeln überdehnt.

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Wissen & Erfahrung

 

Kalte Sonne

Was macht eigentlich die Klimaschau?

Wir hatten zuletzt hier im Blog über Ausgabe 212 berichtet („Natürlicher Klimawandel ohne CO2? Mysteriöse mittelalterliche Wärmeperiode„). Mittlerweile gibt es weitere spannende Folgen: Klimaschau 213: Klimamodelle unterschätzen Ruß-Wirkung Klimaschau 214: Ostantarktis: Küstengletscher seit 85 Jahren stabil! Klimaschau 215: Kipppunkte als Marketing-Gag für Klimakonferenzen? Klimaschau 216: Kondensstreifen – Klimawirkung geringer als gedacht! Klimaschau 217: Bestellte Weltuntergänge ...

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Mittelalterliche Wärmeperiode in Deutschland: Ungeliebt und doch real

Hans-Joachim Dammschneider hat ein Buch über die Klimageschichte des Südharzes geschrieben. In den historischen Wetterdaten entdeckte er klimatische Schwankungen, die es nach Ansicht des Weltklimarats IPCC gar nicht geben sollte. Lange bevor sich industrielles CO2 in der Atmosphäre anreicherte, gab es nämlich auch schon sich abwechselnde bereits Wärme- und Kältephasen. Hier die Buchbeschreibung: Die sogenannte ...

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Wetterglück

Ostern ist vorbei und das Wetter spielte in gewisser Weise mit.Die Sonne brannte nicht vom Himmel herunter, wie es vermutet und von Osterurlaubern erhofft wurde. Die Befürchtungen, dass ein sonniges Wochenende auf geringe Last trifft, ist somit glücklicherweise nicht eingetreten.Am Ostersonntag um 12:00 steuerte Solar dennoch 38 GW Leistung zur Last von 57 GW bei.Szenarien waren ...

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Dialog mit ChatGPT zur Kontrolle der Klimawissenschaften

Von Dipl.-Ing Martin Schraag Mein langjähriger beruflicher Hintergrund liegt in der Medizintechnik, mit internationalen Regularien, Qualitätsmanagement und Zulassung. Mir ist bei den ganzen Umweltgesetzen aufgefallen, dass im Vergleich zu Medizinprodukteregularien keine vergleichbaren Anforderungen an die Wissenschaftler und die Institute bestehen, was im Licht der enormen Kosten und Einschränkungen, die die Regierungen beschließen, völlig unverständlich ist. ...

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„Erinnerungen an die Zukunft“ …der AMOC 

Von Frank Bosse Dem einen oder anderen Leser wird der Buchtitel von Erich v. Däniken etwas sagen. Der Band wurde bereits 1968 veröffentlicht und machte lange Furor. Der Autor hatte eine Idee: In der Vergangenheit besuchte eine höhere Zivilisation die Erde und beeinflusste die Entwicklung bis heute nachhaltig. In dem Buch sammelte er Argumente für seine ...

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Wake-Up-Call

Eine quasi Weckruf für die verwöhnte Windkraft-Industrie. Zwei Unternehmen schlagen Alarm, denn ihnen droht viel Geld durch Lappen zu gehen. Wobei sie es nicht verlieren, sie nehmen es weniger ein. Es geht um die Abschattung von Windparks durch andere Windparks. Windmesse.de   Der Ausbau der Offshore-Windenergie in der Nordsee ist ein zentraler Bestandteil der europäischen Energiewende. Doch nun warnen zwei ...

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Der Tag, als die CO2-Pipeline explodierte

Sie finden keine Meldung über dieses Unglück? Das ist kein Wunder, denn die Explosion gab es nicht. Es gab sie nur in der Phantasie einer deutschen Journalistin. Die Journalistin heißt Annika Joeres und sie war hier schon einige Mal Thema in diesem Blog. Joeres schreibt u. a. für die Zeit, wo man einen Artikel hinterher ...

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Warum ist reden übers Klima so schwer?

Das fragt sich Eckart von Hirschhausen in Wissen vor Acht. Ausnahmsweise mal ohne Stethoskop um den Hals erklärt er die Schwierigkeiten. Wobei er sich selbst nicht meinen kann, denn reden über das Klima ist sein Brot-und-Butter-Geschäft.  Wir hatten kürzlich über von Hirschhausen berichtet und uns gewundert. Was soll man zu Eckart von Hirschhausen noch sagen?  Bei Sandra Maischberger bekam er nun ...

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ScienceFiles • Kritische Wissenschaft

Gesinnungskontrolle: Fake Study zu Fake News um „Faktenchecker“ und Shitstream-Medien zu pushen

Die Geschichte des neuesten Manipulationsversuches, den die Shitstream-Medien verbreiten, ist schnell erzählt. Sie hat bei der ARD das folgende Aussehen: Forscher hätten „66.000 Menschen befragt“, behauptet Daniel Peter vom BR, nicht 65.974 oder 66.120, nein 66.000 (tatsächlich sind es 66.242) und herausgefunden, […]

Totalitarismus ist grün und weiblich, und die Sonne bald nicht mehr zu sehen… SciFi-Daily 23/04/2025

Max Horkheimer hat in den Studien zu Autorität und Familie einen wichtigen Aufsatz beigesteuert, in dem er unter anderem argumentiert, dass Faschismus, also zu seiner Zeit die Mussolinis und die Hitlers, Rückhalt vor allem bei Frauen genießt, einfach deshalb, weil Frauen ein […]

Die Krebs-Files: modRNA-COVID-19 Shots haben Krebs zur Folge: Die lange Liste der Belege

Nach wie vor ist keiner der Verantwortlichen für eines der größten Gesundheitsdesaster der Menschheit dazu bereit, seine Verwicklung in die Nebenwirkungssaga, die durch mo(r)d-RNA-COVID-19 Shots verursacht wurde, zum Anlass zu nehmen, um reinen Tisch zu machen und sich um die FOLGEN SEINER […]

Rechtlicher Schleim: In Deutschland wachsen nur die Normen, die Wachstum verhindern

Es gehört wohl zu den ältesten der Themen, die wir auf ScienceFiles behandeln und läuft bei uns unter „rechtlichem Schleim“. Gemeint ist damit alles, was Initiative, Innovation, Unternehmertum und damit letztlich Wachstum einschränkt bzw. verhindert. Eine solche Einschränkung ist das, worauf Kommunismus […]

Manorbier und Tenby – Geheimtipp und kleine Fischfestung [Roving Welsh]

Wir waren über die Osterfeiertage nicht faul. Haben einen Teil des Materials aufgearbeitet, das wir von Ausflügen mitgebracht haben. Herausgekommen ist das folgende Video aus Manorbier und Tenby, das – wie wir glauben – einen guten Einblick in einen Teil dessen, was […]

TKP • Der Blog für Science & Politik

Milliardengrab Wasserstoff als Energieträger – immer mehr Firmen geben auf

Die EU will die Erdgas-Verteilnetze durch solche für Wasserstoff ersetzen. Deutschland betreibt ein kolonialistisches Projekt in Nambia mit Solar- und Windanlagen im Wüsten-Naturschutzgebiet. Aber immer mehr Firmen werfen das Handtuch. Es besteht allerdings zu wenig Interesse an Wasserstoff als Energieträger. Kürzlich zeigten Untersuchungen der in Großbritannien ansässigen Westwood Global Energy Group, einem führenden Unternehmen im [...]

Der Beitrag Milliardengrab Wasserstoff als Energieträger – immer mehr Firmen geben auf erschien zuerst unter tkp.at.

Klaus ist raus: Steht das WEF vor dem Zusammenbruch?

Die wohl berüchtigtste Organisation der Globalisierung steckt tief in der Krise. Mit dem Rücktritt von Gründervater Klaus Schwab könnte ihr Ende eingeläutet worden sein. Dass schwere Zeiten auf das umstrittene Davoser Forum, die prestigeträchtige Netzwerkgruppe des anti-nationalen westlichen Großkapitals, zukommen, war bereits im Januar absehbar. Beim letzten Weltwirtschaftsforum nahm Donald Trump virtuell teil und kündigte [...]

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In 10 Jahren braucht es keine Menschen mehr

Vom Lehrer bis zum Arzt: Für die meisten Dinge wird es in 10 Jahren keine Menschen mehr brauchen, glaubt die Klasse der Oligarchen. Der westliche Oligarch Bill Gates kann auch als Sprachrohr der herrschenden Klasse verstanden werden. Dort setzt man ganz auf die KI-Revolution, die den Faktor menschliche Arbeitskraft zur Schaffung von Reichtum und zur [...]

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Nimmt Trump es tatsächlich mit den Bankern auf?

Trumps Agenda ist so gut wie unmöglich zu durchschauen, aber aus einer Höhe von 36.000 Fuß und vor dem Hintergrund einer 200-jährigen Geschichte betrachtet, könnte hinter seinem Wahnsinn doch Methode stecken. In meinem jüngsten Bericht mit dem Titel „Gods of finance and dogs of war“ (Götter der Finanzwelt und Hunde des Krieges) habe ich auf [...]

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Eine Mutter gibt nicht auf: „Mein Sohn ist kein Einzelfall“

Veronika Waltl hört nicht auf um über das Schicksal ihres Sohnes zu berichten, der zum Opfer der Covid-Spritze wurde. Und das ist gut so. Wären alle kritischen Menschen so lästig wie sie, hätten es die Politiker nicht so leicht mit uns. Der Aktivismus der meisten Systemkritiker beschränkt sich auf Kommentare im Internet, nicht zu selten [...]

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BSW beantragt Neuauszählung bei Bundestagswahl wegen systematischer Zählfehler

Eine ganze Reihe von Berichten bestätigen den Verdacht, dass das offizielle Wahlergebnis in entscheidenden Punkten falsch ist und zumindest das Bündnis Sarah Wagenknecht entscheidend benachteiligen. TKP hat mehrfach Berichte über die Wahlbehinderung von mindestens 180.000 Auslandsdeutschen gebracht. Das Baerbock-Außenministerium war entweder unfähig oder unwillig die Wahlunterlagen rechtzeitig zu verteilen und wieder rückzusenden. Mehrere Auslandsdeutsche haben [...]

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Slowakei setzt Überprüfung der DNA Kontamination der Covid-Impfstoffe fort

Der Beauftragte der Regierung der Slowakei, Peter Kotlár, hatte Mitte März die Erkenntnisse über massive DNA Verunreinigungen der mRNA-Präparate präsentiert. Nun hat Premier Fico weitere Untersuchungen und eine Aussetzung des Kaufvertrages für weitere Dosen an. Die Slowakei ist das erste europäische Land, das offiziell Vorwürfen nachgeht, dass Covid-19-Impfstoffe mit „extrem hohen DNA-Konzentrationen“ verunreinigt sein könnten. [...]

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Massive Umweltschäden durch Windräder bei Freiburg

Windenergie verursacht massive Umweltschäden in der gesamten Lebenszeit einer Turbine. Besonders übel wird es offenbar am Lebensende. Die Rotorblätter bestehen aus Kunstharzen, die mit Glas- oder Carbonfasern verstärkt werden. Der Abrieb, der an der Vorderkante der Rotorblätter unvermeidlich ist, wird im weiten Umkreis verstreut und kontaminiert die Böden. Die freigesetzten Mikropartikel entsprechen von der Schädlichkeit [...]

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Edgar L. Gärtner

Baumscheiben erzählen die wahre Klimageschichte

Eine aktuelle BuchbesprechungEdgar L. GärtnerBurghart Schmidt hat bis 2008 über 30 Jahre lang das Forschungslabor für Dendrochronologie und Dendro-Klimatologie am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Köln geleitet. Zusammen mit dem bekannten Technik-Journalisten Holger Douglas hat er nun im … Weiterlesen

Gibt es Naturgeschichte ohne Selektion?

  Ein Naturkenner aus dem Osten legt sich mit den Neodarwinisten an. Edgar L. Gärtner Das Leben kann kein ständiger Kampf um die Vorherrschaft des oder der Stärkeren sein. Schon eine oberflächliche Betrachtung des Pflanzen- oder Tierreiches legt eine andere … Weiterlesen

Neue Sprüche

Mein Wahlspruch: Weder Revolution noch Konterrevolution, sondern Widerstand, Verteidigung des wahren menschlichen Lebens gegen Selbsthass, Relativismus und Nihilismus.   Wir können die Liebe (Gott) nicht sehen, wissen aber, dass nichts geht, wenn sie fehlt. Das Zeitlose, die Ewigkeit ist das Normale. … Weiterlesen

Folgt die Geschichte immer dem gleichen Muster?

Trumps „Zeitenwende“, entscheidender Schritt in Richtung Imperium von Edgar L. GärtnerVorbemerkung: Als Christ stehe ich dem Begriff „Zeitenwende“ selbstverständlich vorsichtig gegenüber, denn ich bin überzeugt, dass es in den letzten 5.000 Jahren auf Erden nur eine tiefgreifende Veränderung des Weltenlaufs … Weiterlesen

Barbarische Reaktionen auf den Tod von Jean-Marie Le Pen

                                                                Bildquelle:  Shutterstock Die Antifa entlarvt sich selbst Sie … Weiterlesen

Hoffen auf die Zeitenwende

Edgar L. GärtnerEs liegt etwas in der Luft. Ich halte es nicht für Zufall, dass der Erdrutsch-Sieg von Donald Trump in den USA in europäischen Regional- und Nationalwahlen von einem „Rechtsruck“ begleitet wird. Zuletzt lag im NATO-Land Rumänien der unabhängige … Weiterlesen

„Wer argumentiert, verliert.“ Das Ende der Party

Die deutsche Public Relations Gesellschaft e.V. (DPRG) empfiehlt 10 Grundsätze zur Kommunikation mit Radikalen und Extremisten Von Edgar L. GärtnerEs gibt meines Erachtens so etwas wie den gesunden Menschenverstand. Mit dieser Auffassung stehe ich offenbar durchaus nicht allein. Aber ich … Weiterlesen

OVALmedia • Live-TV & Investigatives

Dr. Uwe Alschner | NARRATIVE #200 by Robert Cibis

OVALmedia:

Durch Schönheit in die Freiheit Historiker, Publizist, Coach und Unternehmensberater Dr. Uwe Alschner hat für sich und vielleicht auch für uns einen Ausweg aus der globalen Krise gefunden: Die Schönheit. Wie kam es dazu? Alschner hatte für Angela Merkel gearbeitet und die Politik verlassen, als er verstand, dass das aktuelle System Parteien dazu verleitet, die…

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Eine Sackgasse: Die Suche nach Unsterblichkeit

OVALmedia:

Ja, die Mehrheit der „Eliten“ hat sich mRNA injizieren lassen. Dieser Artikel wird Ihnen helfen, die Denkweise zu verstehen, die zu epischem Versagen von Intelligenz führt. Sasha Latypova Ungefähr 2015 wurden meine Geschäftskollegen und ich zu einer Telefonkonferenz eingeladen, die sich als ziemlich seltsam herausstellte. Wir dachten, wir würden mit einem anderen medizinischen Forschungsunternehmen sprechen.…

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Robert Cibis in der Pelle Neroth Taylor Show

OVALmedia:

Auf dem neuen Sender ThePulse.today  konnte Robert Cibis das Narrativ des Laborunfalls im Hochsicherheitslabor von Wuhan hinterfragen. Pelle Neroth Taylor war beeindruckt, wie leicht sich die kritischen Geister in die Irre führen lassen, in dem ein falscher Gegensatz aufgebaut wird… (auf englisch) Mehr von Pelle Roth Taylor und ThePulse.today

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Snicklink | NARRATIVE #199 by Robert Cibis

OVALmedia:

Satire für Linkshänder Laut lachen und dabei angeregt denken, dabei hilft Willy Kramer, alias Snicklink. Robert Cibis bespricht mit ihm, wie er dahin gekommen ist. Das Totalversagen der subventionierten Kultur schafft ein ungeheures Vakuum. Noch nie war es so leicht, über die Mächtigen zu lachen. So viele Lügen, so viele Wortumdeutungen: ein Traum für Satiriker.…

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Spendenaufruf: „Wenn der Krieg vorbei ist, ist noch lange nicht Frieden“

OVALmedia:

Spendenaufruf für den Dokumentarfilm „Wenn der Krieg vorbei ist, ist noch lange nicht Frieden“ Ein abendfüllender Film für den Frieden und die Heilung generationenübergreifender Traumata Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer, wir laden Sie ein, Teil eines wichtigen Filmprojekts zu werden, das die Weitergabe von Kriegstraumata über Generationen hinweg beleuchtet und Wege zur Heilung aufzeigt. Der Film:…

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Fahrt nach Kalaurea

Die Blogs von Ingo Bading

Studium Generale

Auf dem Weg von Kant bis Hegel - Hölderlin ist früher abgebogen

Hölderlin in Jena und Frankfurt - Zwischen Fichte und Schiller (1795 bis 1797)
- Sein Schwanken in der Lebensbestimmung zwischen Philosoph und Dichter

Die Jahre 1795 bis 1803 sind außerordentlich bewegende im deutschen Geistesleben, wenn nicht im Geistesleben der Menschheit. Zwischen 1795 und 1797 hat Friedrich Hölderlin (1770-1843) (Wikiso fortschrittliche philosophische Ansätze formuliert, daß die Menschen erst heute, mehr als zweihundert Jahre später anfangen, ihre Bedeutung zu erahnen.

Abb. 1: Friedrich Hölderlin, gezeichnet während eines Besuches bei Hölderlin im Jahr 1823 von Friedrich Lohbauer (1802-1873) 

Im gleichen Zeitraum wurde - wiederum von Friedrich Hölderlin - ein dichterisches Gesamtwerk verfaßt und veröffentlicht, das seinem Gehalt nach ebenfalls - sowohl philosophisch wie künstlerisch - weit über das hinaus geht, was zuvor und noch bis heute im deutschen Kulturraum hervor gebracht worden ist.

Sind das übertriebene Beurteilungen? Der vorliegende Beitrag widmet sich dem Bemühen, diese Einschätzungen mit den ihnen zugrunde liegenden Sachverhalten nachvollziehbar zu machen. Das ist am Anfang nicht ganz einfach. Wir haben es mit Philosophie nach Immanuel Kant zu tun.

Ende des Jahres 2022 ist der bedeutende deutsche Philosoph Dieter Henrich (1927-2022) (Wiki) mit 95 Jahren gestorben. Seine Schülerin, die in Wien lehrende Philosophin Violetta L. Waibel (geb. 1956) (Wiki) (GB, S. 293), hat in einem Nachruf auf ihren Lehrer seine entscheidende Lebensleistung folgendermaßen charakterisiert (Waibel 2023):

Auf dem Hegel-Kongreß 1970 in Stuttgart überraschte Henrich die Zuhörer mit einem Vortrag über Hegel und Hölderlin, den beiden Studienfreunden in Tübingen, ein Vortrag, der damals Furore machte (Hegel und Hölderlin [1970], in: Hegel im Kontext, 3 1981, 9-40). Dem berühmten Philosophen stellte Henrich den seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts bekannt gewordenen Dichter als philosophischen Diskussionspartner an die Seite. Neben dem vielbeachteten Systemdenker Hegel wurde damit das philosophische Denken des Dichters Friedrich Hölderlin als Alternativdebatte und auf Augenhöhe eingeführt. Damit sicherte Henrich dem Schriftsteller und Dichter Friedrich Hölderlin den Einzug in die Philosophiegeschichte und einen ebenbürtigen Platz neben Hegel und Schelling.

Man fragt sich, ob dieser Umstand seither, seit dem Jahr 1970 aus dem Elfenbeinturm der Wissenschaft heraus in das kulturelle Bewußtsein der Gegenwart auch wirklich eingeflossen ist (s.a. Abb. 7-9). Das ist offensichtlich nicht der Fall.

Woran mag das liegen? Welche Rolle mag in diesem Zusammenhang insbesondere spielen, daß der bis heute so "angesehene" und "einflußreiche" BRD-Staatsphilosoph Jürgen Habermas diesem Dieter Henrich schon im Jahr 1988 eine konservative "Rückkehr zur Metaphysik" zum Vorwurf gemacht hat (s. Wiki)? Schon spätestens seit dem "Historikerstreit" des Jahres 1986 war es allen bewußter Denkenden klar: Wer vom "BRD-Staatsphilosophen" Jürgen Habermas im deutschen Geistesleben kritisiert wird, der ist "gezeichnet", der ist ein "Gezeichneter", ein "Gekennzeichneter". Ein solcher Mensch verkörpert damit nicht mehr den von anonymen Medienmächten definierten "Mainstream" im deutschen Geistesleben, von anonymen Medienmächten, deren Unterstützung sich ein Jürgen Habermas offenbar jeder Zeit gewiß sein konnte und kann. 

Auch der deutsche Philosoph Peter Sloterdijk widerfuhr im Jahr 1999 eine solche "Brandmarkung" (Yt1999).

Vermutlich war es dementsprechend keine konservative "Rückkehr zur Metaphysik", was dieser Jürgen Habermas dann im Jahr 2004 mit dem pädokriminellen Josef Ratzinger, der wenig später Oberhaupt der katholischen Kirche werden sollte, erörtert hat (Wiki):

Habermas räumt ein, daß sich im „nachmetaphysischen Denken“ moderner, säkularer Gesellschaften, „jeder generell verbindliche Begriff vom guten und exemplarischen Leben entzieht“. In den „heiligen Schriften und religiösen Überlieferungen“ fänden sich dagegen über Jahrtausende wach gehaltene „Intuitionen von Verfehlung und Erlösung“. Sie stellten „hinreichend differenzierte Ausdrucksmöglichkeiten und Sensibilitäten für verfehltes Leben, für gesellschaftliche Pathologien, für das Mißlingen individueller Lebensentwürfe und die Deformation entstellter Lebenszusammenhänge“ zur Verfügung.
Es müsse die Aufgabe einer „nachmetaphysischen“ Philosophie sein, die kognitiven Gehalte der religiösen Überlieferung „im Schmelztiegel begründender Diskurse aus ihrer ursprünglich dogmatischen Verkapselung freizusetzen“, um so „eine inspirierende Kraft für die ganze Gesellschaft entfalten zu können“. Diese Transmissionsleistung erwartet sich Habermas nicht allein von der Philosophie, sondern er sieht darin überhaupt die Aufgabe einer säkularen Gesellschaft, die sich nicht durch „naturalistische Weltbilder“ um ihr normatives „ethisches Selbstverständnis“ verkürzen lassen möchte. „Eine liberale politische Kultur kann sogar von den säkularisierten Bürgern erwarten, daß sie sich an Anstrengungen beteiligen, relevante Beiträge aus der religiösen in eine öffentlich zugängliche Sprache zu übersetzen“, so Habermas in einer vielbeachteten Debatte mit Joseph Ratzinger, dem nachmaligen Papst Benedikt XVI., in der Katholischen Akademie in Bayern am 19. Januar 2004.

Warum er dieses Gespräch ausgerechnet mit einem Vertreter einer seit Jahrhunderten verbrecherischen Psychosekte führte, anstatt mit einem Fachkollegen wie Dieter Henrich, diese Frage scheint sich schon kaum jemand mehr zu stellen. 

Abb. 2: "Hölderlin im Turm" - nämlich im Elfenbeinturm der Wissenschaft, bis heute (Der "Hölderlinturm" in Tübingen, von Hölderlin bewohnt 1807 bis 1843)

Dieter Henrich war immerhin im Vergleich zu den deutschen Zeithistorikern noch glimpflich davon gekommen. Dennoch sind er und sein geistiges Erbe bis heute im gesellschaftlichen Bewußtsein, im gesellschaftlichen Gespräch geradezu "unsichtbar". Und damit ist auch der Beitrag, den Friedrich Hölderlin heute zur Selbstverständigung moderner Gesellschaften leisten könnte, geradezu unsichtbar gemacht. Patzig wird anstelle dessen die religiöse Überlieferung der katholischen Kirche in den Vordergrund gestellt. Auf namhafte Kritik scheint ein solcher Ansatz kaum zu stoßen.

Um aber die genannte eigentliche geistige Wende des Jahres 1970 einzuordnen, muß man sich auch klar machen, daß im Jahr 1970 noch ein ganz anderer Zeitgeist vorherrschte als heute. Die marxistische Theorie, die in der Philosophie von G. F. W. Hegel ihren Ursprung hatte, hatte mit der Studentenrevolution von 1968 gerade erst wieder neue Anteilnahme in der geistigen Auseinandersetzung und Aufmerksamkeit erhalten. Sie sollte diese erst ab dem Jahr 1989 völlig verlieren. Die führende Köpfe der Studentenrevolution lasen Karl Marx und wußten um die Bedeutung, die dieser der Philosophie Hegels gegeben hatte. Dennoch blieben alle Forschungen zur philosophischen Bedeutung Hölderlins, dem großen Anreger Hegels, bis heute ein "Nebengleis" innerhalb des deutschen Geisteslebens. Sie blieben sorgsam im Elfenbeinturm der Wissenschaft verschachtelt. Es darf also gefragt werden, ob das ein angemessener Umstand ist. Violetta Waibel setzte in ihrem Nachruf fort (Waibel 2023):    

Dieter Henrich gibt dem Denken Hölderlins einen deutlichen Vortritt vor dem Hegels, insofern Hölderlin das menschliche Bewußtsein mit all seinem Denken und Tun an einen Grund, an das Sein schlechthin, zurückgebunden sieht, während Hegel genau diesen Ausgang der Philosophie von einem uneinsehbaren dunklen Grund zurückweist. Hegel fokussiert sein Denken auf die Frage der Entwicklung des Denkens, sei es die der Erfahrung des Bewußtseins als eines individuellen und sozialgeschichtlichen Prozesses (Subjekt und sittliche Substanz) wie in der Phänomenologie des Geistes (1807), sei es durch das Aufspannen eines logischen Raums, den die Wissenschaft der Logik (1812, 1813, 1816) durchmißt, sukzessive vertieft und komplexer werden läßt. Mit Hegel bewegt sich das Denken hin zu einem Erfassen des Geistes in einem absoluten Wissen, schließlich auch in der Idee, während Hölderlin das menschliche Bewußtsein von seinem unermeßlichen und unerforschlichen Grunde her zu begreifen sucht, wie Henrich wiederholt betont. Daß Hegel die Wissenschaft der Logik mit einem Sein beginnen läßt, das leer ist wie das Nichts, mit diesem verwechselbar und ebenso sein anderes ist, um so das Werden spekulativ einsichtig zu machen, ist für Dieter Henrich keine philosophische Option, die Hölderlins Konzeption des Seins als Grund im Bewußtsein vorzuziehen wäre.

Dieser Standpunkt Dieter Henrichs ist immer noch ein kühner.

Aber er kann viel Gültigkeit für sich in Anspruch nehmen. Dieser Standpunkt ist nämlich vor allem auch mit einem modernen naturwissenschaftlichen Weltbild vereinbar, worauf Dieter Henrich zwar selbst niemals scheint hingewiesen zu haben, worauf aber seither ebenfalls viele Philosophen in Deutschland und weltweit aufmerksam gemacht haben. Stellvertretend für diese sei Professor Rainer E. Zimmermann (geb. 1951) (Wiki) (Phaid) genannt, bei dem der Autor dieser Zeilen um 1992 herum an der Freien Universität Berlin mehrere Seminare besucht hat, und zwar über das Verhältnis zwischen dem Systemdenken des Deutschen Idealismus einerseits und der Physik komplexer Systeme nach Ilya Prigogine andererseits.

Von Kant zu Hegel - Ein Gespräch über die Konstellationsforschung Dieter Henrichs

Violetta Waibel war eine der Mitarbeiterinnen in Henrichs nach 1970 aufgebauter Arbeitsgruppe zur "Konstellationsforschung" rund um Friedrich Hölderlin in Jena und Frankfurt am Main zwischen den Jahren 1795 und 1798. Einen eigenen Wikipedia-Eintrag gibt es zu der Arbeit dieser Arbeitsgruppe noch nicht. Aber es gibt ja ChatGPT. Fragen wir es doch: "Gib einen Überblick über die Konstellationsforschung von Dieter Henrich". Aus der Antwort zitieren wir das folgende:

Henrich hat in seiner Konstellationsforschung intensiv untersucht, wie Kants Transzendentalphilosophie in der Rezeption von Denkern wie Reinhold, Maimon und Fichte weiterentwickelt wurde. Dabei zeigte er:
- Daß Fichte sich nicht einfach direkt auf Kant stützt, sondern aus einer Konstellation von Problemen heraus philosophiert (z. B. das Problem der Begründung des Ich-Bewußtseins).
- Daß die Systemidee der idealistischen Philosophie (bei Fichte, Schelling, Hegel) bereits im Umfeld Kants vorbereitet wurde. (...)
Nach Kants "Kritik der reinen Vernunft" (1781/87) gab es eine intensive Debatte über die Frage:
Wie kann Philosophie systematisch und sicher begründet werden?
Zentrale Akteure in dieser Konstellation:
Immanuel Kant: Seine Philosophie setzte das „transzendentale Subjekt“ voraus, klärte aber nicht vollständig, wie das Ich zu sich selbst kommt (Problem des Selbstbewußtseins).
- Karl Leonhard Reinhold: Wollte Kants Philosophie systematisch fundieren - durch das „Grundsatzdenken“ (Satz des Bewußtseins).
- Salomon Maimon: Kritischer Kant-Leser, der zeigte, daß Kant bestimmte Übergänge nicht ausreichend begründet hatte.
- Johann Gottlieb Fichte: Reagierte auf diese Problemkonstellation mit seiner eigenen, radikaleren Lösung.
Henrich analysiert die Frage, die Fichte (bewußt oder unbewußt) zum Ausgangspunkt machte:
Wie ist es möglich, daß das Ich sich selbst als Ich erfährt - also nicht nur als Objekt, sondern als Subjekt?
Die kantische Philosophie ließ diese Frage offen. Kant setzte das Ich als transzendentale Einheit voraus, aber erklärte nicht, wie es sich selbst als Einheit erkennt.
Fichte formuliert 1794 im Wissenschaftslehre-Entwurf:
„Das Ich setzt sich selbst.“
Das bedeutet: Das Ich ist Ursprung und Produkt zugleich - es konstituiert sich selbst durch eine ursprüngliche Tathandlung (Tathandlung = actus + factum).
Henrich zeigt: Diese Formulierung ist kein abstraktes Axiom, sondern die Antwort auf eine philosophische Problemkonstellation, nämlich:
Wie kann Philosophie auf einem nicht abgeleiteten ersten Prinzip beruhen?
Wie kann das Bewußtsein sich selbst begründen, ohne in ein unendliches Regreß zu geraten?
Henrichs berühmter Aufsatz „Fichtes ursprüngliche Einsicht“ (1966) analysiert, wie Fichte zu dieser Formulierung gelangte - und daß es sich dabei um eine genuine philosophische Entdeckung handelt, nicht bloß um eine Wiederholung Kantischer Gedanken.
Diese Einsicht war laut Henrich der eigentliche Anfang des Deutschen Idealismus, weil sie das Selbstbewußtsein als Grundstruktur der Philosophie festschreibt.

Auf unsere Frage "Nenne weitere wichtige Mitwirkende in der Arbeitsgruppe Konstellationsforschung von Dieter Henrich und ihre Beiträge" werden sieben (männliche) Philosophen genannt. Und es fällt erneut kein einziges mal der Name Hölderlin.

Abb. 3: Vier Jugendporträts von Friedrich Hölderlin (zusammen gestellt auf dem Umschlag eines Buches von Sabine Doering)

Deshalb fragen wir weiter "Welche Rolle spielt Hölderlin in dieser Konstellationsforschung?" ChatGPT lobt uns für unsere "sehr gute und tiefgehende Frage" und antwortet dann unter anderem:

Die Konstellationsforschung zeigt, daß Hölderlin eine bedeutende theoretische Position innerhalb der Konstellation um Hegel und Schelling einnimmt.

Das wird erläutert und dann heißt es:

Damit eröffnet er eine gegenidealistische Position innerhalb der idealistischen Bewegung - was lange Zeit übersehen wurde.

Diese Aussage deckt sich mit den oben zitierten Worten von Violetta Waibel in ihrem Nachruf auf Dieter Henrich. Wir merken bei diesem Anlaß: mit ChatGPT lassen sich offenbar durchaus gut philosophische Gespräche führen. Es fragt uns im Anschluß an seine Antwort so fröhlich: "Wenn du magst, kann ich dir auch eine kurze Interpretation von 'Urtheil und Seyn' geben - oder zeigen, wie Hölderlin im Vergleich zu Schellings Frühphilosophie positioniert ist." Ersteres darf der geneigte Leser ChatGPT gerne selbst fragen. Wir wollen das an dieser Stelle zunächst schon voraus setzen (da wir uns selbst mit diesem Text schon häufiger auseinander gesetzt haben). Letzteres aber interessiert uns hier jetzt doch. Und indem wir die Antwort von ChatGPT lesen, bekommen wird doch eine etwas bessere Ahnung von den philosophischen Problemkreisen innerhalb deren sich Hölderlin und die Philosophen seiner Zeit "zwischen Kant und Hegel" bewegten:

Sowohl Hölderlin als auch Schelling gehen von Kants Philosophie aus, insbesondere dem Problem der Subjekt-Objekt-Spaltung.
Kant: Das Subjekt ist aktiv, aber erkennt nur Erscheinungen.

Immanuel Kant war ursprünglich - im Gegensatz zu den meisten seiner Nachfolger in der Philosophie - Naturwissenschaftler. Er klärt zwar nicht vollständig, was in seinem Sinne "Erscheinungen" seien. Nämlich ob eine unabhängig vom menschlichen Bewußtsein existierende Welt existiere. Aber als Naturwissenschaftler setzt man diese Existenz sowieso und fraglos voraus. Da diese Frage dann aber abschließend erst von Nicolai Hartmann im 20. Jahrhundert geklärt wurde, hatte Kant der "Subjekt-Philosophie" seiner vielen Nachfolger noch so viel Spielraum gelassen. Erst dadurch konnte sich das weitere, nämlich der "deutsche Idealismus" entfalten. ChatGPT erläutert diese "idealistische" Subjekt-Philosophie im weiteren dann folgendermaßen:   

Fichte: Das Ich setzt sich selbst - aber läuft Gefahr, das Nicht-Ich (Natur) zu bloßem Produkt zu machen.
Beide (Hölderlin und Schelling) suchen nach einer Einheit, in der Subjektivität und Natur gleichursprünglich gedacht werden können - aber sie gehen sehr unterschiedlich damit um.
Hölderlin: Einheit als ursprüngliches „Sein“ (nicht faßbar im Denken)
Zentrale Ideen:
In seinem Fragment „Urtheil und Seyn“ argumentiert Hölderlin, daß die Trennung von Subjekt und Objekt (Ich und Welt) durch ein Ur-teil, also eine ursprüngliche Spaltung, entsteht.
Das Sein ist vor aller Teilung - es ist das Unvordenkliche, das durch das Urteil (die Sprache, das Bewußtsein) immer schon zerrissen wird.
Die Versöhnung dieser Spaltung ist nicht logisch oder systematisch, sondern geschieht ästhetisch, im poetischen Akt oder in der Erfahrung des Göttlichen.

Gewiß kein Ansatz, den ein Jürgen Habermas als modern oder fortschrittlich erachten muß (-?!?). Aber weiter: 

Konsequenz:
Hölderlin glaubt nicht, daß man die Einheit von Subjekt und Objekt systematisch denken kann - sie ist immer schon verloren und kann nur angedeutet oder poetisch erinnert werden.

Wir möchten dennoch meinen, daß Hölderlin das Hegel'sche Philosophieren in den Gesprächen mit Hegel 1796 bis 1798 kräftig angefacht und angefeuert hat, weil er ihm gesagt hat: Das Denken ist frei. Laß deinem Denken freien Lauf. Es wird - so oder so - am Ende zum Ziel kommen, auch wenn es zuvor noch viele Irrwege geht. (Wobei er wußte, das geistesgeschichtliche Irrwege viele Jahrhunderte lang dauern können.) ChatGPT kommt dann auf den jungen Schelling zu sprechen, den Hölderlin schon im Tübinger Stift als Mitschüler vor den Mißhandlungen älterer Mitschüler beschützt hatte. Schelling also:  

Schelling (Frühphase, z. B. Vom Ich als Prinzip der Philosophie, 1795)
Zentrale Ideen:
Schelling folgt Fichte zunächst und entwickelt eine Systemphilosophie auf Basis des Ichs.
Doch sehr früh (ab 1797) beginnt er, die Natur nicht mehr als bloßes Produkt des Ichs zu sehen.
In der Naturphilosophie (ab 1797/98) beschreibt er die Natur als dynamisch, schöpferisch, selbsttätig - als ein eigenes Prinzip.
Konsequenz:
Schelling versucht, die Einheit von Subjekt und Objekt in einem rationalen System zu rekonstruieren - z. B. durch seine „Identitätsphilosophie“ (1801): Subjekt = Objekt = Absolutes.
Schelling will also das Eine denken - Hölderlin sagt: Es ist vor allem Denken.
Fazit in Henrichs & Franks Deutung
Hölderlin ist Grenzgänger: Er erkennt die Grenzen des idealistischen Systems und antwortet mit einem poetischen Denken, das das Unverfügbare ernst nimmt.
Schelling bleibt zunächst Systemdenker, aber öffnet sich zunehmend für eine dynamische, lebendige Philosophie der Natur, die Hölderlin in gewisser Weise vorwegnimmt - auf andere Weise.

Wir sind sozusagen begeistert von der schlichten und übersichtlichen Art, in der uns hier ChatGPT wesentliche Stationen der deutschen und abendländischen Philosophie-Geschichte erläutert. Da hat doch auch der Autor dieser Zeilen - mit ChatGPT - zu diesem ganzen recht schwierigen Fragenkomplex mehr Sicherheit und Überblick gewonnen. ChatGPT schlägt dann vor: "Wenn du magst, kann ich (...) zeigen, wie diese beiden Denkweisen bei Hegel dann wieder zusammengeführt (oder überboten) werden." ChatGPT weiß in der Tat, neugierig zu machen. Also bitte!, her mit der Antwort:

In der Phänomenologie des Geistes (1807) und später in der Logik (1812-16) geht Hegel einen dritten Weg: Die Einheit von Denken und Sein, Subjekt und Objekt ist nicht einfach gegeben (wie bei Hölderlin) und nicht bloß gesetzt (wie bei Schelling), sondern muß sich durch den Prozeß des Denkens selbst entwickeln - im Modus der Vermittlung. Das Geniale an Hegels Ansatz: Er überwindet die statische Gegenüberstellung von Subjekt und Objekt durch das Konzept des Geistes, der sich selbst entfaltet, entfremdet und wieder zu sich zurückkehrt. Die Spaltung (wie Hölderlin sie betont) ist Teil des Weges zur Einheit, nicht dessen Gegenteil. Anders als Hölderlin sagt Hegel: „Die Wahrheit ist das Ganze.“ - Das Ganze aber ist nicht unverfügbar, sondern das Resultat eines dialektischen Weges. (...)
Hegel zeigt, daß:
Die Einheit nicht vor aller Erfahrung liegt (wie bei Hölderlin), und auch nicht gesetzt werden kann (wie bei Schelling), sondern sich in der Geschichte des Bewußtseins entfaltet - als Selbstbewegung des Geistes.

Wir glauben - wie gesagt - nicht, daß Hölderlin völlig im Gegensatz zu Hegel steht, sondern den Hegel'schen Ansatz im Prinzip befördert hat durch die gemeinsamen Gespräche in Frankfurt. Ihm war dabei von vornherein klar, daß er mit seiner grundsätzlichen Kritik am Idealismus nicht weiter kommt und er hat deshalb Hegel seinen Weg gehen lassen. Hegel war kein Dichter und konnte dem Erleben des (dem Denken) "Unverfügbaren" keine so große Bedeutung zumessen, wie das Hölderlin schon lange zuvor getan hatte und immer tat. Wenn man genau hinsieht, nimmt er gegen den Ansatz Hölderlins in seinem Werk immer wieder Stellung. Das darf er. Aber wir dürfen auch sagen, daß er damit nicht richtig lag. Sondern wir dürfen uns auf die Seite von Hölderlin schlagen, weil dieser den viel fortschrittlicheren Ansatz verfolgte, einen Ansatz, der auch noch mit der modernen Naturwissenschaft vereinbar ist, die überall an Grenzen und damit an "Unverfügbares" stößt, etwa in der Relativitätstheorie, etwa in der Quantentheorie, etwa in der Theorie komplexer Systeme.

Abb. 4: Portraitbüste von Susette Gontard, geschaffen von Landolin Ohnmacht 1793

Wenn dem Erleben des immateriellen Wahren, Guten und Schönen ebenso wie der Erfahrung der materiellen Wirklichkeit einerseits sowohl Seins- wie andererseits Erkenntniskategorien zugeordnet werden können und wenn Überschneidungen zwischen beiden unterstellt werden können, die Erleben, bzw. Erkenntnis möglich machen, dann haben wir einen modernen ganzheitlichen Ansatz von Philosophie, der einerseits die Irrwege des Idealismus vermeidet und andererseits die Naturwissenschaft mit hinein nehmen kann in einen ganzheitlichen Ansatz - so wie es das älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus von der Zukunft erwartete (Leupold 1995/96).

Abreise aus Homburg vor der Höhe - Mai 1800

Im Mai 1800 sollte Friedrich Hölderlin aus Homburg vor der Höhe abreisen, wo er fast vier Jahre gelebt hatte nach seiner Trennung von Susette Gontard in Frankfurt am Main. Er war nun 30 Jahre alt. In Homburg vor der Höhe hat er - mehr als in anderen Lebensphasen - darum gerungen, als selbstständiger Schriftsteller seinen Lebensunterhalt zu sichern. Er hat das insbesondere auch deshalb getan, um in der Nähe von Susette Gontard bleiben zu können. Er hatte gedichtet (Wiki)(Ged):

Trennen wollten wir uns? wähnten es gut und klug?
   Da wirs taten, warum schreckte, wie Mord, die Tat?

Hölderlin wie Susette Gontard ahnten oder wußten, daß der Lebensfaden der letzteren daran hing, daß Hölderlin in ihrer Nähe blieb. Immer und immer wieder geht das aus den geheim geschriebenen Briefen zwischen den Jahren 1797 und 1800 von Susette an Hölderlin hervor. Aber im Mai 1800 hatte sich für Hölderlin heraus kristallisiert, daß er mit seinen Bemühungen gescheitert war, und daß er nicht länger in Homburg und damit in der Nähe von Frankfurt bleiben konnte. Er verfolgte nun den Plan, in Stuttgart unter seinen dortigen Freunden einen neuen Versuch wagen, als freier Schriftsteller zu leben.

Bezüglich seiner Berufswahl und der Sicherstellung seines Lebensunterhaltes schrieb Hölderlin in diesen Jahren immer wieder rechtfertigende Briefe an seine Mutter. Diese wartete darauf, daß er endlich eine Pfarrerstelle in Württemberg annehmen würde, so wie es für ihn seit Schülerzeiten vorgesehen war, nachdem ihm das Land Württemberg die Ausbildung ermöglicht hatte. Man wird gut und gern sagen können, daß seine Mutter der Inbegriff jener "knechtischen Sorge" (Ged) war, die Hölderlin Zeit seines Lebens so verhaßt war. Hölderlin nimmt in seinen Briefen an sie auch immer wieder Stellung zu seiner Religion, zum Beruf des Pfarrers und erklärt ihr, wie er zu all dem steht. Sie will nicht verstehen.

Philosoph oder Dichter? - 1799 entscheidet sich diese Frage für Hölderlin

Aber aus diesen Briefen an seine Mutter, die redlich um Ehrlichkeit bemüht sind, ohne die Mutter zu verletzten, geht auch hervor, daß Hölderlin erst in Homburg sich dazu durchgerungen hat, seinen Lebensunterhalt nicht vornehmlich als Philosoph sicherstellen zu wollen - etwa durch Vorlesungen an der Universität Jena, sondern als Dichter. Das erscheint uns eine außerordentlich entscheidende Lebensentscheidung zu sein. Sie wirft Licht sowohl auf seine Lebenszeit davor wie auch dann auf seine nachfolgende Lebenszeit. Mehr als ein Jahr vor seiner Abreise aus Homburg, im Januar 1799, schrieb er, neben seinem "Freund", dem Ofen sitzend, an seine Mutter über seinen bisherigen Lebensweg:

Ich weiß jetzt so viel, daß ich tiefen Unfrieden und Mißmut unter anderem auch dadurch in mich gebracht habe, daß ich Beschäftigungen, die meiner Natur weniger angemessen zu sein scheinen, z. B. die Philosophie, mit überwiegender Aufmerksamkeit und Anstrengung betrieb, und das aus gutem Willen, weil ich vor dem Namen eines leeren Poeten mich fürchtete. Ich wußte lange nicht, warum das Studium der Philosophie, das sonst den hartnäckigen Fleiß, den es erfordert, mit Ruhe belohnt, warum es mich, je uneingeschränkter ich mich ihm hingab, nur immer um so friedensloser und selbst leidenschaftlich machte; und ich erkläre mir es jetzt daraus, daß ich mich in höherem Grade, als es nötig war, von meiner eigentümlichen Neigung entfernte, und mein Herz seufzte bei der unnatürlichen Arbeit nach seinem lieben Geschäfte wie die Schweizerhirten im Soldatenleben nach ihrem Tal und ihrer Herde sich sehnen. Nennen Sie das keine Schwärmerei! Denn warum bin ich denn friedlich und gut, wie ein Kind, wenn ich ungestört mit süßer Muße dies unschuldigste aller Geschäfte treibe, das man freilich, und dies mit Recht, nur dann ehrt, wenn es meisterhaft ist. (...) Jede Kunst erfordert ein ganzes Menschenleben, und der Schüler muß alles, was er lernt, in Beziehung auf sie lernen, wenn er die Anlage zu ihr entwickeln und nicht am Ende gar ersticken will.

Man entnehme diesen Worten nicht, daß Hölderlin sein eigenes Philosophieren etwa als "unfruchtbar" angesehen hatte. Wir wissen heute - siehe oben - daß er mit seinem Philosophieren seiner eigenen Zeit und seinen eigenen Zeitgenossen für mehr als zweihundert Jahre voraus war. Er war - vermutlich - seit Kant der bedeutendste Philosoph Deutschlands! Auch Nietzsche hat ihm längst nicht das Wasser reichen können, so nahe er ihm in manchem Gedanken auch gekommen sein mag und so nahe er sich manchmal mit Hölderlin verbunden gefühlt haben mag.

Aber nach allem, was wir wissen, hat Hölderlins Mutter all die vielen erklärenden und rechtfertigenden Zeilen dieser Art in aller größten Teilen nur mit dem aller größten, denkbaren Unverständnis zur Kenntnis genommen. Und sie mag ihren Inhalt in gleicher Weise auch in ihrer Familie und Verwandtschaft geteilt haben. Wenn Hölderlin auf Verständnis gestoßen wäre bezüglich seiner Lebensplanung, würde man das seinen Briefen an ihr entnehmen können. Dabei stand sie sich mit ihren drei Kindern und ihrer eigenen Mutter (Hölderlins Großmutter) materiell so gut, daß sie ihrem ältesten Sohn gut und gerne bis an sein Lebensende ein zumindest materiell sorgenfreies Leben hätte ermöglichen können. Das hat sie dann ja auch getan. Aber Hölderlin konnte das schließlich bei all ihrem Zögern und "Zetteln" nur dadurch erreichen, daß er sich - seiner Familie und der Welt gegenüber - als "Verrückten" ausgab. All die vielen guten Worte und Erklärungen - gegenüber seiner Mutter, gegenüber seinen Geschwistern - hatten nichts genutzt.

Abb. 5: Die beiden rot eingekreisten Gartenhäuser könnten auf den einstigen Wohnort von Hölderlin hinweisen (OstthürZtg2020) - Eine historische Ansichtskarte von der Camsdorfer Brücke in Jena zeigt auch den noch unbebauten Hausberghang - Im Roman "Hyperion" spielt eine solches Gartenhaus am Hang (ein "Khan") ebenfalls eine Rolle

Uns Nachlebenden aber wird mit den zitierten Worten klar, einerseits welche große Bedeutung die Philosophie für Hölderlin viele Jahre lang hatte, und andererseits, warum die Philosophie diese Bedeutung bis Anfang 1799 für ihn verloren hatte. Zwei Jahre zuvor noch hatte er doch an seinen Bruder etwa die viel zitierten, berühmten Worte geschrieben (13. Oktober 1796):

Philosophie mußt Du studieren, und wenn Du nicht mehr Geld hättest, als nötig ist, um eine Lampe und Öl zu kaufen, und nicht mehr Zeit als von Mitternacht bis zum Hahnenschrei.

Ebenso hatte er an ihn geschrieben:

Kant ist der Moses unserer Nation, der sie aus der ägyptischen Erschlaffung in die freie einsame Wüste seiner Spekulation führt, und der das energische Gesetz vom heiligen Berge bringt.

Man fragt sich bei solchen Worten: Warum soll es denn nun gerade trotzdem die Philosophie gewesen sein, die ihm dann dennoch so viel Unfrieden in sein Herz senkte? Und warum war es die Dichtung, die ihn zu sich hinzog wie "den Schweizerhirten zu seiner Herde"?

Das "älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus"

Eines der bedeutendsten Ergebnisse seiner Auseinandersetzung mit der Philosophie war in Frankfurt das "älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus" (Wiki) (Zeno), das falsch benannt ist, weil dieses "Systemprogramm" eben gerade nicht ein "Systemprogramm des deutschen Idealismus" enthält, sondern ein Systemprogramm, das die dann eingetretenen Irrwege des Idealismus vermieden hätte. Ich und Welt, also ich und Natur werden in ihm als gleichwertig einander gegenüber gestellt. Und beide gehen aus dem Nichts hervor, also aus dem Absoluten, aus dem Göttlichen, das für die Vernunft (und nur für die Vernunft) "Nichts" ist, und dem zugleich jedoch auch die göttlich inspirierten "Ideen" entspringen, die in ihrer Gesamtheit ungezwungen und widerspruchsfrei eine "Gotterkenntnis", ein in sich widerspruchsfreies Gedankengebäude philosophischer Sinndeutung aller Welt-, Lebens- und Gotterfahrung ergeben.

Die angesprochene Menschengruppe in diesem "Systemprogramm", das "ihr" in ihm wird übrigens höchstwahrscheinlich die Gruppe um Isaak von Sinclair, Jakob Zwilling und G. F. W. Hegel gewesen sein, die sich unregelmäßig und in unterschiedlicher Zusammensetzung in Homburg vor der Höhe oder in Frankfurt getroffen hat.

Das älteste Systemprogramm ist aber weiterhin (!) und vielleicht sogar vor allem inspiriert von jener Liebesbegeisterung zwischen Hölderlin und Susette Gontard (Diotima), aus der es eben einerseits hervorgegangen ist und in die es - der Idee nach - zurück mündet: Harmonie aller Geister im Zeichen von Diotima, im Zeichen der Schönheit und der Liebe.

Und es wird mit ihm zugleich erkennbar, erahnbar, warum Philosophie Hölderlin dennoch so unfriedlich machen konnte: Das Ziel ist mit diesem Systemprogramm ja schon gesetzt, die Sinndeutung ist ja schon gegeben, warum tritt sie dennoch nicht ein, die Harmonie der Geister? Warum ist diese Sinndeutung dennoch nicht sozusagen von innen heraus "zwingend" überzeugend wie das Hölderlin und seine Freunde von der künftigen Philosophie erwarteten?

Es behandelt nicht Erkenntnistheorie, sondern Ethik (!)

Beim ältesten Systemprogramm gilt es insbesondere zu beachten, daß es sich bei ihm ausdrücklich nicht um Erkenntnistheorie, sondern um Ethik handelt. Vielleicht hat dieser Umstand bislang bei vielen noch zu wenig Beachtung gefunden. "Die erste Idee ist die Vorstellung von mir selbst als einem absolut freien Wesen" ist keine Aussage zu dem Bereich der Erkenntnistheorie ("Was kann ich wissen?"), sondern eine Aussage zu dem Bereich der Moral, bzw. zu dem Bereich der Ethik ("Was kann ich tun?"). Dieser Umstand ist schon klar von Anfang an als ein solcher benannt: "- eine Ethik. Da die ganze Metaphysik künftig in die Moral fällt ..."

Es ist also von Anfang des Textes an vorausgesetzt, daß hier Metaphysik nicht - wie bisher - als Erkenntnistheorie betrieben wird, sondern als moralische Frage. Aus diesem Grund allein schon ist dieses Systemprogramm keines "des deutschen Idealismus". Denn dieser hat ja bis zuletzt versucht, Metaphysik als Erkenntnistheorie zu betreiben und hat sich deshalb wieder und wieder verrannt, weil er eben die Grenzen der Vernunft, die Kant aufgezeigt hat, nicht inne halten konnte.

Abb. 6: Violetta Waibel, Wien 2011 (UniWien)

Deshalb setzt sich auch der ganze Text des ältesten Systemprogramms in keiner Weise in Widerspruch zu dem von Henrich in den Mittelpunkt gestellten Hölderlin-Text "Urteil und Sein". Denn der Text "Urteil und Sein" will Fragen im Bereich der Erkenntnistheorie und nicht im Bereich der Moral klären. Natürlich war die ganze Philosophie nach Kant weiterhin fast allein mit erkenntnistheoretischen Fragen befaßt. Es ist der große Wurf des "ältesten Systemprogramms", es ist genau dies der Umstand, aus dem seine Begeisterung entspringt, daß sich dieses "Programm" schon in den Eingangsworten scharf und prägnant von "idealistischer" Erkenntnistheorie abgrenzt. Das älteste Systemprogramm kann also gar nicht als frühester Anfang etwa des Hegel'schen Philosophierens begriffen werden. Es war dem ganzen Hegel'schen Philosophieren von Anfang an schon weit voraus geeilt. Denn das Hegel'sche Philosophieren will von Anfang bis Ende erneut Fragen der Erkenntnistheorie klären und mündet in diese. Und es begeht deshalb Irrwege über Irrwege, Sackgassen über Sackgassen.

Das älteste Systemprogramm gibt alles weitere Umsinnen erkenntnistheoretischer Fragen - wie Hölderlin und andere dies im Gefolge und in Kritik an Fichte bis dahin getan hatten - auf und führt das Fichte'sche Philosophieren allein und genau von jener Seite her weiter, von der es - auch nach Kant - allein eine Weiterführung verdient hatte, nämlich indem die (von Fichte erkenntnistheoretisch formulierte) Vorstellung von "mir selbst" als eine Vorstellung nicht für die Erkenntnistheorie, sondern als eine Vorstellung für das Gebiet der Moral genutzt wird. Das ist die große Leistung des ältesten Systemprogramms. Dieser Ansatz wird dann eben auch von allem weiteren "System-Philosophieren" von Seiten des Schelling und des Hegel gar nicht mehr weiter geführt. Denn diese trieben ja bis zum Ende ihres Lebens vor allem Erkenntnistheorie und begannen eben nicht mit der Ethik. Das Ich wird in diesem ältesten Systemprogramm nicht als eine Vorstellung auf dem Gebiet der Erkenntnistheorie behandelt (dort nämlich hatte Hölderlin das ja schon zurück gewiesen mit seinem Text "Urteil und Sein").

Schon von diesen Umständen her wird deutlich, daß das älteste Systemprogramm von niemand anderem als von Hölderlin überhaupt stammen kann. Weil der hier und in ihm eingangs genannte Grundgedanke desselben auch in der Folgezeit von niemand anderem verinnerlicht und weiter geführt worden ist als von ihm selbst, nämlich Hölderlin. Nämlich daß die Vorstellung des Ich als eine moralische, nicht als eine erkenntnistheoretische Idee behandelt werden müsse. Das älteste Systemprogramm stellt mehr oder weniger den Abschluss des Hölderlin'schen Philosophierens in der Frankfurter Zeit dar und dürfte - allein von seiner ganzen Stimmung her - schon in die Anfangszeit seiner Liebe zu Susette Gontard fallen.

Die "Texturen"-Texte von Violetta Waibel von 1995 über das Philosophieren Hölderlins

Die oben schon erwähnte Hölderlin-Forscherin Violetta L. Waibel spricht Hölderlin nicht die Autorschaft des Ältesten Systemprogramms zu. Sie hat aber sonst viel zur Aufklärung des Philosophierens von Hölderlin in Jena und danach beigetragen. In ihren Jugendveröffentlichungen - in ihrer Magisterarbeit und in ihrer Doktorarbeit - bewegte sie sich in der Gedankenwerkstatt des philosophischen deutschen Idealismus.

Hölderlin steht im Jahr 1795 in diesen Arbeiten philosophisch mitten zwischen Friedrich Schiller, Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Immanuel Niethammer. Und nie ist ganz klar, wer wem die ersten Anregungen gibt in dieser Zeit. Hölderlin gibt offensichtlich Anregung zu einem Paradigmenwechsel im Denken bei Schiller. Und offensichtlich gibt er auch Fichte Anregungen, seine Theorie, seinen philosophischen Grundansatz gründlicher zu begründen (Waibel1995).

Für spätere Zeit zeigt Violetta Waibel in ähnlicher Weise im Werk von Friedrich Wilhelm Schelling Einflüsse auf, die sie auf seine Gespräche mit Friedrich Hölderlin zurück führt.

Frau Professor Waibel hat fast zwanzig Jahre lang an der Universität Wien Philosophie gelehrt. 2023 hat sie dort ihre Abschiedsvorlesung gehalten (UniWien). Vermutlich ist sie im schönen Kempten im Allgäu aufgewachsen, denn dort hat sie zunächst eine Lehre als Augenoptikerin abgeschlossen - ganz in der Tradition des Baruch de Spinoza, der auch mit dem Schleifen optischer Linsen seinen Lebensunterhalt verdient hat.

Ab 1980 hat sie dann an der Universität München studiert. Dort hat auch der Philosoph und Hölderlin-Forscher Dieter Henrich ab 1981 eine Professur übernommen.

Waibel hat bei ihm zunächst ihren Magister gemacht. Dann ist sie an die Universität Tübingen gewechselt, wo sie 1997 ihre Doktorarbeit geschrieben hat, und zwar parallel zu ihren Texturen-Beiträgen aus dem Jahr 1995. Dieser Texturen-Band war damals erarbeitet worden für eine Hölderlin-Ausstellung in Tübingen. In ihren Texten finden sich wichtige Ergebnisse ihrer Doktorarbeit.

Ihre Ausführungen im 2. und 3. Band der "Texturen" überraschen uns immer wieder erneut durch ihre Klarheit, Prägnanz und inhaltliche Dichte.

Das Thema ist aus Sicht von Philosophie, Biographie- und Konstellationsforschung wahrlich anspruchsvoll. Aus wenigen Anhaltspunkten werden die philosophischen Erörterungen zwischen Hölderlin, Fichte, Schiller und Niethammer im Jahr 1795 in Jena rekonstruiert. Violetta Waibel meistert dieses anspruchsvolle Thema in ihren "Texturen"-Beiträgen mit außerordentlicher Bravour.

Zumindest mit ihren "Texturen"-Beiträgen nehmen wir Violetta Waibel als eine der begabtesten Schülerinnen von Dieter Henrich wahr. Denn wir haben noch aus keiner Feder Darstellungen der Ergebnisse der von ihm angestoßenen Konstellationsforschung rund um Friedrich Hölderlin gelesen, die uns zugleich so eingängig lesbar geschrieben vorkommen und die dennoch zugleich so philosophisch dicht und zum dritten auch noch so erhellend und erkenntniserweiternd, neue Erkenntnisse aufweisend geschrieben sind wie in ihrer Darstellung (Waibel1995).

Abb. 7: Georg Friedrich Wilhelm Hegel zwischen 1816 und 1818 - Stich von F. W. Bollinger nach einem verschollenen Porträt von Johann Christian Xeller; das Blatt erschien 1819, die von Xeller gemalte Vorlage muß während Hegels Heidelberger Zeit entstanden sein

Mag sein, daß man viele wesentliche, von ihr dargestellte Inhalte auch schon in Dieter Henrich's acht Jahre zuvor erschienenem Buch "Der Grund im Bewußtsein" und in anderen Veröffentlichungen zum Thema finden kann. Wir selbst haben in dieses Buch und in viele parallele Veröffentlichungen schon häufiger mit großem Interesse hinein geschaut. Das heißt, in sehr viele der in Anmerkung 1 ihrer Doktorarbeit genannte Veröffentlichungen (Waibel 1997). Aber in den meisten dieser Veröffentlichungen sind die Darstellungen zu detailliert, sind mit zu viel randständigen Themen oder Figuren befaßt oder sie sind zu wenig eingängig geschrieben.

In den Texturen-Beiträgen von Violetta Waibel ist das völlig anders. Sie führen in das Zentrum des Denkens von Friedrich Hölderlin in Jena zwischen Fichte, Schiller und Niethammer hinein. Sie macht klar, daß er nicht nur Anregungen bekommen hat von diesen dreien, sondern daß er sowohl Fichte wie Schiller wie auch Niethammer - und seinen Freunden Sinclair, Zwilling, Hegel und Schelling sowieso - wesentliche philosophische Anregungen gegeben hat. Dabei sind aber all jene, denen er Anregungen gegeben hat, nie so weit vorgedrungen wie er selbst schon vorgedrungen war. Sie blieben alle in der einen oder anderen Weise dem Denken des deutschen Idealismus verhaftet, nach der die Welt (nur) meine Vorstellung ist, nämlich nach dem Ansatz des Decartes, nach dem ich nur deshalb sicher sein kann, daß ich bin, weil ich denke. Dieser Denkansatz bildet einen sehr starken Strang in der Philosophiegeschichte und konnte deshalb auch von den meisten Nachkantianern nicht überwunden werden, weil sie immer noch sehr stark dieser philosophischen Tradition verhaftet waren, und weil die Naturwissenschaft allein mit der Newton'schen Physik offenbar noch kein ausreichendes Gegengewicht dazu darstellte.

Die Existenz einer unabhängig von unserer Wahrnehmung bestehenden Außenwelt der Sache nach als selbstverständlich anzuerkennen, war dann erst die Leistung der Gegenbewegung zum deutschen Idealismus, nämlich des Positivismus nach Auguste Comte (1798-1857). Mit diesem Positivismus und später mit dem Materialismus wurde und wird aber bis heute das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, bzw. wird alle Metaphysik in der unfruchtbaren Art, in der sie von Hegel vorgetragen worden ist ("das Klappern der Dialektik"), zugleich über Bord geworfen.

Für Hölderlin jedoch gibt es ganz klar eine real existierende Außenwelt. Deshalb auch erwartet er (im "Ältesten Systemprogramm") von der weiteren Entwicklung der Naturwissenschaft wesentlichste Bestätigungen dessen, was er philosophisch schon vorausgedacht hat. Er konnte gut mit dem Grundansatz des Positivismus einig gehen, soweit dieser zumindest nicht in das Extrem des Verwerfens aller Metaphysik ging.

Indem man den Gedankengängen in der Darstellung von Violetta Waibel nachgeht, wird klar, daß Schiller die Anregungen Hölderlins eher zaghaft und nicht ganz so kühn ausgewertet hat wie er es hätte tun können. Und es wird klar, daß Fichte ebenfalls in der Auswertung dieser Anregungen nicht so weit vorgedrungen ist als Hölderlin selbst schon gekommen war. Fichte wird an Hölderlin noch einen Brief schreiben, als Hölderlin schon längst aus Jena geflohen war. Der Inhalt des Briefes von Fichte an Hölderlin ist leider nicht bekannt.

Hölderlin war aus Jena vor der allzu erdrückenden Nähe Schillers geflohen. Hölderlin wußte, daß er Schiller mehr zu sagen hatte, als ein Schüler einem Lehrer zu sagen hat. Schiller jedoch behandelte ihn immer so wie ein Lehrer einen Schüler behandelt. Und damit kam Hölderlin trotz aller Bewunderung, die er für Schiller hegte, nicht zurecht. Im Grunde beschrieb er sein nachmaliges Verhältnis zu Schiller schon in seinem "Fragment vom Hyperion", das er Schiller zur Veröffentlichung eingereicht hatte. Was er in diesem Fragment von Melite schrieb, der geliebten und verehrten Frau, hätte er später auch von Schiller schreiben können (Zeno):

Aber was ich war, war ich durch sie ihn. Die Der Gute freute sich über dem Lichte, das in mir leuchtete, und dachte nicht, daß es nur der Widerschein des ihrigen seinigen war. Ich fühlte nur zu bald, daß ich ärmer wurde, als ein Schatten, wenn sie er nicht in mir, und um mich, und für mich lebte (...); daß ich zu nichts ward, wenn sie er sich mir entzog. Es konnte nicht anders kommen, ich mußte mit dieser Todesangst jede Miene, und jeden Laut von ihr ihm befragen, ihrem seinem Auge folgen, als wollte mir mein Leben entfliehen, es mochte gen Himmel sich wenden, oder zur Erde; o Gott! es mußte ja ein Todesbote für mich sein, jedes Lächeln ihres seines heiligen Friedens, jedes ihrer seiner Himmelsworte, das mir sagte, wie ihr ihm an ihrem, ihrem seinem, seinem Herzen genüge: Sie mußte ja über mich kommen, diese Verzweiflung, daß das Herrliche, was ich liebte, so herrlich war, daß es mein nicht bedurfte. Verzeih es mir die der Heilige! oft flucht ich der Stunde, wo ich sie ihn fand, und raste im Geiste gegen das himmlische Geschöpf, daß es mich nur darum ins Leben geweckt hätte, um mich wieder niederzudrücken mit seiner Hoheit. Kann so viel Unmenschliches in eines Menschen Seele kommen?

Kein Zweifel: An Hölderlin war alles besonders. Er dachte alles zu Ende. In diesen wenigen Worten findet sich jene "Dialektik" zwischen Liebenden und Freunden, mit der Hegel dann später ebenfalls beschäftigt sein sollte, und aus der dann schließlich die Dialektik zwischen Sein und Nichts hervor ging.

Die Philosophie eines neuen Zeitalters

All die genannten Personen rangen damals um die Philosophie eines neuen Zeitalters, die sie kommen sahen. Sie sahen, daß Immanuel Kant den philosophischen und religiösen Dogmatismus ("Kein Gott außer Gott") durch seine "Kritik der reinen Vernunft" vom pompös und selbstgerecht eingenommenen Thron gestoßen hatte. Dieser Umstand ging wie ein großes Gefühl der Befreiung, ja, mitunter auch des Entsetzens durch alle Denkenden. Fichte war dann derjenige, der dieses Gefühl der Befreiung von dogmatischen Lebensanschauungen auch theoretisch am dichtesten theoretisch weiter führte, der damit dann aber wieder in den Verdacht des Dogmatismus geriet. Anstelle des Dogmas "Gott" setzte er das Dogma "absolutes Ich".

Es stand nun damals, im Jahr 1795 in Jena - und es steht bis heute - zur Prüfung, ob Fichte damit den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Oder ob es andere Wege gab, die noch besser zu beschreiten gewesen wären.

Kant wollte dazu beitragen, daß die Metaphysik einen ähnlich sicheren Gang in der weiteren wissenschaftlichen Entwicklung würde einnehmen können wie ihn die Physik durch die Beiträge Newtons längst eingenommen hatte. Das war sein großer Anspruch (siehe seine Einleitung der "Kritik der reinen Vernunft").

Abb. 8: Tagungsband der Stuttgarter Hegel-Tage von 1970

Kant hatte dann - in Abgrenzung von der Naturwissenschaft - nachgewiesen, daß von so großen Begriffen wie Gott, Freiheit und Unsterblichkeit nicht gesprochen werden könne und dürfe, als würde es sich um naturwissenschaftlich beweisbare Tatsachen handeln. Er hat aufgezeigt, daß in Bezug auf diese großen Fragen der Menschheit die menschliche Vernunft vielmehr an ihre Grenzen stößt. Und zwar an Grenzen, die kritisch zu untersuchen wären. Deshalb "Kritik der reinen Vernunft". Die menschliche Vernunft kann aus sich selbst heraus nicht abschließend und mit naturwissenschaftlicher Gewißheit entscheiden, ob Gott, Freiheit und Unsterblichkeit existieren oder nicht. Denn in Bezug auf diese Fragen stößt die Vernunft an Grenzen und verstrickt sich prinzipiell in Widersprüche, in "Antinomien". Diese Antinomien kann die menschlichen Vernunft aus sich selbst heraus nicht auflösen. Das war der große Befreiungsschlag des Immanuel Kant.

Alle theologische oder philosophische Selbstgerechtigkeit ("Dogmatismus") in Bezug auf diese großen Fragen der Menschheit waren damit über den Haufen geworfen. Heinrich Heine hatte recht: Die Franzosen haben nur einem König den Kopf abgeschlagen. Die Deutschen haben Gott "geköpft".

Seither müssen alle Theologen, die sich bislang darauf verlassen konnten, daß die Existenz Gottes dogmatisch "gesetzt" sei und nicht infrage gestellt wurde, daß sie - aus heutiger Sicht: geradezu willkürlich - behauptet werden könnte, auf philosophisches Räsonnement einlassen, wenn sie von Denkenden noch ernst genommen werden wollen, und wenn sie nicht allein auf "den Glauben" rekurieren wollen. Wie plausibel ist es, daß Göttliches existiert? Und wie will ich sinnvoll über Göttliches sprechen, wenn die menschliche Vernunft über das Göttliche keine so sicheren Aussagen machen kann wie über die Existenz eines Stuhls oder über die Existenz eines Baumes?

Die Denkenden der damaligen Zeit waren gebannt von dieser großen Frage. Im Vergleich zu dieser großen Frage konnten die zeitgleichen Erörterungen in Frankreich darüber, wie ein freiheitlicher Staat sinnvoller Weise eingerichtet werden könnte, als durchaus zweitrangig angesehen werden. Die Philosophen in Deutschland waren sich sicher, daß sie mit viel grundlegenderen Problemen befaßt waren als die zeitgleichen Revolutionäre in Frankreich. Beziehungsweise war ihnen klar, daß eine Revolution wie jene in Frankreich völlig ohne geistiges Fundament dasteht und auch irre geleitet werden kann, solange die grundlegenden Fragen, die durch Immanuel Kant aufgeworfen worden waren, nicht geklärt waren.

Vor diesem Hintergrund ist es erklärlich, daß es in der deutschen Gelehrtenwelt wild brodelte und gärte. Ab 1794/95 erreichte diese Gärung einen ersten Höhepunkt. Mitten in diese Gärung hinein kam nun Hölderlin, der in Tübingen in der Philosophie Kants und in der Literatur der antiken Griechen schon bestens ausgebildet worden war. Ihm war schon in Tübingen klar geworden, daß aller philosophischen Theorie voraus ginge die Wahrnehmung des Schönen. Da er - immer wieder - die Wahrnehmung des Schönen einerseits als Sinnerfüllung alles menschlichen Lebens ahnte und erlebte, sie andererseits als etwas vom Menschen "Abtrennbares" erfuhr, war für ihn völlig klar, daß das Schöne an sich etwas außerhalb des menschlichen Bewußtseins Existierendes, etwas dem menschlichen Bewußtsein Vorausgehendes war. Diese Sicherheit hatte er als Dichter, als Liebender und als Natur-Erlebender erfahren, weniger als Philosoph.

Hölderlin konnte deshalb durch die Philosophie Kants nicht zum Atheisten werden - wie so manche. Aber Hölderlin sah, warum es diese Tendenz hin zum Atheismus, zu metaphysischer Sinnleere gab. Er nahm diese Tendenz mit auf in seine Lehre von der "exzentrischen Bahn" (Zeno). Sein ganzes Wesen bäumte sich dagegen auf, den Weg dieser exzentrischen Bahn nicht bis zu seinem Ende durchzugehen. All sein Arbeiten war darauf gerichtet, eine Alternative zu metaphysischer Sinnleere zu geben.

Die Stuttgarter Hegel-Tage 1970

Der von ihm schon als Dichter seit Jahren hoch verehrte Friedrich Schiller hatte ebenfalls begonnen, sich ernsthaft mit der Kantischen Philosophie und auch mit den Weiterführungen derselben durch Fichte zu beschäftigen. Schiller sollte sich Ende 1795 von dieser intensiven Auseinandersetzung mit der Philosophie seiner Zeit wieder abwenden. Sie hatte ihn schlußendlich - ähnlich wie Goethe - doch unbefriedigt zurück gelassen. Denn es ließen sich aus ihr für ihn keine schlußendlichen Ergebnisse ableiten. Und Schiller glaubte, Wichtigeres und Wesentlicheres als Dichter schaffen zu können.

Abb. 9: Tagungsband der Stuttgarter Hegel-Tage von 1970 - Die Hauptvorträge

Hölderlin zog ähnliche Konsequenzen wie Schiller, war und blieb aber in der Weiterführung des Kantischen Denkens viel revolutionärer als sowohl Schiller wie Fichte und wie auch seine Freunde Schelling und Hegel. Das liegt darin, daß die Wahrnehmung des Schönen in seinem subjektiven Erleben viel intensiver, viel lebenswahrer erlebt wurde als von allen anderen Denkenden und Dichtenden. Daß Hölderlin deshalb philosophische Ansätze verfolgte, die auf Augenhöhe standen mit denen Schillers und Fichtes, diesen Umstand aufgedeckt zu haben, war das großen Verdienst von Dieter Henrich.

Für das Philosophieren um 1795 muß man sich klar machen, daß alles, was an Vorleistung geschehen war - durch Immanuel Kant - die Menschen zur "Spekulation" aufforderte. Da die Naturwissenschaft in jener Zeit noch nicht so weit entwickelt war und bestenfalls die Physik mit Kepler, Gallileo und Newton einen "sicheren Gang" eingenommen hatte (wie Kant das ausdrückte), war es nicht allen Denkenden so bewußt wie Schiller und Hölderlin, daß erst die Naturwissenschaft sich weiter entwickeln müsse, bevor die Philosophie jene erhofften überzeugenden, "sicheren" Aussagen machen könnte, nach denen um 1795 im Gefolge von Kant alle suchten. Kant hatte danach gestrebt, die "Metaphysik" ähnlich wie die Physik auf einen "sicheren Gang" zu bringen. Und da die Naturwissenschaft noch wenig Orientierung dafür leisten konnte, blieb den Denkenden allein die "Spekulation", das Durchmustern des Reiches der Ideen nach neuen "Ideen", um treffende Gedanken zur Erkenntnistheorie, zur Moral und zur Ästhetik zu gewinnen, um die Wissenschaft insgesamt in ein "System" zu bringen, das noch nicht da war, das sich aber mit der Entwicklung der Physik angekündigt hatte.

Man muß sich klar machen: Daß das menschliche Bewußtsein über Evolution aus dem tierlichen Unterbewußtsein hervorgegangen sein könnte, hat damals noch kaum ein Denker zu denken gewagt. Die erkenntnistheoretischen Schlußfolgerungen aus dieser Tatsache hat als einer der ersten erst Konrad Lorenz gezogen (!). Nur deshalb hatte dem menschlichen Ich-Erleben von Philosophen eine so exzeptionelle Rolle überhaupt zugeordnet werden können. Nur deshalb hatte von Seiten der Philosophie dem subjektiven Erleben überhaupt eine so übermäßige Bedeutung zugesprochen werden können für die Grundlegung aller Philosophie im Vergleich mit der objektiv gegebenen Tatsachenwelt der Naturwissenschaft.

Abb. 10: Hegel-Kongreß in Moskau, 1974

Die philosophischen Aufsätze von Dieter Henrich seit 1970 zur philosophischen Bedeutung Friedrich Hölderlins lesen sich durchaus nachvollziehbar. Wenn man dann aber in Dieter Henrich's Buch "Der Grund im Bewußtsein" hinein schaut, ist man ziemlich bald erschöpft. Denn es handelt sich um eine sehr detaillierte Untersuchung. Henrich war der Wegbahner selbst. Er bringt überall Neues, und zwar hier aus den Zusammenhängen seiner "Konstellationsforschung".

Auf Violetta Waibel als seine Schülerin kann man dann aber erst stoßen, wenn man zum Beispiel in den Band "Hölderlin Texturen 2" von 1995 hinein schaut.

Abb. 11: Hegel - Bücher des Wissens, 1955

Was wir vermissen, ist, daß das "Älteste Systemprogramm" nicht in dieses Beziehungsgeflecht und in den darin beobachtbaren Fortschritt des Gedankenganges mit einbezogen ist. Wir glauben dies hier in unserem Beitrag ansatzweise leisten zu können.

Abb. 12: Das Hegel-(Geburts-)Haus in Stuttgart - Fotograf: Zinnmann, 2017 (Wiki)

Dennoch: Wir haben schon in viele Veröffentlichungen zu dieser Thematik der Rolle Hölderlins als Philosoph hinein geschaut. Aber in keiner Veröffentlichung haben wir so viel so Konkretes zu Hölderlins Philosophieren in den Zusammenhängen seiner Zeit gelernt wie in diesem "Texturen"-Band von 1995.

Dieser Beitrag soll künftig noch weiter ergänzt und überarbeitet werden ("work in progress").

__________

  1. Waibel, Violetta L.: Leben ist Philosophie - Philosophie ist Leben. Nachruf auf Dieter Henrich (5. Januar 1927 bis 17. Dezember 2022). In Hölderlin-Jahrbuch, 43. Bd., 2022/23, veröffentlicht 4.12.2023, S. 346-351 (Brill)
  2. Sloterdijk, Peter: Regeln für den Menschenpark - Interview bei 3sat Kulturzeit. 1999 (Yt)
  3. Waibel, Violetta L.: Hölderlin und Fichte. 1794-1800. Schöningh, Paderborn 2000 [Dissertation, Universität Tübingen, 1997] (DigitSammlg)
  4. Leupold, Hermin: Der verborgene Kern in der trockenen Schale des Deutschen Idealismus. In: Die Deutsche Volkshochschule. Frühjahr 1996; erneut in: Philosophische Erkenntnis in ihrer Beziehung zur Naturwissenschaft. Aufsätze zur geschichtlichen Entwicklung der Erkenntnistheorie, zur Evolution des Weltalls und des Bewußtseins. Die Deutsche Volkshochschule, 23845 Bühnsdorf, 2001
  5. Waibel, Violetta L.: Kantische Philosophie in Jena; Hölderlins Fichte-Studien in Jena; Philosophische Nachlese. In: Gaier, Ulrich; Lawitschka, Valerie; Rapp, Wolfgang; Waibel, Violetta: Hölderlin Texturen 2. Das "Jenaische Projekt". Das Wintersemester 1794/95 mit Vorbereitung und Nachlese. Hrsg. v. d. Hölderlin-Gesellschaft Tübingen in Zusammenarbeit mit der Deutschen Schillergesellschaft Marbach, 1995, S. 73-126, 221-228 
  6. Henrich, Dieter: Der Grund im Bewußtsein. Untersuchungen zu Hölderlins Denken (1794/95). Klett-Cotta, Stuttgart 1992
  7. Waibel, Violetta: Spuren Fichtes in der Textgenese der Werke Hölderlins. Magisterarbeit. München 1986
  8. Hans-Georg Gadamer (Hg.): Stuttgarter Hegel-Tage 1970. Internationaler Hegel-Jubiläumskongreß: Hegel 1770-1970. Gesellschaft, Wissenschaft, Philosophie. Vorträge und Kolloqien des Internationalen Hegel-Jubiläums-Kongresses. Hegel-Studien, Beiheft 11. Bouvier, Bonn 1974 (ZVAB) (Meiner)

Bollwerk Germanien

Der Abwehrsieg der Germanen im Jahr 1250 v. Ztr. - Laßt uns ein neues Hermanns-Denkmal errichten - An der Tollense - Es ist so weit

Die großartige Goldhut-Kultur der Kelten - Sie eroberte Festland-Europa, England und die Levante (1300 bis 800 v. Ztr.) - Aber sie scheiterte an Germanien und Ägypten

Die Archäogenetik - Auch 2025 hageln aus ihr heraus wieder "Jahrhundert-Erkenntnisse":

  1. Die Eroberung Europas durch die Glockenbecher-Kultur ab 2360 v. Ztr.  - Ursprung: Nordfrankreich
  2. Die Eroberung Europas durch die Urnenfelder-Kultur ab 1300 v. Ztr. - Ursprung: Serbien

Die großartige Goldhut-Kultur, bzw. Urnenfelder-Kultur (Wiki) der Kelten entstand um 1900 v. Ztr. in Serbien und breitete sich ab 1300 v. Ztr. über ganz Europa aus (Abb. 1). 

Abb. 1: Bollwerk Germanien in Norddeutschland an der Tollense und die Eroberung des übrigen Europas durch die Urnenfelder-Kultur ausgehend von Serbien, 1300 bis 800 v. Ztr. (Wiki) - Der zeitgleiche Seevölker-Sturm im Mittelmeerraum, ebenfalls von Serbien ausgehend

Wir hatten diese Urnenfelder-Kultur hier auf dem Blog bislang noch nie wirklich als bedeutende, einflußreiche, geschichtsmächtige, archäologische Einheit, Kultur, Ethnie wahrgenommen. Wir hatten sie fast gar nicht "auf dem Schirm". Der Name selbst klingt ja auch schon nur nach Friedhof. Wie soll man bei einem solchen Namen auf Glanz, Herrlichkeit, Macht und Reichtum schließen? Wir nennen diese Kultur im folgenden nach den strahlendsten Gold-Kunstwerken, die sie hervorgebracht hat, wir nennen sie: die "Goldhut-Kultur" (Abb. 2).   

Wir müssen also mit diesem Blogartikel sehr viele Veränderungen der Wahrnehmung im Blick auf die europäische und mediterrane Geschichte mitteilen. Denn sind wieder einmal reihenweise neue Erkenntnisse zusammen zu tragen, die sich nun alle - fast wie selbstverständlich - aus dem Fortschritt des Erkenntnisstandes der Archäogenetik ergeben (1). 

Die Urnenfelder-Kultur entfaltete sich zunächst zeitgleich zur großartigen Kultur von Mykene in Serbien. Sie griff aber dann räumlich noch viel weiter aus als das die Griechen der mykenischen Zeit innerhalb des Mittelmeerraumes getan haben. Man kann womöglich so sagen: 

  • 2.300 v. Ztr.: "Das Kommen der Griechen". Als die Jamnaja-Leute sich nach Griechenland hinein ausbreiteten, kam es zeitlich parallel zur Entstehung und Ausbreitung der keltischen Glockenbecher-Kultur über ganz Europa hinweg - von Nordfrankreich ausgehend (1). Die Ethnogenese der (Italo-)Kelten, der Griechen und der Armenier erfolgte also in etwa zeitgleich.
  • 1.250 v. Ztr.: Blütezeit und Untergang von Mykene, Seevölkersturm. Sie können zeitlich parallel gesetzt werden zur Ausbreitung der keltischen Urnenfelder-Kultur über ganz Europa hinweg von Serbien ausgehend. Und vieles weist inzwischen darauf hin, daß der Untergang von Mykene und des Hethiter-Reiches auch mit der Ausbreitung der Urnenfelder-Kultur in Zusammenhang steht. 

Damit kann vielleicht verdeutlicht werden, daß die 3000-jährige Dynamik der keltischen Völkergeschichte in Europa um 1200 v. Ztr. ihren Höhepunkt erreicht und auch im Seevölkersturm im Mittelmeer-Raum ihren Ausdruck findet. 

Abb. 2: Die Goldhut-Kultur der Kelten um 1200 v. ztr. (Neues Museum, Berlin) (Fotograf: Sailko) (Wiki)

Die keltische Hallstatt-Kultur, die keltischen Wanderungen danach (Wiki), die Gallier zur Zeit Caesars, ja, die Blüte der antik-griechischen und hellenistischen Kultur könnten - aus dieser Sicht - auch "nur" als "Ausebben" einer noch viel gewaltigeren Dynamik eintausend Jahre zuvor angesehen werden.

Der englischsprachige Wikipedia-Artikel über die Goldhut-, bzw. Urnenfelderkultur (Wiki) gibt auch schon - allein über seine Bebilderung - ein viel differenzierteres Bild von dieser Kultur als dies der aktuell noch "langweiligere" deutschsprachige Artikel tut.

Wir selbst waren wir hier auf dem Blog in vielen Beiträgen schon oft genug mit dieser Urnenfelder-Kultur befaßt, ohne daß uns das bewußt war und ohne daß wir das Thema unter diesem Namen zusammen gefaßt hatten. So etwa in der Blogartikel-Serie zur "Bronzezeitlichen Stadtgeschichte" Mitteleuropas. Ein Faux pas unsererseits? Oder einfach dem damaligen mangelhaften Kenntnisstand der Archäologie geschuldet? Wir sind verunsichert! Neue Erkenntnisse werfen ja nicht selten die Frage auf, warum man diese Erkenntnis nicht schon früher hatte, sondern sich so vergleichsweise "dumm" anstellte! 

Wann errichten wir ein Hermanns-Denkmal an der Tollense?

Es war offensichtlich diese großartige Goldhut- und Urnenfelder-Kultur, die um 1250 v. Ztr. in der Schlacht an der Tollense (Wiki) bei Altentreptow in Mecklenburg versucht hat, die Königreiche der Nordischen Bronzezeit in einem gigantischen Eroberungszug aufzurollen (s. Stg2019). Dort mußte das Großreich der Urnenfelder-Kultur eine erste und weltgeschichtlich offenbar zugleich auch noch sehr entscheidende Niederlage hinnehmen (s. Abb. 1). Die Königreiche der Nordischen Bronzezeit bewahrten sich durch diese Schlacht ihre germanische Sprache, Kultur und Genetik bis heute (1). Und damit bekommt die Schlacht an der Tollense um 1250 v. Ztr. eine ähnliche geschichtliche Bedeutung wie die Schlacht von Kalkriese im Jahre 9 n. Ztr. im Teutoburger Wald im Wiehengebirge. (Denn die Geographen und Historiker früherer Jahrhunderte hätten den Teutoburger Wald ja als Wiehengebirge bei Kalkriese identifizieren müssen, wenn sie schon so schlau gewesen wären wie wir heute.)  

Abb. 3: Kriegsausrüstung der Goldhut-/Urnenfelder Kultur (Wiki) - Kammhelme und Brustpanzer (aus einer Veröffentlichung von Gabriel de Mortillet [1821-1898])

Das Wiehengebirge ist der Teutoburger Wald, die Landkarten und der Sprachgebrauch müssen endlich der wissenschaftlichen Erkenntnis angepaßt werden so wie sie seit 25 Jahren festgestellt ist. Das Hermanns-Denkmal muß umgesetzt werden ins Wiehengebirge (!). Und an der Tollense muß ein weiteres Hermanns-Denkmal errichtet werden und dieses muß gemeinsam mit den Königen von Dänemark, Schweden und Norwegen eingeweiht werden (!). 

Es wird allmählich klar: So wie der Pharao Ramses III. (1221-1156 v. Ztr.) seinen Sieg über die Seevölker, über die Urnenfelder-Kultur (!?!) im Jahr 1180 v. Ztr. in großartigen Darstellungen verewigt hat (Wiki), so müssen auch wir Germanen unseren Sieg über die Urnenfelder-/Goldhut-Kultur siebzig Jahre zuvor feiern und seiner gedenken. Wann, wenn nicht jetzt?! Wir hatten damals einen starken Gegner. Genauso wie der Pharao Ramses III. von Ägypten. Und wir schlugen diesen Gegner. Genauso wie der Pharao von Ägypten 1180 v. Ztr., als er als Bericht einmeißeln ließ (Wiki):

Die Fremdländer verließen alle gemeinsam ihre Inseln. Es zogen fort und im Kampfgewühl sind die Länder verstreut auf einen Schlag. Kein Land hielt ihren Armen stand; von Ḫatti, Qadi, Qarqemiš, Arzawa, und Alasia an waren (nun) (alle) entwurzelt auf [einen Schlag].
Es wurde ein Lager aufgeschlagen an einem Ort im Inneren von Amurru. Sie vernichteten seine Leute und sein Land, als sei es nie gewesen. Sie kamen nun, indem die Flamme vor ihnen bereitet war, vorwärts gegen Ägypten, ihre Zwingburg (?). Die plst, ṯkr, šklš, dnjn und wšš, verbündete Länder, legten ihre Hände auf alle Länder bis ans Ende der Welt; ihre Herzen waren zuversichtlich und vertrauensvoll: Unsere Pläne gelingen.

Ein furchtbarer Kriegszug durch fast alle dem Pharao bekannten Länder - aus Gegenden heraus, die dem Pharao ganz unbekannt waren. 

Schon 2019 hatten wir grundlegende Zusammenhänge anhand einer neuen Studie des dänischen Archäologen Kristian Kristiansen verstanden. Wir veröffentlichten hier auf dem Blog unseren Artikel "Der große europäische Krieg, der zum Seevölkersturm führte".  Wir schrieben damals (Stg2019):

Ein junger "Makedonen"-König aus der Slowakei rollte ab 1340 v. Ztr. die süddeutsche Ökumene (Höhenburg-Kultur / Palast-Kultur) auf und führte dann - mit den Unterworfenen und neuen Verbündeten einen Kriegszug bis Mecklenburg, bis in das Tal der Tollense.

Wir kamen uns damals noch sehr kühn vor mit dieser "Hypothese". Der hier in phantastischer Weise mit dem jungen Makedonen-König Alexander dem Großen verglichene König aus der Slowakei wäre also jetzt zunächst einmal als ein König der Goldhut- und Urnenfeld-Kultur zu identifizieren.

Abb. 4: Das Portal der nordirischen Dorfkirche von Clonfert, über dem 16 in Stein gemeißelte abgeschnittene menschliche Köpfe "präsentiert" werden (Wiki) (aus: Stg2021)

Ein ähnlicher, herrlicher Abwehrsieg wie es den germanischen Königreichen der Nordischen Bronzezeit an der Tollense gelang und dem Pharao Ramses III. am Nil gelang offenbar den keltischen Königreichen auf den britischen Inseln nicht (wie wir noch sehen werden). Und anhand der Ausbreitungskarte der Urnenfelderkultur in Abb. 1 und der folgenden Ausführungen müssen wir nun auch die Lausitzer Kultur, die sich von der Gegend um Breslau aus nach Norden ausgebreitet hat, und deren Verhältnis zur keltischen Urnenfelderkultur wir schon vor drei Jahren umsonnen hatten (Stg2021), nun offenbar im Rahmen dieses Eroberungszuges der Urnenfelder-Kultur betrachten.

Schon 2021 hatten wir anhand von (2) über die Ausbreitungsbewegung der Urnenfelderkultur geschrieben (Stg2021):

Eine Besiedlungswelle ging insbesondere von der Urnenfelder-Kultur (Wiki) aus, die sich - ab 2000 v. Ztr. - vom zentralen Ungarn her ausbreitete. Die Forschung nimmt mehrheitlich an, daß sich mit ihr die nachmaligen Italiker, Iberer, Ligurer und Kelten ausbreiteten. (...) Ab 1900 v. Ztr. sei die Urnenfelder-Kultur im nordöstlichen Serbien südlich des Eisernen Tores anzutreffen. Während des darauffolgenden Zusammenbruchs des Tell-Systems um 1500 v. Ztr. breitete sich das Urnenfelder-Modell in einige weitere Regionen aus, in die südliche Poebene, auch in die Sava/Drava- und Untere Tisza-Ebene. In vielen dazwischenliegenden Regionen (etwa im Alpenraum) hat es lange keinerlei Urnenfelder-Kultur gegeben oder aber hybride Kulturen mit weniger radikaler Übernahme der Urnenfelder-Kultur-Elemente (etwa in der nördlichen Po-Ebene).

Aber es war uns noch nicht wirklich deutlich genug, daß dieses Unruhezentrum in Europa noch viel weitere Kreise gezogen hat. Durch die Archäogenetik wird dieser Umstand jetzt geklärt (1). 2011 hatten wir etwa schon - der Sache nach - von der süddeutsch-französischen "Kultur der Goldhüte" geschrieben (Stg2011), die sich bei dieser Gelegenheit ausbildete oder ausbreitete. Es haben sich also mit dieser Urnenfelder-Kultur auch erste Stadtanlagen nach Mitteleuropa hin ausgebreitet, die hier auf dem Blog vor vielen Jahren Thema waren. Die Urnenfelder-Kultur war vermutlich auch deshalb so erfolgreich, weil sie mit einer deutlich höheren Siedlungsdichte in den bronzezeitlichen Stadtanlagen samt der sie umgebenden Terrassierungen einher ging, die man ja zur gleichen Zeit von Mykene bis zu den britischen Inseln feststellt. Kein Wunder, daß sich das damit verbundene Bevölkerungswachstum zu einem "Seevölkersturm" auswachsen konnte.

Die Seevölker - Sie trugen die Waffen der Goldhut-/Urnenfelder-Kultur (!)

Wir lesen jetzt auch auf Wikipedia zu unserer Überraschung über die Herkunft der Seevölker (Wiki):

Nach neueren Forschungen der Archäologen Jung und Mehofer standen Gruppen in der Ägäis auch mit dem Apennin in engem Kontakt. Darauf weisen Ergebnisse archäometallurgischer Untersuchungen an spätbronzezeitlichen Schwertern und Fibeln hin. Die charakteristischen Hiebschwerter vom Typ Naue II wurden demnach in Italien hergestellt und verbreiteten sich von dort über die Ägäis in den östlichen Mittelmeerraum. Die typisch italischen Violinbogenfibeln wurden dagegen lokal in der Ägäis und der Levante hergestellt und wurden wohl von Auswanderern getragen, die zu Seevölkergruppen gehörten. Verschiedene Auswanderungswellen bildeten dann in einem Dominoeffekt den Seevölkersturm.
Mehofer und Jung (2013) sehen in ihren Untersuchungen eine Allianz zwischen italischen Ethnien und den zerfallenden mykenischen Stadtstaaten. Um 1200 v. Ztr. kollabierte die mykenische Palastkultur. Sie zerfiel in Stadtstaaten. Diese orientierten sich unter anderem an italischen Ethnien, die eine fortschrittliche Kriegstechnik entwickelt hatten. Mehofer und Jungs Neuwertung der bronzezeitlichen Funde aus Griechenland, Zypern, der Levante und Ägypten zeigen, daß etwa die Waffen nicht aus den jeweiligen Regionen stammen, sondern der Urnenfelderkultur Mitteleuropas (etwa 1300-800 v. Ztr.) zuzurechnen seien. So zeige sich seit dem 13. Jahrhundert v. Ztr. ein nachweisbarer Funktionswandel von den reinen Stich- zu den Hiebschwertern. So waren die in Mitteleuropa und Italien produzierten Griffzungenschwerter des Typs Naue II effektivere Waffen. Derartige Waffen verwendeten auch die Seevölker. Im östlichen Mittelmeer wurde bis ins 13. Jahrhundert v. Ztr. hauptsächlich mit Stichschwertern gekämpft, die funktionell dem neuzeitlichen Rapier oder Degen ähnelten. Die Kriegswerkzeuge des Typs Naue II hingegen konnten sowohl als Hieb- wie auch als Stichwaffen verwendet werden. Solche Waffensysteme waren den griechischen, levantinischen und ägyptischen Waffen überlegen, was zum militärischen Erfolg der Seevölker beitrug.

Nun lesen wir in einer neuen archäogenetischen Studie, entstanden einmal erneut rund um die dänische Forschungsgruppe von Eske Willerslev und in Zusammenarbeit mit dem dänischen Archäologen Kristian Kristiansen, daß dieser Eroberungszug von der Slowakei und von Böhmen ausgehend auch archäogenetisch charakterisiert werden kann und - wie ebenfalls schon 2021 festgehalten - bis auf die britischen Inseln hin weiter verfolgt werden kann (1). 

Abb. 5: Eine mit Mauerwerk befestigte Siedlung der Daker in Siebenbürgen, dahinter aufgespießte Schädel, womöglich getötete Römer aus dem vorhergehenden Kriegszug des Domitian gegen die Daker, im Vordergrund geschlagene Daker, vermutlich Nachkommen der Urnenfelder-Kultur (aus: Stg2019)

Die neue Studie setzt aber thematisch zunächst tausend Jahre früher ein.

Die Glockenbecher-Kultur entstand um 2460 v. Ztr. in Nordfrankreich

Und zwar beim Zeitpunkt der Ethnogenese der Glockenbecher-Kultur und damit vermutlich der Ur-Italo-Kelten tausend Jahre zuvor, um 2460 v. Ztr., und zwar - offenbar - in Nordfrankreich (!) (1):

Wir verglichen zunächst die räumlich-zeitlichen Wahrscheinlichkeits-(bzw. "Kriging"-)Ergebnisse um 2300 v. Ztr., als die mit der Glockenbecher-Population verbundene Abstammung ihren ersten Höhepunkt erreichte, mit 500 v. Ztr., als die schriftlichen Aufzeichnungen die geografische Verbreitung der Kelten in ganz Europa dokumentieren. Während dieser Zeit blieb das Ausbreitungsgebiet der mit der Schnurkeramik verbundenen Abstammung unverändert (Abb. 2A, D), während sich die mit der Glockenbecher-Kultur verbundene Abstammung ausbreitete (Abb. 2B, E) und die mit den europäischen (mittelneolithischen) Bauern verbundene Abstammung ihr vormaliges Übergewicht verlor (Abb. 2C, F).
We first compared the spatio-temporal kriging results at around ~4300 BP, when ancestry associated with Bell Beaker population first peaks, to ~2500 BP, where the written record documents the geographical distribution of Celtic across Europe. During this period, the range of Corded Ware-related ancestry remains stable (Fig. 2A, D), but Bell Beaker-related ancestry expands (Fig. 2B, E) and European Farmer-related ancestry contracts, correspondingly (Fig. 2C, F).

Dieser Umstand war uns ja schon vor genau einem Jahr hier auf dem Blog so bedeutsam, ebenfalls erarbeitet anhand einer da,aöogem Archäogenetik-Studie aus der Gruppe um Eske Willerslev. Denn er gewährt einen völlig neuen Blick auf die wenig "dynamische" "germanische" Geschichte bis in die Römische Kaiserzeit hinein (Stg2024). Wir lesen nun weiter (1):

Basierend auf direkter Probenentnahme finden wir frühe Belege für Glockenbecher-Vorfahren in Frankreich ab 2463 v. Ztr., in den Niederlanden ab 2384 v. Ztr., auf den Britisch-Irischen Inseln ab ca. 2300 v. Ztr. (England: 2333 v. Ztr., Schottland: 2312 v. Ztr., Irland: 1906 v. Ztr.) und in Südeuropa ab ca. 2300 v. Ztr. (Spanien 2367 v. Ztr., Portugal 2158 v. Ztr., Italien 2212 v. Ztr.). Obwohl sie zu einer ähnlichen Zeit auftraten, ist der Anteil der Glockenbecher-Vorfahren in Frankreich, Spanien und Italien geringer als in Großbritannien und den Niederlanden (Ergänzende Abbildung S1.5).
Based on direct sampling, we find early evidence of Bell Beaker-related ancestry being present in France by 4463 BP, the Netherlands by 4384 BP, on the British-Irish Isles by ~4300 BP (England: 4333 BP, Scotland: 4312 BP, Ireland: 3906), and reaching southern Europe by ~4300 BP (Spain 4367 BP, Portugal 4158 BP, Italy 4212 BP). Despite occurring at a similar time, the proportion of Bell Beaker-related ancestry in France, Spain and Italy is less than that of Britain and the Netherlands (Supplementary Fig. S1.5).

Man kann damit vielleicht folgendes sagen: Die germanischen Völker in Skandinavien und Norddeutschland entstanden um 3.000 v. Ztr. mit der Zuwanderung der Schnurkeramiker. Diese germanischen Völker lebten dann für viele Jahrtausende einfach in Skandinavien, ohne daß sich ihre Genetik in größerem Umfang ausbreitete oder sich ihr Verbreitungsraum verringerte. Auch dank zweier welthistorisch bedeutsamer Schlachten, nämlich der an der Tollense um 1250 v. Ztr. und dank der Schlacht bei Kalkriese im Jahre 9 n. Ztr.. 

Abb. 6: Das Köpfen und Ermorden der Kriegsgefangenen bei der Eroberung Armeniens durch die Jamnaja - Silberbecher von Karashamb in Armenien, um 2.200 v. Ztr (s. Stg2023)

Die italo-keltische Völkergruppe entstand also an der Südgrenze des germanischen Verbreitungsraumes zeitgleich zur Entstehung der antiken Griechen. Und mit dieser italo-keltischen Völkergruppe kam offenbar für die nächsten drei Jahrtausende eine weitere Steigerung der Dynamik in die Völkergeschichte Europas. Über dreitausend Jahre hinweg wird die europäische Geschichte von den Kelten dominiert - nicht von Germanen. 

Es wäre übrigens mehr als naheliegend, für die Zeit um 2.300 v. Ztr. ebenfalls Abwehrschlachten der germanischen Völker gegen die italo-keltischen Glockenbecher-Leute anzunehmen. Diese werden einmal siegreicher, einmal weniger siegreich gewesen sein. Wir hörten hier auf dem Blog ja schon davon, daß die Glockenbecher-Leute als erste den Skagerrak direkt durchpaddelt haben. Das war für die damalige Zeit eine große seemännische Leistung. Und sie kamen damit zeitweise bis Norwegen (Stg2022). Aber sie haben dort dann aber offenbar doch keine Genetik hinterlassen. Vielleicht haben die Schnurkeramik-Nachfahren in Norwegen und Dänemark schließlich doch erbarmungsloser gegen sie zugeschlagen, als das bis heute bekannt geworden ist. Zeitgleich scheinen die Schnurkeramik-Nachfahren aber im Böhmischen Becken erbarmungslos ausgerottet worden zu sein (zumindest die Männer).

In Südeuropa tritt die (italo-keltische) Glockenbecher-Herkunft vermutlich insbesondere deshalb in geringerem Umfang auf, weil Südeuropa schon damals dichter besiedelt war und sich hier diese genetische Herkunft nicht ganz so leicht und stark durchsetzen konnte - in einer Art Replacement-Vorgang - wie auf den britischen Inseln oder auch in Teilen Mitteleuropas (z. B. in Böhmen).

In Nordfrankreich - Die gnadenlosen Ur-Italo-Kelten entstehen

Daß sich die Ethnogenese der frühen italo-keltischen Glockenbecher-Kultur in Nordfrankreich vollzogen hat. hören wir übrigens in dieser Studie zum ersten mal in der Literatur überhaupt. Offenbar ist dieser Entstehungsraum bislang noch nicht für die Glockenbecher-Kultur angenommen worden. Wir lesen weiter (1):

Weiter östlich ist die Schnurkeramik-Kultur der Glockenbecher-Kultur zeitlich voraus gegangen. Der Übergang (von ersterer zu letzterer) spiegelt sich genetisch wider, wobei die mit der Glockenbecher-Kultur verbundenen Individuen der Verbreitungsgrenze der mit der Schnurkeramik verbundenen Individuen folgen oder sich mit deren Ausbreitungsgrenze überschneiden. Dies ist in Deutschland (CWC-verwandt 2703-2358 v. Ztr., BB-verwandt bis 2439 v. Ztr.), Ungarn (BB-verwandt bis 2299 v. Ztr., andere CWC-verwandte aus derselben Zeit), der Tschechischen Republik (CWC-verwandt 2739-2477 v. Ztr., BB-verwandt bis 2333) und Polen (CWC-verwandt 2705-2239 v. Ztr., BB-verwandt bis 2250 v. Ztr.) zu beobachten. Darüber hinaus fanden wir in allen Regionen eine starke zeitliche Korrelation zwischen der Ankunft der mit den Glockenbecher-Leuten verwandten Herkunft und der Y-chromosomalen Haplogruppe R-P312, was die Verbindung zwischen beiden bestätigt (Supplementary Note S3).
Further east, the Bell Beaker period was preceded by the Corded Ware Culture. This transition is mirrored genetically in which the Bell Beaker-related individuals follow, or overlap with the end of, the temporal distribution of Corded Ware-related individuals. This is seen in Germany (CWC-related 4703–4358 BP, BB-related by 4439), Hungary (BB-related by 4299 BP, other CWC-related from the same time), Czech Republic (CWC-related 4739–4477 BP, BB-related by 4333), and Poland (CWC-related 4705–4239 BP, BB-related by 4250 BP). Additionally, in all regions, we found a strong temporal correlation between the arrival of Beaker-related ancestry and Y-chromosome haplogroup R-P312, confirming their association (Supplementary Note S3). 

Die Glockenbecher-Kultur ("Bell Beaker", deshalb "BB") ist also offenbar in Nordfrankreich entstanden und hat sich schon zehn Jahre später über Wallonien und Flandern bis an den Rhein ausgebreitet. Im Böhmischen Becken tritt sie einhundert Jahre später auf, in Ungarn noch einmal dreißig Jahre später, in Schlesien noch einmal 50 Jahre später. Eine solche schnelle demographische Ausbreitung muß zugleich aber auch daran liegen, daß die Menschen dieser Kultur sehr kinderreich gewesen sind.

Mit dieser Herkunft tritt ein neuer Y-chromosomaler Haplotyp auf, was darauf schließen läßt, daß die vorher in diesen eroberten Regionen lebenden Männer in größerem Umfang erschlagen worden sind. Dabei scheint es keine Rolle gespielt zu haben, ob die Feinde in ähnlichen Anteilen Steppengenetik in sich trugen (wie die Schnurkeramiker) oder nicht. Dieser Umstand ist schon 2021 in einer archäogenetischen Studie für Böhmen charakterisiert worden. Schon in dieser Studie war festgestellt worden (zit. n. Stg2021):

Sowohl die Schnurkeramiker wie die Glockenbecher-Leute durchliefen zwischen 2600 und 2400 v. Ztr. Veränderungen, die mit einschlossen einschneidende Rückgänge und vollständigen Austausch in der Vielfalt ihrer Y-Chromosomen.

Die Ur-Kelten scheinen also nicht gerade "zimperlich", sondern vielmehr ziemlich gnadenlos mit ihren Feinden umgegangen zu sein. Vielleicht waren sie auch schon "Kopfjäger" wie noch ihre Nachfahren in der Eisenzeit (Wiki) (s.a. Wiki) (Abb 1 und 2). Übrigens sind zur gleichen Zeit - 2.300/2.200 v. Ztr. - Armenien und Griechenland von den Jamnaja-Leuten erobert worden. Und vieles deutet darauf hin, daß diese Eroberungen ähnlich grausam vonstatten gingen wie die Eroberung Böhmens durch die Glockenbecher-Leute (Abb. 3) (s. Stg2023). 

Abb. 7: Ausrüstungsteile erschlagener Feinde - Präsentiert in einem Relief vom Osttor von Side an der Südküste der Türkei, 650 v. Ztr., ausgegraben aus den Dünen in den 1980er Jahren, heute im Museum von Side (eig. Aufn.) (aus: Stg2016)

Das Zurschaustellen von Ausrüstungsteilen erschlagener Feinde findet sich um 650 v Ztr. auch im anatolisch-indogermanischen Side an der Südküste der Türkei (Abb. 4).

Von wo stammten die Kelten, die um 1100 v. Ztr. die britischen Inseln eroberten?

Es werden dann die unterschiedlichen Herkunftsregionen der keltischen Zuwanderungen auf die britischen Inseln in verschiedenen Jahrhunderten charakterisiert anhand der jeweils vorherrschenden, bzw. hinzukommenden, regionalen mittelneolithischen Bauernkomponente. Das haben wir hier auf dem Blog in den Grundzügen auch schon anhand einer Studie von 2021 behandelt (Stg2021). Es heißt dazu (1):

Die Veränderungen in der (mittelneolithisch-)bäuerlichen Abstammung deuten auf Migrationen aus bestimmten Regionen Europas hin, in denen die jeweilige lokale (mittelneolithisch-)bäuerliche Abstammung vorherrschend war.
The changes in Farming ancestry present are suggestive of migrations from distinct regions of Europe in which local farming ancestry was incorporated.

Sprich, der Steppengenetik-Anteil unterscheidet sich nicht so stark wie der mittelneolithische bäuerliche Herkunftsanteil regional und deshalb kann man an letzteren die Zusammenhänge besser erkennen. Es gab auf den britischen Inseln Zuwanderungen aus Nordspanien ebenso wie aus Nordfrankreich. Und am Ende sogar aus Norditalien - laut dieser Studie. Auch in Nordfrankreich wird in der Eisenzeit ein Anstieg von italienischer mittelneolithischer Bauerngenetik festgestellt. Im Böhmischen Becken wird ein Anstieg dieser italienischen mittelneolithischen Bauerngenetik für die Zeit 1200 bis 800 v. Ztr. festgestellt. Es wird ausgeführt (1):

Durch eine weitere Aufschlüsselung der kulturellen Phasen der Region stellen wir fest, daß dieses Abstammungsprofil im Böhmischen Becken bereits ab 1300 v. Ztr. bei Personen auftrat, die mit der Tumulus-Kultur in Verbindung stehen, und sich bis in die Knovíz- und Hallstattzeit fortsetzte (Extended Data Fig. 1).
By splitting further into the cultural phases for the region, we find that this ancestry profile in the Czech Republic occurred by 1300 v. Ztr., in individuals associated with the Tumulus Culture and continuing into the Knovíz and Hallstatt Periods (Extended Data Fig. 1). 

Im Englischen bezeichnet "Tumulus-Kultur" (Wiki) die Nachfolge-Kultur der Aunjetitzer Kultur in Mitteleuropa. Im Deutschen wird diese als "Süddeutsche Bronzezeit" oder auch als "Hügelgräberzeit" (Wiki) bezeichnet. 

In diesen Regionen breiteten sich also Menschen mit Genetik der Urnenfelder-Kultur vom Balkan her aus. Und in Zusammenhang mit dieser Urnenfelder-Kultur stehen dann auch die sogenannten "Goldhüte" (Wiki). Vielleicht wäre es deshalb anschaulicher, die Urnenfelder-Kultur die "Goldhut-Kultur" zu nennen (Stg2011).

Die hier erwähnte Knovízer Kultur (1300-800 v. Ztr.) (Wikiengl) ist eine Untergruppe der Urnenfelder-Kultur und ist nach dem Dorf Knoviz in der Nähe von Prag an der Elbe benannt, gelegen im Böhmischen Becken. Von der zeitgleichen Lausitzer Kultur in Schlesien und im Oder- und Weichselraum war die Knovizer Kultur in Böhmen durch einen Streifen unbesiedelten Landes getrennt (s. Wiki).

Um besser zu verstehen, wie sich diese mit (mittel-)neolithischen Bauern in Zusammenhang stehenden Abstammungen während der Bronze- und Eisenzeit weiter verbreiteten, führten wir eine räumlich-zeitliche Wahrscheinlichkeits-(Kriging-)Analyse der IBD-Mixture-Modelling-Ergebnisse für diese Abstammungen durch (Extended Data Fig. 2). Für alle drei unterscheidbaren (mittelneolithischen) europäischen Bauern-Herkünfte sehen wir, daß ihr Herkunftsanteil im Laufe der Zeit abnimmt. Während wir eine allgemeine Verringerung der Reichweite der britischen und französisch-iberischen mittelneolithischen Herkünfte beobachten, stellen wir fest, daß sich die mittelneolithisch-italienische und die bronzezeitlich-anatolische Herkunft in diesen Zeiträumen ausbreitet.
To understand how these Neolithic Farmer-related ancestries spread during the Bronze and Iron Age more broadly, we performed spatio-temporal kriging on the IBD Mixture Modelling results for these ancestries (Extended Data Fig. 2). For the three European Farmer related ancestries, we see the proportion of ancestry modelled decreasing through time. However, while we see a general range reduction of the British and French/Iberian Neolithic-related ancestries, we find an increase in the geographical range of the Italian Neolithic-related and Bronze Age Anatolian-related ancestries throughout these periods.

Und weiter (1):

Wir stellen fest, daß bronzezeitliche französisch-iberische Herkunft in England während der mittleren Bronzezeit auftaucht und daß die ungarisch-serbische bronzezeitliche Herkunft während der Eisenzeit weit verbreitet war (Abb. 4). In der Tschechischen Republik stellen wir fest, daß fast alle Individuen aus der Spätbronzezeit mit einem großen Anteil ungarischer/serbischer Abstammung modelliert werden können.
We find the appearance of Bronze Age French/Iberian ancestry appearing in England during the Middle Bronze Age, and the Hungarian/Serbian Bronze Age reaching widespread distributions during the Iron Age (Fig. 4). In the Czech Republic, we find almost all individuals being modelled with a large proportion of Hungarian/Serbian ancestry during the Late Bronze Age.

Und (1):

Der Einfluß der Knovíz-bezogenen Abstammung ist besonders hoch in Frankreich, Deutschland und der Tschechischen Republik. In Österreich stellen wir an der gleichnamigen Ausgrabungsstätte von Hallstatt eine beträchtliche genetische Vielfalt fest, wobei Individuen mit besonders hohen Anteilen von entweder Knovíz- oder ungarisch/serbischer Abstammung aus der Bronzezeit modelliert wurden, also ähnlicher zu Herkunft aus Ungarn, Slowenien und der Slowakei, wo die ungarisch/serbische Abstammung aus der Bronzezeit als in hohen Anteilen vorliegend modelliert werden kann. (...) In England werden Individuen von der Spätbronzezeit bis zur Völkerwanderungszeit hauptsächlich von britisch-irischen Vorfahren aus der Bronzezeit modelliert, mit einigen Knovíz- oder französisch/iberischen Vorfahren aus der Bronzezeit (Supplementary Fig. S1.9).
The impact of Knovíz-related ancestry is particularly high in France, Germany and the Czech Republic. In Austria, we note considerable diversity at the eponymous Hallstatt site, with individuals modelled with particularly high proportions of either Knovíz or Hungarian/Serbia Bronze Age-related ancestry, more similar to Hungary, Slovenia and Slovakia, where the Hungarian/Serbian Bronze Age-related ancestry is modelled in high proportions. (...) In England from the Late Bronze Age until the Migration Period, individuals tend to be modelled primarily by the British-Irish Bronze Age ancestry, with some Knovíz or French/Iberian Bronze Age-related ancestry (Supplementary Fig. S1.9).

Soweit zur damit also vermutlich noch weiter zu differenzierenden "inneren" Geschichte der Urnenfelder-Kultur und der auf sie folgenden keltischen Kulturen. Es wird deutlich, daß mit dieser neuen archäogenetischen Studie da noch manche Details tiefenschärfer ausgeleuchtet werden können, was wir an dieser Stelle aber erst einmal übergehen wollen.

Mitteleuropäische Genetik in Dänemark und Schweden nach 375 n. Ztr.

In der Völkerwanderungs- und Wikingerzeit nach 375 n. Ztr. kamen interessanterweise Menschen aus Mitteleuropa nach Dänemark und Südschweden, die geringe Teile von Urnenfelder-Genetik in sich trugen (1):

Der Zustrom kleiner Anteile kontinentaler Abstammung wird als Abstammung aus der Bronzezeit in Knovíz und Ungarn/Serbien modelliert, wobei die britisch-irische Bronzezeit und die französische/iberische Bronzezeit im Allgemeinen fehlen. Daher können wir die Niederlande, Frankreich, Großbritannien und Irland als Quelle dieser kontinentalen Abstammung ausschließen und auf eine weiter östlich gelegene Ursprungsregion schließen. Dies steht im direkten Gegensatz zu Norwegen, wo hohe Anteile der britisch-irischen Abstammung aus der Bronzezeit bei den meisten Personen mit nicht-lokaler Abstammung festgestellt werden, was mit früheren Studien übereinstimmt.
The influx of small proportions of continental ancestry is modelled as Knovíz and Hungary/Serbia Bronze Age-related ancestry, generally lacking British-Irish Bronze Age and French/Iberian Bronze Age. As such, we can exclude the Netherlands, France, Britain and Ireland as a source of this continental ancestry, and infer a source region further east. This stands in direct contrast to Norway, where high proportions of the British-Irish Bronze Age-related ancestry are detected in most individuals with non-local ancestry, consistent with previous studies.

Es gibt einerseits Hinweise auf eisenzeitliche Eroberungsversuche germanischer Stämme aus Norddeutschland, die Richtung Dänemark vorgestoßen sind. Aber vielleicht kamen Menschen dieser Herkunft eher noch im Rahmen des Sklavenhandels der Wikinger über Osteuropa hinweg nach Skandinavien? Solche Herkunft sollte es ja auch in Norddeutschland damals - vermutlich - nicht gegeben haben. Übrigens dürfte es viel Sinn machen, auch für die Urnenfelder-Kultur umfangreichen Sklavenhandel anzunehmen, ein Aspekt, der vermutlich auch leicht vergessen wird.

Im Diskussions-Teil der Studie werden unsere eigenen obigen Annahmen, Deutungen und Schlußfolgerungen bezüglich der Eroberungszüge der Urnenfelder-Kultur dann noch einmal ausdrücklich voll bestätigt. Und das dürfte unter anderem auf Kristian Kristiansen zurück gehen (1):

Die nordwärts gerichtete Expansion von Mitteleuropa nach Norddeutschland und Südskandinavien endete offenbar in einer bedeutenden Niederlage. Dies legt die Schlacht an der Tollense um 1.200 v. Ztr. nahe und wird auch durch das Fehlen von Knovíz-Herkunft in Skandinavien vor der Völkerwanderungszeit deutlich.
The northward expansion from Central Europe into northern Germany and southern Scandinavia appears to have culminated in a significant defeat, as suggested by the Tollense battle around 3200 BP and evident also from the lack of Knovíz related ancestry in Scandinavia prior to the Migration Period.

Wir dürfen also sagen: Bollwerk Germanien gegenüber der italo-keltischen Völkergruppe um 2.300 v. Ztr., um 1250 v. Ztr. und 9 n. Ztr.. Allerdings wollen wir bei Gelegenheit auch noch einmal den keltischen Kultureinflüssen auf die nordische Bronzezeit nachgehen, auf die wir etwa letztes Jahr im Museum in Kopenhagen gestoßen waren. Man wird sagen dürfen: Als Heiratspartner waren die Angehörigen der italo-keltischen Völkergruppe bis 375 n. Ztr. in "Germanien" nicht gern gesehen. Aber als Händler vermutlich doch. Vielleicht haben auch germanische Fürsten, die sich in den Dienst keltischer Könige gestellt haben, "Beute" und Kulturgüter mit nach Germanien gebracht.

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  1. Tracing the Spread of Celtic Languages using Ancient Genomics. Hugh McColl, Guus Kroonen, Thomaz Pinotti, John Koch, Johan Ling, Jean-Paul Demoule, Kristian Kristiansen, Martin Sikora and Eske Willerslev (bioRxiv. posted 1 March 2025) 10.1101/2025.02.28.640770
  2. Cavazzuti, C., Arena, A., Cardarelli, A., Fritzl, M., Gavranović, M., Hajdu, T., ... & Szeverényi, V. (2022). The First ‘Urnfields’ in the Plains of the Danube and the Po. Journal of World Prehistory, 1-42 (Springer)

"Ein Boomer packt aus" - Der Umgang der heute älteren Generation mit der Geschlechtlichkeit

Dargestellt anhand eines einzelnen Falles, nämlich meines

Ziel dieses Videos: Tipps, die heute von jungen Menschen gegeben werden, um von Pornographie weg zu kommen, sollen ergänzt und erweitert werden, sie sollen in einen größeren, auch kulturgeschichtlichen Rahmen gestellt werden.

Vor einigen Monaten habe ich hier auf dem Blog schon den Artikel veröffentlicht "Der prägende Charakter des Ersterlebnisses der Geschlechtlichkeit als Paar" (Stg2024). Zu diesem Artikel könnte ergänzend noch viel gesagt werden und es könnten viele weitergehende Schlußfolgerungen abgeleitet werden als das in diesem geschehen ist.

Abb. 1: "Junge Liebe"
Postkarte, wohl frühe 1990er Jahre*)

Aber inzwischen bin ich auf Youtube auf manche 20- bis 30-jährige Youtuber gestoßen, insbesondere auf jenen, der mich auf meinem Nachbarblog zu einem neuen Artikel veranlaßt hat (GAj2025). Diese Youtuber machen sich über Pornographie Gedanken. Und sie machen sich ebenso Gedanken über die sogenannten Boomer (also meine Generation). Von Seiten dieser Youtuber steht unter anderem der Vorwurf im Raum, die "Boomer" würden nicht über Pornographie reden.

Das habe ich mir angehört. Diese Frage hat eine Weile in mir rumort. Und dann habe ich mir schließlich gesagt: Das läßt sich ändern. Und ich habe vor drei Tagen auf meinem Youtube-Kanal den Livestream veröffentlicht "Pornographie - Ein Boomer packt aus" (1).

Es geht in ihm grob um die Entwicklung und um den Umgang mit der Geschlechtlichkeit zwischen dem 12. und 30. Lebensjahr - und gegebenenfalls auch noch weit darüber hinaus. Es wird dieses Thema - natürlich - vor allem aus männlicher Sicht behandelt. Und eben zugleich auch aus meiner ganz persönlichen Sicht.

Im Erläuterungstext unter dem Video, in dem die Inhalte des Videos verschriftlicht worden sind, ist der zugelassene Textraum nun schon voll ausgeschöpft worden. Es konnten dabei aber nicht alle Teile verschriftlich werden. Um die Inhaltsangabe zu vervollständigen und um sie auch mit einigen mir wichtigen Bildern und auch mit der einen oder anderen Verlinkung zu ergänzen, ist der vorliegende Blogartikel entstanden.

Vielleicht kann insbesondere die Bebilderung künftig noch ergänzt werden. Denn ich bin ein sehr visueller Mensch. Und es gibt Bilder, die ich mir schon in meiner Jugend als bemerkenswert und inhaltsreich aufgehoben habe. Und wenn ich sie sehe, fühle ich mich voll und ganz in meine Jugend zurück versetzt. Solche sind hier - zumindest vereinzelt - im Blogartikel mit eingestellt.

Abb. 2: "La Baigneuse á l`éponge" nach Étienne-Maurice Falconet (1716-1791), um 1764 (ArsMundi), mitunter auch Simon Louis Boizot (1743-1809) zugeschrieben (D'art), geschaffen womöglich im Umfeld der Königlichen Porzellanmanufaktur von Sèvres (Wiki) - "Pin-up-Girl", gefunden ganzseitig in der FAZ, wohl Anfang der 1980er Jahre***)

Einleitende Bemerkungen

00:07:30 - Das Schweigen der Boomer

(An einer Stelle beziehe ich mich auf eine Komikerin [s. Fb]**))

00:07:50 - Der Begriff der Sublimierung 

00:08:53 - Die unterschiedliche Entwicklung der Geschlechtlichkeit bei Jungs und Mädchen

(00:10:07 - Bezug auf das Lied "Männer sind Schweine" [1998] [Wiki], [Genius])

1. Teil 

Schwerpunktmäßig Autobiographisches zum Thema

00:10:30 - Mit 15 oder 16 Jahren war ich für Mädchen oder Frauen nicht zu gebrauchen; Jungs allgemein mit 15 oder 16

00:12:50 - Lernen in der Schule, Konzentration auf Berufsausbildung trägt schon zur Vergeistigung bei; es verschiebt reale Erfahrungen - sinnvollerweise - auch auf spätere, reifere Jahre

00:15:03 - Und es ist natürlich gut, wenn der kulturelle Rahmen stimmt - Volkstanz ist ideal geeignet, um etwaigen Versteifungen oder Verkrampfungen im Verhältnis zwischen Jungs und Mädchen entgegen zu wirken.

00:16:10 - Der Geschlechtstrieb selbst ist ein Sucht-Geschehen, es ist die natürlichste Sucht des Menschen (s. einflußreicher Wissenschaftsartikel von 2010: "Is love passion an addictive disorder?" [1]).

00:17:09 - Besuch meiner hübschen Cousine aus Amerika, als ich 16 war

Alles, was in diesem Lebensalter bremsend statt anfeuernd wirkt, ist gut. Auch geistige Interessen sind sinnvoll.

00:19:04 - Meine wenig erhebenden Erfahrungen bei der Bundeswehr in Bezug auf dieses Thema. Ergänzung hier: diese vor allem haben mir die Bundeswehr völlig verleidet, so daß ich irgendwann nur noch weg wollte von dort.

00:23:08 - Die eigentlichen, guten Dinge in meinem Leben sind dann passiert, als ich ein wirklich gutes Mädchen kennengelernt habe.

Abb. 3: Im Wald allein, nachts - Zurückgewiesen, entmutigt, voller Trauer und Enttäuschung - Eigene Zeichnung, Titel "Im Schönbuch", angefertigt in Tübingen, Winter 1990/91

00:24:08 - In meiner Jugend gab es keine Pornos, aber "Bravo" und Sexhefte aller Orten

00:25:03 - Boomer sind auch nur Menschen - so einen Scheiß haben SIE in ihrer Jugend erlebt. Es gab auch damals schon nur wenig gute Einflüsse. (Ergänzung hier: Lächerlich darum, wenn bspw. in der AfD die 1980er Jahre glorifiziert werden, völlig lächerlich, völlig absurd.)

00:25:41 - Mit 24 kam die erste große Liebe in mein Leben. Es ist gut, wenn deine Freundin "Power" hat. Wenn deine Freundin gegenüber allem Schlechten in dir in die 150%ige Ablehnung gehen kann. Wenn sie da gnadenlos ist. Und wenn es dir DENNOCH wichtig ist, sie als den wichtigsten Menschen deines Lebens zu behalten. Das ist GUT.

00:28:09 - Ich war sehr einsam in meinen ersten Semestern an der Universität Mainz (Fortsetzung ab 00:34:11)

/ Einschub: 00:28:31 - "Was sind Boomer?" wird im Livechat gefragt. Antwort: s. Wiki. /  

00:30:37 - Die heutige junge Generation könnte sich zahlenmäßig von der älteren "erdrückt" fühlen.

00:30:54 - Mein Verhältnis zur älteren Generation als ich jung war. Mich hat eine Person aus der älteren Generation so beeindruckt, daß ich die gesamte ältere Generation als ihm irgendwie ähnlich wahrgenommen habe und ich mich deshalb von ihr bis zum 30. Lebensjahr auch nie enttäuscht, verraten oder desillusioniert gefühlt habe, sondern völlig das Gegenteil. (Einiges zu dieser Person findet man hier: BzW2019 oder hier: FürKultur2019) Desillusionierung kam bei mir dann bezüglich der älteren Generation erst, als ich 30 Jahre alt war und diese Person gestorben ist. Da war es dann aber schon zu spät dafür, daß ich in dieses Leben als gar zu verbitterter, desillusionierter Mensch hätte hinein gehen können. Dazu waren bis dahin viel zu viele gute, aufbauende Dinge passiert. 

00:32:34 - Ziel dieses Videos: Tipps, die heute von jungen Menschen gegeben werden, um von Pornographie weg zu kommen, sollen ergänzt und erweitert werden, in einen größeren, auch kulturgeschichtlichen Rahmen gestellt werden.

00:33:16 - Der Geschlechtstrieb, der einen zu Pornographie hinzieht, ist eine so starke Kraft, daß man in Bezug auf diese Kraft nichts gar zu leicht sozusagen "erzwingen" kann. Wenig Sozialkontakte sind dafür auch nicht hilfreich.

00:34:48 - Während des zweiten Semesters: Ein Sonntag-Morgen-Gang zum Zeitungs-Kiosk.

00:35:49 - Mein erstes Pin-up-Girl fand ich ganzseitig in der FAZ (s. Abb. 2).

Abb. 4: Das erste Menschenpaar - Gemälde von Michelangelo in der Sixtinische Kapelle (Wiki) - Das Bild hing auch in meiner Studentenbude in Mainz

Das ist Vergeistigung, daß man die körperlichen Reize nicht nur ganz primitiv wahrnimmt, sondern daß das dahinterliegende, wirklich schöne, blühende Leben, daß das mit in die Wahrnehmung kommt. Das ist ein längerer Weg. Das ist ein ganz langer Weg. Das ist ein Weg, der vielleicht nie aufhört.

00:37:39 - All diese Fragen haben auch sehr viel mit Philosophie zu tun.

Ein Hauptkritikpunkt an der heutigen Gesellschaft: Sie hat keine Fragen mehr.

Ist die Sorge über die weitere Kulturentwicklung in Pornographie ersoffen?

2. Teil

Schwerpunktmäßig Kulturgeschichtliches zum Thema

00:45:10 - Wenn wir die Kultur des Abendlandes weiter führen wollen, müssen wir auf Augenhöhe mit dieser Kultur stehen.

00:45:30 - Die ganze Geschichte des Abendlandes ist eine Geschichte der Vergeistigung des Geschlechtstriebes

00:46:20 - Was war das Revolutionäre an Martin Luther? Er steht an der Scheide zwischen Mittelalter und Neuzeit, in seiner Person gab es einen Wechsel von der vorherigen außerweltlichen zu der protestantischen innerweltliche Askese und der davon abgeleiteten protestantischen Arbeitsethik nach der Deutung von Max Weber, dem Begründer der Soziologie

00:48:00 - Wenn wir uns sündig fühlen, weil wir Pornographie gucken, dann sind wir mitten im Abendland, dieses Sündenbewußtsein IST schon das Abendland.

00:50:50 - Das Mittelalter begann mit Augustinus. Seine "Bekenntnisse". Ora et labora. Außerweltliche Askese.

00:54:25 - Die Funktion der Chorschranke in mittelalterlichen Kirchen.

00:59:20 - Innerweltliche Askese trägt unsere Kultur des Abendlandes

01:01:00 - Wie wertvoll es ist, ein naturwissenschaftliches Fach zu studieren, auch aus philosophischer Sicht

Der Tanz der Galaxien führt zur Geburt von Sternenkindern

01:07:20 - Evolution ist die Evolution von Nachkommen-Fürsorge, sie ist zielgerichtet, erst größere Nachkommen-Fürsorge ermöglicht Intelligenz-Evolution

01:12:55 - Das älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus, ein Philosophieentwurf, der von einer "künftigen Physik" sehr viel erwartete: Eine Synthese zwischen Naturwissenschaft und Philosophie wird ein neues Zeitalter begründen

01:13:50 - Zusammen gefaßt: Aus der Abwendung von Pornographie kann man eine Lebensphilosophie machen. (Und zwar eine Lebensphilosophie, die fähig ist, eine zukunftsweise kulturelle Entwicklung auch wirklich zu tragen.) 

Ein weiterer wesentlicher Grundgedanke dieser Philosophie: Das Grundprinzip allen seelischen Erlebens auf diesem Planeten und in diesem Universum ist Freiheit. Genetischer oder kultureller Determinismus stehen im Widerstreit zur Möglichkeit menschlicher Freiheit. Der Mensch ist ein frei geschaffenes, frei geborenes Wesen (s. z.B. GAj!2009).

Es muß viel Spielraum übrig bleiben für mich, für mein eigenes Handeln. Und dieser Spielraum wird aufgespannt durch das Spannungsverhältnis zwischen dem Geschlechtstrieb einerseits und den seelischen Ansprüchen, die ich an mein Leben habe.

01:16:30 - Wenn man eine höhere seelische Ebene erreicht, kommt der Geschlechtstrieb mit.

# # # 

Anhang

Meine Antworten auf einige Kommentare unter dem Video sollen auch hier noch mit eingestellt werden, weil sie manches gedanklich ergänzen und weiterführen.

Willensfreiheit und Handlungsspielräume

Eine Frau schreibt, daß Pornographie für sie nie ein Problem war, daß sie aber nach drei Beziehungen im freiwilligen Zölibat leben würde. Außerdem schreibt sie:

"Freiheit und freien Willen gibt es in der Neurobiologie nicht laut Prof. Robert Sapolsky, den ich hiermit empfehle."

Antwort: Ich glaube, Frauen können ihre Potentiale steigern, indem sie die Pornographie-Tendenzen der Männer nicht ignorieren, sondern eine faire, offene Auseinandersetzung einfordern. Das tut beiden Seiten gut und die Energien zwischen Mann und Frau können wieder fließen und unnatürliches Zölibat wird unnötig - auf beiden Seiten. Ihr Frauen seid Teil des Kraftfeldes, das durch Pornografie aktiviert wird.

Daraufhin ergänzt sie noch, daß sie ohne TV leben würde. Weitere Antwort:

Ich lebe auch seit ich das Elternhaus verlassen habe, ohne TV. Ich hätte noch erzählen können, daß mir die ständigen Sex-Szenen beim abendlichen Familienfernsehen so auf den Zeiger gegangen sind, daß ich schließlich einen Vorschlaghammer neben diesen Kasten gestellt habe. Von mir aus hätten wir ihn zum Fenster hinaus werfen können. (Nun gut, wir haben heute Youtube .... ähm ....)

Aber ich wollte auch noch etwas sagen zum Thema Willensfreiheit und Handlungsspielräume. Mich hat sehr stark geprägt die Lektüre des Buches "Das Spiel - Naturgesetze steuern den Zufall" des Nobelpreisträgers Manfred Eigen. Hier referiert er den Grundgedanken, daß alles evolutionäre Geschehen ein "Spiel" ist, in dem nichts feststeht außer den Regeln (den Naturgesetzen). 

Er spielt viele Brettspiele in diesem Buch und macht einem den Grundgedanken klar: Gar zu streng determinierte Spielabläufe wie Mühle sind ebenso langweilig wie gar zu zufällige Spielabläufe wie Mau-Mau. Die interessantesten und schönsten Spiele sind immer die, in denen es eine gelungene Kombination aus Regelhaftigkeit (Spielregeln) und Zufall gibt. Und SO sind auch unser Universum und alle Dinge in ihm beschaffen: Eine super Kombination aus Gesetzmäßigkeit und Zufall. Ich kann mir nicht vorstellen, daß der Mensch da völlig rausfallen soll und daß menschliches Leben keine so super gelungene Kombination aus beidem sein soll. Und genau diese Kombination ermöglicht - meines Erachtens - Willensfreiheit.

Das müßte man natürlich noch länger ausführen. Aber ich wollte den Grundgedanken klar machen. Soweit ich mich erinnere und das damals verstanden habe, hat auch der Berliner Philosoph Volker Gerhardt diesen Grundgedanken aufgenommen (Stg2009).

Jene Philosophen werden übrigens immer häufiger, die das Anthropische Prinzip mit dem Gedanken des Neuplatonismus verbinden und in diesem Sinne sagen, daß das Universum auf das Ziel hin ausgerichtet ist, daß Gutes sei und Gutes geschehe. Unglaublich wesentlich, um unserer am Atheismus entkräfteten und entseelten Gesellschaft zu zeigen, daß es ein Irrglaube ist, wenn man glaubt, daß es der Atheismus sei, der besonders gut vereinbar wäre mit einem modernen, vollständigen naturwissenschaftlichen Weltbild.

Da die Kommentatorin auch noch auf angeborene Intelligenzunterschiede zwischen Menschen und historischen Kulturen zu sprechen kommt: Ich will nur noch einmal sagen, daß angeborene Intelligenzunterschiede in keinem Fall im Widerspruch stehen zu menschlicher Willensfreiheit. Bekanntlich können Menschen Intelligenz dazu benutzen, sowohl sehr, sehr Gutes wie sehr, sehr Böses zu tun. Viel zu oft heute, um letzteres zu tun. Somit schränkt die angeborene Intelligenz die Freiheit moralischen Handelns keineswegs ein.

Der Mensch als biologisches und als geistiges Wesen

In einem weiteren Kommentar heißt es:

Lieber Ingo Bading! Das Video ist die verbildlichte Spannung Ihres Seelenlebens: Einerseits sind Sie Biologe, andererseits Geisteswissenschaftler, Sie sind außerstande, diese Spannung in sich aufzulösen. (...) Bevor Sie über ein Thema sprechen, dürfen Sie sich erst mal bewusst werden, was Pornografie ist: biologisch die Zurschaustellung des menschlichen Geschlechtstriebes, geistig die ins Primitive abgeglittene körperlich wie seelische Vereinigung eines Mannes mit einer Frau. Sie merken, dass Sie dem Thema nicht gerecht werden, wenn Sie sich nur aufs Biologische beschränken.

Antwort: Danke für Ihre Analyse meines Seelenlebens. Ich glaube allerdings, ein etwaiges Spannungsverhältnis zwischen Geists- und Naturwissenschaft ist in früheren Jahrzehnten viel, viel deutlicher empfunden worden als heute. Ich glaube, ich spreche nicht nur für mich selbst, wenn ich sage, daß wir heute in der großen Mehrheit viel stärker die Gemeinsamkeiten als Widersprüche wahrnehmen zwischen dem Menschen als biologischem Wesen und dem Menschen als geistigem Wesen. Wenn man sich etwa mit den meisten Traumatherapeuten heute beschäftigt (etwa Gopal Norbert Klein, aber auch zahllose andere), dann ist das längst eine pure Selbstverständlichkeit. Es wird z.B. immer mit bedacht, was auf der (biologischen) Streßebene des Körpers gerade geschieht, wenn man sich im Beziehungskontext verhält. Nur als Beispiel.

Ich habe schon oft den Vortrag Ihres Namensvetters Prof. Gerhard Roth empfohlen "Wie das Gehirn die Seele macht", in dem genau dieser Grundgedanke für mich zum ersten mal sehr prägnant von einem führenden Hirnforscher zum Ausdruck gebracht worden war (um 2013 herum).

Das Geistige steht mit dem Biologischen also nicht im Widerspruch, sondern das eine ergibt sich aus dem anderen, das eine ist ohne das andere gar nicht zu denken und zu verstehen. Das Geistige IST Biologie. Und die Biologie KANN im Menschen vergeistigt werden.

Der Widerspruch, das "Spannungsverhältnis" zwischen beiden hat sich entweder durch frühkindliche Traumata ODER aber Jahrhunderte lang vor allem aus dem christlichen Denken heraus ergeben. Nach letzterem sind Seele und Körper prinzipiell getrennte Einheiten. Die "erhabene" Seele blickt im Extremfall per se mit Verachtung auf alles Körperliche (und damit oft zugleich auch auf alles Weibliche). "Der Mensch ist keine Graugans," rief in den 1980er Jahren empört ein CDU-Bundestagsabgeordneter aus. Alles überwundene Standpunkte. So will ich hoffen. Oft ja sogar bei den meisten überzeugteren Christen (abgesehen sicher von verschiedenen ultra-orthodoxen Christen, etwa denen vom Berg Athos etc. pp. ...).

Da im übrigen Nacktheit ein wesentlicher Gegenstand menschlicher Kunstausübung ist, lehne ich es völlig ab, das Pornographische an sich als etwas Primitives zu charakterisieren. (...) Das war auch in keiner Weise der Ansatz meines Videos. 

Wie der einzelne Mensch Geschlechtlichkeit erlebt, entscheidet immer er selbst. Wenn er sie als primitiv erlebt, dann ist dieser Mensch es, der sie als "primitiv" erlebt. (Wobei natürlich nicht gesagt werden soll, daß nicht auch der Prozeß der Abstumpfung beim heutigen Medienkonsum eine sehr, sehr wesentliche Rolle spielt.)

__________

*) Vielleicht überflüssig zu erwähnen: Da ich selbst weder Bier trinke noch rauche, habe ich mir diese Postkarte nicht aufgehoben, weil diese Dinge auf ihr für mich irgendeine Bedeutung hätten.
**) die Komikerin Helene Bockhorst (geb. 1987)
***) Die Skulptur "Die Badende" von 1764, sie wird auch "Die Badende mit dem Schwamm" genannt. Sie wird seit Jahrzehnten als Gartenskulptur angeboten. Zu der Frage, wer sie ursprünglich einmal geschaffen hat, finden sich widersprüchliche Angaben. Es wird Étienne-Maurice Falconet (1716-1791) genannt, allerdings ist sie nicht ganz in seinem Stil, insbesondere ihr Kopf und Gesicht wirken nicht so als wären sie sein Stil. Gelegentlich wird auch Simon Louis Boizot (1743-1809) genannt. Aktuell ist es nicht möglich, alles rund um die Herkunft dieser Skulptur zu klären (s. a. Veryimportant).
Die Skulptur wird dadurch interessant gemacht, daß das Gerücht verbreitet wird, sie zeige eine Mätresse des französischen Königs Ludwigs XV.. 
Außerdem findet sich die Angabe, das Original sei in Marmor 1764 in Paris geschaffen worden und würde sich heute im Besitz der "Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz" befinden. Dann wäre die Annahme naheliegend, daß diese Skulptur - wie viele andere - von Friedrich dem Großen aufgekauft worden ist. Wenn dies aber der Fall wäre, würde diese Kulturstiftung diese Skulptur ziemlich gut verstecken - denn sie scheint nirgendwo öffentlich aufgestellt zu sein, weder in Berlin noch in Potsdam.
Quasi "offizielle" Angaben über diese Skulptur - jenseits von Internetseiten, die sie als Gartenskulptur verkaufen - findet sich aktuell eine (3). Die dort abgebildete Skulptur könnte einen anderen Kopf besitzen als die Gartenskulptur, womöglich einen, der mehr zum Stil von Falconet paßt.

___________________

  1. Bading, Ingo: Pornographie - Ein Boomer packt aus. Live übertragen am 01.03.2025 (Yt)
  2. Reynaud, Michel, et al.: Is love passion an addictive disorder? In: The American journal of drug and alcohol abuse 36.5 (2010): 261-267
  3. Die Badende mit dem Schwamm von Maurice Etienne Falconet. Marmor-Skulptur, Berlin um 1762. In: Archäologische Gesellschaft zu Berlin. Sitzung am 10. Mai 1960. In: Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts. Band 76, S. 218 (GB)

Ich habe 43,6 % Steppengenetik - Und bin ein Mitteleuropäer wie es sie seit der Bronzezeit gibt

Meine Herkunftsgruppen-Analyse von MyHeritage 

Von anderen Consumer-Genetics-Anbietern gibt es das schon lange - nun wird ein solches genetisches Analyse-Werkzeug auch von MyHeritage zur Verfügung gestellt für alle, die bei dieser Firma ihre Gen-Daten haben sequenzieren lassen oder die sie dort hoch geladen haben. Nämlich ein Analyse-Werkzeug, das hier "Ancient Origins" (MyHer, Yt) heißt, und mit dem man sich seine genetischen Herkunftsanteile von geschichtlich, bzw. archäologisch bekannten Herkunftsvölkern und -gruppen angeben lassen kann. 

Abb. 1: Germanen - In dem Gemälde "Willibrord predigt den Friesen das Christentum" von 1885 - Ausschnitt aus einem Wandgemälde von Georg Sturm (1855-1923) im Rijksmuseum in Amsterdam (Wiki

Also ein Werkzeug, das über die früheren nur sehr groben Herkunftsangaben sehr deutlich hinaus geht und die sequenzierten Gendaten mit den Ergebnissen der archäogenetischen Forschung der letzten zehn Jahre zu den vielen archäogenetisch umschriebenen Völkern auswertet. Nach dieser Analyse habe ich:

  • 43,6 % Steppengenetik (Jamnaja-Genetik) und
  • 56,4 % Genetik mittelneolithischer Bauern

Das dürfte das aussagekräftigste Ergebnis dieser Analyse sein. Und das Ergebnis dürfte typisch sein für einen Mitteleuropäer wie mich (s. Abb. 1-3). In Nordeuropa ist der Steppengenetik-Anteil noch etwas höher, in Südeuropa ist er niedriger. 

Es wird mit diesen beiden Herkunftsangaben eine Aufteilung nach Herkunftsgruppen für die Bronzezeit zur Verfügung gestellt.

Ebenso wird aber auch eine Aufteilung nach Herkunftsgruppen für die Eisenzeit, die Römerzeit und das Mittelalter zur Verfügung gestellt. Soweit ich sehe, bedürfen die jeweiligen Angaben um so mehr der Kommentierung und Deutung, um so näher sie der Gegenwart kommen. Außerdem werden Widersprüche zwischen den Angaben zu den einzelnen Epochen deutlich. Diese kann ich vorderhand hier noch nicht alle klären. 

Nach dieser Analyse habe ich - gemessen an den eisenzeitlichen Herkunftsgruppen:

  • 22 % Herkunft von Germanen
  • 55,6 % Herkunft von Kelten (Festland) und
  • 22,4 % Herkunft von Slawen und Balten

Alle drei genannten Herkunftsgruppen haben unterschiedliche Anteile von Steppengenetik (Kelten weniger als Germanen) und mittelneolithischer Bauengenetik (Kelten mehr als Germanen) (s. Abb. 3), so daß diese Angaben mit der Angabe für die Bronzezeit grundsätzlich in Einklang gebracht werden kann.

Abb. 2: Der sterbende Gallier - Aufgestellt in Pergamon um 230 v. Ztr. (Fotograf: Jean-Christophe Benoist [Wiki])

Außerdem wird deutlich - worauf ich erst jüngst hier auf dem Blog aufmerksam gemacht habe (Stg2024) - daß der Herkunftsanteil der Kelten bei vielen Deutschen vergleichsweise hoch ist, ein Umstand, der im kulturellen Gedächtnis der Deutschen noch nie im Vordergrund stand, da sie eine germanische Sprache sprechen. Das Erbe der "Keltoromanen" ist auch in deutschen Museen reichhaltig, aber vergleichsweise stiefmütterlich aufbereitet von Seiten der deutschen Archäologen. In Frankreich ist man da viel weiter.

55 % Kelten-Herkunft würde bedeuten, daß ich vorwiegend süddeutscher Herkunft wäre. Allerdings beträgt mein österreichischer Herkunftsanteil, wenn ich mir meinen persönlichen - durch Kirchenbücher und Familienüberlieferung erstellten - Stammbaum anschaue, nur 12,5 %, wozu noch 3,125 % norditalienische Abstammung und 3,125 % ungarische Abstammung kommen. Somit käme ich auf Herkunft aus der Region südlich des Mains und der Donau von ungefähr 19 %. Und somit sollte der Herkunftsanteil der Kelten bei mir wohl etwas niedriger ausfallen als für einen typischen Süddeutschen.

Der hier angegebene slawische Anteil, der durch die Archäogenetik inzwischen auch immer genauer charakterisiert wird (s. Stg2024) erscheint mir vergleichsweise hoch. Väterlicherseits stamme ich seit Jahrhunderten aus einer kleinen Region im Westhavelland (dem "Elb-Havel-Winkel"). Dort haben sich im Hochmittelalter flämische Zuwanderer mit slawischen Havel-Fischern und -Bauern vermischt, die in den sogenannten "Kiezen" lebten, den Siedlungsstellen, denen sich die deutschen Siedler oft anschlossen in den Städten und auf den Dörfern. Mütterlicherseits stamme ich, wie gesagt, zu 12,5 % von oberösterreichischen und vielleicht zu 3,125 % von ungarischen Bauern ab. Vermutlich wird auch dort eine Vermischung mit vor Ort siedelnden Slawen angenommen werden können. 

Als römerzeitliche Herkunftsgruppen werden mir dann genannt:

  • 51,8 % Germanen
  • 24,6 % römisches Pannonien (also Kelten) und
  • 20,2 % Slawen

Warum hier die Herkunftsanteile zwischen Germanen und Kelten plötzlich gegenüber der Eisenzeit vertauscht sind, weiß ich nicht. Da ich mütterlicherseits zu 6,25 % zusätzlich von einer Familie aus Aachen abstamme, eine Region, in der sich Kelten und Germanen vermischt haben, könnte ich - rein vom Stammbaum her - schon gut und gerne zu 25 % von Kelten abstammen.

Von den mittelalterlichen Herkunftsgruppen her gesehen, wird mir gesagt, ich würde abstammen zu:

  • 36,4 % von den mittelalterlichen Germanen
  • 31,4 % von den mittelalterlichen Slawen
  • 16,6 % aus dem mittelalterlichen Frankreich
  • 15,6 % aus dem mittelalterlichen Italien

Tatsächlich weise ich laut Stammbaum aber nur 3,125 % italienische Herkunft auf, nämlich Abstammung von der venezianischen Adelsfamilie Nobile Cigogna über die mütterliche Linie. 

Abb. 3: Die genetischen Herkunftsanteile der europäischen Völker aus der "Formierungsphase" Europas (6000 bis 2000 v. Ztr.)

Vorfahren aus dem mittelalterlichen Frankreich sind vordergründig in meinem Familienstammbaum nicht zu erkennen. Vielleicht überschneidet sich diese Angabe mit jenen flämischen und holländischen Siedlern, die im Hochmittelalter in das Havelland gekommen sind. Und in diesem Sinne könnte ich dann doch aus dem mittelalterlichen Frankreich abstammen (obwohl jene genannten Gegenden im Mittelalter gar nicht zu Frankreich gehörten). Vor drei Jahren habe ich immerhin noch die französische Adelsfamilie de la Barre im 17. Jahrhundert im Stammbaum meiner (mütterlichen) baltischen Vorfahren entdeckt (Prl2022). Vielleicht gibt es ja Vorfahren solcher Art noch mehr.

Dann gibt es noch die Angabe, ich könnte abstammen zu

  • 81 % von der Aunjetitzer Kultur und zu
  • 19 % von der Glockenbecher-Kultur

Letzteres sind die Kelten wie wir wissen. Das könnte mit meiner persönlichen Stammbaum-Analyse (siehe oben) gut zusammen passen.

Die Aunjetitzer Kultur hatte schon ein genetisches Profil, das dem der heutigen Deutschen offenbar sehr nahe kommt, auch wenn größere Teile dieses Volkes scheinbar - zumindest aus dem Weichselland - abgewandert sind und dort danach dann genetisch nicht mehr feststellbar waren (s. Stg2025).

Abb. 4: Die Hauptkomponentenanalyse bei MyHeritage zeigt: Der Autor ist genetisch ein Deutscher - Genetisch verortet zwischen Skandinavien, Österreich, Böhmen und den Niederlanden

Was die Urvölker Europas betrifft, habe ich nach dieser "Ancient Origins"-Analyse:

  • 38,2 % anatolisch-neolithische Herkunft
  • 18,2 % Herkunft von kaukasischen Jägern und Sammlern (über die Steppengenetik)
  • 43,6 % Herkunft von ost- und westeuropäischen Jägern und Sammlern

Warum letztere in einen Topf geworfen werden, weiß ich nicht. Zu "Steppengenetik", bzw. hier genannt "Westliche Steppengenetik" wird noch ausgeführt, wobei neueste archäogenetische Forschungsergebnisse des letzten Jahres mit einfließen, die hier auf dem Blog breit referiert worden sind:

Die Jamnaya-Kultur, die zwischen 3300 und 2600 v. Ztr. an der pontisch-kaspischen Steppe blühte, war durch einen pastoralistischen Lebensstil geprägt, der sich auf die Tierhaltung und die Nutzung von Fahrzeugen mit Rädern konzentrierte, die weite Migrationen ermöglichten. Genetische Studien zeigen, daß die Jamnaya von einer Mischung aus verschiedenen eneolithischen Populationen abstammte, wobei etwa 80 % ihrer Abstammung auf eine Bevölkerung aus der Unteren Wolga-Region zurückgeht, anstatt von einer einfachen Mischung aus östlichen Jäger und Sammler- und kaukasischen Jäger und Sammler-bezogenen Quellen.

Das bedürfte noch etwas genauerer Erläuterung: Da die Vorgänger der Srednij-Stog-Kultur am Mittleren Dnjepr Menschen waren, die westeuropäische und osteuropäische Jäger-Sammler-Genetik in sich getragen haben und da das urindogermanische Mittel-Wolga-Volk sich mit kaukasus-anatolischen Hirten nördlich des Kaukasus zur Maikop-Kultur vermischt hat, und sich dann als solche in das Gebiet am Mittleren Dnjepr ausgebreitet hat und sich dort wieder zu 20 % mit den Einheimischen vermischt hat, hat sich der bei den Maikop-Leuten gesunkene Herkunftsanteil osteuropäischer Jäger und Sammler bei der Ethnogenese der Jamnaja wieder erhöht. So entstand am Mittleren Dnjepr das "Späte Urvolk der Indogermanen", die Jamnaja.

Vergleich mit anderen Familienangehörigen

/ Ergänzung 6.3.25 / Ich habe jetzt auch die Auswertung zu den Genen von anderen Menschen in meinem Umfeld erhalten, unter anderem meiner Mutter, eines meiner Kinder und deren Mutter:

  • Meine Mutter hat 60,4 % mittelneolithische Bauerngenetik (39,6 % Steppengenetik), 
  • die Mutter meines Kindes hat 63,2 % mittelneolithische Bauerngenetik (36,8 % Steppengenetik) und
  • unser Kind hat 60,6 % mittelneolithische Bauerngenetik (39,4 % Steppengenetik).

Diese Daten bringen mich auf den Gedanken, daß mein Vater mehr Steppengenetik in sich getragen gehabt haben könnte als ich. Denn bei meiner Tochter sehe ich, daß sie in ihrem Steppengenetik-Anteil ziemlich genau auf der Mitte zwischen ihren Eltern liegt. Insofern könnte ich selbst ja ebenfalls auf der Mitte zwischen meinen Eltern liegen (?).

Ein Pommern- und Friesenkind

Außerdem gibt es noch eine Nachfahrin von Pommern, Friesen und Schlesiern in meinem Umfeld. Diese hat zwei Prozent mehr Steppengenetik als ich (vielleicht vergleichbar zum hypothetischen Steppengenetik-Anteil meines Vaters): 

  • 45,4 % Steppengenetik (Jamnaja-Genetik) und
  • 54,4 % Genetik mittelneolithischer Bauern

Sie ist blond und hager, ihr Vater stammt aus Stolp in Pommern, ihre Mutter hat Herkunft sowohl aus Friesland, außerdem aus Sachsen-Anhalt und Schlesien. Unter anderem wohl aufgrund des höheren Steppengenetik-Anteils trägt sie auch drei Prozent mehr kaukasische Jäger-Sammler-Genetik in sich als ich, nämlich 21,2 %. Für die Eisenzeit werden ihr als Herkunftsgruppen genannt:

  • 72,2 % Herkunft von Germanen
  • 22,2 % Herkunft von Kelten (Festland) und
  • 5,6 % Herkunft von Slawen und Balten

Das ist viel mehr eisenzeitlich Herkunft von Germanen und viel weniger Herkunft von Kelten als bei mir. Und das ist auffallender Weise viel weniger eisenzeitliche Herkunft von Slawen und Balten als bei mir, der ich väterlicherseits aus dem Havelland stamme. Ich selbst habe 22,4 % eisenzeitliche Herkunft von Slawen und Balten (!). Und das, obwohl die Stolper Großmutter dieses Pommern- und Friesenkindes auch noch einen eindeutig slawischen Familiennamen trug, nämlich Nemitz (Prbl2022). Soll man daraus die Schlußfolgerung ziehen, daß die Pommern ("Pomeranen") auch schon vor der deutschen Ostsiedlung und während sie eine slawische Sprache gesprochen haben, genetisch gar nicht vorwiegend Slawen waren, sondern Germanen? Die Frage wird man mal im Hinterkopf behalten dürfen.

Auch für die Römerzeit bleibt es bei ihr bei 

  • 71,6 % Germanen
  • 16,2 % römisches Pannonien (also Kelten) und
  • 12,2 % Slawen

Das ist also viel weniger im Widerspruch zur der Angabe zur Eisenzeit als bei mir. Für das Mittelalter ist dann jedoch der Herkunftsanteil der Slawen

  • 54,8 % von den mittelalterlichen Germanen
  • 22,2 % von den mittelalterlichen Slawen
  • 21,6 % aus dem mittelalterlichen Frankreich
  • 1,4 % aus dem mittelalterlichen Italien

Daraus soll schlau werden, wer will - ich werde es nicht. Eine so widersprüchliche Angabe zum slawischen Herkunftsanteil zeigt schon, daß hier noch nicht alles richtig zugeordnet sein kann was die Herkunftsanteile betrifft.

Aber naheliegender Weise genug steht sie nach anderer Analyse den nordischen Wikingern genetisch am nächsten, insbesondere denen auf der Insel Funen. Und ebenso der Aunjetitzer Kultur. 

Völker und Feste

Natürlich - Selbst bestimmt - Lokal

Wer sich mit der Rigveda, dem ältesten indoeuropäischen Schriftzeugnis beschäftigt, wird aufmerksam auf die uralte Bedeutung des Agnihotra (Wiki). Es spielt noch heute im religiösen Alltag Indiens eine große Rolle. Es handelt sich um ein Ritualfeuer, angezündet mit trockenem Kuhdung bei Sonnenauf-, bzw. -untergang. Schon der trockene Kuhdung zeigt, in welche uralten Zeiten  dieser Brauch zurück reicht.

Abb. 1: "Die weißrussische, heidnische Tradition der Kupala-Nacht im Dorf Rakov in der Region Minsk in  Weißrußland", 2015 -Vor dem Hintergrund der örtlichen Hügelgräber der indogermanischen Vorfahren (Fotograf: Aliaksei Staliarou) (Wiki)

Dadurch wird man darauf gestoßen, wie weit verbreitete "Feuerbrauchtum" (Wiki) insgesamt, Englisch "Bonfire" (Wiki) (WikiCom) unter den Völkern ist. Da ist zunächst das Feuerbrauchtum im Iran aber schließlich auch das vielfältige Geschehen rund um Feuerbräuche in europäischen Völkern: Osterfeuer, Sonnenwend-Feuer und vieles ähnliches mehr.

Wie schön ist es überhaupt, Völker feiern zu sehen. Und wie sehr fühlt man sich mit Völkern verwandt, wenn man darauf aufmerksam wird, daß sie ähnliche jahreszeitliche Feste feiern wie das im eigenen Kulturraum üblich ist. 

So kennt man in Mitteleuropa die Sommersonnenwende. In Schweden handelt es sich um das Mitsommerfest. Und dasselbe gibt es auch in in Rußland, in Weißrußland und in der Ukraine. Man muß nur den Namen wissen. Hier heißt das Mittsommerfest "Iwan-Kupala-Tag" (Wikiengl) und hat ähnlich gemeinschaftsstiftende, naturverbundene Funktionen wie das Mittsommerfest in Schweden. 

Abb. 2: Mittsommerfest am Unteren Dnjepr auf der Insel Chortitza bei Saporischja ("Ivan-Kupala-Tag") (Fotografin Valeria Matveeva [Валерія Матвєєва]) (Wiki)

Am Ivan-Kupala-Tag werden der Frühsommer und die voll entfaltete Lebensfülle gefeiert, es werden Feuer, Sonne, Wasser, Schönheit, Fruchtbarkeit, Freude und die Schönheit der Frauen gefeiert. Als Deutscher und Mitteleuropäer bekommt man ein größeres Gefühl der Verbundenheit mit den genannten slawischen Völkern, wenn man sich mit ihrer Form des Mittsommerfestes als Ivan-Kupala-Tag beschäftigt. 

Der Iwan-Kupala-Tag - In Rußland, in Weißrußland und in der Ukraine

Es wird einem dann klar, daß all die schönen, "romantischen" Bilder aus dem russischen Raum zu diesem Fest einem natürlichen Volksbrauch seit Jahrhunderten entspringen. Schönheitssinn und Naturverbundenheit werden noch heute von den Russen, von den Weißrussen, von den Ukrainern und anderen Völkern in dieses Fest gelegt.

Abb. 3: Vaxholm in Schweden, Mittsommerfest (Fotograf Bengt Nyman) (Wiki)

Eigentlich alles sehr ähnlich zu dem Mittsommerfest in Schweden (Abb. 2). Und eigentlich sehr ähnlich zu mancherlei Bräuchen, die es früher auch in Mitteleuropa gegeben hat. Mädchen winden sich Blumenkränze in die Haare, es werden Feuer angezündet, es wird ein heimlicher, stiller Weg gegangen morgens vor Sonnenaufgang zu stillen Gewässern, begleitet von geheimnisvollen, freundlichen Wünschen. 

Man findet etwa auch schöne Fotografien aus Saporischja am Unteren Dnjepr, also aus der Urheimat der Späten Urindogermanen (Abb. 1 und 3) (von Seiten der dortigen Biologielehrerin Valeria Matveeva/Валерія Матвєєва) (WikiCom).

Von dem gibt es noch weitere schöne Fotografien zur Kupala-Nacht 

Auch aus Weißrußland gibt es schöne Fotografien (von dem Fotografen Aliaksei Staliarou) (WikiCom(s. Abb. 1), außerdem etwaLiebespaar am Feuer (Wiki) und dann aus der Erntezeit: Der Kuß im Roggenfeld (Wiki), Roggenernte mit der Sichel und ähnliches.

Abb. 4: Mittsommerfest am Unteren Dnjepr auf der Insel Chortitza bei Saporischja( "Ivan-Kupala-Tag") (Fotografin Valeria Matveeva [Валерія Матвєєва]) (Wiki)

Es werden schöne Kleider angezogen, ja, mitunter sogar erst ganz neue für das Fest genäht.

Abb. 5: Wola Sekowa in Südostpolen, Mittsommer-Fest ("Wickerman Fest") am Kiczera-Hügel, 2014 - "Slow Fashion"-Vorstellung (Fotograf: Silar) (Wiki)

So gab es schon 2014 eine "Slow-Fashion"-Vorstellung anläßlich des Mittsommerfestes in einer Ortschaft im Südosten Polens (Abb. 5-7).

Abb. 6: Wola Sekowa in Südostpolen, Mittsommer-Fest ("Wickerman Fest") am Kiczera-Hügel 2014 - "Slow Fashion"-Vorstellung (Fotograf: Silar) (Wiki)

Alles natürlich, selbst bestimmt, "lokal". So wie Völker Jahrtausende lang gefeiert haben. 

Abb. 7: Wola Sekowa in Südostpolen, Mittsommer-Fest ("Wickerman Fest") am Kiczera-Hügel, 2014 - "Slow Fashion"-Vorstellung (Fotograf: Silar) (Wiki)

Es werden Tänze getanzt (Abb. 8, 9). 

Abb. 8: Ivan Kupala-Tag in Serebryany bor, 2015

Auch ukrainische Frauen schmücken sich am Mittsommerfest (am Ivan Kupala Tag) mit Blumenkränzen (s. WikiCom) (abc).

Abb. 9: Ivan Kupala-Tag in Serebryany bor, 2015

Keine "Massenveranstaltungen", keine "Events", keine brummenden Bässe, keine flackernde Discobeleuchtung, keine Bierfässer und Bierkrüge sind notwendig - wenn Völker vor Ort, lokal und selbst bestimmt, selbst bewußt feiern.

Sie müssen nur wieder zu sich selber finden. Indem sie an uralte lokale Traditionen anknüpfen. Ohne Priester und Weihrauch, ohne Moralpredigten und Kater. 

Die Hochzeit von Feuer und Wasser

Es gibt da etwa eine uralte Beziehung zwischen den Frauen und dem heiligen Wasser. Daß unverheirateten Frauen (mitunter auch Männer) zu Ostern vor Sonnenaufgang das Osterwasser holen, ist aus Deutschland (Wiki), Polen (Wiki), Ungarn, der Slowakei, Tschechien und der Ukraine als Brauch überliefert

Abb. 10: Wahrsagen mit Kränzen - Gemälde von Simon Kozhin (geb. 1979) (Wiki)

Und man erinnert sich in diesem Zusammenhang daran, daß die Menschen etwa in Brandenburg während der Bronzezeit sehr stark ausgeprägt an Flußläufen und Seen siedelten und an Gewässern oder im Bezug zu Gewässern auch Weihgaben für die Götter niederlegten (sogenannte "Depotfunde"). 

Der russische Maler Simon Kozhin (geb. 1979) schreibt über den Brauch des Wahrsagens mit Kränzen in Rußland (Wiki):

Seine Bedeutung stammt aus dem Denken rund um die Bräuche des Heidentums und des frühen Christentums. Schon in alten Zeiten fragten junge Menschen bei Wahrsagern nach ihrem Schicksal. Manchmal wurden diese abergläubischen Vorstellungen als eine Art Unterhaltung und Spiel angesehen. Normalerweise fand die Wahrsagezeremonie im Einklang mit den örtlichen Bräuchen statt und variierte von Bezirk zu Bezirk. Der Tauftag des Johannes wurde am 24. Juni gefeiert. Bis heute stellt er eine der wichtigsten und lebendigsten Feierlichkeiten in der russischen Orthodoxie dar. Dieser Tag gilt auch als der Tag von Johann Kupala. (...) Es war allgemein üblich, an diesen Tagen zu baden, da diese Feierlichkeiten mit Gebeten an Flüssen und heiligen Quellen verbunden waren. Im südlichen Teil Russlands und der Ukraine versammelten sich die Mädchen am Johann-Kupala-Tag nach Sonnenuntergang mit Weidenzweigen (Verba), die mit Blumen und Bändern geschmückt waren - sie faßten sich zum Kreis. Wahrsagen mit Rosenkränzen war eine der Arten dieser Zeremonie. Die Mädchen mußten Kränze winden, sie dekorieren und sie flußabwärts ins Wasser legen. Oft wurden diese Kränze mit Kerzen versehen, damit sie besser sichtbar waren. Wenn die Kerze nicht erlosch, sollte der Wunsch in Erfüllung gehen: Derjenige Mann, der diesen Kranz aus dem Wasser holte, sollte das Mädchen heiraten, das ihn hergestellt hatte.*)

Das rituelle Baden in Flüssen findet sich hinwiederum auch in Indien. Und es wird in der Bronzezeit in allen indogermanischen Völkern eine Rolle spielen. Es hat ja noch im antiken Athen eine Rolle gespielt. 

Abb. 11: Mittsommerfest (Ivan Kupala) in der Mykolaiv Region, 2021 (Fotograf: Ilfen Igor) (Wiki)

Wir lesen (Wiki):

An diesem Feiertag kann sich Wasser - einem verbreiteten Glauben zufolge - mit Feuer „anfreunden“. Das Symbol dieser Verbindung war ein Freudenfeuer, das an den Ufern der Flüsse entzündet wurde. Kränze wurden in der Kupala-Nacht oft zur Wahrsagerei verwendet: Wenn sie auf dem Wasser schwammen, bedeutete dies Glück und ein langes Leben oder eine lange Ehe.
On this holiday, according to a common sign, water can "make friends" with fire. The symbol of this union was a bonfire lit along the banks of rivers. Wreaths were often used for divination on Kupala Night: if they floated on the water, it meant good luck and long life or marriage.

Aus der reichen Auswahl von Fotografien zum Ivan-Kupala-Tag folgen nun als vorläufiger Abschluß noch einige weitere Beispiele (Abb. 11-16). 

Abb. 12: Mittsommerfest ("Ivan Kupala holiday") in der Familien-Siedlung "Serebryany Bor" in der Belgorod region, Rußland 2017 (Fotograf: Лобачев Владимир = Vladimir Lobachev) (Wiki)

In aller Stille vor Sonnenaufgang. Oder nach Sonnenuntergang ....

Abb. 13: "Marichka am Kupala-Feiertag", 2019 (Fotografen: Олександр Майоров, Майкл Ендрюс, Світлана Буланова) (Wiki)

Das strahlende, lachende Leben.

Abb. 14: "Die Feier der Hochzeit von Wasser und Feuer", Sommersonnenwende, Ivan Kupala, Ukraine 2020 (Fotograf: Наталія Рута) (Wiki

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Abb. 15: Ivan Kupala-Tag in Khmelnytskyi, Ukraine, 2015 (Fotografin: Alina Vozna) (Wiki)

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Abb. 16: Die Iwan Kupala-Nacht (1856) (Wiki) - Gemälde von Iwan Sokolow (1823-1910) (Wiki

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*) Original: "The meaning of it comes from the concept of the heathendoms and early Christians ceremonies. From of old the youth were looking for the fortune from the fortune tellers. Sometimes these superstitious beliefs were regarded as a kind of amusement and game. Usually the ceremony of fortunetelling took place in line with the local customs and varies from district to district. Christmas Day of Johan Ancestor was celebrated on June 24. Up-to-date it is still one of the most important and vivid celebrations in Russian Orthodoxy. This day is also regarded as a day of Johan Kupala. In heathendom Kupala is respected as Fertility Idol. It was generally accepted to bath in these days as this celebration were combined with pray to rivers and saint springs. In southern part of Russia and Ukraine on Johan Kupala’s day the girls gathered together after sunset with the branch lines of willows (verba) decorated with flowers and bands - they reels in rounds. Fortunetelling with Chaplets was one of the kinds of this ceremony. Girls were to make chaplets, decorate it and put it into the water downstream. It was often that this chaplets were accompanies with the candles to be more visible. If the candle were not quenched so the wish should come true: who would be the one man to take this chaplet out of water is to marry this girl who made it."

Studium generale • Kurzbeiträge

Warum die große Artenvielfalt bei Blütenpflanzen?


Der Grund für die große Artenvielfalt bei Blütenpflanzen scheint der Umstand zu sein, daß sie durch Insekten befruchtet werden (1).
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  1. Why Are There So Many Flowering Plants? A Multiscale Analysis of Plant Diversification Tania Hernández-Hernández, John J. Wiens, The American Naturalist, https://www.journals.uchicago.edu/doi/abs/10.1086/708273

Es kann inzwischen unterlassene Hilfeleistung sein, einen Gentest NICHT zu empfehlen

Die modernen Möglichkeiten der DNA-Sequenzierung verändern das rechtliche Terrain, auf dem sich Ärzte bewegen (1). Inzwischen kann es unterlassene Hilfeleistung sein, einem Patienten NICHT eine DNA-Sequenzierung angeboten zu haben oder ihm NICHT die aus der Sequenzierung gewonnenen Erkenntnisse für sich selbst und seine nächsten genetischen Verwandten mitgeteilt zu haben.

Das hörte sich noch vor wenigen Jahren ganz anders an. Da fragte man anders herum eher, wie erlaubt DNA-Sequenzierung überhaupt sei!!!

Aber vorhandene Möglichkeiten der Wissens-Gewinnung ändern die Verantwortlichkeiten auf dem jeweiligen Gebiet. Und zwar drastisch. Man kann finden, daß das eine sehr aufrüttelnde Lehre ist. Es wird etwa über den folgenden Fall berichtet:

Ein Arzt verschrieb ein Medikament. In der Packungsbeilage wurde ein Gentest für Menschen asiatischer Herkunft empfohlen, bevor sie das Medikament nehmen. Das hatte der Arzt nicht empfohlen, da er das Medikament verschrieb, ohne die Patientin überhaupt gesehen zu haben, und derem Namen nicht anzusehen war, daß sie asiatischer Herkunft war. Die Patientin ist daran fast gestorben.*)

Wow. ERSTENS wußte ich gar nicht, daß es inzwischen schon häufiger Medikament gibt, die Gentests vor ihrer Einnahme empfehlen. ZWEITENS war mir nicht wirklich bewußt, welche Verantwortlichkeiten sich aus solchen Umständen ergeben.

Wer Rasse NICHT sieht, tötet - als Arzt. Und genau das war schon der Tenor vor mehr als zehn Jahren in der Literatur, daß eine Medizin und eine medizinische Forschung, die die Herkunftsgruppe (Rasse) NICHT mit berücksichtigen, töten. Hier wird nun über einen sehr konkreten Fall berichtet.

Ähnliches, so wird berichtet, gilt für lebensgefährliche Sensibilität gegenüber dem Blut-Verdünnungsmittel Warfin. Auch hier kann Gen-Sequenzierung lebensrettend sein.
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*) "The drug’s label recommends genetic testing for all patients of Asian descent before they take it. This woman’s ancestry fit the bill, but her doctor failed to recognize that, and she nearly died."
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  1. Genomics breeds new legal questions. By Jennifer Couzin-Frankel. Science Mag., 10 May 2019, Vol. 364, Issue 6440, pp. 521, DOI: 10.1126/science.364.6440.521,https://science.sciencemag.org/content/364/6440/521

Ausbreitung der Schafzucht nach Tibet ab 1.000 v. Ztr.

Vermische dich mit Einheimischen, wenn du in neuen ökologischen Räumen überleben willst .....

Im 1.000 v. Ztr. breiteten sich Ackerbau und Viezucht von China nach Tibet aus, darunter auch die Schafzucht. Und auch bei der Anpassung der domestizierten Schafe an das Leben in den extremen Höhenlagen Tibets haben sich diese Schafe mit dort einheimischen Tieren vermischt und von ihnen dafür geeignete genetische Anpassungen übernommen (1). 

Das scheint also eine allgemeine Gesetzmäßigkeit zu sein. Auch unsere Vorfahren aus Afrika haben ja vor etwa 100.000 Jahren geringe Anteile Neandertaler-Genetik in sich aufgenommen, wodurch sie, wenn man es recht versteht, besser angepaßt waren an das Leben in nördlicheren Breitengraden.

Abb. 1: Ausbreitung der Schafzucht nach Tibet um 1.000 v. Ztr. (aus: 1)
Original-Erläuterung zur Abbildung:
Integrated diagram of the inferred demographic history of the late-Holocene human and sheep populations on the Qinghai-Tibetan Plateau (QTP).
(A) Distribution and approximate dates of prehistoric archeological sites of sheep in the QTP and surrounding areas. The thick brown line indicates the Tang–Bo Ancient Road (Chen et al. 2015; Zhang et al. 2017). 
(B) A proposed demographic scenario for the development of agriculture on the QTP based on archeological records of domestic animals (e.g., sheep, cattle, pig, and dog) and crops (e.g., millet, barley, and wheat) (supplementary table S2, Supplementary Material online), with sheep and wheat as representative species shown on the figure. 
(C) A proposed demographic scenario of sheep on the QTP based on genetic data in this study. 
(D) The best-supported demographic model of Chinese sheep populations inferred from the approximate Bayesian computation (ABC) approach.


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  1. The Genome Landscape of Tibetan Sheep Reveals Adaptive Introgression from Argali and the History of Early Human Settlements on the Qinghai–Tibetan Plateau Xiao-Ju Hu Ji Yang Xing-Long Xie Feng-Hua Lv Yin-Hong Cao Wen-Rong Li Ming-Jun Liu Yu-Tao Wang Jin-Quan Li Yong-Gang Liu ... Show more Molecular Biology and Evolution, Volume 36, Issue 2, 1 February 2019, Pages 283–303, https://doi.org/10.1093/molbev/msy208 Published: 16 November 2018, https://academic.oup.com/mbe/article/36/2/283/5184913

Ja, da stimme ich zu, auch die Germanen hatten keine klaren Vorstellungen darüber, ob es ein Weiterleben nach dem...

Ja, da stimme ich zu, auch die Germanen hatten keine klaren Vorstellungen darüber, ob es ein Weiterleben nach dem Tod gibt oder nicht - wie hätten sie diese auch haben können?

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem Ehepaar Ludendorff und den führenden Nationalsozialisten aufzuzählen, dazu ist ein solcher Kommentarbereich nicht der richtige Ort. Auf dem Gebiet der MORAL, der ETHIK dürften die Unterschiede am größten sein. Ansonsten hier erst mal nur folgende Hinweise:

1. In dem Buch "Die machtvolle Religiosität des deutschen Volkes vor 1945" werden die sehr interessanten und differenzierten religiösen Auseinandersetzungen innerhalb des deutschen Volkes während des Dritten Reiches aus der Sicht des Ehepaares Ludendorff dokumentiert. Dürfte eine interessante Lektüre für Dich sein.

2. Im Zuge dieser Auseinandersetzungen wurde den Nationalsozialisten rund um Alfred Rosenberg SELBST klar, was Ludendorff immer sagte, daß eine diffuse Weltanschauung noch keine ausgearbeitete Philosophie ist, deshalb gab es eine Arbeitsgruppe, die an den philosophischen Grundlagen des Nationalsozialismus arbeitete: https://studiengruppe.blogspot.com/2011/08/eduard-baumgarten-eine-groe.html
Meines Erachtens "mußte" man das nur tun, weil man tunlichst einen Bogen schlagen "mußte" um die Hitler-Gegner Erich und Mathilde Ludendorff, denn hier lagen und liegen moderne, belastbare philosophische Grundlagen für die Gestaltung eines freiheitlichen, völkischen Staates sehr wohl bestens vor.

3. Auch auf dem Gebiet an der angewandten Moral, also des Handelns, kann man Gemeinsamkeiten und Unterschiede feststellen. Ludendorff warnte vor Hitlers "hirnverbrannter Außenpolitik" seit 1929 öffentlich. Deshalb wurde er von Hitler schon ab 1930/31 mit niedrigsten, undeutschesten Mitteln bekämpft:
https://studiengruppe.blogspot.com/2011/12/um-seiner-verdienste-um-die-bewegung.html
Deshalb wurden ab Juni 1937 sogar neue Röhm-Putsch-Morde gegen Erich Ludendorff vorbereitet von Adolf Hitler persönlich:
https://studiengruppe.blogspot.com/2013/01/hitlers-mordplane-gegen-ludendorff-im.html

Damit nur mal wenige Hinweise. Hitler und die NSDAP wurden meines Erachtens in klassischer Weise dazu von den monotheistischen Hintergrundmächten dazu benutzt, um die deutsche völkische Bewegung zu vernichten und auf immer und ewig zu diskreditieren. Genauso wie es Erich Ludendorff auch vorausgesagt hat 1933
https://studiengruppe.blogspot.com/2013/08/ludendorffs-emporte-telegramme.html

ebenso wie 1937 in seinem persönlichen Gespräch mit Hitler selbst und in seinem nachfolgenden Aufsatz zu Hitlers Geburtstag.
http://studiengruppe.blogspot.com/2013/06/diese-tapfere-frau-ernst-hanfstaengl.html

"Genetic determinism rides again"

Die gegenüber bisher deutlich wirkungsvollere Erforschung polygenetisch vererbter Merkmale nimmt die Wissenschaft und die Mitmach-Genetik gerade "im Sturm"

Er hat sich "erneut auf Eroberungszüge begeben" - wer denn? Huh, huh, huh, der:  "genetische Determinismus": "Genetic determinism rides again" (1). Er reitet also wieder. Er reitet, als sei er der Teufel, der Leibhaftige selbst. Oweia geschrieen, arme Menschheit, wer beschützt Dich vor ihm?

In Form einer solchen "düsteren" Prophezeiuung, einer solchen düsteren Unheils-Botschaft kann eigentlich nur die Besprechung eines neu erschienenen Buches (1) veröffentlicht werden, das ja dann wohl doch schon besonders gut sein muß. Nun, der Autor, Robert Plomin, bürgt in der Tat für Qualität. Man hat ihn bislang immer als denjenigen Erforscher der Erblichkeit menschlicher Intelligenz-Unterschiede wahrgenommen, der noch am wenigstens "schlimm" von solcher Erblichkeit gesprochen hatte.

Doch in diesem neuen Buch scheint nun alles ganz anders zu sein. Und das scheint in einem Umstand begründet zu liegen, der wohl durchaus der Erwähnung wert ist. Es geht darum, daß die modernen Methoden der Gen-Sequenzierung und ihrer statistischen Auswertung es inzwischen erlauben, polygenisch vererbte Merkmale zu erforschen in einem Umfang und in einer Präzision, wie man bislang nur monogenetisch vererbte Merkmale hat erforschen können. Polygenisch heißt, daß viele hundert, ja, viele tausend Stellen im Genom die Ausprägung eines bestimmten Merkmales mitbestimmen können.

Die "politisch Korrekten" hatten lange gehofft, daß polygenetische Vererbung so schwer erforschbar wird, daß man letztlich nie würde "beweisen" können, welche Vererblichkeit bei solchen Merkmalen tatsächlich vorliegt. Was natürlich Unsinn ist, weil man das seit der Zwillingsforschung alles schon bestens weiß, und weil deshalb der "genetische Determinismus" nicht "wieder" reiten muß, sondern schon seit Jahrzehnten immer im gleichen Takt hübsch Trab reitet.

Es ist nur Rhetorik, wenn man uns weismachen will, die Erblichkeit aller menschlichen Merkmale wäre zeitweise so etwas wie "widerlegt" gewesen. Das war sie nie, man hat nur durch dümmliche Rhetorik versucht, sie so klein und so wenig vorhanden wie nur möglich zu reden. Das scheint nun noch weniger möglich geworden zu sein als das bislang schon möglich war. Eine neue wissenschaftliche Revolution - nach schon so vielen anderen auf diesem Gebiet - ist in den folgenden wenigen Worten enthalten (1):
"Polygenic scores have been shown to improve risk predictions for prostate, ovarian and breast cancers. They can point to traits that might have been influenced by local adaptation, and gauge the pace of evolutionary change."
Zu Deutsch:
"Es konnte inzwischen gezeigt werden, daß polygenetische Auswertungen die Risiko-Voraussagen für Prostata-, Eierstock- und Brustkrebs verbessern können. Sie können auf Merkmale hinweisen, die auf lokale Anpassung zurück zu führen sind, …"
(sprich: bei denen Volks- und Rasse-Unterschiede vorliegen!)
"... und die den Weg des evolutionären Wandels nachverfolgen lassen."
In der Tat, scheint diese "polygenetische Revolution" etwas völlig Neues darzustellen. Und in dem Buch von Robert Plomin kann man sich über diese Revolution kundig machen. Es wird dann auch gleich geunkt, daß die Abwesenheit jeder Erwähnung des Wortes "Rasse" in diesem Buch sehr verdächtig sei, da dieses Konzept offenbar überall mitgelesen werden kann.

Also, ihr deutschen Intellektuellen, neues Futter zur geistigen Auseinandersetzung. Greift zu! Und wartet nicht, daß das jemals eine rechtskatholische oder rechtschristliche Lobby tun wird. Das haben sie niemals getan und werden sie niemals tun, und mögen sie den Begriff "Neue Rechte" noch so sehr für sich benutzen. "Neue Rechte" heißt in seiner ursprünglichen Bedeutung: Sich auf die Forschungen des Intelligenz-Forschers Arthur Jenssen zu beziehen und heißt zum zweiten: nichtchristlich zu sein.

Ergänzung 10.10.18: Eine Woche später heißt es in derselben Zeitschrift "Nature", daß diese Art den Genomauswertung die Genetik gerade "im Sturm" nimmt (3), daß die Wissenschaftler überrascht sind über die Schnelligkeit, mit der hier sich hier gerade die Entwicklungen überstürzen. Und auch hier werden die alten Sorgen in neuer Form formuliert (3):
"Some research presents ethical quandaries as to how the scores might be used: for example, in predicting academic performance."
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  1. Comfort, Nathaniel: Genetic determinism rides again Nathaniel Comfort questions a psychologist’s troubling claims about genes and behaviour. Nature, 25.9.2018, https://www.nature.com/articles/d41586-018-06784-5
  2. Plomin, Robert: Blueprint - How DNA Makes Us Who We Are. Allen Lane (2018)
  3. Warren, Matthew: The approach to predictive medicine that is taking genomics research by storm. Nature, 10.10.2018, https://www.nature.com/articles/d41586-018-06956-3

Gesellschaftlicher Aufbruch – jetzt?

"Nach wenigen Worten erkennt der Bruder den Bruder"

Einige Bemerkungen über die Schauspielerin Tilla Durieux in den Jahren zwischen 1903 und 1925
- Sie war verheiratet mit dem Kunsthändler Paul Cassirer (1903 bis 1925)

Seit der Jahrhundertwende bewegte sich die Schauspielerin Tilla Durieux (1880-1971) (Wiki) in den führenden Künstlerkreisen Berlins. Dadurch wurde sie selbst zu einer der ausdruckstärksten Schauspielerinnen des 20. Jahrhunderts. 

Abb. 1: Tilla Durieux als Kleopatra, gemalt von Max Slevogt

Sie ist aus dem deutschen Kulturleben des ersten Viertels des 20. Jahrhunderts nicht hinweg zu denken. Sie ist die meistporträtierte Frau dieser Epoche. Von fast allen namhaften Künstlern dieser Zeit gibt es Porträts von ihr. 

In diesen Jahren war sie mit dem kulturell sehr fortschrittlich gesinnten, unkonventionellen Berliner Kunsthändler Paul Cassirer (1871-1926) (Wiki) liiert und später verheiratet. Dieser hat, wie sie sagt, maßgeblichen Einfluß auf die Formung ihrer Künstler-, bzw. Schauspieler-Begabung genommen. Man möchte meinen, daß er ihr den Mut gab, ausreichend exzentrisch zu sein, um alles zum Ausdruck zu bringen, was in ihr war. Außerdem wird ihr ihre jugendliche Begeisterungsfähigkeit dabei zu Hilfe gekommen sein.

Man gewinnt - insbesondere über Fotografien und Gemälde - den Eindruck, als ob Tilla Durieux nach dem Selbstmord ihres ersten Ehemannes Paul Cassirer im Jahr 1925 nicht mehr so lebendig und eindrucksvoll als Schauspielerin wirkte wie sie das bis dahin getan hatte, daß sie ihre Rollen nun nicht mehr so exzentrisch und überschwänglich anlegte. Daran insbesondere mag der große Einfluß ihres Ehemannes Paul Cassirer erkennbar sein.

Paul Cassirer war ein emotional keineswegs ausgeglichener Mensch. Womöglich war er ähnlich emotional unausgeglichen wie die französischen, expressionistischen Maler, die er verehrte, und denen er Geltung im deutschen Sprachraum und darüber hinaus zu verschaffen versuchte: wie Vincent van Gogh, wie Gaugin und wie viele andere. Paul Cassirer hat mehrmals versucht, sich das Leben zu nehmen, 1925 gelang es ihm. 

Abb. 2: "Die Cassirers - Streiter für den Impressionismus" - Buch aus dem Jahr 1991

Als Tilla Durieux sich wegen seines Fremdgehens, das er sich über all die Jahre nicht hat abgewöhnen können, schließlich zur Scheidung durchgerungen hatte, schützte Paul Cassirer kurz vor dem Unterzeichnen des Scheidungsvertrages Unwohlsein vor. Er ging in das Nebenzimmer und schoß auf sich. Diesmal war die Kugel tödlich, wenn er auch erst einige Tage später starb. Auch dieses Handeln kann wohl nur aus der ganzen exzentrischen Lebenshaltung heraus erklärt werden, aus der heraus Paul Cassirer handelte und lebte. Tilla Durieux schreibt über ihn (1, S. 74):

Ich verdanke Paul Cassirer die schönsten und die bittersten Stunden, meine geistige Entwicklung, meine wachsenden Erfolge an der Bühne, eine unendliche innere Bereicherung, aber auch den tiefsten Kummer. Meine Augen haben durch ihn die Herrlichkeit der Welt gesehen, aber auch die verzweifeltsten Tränen geweint.

Über das erste Zusammentreffen mit Paul Cassirer während einer Abendgesellschaft erzählt sie (1, S. 78):

Jetzt entwickelte sich ein Gespräch, wie ich es noch nie gehört. (...) Paul Cassirer ließ wahre Kaskaden von Behauptungen und Gegenbehauptungen über uns sprühen. Wie eine Fontäne sprudelte das Gespräch in die Höhe witziger Bemerkungen und glitt wieder auf den Grund tiefen Wissens zurück, um sich wieder zu den kühnsten und gewagtesten Folgerungen zu erheben. Ich glaube, ich saß wie ein Kind vom Lande mit offenem Munde da, um kein Wort zu verlieren. Das war, ja, das war die Welt, von der ich immer schon geträumt hatte, daß sie irgendwo verborgen sei! Glänzend, heiter, witzig, jeden Augenblick einen anderen Blickpunkt erschließend, Wahrheit-Dichtung-Lüge, die im nächsten Augenblick Wirklichkeit sein konnte, Scharaden-Märchen-TausendundeineNacht.

Über die Zeit des ersten Zusammenseins mit Paul Cassirer schreibt sie (1, S. 87f):

Meine Erlebnisse hatte mich reifer werden lassen. (...) Nicht jeder hat den gleichen Weg zu gehen, nicht jeder die gleiche Art, die Wahrheit zu verkünden, aber, ob es ein Musiker, ein Dichter, ein Schauspieler sei, nach wenigen Worten erkennt der Bruder den Bruder.

Was für schöne Worte! 

Abb. 3: Tilla Durieux als Herodias in Salome

Und sie schreibt (1, S. 89):

In Haarlem im Rathaus (heute im Hl. Geistspital) aber war es, wo ich bis in Innnerste erschrak vor den letzten Bildern, die der verschollen gewesene Frans Hals als alter armer Mann gemalt hatte. (...) Vor diesen Bildern war es auch, wo Paul mir klar machte, daß mein Leben ein einziges Streben sein müsse, zu lernen, soviel ich nur immer konnte.

Und sie schreibt (1, S. 92):

Eines Tages legte Paul Cassirer Goethes Gedichte vor mich hin und forderte mich auf, seine Lieblingsgedichte zu lesen. Er hielt mir einen langen Vortrag, daß eine Schauspielerin verpflichtet sei, nicht nur ihre Rollen zu lernen, sondern auch die deutsche Literatur zu kennen, deren Sprachrohr sie doch sein wolle. Sie habe in die Schönheit der Sprache einzudringen, und wo könne sie dies besser als im Gedicht. Nie würde einem Menschen sich das Geheimnis des Klanges und des Rhythmus entschleiern, wenn er nicht unablässig im Reim danach suchen. (...) "Nur unsere Lyriker können uns den Weg zeigen. Auf ihren Spuren mußt du gehen (...), dann wird eines Tages etwas in dir zu schwingen anfangen, und die Menschen werden plötzlich aufhorchen und sagen: 'Die deutsche Sprache ist doch schön.' " 

Der wesentliche Umstand, der die seelische Nähe zwischen Paul Cassirer und Tilla Durieux hervor brachte, war, daß Paul Cassirer selbst ein großer Schauspieler war.

Durieux meint, daß sie in den letzten Jahren ihrer Ehe künstlerisch selbstständiger geworden sei und sich dabei weiter entwickelt habe, ohne daß das Paul Cassirer mitbekommen habe. Wir aber möchten nicht ausschließen, daß sie sich bei diesem Urteil bis an ihr Lebensende einer Selbsttäuschung hingegeben haben könnte. 

Interessant ist aber in jedem Fall auch, wie sie in ihren Lebenserinnerungen für das Jahr 1903 ihre "Mitkonkurrentin", die Berliner Schauspielerin Irene Triesch (1875-1964) (Wiki) kennzeichnet. Und sie kennzeichnet damit zugleich die Lebenshaltung einer ganzen Generation und zugleich den kulturellen Aufbruch, den Tilla Durieux selbst in der Folgezeit verkörperte.

Abb. 4: Als "Anitra" in "Peer Gynt"

Tilla Durieux spricht von dem Leiter des Berliner Lessingtheaters Otto Brahm (1, S. 69):

Seine Hauptdarstellerin Irene Triesch, die ungefähr die Rollen spielte, die auch ich erstrebte, war, wie die Eysoldt, ganz in der Gedankenwelt der Jahrhundertwende geblieben. Um 1900 wußte die Frau nichts von Sport, Wasser und Sonne, sie saß am liebsten elegisch und müde im sorgfältig verdunkelten Zimmer, das mit schweren Vorhängen Licht und Luft ausschloß. Vom Manne unverstanden und gelangweilt von der Umwelt hütete sie sich vor jedem Sonnenstrahl. Ein gebräunter Körper war eine Unmöglichkeit. Von morgens bis abends beschäftigte sie sich mit seelischen Qualen, die sie abends beim Souper zwischen Braten und Käse dann mit dem Tischherrn zerpflückte. Diese Art Frauen verkörperte die Triesch, und sie traf es ausgezeichnet. Als ich sie zum erstenmal in einer Ibsen-Rolle sah, fand ich diese Auffassung so fremd, daß alles in mir revoltierte. Dieses tränenreiche Stammeln und weichliche Jammern waren mir in tiefste Seele verhaßt, obwohl ich zugeben mußte, daß ich eine große Leistung sah. Ich wußte, ich würde jede dieser Rollen anders anpacken, denn dieses Hingeben ohne Abwehr, diese Trauer der schwachen Untätigen erschien mir verächtlich. Ich fühlte genau, daß ich mit dieser Ansicht allein stand. Ich konnte mir auch gar nicht genau darüber klar werden, was ich eigentlich wollte. Das Leben mußte mir erst Gelegenheit geben, einen bitteren Kampf zu kämpfen, und der Mann mußte erst erscheinen, der mir den Weg zeigte, wie man seine Gedanken in Kunst umsetzt.

Und dieser Mann war dann Paul Cassirer. Auffälliger Weise fallen diese Eindrücke in dieselben Jahre, in denen in Berlin-Steglitz der Wandervogel gegründet worden ist (1901).

Über das Gemälde von Max Slevogt aus dem Jahr 1907, wiedergegeben in Abbildung 1, wurde 2023 unter dem Titel "Männermordende Erotik" geschrieben (TAZ2023):

Max Slevogt malte sie 1907 in aufgewühlten Farben als „Kleopatra“, lasziv auf Tigerfellen lümmelnd, die Lippen aufgeworfen, schimmernd das Kleid, die Finger exaltiert gespreizt, der Busen blaß aus dem Dekolleté leuchtend. (...) Der Bildhauer August Gaul, mit dem sie in Berlin befreundet war, setzte die Durieux hingegen als nackte Circe in einer kleinen Skulptur auf ein Schwein, ein Scherz mit dem Mythos der griechischen Zauberin Circe, die Männer in Schweine verwandeln konnte.

Tilla Durieux war über ihren Ehemann Paul Cassirer mit Ernst Toller befreundet und dem Kreis um ihn.

1919 - Räterepublik in München

Aus diesem Kreis gingen 1919 führende Persönlichkeiten der Räterepublik in München hervor. Aufgrund dieser Umstände war sie 1919 Zeitzeuge des Geißelmordes in München (Wiki). 

Ernst Toller, Erich Mühsam, Gustav Landauer, Eugen Leviné, Max Levien und Tobias Akselrod werden in ihren Lebenserinnerungen erwähnt.

Abb. 5: Tilla Durieux als Salome

Wir lesen auf Wikipedia, daß der Geiselmord eine bewußte Provokation führender Angehöriger der Räterepublik gewesen sein könnte (Wiki):

Die Zustände im ehemaligen Gymnasium müssen sehr chaotisch gewesen sein. In der ersten Tagen der Besetzung wurde alles Habbare geplündert und gestohlen. Es fehlten klare militärische Befehlsstrukturen und militärische Autorität. Im Gymnasium befanden sich etwa 750-800 Personen, von denen aber die wenigsten regulären Dienst in der Roten Armee taten. So faßten am 20. April 750 Personen Mittagessen, obwohl der Etat nur 330 aufwies. Zum Abendappell traten dann nur 30 Mann an. (...) Der Gründer der Thule-Gesellschaft Rudolf von Sebottendorf vermutete, daß es der Plan der nun entmachteten kommunistischen Führer Levien und Leviné gewesen ist, die angespannte Situation der Bedrohung der Räterepublik durch Reichswehr und Freikorps zum Eskalieren zu bringen, um Verhandlungen zu verhindern. Dazu mußten die roten Verbände zum Kampf gezwungen werden, indem man den Gegner zum Angriff provozierte.

Wenn das stimmen sollte, wäre der Geiselmord ja sogar ein doppeltes Verbrechen gewesen, nämlich eines, was nur dazu hatte dienen sollen, das Blutvergießen im Bürgerkrieg noch zu vergrößern.

1922 - "Die Enttäuschten" in Berlin

1922 reiste der Frankfurter Maler Max Beckmann von Frankfurt am Main aus nach Berlin. Er fertigte dort die Kunstmappe "Berliner Reise" an. Darin findet sich die Zeichnung "Die Enttäuschten I", eine Zeichnung, in der eine aufgeblätterte "Kreuz-Zeitung" andeuten soll, daß es sich um die Enttäuschung der Konservativen und Monarchisten nach dem Kapp-Putsch von 1922 handelt. In der Zeichung "Die Enttschäuschten II" sind dann aber offenbar Tilla Durieux und andere dargestellt, die hinwiederum enttäuscht sind vom Sturz der Räterepublik in München. Wir lesen über diese Zeichnung (Staatsgalerie):

In "Die Enttäuschten II" erscheinen gelangweilte und gähnende Intellektuelle. Beckmann porträtiert hier rechts den Kunsthändler Paul Cassirer, sowie dessen Gattin, die Schauspielerin Tilla Durieux, im Hintergrund erscheint Max Slevogt, ein enger Freund der beiden. Der Gähnende links ist Leo Kestenberg, Redakteur der Zeitschrift "Der Bildermann". Der Verweis auf die am 15.1.1919 ermordeten Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg erfolgt auf den Büchern und Flugschriften, wobei die bewußte Falschschreibung von "[ROS]A LUXENBURG" und "MARKS WERKE" irritiert.

Leo Kestenberg hatte damals einen leitenden Posten im Preußischen Bildungsministerium inne.

Abb. 6: Tilla Durieux in der "Großen Liebe" von Heinrich Mann, Lessingtheater, Berlin

Tilla Durieux ist dann mit ihren zweiten Ehemann, der ebenfalls jüdischer Herkunft war, nach Jugoslawien emigriert. 

1941 - In Belgrad während des deutschen Luftangriffs 

Sie wollte mit ihm in weitere Länder emigrieren und fuhr deshalb nach Belgrad, wo sie am 6. April 1941 den Angriff der deutschen Wehrmacht auf Jugoslawien erlebte und selbst in den Bombenhagel über Belgrad geriet. Auch in den Folgewochen geriet sie zwischen die Kampffronten und konnte nur unter großen Mühen nach Triest zurück kehren. All diese Schicksale haben weder etwas mit ihrem Künstlertum, noch mit ihrer Schauspielerkarriere zu tun.

Sie hat dann lange Zeit in verarmten Verhältnissen gelebt und hat nach 1945 nur noch sporadisch im deutschen Theaterleben wieder Fuß fassen können.

Abb. 7: Tilla Durieux in der "Großen Liebe" von Heinrich Mann, Lessingtheater, Berlin

Dieser Beitrag kann ggfs. nach und nach noch mit weiteren Ausführungen ergänzt werden.

Abb. 8: Tilla Durieux - Zeichnung von Emil Orlik aus dem Jahr 1909

Der Kunstsalon von Paul Cassirer befand sich in Berlin in der Viktoriastraße 35.

Abb. 9: Tilla Durieux als "Delila" in dem Stück "Simson" von Frank Wedekind, 1914

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Abb. 10: Tilla Durieux als "Delila" in dem Stück "Simson" von Frank Wedekind, 1914

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Abb. 11: Tilla Durieux als "Delila" in dem Stück "Simson" von Frank Wedekind, 1914

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Abb. 12: Tilla Durieux als Kleopatra, gemalt von Max Slevogt

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Abb. 13: Tilla Durieux als Prinzessin Eboli in "Don Carlos" von Fr. Schiller

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Abb. 14: Tilla Durieux als Judith
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Abb. 15: Der erste Ehemann der Tilla Durieux 

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Abb. 16: Die Zeichnung "Die Enttäuschten II" von Max Beckmann, die 1922 für seine Kunstmappe "Berliner Reise" entstand. Abgebildet sind: Leo Kestenberg, Max Slevogt, Paul Cassirer und Tilla Durieux, immer noch enttäuscht von dem Scheitern der Münchner Räterepublik im Jahr 1919 

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Abb. 17: Die Schauspielerin einer vorhergehenden Generation: Irene Triesch als "Nora"

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  1. Durieux, Tilla: Meine ersten neunzig Jahre. Erinnerungen. Herbig, München 1971
  2. Tilla Durieux. Eine Jahrhundertzeugin und ihre Rollen. Ausstellung im Leopoldmuseum in Wien 2022/23 (s. Leopold), im Georg Kolbe Museum in Berlin 2023 (Yt
  3. Brühl, Georg: Die Cassirers. Streiter für den Impressionismus. Edition Leipzig, Leipzig 1991

Pfaffenmief im Weserbergland

- und die "Neue Rechte" in Deutschland
Klerikale Einflüsse auf die Politik - In Deutschland und weltweit

Für diesen Blog war es immer schon sehr verstörend, daß die heutigen Vordenker der "Neuen Rechten" die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über das Sein und Werden der Völker weltweit so außergewöhnlich sparsam zur Kenntnis nehmen wollen und sich so außergewöhnlich sparsam darum bemühen, diese in den politischen Diskurs einfließen zu lassen. Seit Jahrzehnten. 

Abb. 1: Kloster Buchhagen im Weserbergland - Mönche vom Berg Athos in Griechenland

Die Gründe dafür werden sofort deutlich, wenn man sich klar macht, welche geistigen, spirituellen Hintergründe hinter den Vordenkern der Neuen Rechten stehen. Diese sind so verquastet klerikal, daß die geringe Freude an den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen zum Menschsein, zu unserer Welt und zu dem Sein und Werden der Völker nichts weniger als folgerichtig ist.

Es stehen Kräfte hinter der Neuen Rechten, die die gesamte moderne Welt seit dem Mittelalter ablehnen. Es sind das sehr viele orthodoxe Klerikale und es sind das viele katholische Klerikale. Derselbe Umstand gilt übrigens auch für die wachsende, rein demographische Macht des orthodoxen Judentums im modernen Israel und weltweit. Die ultraorthodoxen Juden interessieren sich Null Komma nichts für alles "Moderne". Für sie zählen keine Schulbildung, keine Universitäten, sondern allein die religiösen Schriften des Judentums. So auch die Klerikalen in der katholischen, in der evangelischen, in den orthodoxen oder in den freikirchlichen Gemeinden. Dieser Umstand ist so verstörend und irritierend und erschreckend, daß man sich diesen gar nicht oft genug vor Augen führen kann. Welcher "Macht" dienen all diese Kräfte? Dem Mittelalter? Zutiefst gruselig und unheimlich.

Warum spielen naturwissenschaftliche Argumente noch heute innerhalb der AfD so gut wie keine Rolle, ja, sind tabuisiert und verpönt wie es schlimmer nicht gehen kann? Warum haben konservative Christen wie Beatrix von Storch in der AfD einen solchen großen Einfluß? Um all das besser zu verstehen, ist jüngst ein neues Puzzle-Teil bekannt geworden (1, 2).

Mönchsgezänk am Berg Athos in Griechenland

Das "sagenumwobene" Kloster am Berg Athos (Wiki) in Griechenland - es ist schon seit Jahrhunderten ein religiös und politisch sehr einflußreiches Kloster. 

So wie seit Jahrhunderten in allen orthodoxen Kirchen Osteuropas ein Kampf geführt wird darüber, ob sich diese Kirchen der Oberherrschaft des Papstes in Rom unterwerfen sollen - wie das die Jesuiten wollen - oder ob sie die Oberherrschaft des Patriarchen von Moskau anerkennen sollen, so wird dieser Kampf auch innerhalb des Klosters auf dem Berg Athos - noch bis heute - in aller Schärfe geführt. Auch der orthodoxe Patriarch der Ukraine in Kiew hat sich schon vor Jahrhunderten der Oberherrschaft des Papstes in Rom unterworfen. Am Berg Athos jedoch - und anderwärts - gibt man sich weiterhin sehr, sehr "störrisch".

Die - nicht selten pädokriminellen - Päpste in Rom und ihre fanatische Jesuiten-Truppe wollen also nicht nur jede Menschenseele weltweit und insbesondere auch in Rußland, sondern auch die Mönchsgemeinde auf dem Berg Athos schon seit Jahrhunderten unter ihre Oberherrschaft bringen. So hat es Mönchsgezänk auf dem Berg Athos schon seit Jahrhunderten gegeben, Mönchsgezänk, das dumpf-muffig mittelalterlich anmutet, in das sich aber - bezeichnenderweise - einflußreiche weltliche Mächtige bis heute immer wieder einmischen. Über die heutige Situation im Kloster auf dem Berg Athos heißt es (Wiki):

Auch noch im Jahr 2022 galt (...) der unbestrittene Einfluß der russischen Kirche auf die Mönchsrepublik als erheblich und Rußland versuche, den kulturellen Einfluß auf den Norden Griechenlands auszuweiten. Russische Staatsbeamte und Oligarchen versuchten mit Spenden, bestimmte Geistliche und die russische Präsenz zu stärken. Es wurde über falsche Mönche berichtet und den Kampf gegen Kriegspropaganda auf russischen Websites, welche „Vertreibungen“ russischer Mönche herbeischrieben.

Rund um den Berg Athos schwelt mithin derselbe religionsimperialistische, fanatisch geführte Pfaffen-Zank zwischen Moskau und Rom, wie er auch sonst über ganz Europa, bzw. Eurasien hinweg seit Jahrhunderten zu beobachten ist, und worauf wir in früheren Beiträgen hier auf dem Blog schon den einen oder anderen Blick geworfen haben (s. GAj2010GAj2021a). Über den Berg Athos lesen wir noch detaillierter (Wiki):

Für internationale Schlagzeilen sorgte im Dezember 2005 die Besetzung des Konáki (Sitz des Vorstandes der Mönchsrepublik) durch 20 Mönche des Klosters Esfigménou. Damit protestierten sie gegen den Beschluß der übrigen 19 Klöster, die Vertretung ihres Klosters in den Gremien der Mönchsrepublik nicht mehr anzuerkennen. Ausgelöst wurde der Eklat nach jahrzehntelang schwelender Krise 2003, als die Mönche von Esfigménou dem Oberhaupt der orthodoxen Kirche, Patriarch Bartholomäus I. von Konstantinopel „Verrat an der Orthodoxie“ vorwarfen, weil er mit der römisch-katholischen Kirche Gespräche aufgenommen hatte. Daraufhin forderte der Patriarch die Rebellen zum Verlassen der Mönchsrepublik auf. Die Mönche von Esfigménou ignorierten die Forderung. Im Dezember 2006 kam es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung, als gemäßigte Mönche versuchten, den besetzten Verwaltungskomplex zu räumen. Es gab eine Handvoll Verletzte, aber die Besetzung dauert an. Die griechische Regierung bot Polizei- und Militärhilfe an, was vonseiten der Mönche abgelehnt wurde. Im August 2008 drohten die Mönche damit, sich und ihr Kloster in die Luft zu sprengen, falls die Polizei versuche, es zu räumen. „Orthodoxie oder Tod“ ist denn auch das Motto dieser auch Zeloten genannten Mönche der GOC (Kirche der wahren orthodoxen Christen Griechenlands).
Die Mönche hielten die Räumlichkeiten auch im Jahr 2022 besetzt. Auf Nachfrage der NZZ beklagte Abt Bartholomäus die klandestinen Bewegungen der Unterstützer illegal über die Landesgrenzen; niemand wisse genau, wer sich in dem besetzten Gebäude verstecke.

Mönchsgezänk also vom Allerfeinsten. 

Auf den ersten Blick könnte man denken: Alles weit weg, nicht unsere Welt. - - - Aber: Von wegen! Diese Mönche wollen Europa zu ihrem Glauben bekehren und missionieren eifrig. Und sie sind damit so erfolgreich, daß über ihre abstrusen Missionsbemühungen nicht nur TAZ und Neues Deutschland berichten, sondern auch Vordenker der Neuen Rechten in sie involviert sind.

"Reconquista" - Ein orthodoxes Missionskloster für Deutschland

So gab es da beispielsweise den bulgarischen orthodoxen Metropoliten Simeon (1926-2016) (Wiki), der viele Jahrzehnte als orthodoxer Missionsbischof in Westeuropa tätig war. Über seinen religiösen Werdegang ist zu erfahren, daß er 1957 in Moskau Theologie studierte (Wiki),

... wo er am 8. Oktober 1958 vom Moskauer Patriarchen Alexius I. zum Mönchspriester geweiht wurde.

Dieser Metropolit unterstand also dem Patriarchen von Moskau - nicht dem Papst in Rom. Seit 1980 war er "Missionsbischof" der bulgarisch-orthodoxen Kirche - und damit auch des Patriarchen von Moskau - in Westeuropa (Wiki). Als solcher entfaltete er Wirksamkeit an Standorten wie Budapest, Wien, Berlin und andernorts.

Als dieser Missionsbischof hat dieser Herr Simeon 1994 nun das bislang einzige bulgarisch-orthodoxe Missionskloster in Westeuropa eingeweiht, nämlich das "deutsch-orthodoxe" Kloster Buchhagen (Wiki) im Weserbergland. Sein "Abt" ist ein Mensch, der mit bürgerlichem Namen Johannes Pfeiffer (geb. 1955) heißt und aus Hofgeismar in Hessen stammt. Und vermutlich war auch damals schon Götz Kubitschek (geb. 1970) (Wiki) dabei, der sehr umfangreich in den Aufbau dieses Klosters involviert ist - wie neuerdings bekannt geworden ist (1, 2). Der Johannes Pfeiffer hat lange unter den Mönchen auf dem Berg Athos in Griechenland gelebt. Vermutlich ja doch insbesondere auch unter solchen Mönchen, wie sie seit 2006 mit dem Schlachtruf "Orthodoxie oder Tod" das Verwaltungsgebäude des Klosters gewaltsam besetzt halten und damit drohen, sich mit dem gesamten Gebäude in die Luft zu sprengen. Diese wunderliebsten Leute. Dieser Johannes Pfeiffer nennt sich also "Abt". Und Götz Kubitschek unterwirft sich ihm. Man kommt ja fast auf den Gedanken, daß Götz Kubitschek und manche seiner Freunde dann nicht nur "Raki am Igman" getrunken haben (s. Amaz), sondern auch den Berg Athos besucht haben werden. Ehrfürchtig. Ohne Raki.

Götz Kubitschek - Einem orthodoxen Abt vom Berg Athos unterworfen

Mitbegründet und sehr engagiert in seinen Aufbau ist also niemand geringerer als Götz Kubitschek, der langjährige "Vordenker" der Neuen Rechten in seinem Tagungszentrum Schnellroda (1, 2). Ob zu dem Unterstützerkreis dieses Klosters nicht auch Jürgen Elsässer gehört, der sich doch auch schon seit Jahren zur "Orthodoxie" hingezogen fühlt, kann an dieser Stelle einstweilen offen bleiben. Er bewegt sich in jedem Fall religiös in ähnlichen Zusammenhängen. Es werden aber gewiß noch zahlreiche andere Leute sein, die im politischen und vorpolitischen Raum tätig sind, und die solchen Klerikalen Ehrerbietung zeigen.

Der langjährige rechte französische "Vordenker" Alain de Benoist (geb. 1943) (Wiki) versteht sich ja in ähnlicher Weise schon seit vielen Jahren mit dem russischen Vordenker Alexander Dugin so herzerwärmend gut (GAj2015, a) - warum sollten da seine deutschen Freunde Karlheinz Weißmann oder Götz Kubitschek auch so ganz und gar anders gestrickt sein? Karlheinz Weißmann hätte von seinem Wohnort Northeim aus auch einen viel kürzeren Weg zum Meditationszentrum Kloster Buchhagen. 

Es wird zu berücksichtigen sein, daß sowohl der Patriarch von Moskau wie auch die Mönche vom Berg Athos in Verbindung stehen mit der Priesterkaste von Tibet, die nach außen hin durch den Dalai Lama repräsentiert wird, der nun wieder auch gute Kontakte aufrecht erhielt etwa zu einem Jörg Haider in Kärnten (wenn wir uns recht erinnern) (GAj2012). 

Man mag sich in diesem Zusammenhang auch an Äußerungen von Ernst Jünger, Friedrich Hielscher oder Hermann Hesse erinnern (die alle hier auf dem Blog schon behandelt worden sind), nach denen Angehörige östlicher oder westlicher Priesterkasten oft über die jeweiligen "Machtgrenzen" hinweg im friedlichem Gespräch miteinander stehen würden. Etwa in Berliner Cafe's oder in Freimaurerlogen. Vermutlich auch öffentlich, etwa so, wie sich der Atheist Jürgen Habermas mit dem - im weltlichen Bereich nie verurteilten Pädokriminellen - Josef Ratzinger unterhalten konnte.

Missionsversuche unter "Neuen Rechten"

Nun gibt es da den einstmals "links-", heute "rechtsorientierten" politischen Aktivisten Erik Ahrens (geb. 1994) (Wiki), der neben anderer Verwandtschaft in Griechenland auch eine griechisch-orthodoxe Großtante hat, mit der er schon früher griechisch-orthodoxe Gottesdienste besucht hat.

In einem neuen Video berichtet er von Geschehnissen aus dem Mai 2019, also von Geschehnissen, die fünf Jahre zurück liegen, und zwar von einem Besuch im Kloster Buchhagen, zu dem er von Götz Kubitschek eingeladen worden war, und der ihn, den Erik Ahrens, offenbar ebenfalls zu Gläubigkeit und Pfaffen-Verehrung bekehren wollte (1, 2):

"Der Kubitschek betreibt da dieses Kloster oder ist Teil dieses Klosters. (...) Er fährt da sehr oft hin und er hilft seit Jahrzehnten, dieses Kloster aufzubauen. Er hat mich eingeladen, da doch auch mal hinzufahren."

Und über den "Abt", den Herr Pfeiffer aus Hofgeismar, sagt er (1, 2)

"Götz Kubitschek unterwirft sich ihm spirituell. Das heißt, hier ist das innere geistige Zentrum der Neuen Rechten." "Hier kommen die Ideen her."

Und (1, 2):

"Alles, was die Neurechte predigt, kommt von dem."   

Und (1, 2):

"Er will einen deindustrialisierten, mitteldeutschen Agrarstaat, im besten Fall feudal, so eine Art völkische, christliche Bauernromantik" 

Ahrens spricht von einem "deutsch-orthodoxen Sektenkult", zu dem er auch Martin Sellner zählt, der den Götz Kubitschek "Chef" nennen würde. Es hat schon 2019 Streit gegeben zwischen Ahrens und Kubitschek, nämlich darüber, daß der AfD-Politiker Maximilian Krah aus der rechtskonservativen Fraktion des Europäischen Parlamentes ausgeschlossen wurde. Seither scheint der Haussegen zwischen Kubitschek und Ahrens schief zu hängen und Ahrens plaudert solche Missionsversuche aus und äußert sich auch sonst äußerst abfällig über die Aktivitäten der Leute in Schnellroda (1, 2):

"Was ihr macht, ist GZSZ, was ihr macht, ist Fake."  

Nun, dieser Blog sieht das schon seit vielen Jahren so (GAj2018). Die ganze "konservative Revolution" dient im Wesentlichen nicht dazu, Völker erhaltende, sondern Völker zerstörende Ziele zu verfolgen. Nämlich solche, wie sie in klerikalen Kreisen schon seit Jahrhunderten verfolgt werden. In dem Kloster Buchhagen leben nur wenige Mönche. Aber es gibt einen größeren Unterstützerkreis von Seiten offenbar "gläubiger" Menschen und Familien rund um dieses Kloster herum. "Viele junge Männer" kommen immer wieder zu Besuch in dieses Kloster. Frauen sind dort - offenbar - weniger erwünscht. (Vielleicht gibt es für die ja Nonnenkloster und sonstige Schwestern-Zirkel, die noch nicht bekannt geworden sind.)

Ein Bericht über das Kloster auf dem Berg Athos, 1920/1961

Frauen dürfen auch das Kloster des Berges Athos nicht betreten. Der griechische Schriftsteller Nikos Kazantzakis (1863-1957) (Wiki) gab 1961 sein aufgesetzt-tiefsinniges Buch "Rechenschaft vor El Greco" heraus. Es war das jene aufgesetzte Tiefsinnigkeit, die in den 1950er und 1960er Jahren in der westeuropäischen Literatur so üblich war, und die sich heute oft außerordentlich unangenehm liest in all ihrer Aufgesetztheit. In dem Kapitel "Berg Athos" berichtet er über einen Besuch, der zu jenem Zeitpunkt schon vierzig Jahre zurück lag, der also Anfang der 1920er Jahre stattfand:

Wir betraten den heiligen Boden; die Mönche am Landungskai prüften mit geübtem Auge jeden einzelnen, der an Land ging, ob er eine Frau in Männerkleidung sei. Seit tausend Jahren, da der Heilige Berg der Jungfrau geweiht wurde, hat kein Frauenfuß den Boden betreten, kein Frauenatem die Luft entweiht. (...)
"Und hat niemals eine Frau den Heiligen Berg betreten?" fragte ich. 
"Niemals, niemals", antwortete der Ältere und spie in die Luft. "Geh hinter mich, Satan," murmelte er.

Manchmal würden Frauen trotzdem versuchen, in Männerkleidung ins Kloster zu kommen. Aber die Mönche würden sie sofort erkennen, nämlich am Geruch:

"Riechen Frauen denn anders, heiliger Vater?" fragte er ihn. "Wie denn?"
"Wie Stinktiere", antwortete der Alte und beschleunigt den Schritt.  

Wir merken: Wir begegnen hier dem Tiefsinn auf höherer Ebene. Statt daß der Autor nach einer so ekelhaften Begegnung stante pede diesen zutiefst ekelhaften Boden wieder verlassen hätte, führte er seine "Pilgerreise" fort - und zwar, wie es heißt: "verzückt und glücklich". Der ganze Bericht, der sich über viele Seiten hinzieht, liest sich abscheulich. Es findet sich auch folgender Wortwechsel, der trotz seiner sehr eindeutigen Andeutung kommentarlos stehen bleibt:

"Hast du jemals, heiliger Pförtner, den Teufel gesehen?" fragte wiederum mein Freund.
"Und ob ich ihn gesehen habe! Natürlich habe ich ihn gesehen."
"Wie sieht er aus?"
"Bartlos, mollig, zarthäutig, zwölf Jahre alt."

Es ekelt und würgt einen, wohin man in diesem Bericht blickt. Überall nur solcher - - - "Tiefsinn". 1961. "Geh hinter mich, Satan," möchte man in der Tat dauernd nur zu all dem Ekelhaften sagen.

"Rechte" wie "Linke" - Mit Blick zum Patriarchen von Moskau?

Spätestens seit 2003 hat der der "Abt" Pfeiffer und sein Missionskloster von Mainstream-, und vor allem linksorientierten Presseorganen keineswegs nur keine oder bestenfalls spöttische oder neutrale mediale Anteilnahme erhalten. Im Gegenteil: Ehrfurchtsvolle (s. Welt2003TAZ2003NeuesDtschld2008). Von kritischer Berichterstattung bislang in solchen Presseorganen keine Spur. Peinlich, oder, TAZ? Hat der Abt Johannes euch etwas vorgegaukelt? Auch euch? Kann doch wohl nicht sein? Götz Kubitschek baut dieses Kloster auf und linke Presseorgane berichten positiv über dasselbe. Dann versteht man womöglich auch, warum ein Jürgen Elsässer so leicht zwischen "links" und "rechts" changieren kann ....  

Bemerkenswert ist womöglich auch eine Stelle in dem Literaturverzeichnis des Wikipedia-Artikels zum Kloster Buchhagen (Wiki):

Archimandrit Johannes: Vom Mysterium des Mönchtums. Verlag des Klosters Buchhagen, 2012, ISBN 978-3-926236-16-6 (64 Seiten).
Auf Veranlassung des Patriarchats von Moskau und der ganzen Rus ins Russische übersetzt:[30] Схиархимандрит Иоанн: О таинстве монашества, 2016

Nachfolger des Metropoliten Simeon ist seit 2013 der sicherlich ähnlich glaubensfeste Metropolit Antonij (geb. 1978) (Wiki). Über diesen heißt es  (Wiki):

Am 27. November 2021 traf sich Metropolit Antonij bei einer Privataudienz mit Papst Franziskus. Diesem war er bereits bei Franziskus’ Bulgarienreise 2019 begegnet.

Wir können nur innigst hoffen, daß er bei solchen Gesprächen keinen "Verrat an der Orthodoxie" begeht. Aber traue niemals. Satan ist überall ... 

Wir selbst hatten Leute wie Alain de Benoist, Götz Kubitschek, Ellen Kositza oder Karlheinz Weißmann bislang als "Rechtskatholiken" eingeordnet. Sind sie vom Jesuitenorden als Sturmtruppe aufgestellt worden, um die Machtbasis des Patriarchen von Moskau zu untergraben durch freundliche Gespräche mit Alexander Dugin und Konsorten? Man soll auf diesem Gebiet nichts für unmöglich halten. "Falsche Mönche" gibt es überall. Und falsche "Nonnen" sowieso. Patriarch von Moskau hüte dich, der Jesuit verkleidet sich in die unmöglichsten Gewänder. Manchmal in die Gewänder von "Rechtsintellektuellen".

Aber vielleicht nimmt das Kloster Buchhagen auch ganz offiziell eine Art "Mittler"-Stellung, "Vermittler"-Stellung ein zwischen den beiden stark verfeindeten, miteinander im Bekehrungskrieg stehenden Priesterkasten, nämlich der Päpstlich-jesuitisch-westlich-orthodoxen und der Moskau-orthodoxen. Vielleicht ködert man auch junge Männer, die katholisch aufgewachsen sind - wie Götz Kubitschek -, damit, daß sie in der orthodoxen Kirche alles als viel "ursprünglicher" vorfinden würden als in der auf Abwege geratenen katholischen Kirche. Am Berg Athos erkennt man den Satan ja noch am Körpergeruch. Das ist doch was!   

Es kann also - wie wir unterstellen möchten - auch sein, daß sich hier der Jesuitenorden als "deutsch-orthodox" tarnt, um - auch - über dieses Kloster sowohl in den Bereich der Neuen Rechten in Deutschland als auch in die russisch-orthodoxe Kirche in Osteuropa hineinzuwirken (was er ja auch sonst auf vielerlei Art in so gut wie alle Richtungen hin über die möglichsten und unmöglichsten Vertarnungen hinweg tut). Es kann aber auch heißen, daß das Moskauer Patriarchat sich hier einen Kommunikationskanal offen hält, über den es hofft, seinen Machtbereich - im Sinne von Alexander Dugin und Co - weiter nach Westen ausdehnen zu können.

Die moderne Welt ist auf einem Abgrund von klerikalen Bestrebungen errichtet. Die Gefahr, daß sie in diesen Abgrund hinein stürzt, war in keinem Geschichtsabschnitt der Neuzeit größer als im heutigen.

Spiegel TV fragt erstmals kritisch nach ....

/ Nachtrag, 28.2.25: In einem Beitrag wird betont, das Kloster Buchhagen sei ein ganz und gar unpolitischer Ort. Zu behaupten, in und mit dem Kloster würden politische Ziele verfolgt, würde das Kloster "beschmutzen" (3). Das hört sich sehr genau danach an, als ob sich jemand stark angegriffen fühlt. Und die Ausflüchte verfangen nicht. Auch im Kloster von Berg Athos geht es ja - offensichtlich - nicht völlig unpolitisch zu. Seit wann wäre Religion, zumal christliche Religion, jemals "unpolitisch" gewesen. In diesem Zusammenhang kann man sich gerne auch einmal den vielsagenden X-Account des Klosters selbst ansehen (X/Deutschorthodox). Entgegnung zu erstgenannten Beitrag hat es auch gegeben (Yt6.2.2025). / 

/ Nachtrag, 5.3.2025: SpiegelTV hat auf all das überraschend schnell reagiert. Im Verlauf des Februar 2025 hat ein Team das Kloster Buchhagen besucht und den dortigen Abt vor laufender Kamera zu Stellungnahmen gedrängt (4). /

/ Ergänzt durch Ausführungen 
zu Kazantzakis: 16.2.25
zu Jonathan Rudolph: 28.2.25 / 

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  1. Ahrens, Erik: Mit Kubitschek im Kloster (das Geheimnis von Schnellroda), 3.2.2024 (Yt2024) (Kurzfassung)
  2. Ahrens, Erik: VRIL-Talk: Bericht aus der Unterwelt (mit Kubitschek im Kloster), 3.2.2024 (Yt2024) (Langfassung)
  3. Rudolph, Jonathan ("einwaldgaenger"): Ahrens, Kubitschek und das Kloster - eine Klarstellung (X, 5.2.2025)
  4. Neumann, Henrik: Pilgerort für Rechtsextreme - Kubitscheks Denkfabrik. SpiegelTV, 26.02.2025 (Yt)

Hoch effizient arbeitende Geheimdienste stellen sich als Versager dar ...

Seit Bismarck wissen wir, daß es für Politiker bei Ausbruch eines Krieges wichtig ist, wer von der Öffentlichkeit als Angreifer und wer als Verteidiger wahrgenommen wird (Stichwort "Emser Depesche").

Abb. 1: Ansicht der Stadt Gaza 1850 - Lithographie von C. W. M. van de Velde (1818-1898) (Arch)

Die Wahrnehmung eines Geschehens ist in den meisten Fällen viel wichtiger als das, was tatsächlich geschieht. So werden Verteidigungskriege in Angriffskriege umgemünzt und umgekehrt. Letztlich stellt sich immer die Frage: Wem nützt dieser Krieg? Cui bono?

Der Gazastreifen ist von allen Seiten militärisch abgeriegelt. Er sollte eigentlich entmilitarisiert sein. Trotzdem ist er bis an die Zähne bewaffnet. Wie kann das sein?

Eine hoch effizient arbeitende militärische Überwachungs-Maschinerie hat wieder und wieder "leichtfertig" statt hoch effizient gearbeitet. Denn es ging ja nur um das Leben israelischer Mitbürger, da kann man schon mal "leichtfertig" sein. Wir lesen (Tagesschau2/2024):

Doch wie war es möglich, daß die Hamas im Gazastreifen, der jahrelang von Israel und Ägypten weitgehend abgeriegelt wurde, solch ein Waffenarsenal aufbauen konnte? Yehoshua Kalisky, Waffenexperte beim sicherheitspolitischen Think Tank INSS in Tel Aviv klärt auf, daß es unterschiedliche Wege dafür gab. Einer davon war Schmuggel: "Ein Großteil des Schmuggels über das Meer erfolgte mit Hilfe der Fischer. Israel ging zu leichtfertig mit den Fischern um, sie wurden nicht ausreichend kontrolliert. Sie schmuggelten die Waffen", sagt Kalisky. ... 

Hocheffizient "leichtfertig" gearbeitet, möchte man sagen. Unter Inkaufnahme des Lebens israelischer Mitbürger. 

Auf Wikipedia lesen wir außerdem über "Die Geheimdienstliche Lagebeurteilung im Vorfeld" des 7. Oktober 2023 (Wiki):

Die Überwachung der Hamas wurde seit der Regierungsübernahme Netanjahus 2022 weitgehend zurückgestellt, der Fokus der Geheimdienste wurde von der Hamas abgezogen.

Das macht wirklich Sinn. Oder? Und weiter:

Die für Überwachung der Funkkanäle der Hamas zuständige Einheit des Geheimdienstes Schin Bet war ein Jahr vor den Anschlägen eingestellt worden.

Das macht noch mehr Sinn. Oder? Und weiter:

Von Netanyahu ausgehend wurde die Hamas nicht weiter aktiv bekämpft, um diese als nützlichen Gegenspieler zur Palästinensischen Autonomiebehörde im Westjordanland zu halten.

Als nützlichen Gegenspieler. Das ist dann schon frivol und markiert die eigentliche Zielrichtung. Man braucht immer "nützliche Gegenspieler". Und weiter:

Bereits 2022 lag israelischen Behörden unter dem Codenamen 'Jericho-Mauer' ein Dokument vor, das bis ins Detail den Angriffsplan beschrieb. Militär- und Geheimdienstexperten glaubten allerdings, daß es für die Hamas zu anspruchsvoll und schwierig wäre, ihn umzusetzen.

Na klar. Wenn man es ihr schwer gemacht hätte, wäre es auch zu anspruchsvoll und schwierig gewesen. Gewiß. Aber es geht ja nur um das Leben israelischer Mitbürger und um das Leben von Ausländern in Israel. Da braucht man solche Pläne nicht ernst nehmen als hoch gerüsteter, ansonsten bestens vorbereiteter Staat, der voller Stolz auf seine Armee und seine Geheimdienste blickt. Und weiter:

Weibliche Angehörige der 'Überwachungseinheiten' der israelischen Armee (tatzpitaniyot), die von vielen als die 'Augen der Armee' bezeichnet werden, berichteten Monate und Wochen vor dem Terrorangriff von auffälligen Übungen und Aktivitäten der Hamas am Grenzzaun, die nach ihrer Ansicht auf einen Angriff hindeuteten. Eine Analystin stellte fest, daß das Training dem 'Jericho-Mauer'-Dokument sehr nahe komme, und informierte einen Befehlshaber der Gaza-Einheit, der jedoch abwarten wollte.

Klar. Abwarten ist gut:

Berichten zufolge soll Israel durch Abbas Kamel, Chef des ägyptischen General Intelligence Service, Tage vor den Anschlägen vor verdächtigen Aktivitäten der Hamas gewarnt worden sein. (...) Bestätigung erhielt die Einschätzung von Michael McCaul, dem Vorsitzenden des United States House Committee on Foreign Affairs, im Rahmen einer geheimdienstlichen Unterrichtung von führenden Mitgliedern des US-Kongresses. Hinweise auf bevorstehende Angriffe kamen auch von US-Geheimdiensten, die mindestens zwei Einschätzungen erstellten und die Regierung Biden vor einem erhöhten Risiko eines palästinensisch-israelischen Konflikts in den Wochen vor dem Angriff warnten. In einer Aktualisierung vom 28. September wurde auf der Grundlage mehrerer Geheimdienstinformationen davor gewarnt, daß die Terrorgruppe Hamas bereit sei, ihre Raketenangriffe über die Grenze hinweg zu verstärken. Eine Mitteilung der CIA vom 5. Oktober warnte allgemein vor der zunehmenden Möglichkeit von Gewalt durch die Hamas. Am 6. Oktober, dem Tag vor dem Anschlag, berichteten US-Beamte dann konkret von ungewöhnlichen Aktivitäten der Hamas.

Und so weiter und so fort. Wenn etwas stattfinden soll, finden Geheimdienste Wege, daß es stattfindet. Und sei es, indem sie sich öffentlich als "leichtfertig" und als Versager hinstellen. 

"Erwachende Germania"

Gesellschaftlicher Aufbruch - heute!

Es gibt das Gemälde "Erwachende Germania" (Wiki) von Seiten des Düsseldorfer Malers Christian Köhler aus den Jahren 1848/49.

Abb. 1: "Erwachende Germania" (1848/49)

Nur daß man mal ein Gespür dafür entwickelt, ein Gefühl dafür bekommt, wie das aussehen könnte.

Wenn nämlich Germania selbst - keine Parteien, keine Politiker, keine Schreiberlinge, keine "Patrioten" - erkennt, wie verzerrt ihr Angesicht ist, wie sie es sich hat verhunzen lassen. Wenn Germania selbst sich - - - nicht mehr in den Spiegel sehen kann bei all dem, was sie tut - oder läßt. Wenn Germania erkennt: Germania, das bin ich selbst, das bin ich, der einzelne. Jeder Deutsche.

Jeder mit Deutschland Fühlende.

Ein Spielfilm über die deutsche Ostfront 1944

Auf einen ausgesprochenen Kriegsfilm ist hier auf dem Blog noch hingewiesen worden. Genau das soll aber im folgenden Blogartikel geschehen. 

Abb. 1: Ein estnischer Freiwilliger der Waffen-SS in der Zeitschrift "Signal", September 1944 (Wiki)

Der Film "1944" (Wiki), zu Deutsch "Brüder und Feinde", ist ein estnischer Spielfilm aus dem Jahr 2015. Er kann einem auf Facebook vorgeschlagen werden (Fb). Im ersten Augenblick denkt man bei den gezeigten Szenen, daß es sich um eine sehr angemessene Wiedergabe des tatsächlichen Geschehens an der deutschen Ostfront zwischen 1941 und 1945 handelt. 

Unter anderem anhand eines Beispiels aus der Familiengeschichte hatten wir uns 2012 an dieses Geschehen angenähert (GAj2012). Die Abwehr- und Grabenkämpfe, von denen da zu reden war, sind hier genauso dargestellt. Sehr genau und korrekt (s.a. Yt).  

Die Szenen geben das Erleben der deutschen Soldaten an der Ostfront im Prinzip richtig wieder. Zumindest findet sich keine falsche Schlagseite.

Man glaubt sich nicht daran erinnern zu können, so etwas vorher schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Die Szenen geben das Erleben korrekt wieder. Es war ein Kampf auf Leben und Tod. Vier Jahre lang. Die blutigste Front, die es jemals in der Weltgeschichte gegeben hat.

Daß die Darstellung in vielen Teilen sehr korrekt ist, wird auch von militärgeschichtlich versierter Seite ähnlich gesehen (s. Yt/Bacuffz). 

Hier auf dem Blog hatten wir uns auch mit den Endkämpfen in Berlin (GAj2012a, GAj2012b) und in Brandenburg (Stgen2011, GAj2017) beschäftigt. Aber bisher war uns nie ein Spielfilm über den Weg gelaufen, der solches dramatische Geschehen so angemessen zur Darstellung bringt.

Der ganze Film "1944" ist derzeit kostenlos auf Youtube zu sehen. Man kann ihn sich ansehen (Yt). Er besteht fast nur aus Kriegsszenen. Das mag man als etwas einseitig erachten. Atmosphärisch wünschte man sich sicherlich noch allerhand "treffender", "genauer" dargestellt. Vieles "stimmt" aber eben auch. Um einen Eindruck vom echten Atmosphärischen zu erhalten, findet man sowieso viele zeitgenössische Fotografien, die das vermitteln (s. Abb. 1) (s. Gg).

Konkret behandelt der Film die Erfahrungen der Kämpfer in der estnischen Waffen-SS (Wiki). Der estnische Wikipedia-Artikel dürfte der ausführlichste über ihre Geschichte sein (Wiki). In ihm erfährt man viele Einzelheiten über die schweren Kämpfe, in denen auch die estnischen Waffen-SS gestanden hat.

Aber der Film thematisiert überhaupt das schwere Schicksal der Esten, zunächst unter sowjetischer Besatzung 1940/41, dann den Umstand, daß Esten auf beiden Seiten der Front kämpften. Und schließlich die Rückeroberung Estlands durch die Sowjetunion und das Erleben jener estnischen Soldaten, die auf Seiten der Sowjetunion kämpften.

Ein fürchterliches, grauenhaftes Geschehen.

***

Wer weiß, wie Kriege in den letzten 150 Jahren "gemacht" worden sind und gemacht werden, der weiß auch, daß hier nicht irgendwelche Völker, Nationen oder Vordergrund-Politiker, sprich Marionetten "schuld" sind. Sondern daß elitäre, weltweit vernetzte Hintergrundmächte diesen Geschichtsablauf so gesteuert haben wie er abgelaufen ist. 

Der furchtbare Menschenhaß, von dem diese Eliten geleitet sind, findet sich in jener elitären Pädokriminalität wieder, von der in den letzten fünfzehn Jahren immer wieder Neues weltweit bekannt wird, und die es schon seit Jahrhunderten gibt. Systematisch praktiziert und "zugelassen" im Jesuitenorden, in der katholischen Kirche, in der Freimaurerei, in Pädokriminellen-Ringen im britischen Parlament, rund um Jimmy Savile, Jeffrey Epstein, innerhalb deutscher Landesregierungen, innerhalb deutscher Bundesregierungen.

Die Völker sollten darüber endlich zur Besinnung kommen und aus dieser Besinnung heraus alles Gegeneinander-Aufhetzen unterlaufen. Eiskalt daneben stehen bleiben und klaren Blick bewahren auf all die Verbrechen. Auf all die unnennbaren, fürchterlichen Verbrechen.  

"Praga Caput Regni"

"Prag, Hauptstadt des Reiches"

Die deutschen Könige und Kaiser des Früh- und Hochmittelalters wollten die Macht und Herrlichkeit ihrer Reiche durch Architektur zum Ausdruck bringen. So entstand der Kaiserdom zu Speyer, es entstanden die Kaiserpfalzen (Wiki). Von diesen Bemühungen haben sich nur Bruchstücke erhalten, die heute kein Stadtbild mehr prägen. Viel zu viele städtebauliche Veränderungen der nachfolgenden Jahrhunderten gestalteten das Stadtbild um.

Nicht so in Prag. 

Abb. 1: Prag - Hradschin und Karlsbrücke bei Nacht (Wiki) - Fotografiert von Jorge Royan 2008

Kaiserlicher Wille zu Macht und Herrlichkeit, Stolz des Bürgertums auf die von ihm hervorgebrachte Stadt, ausgesprochen in der Sprache der Architektur und in der städtebaulichen Einheitlichkeit des 14. Jahrhunderts haben sich in Prag bis heute erhalten und prägen das Stadtbild entscheidend mit.

Ab 1750 waren Hauptorte weltlicher Macht im deutschen Sprachraum etwa Berlin oder Wien (Wiki). Nur sie könnten sich von der Größe der städtebaulichen Gestaltung mit Prag messen. Die historische Tiefendimension jedoch, die Prag aufweist, kann man weder in Berlin noch in Wien erleben. Das Stadtbild von Wien oder Berlin ist heute nicht mehr ausgesprochenermaßen durch die Architektursprache des Spätmittelalters geprägt, des 14. Jahrhunderts.

Ganz anders Prag.

Abb. 2: Altstädter Ring mit Mariensäule, vor 1906

In Prag rückt einem das deutsche Spätmittelalter des 14. Jahrhunderts ganz nahe. Und zwar gleich mit dem ersten Blick. Nur in den seltensten Fällen wird jemand diesem Jahrhundert, dem 14. Jahrhundert überhaupt eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt haben - bevor er nach Prag kam. Es gibt ja auch so viele andere Jahrhunderte, die für die politische und kulturelle Geschichte Deutschlands oder Europas bedeutender waren. Warum also gerade dem 14. Jahrhundert besondere Beachtung schenken? 

Prag jedoch, das Überdauern seiner Architektursprache, seiner "Größe" ist so etwas wie der Ausdruck der Macht und der Herrlichkeit des deutschen Reiches im 14. Jahrhundert. Man kann es kaum glauben, daß auch dieses Jahrhundert - oder erstmals dieses Jahrhundert - zu solcher Pracht- und Machtentfaltung in der Lage war. Fast möchte man dieses 14. Jahrhundert in der deutschen Geschichte ja als eine Art "Ruhezeit", "Schonzeit" betrachten, vielleicht ein wenig im Abseits der großen weltgeschichtlichen Auseinandersetzungen - etwa mit dem Papst in Rom oder mit dem Jesuitenorden.

Abb. 3: Die Parler und der Schöne Stil - Kunst in Prag 1350 bis 1400

Aber gerade in dieser Schonzeit bereitete sich in genau dieser Region ein neues Zeitalter vor. Der Jesuitenorden hat ausgerechnet in Prag im Kirchenbau eine barocke Pracht entfaltet, die ebenfalls ihresgleichen sucht andernorts. Und warum? Es geschah als Machtdemonstration, und zwar im Zuge der Rekatholisierung Böhmens am Beginn des Dreißigjährigen Krieges - durch berittene "Seligmacher" und durch die berühmten Hinrichtungen in Prag, zu Deutsch: durch Zwangskatholisierung. 

Böhmen war schon im 15. Jahrhundert mit den Hussitenkriegen der deutschen Reformation weit voraus geeilt (Wiki). Ab dem 17. Jahrhundert versank es als eines der ersten kernprotestantischen Länder in der Dumpfheit des römischen Katholizismus.

Immerhin tastete dieser Katholizismus in vieler Hinsicht die spätmittelalterliche Überlieferung nicht an. Vielmehr pflegte und schonte er sie. Deshalb ist Prag heute insbesondere Inbild alter deutscher Kaiserherrlichkeit. Von der Einheitlichkeit und Größe der Architektursprache her ist es diese Stadt mehr als etwa Nürnberg, mehr als der "Römer" und der Kaiserdom in Frankfurt am Main, mehr als die Kaiserpfalz von Aachen - oder welche Vergleiche man immer heranziehen möchte.

Ab etwa 1340 ist Prag zur Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation geworden. Und wem nun hat Prag diesen Aufstieg zu verdanken? Dem Kaiser Karl IV. (1316-1378) (Wiki) (Abb. 4). Wer aber nun kennt eigentlich diesen Kaiser außerhalb von Prag und Böhmen?

Abb. 4: Kaiser Karl IV. - Der Erbauer des heutigen Prag - Porträt von Peter Parler (hdbg)

Immerhin, auch in der Brandenburger Geschichte hat dieser Kaiser Karl IV. eine wichtige Rolle gespielt, also für die Geschichte des Kernlandes Preußen (5). 1371 hat er nämlich von Böhmen aus die Mark Brandenburg erobert und gekauft. Tangermünde an der Elbe hat er zur Zweitresidenz ausgebaut. Deshalb also ist auch Tangermünde so schön und anrührend! Auf was für Verbindungen man stößt, wenn man in Prag weilt. Es liegt ebenso herrlich am Ufer der Elbe wie Prag am Ufer der Moldau liegt. Und außerdem hat Karl IV. in Brandenburg eine Landaufnahme durchführen lassen (Wikia), die bis heute als wertvolle historische Quelle dient.  

Aber gehen wir noch einmal zwanzig Jahre zurück: 1349 ist Karl IV. zunächst einmal zum alleinigen und rechtmäßigen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation gewählt worden. In Frankfurt am Main. In Aachen ist er gekrönt worden. Den Sitten der Zeit gemäß hatte ihn diese Wahl sehr viel Geld gekostet. Aus dem wirtschaftlichen Reichtum seiner böhmischen Länder heraus konnte er sich diese Wahl finanzieren. 

1341 schon war er faktischer König von Böhmen geworden, da sich sein Vater Johann wegen Erblindung aus der Regierung zurück gezogen hatte. Im 14. Jahrhundert war die wirtschaftliche Entwicklung in Europa so weit gediehen, daß - sozusagen - "Großstädte" entstehen konnten und daß diese ihren Rang auch über die Jahrhunderte hinweg als solche bewahren konnten. Deshalb steht sie heute noch vor uns: Die spätmittelalterliche Kaiserherrlichkeit Prags.

Abb. 5: Der Dombaumeister Peter Parler (1330-1399) im Selbstporträt - Der große Stadtbild-Gestalter Prags (Fotograf: Franz Höch, 1940) (aus 1) 

Blickt man in das Antlitz des großen Stadtbild-Gestalters Prags, des Dombaumeisters und Bildhauers Peter Parler (1330-1399) (Wiki(Abb. 5), blickt man zugleich auf das von ihm geschaffene Porträt seines Auftraggebers, des Kaisers Karl IV. (Abb. 4), dann möchte man meinen, daß er, der Peter Parler, der Mächtigere von beiden war, der Kraftvollere, der Energischere. Der, dem eigentlich die Schönheit Prags zu verdanken ist - viel weniger seinem Auftraggeber, der ihm nur die Mittel dafür bereit stellen mußte. Auf jeden Fall ergänzten sich beide. Mit dem Regierungsantritt Karls IV. begann die Glanzzeit Prags und damit das Wirken des Dombaumeisters Peter Parler (Wiki):

Nachdem Karl 1344 für die Erhebung des Prager Bistums zum Erzbistum gesorgt hatte, leitete er den Baubeginn des gotischen St. Veitsdoms (katedrála sv. Víta, Václava a Vojtěcha) ein.

Dieser wurde vollendet von Peter Parler. Und weiter (Wiki):

Die umfangreiche Bautätigkeit in seiner Residenz machte Prag zur Goldenen Stadt. Davon zeugt vor allem die Karlsbrücke über die Moldau.

Errichtet von Peter Parler. Und weiter (Wiki)

1348 gründete Karl die erste Universität im östlichen Mitteleuropa, die Karls-Universität (Univerzita Karlova), nach dem Vorbild der durch Kaiser Friedrich II. errichteten Universität von Neapel und dem des Studium generale an der Pariser „universitas“. Prag wurde von ihm zu einem der wichtigsten geistigen und kulturellen Zentren seiner Zeit ausgebaut und zur De-facto-Haupt- und Residenzstadt des Heiligen Römischen Reiches (Praga Caput Regni: Prag Hauptstadt des Reiches lautet eine Inschrift am Altstädter Rathaus). (...) Die von Johannes von Neumarkt geführte kaiserliche Kanzlei war vorbildlich für die Ausbildung der neuhochdeutschen Sprache. Die Prager Malerschule führte die spätgotische Tafelmalerei zu höchster Blüte.

Karl IV. holte den Bildhauer und Dombaumeister Peter Parler, der in Gmünd in Schwaben geboren worden war, von Köln nach Prag. Dieser nun vollendete den Veitsdom, erbaute die Karlsbrücke samt ihrer eindrucksvollen Brückentürme auf beiden Seiten der Moldau. Und damit prägte er das Stadtbild Prags mehr als alle anderen. Er schuf auch sowohl ein Selbstporträt wie auch Porträts des Kaiser Karl IV. und seiner engsten Familienangehörigen (Abb. 6). Welch herrliche Kunstwerke. Welch glanzvolle Zeit.

Die Karlsbrücke war ein technisches Meisterwerk ihrer Zeit. Sie war zuvor nicht für möglich gehalten worden. Die Bildsprache Peter Parlers ist nüchtern, ist sachlich, ist ein "schöner Stil". Aber sie ergreift, sie packt.

Abb. 6: Wenzel IV., Sohn Kaiser Karls IV. - Porträt von Peter Parler  (hdbg)

Prag, Böhmen und Mähren - sie waren zwischen 1212 und 1918, also den größten Teil ihrer Geschichte Teil des "Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation", sowie ab 1806 Teil des Kaiserreiches Österreich. Selten irgendwo sonst in Deutschland oder Österreich ist die Prachtentfaltung und der Reichtum europäischer Kultur in der Architektursprache so dicht und so stark zum Ausdruck gekommen und erhalten geblieben wie in Prag. Prag erweitert das Herz. Prag erweitert die Geschichtskenntnis, das Geschichtsbewußtsein, das Bewußtsein von der Größe europäischer Kultur und Vergangenheit.

Welche europäische Hauptstadt früherer oder heutiger Zeiten könnten sich allein von der landschaftlichen Lage her mit Prag messen? Oh, die herrliche Moldau. Mit welch elegantem Schwung sie die Stadt umfließt, wie lieblich sich um sie die Hügel schließen, wie wunderschön sie die Altstadt vom Burgberg trennt, vom schönen, schönen Hradschin! Welch wunderschöne Blicke von den Anhöhen hinunter auf die Moldau und weit, weit in die weite Ferne. Und welch wundervoller, prachtvoller Anblick, unten, vom Ufer hinauf auf den Hradschin. Bilder, die lebendig bleiben auch lange Wochen später noch, nachdem du Prag wieder verlassen hast. 

Abb. 7: Prag im Jahr 1720 - Altstadt, Neustadt, Kleinseite und Hradschin (ets)

Wen mag es da wundern, daß diese Kernregion Böhmens, in die schon so viele vorgeschichtliche Völker und Kulturen hinein geströmt sind (Stgen2021), früh zum Regierungssitz der böhmischen Herzöge und Könige und schließlich der deutschen Kaiser auserwählt wurde? 

Nur schade, schade!, schade!, daß diese so anrührende, berühmte, herrliche Stadt heute so überaus stark von Touristen aller Länder förmlich überrannt, überlaufen wird. Ab 10 Uhr morgens kannst du dich nicht mehr sinnvoll auf der Karlsbrücke zwischen Altstadt und Hradschin fortbewegen, kommst du auch nur zäh innerhalb der Menschenmassen in der Altstadt weiter. Besucher, stehe früh auf! 

Abb. 8: Ansicht von Prag - aus "Vaterländische Bilder-Chronik aus der Geschichte des österreichischen Kaiserstaates" von: Anton Ziegler (1846)

Du solltest dir auch die Grundriß-Einteilung des historischen Prag klar machen: Prag war eingeteilt in Altstadt, Neustadt, Kleinseite und Hradschin (Abb. 7)

Hingewiesen sei vorläufig noch darauf, daß Deutsche in der Geschichte und Kulturgeschichte Böhmens und Mährens über Jahrhunderte hinweg auf allen Gebieten eine wichtige Rolle spielten, so auch auf dem Gebiet der Naturwissenschaft und Technik. Hier ein kleiner Ausschnitt (Wiki):

Im Jahr 1460 wurde in Eger der berühmte Mathematiker Johannes Widmann geboren, der Plus- und Minuszeichen einführte. Er arbeitete die meiste Zeit seines Lebens in Leipzig. 
Die Ära Rudolfs II. war auch eine Ära der wissenschaftlichen Blüte. An seinem Hof ​​in Prag arbeiteten die Astronomen Tycho Brahe und Johannes Kepler. Darüber hinaus wirkte zu dieser Zeit in Prag der prominente jüdische Mathematiker David Gans. Der Arzt Ján Jesenský führte die erste öffentliche Autopsie in Prag durch.
Der aus Kronland stammende Jan Marek Marci und der Botaniker Georg Joseph Kamel gehörten zu den Spitzengelehrten der heimischen Barockwissenschaft. Der Priester Prokop Diviš erfand den Blitzableiter. Alois Senefelder, der 1796 die Lithographie erfand, wurde zu dieser Zeit ebenfalls - eher zufällig - in Prag geboren. (...)
Auch im Bereich der Naturwissenschaften verließen viele talentierte Einheimische ihre Heimat. Der Mathematiker Kurt Gödel, die Biologen Gerty und Carl Cori (Nobelpreisträger für Physiologie und Medizin), der Astronom Johann Palisa, der Physiker Georg Placzek, der Chemiker Johann Josef Loschmidt, der Pionier auf dem Gebiet der Bodenmechanik Karl von Terzaghi, die Mathematikerin Olga Taussky-Todd, der Botaniker Heinrich Wilhelm Schott, die Astronomen Theodor von Oppolzer und Joseph Johann von Littrow, der Begründer der Dermatologie Ferdinand von Hebra, der Chemiker Hans Tropsch. In Wegstädtl in Nordböhmen wurde Franz Reichelt geboren, ein Pionier des Fallschirmspringens, der beim Testen eines selbst gefertigten Rettungsanzugs beim Sprung vom Eiffelturm starb. Auch der tschechische Arzt Karel Rokytanský ging nach Wien. Von den deutschsprachigen Wissenschaftlern in den böhmischen Ländern blieben dagegen der weltbekannte Biologe Gregor Mendel, der Begründer der Genetik, und der Physiker Ernst Mach. Auch der Physiker Albert Einstein arbeitete für kurze Zeit in Prag an der deutschen Universität. (...)
Ein weiterer Autodesigner, Ferdinand Porsche, wurde ebenfalls in der Tschechischen Republik geboren, machte sich jedoch vor allem in Deutschland einen Namen (...). Unter den Deutschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben wurden, war auch der Physik-Nobelpreisträger von 2007, Peter Grünberg.

Soweit nur ein kurzer Ausschnitt, um hier in einem ersten Schritt auf diese umfangreiche Thematik aufmerksam zu machen. 

Die Entdeckung der flüssigen Kristalle - Prag, 1888

Während unseres allzu flüchtigen Rundgangs durch Prag kamen wir an diesem Haus mitten in der Altstadt in einer schmalen Gasse vorbei (s. Abb. 9). Es war morgens und dennoch war die eher abseitige Gasse schon sehr belebt, wie man sieht.

Abb. 9: Vor einem Haus der Deutschen Universität Prag, in dem Prof. Friedrich Reinitzer (1857-1927) im Jahre 1888 den ersten flüssigen Kristall erfunden hat - an einem Märztag vormittags

Auf einer dort angebrachten Bronzetafel lasen wir:

Prof. Friedrich Reinitzer (1857-1927) hat in diesem Gebäude der Deutschen Universität in Prag im Jahre 1888 den ersten flüssigen Kristall erfunden.

Reinitzer war in Prag als Sohn eines Weinbauern geboren worden. Ab 1895 war er dann an der Universität Graz tätig. Über seine Entdeckung mag hier deshalb ein längeres Zitat Platz finden, weil der flüssige Kristall von Seiten naturwissenschaftsnaher Philosophie im Jahr 1923 als wichtige evolutionäre Übergangsstufe zum Leben auch tiefere philosophische Deutung gefunden hat. Er wurde als wichtige evolutionäre Zwischenstufe benannt auf dem Weg vom festen Kristall über den flüssigen Kristall zur ersten Biozelle. Auch mit diesem Umstand wird noch einmal deutlich, welch wichtigen Ort Prag in der Wissenschaftsgeschichte einnimmt.

In was für engen Gassen die Prager damals lebten, Kinder bekamen, forschten und dichteten!

Rilke

Schließlich interessiert uns - unter anderem - noch, was einen von uns so hochgeschätzten Dichter wie Rainer Maria Rilke mit seiner Heimatstadt Prag verbunden hat. Er ist 1875 in der Heinrichsgasse 17 geboren worden (GB). 1924 ist sein Geburtshaus durch einen Neubau ersetzt worden. Aber was will das schon besagen: Hier ist Rilke geboren worden! Gegenüber befindet sich heute das "Museum der Sinne". Das ist eine Region innerhalb der Stadt im Grenzbereich von mittelalterlicher Alt- und Neustadt, wohl schon in der Neustadt gelegen. 

Gleich um die Ecke wurde 1898 die Jerusalem-Synagoge (Wiki) erbaut, weil das jüdische Viertel andernorts, das man als "Slum" empfand, abgerissen worden war und weil daselbst ein vornehmer neuer Stadtteil entstand. In die andere Richtung liegt der Roßmarkt aus dem 14. Jahrhundert, der 1848 in Wenzelsplatz umbenannt worden ist (Wiki). Nach Nordwesten zu liegt das Ständetheater, eines der ältesten Theater Europas. Man kann nicht aufhören. Wohin man blickt, Erhebendes.

Rilke hat in dem Gedichtband "Larenopfer - Prag in Gedichten" seiner Heimatstadt frühe Dichtungen gewidmet (GutenbGedichte). Sie stammen nicht aus seiner Reifezeit und sind von Rilke in seinen späteren Jahren - wohl mit manchem Recht - nicht als nachhaltig gehaltvoll anerkannt worden, als auf Augenhöhe stehend mit seinen späteren Dichtungen. Um so mehr fragt man nach reifer Dichtung oder Malerei (Wiki), die sich diesem außergewöhnlichen Phänomen "Prag" angenähert haben und ihm angemessen begegnet sind.

(Unsere Ausführungen zu "Rilke und Prag" wollen wir künftig noch ergänzen.)  

Abb. 10: Das Ende der Jahrhunderte langen deutschen Geschichte in der Stadt und in Böhmen - Mit angespannten Blicken ziehen Deutsche mit ihrer letzten Habe am 8. Mai 1945 vorbei an dem 1915 aufgestellten Denkmal für Jan Hus (Wikiauf dem Altstädter Ring (Aly) - der schon so vieles erlebt hatte in der Geschichte

Das Ende der viele Jahrhunderte langen deutschen Geschichte in Prag ist eingefangen in einer Fotografie (Abb. 10): Die Deutschen werden aus ihren Wohnungen ausgewiesen und ziehen mit ihrer Habe unter angespannten Blicken in Richtung der angrenzenden Häuser am Denkmal für Jan Hus auf dem Altstädter Ring in Prag vorbei - wenn wir es recht verstehen, Richtung Nordwesten. Vielleicht war ihnen versprochen worden, daß es dort noch eine Möglichkeit für die Abreise nach Deutschland geben würde, die es dann allerdings für viele doch nicht mehr gab. 

Vermutlich entstand die Fotografie am Nachmittag des 8. Mai 1945, an dem die noch in Prag stationierten deutschen Truppen aufgrund eines Waffenstillstandsvertrages nach Westen abziehen durften und zu einem Zeitpunkt kurz bevor die Stimmung unter den Tschechen vollständig umschlug. (Die Fotografie stammt von Stanislav Hulík, enthalten in dem Buch "Památník Pražského povstání" von 1946.) Zu der fotografierten Szene paßt vermutlich der Bericht einer Deutschen, die ihre Wohnung in er Benediktinergasse (GMaps) ganz in der Nähe hatte, und die mit ihrer Freundin und deren zwei Kindern, sowie ihrem eigenen eineinhalbjährigen Sohn von tschechischen Partisanen aus der Wohnung geholt worden war (6):

... Es waren schon sehr viel Menschen auf der Straße. Die ersten Steine flogen uns entgegen, aus den Fenstern und Türen wurden Gegenstände auf uns geworfen, und wir wurden angespuckt, gestoßen und geprügelt, wobei sich fast ausschließlich die tschechischen Frauen hervortaten. Wie eine Erlösung erschien es uns, daß wir, wenn auch sehr langsam auf die andere Seite zur Hybernská-Kaserne geführt wurden (...). Als wir das Eingangstor zur Kaserne gerade erreichten - es war noch sehr früh am Vormittag, und wir waren, wie sich später herausstellte, mit die ersten, die in unserem Wohnbezirk inhaftiert und eingesperrt wurden, stürzte sich ein Haufen Männer und Frauen auf uns, sie schlugen wild auf uns ein, rissen uns die Mäntel vom Leib und beförderten uns mit Fußtritten durch das Tor bis auf den Kasernenhof. (...) Überall standen Trupps Deutscher mit Gepäck, Kindern und Handwagen herum, bewacht von uniformierten Tschechen. ...

Die in diesem Bericht genannte Hybernská-Kaserne (von der Bearbeiterin falsch "Hyberna"-Kaserne benannt, da sich im Tagebuch der Deutschen nur die Abkürzung "Hyb.-Kaserne" fand) hieß bis 1918 Josefs-Kaserne (Wiki). Sie befand sich an der Stelle eines heutigen Einkaufszentrums (Wiki). Um diese Kaserne waren am Tag zuvor, am 7. Mai 1945, die heftigsten Kämpfe geführt worden (6). In den Ruinen dieser Kaserne wurden die Deutschen in den weiteren Stunden und Tagen völlig ausgeraubt und geplündert, viele Männer mußten Gräber ausheben und wurden erschossen (5). Viele hunderte anderer der hier internierten Deutschen blieben noch ein Jahr interniert, obwohl es sich fast nur um Frauen und Kindern handelte. All das ist auf den tschechischen Wikipedia-Einträge zu dieser Örtlichkeit nicht festgehalten.

Dieser Beitrag wird bei Gelegenheit künftig noch manche Ergänzung erhalten. 

Er ist nur ein Einstieg in mehrere, ebenso wunderbare wie schreckliche Themen. Prag - auch eine Hauptstadt in der Welt des Geistes und der Kultur, die ebenso die dunkelste Seite alles Menschlichen kennenlernte. 

/ letzte Ergänzung, 
Überarbeitung, 
gemäß [6]: 5.4.24
gemäß [7]: 7.4.24 /

___________

  1. Josef Pfitzner: Das tausendjährige Prag. Mit 79 Bildern von Franz Höch. Gauverlag Bayerische Ostmar 1940 (GB) (128 Seiten, davon 46 Seiten Text)
  2. Friedrich Heiss (Hrsg.): Das Böhmen und Mähren-Buch. Volkskampf und Reichsraum. Volk und Reich Verlag, Prag 1943 (GB
  3. Binder, Hartmut: Mit Rilke durch das alte Prag. Ein historischer Spaziergang. Mit zeitgenössischen Fotografien zu Rilkes 'Larenopfer'. Insel Verlag, 1994
  4. Die Parler und der Schöne Stil 1350-1400. Europäische Kunst unter den Luxemburgern. Resultatband zur Ausstellung des Schnütgen-Museums in der Kunsthalle Köln 1980, hrsg. von Anton Legner.
  5. Karl IV. - Ein Kaiser in Brandenburg. Hrsg. von Jan Friedrich Richter, Peter Knüvener und Kurt Winkler für das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte Verlag für Berlin-Brandenburg 2016 (208 S.)
  6. Ursula Hübler: Meine Vertreibung aus Prag. Erinnerungen an den Prager Aufstand 1945 und seine Folgen. Hrsg. von Juliane Wetzel. R. Oldenbourg Verlag, München 1991 [Biographische Quellen zur deutschen Geschichte nach 1945. Herausgegeben im Auftrag des Instituts für Zeitgeschichte und in Verbindung mit dem Bundesarchiv von Wolfgang Benz. Band 11.] 
  7. Stanislav Kokoška: Prag im Mai 1945 - Die Geschichte eines Aufstandes. Rok 2009 (pdf)

Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte

Professor Wolfram Bernhard (1931-2022) - Nachruf

"... diesen Charakter der steten Vernichtung"

Mein Lehrer am Anthropologischen Seminar der Universität Mainz, Professor Wolfram Bernhard (1931-2022) (Uni Mainz), ist im Februar diesen Jahres mit 90 Jahren gestorben (Tr.a.).

Ich habe 1993 bis 1995 bei ihm studiert und mich von ihm auch für das Erste Staatsexamen in Biologie prüfen lassen (schriftlich und mündlich).

Ich habe ihn immer als sehr menschlich, ja, geradezu als behutsam erlebt.

Ich habe es persönlich nie erlebt, aber ich weiß, daß er an der Universität Mainz scharfer Kritik ausgesetzt war. Insbesondere von Seiten von Studenten, die sich als besonders "fortschrittlich" wähnten, wenn sie eine altüberkommene Forschungsrichtung wie die Physische Anthropologie der übelsten Absichten und Machenschaften verdächtigten und beschuldigten. Solche Angriffe (die auch am Anthropologischen Seminar in Hamburg und vielerorts sonst wüteten) waren in jenen Jahren vollkommen ungerechtfertigt.

Prof. Bernhard
Aber ich hatte das Gefühl, daß diese Angriffe Professor Bernhard  schwer getroffen haben, daß sie ihn schwer belasteten. Das spürte man, auch ohne daß er jemals darüber irgendein Wort verloren hätte (zumindest in meiner Gegenwart). Man gewann den Eindruck, daß er ihnen gegenüber nur noch sprachlos und ohnmächtig verstummen konnte.

Meines Wissens und meiner Erfahrungen nach war Professor Bernhard gar nicht in irgendeiner Weise ein "Kämpfertyp", der solche Art von Anfeindungen und Kritik besonders leicht weggesteckt hätte. Von seiner ganzen Haltung her war er Mediziner, Arzt.

Aus der Traueranzeige, die viel von der zurückhaltenden, menschlich anmutenden Art von Professor Bernhard atmet, geht hervor, daß Professor Bernhard drei Kinder und elf Enkelkinder zurück gelassen hat. Offenbar sind alle seine drei Kinder ebenfalls Ärzte geworden.

"Ein der Wissenschaft gewidmetes Leben ist zu Ende gegangen,"

ist dort festgehalten dort (Tr.a.): 

"Wir sind dankbar dafür, daß er uns ein wertvoller Unterstützer und Ratgeber war und zu dem gemacht hat, was wir heute sind."

Der Traueranzeige in ein Schopenhauer-Wort vorangestellt:

"Das Tier lernt den Tod erst im Tode kennen: der Mensch geht mit Bewußtsein in jeder Stunde seinem Tode näher, und dies macht selbst dem das Leben bisweilen bedenklich, der nicht schon am ganzem Leben selbst diesen Charakter der steten Vernichtung erkannt hat."

Das ist ja eigentlich doch auch ein schreckliches Wort für einen Nachruf. Aus ihm kann man - wenn man will - viel von der inneren Trauer, ja, geradezu von der "Vernichtung" heraushören, die die Jahre langen Angriffe an der Universität auf ihn ausgelöst haben, und die man während seiner Vorlesungen auch glaubte, schon so erahnen zu können.

Politische "Aktivisten" jeder Coleur mögen solche Worte zweimal lesen, um eine Ahnung zu bekommen von dem, was sie anrichten, anrichten können bei weniger grobschlächtigen Menschen als sie selbst es - nur allzu meist - sind. Wie auch wollte man mit gar zu heftigen, emotionalen und vollkommen ungerechten Verunglimpfungen und Herabsetzungen die Welt zu einem "besseren Ort" machen? Völlig unmöglich.

Ja, Professor Bernhard konnte auf seine Mitmenschen zeitweise wie erstorben wirken. Ja. Und man konnte den Eindruck gewinnen, daß dort die Behutsamkeit und die Freundlichkeit herrührten, mit denen er auf Menschen zuging. 

Sucht man nun nach der Herkunft dieser Schopenhauer-Worte, kann man finden, daß sie in einem Aufsatz enthalten sind, der ebenfalls von einer Mainzer Hochschullehrerin verfaßt worden ist (1), und zwar von einer solchen, die in jenen Jahren bei dem hoch zu schätzenden Philosophie-Professor und Vorsitzenden der Schopenhauer-Gesellschaft Rudolf Malter wissenschaftliche Hilfskraft war, in denen ich selbst ebenfalls bei ihm studiert habe. 

Rudolf Malter wird sie also mit seiner Schopenhauer-Begeisterung ebenso angesteckt haben wie er so viele andere in seinen Vorlesungen und Seminaren für Philosophie ganz allgemein begeistern konnte. Wo immer Menschen aufeinander treffen, die einmal in Vorlesungen bei Rudolf Malter gesessen haben, da ist sofort eine inneres Band da, eine "Gemeinsamkeit", die höher ist als alle Vernunft (so möchten wir hier einmal sagen).

Und so sicherlich auch bei jenen, die Professor Bernhard einmal kennen und schätzen gelernt haben.

Wundervolle, schöne, leidreiche Mainzer Studentenjahre, wohin seid ihr entschwunden!

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  1. Helke Panknin-Schappert (Mainz): Arthur Schopenhauer und die Paradoxie des Todes. In: Schopenhauer-Jahrbuch 2006 (pdf)

Die "Republik der Gelehrten"

Ist das Antlitz unseres Zeitalters alternativlos?
- Nein, "Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!" Eine andere Zeit ist möglich
- Im folgenden aufgezeigt am Zeitalter der "Gelehrtenrepublik" des 18. Jahrhunderts, an einer Malerin wie Élisabeth Vigée-Lebrun und ihren hinreißenden Gemälden

"Republic of letters" (Wiki) - der Begriff fällt ins Auge und begeistert, wenn man ihn in einer Rezension erwähnt findet (1). Zu Deutsch "Republik der Gelehrten" (Wiki). Und zwar in der Rezension eines neuen Buches über die europäische Wissenschaftsgeschichte. Da ist nämlich die Rede von ... (1)

... den wissenschaftsgeschichtlichen Stichworten, nach denen die Wissenschaftsgeschichte heute üblicherweise gegliedert wird (die Revolution der Druckerpresse, die Republik der Gelehrten, der Öffentliche Raum, die Aufklärung, Demokratie und die Industrielle Revolution).

Lauter bedeutsame Dinge. Zuvor war schon die Rede gewesen von ebenso bedeutsamen Dingen, von den ... (1)

... bekannten europäischen Marksteinen des Fortschritts: Kopernikanisches Weltbild, Newton'sches Weltbild, Naturgeschichte nach Linnae, Elektromagnetismus nach Maxwell.

In so wuchtigen, kurzen Aufzählungen benannt, was das Leben von Tausenden, von Millionen Menschen erfüllte, prägte, formte, was uns heute ausmacht. Aber von all diesen Dingen fällt uns bei dieser Gelegenheit am meisten ins Auge: "Republic of letters", "Republik der Gelehrten". Was für ein großes Bild ersteht vor uns, was für ein Panorama entfaltet sich allein schon mit der Nennung dieser kurzen Worte: "Republic of letters".

Abb. 1: Charles Alexandre de Calonne (1734-1802) (Wiki) - französischer Reformpolitiker und Finanzminister unter Ludwig XVI. - Portrait der französischen Malerin Élisabeth Vigée-Lebrun (1755-1842) (Wiki), die auch sonst viele hinreißende Portraits geschaffen hat, darunter mehrere der preußischen Königin Luise

Was für eine Zeit, als edelgesinnte Geister und Gemüter - über ganz Europa hinweg - eine unsichtbare Republik bildeten, eine Republik von Gelehrten und Schöngeistern, die in einer "anderen Zeit" lebten oder gar "zeitlos", die jedenfalls ihrer eigenen Zeit weit voraus waren, die den Niederungen des Alltags entwunden waren, die einem schöneren, edleren Zeitalter entgegen strebten - durch Wissenschaft und Forschung, durch Beschäftigung mit Kunst und Kunstgeschichte, mit Literatur und Literaturgeschichte, durch Liebe und Begeisterung für alles Edle und Schöne.

Oh, Republik der Gelehrten, komm wieder. Möchte man nicht in die Arme dieser Republik sinken, sich in sie fallen lassen, frei sein, edel sein, dem Fortschritt zugeneigt sein? Wozu soll man noch - - - "Reichsbürger" sein, wenn man Angehöriger einer Republik von Gelehrten sein kann?

Die Republik der Gelehrten geht auch noch über die schöngeistigen Tafelrunden, wie sie etwa am Hofe Friedrichs des Großen in Sanssouci stattgefunden haben, hinaus. Sie führt direkt in die Studierzimmer der Gelehrten selbst. All das "Zwischenmenschliche", all die - womöglich oberflächlichen - Neckereien, Heiterkeiten, all der Zank auch, der neckische oder ernsthaftere, all der Unfriede, all die äußere, aufreibende Unruhe der Zeit, die auch noch bis in manche Tafelrunde und in manchen Salon hinein geschwappt sein mögen, sie alle sind aus dieser "Republik" verbannt.

Hier brennt die ewige Sonne der Wahrheit. 

Hier brennt die ewige Sonne der Freiheit. 

Hier brennt die ewige Sonne der Schönheit und des Edelsinns.

In diese Republik werden nur jene Geister aufgenommen - und sie werden nur insoweit aufgenommen - als sie gleichen Willens sind, von gleicher innerer Freiheit erfüllt sind, von gleicher Hoffnung auf bessere Tage erfüllt sind, auf eine bessere Welt, von gleicher Sehnsucht nach "Zukunft", nach den Inseln der Seligen.

Abb. 2: Madame de Polignac, die engste Vertrauten der französischen Königin Marie-Antoinette (Wiki), gemalt 1782/83 von Élisabeth Vigée-Lebrun (heute im Palast von Versailles) - Zu jener Zeit stand sie auf der Höhe ihres Einflusses, der ab 1785 zu schwinden begann

Ohne frage, das besprochene Buch (1) wartet offenbar auch sonst mit einigen neuen Einsichten auf: Die Kopernikanische Wende ist durch die astronomischen Beschäftigungen im islamischen Bereich während des Mittelalters vorbereitet worden. Die Newton'sche Wende durch Erkenntnisse, die nur durch Seefahrt und Seehandel zu gewinnen waren.

Das "Überleben des Stärkeren" des Charles Darwin hat sich im "Frontier"-Idealismus der US-amerikanischen Siedler wieder gefunden. Insbesondere Marxisten haben sich für die Quantentheorie, Relativitätstheorie und Genetik begeistert. Alles das ist gewiß einerseits ein wenig gar zu plakativ. Andererseits wird aber in jeder dieser Aussagen dennoch ein wesentliches Körnchen Wahrheit stecken.

Die Besprechung kommt zu dem Schluß, daß bei aller Einbindung der europäischen Wissenschaftsgeschichte in außereuropäische Bezüge sie dennoch "eurozentrisch" bleibt (1):

Auch fast alle nicht-europäischen Forscher, die hervorgehoben werden, sind entweder an europäischen oder US-amerikanischen Instituten ausgebildet worden.

Oh je, was haben Wissenschaftshistoriker heute für Sorge. An Stelle solcher Erörterungen wäre doch womöglich noch viel angemessener, daran zu erinnern, daß es solche Republiken von Gelehrten auch im antiken Griechenland gegeben hat. Ganz Griechenland war voller Gelehrter und Philosophen und Künstler in einer Dichte, wie sie es zuvor und später nie wieder gegeben hat. Eine solche Republik von Gelehrten hat es ebenso schon im Tang-zeitlichen China oder auch davor gegeben. Und auch in anderen Hochkulturen auf dieser Erde. Die Möglichkeit einer "Republik von Gelehrten" war und ist keineswegs etwas spezifisch Europäisches. 

Abb. 3: Selbstportrait, gemalt von Élisabeth Vigée-Lebrun (1790) (heute in den Uffizien)

Aber in der Neuzeit sind es eben nicht mehr China oder Griechenland oder der Vordere Orient oder Indien, die an der Spitze der geistigen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung der Menschheit stehen, sondern das eben ist nun Europa. Und mit mancherlei Gründen wird ja wohl auch gemutmaßt können, daß die Tage "dieses" Europas gezählt sein könnten. (Wer darüber jubeln mag, mag es ja gerne tun ... Soweit wir heutige Stimmen zum Beispiel aus China recht verstehen, gibt es dort über ein solches Geschehen keinen Jubel, sondern eher: Entsetzen.)

Aber zurück zu unserem konkreteren Thema. Was erfahren wir zusätzlich, wenn wir uns ein wenig umschauen zu dem Thema "Republic of letters", "Republik der Gelehrten"? 1774 etwa veröffentlichte der deutsche Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803) (Wiki), der damals bei allen deutschen Dichtern hoch verehrte Dichter des "Messias", sein Buch "Die deutsche Gelehrtenrepublik". Goethe schrieb damals noch im gleichen Jahr dazu:

"Klopstocks herrliches Werk hat mir neues Leben in die Adern gegossen. Die einzige Poetik aller Zeiten und Völker. Die Einzige Regeln die möglich sind!" 

Damals war noch Begeisterung in der Welt. Begeisterung für Tugend, für Wahrheit, für Schönheit. Und wir erfahren (Wiki):

Klopstocks aufgeklärte Utopie "Die deutsche Gelehrtenrepublik" (1774) ist ein Konzept, das für die als regierungsunfähig angesehene Fürstenherrschaft eine gebildete Elite in die Macht einsetzt. Die Republik soll von "Aldermännern", "Zünften" und "dem Volke" regiert werden, wobei den ersteren - als den gelehrtesten - die größten Befugnisse zukommen sollte, Zünften und Volk entsprechend weniger. Der "Pöbel" hingegen bekäme höchstens einen "Schreier" auf dem Landtage, denn Klopstock traute dem Volk keine Volkssouveränität zu. Bildung ist in dieser Republik das höchste Gut und qualifiziert ihren Träger zu höheren Ämtern. Entsprechend dem gelehrsamen Umgang geht es in dieser Republik äußerst pazifistisch zu: Als Strafen zwischen den Gelehrten veranschlagt Klopstock Naserümpfen, Hohngelächter und Stirnrunzeln.

Da dürfte doch mit leichter Hand schon eine Art Gegen-Entwurf gezeichnet worden sein zu jener Art von internationaler Oligarchie ("Fürstenherrschaft"), in der wir ja noch heute in allen Teilen Europas und Amerikas zu leben gezwungen sind. Denn es dürfte sich ja wohl inzwischen herumgesprochen haben können, daß der Begriff "Demokratie" eine Verballhornung jener Verfassungswirklichkeit ist, in der wir leben, womöglich seit "Demokratie" irgendwo in der Neuzeit überhaupt offiziell eingeführt worden ist.)

Klopstock, de Calonne, Vigée-Lebrun

Auf der Suche nach einem Vorschaubild stoßen wir noch auf ganz andere Seiten dieser "Republik der Gelehrten". Und deshalb binden wir als erstes Bild (und zugleich Vorschaubild) ein Portrait des französischen Reformpolitikers und Finanzministers unter Ludwig XVI. ein, Charles Alexandre de Calonne. Dasselbe wurde geschaffen von der französischen Malerin Élisabeth Vigée-Lebrun (1755-1842) (Wiki) (Abb. 1). Diese hat auch sonst viele hinreißende Portraits geschaffen. Darunter im Jahr 1801 auch mehrere der preußischen Königin Luise (GAj). Aber dieses Portrait des französischen Reformpolitikers mag aus den vielen ihrer schönen Bildern noch einmal besonders hervor stechen. Und genau deshalb stellt man sich auch die Frage, was das eigentlich für ein Mann war, der hier portraitiert worden ist.

Abb. 4: Élisabeth Vigée-Lebrun - Selbstportrait mit Tochter (1786) (heute im Louvre)

Und man stellt fest: Dieser befähigte Staatsmann hätte, wenn König Ludwig XVI. ihn nicht zwei Jahre vor Ausbruch der Französischen Revolution entlassen hätte, diesselbe verhindern können! Und was für ein hinreißend schöner Mann war er zugleich! Zumindest auf dem Portrait dieser Künstlerin Vigée-Lebrun.

In ihrer Kunst ist auch sonst die ganze Seligkeit dieser Epoche eingefangen worden. Diese war eben nicht nur von wissenschaftlichem Wahrheitsdrang erfüllt, sondern auch von politischem Freiheitsdrang und von Sehnsucht nach Schönheit und dem Ausdruckgeben von Schönheit - in der Kunst. Wie erstaunlich, wie ungewöhnlich, dies alles in einer Zeit vereinigt zu sehen. Was für ein Wunder geradezu, wenn man darauf von heute her blickt.

Wie weit sind wir heute von all dem entfernt. Welche Fülle an begeisternden Gemälden hat allein diese eine französische Malerin geschaffen, eine Künstlerin, von der die meisten Leser vermutlich an dieser Stelle zum ersten mal erfahren - ebenso wie der Verfasser dieser Zeilen selbst erst - während der Suche nach einem geeigneten Vorschaubild - auf ihre Kunst gestoßen ist. Ihre Gemälde, Portraits und Selbstportraits sind von so viel weiblichem und künstlerischem Selbstbewußtsein getragen. Man erkennt sofort: Eine selbstbewußte, emanzipierte Frau (Abb. 2-4). Und doch zugleich ist in diesen Gemälden so viel Zartheit, so viel Menschlichkeit enthalten, so viel weibliches Mitgefühl. Und wie jung diese Künstlerin war, als sie schon solche Gemälde schuf.

Abb. 5: Portrait der venezianischen Schriftstellerin Gräfin Isabella Albrizzi-Teotochi (1760-1836) (Wiki), entstanden 1792, gemalt von Élisabeth Vigée-Lebrun nach ihrer Flucht aus Frankreich

Man erkennt sofort: Von diesem weiblichen Selbstbewußtsein war auch die Königin Luise erfüllt, die im Jahr 1801 mehrmals zum Gegenstand der Portraitkunst der Vigée-Lebrun geworden ist. Auch sie war Reformpolitikerin, auch sie gehörte den politisch fortschrittlichen Kräften ihrer Zeit an, auch auf ihr ruhten die Hoffnungen der Besten ihres Landes und ihres Volkes. Und sie war es, die den Plan hegte, Friedrich Schiller zum preußischen Minister zu ernennen. Und just in dieser Zeit starb Friedrich Schiller einen sehr frühen Tod. Und er erhielt in Jena ein sehr merkwürdiges Begräbnis. Und sein Schädel wird bis heute mit allem Eifer von der Wissenschaft gesucht.

Unbegriffene Schicksale. Wie viel Glanz, wie viel Schönheit, wie viel strahlende Selbstsicherheit selbst unter den weiblichen Künstlerinnen dieser Epoche. Wie harmlos und selbstbewußt konnten auf den Bildern der Élisabeth Vigée-Lebrun alle Zeichen weiblicher Schönheit und weiblichen Lebens zur Darstellung kommen.

Abb. 6: "Die unentschlossene Tugend" ("La Vertu Irresolue"), gemalt von Élisabeth Vigée-Lebrun schon 1775, also mit zwanzig Jahren

Wer möchte nicht in einer solchen Zeit gelebt haben - oder leben?

Eine Zeit, in der eine Frau, die in Bezug auf ihre Tugendhaftigkeit nicht so recht weiß, was sie will oder wollen sollte, so außerordenlich weiblich und mitfühlsam dargestellt werden konnte (Titel "Die unentschlossene Tugend", auf Französisch "La Vertu Irresolue", s. Abb. 6).

Abb. 7: Portrait einer jungen Dame als Flora, gemalt von Élisabeth Vigée-Lebrun

Wie so außerordentlich menschlich dieses Zeitalter. 

Wie so außerordentlich entfernt von Bigotterie jeglicher Art.

Abb. 8: Sophie von Trott als Bacchantin, gemalt von Élisabeth Vigée-Lebrun (1785)

Eine Zeit, in der sich Frauen des Adels als Bacchantinnen portraitieren lassen konnten (Abb. 8). 

Und so führt der Weg der Suche nach der Wahrheit und der Freiheit in letzter Instanz immer wieder zurück zur Entdeckung der Schönheit und der Liebe. 

Welches Zeitalter sollte dies eher bezeugen können als das Zeitalter der "republic of letters" und einer Künstlerin wie Élisabeth Vigée-Lebrun.

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  1. Jorge Cañizares-Esguerra: Rethinking the “Western” revolution in science. Rez. von James Poskett's "Horizons: The Global Origins of Modern Science" (Mariner Books, 2022. 464 pp) In: Science, 28 Apr 2022, Vol 376, Issue 6592, p. 467, DOI: 10.1126/science.abo5229, https://www.science.org/doi/abs/10.1126/science.abo5229

Das "sinnvolle Maß der Ursächlichkeit" in diesem Universum

Das schrittweise genauere Verständnis des Verhältnisses von Chaos und Ordnung in der Natur während des 20. Jahrhunderts 

Niemals war nur Chaos

.... Oder bleibt etwa doch "alles dem Spiel des Zufalls überlassen"?

Von philosophischer Seite aus sind einmal im Jahr 1923 aus intuitiver Erkenntnis heraus das Entstehen des Universums und grundlegende Prinzipien dabei in einer umfassenden "Schau", sowie mit Bezug zum damaligen naturwissenschaftlichen Kenntnisstand umrissen worden (1). "Gott" wurde in dieser Philosophie als jenseits von Raum, Zeit und Materie begriffen und damit auch als "jenseits" der Anschauungsformen der menschlichen Vernunft, hingegen als - sozusagen "pantheistisch" - erlebbar dem Icherleben der menschlichen Seele. Zu damaliger Zeit wurde manchmal noch der "Äther" als Vorstufe der Materie begriffen. Heute wäre an seine Stelle der Begriff "Quantenvakuum" zu setzen. Es wurde da in diesem Sinne festgehalten (1, S. 9f; bzw. S. 71):

Der vollkommene Gott ist entweder ohne Erscheinung, oder aber er tritt in Erscheinung, dann ist aber auch vollendete Gesetzmäßigkeit das Kennzeichen seiner Vollkommenheit. Ja, diese vollendete Gesetzmäßigkeit aller Gotterscheinung ist in den ersten Stufen der Schöpfung am allerklarsten kundgetan und muß in der Vorstufe der Erscheinung, im Äther vollkommen wohnen. Setzen uns doch auch heute noch die Gase, die älteste Zustandsform der Stoffe, durch ihre monumentalen Gesetze und ihre restlose Einordnung so in Erstaunen. Die Druck- und Raumgesetze der Gase, die Gesetze ihrer Verbindung können uns beredet von der Gesetzmäßigkeit der Urerscheinung zeugen und weihen sie mit dem Adel vollkommener Willenserfüllung. Niemals also war Chaos, so wahr Gott die Vollkommenheit ist.

Natürlich repräsentierten auch schon die damals bekannten, hier erwähnten "monumentalen Gesetze" der Gase eine Kombination, ein Zusammenspiel von Naturgesetzen und Zufall, ein Zusammenspiel von Gesetzmäßigkeit und Chaos. Insofern muß gesagt werden, daß der Begriff "Chaos" hier so zu lesen ist als eine chaotische Zustandsform, die durch keinerlei Gesetzmäßigkeit gebändigt wäre. In diesem Sinne ist der Satz zu verstehen "Niemals also war Chaos", sprich, Chaos für sich allein - und nichts anderes als Chaos. Chaos und nur Chaos, ohne Begrenzung durch die Naturgesetze.

Daß der Begriff Chaos in diesem Zusammenhang genau so und nicht anders zu lesen ist, geht also schon deutlich genug aus dem Gesamtzusammenhang des Zitates hervor, insbesondere durch den Bezug zu den Druck- und Raumgesetzen der Gase.

Abb. 1: Werner Heisenberg, um 1930

Dennoch wird deutlich, daß der Autor im Jahr 1923 mit der schon damals gut ausgearbeiteten Wärmelehre der Gase sich noch nicht sehr viel beschäftigt hatte. Sonst hätte er präziser formuliert. Um Mißverständnisse aus heutiger Sicht auszuschließen, wäre also dieser letzte Satz des Zitates sinnvoller Weise umzuformulieren etwa in den Wortlaut:

Niemals also war - nur allein isoliert für sich - Chaos, so wahr Gott die Vollkommenheit ist.

Denn das Vorherrschen des Zufalls, ohne daß dieser von Naturgesetzten gebändigt und gesteuert würde, erst dies wäre ja jenes womöglich "vollendete Chaos", von dem aus philosophischer Sicht hier hatte die Rede sein sollen. Und so ist es dann von derselben Autorin im Jahr 1941 auch noch einmal klarer heraus gestellt worden (3, S. 167):

"Niemals war Chaos" vor dieser Schöpfung, wie Menschenwahn wähnte, von der Vorstufe der ersten Erscheinung an, in die Gott einging, herrschte Wirkungordnung. Wir haben erwiesen, daß diese Wirkungordnung, diese Kausalität nicht um ihrer selbst willen vorhanden ist, sondern nur um das Schöpfungziel zu erreichen und zu erhalten daß sie um eines göttlichen hehren Sinnes willen Maß innehält. Aber wir haben auch der Erwartung Ausdruck gegeben, daß eine vollkommen begrenzte Gesetzlosigkeit, Chaos, in dem Mikrokosmos angetroffen werden wird, (...) und daß dieses streng begrenzte Chaos niemals die Zuverlässigkeit der Naturgesetze im Makrokosmos beeinträchtigen wird.  

Diese Klarstellung ist natürlich sehr bedeutend. Denn sonst könnte das erstgenannte Zitat doch auch mancherlei Mißverständnisse mit sich bringen. Auch von philosophischer Seite war also schon 1923 und 1941 der Zusammenhang benannt worden: Chaos und Gesetzmäßigkeit treten - als Grundprinzipien ein und desselben Grundzusammenhanges, nämlich des Seins schlechthin - gemeinsam und niemals getrennt voneinander auf. Es gibt kein Chaos ohne Naturgesetze. Und es gibt keine Naturgesetze ohne Chaos. Das ist der Grundgedanke, der hier formuliert wurde.

In diesem Beitrag sollen die hier benannten Zusammenhänge aus der Sicht der Theorie komplexer Systeme - andere Benennungen lauten: Theorie dissipativer Systeme, Chaostheorie, Synergetik (alles Begriffe der Physik für denselben Themenbereich, wie er sich in den 1970er Jahren heraus schälte), etwas ausführlicher umsonnen werden.

Die hier erörterten Zusammenhänge sind nämlich erst seit den 1970er Jahren von Seiten der Theoretischen Physik besser verstanden worden und einer Klärung näher gebracht worden. Dieses bessere Verständnis brachte aber noch weitaus mehr mit sich: Seither ist der Wissenschaft bewußt geworden, daß Chaos nicht nur als ein zerstörerisches Prinzip wirksam ist, sondern auch als Voraussetzung der Entstehung von Komplexität. Über diesen Zusammenhang sind unzählige wissenschaftliche Bücher und Aufsätze erschienen, nämlich über das Zusammenspiel zwischen Chaos und Ordnung, zwischen Zufälligkeit und Gesetzmäßigkeit, das allem Sein in diesem Universum zugrunde liegt. Erst damit ist dem Begriff Chaos als größtmögliche Unordnung eine ganz bestimmte, fest umrissene Bedeutung und Rolle in diesem Universum zugesprochen worden.

Es ist also erkannt worden, daß - philosophisch gesprochen - die Vollkommenheit dieses Universums in genau diesem unglaublich aufregenden, erregenden Zusammenspiel von Chaos und Ordnung besteht. 

Als Nebengedanke sei erwähnt: Um die Verwendung und Bedeutung des Begriffes "Chaos" im Jahr 1923 zu verstehen, ist wohl auch zusätzlich noch zu bedenken, daß im Jahr 1923 in dem Begriff des Chaos, wenn man in Deutschland lebte, noch viel mehr mitschwang, als was wir heute mit diesem Begriff verbinden. Man empfand die politischen, gesellschaftlichen und sozialen Umwälzungen, die der Ersten Weltkrieg mit sich gebracht hatte - gerade auch in Deutschland, aber mehr noch in der Sowjetunion - als "Chaos", als Zustand vollkommener Unordnung, als Zustand vollkommener Gesetzlosigkeit, als Elend unermeßlichen Ausmaßes. Es ist nachvollziehbar, daß es in solchen Zeitumständen schwer fiel, dem Chaos - als Gegenspieler zur Gesetzmäßigkeit - eine gar zu große Rolle für alles Weltgeschehen zuzusprechen. Von der Gelassenheit und Kühnheit eines Friedrich Nietzsche hatte man sich aufgrund solcher Zeitumstände weit entfernt. Von Nietzsche war ja der schöne philosophische Satz bekannt:

"Man muß noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können."

Und dieser Satz ist durch die Physik der Theorie komplexer Systeme auch glänzend bestätigt worden. Mehr noch: Nietzsche hatte schon allein schon bloß vom heutigen physikalischen Standpunkt der Stern-Physik her völlig recht: Im Innern eines jeden Sternes lodert Chaos, zusammengehalten durch die Gesetze der Schwerkraft, in "Brand gesetzt" durch die frei gesetzten, vormals gefesselten Energien, die in jedem Atomkern dieses Universums schlummern. Soweit noch einmal der genannte Nebengedanke.

Daß ein Satz "Niemals also war Chaos, so wahr Gott die Vollkommenheit ist" - isoliert für sich genommen zitiert - der Sachlage, die in der physikalischen Erkenntniswelt gegeben ist, in keinem Fall gerecht wird, ist von philosophischer Seite also schon im Jahr 1941 klar gestellt worden (3). Nun wurde die Rolle des Chaos in der Physik - und zwar vor allem auch für das Ende und die Auflösung des Universums - deutlicher philosophisch erläutert und in Rechnung gestellt (3).

Es ist unglaublich aufregend zu sehen, wie man sich von philosophischer Seite aus dem Phänomen des Chaos in unserem Universum zu unterschiedlichen Zeiten angenähert hat. Zu einem runderen Abschluß dieser Auseinandersetzung konnte es erst - so wird ja gut aus der Rückschau deutlich - in den 1970er Jahren kommen. 

Abb. 2: Werner Heisenberg, um 1930 (Wiki)

Aber im Jahr 1941 spürt man schon viel von der zeitgleichen und kommenden Entwicklung in der Physik voraus, von einer Entwicklung, die nicht zuletzt mit dem Namen Lars Onsager verbunden gewesen ist (siehe BzWg2/2021).

Wie aufregend, wenn man mit dem Wissen vom Beginn des 21. Jahrhunderts her auf diese damalige Auseinandersetzung zurück blickt. Wie sehr doch ein philosophischer Satz wie der eingangs angeführte, auch wenn er ohne die genannte Ergänzung zu Irrtum verleitet, das Nachdenken befeuern kann. Und wie sehr die nachfolgenden physikalischen Erkenntnisse dann erst an "Frische" und Bedeutsamkeit gewinnen, betrachtet man sie aus dem Blickwinkel dieser "nur angedeuteten" philosophischen Mißverständlichkeit des Jahres 1923 heraus.

Werner Heisenberg über den Zufall 1941/42

Im gleichen Jahr 1941 schrieb auch der deutsche Atomphysiker und Nobelpreisträger Werner Heisenberg Gedanken über die Rolle des Zufalls in unserem Universum nieder (4, S. 93):

... In dem Bereich der Wirklichkeit, dessen Zusammenhänge durch die Quantentheorie formuliert werden, führen die Naturgesetze also nicht zu einer vollständigen Festlegung dessen, was in Raum und Zeit geschieht; das Geschehen ist vielmehr - innerhalb der durch die Zusammenhänge festgelegten Häufigkeiten - dem Spiel des Zufalls überlassen.

Er versucht dann, sich der Bedeutung der Rolle des Zufalls im Naturgeschehen noch einmal über den Vorgang der Kristallbildung anzunähern. Er sagt zwar, daß die Naturgesetze die Anordnung der Atome in Reih und Glied, die Symmetrien und damit die Struktur des Kristalls festlegen (4, S. 94f):

Aber die besondere äußere Form des einzelnen Kristalls bleibt nach den uns bekannten Gesetzen dem Spiel des Zufalls überlassen; selbst wenn genau die gleichen äußeren Bedingungen für die Bildung eines Kristalls wiederhergestellt werden könnten, so wäre doch die Form des gewachsenen Kristalls nicht immer die gleiche: Der in kalter Luft abgekühlte Wassertropfen erstarrt zum Schneekristall. Die Symmetrie des Kristalls wird, wenn keine äußeren Störungen auftreten, stets die des Sechsecks sein; aber die besondere Form des kleinen Kristallsterns wird durch kein Naturgesetz vorher bestimmt; innerhalb der durch die sechseckige Symmetrie, die Größe des Tropfens, die Art der Abkühlung usw. bestimmten Grenzen entwirft der Zufall die unendlich vielfachen Muster der Sternchen und Plättchen, die uns ebenso kunstvoll dünken wie die Bilderfolge eines Kaleidoskops.

Heisenberg fragt sich im Anschluß an diese Überlegungen, ob eine solche Art des Zufalls per se als etwas "Sinnloses" betrachtet werden müsse (da Goethe das in einem zuvor von ihm gebrachten Zitat unterstellt hatte) (4, S. 95):

Die Bildung eines Kristalls ist ein historischer Akt, der nicht mehr rückgängig gemacht werden kann - und der als solcher eine wichtige Rolle auch im Zusammenhang unseres Lebens oder der Welt spielen kann, selbst wenn er nicht vorherbestimmt gewesen ist. Zusammenhänge einer Art, die uns berechtigt, das Wort "Sinn" zu verwenden, können sich auch an Ereignisse anknüpfen, die ohne jeden Grund auch anders hätten ablaufen können.

Was für ein begeisternder Gedanke.

Ja, wie zentral ist dieser Gedanke. Wir können unser persönliches, individuelles Dasein so wie es sich ergeben hat im Lauf der Dinge als ein "Zufallsereignis" verstehen. Und dennoch kann dieses so zufällig aufgetretene Sein "Sinn" haben.

Das ist eine sehr grundlegende, wesentliche Einsicht. Anders gesagt: Ein Kristall, eine Schneeflocke gibt uns den Eindruck einer einzigartigen Eigenpersönlichkeit und damit von etwas irgendwie "Sinnvollem", ob er nun zu dieser oder zu jener Eigenpersönlichkeit geworden ist durch den "historisch" einmaligen Vorgang seiner Bildung. Und dieser Gedanke kann dann auch auf das menschliche Leben angewandt werden, so wie es Heisenberg in diesen Sätzen auch andeutet ("im Zusammenhang unseres Lebens oder der Welt"): Das Spiel des Zufalls gibt jedem Menschen eine ganz bestimmte Erbausstattung mit, die seine Persönlichkeit festlegt, es läßt ihn unter ganz bestimmten Zeitumständen geboren werden in ganz bestimmten familiären Verhältnissen. All das ist Zufall. Aber die Tatsache, daß dies alles Zufall ist, bedeutet noch lange nicht, daß die Zusammenhänge, in denen dies geschieht, ebenso wie das Ergebnis dieser Zufälle "sinnlos" sind.

Zuvor hatte Heisenberg auch die Rolle des Zufalls im Zusammenhang mit der Wärmelehre (der Thermodynamik) der Physik behandelt. Hier hatte er ausgeführt, daß die Wärmelehre des 20. Jahrhunderts, also der modernen, "atomistischen Physik" sich grundlegend unterscheiden würde von der Wärmelehre der "klassischen Physik" des 19. Jahrhunderts (4, S. 79):

Eine unmittelbare Folge dieses Umstandes besteht auch darin, daß eine eindeutige Determinierung zukünftiger Vorgänge in der atomistischen Wärmelehre unmöglich ist. Denn wenn uns die Temperatur eines Körpers gegeben ist, so bedeutet dies eben einen bestimmten Grad von Kenntnis oder Unkenntnis über das mechanische Verhalten der Atome, und für ihre zukünftige Bewegung läßt sich nur die Wahrscheinlichkeit angeben, mit der ein bestimmter Vorgang eintritt.

Das sind alles Gedanken, an die dann später - quasi unmittelbar - der belgische Physiker Ilya Prigogine angeknüpft hat, und die er weiter gedacht hat - sowohl von physikalischer wie philosophischer Perspektive (7). "Später" heißt jedoch immerhin: vierzig Jahre später.

Hier im Jahr 1941 umsann Werner Heisenberg Zusammenhänge, die dann innerhalb der nächsten zehn bis dreißig Jahre weiteren Klärungen entgegen geführt werden konnten, nämlich durch die Theorie komplexer ("kooperativer") Systeme, bzw. - von ihrer "Rückseite" betrachtet - "Chaostheorie" genannt. Die Klärung wurde herbei geführt durch die immer genauere Erforschung von chaotischen Phasenübergängen in Nichtgleichgewichts-Systemen wie eben jenem der Kristallbildung, in denen sich Chaos in Ordnung umwandelt. Diese Klärung bestätigte, daß Werner Heisenberg mit seinen Überlegungen schon 1941 und noch eher intuitiv im Wesentlichen richtig lag.

Also schon 1941/42 war der Bewußtseinsstand innerhalb der modernen Physik soweit vorgedrungen, daß der sogenannte "Laplace'sche Dämon", nach dem alles im Universum schon von Anfang an "determiniert" wäre in seinem Ablauf und wir nur nicht die ausreichende Kenntnis aller dieser Determiniertheiten hätten, als eine Fehleinschätzung des 19. Jahrhunderts erkannt worden war. Allerdings wurde dies - etwa hier von Heisenberg - offenbar noch nicht gar zu betont zum Ausdruck gebracht. Denn 1941/42 fehlte dazu womöglich noch die ausreichende Sicherheit, die man dazu erst in den nächsten Jahrzehnten gewonnen hat.

Eine 64-jährige Philosophin - Und die moderne Physik

Während nun der 40-jährige Werner Heisenberg in seinem Haus in Urfeld am Walchensee - sowie in Leipzig und in Berlin - die eben angeführten Gedanken umsann, saß in Tutzing am Starnberger See eine 64-jährige Philosophin an ihrer Schreibmaschine und schrieb an einem Buchmanuskript zur Philosophie der modernen Physik, in dem sie sich - vor allem in dem Kapitel "Sinnvolles Maß der Ursächlichkeit" - mit sehr ähnlichen Grundgesetzen unserer Existenz beschäftigte. Nämlich mit der Rolle des Zufalls in allem Weltgeschehen (3). Sie hatte schon im Jahr 1923 eine philosophische Gesamtdeutung des Werdens des Weltalls und des Lebens gegeben (1), von der einleitend schon die Rede war. Wir sagten schon, daß die oben zitierte Stelle aus heutiger Sicht besser zu formulieren wäre mit einem Satz wie:

"Niemals also war nur Chaos."

Denn natürlich liegt auch schon in Bezug auf die Vorerscheinung der Materie, in Bezug auf das Quantenvakuum ein Wechselspiel vor zwischen Naturgesetzlichkeit und Zufall. Es herrschte in ihm ebenso wenig nur Zufall wie in ihm nur Naturgesetzlichkeit herrschte. Auf diese Weise kann man dieses Zitat mit dem heutigen Kenntnisstand wieder ganz gut in Einklang bringen.

So einfach war es der Autorin dieser Worte im Jahr 1941 allerdings noch nicht gemacht. Man sieht, wie sie sich damals damit abmühte, die Wahrheit, die in diesen Worten noch damals und auch noch heute enthalten waren, von dem Irrtum abzuscheiden, den diese Worte zugleich so offensichtlich enthielten (3, S. 166f). Diese Trennung konnte ihr damals noch keineswegs so glücklich gelingen wie uns das heute so geradezu selbstverständlich und mühelos gelingt.

Abb. 3: M. Eigen, 1983 (Wiki)
Heute - nach der Klärung der Zusammenhänge, nachdem so und so viele Bücher über die sogenannte "Chaostheorie" erschienen sind, die bezeichnenderweise zugleich völlig identisch ist mit der "Theorie komplexer Systeme", nachdem das - das gesamte Werden im Universum durchziehende - Wechselspiel von Chaos und Ordnung verstanden ist, heute sprechen wir ganz einfach von diesem Wechselspiel, von dem Wechselspiel zwischen Zufall und Kausalität (2). Der Nobelpreisträger Manfred Eigen war es, der als einer der ersten in einer Buchveröffentlichung des Jahres 1975, die auch für Laien gedacht war, auf diesen Umstand hingewiesen hat (2). 

Durch diese Buchveröffentlichung hatten sich Zusammenhänge geklärt, über die die Menschen seit vielen Jahrtausenden nachgedacht hatten, ohne jemals zu einer befriedigenden Lösung zu gelangen. Und diese Klärung erfolgte in der überraschend einfachen Form, in der wir sie gerade formulierten. Und sie ist ebenso einfach auch schon im Untertitel des Buches fast vollständig enthalten: "Naturgesetze steuern den Zufall". Mit diesen wenigen Worten ist das Grundgesetz allen Naturgeschehens - und darin auch allen menschlichen Lebens - klar umschrieben. 

Ein Buch, das zu diesem Thema noch kurz zuvor den Ton angegeben hatte, und das dabei - dem Zeitgeist gemäß - die Rolle des Zufalls im Weltgeschehen weit über Gebühr hervorgehoben hatte - nämlich Jaques Monod's "Zufall und Notwendigkeit" (5) - war durch die Veröffentlichung von Manfred Eigen mit einem Schlag schon wieder Geschichte geworden.*) 

1975 - Manfred Eigen klärt die Zusammenhänge

In den 1920er Jahren - und noch bis 1941 - hatte man aber diese Klarheit der Zusammenhänge auf dem Gebiet der Naturwissenschaft noch nicht. Deshalb war es damals noch möglich, daß man als Philosoph einem "ungeordneten Chaos" eine "ordnende Spontaneität" entgegen setzen konnte (3, S. 151). Beide waren als akausal, als nicht determiniert verstanden worden. Und soweit wäre ja die damalige Deutung prinzipiell auch heute noch gültig. Aber das eine, das "Chaos", wurde damals als ein bloß zerstörerisches Prinzip bewertet, während die "Spontaneität" als ein zwar akausales, aber ordnendes Prinzip verstanden wurde. Eigentlich hätte man sich auch damals schon treffender auf Nietzsche berufen und verwegen ausrufen können:

"Man muß noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können."

Aber die chaotischen politischen Umstände der frühen 1920er Jahre - von denen ja auch Werner Heisenberg in seinen Lebenserinnerungen wieder und wieder spricht und um derentwillen er seine Lebenserinnerungen "Der Teil und das Ganze" nannte - mögen viel zu groß gewesen sein und als viel zu belastend empfunden worden sein, als daß sich damals schon jeder ebenso unbefangen dem Begriff Chaos hätte zuwenden können wie das zuvor schon Friedrich Nietzsche getan hatte.

Nietzsche hat unumschränkt Recht behalten. Man sieht nun im Jahr 1941, wie die genannte Philosophin darum ringt, jenes apodiktische Urteil über das "Chaos" wie sie es 1923 formuliert hatte, einzugrenzen auf jene Bereiche, in denen es weiterhin Gültigkeit haben würde. Schon 1941 war erahnbar geworden, daß der Zufall Zufall ist und erst mit der Steuerung durch die Naturgesetze entweder eine zerstörende oder aber eine ordnende Wirkung entfaltet.**)

Vermutlich waren sie als solche auch schon im Jahr 1941 von der Autorin zu erkennen. Dennoch hält sie zäh an diesen Worten fest, indem sie meint, sie hätten sich nur auf die Makrophysik bezogen. Allerdings spielt der Zufall nach heutiger Erkenntnis auf allen Ebenen des Seins eine sehr ähnliche Rolle. Das konnte die Autorin im Jahr 1941 so deutlich noch nicht voraussehen. Deshalb ist ihr womöglich zuzugestehen, daß sie hier an Worten festhielt, die schon im Jahr 1941 sehr wackelig geworden waren. Sie schreibt (3, S. 164):

Ein sinnvolles Maß der Kausalität, ein sinnvolles Mindestmaß an Finalität, so erwartet es unsere Erkenntnis, werden wir in dieser Schöpfung vereint sehen mit einem sinnvollen Mindestmaß an Chaos.

So heißt es 1941 und dieser Satz steht völlig im Einklang mit dem, was wir auch heute über dieses Weltall und seine Naturgesetze wissen. Immerhin gibt sie gleich im Anschluß an dieses erneute Anführen des Zitates von 1923 nun eine weitaus gültigere Wortfassung der tatsächlichen Zusammenhänge (3, S. 166):

Das sinnvolle Maß der Kausalität wird uns durch ein sinnvolles Maß der Gesetzlosigkeit, durch ein streng begrenztes "Chaos" in der mikroskopischen Erscheinungwelt in erstaunlicher Klarheit enthüllt.

Wir können heute die historischen Bedingtheiten besser erkennen, aus denen heraus eine so starke Abwertung des Begriffes "Chaos" erfolgte. Und die Philosophin selbst setzte sich im Jahr 1941 genauer mit der Wärmelehre in der Physik auseinander als sie das jemals bis dahin getan hatte und mußte dabei ebenfalls erkennen, daß sie 1923 gar zu apodiktisch den Begriff Chaos als einen unangemessenen Begriff zur Beschreibung des Urgrundes allen Seins zurück gewiesen hatte.

Sie hebt nun das Chaos insbesondere in seiner Bedeutung für das gesetzmäßige Schwinden des Universums hervor. Daß es für das Werden des Universums die gleiche Bedeutung hätte, wird allerdings noch nicht so deutlich gesagt, weil eben diese Konnotation des Begriffes "Chaos" mit etwas Zerstörerischem noch zu groß war. 

Sie mußte sich also diesbezüglich korrigieren, bzw., sie mußte die Begriffe, die sie verwendet hatte, präziser fassen. Aber auch bei dieser Korrektur blieb sie damals noch - sozusagen - "auf halbem Wege" stehen. Diese Erscheinung ist recht oft in diesem Buch von 1941 zu beobachten und sie macht klar, daß auch noch die 1940er Jahre eine Zeit des "Übergangs" war in unserem modernen Weltverstehen. Denn in den darauf folgenden Jahrzehnten konnte auf vielen Themengebieten der modernen Physik erst jene vollständige Klarheit und Sicherheit gewonnen werden, die damals - im Jahr 1941 - auf vielen Gebieten eben noch fehlte. Darum ist die Lektüre dieses Buches von 1941 so "spannend" und geradezu "erregend". Es "vibriert" in seinen Zeilen geradezu von Dingen, die künftig noch besser sollten geklärt werden können als sie es im Jahr 1941 waren.

Dies gilt übrigens auch für die Auseinandersetzung mit der Relativitätstheorie, die in diesem Buch enthalten ist. Auch hier bleiben die philosophischen Erörterungen - sozusagen - auf "halbem Wege" stehen, wollen sich weder völlig gegen die Relativitätstheorie von Einstein stellen, noch auch völlig für sie entscheiden. Und sie lassen die vormals, im Jahr 1923 niedergelegten philosophischen Intuitionen dabei auch - und womöglich mit manchem Recht - unangetastet.

/ leicht überarbeitet
und ergänzt (um: 7) : 14.7.22 /

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*) Das ist übrigens auch dann der Fall, wenn einzelne Philosophen auf diesen Umstand erst in künftigen Jahrzehnten oder Jahrhunderten aufmerksam werden sollten. - Und übrigens ist auch von diesem Blickwinkel her ein Buchtitel wie "Zufall Mensch" (von Stephen Jay Gould) völlig neu zu bewerten.
**) Woher aber die Naturgesetze selbst ihre ordnende Macht erhalten haben? Soweit übersehbar, weiß die Wissenschaft auch heute noch zu dieser Frage keineswegs eine abschließende und befriedigende Antwort. Wie legten sich die "Spielregeln" dieser Welt - von selbst und ganz aus sich heraus - fest? Manches spricht auch aus naturwissenschaftlicher Sicht dafür, daß sie einem finalen Prinzip gehorchen, nämlich dem sogenannten "Anthropisches Prinzip". Das heißt, die Auswahl und Festlegung der Naturgesetze scheint davon bestimmt, daß sie das Werden bewußten Lebens in dem durch sie "determinierten" Weltall zulassen. Aber dieser Gedanke ist nicht Gegenstand des vorliegenden Beitrages.
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  1. Ludendorff, Mathilde: Schöpfungsgeschichte. Verlag Theodor Weicher, Leipzig 1928 (zuerst 1923), https://archive.org/details/MathildeLudendorffSchoepfungsgeschichte/
  2. Eigen, Manfred: Das Spiel - Naturgesetze steuern den Zufall. Piper, München, Zürich 1975
  3. Ludendorff, Mathilde: Der Siegeszug der Physik - Ein Triumph der Gotterkenntnis meiner Werke. Ludendorffs Verlag, München 1941, https://archive.org/details/MathildeLudendorffDerSiegeszugDerPhysik
  4. Heisenberg, Werner: Ordnung der Wirklichkeit. Serie Piper, München 1989
  5. Monod, Jaques: Zufall und Notwendigkeit. Philosophische Fragen der modernen Biologie. Piper, München 1971 (Original 1970)
  6. Bading, Ingo: Studiengruppe Naturalismus: Ein kleiner Ausschnitt aus Erörterungen rund um naturwissenschaftliche Fragen in der Ludendorff-Bewegung der Jahre 1956 und 1957, 2017
  7. Prigogine, Ilya; Stengers, Isabelle: Dialog mit der Natur. Neue Wege naturwissenschaftlichen Denkens. Piper Verlag, München, Zürich 1980 (zahlreiche Folgeauflagen)

Als einmal vergessen wurde, einen Nobelpreis zu verleihen

Durch die Beschäftigung mit einem so wenig bekannten Jahrhundert-Genie wie Lars Onsager kann auch Nicht-Physikern einmal ein wenig nahe gebracht werden, was "Verstehen" in der modernen Wissenschaft bedeuten kann.

Sind wir uns wirklich bewußt, daß die Welt vor ihrem Beginn "nur Theorie" war? 

Wer sich allerdings "nur" mit Theorie beschäftigt, kann leicht bei der Verleihung des Nobelpreises einmal vergessen werden. So geschehen mit dem Jahrhundert-Genie Lars Onsager (1903-1976) (Wiki, engl). Es war dies ein Theoretischer Chemiker aus Norwegen. Durch seine Ehefrau hatte er auch einen persönlichen Bezug zum deutschen Sprachraum: Sie stammte aus Österreich. Den größten Teil seines Lebens verbrachte Onsager allerdings in den USA.

Abb. 1: Lars Onsager, Dezember 1968 in Stockholm anläßlich der Verleihung des Nobelpreises

1968 ist Onsager der Nobelpreis verliehen worden. Und im Jahr 1970 nahm er an der Nobelpreisträger-Tagung in Lindau am Bodensee teil wie Bildunterschriften zu entnehmen ist (1). Im Jahr 1975 hat er in seinem gebrochenen Deutsch auf der Nobelpreisträger-Tagung in Lindau recht interessante Überlegungen zur Entstehung des Lebens auf der Erde vorgetragen (1). Die Abschlußveranstaltung dieser Nobelpreisträger-Tagung von 1975 fand auf der Insel Mainau nahe Konstanz statt (1, Bildunterschrift in 3:28). 

In Zusammenhang mit dieser Tagung war Onsager auch zu einem Vortrag an die Universität Konstanz eingeladen worden. Und am Abend war zu Ehren seines Besuches in Konstanz eine kleine Gesellschaft zusammen gekommen. Auf dieser war die Gesprächsatmosphäre allmählich lockerer geworden, der Wein hatte die Zungen gelöst. Das Gespräch war auf die Wikinger gekommen. Und von Seiten einer jüngeren Frau ist über diese Wikinger dann ein wenig gar zu einseitige, harsche und grobe Kritik geäußert worden. Bei dieser Gelegenheit hat der Gastgeber erleben können, daß in dem ansonsten so umgänglichen Onsager doch auch ein Herz für seine wikingischen Vorfahren schlug. Der Gastgeber mußte vermittelnd in das Gespräch eingreifen, damit die Emotionen nicht gar zu hoch schlugen.

Der Bericht davon war als ein Beispiel dafür erzählt worden, daß gerade die genialsten Wissenschaftler, Künstler und Philosophen - zu denen Onsager zählte - nicht selten eine besondere gefühlsmäßige Verbundenheit zu ihrem eigenen Land, zu ihrer eigenen Herkunft, zur eigenen Geschichte und Kultur aufweisen. Man kann dies als Zeichen wahrnehmen eines durchaus auch geheimnisvollen Wirkens angeborener, sowie über prägungsähnliches Lernen weiter gegebener gruppenpsychologischer Zusammenhänge, die noch heute kaum ausreichend erforscht sind (unter Schlagworten wie etwa "Ethnozentrismus"), für die aber womöglich gerade oft bei den genialsten Vertretern einer Kultur sich die überzeugensten Belege finden lassen.

Werner Heisenberg wäre dafür ein Beispiel derselben Generation aus Deutschland. Oder - wenn wir auf frühere Jahrhunderte zurückblicken - Wolfgang Amadeus Mozart. Gibt es doch von Mozart solche Aussagen wie:

Was mich aber am meisten aufrichtet und guten Mutes erhält, ist, daß ich ein ehrlicher Deutscher bin.

Oder aber - als er sich für deutschsprachige Opern in Deutschland einsetzte:

... Doch da würde vielleicht das so schön aufkeimende Nationaltheater zur Blüte gedeihen und das wäre ja ein ewiger Schandfleck für Deutschland, wenn wir Deutsche einmal im Ernst anfangen würden, deutsch zu reden, deutsch zu handeln, deutsch zu denken und gar deutsch zu singen.

Als der Autor dieser Zeilen auf solche Zusammenhänge hingewiesen wurde, war er etwa 20 Jahre alt und hatte noch keinerlei inneren Bezug zur modernen Naturwissenschaft gewonnen. Er war es - wie die meisten Menschen - von seiner ganzen Herkunft und von seiner ganzen Interessenlage her gewohnt, Naturwissenschaft vornehmlich als etwas "Entseeltes", "Technisch-Materialistisches" anzusehen. Deshalb hatte er zur Naturwissenschaft - trotz "Physik-Leistungskurs" in der Oberstufe in den 1980er Jahren - keineswegs einen ebenso leichten Zugang gefunden. Fächer wie Geschichte oder Zeitgeschichte lagen ihm viel, viel mehr. Mit Hilfe des eben angeführten Hinweises aber auf einen solchen Zusammenhang - nun einmal nicht: zwischen "Genie und Wahnsinn", sondern zwischen "Genie und Wohlwollen für die eigene Herkunft" - auch bei Naturwissenschaftlern konnte bei ihm ein erster etwas mehr auf der Gefühlsebene gelagerter Bezug zur modernen Naturwissenschaft geweckt und angebahnt werden.

Als eine erste weitere Brücke, um einen solchen inneren Bezug herzustellen, stellte sich - wenn die Erinnerung nicht trügt - die Lektüre der Lebenserinnerungen von Werner Heisenberg dar, betitelt "Der Teil und das Ganze". Wer dem Inhalt dieses Buches hinter her horcht, wird in ihm allezeit eine große Liebe zu Deutschland finden. Diese veranlaßte Heisenberg im Jahr 1939, nicht in die USA zu emigrieren, obwohl er in Deutschland von den Anhängern einer pseudowissenschaftlichen, wissenschaftlich völlig unfruchtbaren, sogenannten "Deutschen Physik" als "weißer Jude" bezeichnet worden war und deshalb viel Undank und Ignoranz erleben mußte, obwohl er das Nahen des Krieges ahnte und obwohl er den Unrechtscharakter des Dritten Reiches vollauf durchschaut hatte und als solchen wahrnahm und obwohl er attraktive berufliche Angebote in den USA erhalten hatte.

Aber all das nur als einleitende Hinweise auf die erste Begegnung des Autors dieser Zeilen mit einem noch heute so unbekannten Jahrhundert-Genie wie Lars Onsager. Wer aber war Lars Onsager? In diesem Beitrag soll versucht werden, von seiner wissenschaftlichen Bedeutung einen gewissen Eindruck zu vermitteln, auch wenn das schwierig ist - wie gleich deutlich werden wird und was schon zu der wichtigsten Erkenntnis dieses Beitrages gehört.

Wenn sogar einem Carl Friedrich von Weizsäcker einmal die Worte fehlen ...

Junge Menschen, die eine große Begabung für Mathematik aufwiesen und Physik studierten, konnten in den 1950er Jahren zu dem schon damals - so wie heute - öffentlich kaum bekannten Lars Onsager wie zu einem Genie aufschauen. Würde man selbst jemals etwas so Großes auf dem Gebiet der Theoretischen Physik leisten können wie Lars Onsager? So konnte sich ein solcher Physik-Student fragen. Und so wurde es dem Autor dieser Zeilen auch von einem solchen über seine Jugendzeit berichtet. Aber in wem eine solche Frage damals aufkommen konnte, der wird doch wenigstens ansatzweise Anlaß gehabt haben, sie zu stellen. Das heißt, er wird sich etwas ähnlich Großes zumindest der Absicht nach grundsätzlich schon zugetraut haben.

Daß dann in den 1970er Jahren Lars Onsager einmal zu Besuch nach Konstanz kam, wird nicht zuletzt darauf beruht haben, daß sein Konstanzer Gastgeber - inzwischen selbst Professor für Biophysik - schon lange wissenschaftliche Arbeiten vorgelegt hatte - unter anderem in Zusammenarbeit mit Onsagers vormaligem Freund und Kollegen Julian Gibbs (siehe unten) - die ihn in den Augen Onsagers zu einem interessanten Gesprächspartner gemacht haben werden. Sonst hätte ja ein solcher Besuch gar nicht zustande kommen können. Sonstige Einzelheiten aber über den Anlaß und das Zustandekommen dieses Besuches von Onsager in Konstanz, sowie über Gesprächsinhalte anläßlich dieses Besuches sind (uns) einstweilen nicht bekannt geworden (bzw. werden in einer Ergänzung am Ende dieses Beitrages nachgetragen).

Für Physik-Laien ist es noch heute schwierig, sich ein Bild von der wissenschaftlichen Leistung von Lars Onsager zu machen. Das um so mehr, wenn selbst bedeutende Physiker abwinken konnten, wenn es sich darum handelte, seine Lebensleistung einer größeren Öffentlichkeit zu erläutern. Das wurde denn auch mehr als deutlich als Lars Onsager im Jahr 1968 den Chemie-Nobelpreis erhielt. In den damaligen Wissenschaftsredaktionen der Welt machte sich - begreiflicherweise - einigermaßen Ratlosigkeit breit. Man wußte nicht, wie man das wissenschaftliche Werk von Lars Onsager einer größeren Öffentlichkeit gegenüber erläutern sollte. Dafür war es nämlich viel zu abstrakt. Im Hamburger Wochenmagazin "Der Spiegel", sonst niemals um Worte verlegen, wurde damals beklommen festgehalten - und das (wie beim "Spiegel" eh häufig) vorsichtigerweise auch ohne Autorenangabe (2):

Der Hamburger Physiker und Philosophie-Professor Carl Friedrich von Weizsäcker, sonst wegen seiner Kunst gemeinfaßlicher Wissenschaftsdarstellung gerühmt, mußte diesmal passen: Onsagers Arbeiten seien nur in abstrakter Formelsprache darzustellen. Er verwies an Professor Josef Meixner Technische Hochschule Aachen; der verstehe "viel davon" - allerdings: Er werde "es wohl auch nicht allgemeinverständlich erklären" können, meinte Weizsäcker. In der Tat, auch Meixner konnte nur von einem "Prinzip des detaillierten Gleichgewichts" sprechen, oder von einer "Beziehung zwischen Thermodiffusion und Diffusionsthermoeffekt".

Immerhin versuchte der "Spiegel" sich nach solchen verstörten, einleitenden Worten dann doch noch an einer - vielleicht ansatzweise sogar brauchbaren - Erläuterung (2):

Daß Energie (beispielsweise die Bewegungs-Energie stürzender Wassermassen) nicht verlorengehe, sondern sich allenfalls in andere Formen der Energie (im Kraftwerk beispielsweise in elektrische Energie) verwandelt, hatte der Schiffsarzt Robert Mayer 1842 als ein Grundgesetz der Natur erkannt. Diesen sogenannten Ersten Hauptsatz der Wärmelehre ergänzten die Wissenschaftler hernach immer weiter. Aber alle Berechnungen, die sie über Vorgänge bei der Umwandlung verschiedener Energieformen anstellen konnten, blieben vergleichsweise wirklichkeitsfern: Sie bezogen sich auf Systeme, die in einem Gleichgewichtszustand verharren. Bei schnell ablaufenden Prozessen der Energieveränderung, wie sie in der Natur vorkommen - etwa bei einem Feuer oder bei einer Explosion -, ließen sich allenfalls der Anfangs- und der Endzustand berechnen. Onsagers wissenschaftliche Tat ist es, auch für den Übergang von einem Gleichgewichtszustand in einen anderen mathematische Formeln entwickelt zu haben, "die sich in der Praxis gut bewährt haben" (Weizsäcker).  Onsager hatte diese Formeln ursprünglich nur für chemische Prozesse aufgestellt. Aber es zeigte sich, daß sie vielfältig anwendbar waren, so in der Halbleiter-Technik, in der Biologie - und schließlich auch, als US-Wissenschaftler ein Verfahren suchten, die Atombombe zu bauen.

Und in der Tat waren es ja auch "schnell ablaufende Prozesse der Energieveränderung", für die Manfred Eigen ein Jahr vor Lars Onsager den Nobelpreis erhalten hatte und bei diesem Anlaß in seiner Rede gesagt hatte, daß er sich "schämen" würde, den Nobelpreis vor Lars Onsager zu erhalten (siehe unten)(12). Auch das Nobelpreis-Komitee hatte erst noch auf die Leistungen Onsagers hingewiesen werden müssen, so sehr blühten sie auch damals schon "im Verborgenen".

In der Wochenzeitung "Die Zeit" erschien 1968 ebenfalls ein Artikel zur Verleihung des Nobelpreises an Lars Onsager. Der Artikel selbst verbirgt sich hinter einer Bezahlschranke. Aber schon der Titel sagt viel aus (3):

"Formeln für die Chemie von morgen - Lars Onsager entwickelte eine Mathematik für viele Vorgänge in der Natur."

Josef Meixner in Aachen - Ein "deutsche Onsager"?

Abb. 2: J. Meixner (5)

Und wer war der im eben zitierten Text genannte Professor Josef Meixner (1908-1994) (Wiki)?

Als der bekannte belgische Chemiker Ilya Prigogine 1977 den Nobelpreis erhielt, gab es Gerüchte, daß an seiner Stelle auch Josef Meixner mit diesem hätte ausgezeichnet werden können (4):

Ein bedeutender Anteil der Forschungsarbeit von Meixner war mit der Thermodynamik irreversibler Prozesse befaßt. Er wird deshalb zu den Gründervätern dieses Forschungsgebietes gerechnet. Er wies darauf hin, daß Onsager's Symmetrie-Gesetze wichtige Konsequenzen hatten. Über viele derselben berichtete er in in einem berühmten Artikel zusammen mit Helmut G. Reik in der Encyclopedia of Physics III (Springer, 1959). Der Nobelpreis für Chemie wurde 1977 an Ilya Prigogine (1917-2003) verliehen (...), insbesondere für seine Arbeit über die Thermodynamik irreversibler Prozesse. Es wird erzählt, daß das Nobelpreiskomitee vier zusätzliche Stunden brauchte, um zu einer Entscheidung zu kommen. Und es gab Gerüchte, daß Meixner ebenfalls als Kandidat gehandelt wurde. Meixners erste grundlegende Arbeit datiert zurück auf das Jahr 1941, Prigogine's Arbeit begann 1947. Tatsächlich schreiben D. Bedeaux und I. Oppenheim in ihrem Nachruf auf Mazur: "Josef Meixner stellte 1941 und Ilya Prigogine unabhängig davon 1947 eine zusammenhänge phänomenologische Theorie irreversibler Prozesse auf, die Onsager's Reziprozitäts-Theorem beinhalteten und die explizite Berechnung für einige Systeme der sogenannten Entropie-Quellen-Stärke. Kurz danach stießen Mazur und de Groot zu dieser Gruppe der Gründungsväter hinzu des neuen Gebietes der Nichtgleichgewicht-Thermodynamik. Außerdem schreiben A. R. Vasconcellos et al.: "Vor über zwanzig Jahren gab J. Meixner in Arbeiten, die nicht die verdiente Verbreitung fanden, einige überzeugende Argumente um zu zeigen, daß es unwahrscheinlich ist, daß ein Nichtgleichgewicht ... [?] [weiteres hinter einer Bezahlschranke]". 1975 sprachen Prigogine und Meixner beide auf einer Akademie-Sitzung in Düsseldorf. 
Original: A major part of Meixner's research work concerned the thermodynamics of irreversible processes, and he is counted as one of the founding fathers of that field. He pointed out that Onsager's symmetry laws had important consequences, many of which he reported on in a famous article with Helmut G. Reik in Encyclopedia of Physics III (Springer, 1959). The Nobel Prize for Chemistry for the year 19777 was awarded to Ilya Prigogine (1917–2003) (...), especially for his work on the thermodynamics of irreversible processes. It was said the Prize Committee spent 4 overtime hours before reaching its decision, and there were rumors that Meixner was also a candidate. Meixner’s first basic paper in the matter dates back to 1941, Prigogine’s work started in 1947. In fact, D. Bedeaux and I. Oppenheim in their obituary notice on Mazur write: “Josef Meixner in 1941 and, independently, Ilya Prigogine in 1947 set up a consistent phenomenological theory of irreversible processes, incorporating both Onsager’s reciprocity theorem and the explicit calculation for some systems of the so-called entropy source strength. Shortly thereafter, Mazur and de Groot joined this group as founding fathers of the new field of nonequilibrium thermodynamics”. Furthermore, A. R. Vasconcellos et al. write: “J. Meixner, over twenty years ago in papers that did not obtain a deserved diffusion gave some convincing arguments to show that it is unlikely that a nonequilibrium ” (...) [?]. In 1975 both Prigogine and Meixner lectured at an Academy session in Düsseldorf.

Der Konstanzer Biophysiker Gerold Adam (1933-1996) (Wiki) studierte 1951 bis 1958 an der Technischen Hochschule Aachen. Unter diesen Umständen ist es keineswegs ausgeschlossen, daß er wichtige Anregungen (auch) durch Josef Meixner erhielt, zu den Leistungen von Lars Onsager aufzublicken und sich dem von Meixner und Onsager bearbeiteten Forschungsgebiet der Theorie irreversibler Prozesse zuzuwenden. Meixner übrigens war 1931 als Schüler des hoch geehrten Arnold Sommerfeld in München promoviert worden. Er hat während des Zweiten Weltkrieges an der Eismeerfront in Finnland Kriegsdienst geleistet. Von 1944 bis 1974 lehrte er Theoretische Physik an der Technischen Hochschule Aachen. 1942 hatte er - ebenso wie Onsager - wichtige frühe Arbeiten zur Thermodynamik irreversibler Prozesse veröffentlicht. 1962 wurde - vermutlich doch vor allem auf Betreiben von Josef Meixner - Onsager die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Aachen zuerkannt. Aus diesem Anlaß hielt Meixner eine Ansprache, die - als Onsager den Nobelpreis erhielt - auch in den "Physikalischen Blättern" veröffentlicht wurde. In dieser führte er unter anderem aus (6): 

Eine weitere hervorstechende Leistung Onsagers ist die Theorie des zwei-dimensionalen Ising-Modells  des  Ferromagnetismus.  Wir  sehen  hier  einen ganz neuen Aspekt  seiner wissenschaftlichen  Arbeit. (...) Beim Ising-Modell lag ein wohlformuliertes physikalisches Problem vor, und die Leistung Onsagers ist hier  als rein  mathematisch  anzusehen,  aber als solche ein hervorragendes Kunstwerk des Geistes. Ihre überragende Bedeutung liegt  in zwei Richtungen. Sie gab die exakte Lösung für eines der wichtigsten und schwierigsten Probleme der statistischen Mechanik, wenn auch nur an einem physikalisch gesehen einfachen Modell, und damit zum ersten Mal eine Beurteilungsmöglichkeit der für kompliziertere Fälle auch heute noch unentbehrlichen Näherungsverfahren. Sie stellte aber auch, neben der Einstein-Kondensation, den einzigen Fall dar, in dem es gelungen war, die statistische Theorie einer Phasenumwandlung mathematisch vollkommen explizit und streng zu behandeln.

Meixner hält außerdem fest (6):

Wir dürfen wohl annehmen, daß die theoretischen Vorlesungen (Onsagers) für den jungen Chemiker etwas schwierig sind, und so nimmt es uns nicht wunder, daß die Onsagersche Vorlesung über statistische Mechanik I und II von den Studenten (in den USA) als Norwegisch I und II bezeichnet wurde. (...) Onsager wird als ein brillanter Wissenschaftler mit einer ungeheuren Konzentrationskraft bezeichnet. Seine Erfolge sind wohl letzten Endes darin begründet, daß er nie mit halben Lösungen zufrieden war, daß er vielmehr sich stets bemühte, die physikalische Natur eines Vorgangs oder einer Eigenschaft in voller Klarheit zu erfassen, um dann sein Problem ungehindert durch alle Schwierigkeiten einer eleganten und vollständigen  Lösung zuzuführen.

"Eine der höchsten geistigen Leistungen"

Auf die Lebensleistung von Lars Onsager wurde auch einmal eingegangen in einer grundlegenden Aufsatzreihe benannt "Die Evolution aus der Sicht der Naturwissenschaft und der Philosophie". Hier sollte nämlich einleitend als grundlegenderer Gedankengang erläutert werden (7),

daß die Gültigkeit einer Einsicht nicht dadurch bestimmt ist, wie viele sie wirklich „verstehen“. (…) Der Nachvollzug der einzelnen Erkenntnisschritte durch andere Menschen (…) kann ein so schwieriger sein, daß er dann nur von wenigen erfolgreich begangen wird. Vor allem auch die physikalisch-theoretischen Wissenschaften bieten eine Fülle von Beispielen hierfür. Aus der Vielzahl sei hier nur noch ein weniger bekanntes Beispiel genannt, das aber für die folgenden Beiträge zu unserem Rahmenthema wesentlich ist. Im Jahre 1944 ist dem norwegischen Physiker Lars Onsager die „exakte Lösung für den feldfreien Sonderfall des zweidimensionalen Isingmodelles“ gelungen. Das „zweidimensionale Isingmodell“ stellt eine regelmäßige Anordnung von Elementarmagneten in einer Fläche dar, deren Verhalten ohne äußeres Magnetfeld von Onsager berechnet werden konnte. Die Onsager'sche Theorie stellt eine der höchsten geistigen Leistungen in den Naturwissenschaften dar. Wichtige Ergebnisse dieser Berechnungen konnten erst Jahre später von anderen Wissenschaftlern nachgerechnet werden. Wesentliche Verbesserungen dieser Lösung, wie etwa ihre Erweiterung auf die Situation mit Magnetfeld oder gar auf den dreidimensionalen Fall (räumlich-kristalline Anordnung der Elementarmagnete) sind bis heute noch nicht gelungen. Die außerordentlichen Schwierigkeiten bei der Beschreibung des Isingmodelles rühren von der ungeheuren Vielzahl der möglichen Wechselwirkungen zwischen je zweien der (sehr vielen) Elementarmagnetchen her. Die Betrachtung des gemeinsamen („kooperativen“) Verhaltens von winzigen Magneten erscheint zwar auf den ersten Blick nicht sonderlich interessant; doch ist das Isingmodell der wohl übersichtlichste Fall der Beschreibung einer Ansammlung von vielen gleichartigen, miteinander wechselwirkenden Untereinheiten. Seine mathematische Formulierung ist daher fast ohne Abänderung auf die Beschreibung einer Fülle von anderen, auf den ersten Blick grundverschiedener Anordnungen von miteinander wechselwirkenden Untereinheiten übertragbar, wie sie zum Beispiel die Moleküle bei den Vorgängen der Entmischung von Lösungen oder des Schmelzens/Kristallisierens, die Molekülsorten bei der präbiotischen Evolution oder die Menschen bei der Meinungsbildung in einer Bevölkerung darstellen.

Daß die Meinungsbildung in einer Bevölkerung den gleichen Gesetzen folgen könnte wie sie sonst in der Natur in "komplexen Systemen" vorkommen, wird etwa recht anschaulich behandelt in dem Buch "Erfolgsgeheimnisse der Natur" des Stuttgarter Physikers Hermann Haken. Dieses Buch stellt ebenfalls eine allgemeinverständliche Hinführung zum Thema der Theorie komplexer Systeme dar, für die Lars Onsager die wichtigsten theoretischen Grundlagen gelegt hatte.

Die meistzitierte Arbeit von Lars Onsager ist tatsächlich diejenige über das Ising-Modell von 1944 (8).

Wenn man einem Wissenschaftler wie Onsager also nur schwer über die Inhalte seiner Forschungen näher kommen kann, so vielleicht doch ein wenig mehr über einige Angaben zu seinem sonstigen Leben. Onsager ist in Oslo aufgewachsen, hat in er Schule eine Klasse übersprungen und im Jahr 1920 ein Chemie-Studium an der Universität Trondheim aufgenommen (14):

Schon während seines Studiums zeigte er seine Unabhängigkeit als er sich auf eigene Faust ein breites und tiefgehendes Wissen auf dem Gebiet der Mathematik aneignete und während er sich mit dem jüngst (1923) veröffentlichten Durchbruch in der Elektrolyt-Theorie von Pieter Debye und seinem Assistenten Hückel beschäftigte. Onsager fand einen Fehler in jenem Teil der Theorie, der die Leitfähigkeit des Elektrolyts betraf. Nach seinem Studienabschluß als Chemie-Ingenieur der Universität Trondheim reiste er 1925 nach Zürich, um Debye zu besuchen. Der unbekannte 22-Jährige aus Norwegen marschierte in das Arbeitszimmer des berühmten Wissenschaftlers mit den Worten: "Professor Debye, Ihre Theorie der Elektrolyte enthält einen Fehler!" Der berühmte Debye war den dreisten jungen Mann nicht hinaus. Im Gegenteil, in der nachfolgenden Diskussion war er so beeindruckt von dem jungen Norweger, daß er ihm eine Stelle als sein Assistent für das nachfolgende Jahr anbot. (...) Seine Verbesserungen der Theorie von Debye und Hückel über die Leitfähigkeit der Elektrolyte verschaffte ihm bald einen Namen unter den Elektrolyt-Experten.
Already during his studies, he showed his independence by acquiring on his own a broad and profound knowledge of mathematics, and by familiarizing himself with the recently published (1923) breakthrough in electrolyte theory by Pieter Debye and his assistant Hückel. (An electrolyte is a solution of ionized molecules, and can conductelectricity.) Onsager found an error in that part of the theory which concerns the conductivity of the electrolyte. After his graduation as a chemical engineer from NTH he travelled, in 1925, to Zürich to visit Debye. The unknown 22-year old from Norway walks into the famous scientist’s office with the announcement: ‘‘Professor Debye, your theory of electrolytes is incorrect!’’ But the famous Debye does not throw out the impudent youngster. On the contrary, in the subsequent discussion, he is so impressed by the young Norwegian that he offers him a job as his assistant for following year. (...) His improvements of Debye and Hückel’s theory of electrolytic conduction quickly earned him a name among the experts on electrolytes.

1932 reichte er seine Doktorarbeit an der Universität Trondheim ein, die nur 37 Seiten umfaßte, die er aber dennoch als die "beste seiner bisherigen Arbeiten" charakterisierte. Infolge anderer drängender Arbeiten hätte er nicht die Muse, seine Doktorarbeit ausführlicher zu schreiben. Der Universität war das dennoch zu wenig. Onsager soll gesagt haben (14):

Allerhand Leute gibt es, darunter sicherlich viele talentierte, die sich mit Methoden bewaffnen und dann auf die Jagd nach behandelbaren ("vulnerable") Problemen gehen. Ein Problem aber gemäß seiner eigenen Bedingungen zu akzeptieren und sich seine eigenen Waffen schmieden - das erst ist wirklich erstklassig!
There are a lot of folks, some quite talented, who arm themselves with methods and then go hunting for vulnerable problems; but to accept a problem on its own terms, and then forge your own weapons - now that’s real class!

1933 lernte Onsager in Österreich seine nachmalige Ehefrau Gretl kennen. Darüber wird berichtet (9):

Onsager blieb an der Brown-Universität bis 1933. (...) Im Sommer jenes Jahres weilte Lars in Europa und besuchte H. Falkenhagen, den österreichischen Elektrochemiker. Falkenhagen fühlte sich aber unpäßlich und bat deshalb seine Stiefschwester Gretl (Margarethe Arledter), sich um Lars zu kümmern. Gretl sah ihn die Treppen herauf kommen - einen sehr gut aussehenden jungen Mann, von dem ihr Bruder ihr gesagt hatte, er wäre "seiner Zeit weit voraus". Dann gingen sie zum Essen aus. Wie immer war Lars aber von sehr zurückhaltendem Wesen. Nach dem Essen schlief er auf der Terrasse. Dann wachte er auf und fragte sie: "Sind Sie verliebt?" Acht Tage später verlobten sie sich - Margarethe war 21 und Lars 29. Am 7. September 1933 heirateten sie.
Original: Onsager remained at Brown University until 1933, when the economic depression made it necessary for his appointment to be discontinued; it would have been impossible for the chemistry department to convince the university that his services as a teacher were indispensable. In the summer of that year Lars was in Europe, and went to visit H. Falkenhagen, the Austrian electrochemist. Falkenhagen was unwell at the time and asked his sister Gretl (Margarethe Arledter) to entertain Lars. Gretl saw him coming up the stairs—a very handsome young man who her brother had told her was ‘well ahead of his times’. They went out to dinner, but Lars was his usual reticent self. After dinner he fell asleep on the patio, and then woke up and asked: ‘Are you romantically attached ?’ They became engaged 8 days later - Margarethe at 21 and Lars at 29 - and got married on 7 September 1933.

Aus der Ehe sollten vier Kinder hervor gehen. Onsager erhielt 1934 eine Professur. Da er aber nie promoviert hatte, mußte er 1935 nachträglich eine Doktorarbeit einreichen. Aber weder die Chemiker, noch die Physiker fühlten sich ihrer komplizierten Mathematik gewachsen. Sie gaben sie deshalb an die Mathematiker weiter. Dort war man dann hoch erfreut über Onsager's Arbeit und befürwortete die Promotion.

"Die Onsager'sche Lösung hätte ich nicht heraus bekommen"

Das Ehepaar Onsager kaufte sich in den USA einen Bauernhof, auf dem Lars mit großer Begeisterung Gemüse anbaute und das Landleben genoß. Onsager schwamm gerne. Und bis an sein Lebensende unternahm er Skitouren (9).

Da Gretl und Lars in den USA "Ausländer" waren, wurde Onsager nicht für jene Forschungen herangezogen, die in Zusammenhang mit der Kriegsführung standen. Für Onsager hatte das wertvolle Folgen (9):

Er fand Zeit, um so angestrengt oder noch angestrengter zu denken als er es jemals zuvor getan hatte, um ein Schlüsselproblem in der Physik zu klären, von dem andere mit guten Gründen angenommen hatten, daß es jenseits der Möglichkeiten der menschlichen Intelligenz liegen würde. (...) Sie nahm die Welt der Theoretischen Physiker im Sturm. (...) So wie es Pippard im Jahr 1961 beschrieb: "Onsager's exakte Behandlung, die eine Sensation hervorrief, als sie erschien, zeigte, daß die spezifische Wärme tatsächlich am Übergangspunkt zur Unendlichkeit anwuchs, ein Phänomen, das jene sehr grundlegend verwirrte, die sich sicher waren, daß Schwankungen immer ausgeglichen würden durch die Schroffheit, die durch die Annäherungen in der Analyse geschaffen wurden. (....) Diese Arbeit gab dem Studium kooperativer Phänomene einen ganz neuen Schwung ... und es ist sicherlich die wichtigste Einzelleistung in diesem wichtigen Forschungsfeld."
Original: He was able to find the time to think as hard, or harder, than ever before and to solve a key problem in physics others might well have believed to lie beyond the reach of human intelligence. (...) It took the world of theoretical physics by storm. (...) As Pippard wrote, in 1961: "Onsager's exact treatment, which created a sensation when it appeared, showed that the specific heat in fact rose to infinity at the transition point, a phenomenon which profoundly disturbed those who were sure that fluctuations always smoothed over the asperities which were created by approximations in the analysis. This work gave a new impetus to the study of cooperative phenomena, ... and it is certainly the most important single achievement in this important field."

Unter Physikern erzählt man sich Anekdoten wie diese (9): 

Lev D. Landau (...) sagte zu V. L. Pokrovskii, daß während die Arbeiten anderer Theoretiker seiner Generation für ihn keine wirkliche Herausforderung darstellen würden, er sich nicht vorstellen könne, daß er selbst die Onsager'sche Lösung des Ising-Modell's herausbekommen hätte.
Original: Lev D. Landau, whose own general phenomenological theory of phase transitions was fatally undermined by Onsager's results, told V. L. Pokrovskii that while the work of other theorists of his generation presented no real challenges to him, he could not envisage himself accomplishing Onsager's solution of the Ising model.

Der hier genannte sowjetische Theoretische Physiker Lev Landau (1908-1968) (Wiki) hatte 1929 bei Werner Heisenberg in Leipzig und bei anderen Physikern in Deutschland studiert (Wiki):

Er teilte Physiker in eine logarithmische Skala von 0 bis 5 ein (0 war die höchste Stufe), stufte Einstein bei 0,5 ein, die Väter der Quantenmechanik (Schrödinger, Bohr, Heisenberg, Bose, Dirac, Wigner) bei 1, sich selbst anfangs bei 2,5, und relativ spät in seiner Karriere bei 2.

Die Theoretischen Physiker und Chemiker der damaligen Generation erzählten sich noch viele andere, sie außerordentlich beeindruckenden Erlebnisse mit Lars Onsager. So etwa auch der bekannte amerikanische Physiker Richard Feynman (9, S. 458f). Sie berichteten auch darüber, daß Onsager das Ergebnis seiner Forschungen nicht selten intuitiv vorausahnte und mit seinen mathematischen Berechnungen diese Intuition dann nur noch rational nachvollzogen hat, also quasi "ratifiziert" hat (9).

Erst vor drei Jahren, 2018, schrieb der indischer Chemiker Biman Bagchi über Lars Onsager (10):

Über ihn wird oft gesagt, auch heute noch, daß er der "beste Mathematiker" war, den es in der Theoretischen Physik und in der Theoretischen Chemie jemals gegeben habe.
Original: He is often cited, even today, as the “best calculator” that theoretical physics and theoretical chemistry has ever seen.
Über Julian H. Gibbs, der zusammen mit dem nachmaligen Konstanzer Biophysiker Gerold Adam (1933-1996) (Wiki) eine bis heute oft zitierte Arbeit über das physikalische (ebenfalls kooperative irreversible) Phänomen die Glasbildung vorlegte ("Adam-Gibbs"), berichtet Biman Bagchi in diesem Zusammenhang (10):
Mein eigener Doktorvater an der Brown-Universität, Julian H. Gibbs, verbrachte ein gemeinsames Jahr mit Onsager in Cambridge. Gibbs war dort als Guggenheim Fellow tätig. Er erzählte mir, daß Onsager sich gerne viel mit ihm zu unterhalten habe, weil sie beide die einzigen Amerikaner in der Theoretischen Physikalischen Chemie in Cambridge waren. Gibbs erzählte, daß Onsager wissenschaftlich unglaublich und ein ebenso fröhlicher wie warmherziger Mensch gewesen sei. Gibbs fand Onsagers Ansatz auf so hoher Verständnisebene angesiedelt, daß er Mühe hatte, mit ihm Schritt zu halten.
My own thesis adviser at Brown University, Julian H. Gibbs, overlapped about a year with Onsager at Cambridge where Gibbs was a Guggenheim Fellow. Gibbs told me that Onsager used to talk a lot with him because they two were the only Americans in theoretical physical chemistry at Cambridge. Gibbs told me that Onsager was incredibly smart with science, and was quite a jolly and warm guy. Gibbs found Onsager’s approach so high level that he had to struggle to keep up with him. 

Und Biman Bagchi schreibt bewundernd weiter (10): 

In diesem Zusammenhang muß ich den Leser daran erinnern, daß Julian Gibbs selbst außergewöhnlich war. Neben anderem sind ja seine Theorien über die Glasbildung (Adam-Gibbs, Gibbs-DiMarzio) sehr bekannt.
Original: I need to remind the reader that Julian Gibbs himself was outstanding, and his theories of glass transition (Adam-Gibbs, Gibbs–DiMarzio) among others, are well-known.

Die hier erwähnte "Adam-Gibbs"-Arbeit wurde dementsprechend 1982 mit dem "Citation Award" ausgezeichnet (11). Der Konstanzer Biophysiker Gerold Adam, mit dem zusammen Julian H. Gibbs eine der beiden eben genannten "außergewöhnlichen" Arbeiten vorlegte, erforschte später - ebenfalls als Theoretischer Physiker - Phasenübergänge bei der Nervenerregung. Vielleicht hatten diese Forschungen Onsager's Interesse geweckt, und vielleicht war Onsager in den 1970er Jahren in diesem Zusammenhang zu Besuch nach Konstanz gekommen.

Außer mit dem genannten Citation Award ist Gerold Adam unseres Wissens niemals mit einem Wissenschaftspreis ausgezeichnet worden, während Julian Gibbs und Edmund A. DiMarzio 1967 in Chicago gemeinsam den Preis für Hochpolymer-Physik der Amerikanischen Physikalischen Gesellschaft erhalten haben. Der Autor dieser Zeilen hat DiMarzio vor einigen Jahren (2014) angeschrieben und erfahren, daß DiMario es bedauert, Gerold Adam niemals persönlich begegnet zu sein.

Manfred Eigen - Sein Hinweis an das Nobelpreisträgerkomitee 

Der Chemiker Manfred Eigen hatte 1967, ein Jahr vor Lars Onsager den Nobelpreis erhalten. Eigen berichtet darüber (12):

In meiner Nobelrede sagte ich den Satz: I am ashamed to receive this price before Lars Onsager. Lars Onsager war einer der großen theoretischen Chemiker unserer Zeit. Er hatte eine allgemeine Theorie irreversibler Vorgänge nahe am thermodynamischen Gleichgewicht erstellt. Die chemische Relaxationsspektrometrie, die experimentelle Methode, für die ich den Preis erhielt, basiert auf Gleichungen, die wir aus Onsagers linearen Ansätzen entwickeln konnten. Onsager, der ungefähr eine Generation älter war als ich, war klarer Kandidat für einen Nobelpreis, jedoch sein Werk war reine Theorie. Nach meinem Vortrag kam Arne Tiselius, ebenfalls ein Chemie Nobel-Laureat und zu jener Zeit Präsident der Nobel Foundation, zu mir und sagte: If you mean what you said about Onsager, you have to write me a letter in which you state clearly that Onsager’s theory was important for the development of your experimental methods.Ich habe diesen Brief geschrieben und Onsager bekam im darauf folgenden Jahr den Nobelpreis für Chemie.

Dieser Bericht ist noch einmal ein Hinweis darauf, daß das Bewußtsein von der wissenschaftliche Leistung von Lars Onsager auch innerhalb der Wissenschaft selbst nur bei wenigen vorhanden war. Auf diese Weise kann es immer wieder dazu kommen, daß bedeutende Wissenschaftler bei der Verleihung des Nobelpreises "vergessen" werden. 

Übrigens kann gegen den Mythos, daß ein Theoretiker wie Onsager keinerlei praktische Fähigkeiten aufweisen würde, vieles angeführt werden. Es wird berichtet, daß Onsager ein begeisterter Gärtner war, daß er alle Reparaturen zu Hause selbst besorgte. Und von einer Physiker-Rundreise durch Japan anläßlich einer wissenschaftlichen Konferenz daselbst nach dem Zweiten Weltkrieg wird berichtet, daß der Reisebus von der Straße in einen Graben abgerutscht sei (14):

Die Fahrer, die örtlichen Bauern und die Physiker standen herum und brabbelten in allerhand Sprachen bis Onsager, einen Seufzer ausstoßend kraftvoll die Verantwortung übernahm. Er organisierte eine Arbeitsgruppe von örtlichen Bauern, die eine Behelfsbrücke über den Graben legen sollten, arrangierte ein System von Hebestangen und mit den Muskeln von zwanzig bis dreißig Physikern und Onsagers Ansage und Aufmunterung brachten wir den Bus - zu unserem Erstaunen - wieder zurück auf die Straße.
Drivers, local farmers, and physicists stood around jabbering in several languages until Onsager, with a sigh, firmly took charge. He organised a work crew of local farmers to dismantle a log bridge over the ditch, arranged a system of levers, and with the muscle of 20 or 30 physicists and Onsagers’s direction and encouragement we, to our astonishment, put the bus back on the road.

 

Weitere Erinnerungen zum Onsager-Besuch in Konstanz  

Ergänzung 15.2.2021: Nach Veröffentlichung dieses Beitrages erhalten wir noch ergänzende Angaben zu dem Onsager-Besuch in Konstanz im Jahr 1975 von Seiten der Ehefrau des damals einladenden Hochschullehrers. Auslöser, so schreibt sie, könnte ein wissenschaftlicher Aufsatz von 1971 gewesen sein (13), der - wie auf Google Scholar festgestellt werden kann - auffallender Weise bis heute nie zitiert worden ist, der also ansonsten heute offenbar nie die Aufmerksamkeit in der Wissenschaft auf sich gelenkt hat. Es wird jedenfalls geschrieben: 

Es kann gut sein, daß Onsager selbst die Verbindung zu Gerold gesucht hat. Gerold hat auch eine Arbeit über das zweidimensionale Isingmodell veröffentlicht (1971: "Kinetik des zweidimensionalen Isingmodells in der Braggs-Williams-Näherung: Kleine Auslenkungen aus dem Gleichgewicht"). Onsager hielt einen Vortrag an der Uni, den vermutlich Gerold angeregt hat. Den Titel kenne ich nicht. Er wäre in denkbar schlechtem Englisch gewesen, meinte Gerold. 

Nach dem Vortrag saß er in Gerolds Arbeitszimmer in der Uni und schwieg und Gerold machte ihm einen Tee und schwieg auch.

Wir hatten ihn auch bei uns zuhause zu Besuch. Er freute sich über die 4 kleinen weißen Stiefelpaare (der Kinder) vor unserer Haustüre. An ihn selbst kann ich mich kaum erinnern. Er muß schon 70 Jahre alt gewesen sein.

Im Gespräch ging es auch über Steine mit Keilschriften, die in Mittelamerika gefunden worden waren. Das bedeutete, daß Europäer schon dort gewesen sind. Er: man weiß es, aber es wird nicht darüber gesprochen, d.h. es wird verschwiegen. Den Wortlaut weiß ich nicht mehr genau.

Seine Frau stamme aus "Marburg an der Drau“, ich wußte, daß dies das heutige Maribor ist, unsere anderen Gäste, ein junges Wissenschaftlerpaar, jedoch nicht. 

Er, ein Weinkenner, wußte auch, wie ein bestimmter Kärntner Wein 1936 (?) schmeckte. Auf die Frage Gerolds, was er von unseren französischen Rotweinen von 1933 und 1943 hielte: wenn wir je dran denken wollten, sie zu trinken, sollten wir nicht mehr allzu lange warten.

Es war in meiner Erinnerung ein sehr netter Abend gewesen.

Eingeleitet worden war die Zuschrift mit den Worten:

Deine Anfrage hat alte Erinnerungen wieder aufleben lassen. 1974 - Dez. 1976 wohnten wir in einem sehr kleinen Häuschen zur Miete in Konstanz/Wollmatingen, Mitte Dez. 76 zogen wir in unser eigenes Haus.

____________ 

  1. Onsager, Lars: Zur Frage des Ursprungs des Lebens, Nobelpreisträger-Tagung in Lindau 1975, https://www.mediatheque.lindau-nobel.org/videos/31467/once-upon-a-time-questions-on-the-origin-of-life-german-presentation-1975/meeting-1975
  2. Raunen auf dem Gang. In: Der Spiegel, 45/1968, 04.11.1968, https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45935170.html
  3. Hopmann, Rudolf: Formeln für die Chemie von morgen - Lars Onsager entwickelte eine Mathematik für viele Vorgänge in der Natur, ZEIT Nr. 45/1968, 8. November 1968, https://www.zeit.de/1968/45/formeln-fuer-die-chemie-von-morgen
  4. Paul L.Butzera, Tom H.Koornwinderb: Josef Meixner: His life and his orthogonal polynomials. In: Indagationes Mathematicae, Volume 30, Issue 1, January 2019, Pages 250-264, https://doi.org/10.1016/j.indag.2018.09.009.
  5. F. Schlögl: Persönliches: Josef Meixner. In: Physik Journal. 50, 1994, S. 584–584, doi:10.1002/phbl.19940500619.
  6. Meixner, Josef: Chemie‐Nobelpreis 1968 für Lars Onsager. (Laudatio vom 23. Juli 1962 anläßlich der Ehrenpromotion von Prof. Onsager an der Rheinisch‐Westfälischen Technischen Hochschule Aachen), In: Physikalische Blätter, Februar 1969, https://doi.org/10.1002/phbl.19690250204.
  7. Leupold, Hermin: Wie erweist sich die Richtigkeit intuitiver Einsichten? Verifikationsprobleme bei wissenschaftlichen und philosophischen Problemen. In: „Die Deutsche Volkshochschule, Folge 61, Mai 1989, S. 1-13 [Zweiter Beitrag der Aufsatzreihe zum Rahmenthema: Die Evolution aus der Sicht der Naturwissenschaft und der Philosophie] 
  8. Onsager, Lars: Crystal Statistics. I. A Two-Dimensional Model with an Order-Disorder Transition. In: Phys. Rev. 65, 117 – Published 1 February 1944, https://journals.aps.org/pr/abstract/10.1103/PhysRev.65.117
  9. Longuet-Higgins, Hugh Christopher; Fisher, Michael Ellis: Lars Onsager, 27 November 1903 - 5 October 1976 - Obituary. Biographical memoirs. Published:01 November 1978, https://doi.org/10.1098/rsbm.1978.0014
  10. Bagchi, Biman: Lars Onsager (1903–1976). In: Resonance, Oktober 2018
  11. Adam, Gerold; Gibbs, Julian H.: On the Temperature Dependence of Cooperative Relaxation Properties in Glass‐Forming Liquids. In: J. Chem. Phys. 43, 139 (1965)
  12. Eigen, Manfred: Anmerkungen eines Preisträgers. In: Das Göttinger Nobelpreiswunder - 100 Jahre Nobelpreis - Vortragsband, hrsg. von Elmar Mittler und Fritz Paul, Göttingen 2004, S. 53ff
  13. Adam, Gerold: Kinetik des zweidimensionalen Ising-Modelles in der Bragg-Williams-Näherung: kleine Auslenkungen aus dem Gleichgewicht. In: Zeitschrift für Physikalische Chemie, Bd. 74, S. 78-80 (1971), doi:10.1524/zpch.1971.74.1_2.078, https://www.degruyter.com/document/doi/10.1524/zpch.1971.74.1_2.078/html
  14. Hauge, Eivind H.: Lars Onsager - The NTH student who became one of the greatest scientists of the 20th century. In: Energy 30 (2005), S. 787-793 (Academia)  

Die Liebe, die Wissenschaft und Max Delbrück

Wie fühlt es sich an, einen genialen Wissenschaftler zum Freund zu haben?

Der Konstanzer Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer (geb. 1947) (Wiki) hat die bis heute ausführlichste und gelungenste Biographie über den deutsch-amerikanischen Biophysiker und Nobelpreisträger Max Delbrück (1906-1981) (Wiki) geschrieben. In der Erstauflage trug sie den Titel "Licht und Leben" (1). Bei dieser Biographie handelt es sich um ein hinreißendes Buch. Der Geist zweier Generationen von Wissenschaftlern, die im Leben von Max Delbrück eine Rolle gespielt haben - sowohl jener Generation, durch die Max Delbrück angeregt worden ist (Niels Bohr etwa) oder jene Generation, die von Max Delbrück angeregt worden ist - beides findet sich in diesem Buch wieder.

Der Öffentlichkeit ist Ernst Peter Fischer nach der Veröffentlichung dieser Biographie bis heute durch viele weitere Bücher und Vorträge bekannt geworden. Viele Vorträge und Interviews von ihm finden sich auch in Videoform im Internet. Ein Interview aus dem Jahr 2018 mag man nicht zuletzt auch deshalb als wichtig empfinden, weil darin - in den Minuten 14'35 bis 19'48 - davon die Rede ist, daß Max Delbrück als letzte Bemerkung vor seinem Tod an seinen Biografen noch die Frage gerichtet hatte (2):

Wie kannst du es wagen, mein Leben zu beschreiben, wenn du nichts über mein Sex-Leben weißt?

Im Anschluß an das Erzählen dieser Frage bringt Fischer gleich als Beispiel Werner Heisenberg, und daß ein Biograph bei Heisenberg genug zu tun hätte, dessen Wissenschaft zu beschreiben. Doch gerade auch der Fall Heisenberg könnte ebenso gut deutlich machen, wie sehr Max Delbrück mit seiner Bemerkung ins Schwarze getroffen hatte. Denn auch für Heisenberg war - wie wir heute wissen (3) - die erste große, unerfüllte Liebe in seinen Leben für viele Jahre ein sehr bedeutender Lebensinhalt. Er war ihm wichtiger als der Nobelpreis, den er in derselben Zeit erhalten hat. Heisenberg gab in dieser Zeit sogar zum Ausdruck, daß sein ganzes Leben scheitern könne, wenn er bezüglich dieser unerfüllten Liebe nicht zu einer gelungenen Lösung finden würde (3).

Mit wie viel Lebensernst Heisenberg über solche Fragen dachte, geht deutlich genug aus dem sich über viele Jahre hinweg erstreckenden Briefen an seine Eltern hervor (3). Deshalb wird diese Frage von Max Delbrück natürlich auch nicht "die Schnappsidee eines alten Mannes, der stirbt" sein - wie das Ernst Peter Fischer so unernst charakterisiert. Sondern es handelt sich ja schließlich um das menschlichste Thema, das es überhaupt gibt. Es handelt sich um jenes Thema, das uns Menschen erst zu Menschen macht.

Fischer hat nun aber tatsächlich "gewagt", seine Biographie über Max Delbrück zu schreiben, ohne auf dieses Thema Bezug zu nehmen, ohne auf dasselbe einzugehen (1). Und diese Biographie hat nun auch in der Tat aufregende Inhalte genug, als daß es der Behandlung dieses Themas noch zusätzlich bedurft hätte, um sie zu einer aufregenden zu machen. Allerdings hatte der Leser schon bei der ersten Lektüre derselben das Gefühl, daß er mehr wissen können sollte und daß er gerne mehr wissen würde über die Beziehungen von Max Delbrück zu jenen Frauen, die in seinem Leben eine Rolle gespielt haben.

Wenn man aber nun noch zusätzlich erfährt, daß Max Delbrück sogar in dieser Weise eine klare Anregung gegeben hatte, noch dazu kurz vor seinem Tod, so bedauert man es um so mehr, daß sich Fischer auf dieses "Wagnis" eingelassen hat. Die ersten Andeutungen allerdings, die Fischer dann gibt - hinsichtlich des fröhlichen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens in Cold Spring Harbour - sind dann viel zu ungenügend, um aus diesen irgendwelche Schlußfolgerungen ziehen zu können.

James Watson hat in Erinnerungen (4) und Büchern wie "Genes, Girls and Gamov" (5) - vielleicht auch in anderen wie etwa in "Avoid Boring People" - zu diesen Dingen ja ebenfalls schon Andeutungen gegeben, wertvolle Andeutungen. Letzteres ist dem flapsigen Titel des genannten Buches nicht unbedingt anzumerken.

Vom August 1965 bis Dezember 1966 war mein Onkel, der vormalige Konstanzer Biophysiker Gerold Adam (1933-1966) (Wiki), Mitarbeiter von Max Delbrück in Pasadena. Diese Zeit in Kalifornien hat ihn sehr maßgeblich geprägt. Bis zum Tod von Max Delbrück blieb Gerold mit Max in freundschaftlicher Verbindung und im regen Austausch von Briefen. Gerold hatte auch eine Professur erhalten an der - unter maßgeblicher Mithilfe von Max Delbrück gegründeten - Forschungsuniversität Konstanz.

"Du bist Ishi!" (1967)

Mit Hilfe des Briefwechsels zwischen Gerold und Max Delbrück sowie mit Hilfe dessen, was Gerold darüber zu Lebzeiten erzählt hat, können die von Ernst Peter Fischer angesprochenen Fragen noch eine zusätzliche Erläuterung und Veranschaulichung erhalten. Gerold hat erzählt, daß Manny und Max Delbrück während seines Aufenthaltes in Pasadena immer wieder versucht haben, ihn mit jungen Frauen zusammen zu bringen. Denn sie waren der Meinung, es würde ihm gut tun, verheiratet zu sein. Zu diesem Zweck wurden junge Frauen zu gemeinsamen Essen eingeladen. Gerold erzählte, daß Manny und Max Delbrück ihm zum Abschied die damals ganz neu erschienene Biographie über Ishi (Wiki), den berühmten, letzten frei lebenden Indianer Kaliforniens, geschenkt hätten, benannt "Ishi in two worlds" (6). Manny habe in diesem Zusammenhang zu Gerold gesagt: "Du bist Ishi!" Gerold hat auch wiederholt gerne von Ishi selbst erzählt. Ishi ist als letzter Überlebender seiners Stammes auf Angebote von jungen, weißen Frauen, mit ihm Kinder zu haben, nicht eingegangen. Gerolds Unterton war, daß er sich tatsächlich oft selbst als ein solcher "Letzter seines Stammes" fühlte und - wie die Aussage von Manny andeutet - auch von damaligen Freunden so wahrgenommen worden ist.

Gerold ist dann im Dezember 1966 von Pasadena aus - über Island - nach Marburg an seine Heimat-Universität zurück gekehrt (nach fünfjährigem Auslandsaufenthalt). Um die warmherzige Art zu charakterisieren, die Max dann zeitlebens gegenüber Gerold innehielt, sei hier zitiert, was Max gleich nach der Abreise an Gerold schrieb: 

Prost Neujahr! Ich hoffe, daß du nicht auf Island stecken geblieben bist. Ich hatte noch versucht, Dich am Huntington Hotel zu treffen, um Dir Brecht's "Kalendergeschichten" als Reiselektüre mitzugeben. Leider kam ich erst in dem Augenblick an, als Dein Bus schon losfuhr. Zu viel Party letzte Nacht! Alles ist nun sehr ruhig in den Phyco- und Phage-Laboren. M.
Original: Prosit Neujahr! Hope you did not get stuck in Iceland. Tried to see you off at Huntington Hotel and give you Brecht's „Kalendergeschichten“ as Reiselektüre but got there just as your bus pulled out. Too much party in the night before! Now all very quiet in the Phyco and Phage labs. M.
Der Abschied von Gerold war - wie man an diesen Worten erkennen kann - ausgiebig gefeiert worden. Man erhält hier Anregung, einmal in die Kalendergeschichten von Bertolt Brecht (Wiki) hinein zu schauen, die 1949 erschienen sind. Am 27. Januar 1967 beendete Max einen längeren Brief an Gerold mit den Worten: 
Wir alle vermissen Dich. Vor allem ich. M.
We all miss you. I especially. M.
Auch der damals junge Biologe Martin Heisenberg (Sohn von Werner Heisenberg), der damals noch länger bei Max Delbrück blieb, stand kurzzeitig mit Gerold im Briefwechsel. Am 11. März 1967 schrieb Max in einem Brief an Gerold in Marburg etwa auch: 
Lieber Gerold, wie umständlich, einen langen Brief schreiben zu müssen, anstatt einfach runter in die Halle zu zuckeln, um dort die Dinge mit Dir durchzusprechen.
Dear Gerold: What a nuisance it is to have to write a long letter to you rather than trotting down the hall and talking things over.
Der Briefwechsel enthält dann natürlich viel "schwere Kost", nämlich wissenschaftliche Erörterungen im Bereich der theoretischen Biologie und auch Erörterungen darüber, wo Gerold seine wissenschaftliche Laufbahn weiter führen könne. Das kann andernorts noch einmal ausführlicher dokumentiert werden. Es sollen hier nur noch die Ausschnitte zitiert werden, die Bezug haben zu den von Ernst Peter Fischer in seinem Interview aufgeworfenen Fragen. Am 14. April 1967 schrieb Manny an Gerold: 
Lieber Gerry, (...) ich bin froh, daß Du "Ishi" bekommen hast und mit ebenso viel Sympathie für seine Persönlichkeit gelesen hast wie ich schon fest erwartet hatte.
Dear Gerry, (...) I am glad, you received and read "Ischi" with as much sympathy as I counted on you to feel for this personality.

Damit wird deutlich, daß über Ishi schon vor der Abreise von Gerold gesprochen worden war. Manny hatte Gerold das Buch nachgeschickt.

"Was macht dein Liebesleben?" (1968)

Ein Jahr später, am 26. Juni 1968, schrieb Manny aus dem vom Sommersturm umbrausten Cold Spring Harbor an Gerold einen vierseitigen Brief. Sie schildert lebhaft und bildhaft das fröhliche, wissenschaftliche und außerwissenschaftliche Leben dort, das ja aus vielen Berichten über Max gut bekannt ist. Unter anderem schreibt sie: 

Gestern Abend hatten wir eine Hummer-Wein-Party. Jim Watson und seine neue, junge Frau waren da und es sieht dem ersten Augenschein nach nach einer glücklichen Zukunft für sie aus. - Deshalb sagt Max, daß auch Du Mut fassen sollst, eines Tages wirst Du auch eine Begleiterin finden, was um so kostbarer sein wird, nachdem Du so lange ohne eine solche gelebt hast.
Last night we had a lobster wine party. Jim Watson and his new young wife were there and from first appearances it looks like a happy future for them - so Max says, you should take heart for one day you too will find a compagnion, the more precious for having gone long without. 
Das sind so schöne, verständnisvolle Worte. Wer wünscht sich nicht solche Freunde? Und - tatsächlich! Nur wenige Wochen später sollte Gerold seine nachmalige Frau kennen lernen. Max wußte davon freilich noch nichts und schrieb am 27. Oktober 1969 an Gerold als handschriftlichen Zusatz zu einem Brief: 
Was macht Dein Liebesleben? Martin hat Dich überholt.
What about your love life? Martin got ahead of you.

Damit wird Martin Heisenberg gemeint sein. Es ist dies die Zeit, in der Max Delbrück den Nobelpreis erhalten hat. Von da an war er von viel Rummel umgeben. Und es ist dies die Zeit, in der Gerold eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Konstanz erhalten hat.

Hochzeit (1969)

Gerold heiratete am 6. Dezember 1969 in Salzburg. Ob er oder Martin Heisenberg nun schneller waren, wäre womöglich noch einmal zu klären. Als Hochzeitsreise fuhr das junge Paar mit dem Auto durch die Pyrenäen nach Spanien. Manny schrieb am 21. Januar 1970 mit sehr viel Anteilnahme: 

Eure Heiratsanzeige und den Bericht von Eurer wunderschönen Reise durch Spanien haben wir erhalten noch bevor wir Euch hatten gratulieren können! Natürlich hofften wir, Euch rund um den Hochzeitstermin herum zu sehen, irgendwann vor unserem nächsten Besuch in Konstanz, wo wir dann hoffen, Deine Frau kennenzulernen. Ich fragte Patty Reau (?) (die jetzt wieder zurück in Pasadena ist und in Max's Labor an ihrem eigenen Phyco-Projekt arbeitet). Sie sagte aber, daß Deine Frau bei ihr in Konstanz niemals aufgetaucht sei.
We have your wedding announcement and the description of your beautiful trip through Spain already came before we got around the congratulations! Of course, we expected you to see around to the wedding sometime before our next visit to Konstanz when we'll look forward meeting your wife. I questioned Patty Reau (?) (who is now back in Pasadena, installed in Max's lab with her own phyco project) but she replied that your wife never did show up in Konstanz to her.
Im weiteren ist noch von dem Hochzeitsgeschenk die Rede. Der Brief schließt mit: 
Seid glücklich miteinander! Eure Manny und Max.
Be happy together! Yours Manny and Max.

Was für eine herzliche Anteilnahme. So viel an dieser Stelle als Ergänzung zu den Andeutungen von Ernst Peter Fischer, ebenso als eine Ergänzung natürlich zu den wissenschaftlichen Biographien von Gerold und Max Delbrück.

Übrigens kommt uns, nachdem wir diesen Beitrag einmal wieder nach längerem zeitlichen Abstand durchsehen die Erinnerung an Andeutungen Gerolds dahingehend, daß es von Seiten des weiblichen Teils der Mitarbeiterschaft an der Universität in Konstanz sehr wohl gelegentlich Versuche gab, das ausschließliche Band Gerolds zu seiner Frau als doch nicht so ausschließlich zu erachten. Ohne Erfolg.

/ Ergänzung 11.3.25 / Gerold gelang es aber noch in seinen späten Lebensjahren spielend, junge Frauen für sich einzunehmen. Der Verfasser dieser Zeilen weiß, wovon er redet. Seine eigene damalige Partnerin war von Gerold zeitweise mehr eingenommen als von ihm selbst. Was zeitweise sehr viel Unfrieden zwischen den Verfasser dieser Zeilen und sie brachte. 

Dummheiten (1980)

Es soll an dieser Stelle noch auf ein weiteres Interview hingewiesen werden, das in den letzten Jahren zugänglich geworden ist (7). Es handelt such um ein im Jahr 1980 mit Max Delbrück geführtes Gespräch. Das war ein Jahr vor seinem Tod. Max ist deshalb in diesem schon sehr alt. Er antwortet in demselben deshalb vielleicht auch etwas zögerlicher als er das in jüngeren Jahren getan haben wird. Insbesondere anfangs scheint er nach den Worten seiner deutschen Muttersprache zu suchen, die er ja in den USA nicht mehr täglich benutzte.

Aber immer einmal wieder bricht auch in diesem Gespräch sein famoser Humor durch, eine famose, mehr nach innen gekehrte Heiterkeit. Es wird auch deutlich, wie überlegt, wie ernst im Überdenken Max sein konnte, um wie viel Genauigkeit er auch in einzelnen Einschätzungen bemüht war. Als er nach einer etwaigen "preußischen Disziplin" in seinem Elternhaus gefragt wird, verneint er diese zunächst, korrigiert sich dann aber noch einmal: Es wäre vielleicht eine gemäßigte gewesen. Es ist sehr schön zu erleben, wenn ein Mensch so genau ist.

Spürbar ist auch, wie vieles er unausgesprochen läßt, wie vieles er noch außerdem sagen könnte.

Kennzeichnend für ihn ist, daß er mehrmals über Dummheiten redet, die dann erstaunliche Wirkungen zeigten. Die Dummheiten in den Vermutungen von Niels Bohr über Biologie führten dazu, daß er, Delbrück, sich der Biologie zugewandt hat. Sie hatten also eine positive Wirkung. Zuvor hatte seine eigene Dummheit dazu geführt - und auch die von Bohr und anderen - daß die Atomkernspaltung erst im Jahr 1937 entdeckt worden ist und nicht schon drei oder fünf Jahre früher. Ganz richtig sagt Delbrück - aber auch mit jenem überlegenem Abstand, der sich selbst nicht gar so wichtig nimmt, daß sich ohne seine damalige Dummheit die Weltgeschichte doch beträchtlich anders hätte entwickeln können. Er sagt das mit einem so feinen Humor, mit einer so famosen, sanften Heiterkeit.

Vaterfiguren und prägungsähnliches Lernen

Nur allzu offensichtlich ist, daß Gerold einen Menschen wie Max sehr lieben und verehren mußte. Das geht aus mancher Stelle der Briefe zwischen ihnen hervor. Gerold beklagt einmal, daß er in Konstanz niemanden hätte, mit dem er sich so gut unterhalten könne wie mit ihm. Max hatte aber einen außerordentlich großen Freundeskreis. Er kam vielen Aufgaben nach im internationalen Wissenschaftsleben aufgrund seiner großen Bekanntheit. Deutlich ist, daß er für Gerold später nicht mehr so viel Zeit hatte wie Gerold es sich gerne gewünscht hätte.

Mit einem solchen Interview jedoch (7) merkt man, was für eine Gunst des Schicksals - und natürlich auch eigenen Verdienstes - es war, im Leben auf einen solchen Freund wie Max getroffen zu sein. Solche Menschen hat es - vermutlich - schon zu Lebzeiten von Gerold nur noch selten gegeben. Als ich die Biographie "Licht und Leben" einige Jahre nach Gerolds Tod das erste mal las (auf die mich Gerold zu seinen Lebzeiten nie hingewiesen hatte), ging mir erst auf, wieviel an der Art von Gerold auf sein vormaliges Zusammensein mit Max Delbrück zurück zu führen sein könnte. Gerold konnte auch ebenso famos heiter sein wie Max. Und er konnte ähnlich begeisterungsfähig sein wie Max.

Womöglich kann von einer Art prägungsähnlichem Lernen gesprochen werden, das sogar noch an mich - wenigstens ansatzweise - weiter gegeben worden ist, der ich von Gerold sicherlich ebenso stark beeindruckt war, wie Gerold zuvor von Max. Deshalb ist es für den Autor dieser Zeilen auch immer wieder so bewegend, sich mit all diesen Dingen zu beschäftigen. Durch die Person Gerolds hindurch ist er "genötigt" einen Menschen wie Max zu lieben. Womöglich hat Gerold eine bestimmte Art zu sprechen von Max übernommen, eine bestimmte Art zu überlegen, ja, womöglich auch eine bestimmte Art zu lachen. Was für eine glänzende Zeit muß das damals in Pasadena gewesen sein.

Gerold hat noch manches mehr davon erzählt, als jetzt hier wieder gegeben werden soll. Etwa von Ausflügen in die Sierra Nevada. Gerold hat sogar einmal einen Dia-Vortrag darüber gehalten.

Auch hat man das Gefühl, daß Delbrück in dem obigen Interview oft darum bemüht ist, seinen Humor nicht zu sehr durchbrechen zu lassen. Denn er wird da ja doch von einem so durch und durch steifen, trockenen Gesprächspartner interviewt. Der ist ja auch wirklich schon überraschend trocken. Und das konnte eigentlich schon ein Unterhaltungswert für sich sein für Max. Dieser Gesprächspartner ist ja fast eine lebende Karikatur. Aber das durfte Delbrück natürlich nicht zum Ausdruck bringen. Dennoch fragt man sich beim Ansehen ständig - und Delbrück wollte scheinbar diesen Eindruck auch nicht völlig verwischen: Sollten zwei so unterschiedliche Menschen wie diese beiden einander wirklich etwas zu sagen haben?

Interessant auch, wie Delbrück in dem Interview die Zeit in der Atomphysik in Göttingen nach 1925 charakterisiert. Wenn man es recht versteht, hat womöglich Max Delbrück vieles von seiner persönlichen Art wiederum übernommen von seiner eigenen Vaterfigur, als die er ja in diesem Interview so klar und deutlich Niels Bohr charakterisiert.

Was für eine Zeit, was für ein Leben. All diesen Reichtum hat Gerold ohne Zweifel an all jene weiter gegeben, die ihn enger persönlich kennen lernen konnten. Es wäre zu wünschen, daß wir alle uns diesem Reichtum ausreichend würdig gegenüber verhalten würden und uns nicht in Schmach und Schande einem leerlaufenden Mühlrad eines geistlosen, gänzlich unbeschwingten Zeitalters ausliefern würden - so wie diesem heute Milliarden von Menschen ausgeliefert sind.


/ erweitert 5.1.2018;
neu  formuliert 14.3.2020;
überarbeitet 
14.7.22, 11.3.25 /
______________
  1. Fischer, Peter: Licht und Leben. Ein Bericht über Max Delbrück, den Wegbereiter der Molekularbiologie. Universitätsverlag, Konstanz 1985 [Konstanzer Bibliothek, Bd. 2] (= Das Atom der Biologen. Max Delbrück und der Ursprung der Molekulargenetik. Piper-Verlag, München 1988)
  2. Helmut Fink: Fischer • Podcast-Gespräch • Verzauberung oder Entzauberung? Kortizes, 19.12.2018, https://youtu.be/hs9nwJuPpEs 
  3. Bading, Ingo: Werner Heisenberg - Seine erste große unerfüllte Liebe, 10. Januar 2019, https://fuerkultur.blogspot.com/2019/01/werner-heisenberg-und-seine-liebe-zu.html 
  4. Watson, J. D.: Growing Up in the Phage Group. In: Cairns, J.; Stent, G.S.; Watson, J.D. (eds.): Phage and the Origins of Molecular Biology. New York 1966; Expanded Edition. Cold Spring Harbor Laboratory Press 1992, S. 239-245 (Deutsch: Phagen und die Entwicklung der Molekularbiologie. Festschrift für Max Delbrück zum 60. Geburtstag. Berlin (Ost) 1972)
  5. Watson, James D.: Gene, Girls und Gamow. (After the Double Helix, engl. 2001) Piper-Verlag, München 2003
  6. Kroeber, Theodora: Ishi in two worlds. A biography of the last wild Indian in North America. 1961, viele Folgeauflagen; deutsch: Der Mann, der aus der Steinzeit kam (1967) 
  7. Zeugen des Jahrhunderts. Max Delbrück im Gespräch mit Peter von Zahn. 1980, https://youtu.be/ynobDNSnMKc
  8. Bading, Ingo: http://studgendeutsch.blogspot.de/2007/11/die-pipette-ist-meine-klarinette.html
  9. Detlev Ganten über Max Delbrück. Videokanal des Max Delbrück Centrum, 24.03.2016, https://youtu.be/ZdAYHrOJ7aQ
  10. Göldenboog, Christian: Das Loch im Walfisch. Die Philosophie der Biologie. Klett-Cotta, Stuttgart 2003 (Lizenzausgabe für die Wissenschaftliche Buchgesellschaft)

Studiengruppe Naturalismus

Erich Weferling - Der Erfinder einer internationalen Weltsprache

Erich Weferling (1889-1981) (Wiki), ein pensionierter Regierungsrat a.D. aus Braunschweig, hat 1979 mit 91 Jahren eine "Kurze Einführung in die Gotterkenntnis" von Mathilde Ludendorff heraus gebracht, die sehr eingängig lesbar ist und noch heute empfohlen werden kann (1).

Abb. 1: Erich Weferling (1889-1981), Braunschweig - Erfinder einer Welteinheitssprache und Anhänger von Mathilde Ludendorff

Wie paßt dieser Umstand aber dazu, daß sich Erich Weferling seit 1909 mit einer internationalen Weltsprache zur Vereinfachung der Völkerverständigung beschäftigt hat und sogar eine eigene Weltsprache, das "Intal" (Wiki), als Ersatz für das Esperanto entwickelt hat? Um dieser seiner Bemühungen willen gibt es noch heute Menschen, die sich mit ihm und seinem Werk beschäftigen.

In diesem Blogartikel soll - zunächst eher flüchtig - zusammen getragen werden, was über sein Leben in Erfahrung gebracht werden kann über das hinausgehend, was schon auf dem Wikipedia-Artikel zu ihm zusammen getragen ist.

1917 veröffentlichte er mit 29 Jahren in der "Wilnaer Heerszeitung" ein Gedicht, das offenbar gegen Italien gerichtet war, und offenbar im Zusammenhang mit der 12. Isonzoschlacht (Wiki) im Oktober 1917 entstanden ist (2):

Die Faust, die dir als Freundschaftshand einst offen
Schon hat ihr erster Donnerschlag getroffen,
Doch merke wohl, der letzte war es nicht:
Die Weltgeschichte ist das Weltgericht!

Der Haß auf Italien war damals in Deutschland sehr groß, nachdem Italien 1914 nicht nur - als Bündnispartner Deutschlands und Österreich-Ungarns - in den Krieg auf Seiten der Mittelmächte eingetreten ist, sondern 1916 sogar den Mittelmächten den Krieg erklärt hat. Letzteres wurde als übelster "Verrat" empfunden. Erich Weferling war also 1917 Patriot durch und durch im Geist der damaligen Zeit.

Im Februar 1918 schrieb er in der "Zeitung der 10. Armee" einen Artikel über "Jiddisches Theater in Subat" (3). Mit Subat ist offenbar die litauische Stadt Subate (Wiki) gemeint, deren Einwohner damals zur Hälfte aus Juden bestand.

Spätestens ab 1923 nahm er bis zu seinem Lebensende seine Bemühungen um eine internationale Verkehrssprache wieder auf (4-24). 1924 schrieb er in diesem Zusammenhang unter anderem (5):

Die Aufgaben einer Weltsprache kann nur eine neutrale Sprache erfüllen, die künstlich ist in ihrem Aufbau und dennoch natürlich in der Aussprache. 

Und (5):

Noch ein anderer Grund spricht gegen die Wahl einer der nationalen Sprachen als Weltsprache. Das Volk, dessen Sprache man wählte, bekäme mit seiner Presse, ja mit seiner ganzen Kultur einen beherrschenden ...

Es ist hier sicher an den Einfluß der englischsprachigen Presse weltweit spätestens seit 1914 gedacht, deren Wirken sich Jahrzehnte lang vor allem gegen Deutschland richtete. 

Nachdem man diese Zusammenhänge zur Kenntnis genommen hat, fällt einem auf, daß Weferling in seiner "Kurzen Einführung in die Gotterkenntnis" (1) keine einzige Aussage dieser Gotterkenntnis über Volk und Völker zu behandeln scheint. Da es sich bei dieser Schrift ja auch nur um eine "Kurze Einführung" handelt, und da die Philosophie von Mathilde Ludendorff auch sonst genügend gewichtige Aussagen enthält, die behandelt werden können, fällt dieser Umstand sicherlich zunächst gar nicht auf. Man wird seine Darstellung deshalb nicht gleich von vornherein "einseitig" nennen wollen.

Dennoch drängt sich die Frage auf, wie Erich Weferling sein Bemühen um eine internationale Verkehrssprache zur Verständigung der Völker miteinander jenseits des Englischen in Einklang gebracht hat mit der Hochwertung der Vielfalt der Völker, Muttersprachen und Kulturen weltweit, die in dieser Philosophie eben auch enthalten ist, und um derentwillen in dieser Philosophie immer und immer wieder vor einer Verflachung des Gehaltes dieser Vielfalt gewarnt wird durch die vielfältigen Formen von "Internationalisierung" in der modernen Welt.

Als Erfinder einer "vereinfachten" Weltsprache ist Erich Weferling doch selbst um eine solche "Internationalisierung" und damit Verflachung bemüht gewesen. Oder irrt man sich? 

Es stellt sich die Frage, ob denn nicht zum Beispiel Englisch als weltweite Verkehrssprache schon allein deshalb sinnvoller ist, weil es sich bei Englisch um eine kulturell über viele Jahrhunderte hinweg gewachsene Sprache handelt, die deshalb auch für sich genommen viele kulturelle Werte in sich birgt. Bei Englisch handelt es sich um die Sprache Shakespeare's und Jane Austen's und vieler anderer englischsprachiger Dichter ebenso wie um die Sprache jenes Kulturraumes, aus der große Teile der modernen Natur- und Evolutionswissenschaften hervor gegangen sind.

Hat Erich Weferling denn nicht die Ausführungen Mathilde Ludendorffs über den tiefen kulturellen Gehalt der Muttersprachen weltweit gelesen? Kann eine "einfache", also aus kultureller Sicht als äußerst flach einzuschätzende "Weltsprache" denn hier zu einer Bereicherung beitragen? Doch vermutlich eher nicht.

Sprache macht Völker - mehr noch als ihre Genetik - zu dem, was sie sind. Die antiken Griechen gelten bis heute als die Inkarnation dessen, wozu indogermanische Völker fähig sind. Und dennoch haben sie nur acht Prozent indogermanische Steppengenetik in sich getragen. Das aller meiste hat zu ihrer kulturellen Hochbegabung also die Sprache beigetragen. Wenn man sich das und vieles weitere bewußt macht, wird man Ehrfurcht vor geschichtlich über Jahrtausende hinweg gewachsene Sprachen bekommen und sich hüten vor weiterer kultureller Verflachung durch Erfindung von Kunstsprachen.

Jedenfalls: Unsere Meinung.

___________

  1. Weferling, Erich: Kurze Einführung in die Gotterkenntnis (L). Ausgewählt und zusammen gestellt von Erich Weferling. Verlag Hohe Warte, Pähl 1979, 1984 (Archiv) (HoheWarte)
  2. Weferling, Erich: In: Wilnaer Heereszeitung, 1917 (GB)
  3. Erich Weferling, Jiddisches Theater in Subat. In: Zeitung der 10. Armee, 21. February 1918, Ausgabe 499; sowie 22. February 1918, Ausgabe 500
  4. Weferling, Erich: Unesal interlingu : (kompromis Esperanto-Ido-Occidental) : kom baze por l'Union de omni Mondelinguistes. Braunschweig : Weferling, 1923
  5. Weferling, Erich: Internationale Radiosprache. In: Der Radio-Amateur: Zeitschrift für Freunde der drahtlosen Telephonie und Telegraphie, Band 2, J. Springer und M. Krayn., 1924, S. 419, S. 721 (GB)
  6. Weferling, Erich: Einführung in die internationale Welthilfssprache Neo : vollständiger Lehrgang, Grammatik, Übungen, Konversationsführer und Lesestücke, Wörterverzeichnis Deutsch-Neo und Neo-Deutsch. Braunschweig : Weferling ; 1967
  7. Weferling, Erich: Standard-Gramatik del International Ausiliari Linguo, kompilat par E. Weferling. Apel por Unifikation del diversi Mondolinguo-Sistemos. Intersistemal Kompromis-Bazo sub le nom INTAL. Duesmi meliorat Edition. Braunschweig: Self-Editerio E. Weferling, 1970, 2-a eld. ?, p. 34
  8. Standard-Gramatik del international auxiliari linguo : Apel por unifikation del diversi mondolinguo-sistemos. Intersistemal kompromis-bazo sub le nom Intal. Braunschweig, Jasperallee 72 : E. Weferling, 1968
  9. Weferling, Erich (Hrsg): Cirkularo / Amikos de interlinguo e del unifikation INTAL Amikos de Interlinguo e del Unifikation INTAL. Braunschweig : Selbstverl. d. Hrsg. ; 1969-1971 [Erscheinungsverlauf: 1.1969 - 2.1971]
  10. Standard-Gramatik del international auksiliari lingue : apel por unifikation del diversi mondolingue-sistems ; intersistemal kompromis-baze sub le nom INTAL. 3., meliorat ed. - Braunschweig : Self-ed., 1970
  11. Standard-Gramatike del International Auksiliari Lingue : apel por unifikation del diversi mondolingue-sistemes ; intersistemal kompromis-baze sub le nom INTAL. 3., meliorat ed. - Braunschweig : Weferling, 1970
  12. Standard-Gramatik del international auksiliari lingue. 4. meliorat ed. - Braunschweig : Self-ed., 1972
  13. Weferling, Erich, 1889-1982 [HerausgeberIn]: Sirkulare Intal : organ del amikes de un interlingue e del unifikation INTAL. Braunschweig : Weferling ; 1972-1977 [Erscheinungsverlauf: 3.1972 - 8.1977; damit Ersch. eingest.]
  14. Standard-Gramatika del international auksiliari lingue : apel por unifikation del diversi mondolingue-sistemes ; intersistemal kompromis-baze sub le nom INTAL. 5., meliorat ed. - Braunschweig : Self-ed., 1973
  15. Briefwechsel zwischen Erich Weferling und Andreas Juste 1973. Weferling, Erich [Korrespondenzpartner] ; Juste, Andreas, 1918-1998 [Korrespondenzpartner] Braunschweig : Gilly ; 1973
  16. Weferling, Erich: Der Stand der Weltsprache-Bewegung. Selbstverlag, Braunschweig 1975
  17. Standard-Gramatike del international auksiliari lingue sub le nom INTAL. 9., meliorat ed. Braunschweig : Self-ed. Weferling, 1976
  18. Standard-gramatike del international auksiliari lingue sub le nom INTAL. 10., meliorat ed. - Braunschweig : Self-ed., 1976
  19. Weferling, Erich: Ek le vive de un oldi interlinguistiker. Braunschweig, 1976 (Scribd)
  20. Standard-gramatike del international auksiliari lingue sub le nom INTAL. 11., meliorat ed. - Braunschweig : Self-ed., 1977
  21. Standard-gramatike del international auksiliari lingue sub le nom INTAL. 15., meliorat ed. - Braunschweig : Weferling, 1977
  22. Standard-gramatike del international auksiliari lingue. 11 ti meliorat ed. - Braunschweig : Self-ed. Erich Weferling, 1977
  23. Kompare inter Esperanto e INTAL in kontrapozati tabeles. Braunschweig : Self-Ed., 1978
  24. Weferling, Erich: Standard-gramatike del international auksiliari lingue sub le nom INTAL 16., meliorat ed. - Braunschweig : Self-ed., 1978
  25. Weferling, Marhild, geb. Lange; Weferling, Elke: Todesanzeige für Erich Weferling (1888-1981) (Regierungsrat i.R., Braunschweig) In: Mensch & Maß, Folge 17, 9.9.1981, S. 814

Gelsenkirchen-Buer - Außenstelle des Dürer-Verlages in Buenos Aires?

Gelsenkirchen-Buer ist eine Stadt am Nordrand des Ruhrgebietes. In ihr haben die Menschen im Frühjahr 1923 in Zusammenhang mit der Besetzung des Ruhrgebietes durch die Franzosen viele der damals die ganze Nation empörenden Ereignisse unmittelbar vor ihrer Haustür erlebt. Es wird darüber zum Beispiel das folgende berichtet (Gelsenkirchen-Wiki):
Im Januar 1923 besetzen französische Truppen Gelsenkirchen, Buer und Horst. (...)
21.2.1923: (...) Fast täglich kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen der deutschen Bevölkerung und den Besatzungstruppen. In Buer erschlägt ein Hufschmied mit dem Hammer einen französischen Offizier, nachdem ihn dieser mit einer Reitpeitsche mißhandelt hatte.
11.3.1923: In Buer werden zwei französische Offiziere erschossen. Die französischen Behörden verhängen sofort den Ausnahmezustand. Der Bürgermeister wird verhaftet und die Bevölkerung ist den Mißhandlungen der Franzosen ausgesetzt. Am 12. März stellt sich heraus, daß französische Soldaten die Offiziere getötet haben.
2.4.1923: Um die auf Halde lagernde Kohle abzutransportieren, besetzen die Franzosen mit großem militärischem Aufgebot zwei staatliche Zechen in Buer und eine private Zeche in Recklinghausen. Bis zum 11. April werden insgesamt 22 Zechen besetzt.
26.6.1923: In Marl und Buer werden im Zusammenhang mit dem verschärften Belagerungszustand drei Deutsche erschossen. Vorausgegangen war die Erschießung zweier belgischer Wachtposten durch einen Deutschen in der Nähe von Marl.  

Vielleicht war es ein solches Geschehen, das mit dazu beigetragen hat, daß in Gelsenkirchen-Buer auch noch in der Zeit danach Menschen lebten, die sich Gedanken über die Weltenläufe machten, die nicht immer auf der Linie des vorherrschenden Mainstreams lagen.

Von Bagdad nach Gelsenkirchen-Buer

Die seltenen Fotografien eines deutschen Funkoffiziers aus dem Ersten Weltkrieg wurden von Archivaren als geschichtliche Quelle gesichert. Dabei stellen sie auch fest: 
- 1937 ist dieser Anhänger der Philosophie von Mathilde Ludendorff geworden

So lebte der vormalige deutschen Funkoffizier des Ersten Weltkrieges, der Diplomingenieur Ernst Liesching (1882-1965) (BSB) viele Jahre in Gelsenkirchen-Buer. Von ihm sind seltene Fotoaufnahmen aus dem Ersten Weltkrieg überliefert, insbesondere aus Bagdad von der Mesopotamien-Front und von seiner dortigen Zusammenarbeit mit Soldaten der türkischen Armee. Auf seinen Fotografien wird unter anderem auch die bittere Armut deutlich, die damals im Osmanischen Reich herrschte. Und durch solche seltenen und ungewöhnlichen Fotografien entstand ein Interesse auch an seiner sonstigen Biographie (1). 

Für diesen Blog ist Liesching deshalb interessant, weil er 1937 - mit 55 Jahren - aus der protestantischen Kirche ausgetreten ist und Anhänger der Philosophie von Mathilde Ludendorff geworden ist. Er erinnert ein wenig an den vormaligen Funker Wilhelm Knake (1900-1979) (Stgr2015), der sich nach 1945 als rühriger naturwissenschaftsnaher Autor der Ludendorff-Bewegung bemerkbar gemacht hat. Auf einer von ihm aus dem Ersten Weltkrieg erhaltenen Fotografie wirkt Ernst Liesching weich gestimmt und nachdenklich (Abb. 1). Aber vor welchem sonstigen biographischen Hintergrund geschah nun wohl seine Hinwendung zur Philosophie von Mathilde Ludendorff? - Recherchen ergaben, daß Ernst Liesching in Stuttgart geboren worden ist (1):

Sein Vater war ein Enkel des Verlegers, Buch- und Kunsthändlers Samuel Gottlieb Liesching (1786-1864), der in Stuttgart einen Verlag gegründet hatte und sich in der liberalen Bewegung des 19. Jahrhunderts engagierte. Ernst Lieschings Onkel wiederum war der Rechtsanwalt und Politiker Theodor Gottfried Liesching (1865-1922), der von 1901 bis 1918 dem württembergischen Landrat und von 1912 bis 1918 dem Reichstag angehörte. Im November 1918 war er für drei Tage der letzte königlich württembergische Ministerpräsident. Ende 1918 beteiligte sich Theodor G. Liesching an der Gründung der DDP, und von November 1918 bis Februar 1922 bekleidete er das Amt des württembergischen Finanzministers.

Ernst Liesching hat 1901 bis 1905 Maschinenbau an der Technischen Universität Stuttgart, sowie 1906 an der Technischen Hochschule Danzig studiert. Ein solches Studium war damals etwa so fortschrittlich wie heute ein Studium in Informatik. 

1913 wurde sein Sohn in Essen geboren. 

Abb. 1: Dipl.-Ing. Ernst Liesching - Als deutscher Funkoffizier in Bagdad 1916 bis 1918

Am Ersten Weltkrieg hat er dann mit 32 Jahren als Funkoffizier teilgenommen und dabei sind zwei historisch interessante Fotoalben entstanden (1):

Von Herbst 1916 bis Sommer 1918 diente er an der Mesopotamienfront, einem Nebenkriegsschauplatz des Ersten Weltkriegs, wo deutsche Truppen an der Seite des Osmanischen Reiches gegen Großbritannien kämpften. (...) Der Großteil der Einzelaufnahmen - knapp 190 Fotos - stammt von Lieschings eigentlicher Station, aus dem Irak, wo er fast zwei Jahre stationiert war. In Bagdad leitete er die ‚Schwere Funkenstation 4 der Kaiserlich deutschen Funkerabteilung 151‘, die der 6. Türkischen Armee zugeteilt war. Die Station befand sich am Standort des Oberkommandos der 6. Armee und verkehrte zum einen mit den in der Armeefront eingesetzten Funkstationen und zum anderen mit einer Großstation in Konstantinopel. Lieschings Bilder stammen aus Bagdad, Tikrit, Kirkuk, Mossul sowie vom Tigris (El-Humr).

Liesching lebte von 1919 bis 1961 in Gelsenkirchen, bzw. in Gelsenkirchen-Buer. Seiner dortigen Entnazifizierungsakte von 1946 sind die weiteren biographischen Hintergründe zu entnehmen (1):

Er bekleidete von Juli 1919 bis Juni 1931 den Posten des Direktors der Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke Gelsenkirchen. (...) Der vergleichsweise junge Pensionär engagierte sich in der Folge für viele Jahre als ehrenamtlicher Geschäftsführer der Vereinsbezirke Rheinland und Westfalen des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern.
Von Lieschings privaten Interessen zeugen u. a. die im Fragebogen der Entnazifizierungsakte genannten Mitgliedschaften beim Kegelklub Buer, beim Sauerländischen Gebirgsverein sowie beim Verein für Bodenreform. Außerdem war er ‚Alter Herr‘ der beiden Burschenschaften, denen er als Student in Stuttgart und Danzig angehört hatte. Seit 1907 war er außerdem Mitglied im Verein Deutscher Ingenieure (VDI).
Auch sein Kriegseinsatz im Ersten Weltkrieg findet sich in Lieschings Fragebogen von 1946 wieder. Er war laut eigenen Angaben Mitglied im ‚Bund der Asienkämpfer - Vereinigung der Asienkämpfer, Balkankämpfer und Orientfreunde e. V.‘, einem Veteranenbund des Asien-Korps. Daneben gehörte er der ‚Kameradschaftlichen Vereinigung ehemaliger Angehöriger der Nachrichtentruppen Rheinland und Westfalen‘ an. Laut Lieschings Angaben im Fragebogen erhielt er für seine Einsätze im Ersten Weltkrieg mehrere Auszeichnungen.
Politisch stand Liesching vor 1933 im nationalliberalen Lager: Bei den Reichstagswahlen vom November 1932 und vom März 1933 gibt er im Fragebogen an, die Deutsche Volkspartei (DVP) gewählt zu haben. In der Zeit des Nationalsozialismus tat sich Liesching politisch nicht groß hervor. Zwar trat er 1937 aus der evangelischen Kirche aus, schloß sich der nationalreligiös-völkischen Bewegung von Mathilde Ludendorff (Frau des Generals Erich Ludendorff) an und trat noch 1942 der NSDAP bei. Vom zuständigen Entnazifizierungsausschuß wurde Ernst Liesching 1946 aber als "politisches Kind" bezeichnet und entlastet.

1937 war Ernst Liesching schon 55 Jahre alt. Es wäre sicherlich nicht uninteressant zu erfahren, aufgrund welcher persönlicher Umstände er dazu gekommen ist, aus der evangelischen Kirche auszutreten und sich zur Philosophie von Mathilde Ludendorff zu bekennen. Als Frühpensionierter könnte er Gelegenheit gehabt haben, sich gründlicher mit religiösen und weltanschaulichen Fragen zu beschäftigen, insbesondere solchen Fragen, die sich aus der Nähe zur Naturwissenschaft ergeben. 

Das Bekenntnis könnte auch damit in Zusammenhang stehen, daß es auch in diesen Jahren philosophische Vortragsveranstaltungen der Ludendorff-Bewegung im Rheinland gegeben hat. Wie er sich zur Philosophie von Mathilde Ludendorff nach 1945 gestellt hat, wäre ebenfalls von Interesse.

Hat es Verbindungen zwischen diesem Ernst Liesching und der im folgenden zu erörternden Person gegeben? Darüber wissen wir nichts, wir wollen es auch gar nicht nahelegen. Der gemeinsame Wohnort war nur ein ganz äußerer Beweggrund, beide Personen in einem einzigen Blogartikel zu behandeln.

Von Buenos Aires nach Gelsenkirchen-Buer

Der Verleger Friedrich Adlerhorst

In Gelsenkirchen-Buer lebte nun auch der Verleger Friedrich Adlerhorst (evtl. 1897-1982) (FindGrave). Von Seiten des "Spiegel" ist er im Jahr 1953 als der Ludendorff-Bewegung nahestehend charakterisiert worden. Eine durchaus noch heute lesenswerte, ja, wertvolle Schrift ist 1951 von ihm heraus gegeben worden (2). Diese war dem Bloginhaber schon im Jahr 2011 von Seiten eines älteren Bloglesers zugesandt worden (s. GAj2011). Und diese Schrift hatte dann auf unserem Parallelblog viele Folge-Recherchen ausgelöst, nämlich zu freimaurernahen Autoren wie Ernst Jünger, Hermann Hesse, Friedrich Hielscher und vielen anderen mehr. 

Nachdem wir erst vor wenigen Tagen einmal wieder von einer anderen Blogleserin angeschrieben worden sind genau wegen dieser sehr selten zu findenden Schrift (2), haben wir uns zum ersten mal für den Namen des angegebenen Verlegers interessiert und diesen gegoogelt. Und da finden wir diese Schrift zunächst auch in einer Ernst Jünger-Bibliographie von Karl Otto Paetel von 1953 angeführt (GB). Sie konnte also durchaus auch schon damals von interessierten Menschen wahrgenommen werden. Und wir finden nun außerdem, daß über diesen Verleger im "Spiegel" 1953 unter anderem das folgende berichtet worden ist (Spiegel,2.6.1953), a):

Im April 1952 waren von dem Verleger Friedrich Adlerhorst in Gelsenkirchen-Buer mehrere hundert Drucksachen unter Streifband und in Taschen den Hauptpostämtern in Gelsenkirchen und Buer zur Beförderung übergeben worden. Friedrich Adlerhorst ist alter Ludendorffer, und nach 1945 hat er allerlei rechtsorientierte politische Traktätchen verlegt. Etwa: "Wir Frontsoldaten zur Wiederaufrüstung"; "Dolchstoß oder Legende"; "Offener Brief an den Europäischen Oberbefehlshaber" und einmal auch eine Broschüre "Konrad Adenauer in Vergangenheit und Gegenwart", die im März 1952 nach allerlei eigenartigem Hin und Her "wegen Beleidigung des Herrn Bundeskanzlers" beschlagnahmt worden war (SPIEGEL 18/52), ohne daß der Verfasser der Broschüre bis heute angeklagt worden wäre.

Bei weiterer Recherche läßt sich dieser Verleger nun dem Umfeld des Dürer-Verlages in Buenos Aires zuordnen - was dem "Spiegel" damals gar nicht scheint, wichtig gewesen zu sein. Im Umfeld dieses Verlages sind damals durchaus bedenkenswerte Schriften erschienen, etwa über die bis heute strittigen Hintergründe des Reichstagsbrandes von 1933 (s. GAj2013).

Zwei der im eben gebrachten Zitat genannten Titel stammen von Seiten des Verfassers Hans-Ulrich Rudel (1916-1982) (Wiki) (3, 4), dem vormaligen "Stuka-As" des Zweiten Weltkrieges, und waren ebenfalls ursprünglich im deutschsprachigen Dürer-Verlag in Buenos Aires erschienen. Und so auch die dritte hier genannte Schrift von Seiten des niederländischen Journalisten Willem Sassen (1918-2001) (Wiki) (5), der als "Ghostwriter" von Rudel auch der Verfasser der beiden anderen Schriften gewesen sein könnte.

Merkwürdig daß der "Spiegel" damals auf dieses Umfeld nicht konkreter scheint aufmerksam gemacht zu haben. Vielleicht hatte der genannte Friedrich Adlerhorst die von ihm gebrachten Schriften ohne die eigentlichen Verfassernamen vertrieben (?). Wie auch immer. Adlerhorst scheint in einem Leserbrief auf den auszugsweise zitierten Spiegel-Artikel folgendermaßen geantwortet zu haben (Spiegel, 1953, GB):

Ob der Spiegel-Bericht wahrheitsgemäß ist? "Friedrich Adlerhorst ist alter Ludendorffer" ist allerdings eine hämische Bemerkung. Muß man "Ludendorffer" sein, wenn man die Schriften des Generals gelesen hat? "Mit "rechtsorientierten" Kreisen habe ich nichts zu tun, desgleichen auch nicht mit linksorientierten. Ob "Konrad Adenauer in Vergangenheit und Gegenwart ... 

Die weiteren Passagen dieser Ausschnitte wären noch einmal heraus zu suchen. Insbesondere wäre es einmal interessant zu erfahren, wer sich eigentlich hinter dem Pseudonym des aufmerksam beobachtenden Autors "Michel Dietrich" (2) verbirgt. 

Daß es keinesfalls ein dezidierter Ludendorff-Anhänger war, glaubt man seiner Schrift entnehmen zu können. Immerhin werden aber in der Schrift Wahrnehmungen thematisiert, die recht gut zu den Wahrnehmungen passen, die auch Menschen innerhalb der Ludendorff-Bewegung wichtig waren. 

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  1. Kraus, Eva: Ernst Liesching und seine Fotografien aus dem Ersten Weltkrieg. Bibliotheksmagazin der Bayr. Staatsbibliothek 2/2022, S. 72ff (pdf)
  2. Dietrich, Michel: Verschwörung gegen Deutschland und Europa. Ein Blick hinter die Kulissen des Welt-"Zaubertheaters" der "Glasperlenspieler". 1. Auflage 1951. Zu beziehen durch F. Adlerhorst, Gelsenkirchen-Buer (100 S.) (Scribd)
  3. Rudel, Hans-Ulrich: Wir Frontsoldaten zur Wiederaufrüstung, Dürer-Verlag, Buenos Aires 1951
  4. Rudel, Hans-Ulrich: Dolchstoß oder Legende? Schriftenreihe zur Gegenwart, Nr. 4, Dürer-Verlag, Buenos Aires 1951
  5. Sluyse, Dr. Dr. Willem: Offener Brief an den Europäischen Oberbefehlshaber, o.J. [1951] (16 S.)
  6. Wulf, Gunnar W.: Konrad Adenauer in Vergangenheit und Gegenwart. Adlerhorst, Gelsenkirchen-Buer 1952 (19 S.) [Schriftenreihe "Der Warner"; 1]

"Den so hohen Ernst der Stunde verstehen"

Freimaurer und Okkulte in den obersten Reichsbehörden Berlins
- Sie stellen sich gegen Erich Ludendorff in Fragen rund um die deutsche Wehrvorlage von 1912/13
- Ein neu bekannt gewordener Brief Ludendorffs aus dem Dezember 1912 gewährt Einblick in damalige Vorgänge

"Am nächsten Baume aufgeknüpft und noch verbrannt" zu werden, das erwartete Erich Ludendorff (1865-1937) schon zu Weihnachten 1912 als sein Schicksal, wenn sein Name in Zusammenhängen genannt werden würde rund um die Wehrvorlage, die er zu jener Zeit als treibende Kraft im deutschen Generalstab vorbereitete (Wiki). War es so ein großes Verbrechen, eine Heeresverstärkung vorzubereiten und darüber zu sprechen?

Abb. 1: Erich Ludendorff und seine Mutter im Jahr 1914, kurz vor ihrem Tod am 6. März 1914

Offenbar ist das von bestimmten Leuten durchaus so gesehen worden. Die zitierten Worte stehen in einem Brief, den Erich Ludendorff zu Weihnachten 1912 in Berlin geschrieben hat, und der seit 2021 öffentlich zugänglich ist (1).

Gab es also schon zu Weihnachten 1912 eine so hochemotionale Situation rund um seine Person und sein Wirken innerhalb regierender Kreise in Berlin, rund um den Reichskanzler von Bethmann-Hollweg, rund um den Kriegsminister Josias von Heeringen (1850-1926) (Wiki)*), innerhalb des Generalstabes und bis in das Militärkabinett, das Personalamt des preußischen Heeres hinein? Grund war, daß der Oberst Ludendorff seit 1909 - verstärkt seit Anfang 1912 (Wiki) - in Denkschriften und persönlichen Aussprachen mit Nachdruck für eine Heeresverstärkung eintrat, und zwar für die größte Heeresverstärkung in der Geschichte des Deutschen Reiches. Daß dieses Wirken starke Gegenreaktionen hervorrief und starke Emotionen unter der Decke brodelten, konnte der wache Zeitgenossen auch der Presse jener Monate entnehmen (siehe gleich). 

Das Wirken Ludendorff ging von jenem Ort aus, an dem sich heute das Bundeskanzleramt befindet. Es war also in Sichtweite vom Reichstagsgebäude entfernt. Das Dienstgebäude des deutschen Generalstabes, die sogenannte "rote Bude" (GAj2012), war 1945 bei Verteidigungskämpfen rund um das Reichstagsgebäude schwer beschädigt worden (GAj2012). 1947 war die Ruine abgerissen worden.  

Ludendorff hat seinerseits den Haß erwiedert, der ihm entgegenschlug. Vier Monate später, nachdem er Ende Januar 1913 auf Betreiben seiner Gegner aus Berlin verbannt worden war, "strafversetzt" worden war, zum Regimentskommandeur in Düsseldorf ernannt worden war, wo man ihm, wie gesagt wurde, "Disziplin beibringen" sollte (2), schrieb er am 9. April 1913 (an seinem Geburtstag) an seine in Berlin verbliebene Mutter, und zwar just zu der Zeit, in der im Reichstag in Berlin die von ihm so energisch vorangebrachte Wehrvorlage erörtert wurde (Stgr2015):

Ich lese mit Spannung die Reden im Reichstage, der Reichskanzler war für seine Verhältnisse gut, empörend wieder dieser Kriegsminister. Warum ist man damals nicht meinem Rat gefolgt und hat ihn weggeschickt? Es ist ein Unglück unserer leitenden Kreise, daß sie die Unzulänglichkeit dieses Mannes nicht einsehen wollen. (...) Du glaubst nicht, wie ich die hasse.

Von welchen Unzulänglichkeiten hier die Rede ist, wird ein wenig deutlicher, wenn wir in die hier genannten Reden in der Reichstagssitzung vom 7. April 1913 zur Wehrvorlage hinein blicken. Sie sind auch heute noch gut zugänglich, besser als jemals. Als erster hat der Reichskanzler von Bethmann-Hollweg gesprochen (DigSam). Als zweiter sprach der von Ludendorff genannte Kriegsminister von Heeringen (DigSam). Ludendorff wird bei Sätzen wie den folgenden nur noch verständnislos den Kopf geschüttelt haben:

Die Ausdehnungsfähigkeit einer Armee im Frieden hat ihre Grenze, wenn sie nicht zeitweise zu einer Art von Miliz herabsinken soll. (...) Daher sollen den einzelnen Waffengattungen nur diejenigen Neubildungen gegeben werden, die unter den heute zu berücksichtigenden Verhältnissen unentbehrlich sind.

Hier drückt sich freilich eine "Unzulänglichkeit" aus, aus der damaligen militärpolitischen Lage Deutschlands und der Rüstungsverhältnisse innerhalb von Europa die richtigen Schlußfolgerungen zu ziehen, die wahrlich grenzenlos anmutet. 

Abb. 2: Die wichtigsten Personen rund um die Heeresvorlage 1912/13: Moriz von Lyncker, Leiter des Militärkabinetts (Personalangelegenheiten), Kaiser Wilhelm II., Kriegsminster Josias von Heeringen, Generalstabschef Graf von Moltke

Als Nachgeborener freilich werden die Zusammenhänge und Wahrnehmungen rund um die Erörterungen der Wehrvorlage viel plastischer, wenn man die Ausführungen des nachfolgenden Redners liest, der von Ludendorff gar nicht erwähnt worden ist in seinem Brief. Dabei handelte es sich um den Vertreter der damals größten Fraktion im deutschen Reichstag, um den Mitvorsitzenden der SPD, den Abgeordneten Hugo Haase (1863-12919) (Wiki). Hugo Haase gibt nämlich einen auffallend guten Überblick über die Vorgeschichte der neuen Wehrvorlage, zumindest soweit sie der Öffentlichkeit bekannt geworden war. Er stellt dar, daß der Kriegsminister es noch am 10. Januar 1913 hatte dementieren lassen, daß an einer neuen Wehrvorlage überhaupt gearbeitet würde. Was Haase dann - aus SPD-Sicht - als "Hetze" bezeichnet, hätte aus damaliger wie heutiger Sicht auch einfach nur als "Kritik" bezeichnet werden können. Dann wäre es neutraler formuliert. Haase führt also aus über das genannte Dementi des Kriegsministers aus (DigSam):

Als das Dementi (...) kam, da wurde die Hetze

sprich: Kritik 

der "Post", der "Rheinisch-Westfälischen Zeitung", der "Täglichen Rundschau" gegen den Reichskanzler und gegen den Kriegsminister fortgesetzt. Es erschien damals in der "Post" die Nachricht, es sei seit längerer Zeit bekannt, daß zwischen den maßgebenden Stellen der Regierung gerade um die Fragen, von denen Deutschlands Schicksal unmittelbar abhänge, erbitterte Kämpfe geführt würden, daß dort ein Tohuwabohu herrsche, wie es größer kaum gedacht werden könnte. Es ständen sich zwei Weltanschauungen diametral gegenüber: auf der einen Seite jene Stellen, welche in erster Linie die Verantwortung für den Verlauf und Ausgang eines möglichen Feldzuges tragen, auf der anderen Seite diejenigen, die von einem unglaublichen Friedenswahn befangen sind, und die aus Furcht vor parlamentarischen und innerpolitischen Schwierigkeiten sowie aus Gründen bürokratischer Sparsamkeit blind und taub gegen die elementarsten Gebote militärischer Notwendigkeit seien.
Kaum war der Artikel erschienen, da kam mit einem Male die "Norddeutsche Allgemeine" am 24. Januar, im Gegensatz zu ihrer früheren Haltung, mit der überraschenden Erklärung: "Ein hiesiges Blatt will erfahren haben, daß seit längerer Zeit zwischen den maßgebenden Stellen der Reichsregierung um eine neue Militärvorlage erbitterte Kämpfe geführt würden. Es handelt sich hier um aufgeregte Treibereien, mit denen der Sache, die in Frage steht, schlecht gedient ist. Die maßgebenden Stellen sind längst einig darin, daß eine Reihe von Mehrbedürfnissen unseres Heeres befriedigt werden müssen".
Daraus, meine Herren, ist mit zwingender Notwendigkeit der Schluß zu ziehen, daß erst in diesen Tagen der Reichskanzler und der Kriegsminister vor dem Wehrverein und dem mit dem Wehrverein Hand in Hand gehenden Generalstab kapituliert haben. Es ist durch die "Norddeutsche Allgemeine" selbst verbreitet worden, daß im Januar von Allerhöchster Stelle die Entscheidung gefallen ist, und als diese Entscheidung zu Gunsten des Generalstabs fiel, da haben der Herr Reichskanzler und der Herr Kriegsminister einfach ihre Anschauungen geändert, da haben sie dem Generalstab nachgegeben, da haben sie mit einem Male erklärt, alles das sei notwendig, was sie selbst, wie wir annehmen müssen, in Übereinstimmung mit uns bis dahin bekämpft haben.
Ist das aber richtig, dann fallen alle die Ausführungen des Herrn Reichskanzlers in nichts zusammen. Wie richtig das alles ist, konnte man aus psychologischen Erwägungen auch heute aus der Haltung des Kriegsministers schließen. Als der Herr Kriegsminister seine Rede schloß, da haben wir wohl alle angenommen, daß er nun erst recht die Gründe für die Vorlage vorbringen würde. Ist es denn schon in einem Parlament der Welt vorgekommen, daß bei einer Vorlage von dieser Tragweite der Kriegsminister nichts weiter tut, als daß er in der dürftigsten, unzulänglichsten Form den Inhalt der Begründung paraphrasiert, diesen Inhalt, der selbst so nichtssagend ist wie nur irgend etwas? (...)
Meine Herren, der Herr Kriegsminister hat eben - das fühle ich ihm allerdings nach - von Herzen diese Vorlage nicht vertreten können.

Innerlich stehen Haase, von Bethmann-Hollweg und von Heeringen - das bringt Haase hier zum Ausdruck - auf der gleichen Seite. Haase wendet sich dann noch ausdrücklich an die Abgeordneten der Zentrums-Partei, weil er von diesen auch noch erwartet, daß sie - wie die SPD - gegen die Wehrvorlage stimmen würde (was sie dann nicht tat). 

Haase bezieht sich dann als vorbildlich nicht nur auf das Schweizer Milizheer, sondern auch noch auf das preußische Volksheer des Jahres 1813, dem in den Jahren 1812/13 die konservativen Kreise skeptisch gegenüber gestanden seien, und das auch nicht gut (durch eine mehrjährige Wehrpflicht) auf den Krieg des Jahres 1813 vorbereitet gewesen sei, und das dennoch über Napoleon gesiegt habe. Daß dieser Vergleich auf vielen Ebenen mehr als hinkt, wird auch schon damals den meisten Zuhörern aufgegangen sein. Er übergeht dabei zum Beispiel ganz, daß Preußen damals mit Rußland und England verbündet war und diese Mächte nicht zusätzlich auch noch als Gegner hatte. Hätte Preußen im Jahr 1813 Rußland und England gemeinsam mit Frankreich als Gegner gehabt - hätte es dann jemals einen Krieg gewinnen können? Friedrich dem Großen war sogar das fünfzig Jahre früher gelungen (im Siebenjährigen Krieg). Aber das stand bekanntlich sehr oft "Spitz auf Knopf".

Abb. 3: Generalstabschef von Moltke - Der spiritueller Berater seiner Frau war Rudolf Steiner

Man sieht jedenfalls an den Ausführungen von Hugo Haase, daß SPD, Kriegsminister und Reichskanzler innerlich schon 1913 miteinander auf einer Linie lagen - nämlich gegen den Generalstab, und daß Kriegsminister und Reichskanzler gegenüber dem Generalstab nur deshalb eingeknickt sind, weil schließlich auch der Kaiser selbst seine Meinung geändert hatte. Das arbeitet Hugo Haase deutlich heraus. 

"Ich hatte ja auch im Generalstabe selbst Feinde"

Diese Rede von Hugo Haase läßt noch einmal doppelt fragen, wie das, war man als Zeitgenosse damals nur durch vage Presseberichte wahrnehmen konnte, von Erich Ludendorff selbst intern als der treibenden Kraft der Wehrvorlage wahrgenommen worden ist. Wir lesen über einen Bericht, den der bayrische Militärbevollmächtigte im Großen Generalstab in Berlin Karl Wenninger (1861-1917) (Wiki) nach München sandte (4, S. 129):

Am 25. 11. 1912 hatte Wenninger Unterredungen mit Ludendorff, Wachs und Bergmann vom Generalstab bzw. Kriegsministerium und berichtete wie folgt nach München:
"1.) Greifbare diplomatische Nachrichten über eine unmittelbar drohende Kriegsgefahr liegen weder beim Kriegsministerium noch beim Großen Generalstab vor. Aus Rußland berichten Militärattache und Konsulate übereinstimmend, daß von irgendwelchen Mobilmachungsregeln dort z. Zt. nicht die Rede sei. (...) Frankreich habe ebenso wie Deutschland noch keinerlei Schritte in der Richtung "Verstärkung der Kadres" getan. Dagegen scheine Österreich unmittelbar vor entscheidenden Maßnahmen zu stehen. Eine partielle Mobilmachung sei bereits im Gange. Besonders alarmierend wirkte dort die verbürgte Nachricht, daß Serbien Transporte schwerer Artillerie, die gegen Skutari bestimmt waren, unterwegs anhielt und an die Donau zurückdirigierte. Ein Losschlagen Österreichs werde voraussichtlich Rußland aus seiner Lauerstellung herauslocken. Dann würde eine deutsche Mobilmachung gegen Rußland vielleicht notgedrungene Folge sein. [...]
2.) Jedenfalls ist die Lage eine hochgespannte. Die Folgen sind verschiedene Beschleunigungen militärischer Maßnahmen. [...]"

Am 9. April 1913 kritisierte Wenninger in der Reichstagssitzung zur Wehrvorlage die Rede des bayerischen Zentrums-Abgeordneten Caspar Haeusler, der für diese nur Beifall von den Sozialdemokraten erhalten hatte (Wiki). Auf Wikipedia wird seine Kritik als "skandalös" bezeichnet, sie liest sich aber im Original harmloser als es dieser Charakterisierung entnommen werden könnte (s. DigSamab).

Erich Ludendorff selbst schildert in seinen Erinnerungen seinen Einsatz und seine Eingaben in Hinsicht auf eine Heeresvermehrung seit dem Jahr 1909 über 26 Seiten hinweg (2, S. 130-156), geht darin aber in der Regel nicht auf einzelne Unterredungen ein wie die eben genannte.

Solange zwischen ihm und dem Generalstabschef noch sein Vorgesetzter von Stein gestanden hatte, hatte er sich noch nicht mit ausreichendem Nachdruck dafür einsetzen können. 1912 aber wurde Stein versetzt und Ludendorff hatte unmittelbar Zugang zum Generalstabschef. Nachdem Ludendorff detailliert all die schriftlichen Eingaben insbesondere an das Kriegsministerium (über seine Vorgesetzten, vor allem über von Moltke) geschildert hatte, schreibt er abschließend und zusammenfassend über den Generalstabschef von Moltke und seine Umgebung im Generalstab (2, S. 156):

In der Tat, den Kampf im Generalstabe mit einem so nachgiebigen, unter okkulten Einflüssen stehenden, innerlich immer mehr zusammenbrechenden Mann an der Spitze durchzuführen, war nicht leicht. Ich hatte ja auch im Generalstabe selbst Feinde. Meine deutliche Sprache und mein heftiges Drängen dem Kriegsministerium gegenüber waren namentlich der Zentralabteilung nicht recht. Sie befürchtete wohl, sie könne bei Etatsforderungen des Generalstabes, die ja schließlich auch das Kriegsministerium zu vertreten hatte, Schwierigkeiten haben, und auch das Militärkabinett, das mit dem Kriegsministerium in allen Fragen durch dick und dünn ging und auch auf die Personalien des Generalstabes Einfluß hatte, unangenehm berührt sein. Die Tatsache aber, daß der Bürochef der Zentralabteilung des Großen Generalstabes ein Freimaurer war und Freimaurer im Militärkabinett*) und im Kriegsministerium saßen, wird dabei die ausschlaggebende Rolle gespielt haben.  Dem General v. Moltke wurde jedenfalls gesagt, ich könne nicht kommandierender General werden, wenn ich nicht jetzt ein Regiment bekäme, wozu ich allerdings auch heranstand. Ich habe solche Fürsorge für mich stets „warm“ empfunden. Das „Kommandierendergeneralwerden“ war nur ein Vorwand, man wollte mich los sein. Der weiche General v. Moltke durchschaute das alles nicht, vielleicht war ich ihm auch selbst zu scharf drängend. Wohl hielten auch von den überstaatlichen Mächten hörige Medien meine Versetzung für geboten, denn ich habe später erfahren, daß schon vor vor dem Weltkriege in Freimaurerkreisen gegen mich gearbeitet wurde, was ja auch von ihrem Standpunkt aus eine Selbstverständlichkeit war. Als mir General v. Moltke die Mitteilung von meiner bevorstehenden Versetzung machte, klang die Begründung bei ihm weiter nicht sehr überzeugend. Wie wenig er sie selbst für stichhaltig gehalten hat, geht daraus hervor, daß er mich schon nach wenigen Monaten, und zwar im Juni, dem Chef des Militärkabinetts zur Ernennung als Direktor des allgemeinen Kriegsdepartements im Kriegsministerium vorschlug. Ich konnte selbstverständlich dem General v. Moltke, als er mir von meiner bevorstehenden Versetzung sprach, nichts entgegenhalten. Dazu war ich zu stolz. Bei seinem Schwanken versprach ich mir durch mein Verbleiben im Generalstabe auch nicht mehr Entscheidendes für die Durchbringung der Heeresvorlage, so wie ich sie für nötig gehalten hatte. Was unter den traurigen Verhältnissen zu erreichen war, war schon festgestellt.
Ich wurde also am 27. Januar 1913 aus dem Generalstabe als Regimentskommandeur nach Düsseldorf versetzt, der Chef des Militärkabinetts schrieb an meinen kommandierenden General v. Einem, wie dieser mir viele Jahre später mitgeteilt hat, "er müsse mir Disziplin beibringen".

Von den Auseinandersetzungen, die Ludendorff in seinen Erinnerungen aus interner Sicht schildert, ist also doch allerhand nach außen an die Presse gedrungen - zwar immer nur gerüchteweise, aber fast noch "aufwühlender" als Ludendorff selbst es schildert. In der von Ludendorff gegebenen Anmerkung zu den Freimauren im Generalstab schrieb er (2, S. 156):

Im Militärkabinett waren die Freimaurer damals durch Major v. Marschall vertreten, auf dessen Drängen im Jahre 1918, nach meinem Abgang, General Groener im Einverständnis mit General v. Hindenburg mein Nachfolger wurde.

Der Leiter des Militärkabinetts war im übrigen Moriz von Lyncker (1853-1932) (Wiki) (zu ihm s.a. Stgr2011). Dieser war es, der dem künftigen Vorgesetzten Ludendorffs, dem General von Einem, schrieb, er solle Ludendorff "Disziplin beibringen". Ludendorff hatte wahrlich nicht zwischen diese ganze Freimaurerhörigkeit gepaßt. Aber immerhin! Fünf Monate konnte sich sogar der "unzulängliche" Kriegsminister von Heeringen nicht mehr im Amt halten (Wiki):

Vom 19. August 1909 bis zum 4. Juli 1913 amtierte Heeringen als Kriegsminister. Er widersetzte sich den Plänen von Generalstabschef von Moltke und Oberst Erich Ludendorff, damals Leiter der Aufmarschabteilung des Generalstabs, die Heeresstärke in Friedenszeiten von 670.000 auf 970.000 Mann aufzustocken. Nur durch einen Immediatvortrag bei Kaiser Wilhelm II. konnte der Kriegsminister es erreichen, daß in der Heeresvorlage 1913 die Heeresvergrößerung auf 117.000 (statt der geplanten 300.000) Mann begrenzt blieb. Doch die Kritik, durch seinen Einsatz gegen eine forcierte Aufrüstung habe Heeringen die Aufstellung dreier zusätzlicher Armeekorps vereitelt, riß nicht ab. Die Beziehungen zwischen dem Kriegsministerium und dem Generalstab blieben derart angespannt, daß der Kriegsminister den Kaiser um seine Amtsentpflichtung bat.

Offensichtlich hat man sich also von der "Unzulänglichkeit dieses Mannes" schließlich doch noch überzeugt. Seinem Gesuch wurde zum 4. Juli 1913 stattgegeben.

von Moltke schlägt Ludendorff als Mitarbeiter des Kriegsministers vor (Juni 1913)

War womöglich das Rücktrittsgesuch des von Heeringen beschleunigt worden durch den Umstand, daß Generalstabschef von Moltke den Obersten Ludendorff schon im Juni 1913 dem Chef des Militärkabinettes zur Ernennung als Direktor des allgemeinen Kriegsdepartements im Kriegsministerium vorgeschlagen hat? Damit wollte er Ludendorff im Kriegsministerium selbst als Untergebenen des Kriegsministers platzieren. Sicherlich ein unerwartetes Vorgehen. Als Begründung schrieb er aber (2, S. 156f):

Euer Exzellenz ist die vorzügliche Beurteilung dieses Offiziers in allen seinen bisherigen Dienststellen bekannt. Er stand, bevor er Regimentskommandeur wurde, fünf 5 Jahre lang an der Spitze der 2. Abteilung des Großen Generalstabes, ist also mit allen Fragen der Organisation des Heeres, der Mobilmachung und des Aufmarsches auf das Genaueste vertraut. Er ist ein Mann mit weitem Blick, von festem Charakter, von schneller Auffassung und eisernem Fleiß, der mir während dieser 5 Jahre gemeinsamer Tätigkeit ein ganz besonders zuverlässiger, nie versagender Gehilfe war.

Da der Kriegsminister auch weiterhin einen schweren Stand im Reichstag haben würde, würde Ludendorff ihm eine gute Hilfe sein (2, S. 156f):

Gerade hierin würde ihm der Oberst Ludendorff in seiner Bestimmtheit, seiner altpreußischen Auffassung und seiner unbedingten Zuverlässigkeit eine hervorragende Stütze sein.

Weiter schrieb er (2, S. 156f):

Wie Euer Exzellenz bekannt, sind während der anstrengenden Tätigkeit des letzten Winters einige Differenzen zwischen ihm und dem Kriegsministerium entstanden, die aber lediglich darauf zurückzuführen sind, daß Oberst Ludendorff nur das eine Ziel im Auge hatte: der Sache zu dienen und die von mir als erforderlich bezeichneten Vorschläge allen fiskalischen Bedenken gegenüber durchzusetzen. ... Daß es mir bei meinem Vorschlage lediglich um die Sache zu tun ist, mögen Euer Exzellenz daraus erkennen, daß ich, so sehr ich das für den Generalstab bedauere, gerade auf die Ernennung des Oberst Ludendorff als Oberquartiermeister verzichte, weil ich seine Verwendung als Direktor des allgemeinen Kriegsdepartement zum Besten des Heeres für noch wertvoller halte.

Es wäre noch einmal genauer auszuloten, was sich der Generalfeldmarschall von Moltke bei diesem Schreiben gedacht hat. Aus ihm geht in jedem Fall die große Wertschätzung hervor, die er für Ludendorff hatte.

Abb. 4: "Der Kaiser und Prinz Heinrich zum Tee mit General von Heeringen" (zeitgenössische Postkarte, ohne Ort, ohne Datum)

Die Argumente, die Josias von Heeringen zuvor gegenüber dem Kaiser scheint vorgebracht zu haben, waren gewiß nicht von energischem Vorwärtsdrängen geprägt. Das geht unter anderem aus einem Aufsatz in der Wochenzeitung "Die Zeit" aus dem Jahr 2013 hervor. Die Inhalte desselben werden folgendermaßen wiedergegeben (Dossier2013):

So hatten konservative Kreise im Militär durchaus Vorbehalte gegen die neue Heeresvorlage. Denn eine massive Vergrößerung der Armee würde zwangsläufig dafür sorgen, daß zunehmend bürgerliche Offiziere requiriert werden müßten und damit das Offizierskorps als Domäne der Adligen infrage stellen würden. Zugleich bedeutete das für die Mannschaften, weitaus stärker als bisher städtische Arbeiter einzuberufen. Das sorgte bei manchem Offizier für schlaflose Nächte und malte das Gespenst der Revolution an die Wand. Übrigens nicht ganz zu Unrecht, wie es sich im November 1918 dann zeigen sollte.

Daß der Sozialdemokrat Haase ebenfalls solche Dinge im Hinterkopf hatte, wird unterschwellig in seiner Rede deutlich. Angesichts der hochgerüsteten Militärmächte Europas, von denen sich Deutschland in den Jahren 1912 und 1913 umgeben sah, waren solche Argumente aber wirklich verquastet. Ein interessanter Aspekt ergibt sich aus den weiteren Ausführungen (Dossier2013)

Aber noch ein anderer Punkt verdient Beachtung: Die Finanzierung des Rüstungsprogramms erfolgte über Vermögenssteuern. Das versetzte die Sozialdemokratie in eine Zwickmühle. Zwar lehnte sie die Aufrüstung traditionell ab, zugleich plädierte sie ebenso anhaltend für eine Besteuerung des Besitzes. In dieser Situation bewilligte sie als größte Fraktion im Reichstag die Steuererhöhungen, lehnte die Heeresvorlage selbst aber ab. Leider behandelt Fesser nicht die Frage, inwiefern diese partielle Einbindung der SPD eine Vorstufe für die spätere Zustimmung zu den Kriegskrediten und generell die Integration der Arbeiterbewegung war.

Es handelt sich also schon um vergleichsweise vielschichtige Vorgänge rund um die Wehrvorlagen der Jahre 1912 und 1913. Im übrigen durch diese durch Vorträge und Zeitungsartikel in der Öffentlichkeit unterstützt von Seiten des eigens hierfür gegründeten "Deutschen Wehrvereins" (Wiki), den auch Haase erwähnte. Der "Deutsche Wehrverein" war der letztgegründete von mehreren, bedeutenden sogenannten "vaterländischen Verbände" des Deutschen Kaiserreiches.

"Deutscher Wehrverein" und Generalstab - Ab wann gab es Verbindungen?

In einer historischen Untersuchung aus dem Jahr 1979 (3) wurde die These vertreten, daß es keine unmittelbaren persönlichen Verbindungen gegeben habe zwischen den maßgebenden Persönlichkeiten des "Deutschen Wehrvereins" und Erich Ludendorff im Generalstab als der dortigen treibenden Kraft für die Wehrvorlage (3, S. 22):

Die genaue Rolle des DWV in diesem Ressortstreit ist schwer auszumachen. Es läßt sich nicht bezweifeln, daß Ludendorff die Agitation des DWV insofern billigte, als diese seine Forderungen dem Kriegsministerium gegenüber nur verstärken konnte. Sehr wahrscheinlich gab es überdies gelegentliche Kontakte zwischen Vertretern des DWV und des Generalstabes, und der DWV spiegelte zweifelsohne die Ansichten des Generalstabes wider. Das alles aber als ein aktives Zusammenwirken zu bezeichnen, ist wohl etwas übertrieben

In der diesen Worten beigegeben Anmerkung werden vage Angaben zu einem solchen Zusammenwirken erörtert, die aber insgesamt als zu vage eingeschätzt werden. Diese Fragestellung erhält nun durch einen seit 2021 zugänglichen Brief Erich Ludendorffs aus dem Dezember 1912 (1) gewiß eine neue Beleuchtung. Seinen Wortlaut bringen wir weiter unten. Zwar deutet sich an keiner Stelle in diesem neu bekannt gewordenen Brief an, daß es schon frühere Verbindungen zwischen Ludendorff und dem "Deutschen Wehrverein" gegeben hätte. Ausdrücklich schreibt Ludendorff sogar, daß ein Mitarbeiter des "Deutschen Wehrvereines", von Wrochem, "aus sich heraus" zu den seiner Meinung nach richtigen Gedanken gefunden hätte. Die genannte historische Untersuchung aus dem Jahr 1979 faßte die Vorgänge rund um Ludendorff folgendermaßen zusammen (3):

Am 1. Oktober 1912 wurde Ludendorffs unmittelbarer Vorgesetzter in der Operationsabteilung des Generalstabes versetzt, woraus sich eine Situation ergab, in der sich Ludendorff nunmehr direkten Zugang zum Chef des Generalstabes, Helmuth v. Moltke, verschaffen konnte. Zugleich hatte die Kombination von verschlechterter militärischer Lage auf dem Balkan und dem Druck der in erster Linie vom Deutschen Wehrverein mobilisierten öffentlichen Meinung schon angefangen, den Widerstand der Regierung gegen die Idee einer neuen Heeresvorlage zu untergraben.

Wie böswillig war es aber auch, die Friedensliebe der damaligen deutschen Regierung durch die Idee einer solchen Heeresvorlage zu - - - "untergraben". Das will der Historiker wohl mit diesem Wort "untergraben" zum Ausdruck bringen. Angesichts der gleichzeitigen Rüstungen der anderen europäischen Militärmächte und angesichts des Verlaufes des dann folgenden Krieges ist eine solche Einordnung allerdings ein wenig gar zu lächerlich. Weiter heißt es (3):

Am 13. Oktober 1912 hob der Kaiser selbst diese Idee hervor, doch noch setzten sich Bethmann Hollweg, Heeringen und auch Moltke dagegen durch. Ohne die Ansichten des Kaisers zu kennen, fing Ludendorff aber gleichzeitig an, Moltke unter intensiven Druck zu setzen, was dazu führte, daß Moltke endlich Ende Oktober für eine neue Heeresvorlage gewonnen werden konnte. Es begann nun ein neuer Ressortstreit, diesmal zwischen Generalstab, Kriegsministerium und Reichskanzler über die Ratsamkeit bzw. die Höhe einer eventuellen weiteren Heeresvermehrung. Immer noch von Ludendorff vorangetrieben, wurde Moltke nun der Befürworter "entscheidender" Erhöhungen, indes Heeringen, der seinerseits immer die sozialen Nachwirkungen einer Vergrößerung des Offizierkorps im Auge hatte, solche Erhöhungen irgendwie einzuschränken trachtete, wobei er die Unterstützung Bethmann Hollwegs fand, der immer noch eine grundlegende Finanzreform wegen der zu erwartenden Opposition der Konservativen vermeiden wollte. Der Höhepunkt der Kontroverse wurde am 21. Dezember 1912 erreicht, als Moltke dem Kriegsminister und dem Reichskanzler eine verblüffende, von Ludendorff verfaßte Denkschrift einreichte, in der die Forderungen des Generalstabes, die weit über das von Heeringen und Bethmann Hollweg erwartete Maß hinausgingen, formuliert wurden: u.a. die volle Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, die nach Ludendorffs Berechnungen jährlich 150.000 zusätzliche Rekruten und eine Zunahme von 300.000 Mann in der Friedensstärke des Heeres ergeben würde, die man wiederum zur Einrichtung der dritten Bataillone in allen Regimentern sowie zur Aufstellung von drei neuen Armeekorps verwenden wollte. Diese Denkschrift wurde nun die Grundlage der weiteren Verhandlungen, als die eigentliche Frage auftauchte, ob oder inwieweit es Bethmann Hollweg und Heeringen gelingen würde, den Forderungen Ludendorffs maßvollere Schranken zu setzen. Der Ressortstreit dauerte noch zwei Monate an, bis man einen Kompromiß erreichen konnte. Moltke stimmte zu, als man die Idee der drei neuen Armeekorps fallen ließ und die Zahl der neuen Rekruten etwas herabsetzte. Dennoch waren die neuen vorgesehenen Erhöhungen enorm: die Stärke aller bestehenden Einheiten sollte durch Aushebung von 106.000 Mann zusätzlicher Truppen im Jahre sowie die Einstellung von knapp 4000 neuen Offizieren bzw. 13.400 neuen Unteroffizieren vermehrt werden. (...)
Berichte über die Möglichkeit einer neuen Heeresvorlage waren schon einige Monate vor Bekanntgabe der Einzelheiten am 28. März 1913 in der Presse durchgesickert.

Weiter wird interessanterweise ausgeführt (3): 

Als die Reichstagsverhandlungen über die Heeresvorlage in die letzte Phase eintraten, gab der Reichskanzler in einem Brief an einen Freund seiner Erleichterung Ausdruck, er erwarte, daß das Gerede "von Krieg und Kriegsgeschrei und von den ewigen Rüstungen" nun bald ein Ende nehmen würde. Er konnte auch nicht die Bemerkung unterlassen, was für "eine merkwürdige Sache" es sei, daß ein "so demokratischer Reichstag eine solche Riesenmilitärvorlage annimmt".

Er war also überhaupt nicht einverstanden mit jener Heeresvorlage, die er selbst dem Reichstag vorgelegt und begründet hatte. Es gab schon sonderbare Gestalten damals an der Spitze der deutschen Regierung. Sie haben vieles vorweggenommen von dem, was sich seither dann immer weiter bis heute an Irrsinn, Wahnwitz und Böswilligkeit gegenüber dem deutschen Volk regierungsseitig gesteigert hat.

Der Adressat nun des neu bekannt gewordenen Briefes von Erich Ludendorff, der Offizier Bernhard Tepelmann (1862-1919), war - soweit übersehbar - Mitglied und Mitarbeiter des "Deutschen Wehrvereins". Er hatte Ludendorff im Dezember 1912 unter anderem einen Artikel aus der "Täglichen Rundschau" (Wiki) aus demselben Jahr gesandt von Seiten des Vorstandsmitgliedes des Deutschen Wehrvereines, nämlich von Seiten des Generalleutnants Alfred von Wrochem (1857-1915) (Wiki)***). Das Erscheinen dieses Artikels war offenbar dadurch ermöglicht oder erleichtert worden, daß auch der damalige Herausgeber der "Täglichen Rundschau" (die auch von Haase erwähnt worden ist, s.o.), der Journalist Heinrich Rippler (1866-1934) (Wiki), Mitglied des "Deutschen Wehrvereins" war (3), zugleich auch Mitglied der liberalen "Deutschen Volkspartei". Aus der Antwort Ludendorffs geht hervor, daß Ludendorff diesen Artikel bislang gar nicht gekannt hatte und offenbar auch sonst bislang wenig von den Aktivitäten des Deutschen Wehrvereins zur Kenntnis genommen hatte. Dem Wortlaut könnte man entnehmen, daß er zuvor schon bei irgendeinem gesellschaftlichen Anlaß mündlich ins Gespräch mit Tepelmann gekommen war und dieser sich dann im Nachgang auch noch einmal schriftlich an ihn gewandt hatte. Ludendorff antwortete also (1):

Lieber Tepelmann!

Vielen Dank für Ihre Zeilen. Die Ziele und Anträge des Generalstabes kann ich Ihnen nicht nennen. Ich würde am nächsten Baume aufgeknüpft und noch verbrannt werden. Also darüber schweige ich.

Ich halte mich aber wohl für berechtigt, mit Ihnen in einen Gedankenaustausch darüber einzutreten, was mir am Herzen liegt. Ich habe da den Artikel der Täglichen Rundschau von 18/12 mit sehr vielem Interesse gelesen. Was da über die Festigung der Verbände der Reserveformationen und über die Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht gesagt ist, unterschreibe auch ich. Ebenfalls

[Seite 2] ist mir das aus dem Herzen geschrieben, was über die Übungen der Kavallerie gesagt ist. An 10 Wochen im Jahr dürfen wir aber wohl nicht denken, dazu reichen unsere Übungsplätze nicht aus, und die Übungen als solche ... in das Gelände zu legen, würde Flurschäden verursachen, die niemand bezahlen kann.

Auch das über die Feldartillerie gesagte trifft voll zu.

Sie sehen also, daß Herr v. Wrochem aus sich heraus das gefunden hat, das der Armee m. E. not tut. Wenn aber nach Ihrem Schreiben nur Kavallerie Ballonabwehrkanonen (?) erhalten sollen, das weiß ich nicht. Die feindl. Luft Flugzeuge werden uns weit überfliegen, deutsche Zeitungen halten schon die Rheinbrücken für bedroht.

Noch eines, lieber Tepelmann, ich fürchte, wir machen uns nicht klar, was solche

[Seite 3] Etatserhöhungen bei allen Waffen an Mannschaften und Pferde, die Aufstellung ... Bataillone u.s.w. kosten wird. Das sind ganz gewaltige Summen, aber die das Volk auf sich nehmen wird, wenn es den nach meiner Ansicht so hohen Ernst der Stunde verstehen wird. Gott weiß es! Es fehlt nur an Verständnis, daß dies Erstarken der Südslaven uns trifft, daß wir Deutschen als solche in Mitleidenschaft gezogen werden müssen, wenn Österreich sich duckt. Hier fehlt es an der richtigen Aufklärung. Gewiß gibt es Blätter, die das schreiben, aber die liberalen Zeitungen bringen das wohl nicht und in allen Kreisen muß diese Erkenntnis da sein. Ohne eine gründliche politische Aufklärung erreicht der Wehrverein nicht sein Ziel!

[Seite 4] In Verbindung mit den Slaven rückt die Bedeutung Rußlands schärfer hervor, wir sehen nur nach Westen, denken wenig an den Osten, wohl an die engl. Flotte nicht aber an das vortreffliche, etwa 3 Armeekorps starke engl. ... korps. Nur wenn wir alle Feinde sehen, kommen wir zu einer richtigen Einschätzung dessen, was uns not tut. Allerdings muß auch Österreich ran, aber das wird mehr zu tun haben, um eine Kräfteverteilung (?) gegen das Erstarken der Balkanstaaten zu schaffen. Ich bin kein Politiker, aber das sieht jeder ein! 

Die Angaben über Frankreich in der Anlage. Ich bitte Sie herzlich, sorgen Sie dafür, daß nie der Generalstab genannt wird, nie meine Person! Wenn ich hier auch rein persönlich gesprochen habe, so werden meine lieben Feinde, denen ich sehr unbequem bin, meine amtliche - persönliche Eigenschaft nicht auseinanderhalten und mir einen Strick drehen. Was ich ihnen i. S. m. Feindes nicht verdenken kann. Verzeihen Sie die Eile.

Gute Feiertage

Ihr Ludendorff 

Woher taucht dieser, bislang unbekannte Brief auf? Im Jahr 2021 erfaßte die Landesbibliothek Niedersachsen in Hannover - die "Gottfried Wilhelm Leibnitz-Bibliothek" - das ihr überlassene "Reimar Hartge Archiv" (Kall), und zwar, wie es heute schon häufiger üblich und vorbildlich ist, auch gleich in digitaler Form für das Internet. In diesem vormaligen Privatarchiv fand sich nun der hier zitierte vierseitige, handschriftliche Brief Erich Ludendorffs an Bernhard Tepelmann. Zwar hat der Schreiber auf dem Brief weder Ort noch Datum verzeichnet. Das machte Erich Ludendorff sein ganzes Leben lang sehr häufig so. Deshalb muß auch gefragt werden, ob der Brief von Seiten der Landesbibliothek Niedersachsen richtig datiert worden ist in das Jahr 1913, und zwar in den Dezember 1913. Könnte er seinem Inhalt nach nicht eigentlich viel paßgenauer in das Jahr 1912 datiert werden? Zumal es doch sehr ungewöhnlich wäre, wenn man am Ende des Jahres 1913 noch auf einen Zeitungsartikel des Jahres 1912 hinweist!?! Und zumal Ludendorff am Ende seines Briefes doch recht deutlich macht, daß er sich zu jenem Zeitpunkt noch im Amt, als im Großen Generalstab in Berlin befand. Als Regimentskommandeur in Düsseldorf hätte er diese Phrase über das Auseinanderhalten von "amtlich" und "persönlich" gar nicht sinnvoll benutzen können.

Der Empfänger verzeichnete ebenfalls nur, daß er den Brief am 27.12. beantwortet hat. Der Schlußwendung des Briefes nach konnte er durchaus kurz vor Weihnachten verfaßt worden sein (1).**) Und mit weitaus größerer Wahrscheinlichkeit im Jahr 1912 als im Jahr 1913.

In jedem Fall ordnet sich dieser Brief nahtlos ein in die bislang schon bekannte zeitgeschichtliche Zusammenhänge, die oben schon geschildert worden sind. Er korrigiert den Aufsatz von 1979 (3) dahingehend, daß er eine direkte Verbindungen zwischen Generalstab und Wehrverein schon im Dezember 1912 sehr deutlich macht. Zum Wehrverein sei noch zitiert (Wiki):

Der Deutsche Wehrverein (DWV) wurde 1912 gegründet, um die deutsche Bevölkerung von der Notwendigkeit einer wesentlich stärkeren Heeresrüstung zu überzeugen. (...) Die Gründung des Vereins erfolgte am 28. Januar 1912 in Berlin. Gleich nach seiner Gründung begann der Verein mit einer regen publizistischen Arbeit. Vorstandsmitglied des Wehrvereins (war) Generalleutnant Alfred Wrochem. (...) Der Kronprinz bekannte sich offen zum Wehrverein. Ein anderer Grund für seinen Erfolg war, daß er durch seine Vorstandsmitglieder direkten Zugang zu mehreren großen Zeitungen besaß.

Aber schon aus dem ersten Satz des Briefes von Ludendorff geht hervor, daß dieser Deutsche Wehrverein bis zu dieser Kontaktaufnahme nicht über sehr gute Verbindungen in den Generalstab verfügte. 

Abb. 5: General Josias von Heeringen - Sein Sohn war 1933 leitender Freimaurer in Deutschland

Der vormalige Kriegsminister von Heeringen ist dann bis August 1916 Oberbefehlshaber der 7. deutschen Armee im Elsaß gewesen. Diesen Posten mußte er - auffälliger Weise - abgeben einen Tag bevor Erich Ludendorff 1916 in die Oberste Heeresleitung eintrat. 

Mindestens zweimal ist Erich Ludendorff dem von Heeringen noch in späteren Jahren persönlich begegnet, nämlich beim Trauerzug für Kaiserin Augusta am 19. April 1921 (Stgr2012), sowie bei der Enthüllung des wieder errichteten Moltke-Denkmals in Halle, auf dem sogenannten "Deutschen Tag" in Halle am 11. Mai 1924. In der Erinnerung an letztere Begegnung schrieb Erich Ludendorff (Stgr2011):

Generaloberst v. Heeringen, als ältester General, hielt die Ansprache, die die Bedeutung des Heeres und die Arbeit der Generale für das Heer hervorhob, er vergaß aber völlig, den Obersten Kriegsherrn zu erwähnen, der sich für die Ausbildung des Heeres doch wahrlich eingesetzt und sie gefördert hatte. Daß er seinen Willen dem Kriegsminister, eben diesem Generaloberst von Heeringen gegenüber leider nicht durchgesetzt hatte, lag in einem Handeln, das dieser dem Kaiser wohl kaum hat verargen können. Bekanntlich hat Generaloberst v. Heeringen dem Streben des Kaisers nach einer Heeresverstärkung und auch meinem Streben vor dem Weltkriege, die allgemeine Wehrpflicht durchzuführen, entschiedenen Widerstand gegenübergestellt. 

Das war alles, was er zu diesem Zeitpunkt noch über von Heeringen zu sagen wußte. Die Geschichte war über diese Vorkriegsauseinandersetzungen hinweg gegangen. Auf den Verlauf des Ersten Weltkrieges sollten sie sich vor allem dahingehend auswirken, daß Erich Ludendorff bei Kriegsbeginn nicht mehr die rechte Hand des Generalstabschefs von Moltke war. Wenn der Mord von Sarajewo ein Freimaurermord war (was längst klar ist) und wenn der Erste Weltkrieg ein Freimaurerkrieg war (was mehr als naheliegend ist), dann wird - zumindest für die Freimaurerei - die eigentliche Bedeutung der Vorgänge rund um die Wehrvorlage darin bestanden haben, daß Ludendorff noch vor Kriegsausbruch von der Seite des Generals von Moltke entfernt worden war.  

"Die Luft der Freimaurerei, die von Grund auf böse war"

Der Sohn des Kriegsministers von Heeringen, der Freimaurer Kurt von Heeringen*), war 1914 schon 36 Jahre alt. Vielleicht hat er in den Logen in der Zeit vor 1914 dasselbe erlebt wie der Freimaurer Ernst Jünger. Ernst Jünger schrieb über die Monate und Jahre vor dem August 1914 (Stgr2016):

Bei den Mauretaniern (Freimaurern) aber herrschte unberührte Stille wie im Zentrum des Zyklons. Wenn man in den Abgrund stürzt, soll man die Dinge in dem letzten Grad der Klarheit wie durch überschärfte Gläser sehen. Diesen Blick, doch ohne Furcht, gewann man in der Luft der Mauretania, die von Grund auf böse war.

Die Luft der Logen war also von Grund auf böse. Ähnlich hat es Thomas Mann wahrgenommen, als er seinen Bruder, den Freimaurer Heinrich Mann während der ersten Jahre des Ersten Weltkrieges erlebte (siehe seine "Betrachtungen eines Unpolitischen" aus dem Jahr 1918). Eine der Folgen solcher böser Luftzüge wird die Versetzung Ludendorffs Ende Januar 1913 gewesen sein. Nicht der erste und nicht der letzte böse Luftzug, der aus der "unberührten Stille im Zentrum des Zyklons" entwich .... 

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*) Der Sohn des Kriegsministers war 1933 jener Landesgroßmeister der "Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland" (Wiki), mit dem sich Hermann Göring auf das Nichtverbot der Freimaurerei einigte, wenn sie alle alttestamentarischen Bezüge in ihrem Ritual entfernen würde. Sie wurde daraufhin umgewandelt zum "Deutsch-Christlichen Orden der Tempelherren" und erhielt durch dieses Nebelwerfen noch einmal zwei Jahre Zeit, um sich besser auf die Zeit des Verbotes nach 1935 vorzubereiten.  
**) Über die Suchmaschinen zu Archivalien in Deutschland kann man auf bislang unbekannte Archivalien zum Leben Erich und Mathilde Ludendorffs aufmerksam werden (Kalliope). - Als Datum steht über dem Brief: "27.12. beantw.". Das dürfte aber eine Bemerkung des Briefempfängers sein, nicht des Absenders.
***) Zur Person Alfred von Wrochem's: Der oberschlesische Landrat Karl von Wrochem (1809-1872) war verheiratet mit Agnes Baronin von der Recke (EgF). Das Paar hatte fünf Söhne, von denen mindestens vier preußische Offiziere wurden (s. arekkp). Der jüngste der Söhne war nun der Generalleutnant Alfred von Wrochem (1857-1915). Dieser hatte aber außerdem auch noch einen Neffen 2. Grades gleichen Namens, nämlich den Major Alfred von Wrochem (1883-1964) (s. arekkp). Der letztere dürfte es gewesen sein, der in den 1920er Jahren als völkischer Schriftsteller in Erscheinung getreten ist (4-7) und dann auch im Propagandaministerium von Goebbels gearbeitet hat (GB2010). Der hier interessierende Generalleutnant Alfred von Wrochem hingegen dürfte schon 1915 gestorben sein. Seit 1954 taucht in zeithistorischen Darstellungen immer einmal wieder ein Zitat von diesem Alfred von Wrochem auf, das da lautet (GB1954): "Ein vorwärtsstrebendes Volk wie wir, das sich so entwickelt, braucht Neuland für seine Kräfte, und wenn der Friede das nicht bringt, so bleibt schließlich nur der Krieg. Dieses Erkennen zu wecken, sei der Wehrverein berufen." Offenbar veröffentlicht in den Danziger Nachrichten am 13.3.1913. Solche Zitate flossen schon in Veröffentlichungen der britischen Kriegspropaganda von 1915 ein (GB1915). Selbstredend, daß ein solches Zitat aus dem Zusammenhang gerissen ist. - In der Literatur werden immer wieder andere Vornamen jener von Wrochem genannt, die im Wehrverein tätig waren: Johannes, Hans und Alfred. In zeitgenössischen Quellen ist oft auch nur von "General von Wrochem" oder "Generalleutnant von Wrochem" die Rede. Der nächstältere Bruder von Alfred von Wrochem war General Hans von Wrochem (1853-1914). Vielleicht war dieser auch im "Deutschen Wehrverein" tätig. Und Hans könnte die Kurzform von Johannes gewesen sein. 

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  1. Brief von Erich von Ludendorff an Bernhard Tepelmann, Dezember 1913. In: Reimar Hartge Archiv in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek - Niedersächsische Landesbibliothek; Signatur: Noviss. 450:A 360 (DigSam)
  2. Ludendorff, Erich: Mein militärischer Werdegang. Blätter der Erinnerung an unser stolzes Heer. Ludendorffs Verlag, München 1934 (Archive) (GB)
  3. Chickering, Roger: Der "Deutsche Wehrverein" und die Reform der deutschen Armee 1912-1914. In: Militärgeschichtliche Mitteilungen 1/1979, S. 7ff (freies pdf)
  4. Wenninger an den Bayerischen Kriegsminister Otto Freiherr Kress v. Kressenstein, 25. 11. 1912, Bayer. HStA München, Abt. IV (Kriegsarchiv), Μ Kr 41 zit. in: Röhl, John C.: An der Schwelle zum Weltkrieg. Eine Dokumentation über den "Kriegsrat" vom 8. Dezember 1912. In: Militärgeschichtliche Mitteilungen 1/1977, S. 77ff (freies pdf)
  5. Erich Schwinn: Die Arbeit des deutschen Wehrvereins und die Wehrlage Deutschlands vor dem Weltkriege. Druckerei wissenschaftlicher Werke K. Triltsch, 1940 (87 S.) (GB)
  6. Alfred von Wrochem: Die Bosch-Lüge. Vortrag, gehalten am 4. März 1925 vor einem geladenen Kreise. Verlag Wirtschaftspolitische Korrespondenz S. v. Lüttwitz, Berlin 1925 (über die französische Kriegspropaganda gegen den "Boche"]
  7. Alfred von Wrochem: Kampf. Auslieferung durch Reimann, Berlin 1926 (150 Seiten)
  8. Alfred von Wrochem: Das neue deutsche Führertum. 1927  (GB2011)
  9. Alfred von Wrochem: Planmäßige Zersetzung des deutschen Volkes. Heft 69 der Reihe "Der völkische Sprechabend" (Herausgeber: Hans Weberstedt-Lichterfelde). Theodor Weicher Verlag, Leipzig um 1929

Frontsoldat und "Mitkämpfer" Erich und Mathilde Ludendorffs

Der deutsche Dichter Erich Limpach (1899-1965) 

Abb. 1: Erich Limpach 1919
Der deutsche Dichter Erich Limpach (1899-1965) (Wiki) durchlief im äußeren beruflichen Leben eine Laufbahn in der deutschen Zollverwaltung. Er lebte während dieser Laufbahn in Würzburg, Marburg, Hanau und zuletzt in Coburg. 

Diese bürgerliche Laufbahn steht aber weit zurück hinter der Erfahrung, als Jahrgang 1899 mit 17 Jahren in die Materialschlachten des Ersten Weltkrieges geworfen worden zu sein. Sein ganzes weiteres Leben blieb von der Auseinandersetzung mit dieser Kriegserfahrung geprägt. In einem Nachruf hieß es 1966 (Frankld. 1966):

Er entstammte altem fränkischen Geschlechte und fühlte sich zeitlebens dem heimischen Boden verwurzelt. Der Mutter niederdeutsche Herkunft hielt er für Glück, denn so bekannte er: "Was von ihr in mir pulst, zügelt mein jähes fränkisches Temperament und nimmt meinem Leben das Unstete." (...) Seine Prosa, von verhaltenem Pathos getragen, enthält Geschichten, in denen er das Erhabene, das Grausame, das Erschütternde und die fränkisch durchsonnte Heiterkeit in den Zauber seiner unverwechselbaren Sprache kleidet. 

In einer anderen Lebensdarstellung aus dem Jahr 1979 heißt es (Beb1979):

Die äußeren Stationen dieses Weges begannen am 27.6.1899 in Berlin, mit Jugendtagen in Franken, der Schulbank, von der ihn der erste Krieg holte in die Materialschlachten der Westfront. Danach machte er sein Abitur, studierte in Würzburg Volkswirtschaft und trat dann in den Staatsdienst der Zollverwaltung. Dieser führte ihn für lange Jahre nach Marburg, nach Hanau, nach Münchberg und endete mit der Leitung des Amtes in Coburg. Dazwischen riß ihn der zweite Weltkrieg noch einmal in seine Strudel. (...) In der dichterischen Gestaltung des Kriegserlebnisses veröffentlichte er sein erstes Werk im Jahre 1924, dem im Laufe der Zeit über vierzig weitere Werke folgten und denen sich in diesen Tagen (1979) aus dem Nachlaß noch ein letztes Werk anschließt. 

Als der Erste Weltkrieg 1918 endete, war Erich Limpach erst 19 Jahre alt. Das weitere, zeitgeschichtlich so stürmische Jahrzehnt der 1920er Jahre sollte er also als ein Mitzwanziger erleben. Als ein Mensch also, der noch auf alles Zeiterleben sehr unmittelbar reagiert. Früh hat Erich Limpach nach dem Krieg geheiratet. Seine erste Veröffentlichung aus diesem Jahr 1924 widmete er seiner Frau. 

Abb. 2: Aufrecht schreiten - Gedicht von Erich Limpach (Postkarte)

Erich Limpach hat sich spätestens im Jahr 1926 als ein politischer - und später auch weltanschaulicher - Anhänger des "Feldherrn" Erich Ludendorff angesehen. In der Wochenzeitung von Ludendorffs Tannenbergbund, der "Deutschen Wochenschau", erschien in der Folge vom 29. August 1926 ein Gedicht von Erich Limpach:

Der General.
Zum Gedenken an Tannenberg.
Von Erich Limpach.

Hier einige Zeilen daraus: 

Es rollt und flutet und brandet schwer
Gen Deutschlands Grenzen das Russenheer.
Der blaffe Tod und die bitt're Pein
Sind sein Gefolge beim Flammenschein ...
Die Schlacht wird geschildert. Schließlich heißt es am Ende:
Und des Kampfes Gedröhn verklingt,
Ein jauchzend "Sieg" sich zum Himmel schwingt,
der Feind geschlagen, vorbei die Not,
Der mächt'ge Himmel glüht brandig rot,
Wachtfeuer flackern im weiten Land
Uns schirmte Gottes allmächt'ge Hand.
Nur einer schweigt. - Mit hartem Mund
Blickt ernsten Aug's er ins weite Rund,
die Nerven eisern, der Wille Stahl:
's ist Ludendorff, der General.

Zu diesem Zeitpunkt ist Erich Limpach noch Christ ("Uns schirmte Gottes allmächtige Hand"). Aber er sollte in den nächsten Monaten und Jahren Erich Ludendorff auf seinen weltanschaulichen Wegen weg vom Christentum begleiten und ihm folgen hin zu der Philosophie der zweiten Ehefrau Erich Ludendorffs.

1926 - Ludendorffs Widmung für Limpachs Gedichtband

Erich Limpach hat im Herbst 1926 Erich Ludendorff um eine Widmung zu seinem Gedichtband "Zwischen Tod und Trümmern - Die Front im Spiegel der Seele" gebeten. Erich Ludendorff schrieb eine solche (3, 49, 52):

„Bewahrt den Frontgeist als Erbe des alten Heeres, nur so erhält die Seele die Kraft, aufbauend Neues zu gestalten.
Weihnachten 1926.
Ludendorff“

Limpach wurde also sehr früh ein Anhänger Erich Ludendorffs und ist es bis an sein Lebensende geblieben. Der Vorspruch Erich Ludendorffs wurde auch in den Auflagen des Gedichtbandes von 1930, 1932, 1937 und 1940 als Faksimile erneut abgedruckt.

1920er Jahre

Auch noch als Mittzwanziger blickte Erich Limpach in persönlichen Begegnungen mit Erich Ludendorff zu diesem mehr als ehrfürchtig auf. So schreibt er über einen ersten Besuch bei Ludendorff in den 1920er Jahren in München (1966, S. 31f):

.... Aber dann löste sich in einer improvisierten Teestunde, bei der der General in einer entzückend liebenswürdigen Weise den Gastgeber spielte, die Spannung sehr schnell und mündete in ein Antwortgeben auf präzise Fragen.

In dieser Unterhaltung hatte Limpach die eigenen Fragen, die er selbst hatte stellen wollen, ganz vergessen. Deshalb nahm er sich für den nächsten Besuch einen Spickzettel mit. Mit diesem konnte alles ganz gut geklärt werden. Als er einen solchen bei einem dritten Besuch wieder unbemerkt benutzen wollte, habe Ludendorff zu ihm gesagt:

"Bedienen Sie sich ruhig Ihres Spickzettels, dann wird wenigstens nichts vergessen." Von da ab habe ich mich dann dieses Hilfsmittels völlig ungeniert bedient.
Limpach scheint in Gegenwart Ludendorffs immer sehr befangen gewesen zu sein wie auch aus weiteren Berichten hervor geht.

1928 - "Na gut, Limpach, dann wollen wir uns wieder vertragen"

Er berichtet - vermutlich über Marburg (1966, S. 33f):

Es war im Jahre 1928, als ich in einer alten Universitätsstadt dem Ehepaar Ludendorff eine Vortragsveranstaltung vorzubereiten hatte. (...) Ein großer, 2000 Personen fassender Saal war gemietet. (...) Eine Viertelstunde vor dem Anfang war der Riesensaal bis auf den letzten Platz gefüllt. (...) Der anschließende Buchverkauf übertraf alle Erwartungen. Der Büchertisch war in kürzester Frist restlos ausverkauft.

Erich und Mathilde Ludendorff signierten dann Bücher. Erich Limpach und ein Mitarbeiter reichten die Bücher heran. Darunter befand sich aber auch eine Broschüre, von der Erich Ludendorff zuvor gesagt hatte, daß sie keinesfalls mehr zum Verkauf kommen sollte. Infolge des Büchermangels habe man sie nun aber doch verkauft. Limpach weiter:

In diesem Augenblick erfuhr ich blitzartig, was es heißt, einen Befehl des Generals Erich Ludendorff zu mißachten. (...) Ich erhielt (...) "vor versammelter Mannschaft" - einen solch schneidenden schneidigen Anpfiff, daß ich mich nur wie unter Hagelwetter ducken konnte, um nach alter militärischer Sitte zunächst einmal das Unwetter schweigend zu ertragen. Auch die Marter dieser Stunde ging vorüber. Nach der Veranstaltung fand das übliche Zusammensein in kleinem Kreise statt. Erich Ludendorff hatte sich wortlos mir gegenüber niedergelassen. (...) Ich ging nun mutvoll daran, etwas für meine Rehabilitierung zu tun. Ich wurde anfangs zwar etwas widerstrebend, aber ruhig angehört und erfuhr die abschließende Bereinigung mit folgenden, mir unvergeßlich bleibenden Worten: "Na, ist gut, Limpach, dann wollen wir uns wieder vertragen."

Um das Jahr 1930 herum habe es bei Erich Ludendorff in kleinem Kreis eine ernsthafte Besprechung und dann eine lockere Pause am Kaffeetisch gegeben. 

1930 - "Nur kein Dogma"

Ludendorff habe aus diesem Anlaß etwas hintergründig gefragt: "Meine Herren, Ihnen fehlt doch etwas?" Auf die Verneinung habe er nochmals gefragt "Aber meine Herren, Ihnen fehlt doch ganz bestimmt etwas." Schließlich habe er gesagt (1966, S. 32):

"Zünden Sie sich ruhig eine Zigarette an, meine Herren. Nur kein Dogma." Der General wußte recht gut, daß wir (...) noch nicht den in unseren Kreisen erstrebten Vollkommenheitszustand der Zigarettenlosigkeit erreicht hatten.

"Anekdötchen". Für den Historiker interessanter ist da schon der folgende Bericht: Limpach mußte allerhand Briefe mit Erich Ludendorff wechseln (1966, S. 34). Wohin dieser Briefwechsel gelangt ist, wäre noch einmal gesondert zu klären. Die handgeschriebenen Briefe Ludendorffs wären oft schwer zu enträtseln gewesen, meist sei dies aber doch gelungen. Nur einen, den er wirklich nicht lesen konnte, habe Limpach zu einer persönlichen Besprechung mitgebracht. Ludendorff nannte ihm ohne Kommentar die richtige Lesart. Von diesem Zeitpunkt an habe er dann von Ludendorff nur noch Briefe in Maschinenschrift erhalten.

Ein Teil des persönlichen Buchnachlasses von Erich Limpach konnte vom Bloginhaber durchgesehen werden. Es handelt sich dabei um die "Hand-"Exemplare der eigenen Werke Erich Limpachs. Diese sind - soweit übersehbar - weitgehend chronologisch jeweils auf der Vorderseite des Umschlages handschriftlich durchnummeriert worden. (Es ist dies entweder geschehen durch Erich Limpach selbst oder durch seine Frau oder einen Familienangehörigen nach dessen Tod.) In dieser Nummerierung werden sie auch am Ende dieses Beitrages im Literaturverzeichnis aufgeführt. 

Diese Bücher enthalten zudem oft handschriftliche Widmungen an seine Frau, zumeist ebenfalls in Gedichtform. Dabei sind sie oft, wie aus dem Widmungen hervorgeht, als Weihnachtsgeschenk überreicht worden. Auch sind in diesen Buchexemplaren oftmals die Entstehungstage der einzelnen Gedichte unter denselben jeweils handschriftlich mit Datum verzeichnet worden.

Abb. 3: Erich Limpach - Nichts läßt sich zwingen (Postkarte)

Im Jahr 1933 erschien ein Gedichtbändchen, das in den nachfolgenden Jahren am häufigsten wieder aufgelegt worden ist. Es trug den Titel "An der Wende". Dieses Bändchen dürfte einige der mitreißendsten Gedichte Limpachs enthalten.

Ob sie unter dem Eindruck der "Machtergreifung" Adolf Hitlers verfaßt worden sind, bliebe noch zu klären. Wesentlicher aber noch ist, daß sie sich bezogen auf die allgemeineren kulturellen und weltanschaulichen Entwicklungen im damaligen Deutschland, das heißt, weg vom Christentum und hin zu einer neuen "deutschen" Weltanschauung. Zu einer Weltanschauung also, die als der Eigenart des deutschen Volkes gemäß empfunden wurde, im Gegensatz zum Christentum, das als "international", bzw. "orientalisch" empfunden worden war, und das dem deutschen Volk "aufgepfropft" worden sei.

1933 - "An der Wende"

Dieses Gedichtheft "An der Wende" ist in mindestens sechs Auflagen erschienen, zum Teil in veränderter Form. Einige Gedichtbeispiele aus der sechsten Auflage, wohl Mitte oder Ende der 1930er Jahre erschienen, sollen im folgenden gebracht werden.

Des Großen Königs Grab

So hat man deinen letzten Wunsch mißachtet:
Das Grab im Freien ward dir nicht gegeben,
Dir, der in Ehrfurcht die Natur betrachtet,
Nahm man im Tod, was heilig dir im Leben.

In Kirchenenge ward dein Leib begraben,
Als Hohn auf das, wofür du stets gestritten,
Doch immer bleibt dein großes Werk erhaben
Ob Haß und Neid - und lebt in unrer Mitten.

Dies bezieht sich auf die Beerdigung Friedrichs des Großen. Erst nach 1990 wurde Friedrich der Große dort bestattet, wo er ursprünglich hatte bestattet werden wollen, nämlich neben seinen Hunden auf der Schloßterrasse von Sanssouci. Das titelgebende Gedicht lautet:

An der Wende
Fühlt ihr sie beben,
Die alte Erden,
Spürt ihr das Leben,
Das neue Werden?
An allen Enden
Dringt es zu Tag
Und legt in Trümmer,
Was hindern mag. -
Reget die Hände,
Steht nicht beiseit,
Nutzet die Wende -
Seid Herren der Zeit!

Ein anderes lautet:

Freiheitswille

Wille zur Freiheit erwache!
Liebe zur heiligen Sache
Fülle die Herzen und ganz:
Leuchte mit strahlendem Glanz
Siegglaube hell uns zuvor,
Trag uns're Seelen empor
Aus Knechtschaftsbeschwerde,
Daß Freiheit uns werde.
Und ein Spruch:
Wenn du dich gibst, dann gibt dich ganz,
Und sinnvoll wird dein Tun und Streben. -
Die Halbheit macht zum Totentanz
Und sinnlos dein vermeintlich Leben.
Und ein anderer:
Nichts läßt sich zwingen

Nichts läßt sich zwingen!
Alles Gelingen
Will seine Zeit.
Wirklich befreit,
Was schwer errungen.
Was leicht gelungen,
Gleicht Spreu und Sand -
Hat nicht Bestand.

 Oder:

Anruf

Bedenk es gut und höre zu:
Nie wieder wird ein Mensch wie du
auf dieser Erde leben.

Es liegt an dir und deiner Tat,
Die tief in dich gesenkte Saat
Zur Reife zu erheben. 

Oder:

Wer sich nicht selbst die Antwort sagt,
wenn ihn das Leben fordernd fragt,
der wird in seiner Tage Treiben
stets nur ein Blatt im Winde bleiben.

Der Band enthält auch das Wort:

Das schnelle und allzu frühe, heute fast ungehinderte Hinfinden der Geschlechter zueinander raubt der Beziehung junger Menschen jenen Schmelz der stillen Werbung, der zu dem Schönsten gehört, was liebenden Herzen zuteil werden kann.

Er enthält auch das Wort:

Es kommt nicht darauf an,
daß du viel erlebst,
sondern wie du es erlebst.

Oder auch das Wort:

Wer viel zu sagen hat, faßt sich kurz.

Man könnte insgesamt den Eindruck haben, daß das dichterische Schaffen von Erich Limpach mit diesem Band seinen Höhepunkt erreicht hatte.

Abb. 4: Erich Limpach, 1935

Für die 1930er Jahre wäre an dieser Stelle natürlich noch viel nachzutragen.

Dezember 1937 - Wacht am Sarg Erich Ludendorffs

Am 25. Dezember 1937 berichtet Erich Limpach in einem Brief an seinen Freund Kurt Meyer-Boehm über seine Teilnahme am Staatsakt aus Anlaß des Todes von Erich Ludendorff (zit. n. MuM 1974):

Vorgerstern bin ich von München zurückgekehrt, wo ich dem großen Mann auch im Tode noch einmal letzten Dienst erweisen durfte. Vier ernste Stunden habe ich im Generalkommando mit wenigen Freunden an seinem Sarge stille Wacht gehalten. (...) Der Staatsakt, dem ich an bevorzugter Stelle beiwohnen konnte, war einfach, würdig und ohne Mißklang. (...) Eine klare winterliche Sonne stand versöhnend über dem Ganzen. Der letzte Weg nach Tutzing führte durch eine winterliche Rauhreiflandschaft (...). Einmal noch zogen wir im Haus am Sarg vorbei, dann verließ der Feldherr die Stätte seines gewaltigen Wirkens.

Auch dies nur als ein kleiner, flüchtiger Einblick in diese Zeit.

Abb. 5: Erich Limpach - Deutschland (Postkarte)

Dieser Beitrag befindet sich schon über zehn Jahre in der Vorbereitung und soll wenigstens erst einmal in einer ersten Version veröffentlicht sein, auch wenn noch vieles unvollständig ist.

Abb. 6: Erich Limpach - Fronterleben, gewidemt "Dem Feldherrn Ludendorff", 1940

1959 sollte Erich Limpach ein kleines Erinnerungsbändchen heraus bringen über das, was er während des Zweiten Weltkrieges erlebt hat. Aus ihm wollen wir weiter unten Auszüge bringen.

Dezember 1951 - Mathilde Ludendorff schreibt an Limpach

In einem der von ihm hinterlassenen Bücher findet sich ein handschriftlicher Brief Mathilde Ludendorffs (Abb. 7). Erich Limpach hatte offenbar zum Weihnachtsfest Mathilde Ludendorff eines seiner Bücher geschenkt, vermutlich also das Kalender-Bändchen "Daseinsmelodie - Blätter des Gedenkens. Bilder und Verse (Verlag der Freunde, Wiesbaden-Kostheim 1951). 

Abb. 7: Mathilde Ludendorff schreibt an den Erich Limpach, 28.12.1951

Der Dankesbrief wurde geschrieben am 28. Dezember 1951 und lautet:

Sehr geehrter Herr Limpach,
Nehmen Sie herzlichen Dank für den Blumenkalender und Ihre Weihnacht- und Neujahrswünsche, die ich für Sie und Ihre Frau herzlich erwidere!
Es lebe die Freiheit
Mathilde Ludendorff

Auch für die 1950er und 1960er Jahre wäre an dieser Stelle noch viel nachzutragen. Laut Coburger Adressbuch der Jahre 1955 und 1961 wohnte der "Oberzollinspektor Erich Limpach" in diesen Jahren im Röntgenweg 11 in Coburg (Gen12).*) Die Wohnung befindet sich in einem der etwa 30 Reihenhäuser oberhalb der Klinik von Coburg südlich der Altstadt. Zu dieser Zeit war er Leiter des Zollamtes Coburg.

1958 - Ehrung durch das Deutsche Kulturwerk europäischen Geistes

Im Jahr 1958 erhält er vom "Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes" den goldenen Ehrenring "Dem deutschen Gedicht". Womöglich wollte er gegenüber den Menschen dieses "Kulturwerkes" keine zu krassen weltanschaulichen Gräben aufreißen.

Denn ein Jahr später bringt er sein kleines Büchlein "Volk im Sturm - Aus einem Menschenleben" heraus, das zwar einiges über das enthält, was Erich Limpach nach dem Ersten und während des Zweiten Weltkrieges erlebt hat. Auch während des Zweiten Weltkrieges war Limpach ja erst 45 Jahre alt. In diesem Bändchen fällt aber auffallenderweise kein einziges mal der Name Ludendorff. Nur derjenige, der zuvor schon etwas von der Anhängerschaft Limpachs zu Erich und Mathilde Ludendorff wußte, konnte als Leser die Worte verstehen (1959, S. 25f):

Der erste große Krieg entließ die Vielheit der Denkenden und Suchenden in das Vacuum der Weltanschauungslosigkeit und machte damit den Weg zu neuem Aufbruch frei. So konnte dem Dürsten wacher Seelen die erlösenden Fluten einer auf der Grundlage von Wissen und Erkennen in genialer intuitiver Schau gestalteten Weltdeutung Rettung werden in letzter Stunde. Daneben enthüllte sich ernstem Forschen der geheime politische Zusammenhang zwischen sichtbaren Ergebnissen und unsichtbaren Triebkräften.

Da hat sich Erich Limpach freilich mehr als zurückhaltend ausgedrückt. Das wird nicht jedem Limpach-Freund damals nachvollziehbar gewesen sein, daß hier so auffällig die Nennung des Namens Ludendorff vermieden wurde.

1959 - Zeitzeugenbericht zum Zweiten Weltkrieg

Abb. 8: Erich Limpach, 1959

Das Bändchen enthält ansonsten einen durchaus lesenswerten Zeitzeugen-Bericht zum Zweiten Weltkrieg (1959, S. 27):

Unvergessen jenes erstarrte Schweigen über ziehenden Kolonnen am Tage des Kriegsausbruchs. - Welch erschütternder Kontrast zu jenem spontanen Jubel fünfundzwanzig Jahre zuvor.

Für den Kriegsdienst ist er selbst anfangs noch als untauglich eingestuft. Ende 1944, Anfang 1945 ist er aber schließlich doch noch zu einer Nachschubeinheit eingezogen worden. Er schreibt über seine Fahrt zur Front:

Das herrliche Prag stand leuchtend am Wege und wurde unter guter Führung zu einem letzten Lichtblick vor langen Monden des Schreckens.
Dann kam der Gegenstrom der Flüchtlinge aus Schlesien. Unvergessene Bilder des vom Wintersturm überbrüllten Grauens. Hunger und Not, Entsetzen und Tod. Erstarrte, fortgeworfene Kinder neben den Schienen. Ungeheizte Lazarettzüge bei 20 Grad Kälte.
Die weitere Fahrt in das fast friedensmäßige Kroatien wirkte wie die Erlösung von einem Albtraum (...). Agram wurde zum Sinnbild einer Etappenstadt, in der sich dreisteste Profitgier mit einem fast schon sichtbaren Untergrund vermählte, dieweil der Landser, der von vorne kam, sich für eine Monatslöhnung zwei Stücke Torte kaufen konnte.
Und weiter ging die Fahrt durch dieses reiche Bauernland auf jener berüchtigten Bahnstrecke zwischen Agram und Brod, deren Damm sich als ein einziger, fast lückenloser Friedhof ausgebrannter und zusammengeschossener Eisenbahnwaggons erwies. Die Stationen waren zu Mehl zermahlen von zahllosen Bomberverbänden, die meistens aus Italien kamen. (...) In der von 500 Bombern im Ausweichanflug für Wien fast völlig zerstörten Stadt Brod waren es rattenbevölkerte Kasematten aus der Zeit Maria Theresias, die als besonders eindrucksvolles Quartier im Gedächtnis haften blieben.
Das Ziel war die Drau, über die ein letzter verzweiflungsvoller Versuch nach Ungarn hinein versucht worden war. Erschütternd die nun leeren, einst von Volksdeutschen bewohnten sauberen Gehöfte - auf den ersten Blick von denen der Kroaten zu unterscheiden. (...) Neben der Straße Scharen von verzweifelten, aus dem Raum Sarajewo geflohenen Muselmanen. (...)
Schließlich erster Nachschubeinsatz hin zur Drau. Im Vergleich zum anderen Weltkrieg waren es Spazierfahrten in ein von den Russen nur sparsam befeuertes Gebiet. (...) Unvergessen eine Fahrt, bei der die Fahrzeugbesatzungen nach der Abladung von Benzin buchstäblich gezwungen werden mußten, am Ufer liegende Schwerverwundete nach rückwärts mitzunehmen. (...) Immer bleibt das Bild gegenwärtig, da sich um ein brennendes Proviantfahrzeug, das mit Fruchtkonserven beladen war und neben dem die erschossene Mannschaft lag, eine gierig schlingende Masse von Landsern und Hiwis schattenhaft bewegte, während aus einem nahen Lastkraftwagen eine Balaleika gespenstisch dazu aufspielte.

Schließlich wurde er an die steierische Grenze zurückgerufen:

Hier hauste in einem alten Schloß ein General mit einer beachtlichen Leibwache an frontdienstfähigen Unteroffizieren. Es gab eine erlesene Kapelle aus Musikern von Rang, die zum Essen aufspielten, auch fehlte ein Feldwebel nicht, der, aus dem Forstfach kommend, die Wälder nach schmackhaftem Wild zu durchstreifen hatte, und einer, der, von Hause aus mit dem Angeln vertraut, den Bächen seine Aufmerksamkeit zuwenden mußte. Ein Renaissancebetrieb, der sich in den Randgefilden des totalen Krieges bis kurz vor der Stunde 3 zu halten verstand. (...)
Am 8. Mai wurden lange stark bewachte Spirituosenbestände aus Frankreich freigegeben, so daß der böse Tag von Deutschlands völligem Zusammenbruch in einer würdelosen Orgie taumelnder Gestalten zu einem fessellosen Sichtbarwerden weltanschauungsloser Massenwesen wurde. Darüber flammten die brennenden Akten und das Mobilar des Stabes, zuckte vereinzelt brünstiges Geschrei, während ausgeschüttete Orden und Ehrenzeichen von torkelnden Füßen in das Gras getreten wurden. Und das Herz der machtlosen Anständigen brannte vor wilder, grenzenloser Scham.

Mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter versuchte er sich dann, in den Westen durchzuschlagen, um der russischen Gefangenschaft zu entgehen. Der Weg ...

... wurde zu einer Odyssee ohnegleichen durch vom Feinde besetztes Gebiet, zu einer unvorstellbaren Strapaze wegen der notwendigen Vermeidung vielbenutzter Pfade und Straßen, zu einem tödlich gefahrvollen Unternehmen für die verhaßten Einzelgänger, die jetzt noch wagten, die Freiheit dem Lager vorzuziehen.
Kartenlos, des Weges unkundig, nur mit einem Kompaß versehen, begann der Marsch über den noch tief verschneiten Tauernpaß und über das Tennengebirge auf einsamen, schwierigen Bergpfaden. Schnee war das Getränk, das Essen eine durch das notwendige geringe Gepäck bestimmte Hungerration und das nächtliche Quartier ein eng zusammengeigeltes Menschenknäuel unter kaltem, freiem Himmel. (...)
Die Salzach wurde ein besonders schwer zu nehmendes Hindernis. (...) Dann wurde die häufig zerstörte, von niemandem beobachtete Bahnstrecke zu einem gangbaren Weg mit geringen Gefahren. Regenburg beschenkte bei einem alten Freund mit so bitter nötigem erstem Ausruhen - und mit Zivilkleidern.

Schließlich sprang Limpach in Coburg von dem fahrenden Zug ab:

Gute Freunde verbrachten den gänzlich Erschöpften und Abgemagerten in ein Lazarett, aus dem er nach kurzer Frist mit ordnungsmäßigen Papieren in den Irrsinn eines vollendeten Chaos übergehen konnte. Raub und Totschlag, Plünderung und Rechtlosigkeit, nutznießende Verbrecher und verbrecherische Nutznießer, ungehört verhallende Rufe der sauberen Anständigen und als einzig gültiger Halt die unsichtbare Front der Volksbewußten, die sich gegenseitig selbstverständlich halfen, wo es irgend möglich war - und dazwischen vereinzelt objektive Feinde.
Dann warf die abgefeimte Perfidie des Fragebogens ihre volkszerstörenden Schatten über das ganze Land. (...) Die Masse der bestraften Kleinen und oft gänzlich Unschuldigen verdeckte die Aussicht auf die wirklich Bösen, die sich geschickt zu tarnen wußten - oder untertauchten. Entlastende Konfessionen, die eben noch für den Sieg gebetet hatten, waren plötzlich sehr gefragt.

Sein vergleichsweise kurzer Lebensbericht endet mit den Worten:

Welcher Weg durch welche Zeit! Es könnte die Spanne dieses Lebens der Übermächtigkeit des Inhalts nach wohl ein Jahrtausend überbrücken.

Das kann der Sache nach so empfunden werden, durchaus. 

1964 - Pensioniert - Reise nach Verdun und Paris

1964 wird Limpach pensioniert worden sein. In der ersten Jahreshälfte des Jahres 1965 fährt Limpach für fünf Tage nach Frankreich, unter anderem nach Verdun, ...

... das vor fast 50 Jahren in einem unsagbaren Inferno meine Jugend verschlang. (...) Eine Umwandlung in Ackerland machte die millionenfache Durchsetzung des Bodens mit Eisensplittern des Krieges unmöglich.

Von Verdun fuhr er weiter nach Paris (Frankreich 1965). Zur selben Zeit fuhr auch ein anderer Mitarbeiter des Verlages Hohe Warte nach Paris, nämlich Hermann Rehwaldt.

Ein Jahr später schon ist Erich Limpach gestorben. Er wurde 66 Jahre alt. Ob das oben erwähnte Zigarettenrauchen zu dem frühen Tod etwas beigetragen hat?

Abb. 9: Gedenkfeier für Erich Limpach, gestorben am 14. Dezember 1965

Dem Heft "Der letzte Weg", im Nachlaß handschriftlich nummeriert mit der Nummer 48, sind schließlich eingelegt das Programm zur "Gedenk-Feier" an Erich Limpach aus dem Jahr 1965, sowie der Schreibmaschinen-Durchschlag eines Gedichtes von Christine Koeniger "Im Gedenken an Erich Limpach".

Erich Limpachs Jahrzehnte langer Freund Kurt Meyer-Böhm berichtet 1975 viele Einzelheiten aus den letzten Lebensjahren Limpachs. Durch sie bekommt man einen besseren Eindruck von der Art seines Lebens. Meyer-Böhm berichtet dann auch von Limpachs Kreislaufzusammenbruch nach der öffentlichen Feier seines 65. Geburtstages im Jahr 1964 in Coburg. Er berichtet davon, wie sich Limpach wieder erholte und einige kleine Reisen und Lesungen veranstalten konnte, sowie Urlaub in Mittenwald machen konnte. Dennoch kam es zu einem Rückschlag, dem der Tod folgte. Meyer-Böhm schreibt:

Der feierliche Abschied auf dem Friedhof in Coburg am 14. 12. 1965 bleibt in unvergeßlicher Erinnerung, nicht zuletzt dank der eindrucksvollen und ergreifenden Worte, mit denen Franz von Bebenburg die Bedeutung der Persönlichkeit des lieben Toten und sein Werk würdigte.

1979 - Mißlungener Vergleich durch einen Verleger  

Vierzehn Jahre später, im Jahr 1979 schreibt sein Verleger Franz von Bebenburg:

Die alten Bäume auf dem Coburger Friedhof breiten schützend ihre weiten Äste über seine Grabstätte.

Erich Limpach ist, soweit übersehbar, jener namhaftere Angehörige der Ludendorff-Bewegung gewesen, dem in Periodika derselben vor und nach seinem Tod die meisten Gedenkartikel und Nachrufe gewidmet worden sind.

Von vielen Menschen innerhalb und im Umfeld der Ludendorff-Bewegung wurde er als eine Art "Hausdichter" dieser Bewegung empfunden (siehe auch: abc). Immer wieder auch tauchen im Schrifttum der Ludendorff-Bewegung Gedichte von Erich Limpach auf. Auf Postkarten, in Grabreden oder in Todesanzeigen.

Die große Zahl der Gedenkartikel auf ihn mag aber nicht zuletzt auch daran gelegen haben, daß sein Verleger Franz von Bebenburg am reichen Absatz der Bücher von Limpach weit über dessen Tod hinaus Interesse hatte. 1979 bemüht der Verleger Franz Karg von Bebenburg gar folgenden geschichtlichen Vergleich (Beb1979):

Wie einst Volker von Alzey den Zug der Nibelungen begleitete, so stand der Dichter Erich Limpach zur Seite dem Höheflug der Menschenseele, dem deutschen Volk, dem Feldherrn Erich Ludendorff und seinen Gefährten im Geisteskampf, der auch der seine war. Sein Dichterwort macht ihn unsterblich.

Da dürfte der Schwung der Begeisterung jemanden allerdings etwas gar zu weit über sich hinaus getragen haben. Bekanntlich endete der Nibelungenzug im Untergang. Und so viel nüchterne Selbsteinschätzung und so viel Realitätssinn wird dem Dichter Limpach wohl doch verblieben sein, daß er sich selbst weder als einen "Volker von Alzey" wird empfunden haben, noch auch als jemanden, der einen Nibelungenzug würde besungen haben wollen. 

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*) Im Coburger Adreßbuch von 1934 und 1937 ist der Name Erich Limpach nicht enthalten (Gen12). In diesen Jahren lebte er also noch anderwärts.

/ Erster Entwurf: 13.8.2014 /
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Bücher von Erich Limpach

Für diesen Aufsatz konnte der eigene Buchnachlaß von Erich Limpach ausgewertet werden, in dem seine Werke sicherlich am vollständigsten enthalten sein werden. An ihm ist die folgende Übersicht jedenfalls orientiert. 

  1. Deutschland erwache! Vaterländische Gedichte. Deutschhaus-Verlag, Marburg a.L. 1924 (32 S.) (mit handschriftlicher Widmung des Autors an seine Frau)
  2. Die Front im Spiegel der Seele. Erich Matthes, Verlagsbuchhandlung, Leipzig und Hartenstein-Erzgebirge 1927 (110 S.)  / nicht im Buchnachlaß enthalten - ? /
  3. Schwerter und Rosen. Heinrich Wilhelm Hendriok Verlag, Berlin 1929 (109 S.)
  4. Zwischen Tod und Trümmern. Die Front im Spiegel der Seele. 2. verbesserte Auflage, mit Faksimile Widmung von Erich Ludendorff auf Vorsatz. Ludendorffs Volkswarte-Verlag, München 1930 (96 S.) /nicht im Buchnachlaß enthalten - ? /
  5. Die Patriotin. Novelle. Edelgarten-Verlag Horst Posern, Beuern in Hessen 1931 (16 S.)
  6. Zwischen Tod und Trümmern. Die Front im Spiegel der Seele. Dritte vermehrte, verbesserte Auflage. Wolf Heyer Verlag, Berlin, Leipzig 1932 (mit faksimilierter, handschriftlicher Widmung von E. Ludendorff); 3. vermehrte, verbesserte Auflage, Ludendorffs Verlag, München 1937 (151 S.); Ludendorffs Verlag, München 1940 (152 S.) (nach Justbooks)
  7. „In Flandern reitet der Tod!“ Dramatische Kriegsdichtung in 3 Akten. Ludendorffs Volkswarte Verlag, München 1932 (40 S.)
  8. An der Wende. Ludendorffs Verlag, München 1933 (30 S.); 3., vermehrte Aufl.. Pfeffer & Balzer, Darmstadt 1934 ( 6.-8. Tsd.);  4. vermehrte Auflage, Pfeffer & Balzer, Darmstadt 1937 (38 S.);  5. völlig veränderte Aufl. Pfeffer & Balzer, Darmstadt o. J. (38 S.); 6. unveränderte Auflage,  Druck und Verlag Pfeffer & Balzer, Darmstadt o.J. (15.-18. Tsd.) (nach Justbooks)
  9. Von neuem Werden. Gedichte, Sprüche und Worte. Dritte veränderte Auflage, 7.-11. Tausend. Druck und Verlag Pfeffer und Balzer, Darmstadt o.J. (63 S.)
  10. Gestalter Krieg. Gedichte. Zweite veränderte und vermehrte Auflage. Druck und Verlag Pfeffer und Balzer, Darmstadt o.J. (1935, 1940) (31 S.)
  11. Von Ringen und Rasten. Gedichte und Sprüche. Ludendorffs Verlag, München 1936 (mit handschriftlichen Eintragungen des Autors zum Entstehungsdatum der Gedichte) (s.a. Archive)
  12. Leuchtende Stunden. Bilder nach feinsinnigen Naturstudien mit Geleitworten von Erich Limpach. Verlag Bischof u. Klein, Lengerich/Westfalen o.J.
  13. Lebensblätter. Für Tage des Gedenkens. Kunstverlag Bischof & Klein, Lengerich/Westf. o.J. (1939) (ein Kalenderbuch)
  14. Fronterleben. Gedichte vom Kriege. Mit Bildern nach Originalen von Otto Engelhardt-Kyffhäuser. Bischof & Klein Verlag, Lengerich i. Westfalen o.J.  (1940) („Dem Gedächtnis des Feldherrn“) (45 S.) (Archive)
  15. Es blühen Blumen. Nach Originalen von Professor Walter Sträter, Otto Vaeltl, München und Ernst Sobotka, München mit Versen von Erich Limpach. Bischof & Klein Verlag, Lengerich in Westfalen o.J.
  16. Wunder am Wege. Bilder und Verse. Verlag Bischof u. Klein, Lengerich/Westfalen o.J. (1941) (mit handschriftlichen Eintragungen des Autors zum Entstehungsdatum der Gedichte)
  17. Nordisches Schöpfertum. Gedanken um Unsterbliches. Bischof & Klein Verlag, Lengerich i. Westfalen o.J. (1941) (mit handschriftlichen Eintragungen des Autors zum Entstehungsdatum der Gedichte)
  18. Stille Rast. Blätter des Gedenkens. Bischof & Klein Verlag, Lengerich i. Westfalen o.J. (Kalenderbuch)
  19. Die Weihenacht ist kommen. Verlag Bischof u. Klein, Lengerich/Westfalen o.J. (1941) (mit handschriftlichen Eintragungen des Autors zum Entstehungsdatum der Gedichte)
  20. Beseeltes Sein. Gedichte, Sprüche und Gedenken. Titel und Textzeichnungen von Professor W. Sträter. Bischof & Klein, Buch- und Kunstverlag, Lengerich i. Westf. o.J.
  21. Der Schicksalsweg des Leutnants Holst. Novelle. Als Manuskript gedruckt bei Pfeffer & Balzer, Darmstadt o.J. (1942)
  22. Von Minne und Meiden. Lieder der Liebe. Verlag A. Roßteutscher, Coburg o.J.
  23. Wunder der Wandlung. Gedichte. Graphische Kunstanstalt Bischof & Klein, Lengerich (Westfalen) o.J. (70 S.) (Book)
  24. Das Herz verweilt. Erzählungen. Klein's Buch- und Kunstverlag GmbH, vorm. Bischof & Klein, Lengerich (Westf) 1948
  25. Nimmer ruhen die Gedanken. 2. veränderte Auflage. Graphische Kunstanstalt Bischof & Klein, Lengerich (Westfalen) 1948 (70 S.)
  26. /nicht im Buchnachlaß enthalten - ? /
  27. Webendes Leben. Gedichte. Verlag Hohe Warte, Stuttgart 1950 (47 S.)
  28. Im Bann des Seins. Gedichte. Verlag der Freunde, Wiesbaden-Kostheim 1951 (80 S.)
  29. Daseinsmelodie. Blätter des Gedenkens. Bilder und Verse. Verlag der Freunde, Wiesbaden-Kostheim 1951 (Kalenderbuch)
  30. Unter kreisenden Gestirnen. Gedichte. Verlag der Freunde, Wiesbaden 1953 (56 S.)
  31. Wirbelnde Welt. Eine Philosophie in Versen. Mit 49 Vignetten von Hans-Günther Strick. Verlag Hohe Warte, Pähl o.J. (48 S.)
  32. Immer ist der Mensch die Mitte. Epigramme und Aphroismen. Verlag Hohe Warte, Pähl o.J. (208 S.)
  33. Tanz auf dem Globus. Der heiteren Philosophie in Versen 2. Teil. Verlag Hohe Warte, Pähl o.J. (78 S.)
  34. Der Weg ins Wesentliche. Erzählungen, Aphroismen, Gedichte. Verlag Hohe Warte, Pähl 1958 (205 S.)
  35. Vermächtnis der Zeit. Gedichte. Türmer Verlag, München 1959 (55 S.)
  36. Volk im Sturm. Aus einem Menschenleben. Verlag Hohe Warte, Pähl 1959 (45 S.) (Luehe) (autobiographisch)
  37. Die Stille lebt. Gedichte. Verlag Hohe Warte, Pähl 1960 (82 S.)
  38. Zeiten sind das. Achilles-Verse. Verlegt bei Franz von Bebenburg, Pähl 1962
  39. Felsen im Strom. Epigramme und Aphroismen. Türmer Verlag, München 1962 (158 S.)
  40. Ich rufe. Gedichte. Türmer Verlag, München 1963 (62 S.)
  41. Nicht nur zum Lachen. Verse zum Denken und zum Verschenken. Orion-Verlag, Heusenstamm bei Offenbach 1963 (79 S.)
  42. /nicht im Buchnachlaß enthalten - ? /
  43. Wegzeichen. Gedanken zur Zeit. Orion-Verlag, Heusenstamm bei Offenbach 1964 (159 S.)
  44. Im späten Licht. Erlebnisse aus 6 Jahrzehnten. Verlegt bei Franz von Bebenburg, Pähl 1965 (79 S.)
  45. Gegenwart im Rampenlicht. Satirische Verse. Pfeiffer Verlag, Hannover 1965 (78 S.)
  46. Die Fackel brennt. Gedichte. Orion-Verlag, Heusenstamm bei Offenbach 1965 (92 S.)
  47. Weiße Flocken sinken. Lieder zur Weihnacht und Verse. Franz von Bebenburg, Pähl 1965
  48. Der letzte Weg. Gedanken und Gedichte zur Gestaltung von Totenfeiern. Franz von Bebenburg, Pähl o.J.
  49. Vom Adel der Seele. Gedichte aus dem Nachlaß zum 80. Geburtstag des Dichters. Verlag Mein Standpunkt, Westerstede 1979
  50. Zitate von Erich Limpach 1899-1965. Zu seinem 100. Geburtstag zusammengestellt und herausgegeben von Friedrich Witte. (Eigenverlag) Stuttgart 1999
  51. Erich Limpach für jeden Tag. Sinngedichte und Spruchweisheiten zum 100. Geburtstag des Dichters zusammengestellt von Friedrich Witte. Verlag Bund für deutsche Schrift und Sprache e.V., Ahlhorn 2000

Aufsätze von Erich Limpach

  1. Limpach, Erich: Rezensionen in Ludendorffs Volkswarte, zum Beispiel vom 10.4.1932 
  2. Limpach, Erich: Frankreich 1965. Eindrücke einer Fünftagefahrt. In: MuM, Folge 14, 23.7.1966, S. 662f
Bücher und Aufsätze über Erich Limpach
  1. Hiller, Hermann: Erich Limpach und sein Werk. Biographische Darstellung eines Freundes des Dichters. Verlag Max Meiner, Großdeuben – Gotland-Verlag, 1936
  2. Meyer-Boehm, Kurt: "Vermächtnis der Geistesfreiheit". Gedanken zu Erich Limpachs neuestem Werk ("Volk im Sturm"). In: Die Volkswarte (33) 12. Aug. 1960
  3. v. Bebenburg, Franz Karg: Nachruf für Erich Limpach, in: Mensch & Maß (24) 1965, S. 1120 
  4. von Bebenburg, Franz: Erich Limpachs letzter Weg. In: MuM, Folge 1, 9.1.1966, S. 25
  5. D. C. (= Hans Kopp?): Erinnerungen an Erich Limpach. In: MuM, Folge 1, 9.1.1966, S.30
  6. Hauptmann, Richard: Im Gedenken an Erich Limpach. In: Frankenland. Zeitschrift für fränkische Landeskunde und Kulturpflege, 2/1966, S. 56 (pdf)
  7. Meyer-Boehm, Kurt: Erich Limpach. Zur 75. Wiederkehr seines Geburtstages am 27.6.1974. In: Mensch & Maß, Folge 12, 23.6.1974, S. 555 - 557
  8. Meyer-Boehm, Kurt: Erich Limpach - Dichter der Deutschen. Zu seinem 10. Todestag. In: Mensch & Maß, Folge 23, 9.12.1975, S. 1078 - 1082
  9. von Bebenburg, Franz: Mit Leier und Schwert. Zum 80. Geburtstag des Dichters Erich Limpach. In: MuM, 23.6.1979, S. 535-537 
  10. Göllner, Uta: "Die Fackel der Wahrheit..."  Gotterkenntnis im Werk Erich Limpachs. Ein Vortrag zum 100. Geburtstag des Dichters (1899-1965). In: Mensch & Maß, Folge 23, 9.12.1999, S. 1057 - 1073
  11. Brief Mathilde Ludendorffs an Erich Limpach (Coburg) vom 28.12.1951 (1 Blatt Din A 4, Vorderseite handschriftlich beschrieben 

Balbine Kaltenbach, eine Mitschülerin Mathilde Ludendorffs (1901)

Ein in Teilen paralleler Lebensweg zu Mathilde Ludendorff

Für einige Wochen weilte die 24-jährige Mathilde Spieß, spätere von Kemnitz, spätere Ludendorff (1877-1966) (Wiki), nach ihrem Abitur in dem Malteserschloß Heitersheim in der Nähe von Freiburg im Breisgau. 

Ihre Karlsruher Mitschülerin Balbine Kaltenbach (1876-1933) hatte sie dazu eingeladen. 

Abb. 1: Malteserschloß Heitersheim von Osten (Wiki) - Fotograf: "Xocolatl"

Im zweiten Band ihrer Lebenserinnerungen nennt Mathilde Ludendorff diese zwar immer nur mit dem Kürzel "B. K.". So schreibt sie dort zum Beispiel (Bd. 2, S. 40, GB, a):

Schon lange hatte B. K. mich für die Ferien auf den Landsitz der Familie in Heitersheim eingeladen. (...) Ein großes, uraltes Gebäude, das einst dem Johanniterorden gehört hatte. (...) Alle Kinder durften ihre Gäste einladen und wahrlich, die Schlafsäle, die da bereit standen, waren von den Johannitern in stattlichen Ausmaßen vorgesehen worden.

Balbine hatte übrigens acht Geschwister wie wir gleich weiter unten sehen werden. Da wird also ein so großes Gebäude schon notwendig gewesen sein, um alle Geschwister und ihre Sommergäste unterbringen zu können. 

Aber mit der Suchmaschine Google läßt sich heute leicht heraus bekommen, daß es sich bei dieser "B. K." um eben die genannte Balbine Kaltenbach, verheiratete Neumann (1876-1933) gehandelt hat. Denn auf sie stößt man recht bald, wenn man auf "Google Bücher" nach den Suchworten "Heitersheim Ferien" sucht. Und über diese Balbine Kaltenbach finden wir dann auch leicht die Angabe (1):

1902 Abitur am Mädchengymnasium in Karlsruhe.

Ihr Vater war der Professor für Gynäkologie Rudolf Kaltenbach (geb. 1842 in Freiburg im Breisgau; gest. 1892 in Halle/Saale) (Wiki). Dessen Mutter hieß Balbine Maria Walburga Sautier (1818-1874). Von dieser wird seine Tochter also den Vornamen erhalten haben. In einem Nachruf auf diesen früh verstorbenen, sehr arbeitssamen Professor heißt es 1892 (5):

Eine Witwe und neun Kinder in zum Teil noch zartem Alter beweinen seinen Heimgang. (...) Seine sterbliche Hülle wurde auf seinem Gute Heitersheim bei Freiburg im Breisgau der endgültigen Ruhestätte übergeben.

1993 wird über diesen Professor geschrieben (4):

Zahlreiche Enkel, Urenkel und Ururenkel leben aber heute noch in Freiburg, Heitersheim, im Markgräflerland, weithin in ...

In diesem Zusammenhang kommt einem der Gedanke, daß es nicht nur eine besondere kulturgeschichtliche und demographische und eugenische Bedeutung des protestantischen Pfarrhauses zu erforschen geben könnte, sondern ebenso eine solche von Mediziner-Familien oder auch allgemeiner von Professoren-Familien während des 19. Jahrhunderts.

Die Mutter von Balbine Kaltenbach findet sich 1904 erwähnt in einer Aufzählung (vielleicht von Abonennten) der Zeitschrift "Die Biene und ihre Zucht" (GB):

Frau Geheimrat Kaltenbach, Heitersheim

Da der zu dem Schloßgebäude zugehörige Garten ein Obstgarten war (siehe unten), lag Bienenzucht nahe. 

Erst Studium beendet, dann geheiratet, dann Kinder bekommen

Balbine Kaltenbach hat ihr Medizinstudium früher abgeschlossen als ihre vormalige Schulkameradin Mathilde Spieß. Sie hat erst danach geheiratet und Kinder bekommen. All das im Gegensatz zu der nachmaligen Mathilde Ludendorff, die noch mitten in ihrem Studium heiratete und das Studium um mehrere Jahre unterbrach, um nur für die Kinder da zu sein. Über Balbine Kaltenbach lesen wir jedenfalls (1):

1902 soll ihr Aufnahmeantrag von der medizinischen Fakultät in München (zusammen mit dem von Babette Steininger) abgelehnt worden sein. Noch heute ist ihre Dissertation, z.B. wegen der Angaben über die Ursachen von Bleivergiftungen in einer Großstadt um die Jahrhundertwende, sehr interessant. Nach dem Tode ihres Mannes 1924 gab sie ihren Beruf auf, um für ihre Kinder da zu sein.

Balbine Kaltenbach studierte nach ihrer Ablehnung in München zunächst vier Semester in Heidelberg, dann zwei Semester in München und danach erneut zwei Semester in Heidelberg. Dort legte sie 1908 das Staatsexamen ab (1). Im selben Jahr promovierte sie in Leipzig (1). 

1909 heiratete sie in Heitersheim den Mainzer Chirurgen und Chefarzt Max Neumann (gest. 1924). Mit diesem hatte sie drei Söhne (1):

Nach dem Tode des Mannes lebte sie mit ihren 3 Söhnen von einer kleinen Witwenrente. 

Die oben genannte Babette Steininger war übrigens Anfang der 1920er Jahre die Halsärztin von Adolf Hitler, die ihn in einem überlieferten Brief als "Armanenbruder" ansprach.

Zwei von den drei Söhnen der Balbine Kaltenbach sind dann im Zweiten Weltkrieg als Soldaten gefallen. Da sie aber schon sehr früh im Jahr 1933 gestorben ist, hat sie das nicht mehr erlebt. Wir lesen (3, S. 37 und 38):

In Heitersheim/Baden besaßen ihre Eltern ein großes Anwesen mit Obstbäumen, auf dem die kinderreiche Familie stets die Ferien verbrachte ... Die Ferien verbrachte Balbine mit ihren drei Söhnen meist in Heitersheim, wo die Lebenshaltungskosten niedriger waren. Als sie sich entschloß, wieder nach Freiburg zu ziehen, dauerte es eine Weile, bis sie eine bezahlbare Wohnung ....

Noch heute gibt es in der Johanniterstraße in Heitersheim eine Gärtnerei Kaltenbach. Das Malteserschloß Heitersheim verfügt heute noch über einen beträchtlichen, weitgehend geschlossenen Gebäudebestand. Über seine Geschichte lesen wir (Wiki):

Das Schloß wurde vom letzten Fürsten Ignaz Balthasar Rinck von Baldenstein bis zu dessen Tode 1807 bewohnt. Danach zogen großherzogliche Beamten ein, die später von Pensionären und Beamtenwitwen abgelöst wurden. (...) Die restlichen Schloßgebäude wurden 1845 an verschiedene Besitzer verkauft.

Mathilde Spieß hatte selbst vier Geschwister. Die Erfahrung einer kinderreichen Familie mußte sie also nicht erst in Heitersheim machen. Und auch ihr Vater hatte ja zeitweise eine Professoren-Laufbahn ins Auge gefaßt und stand mit verschiedenen Professoren seit seiner Studienzeit in freundschaftlicher Verbindung.

Sie berichtet in ihren Lebenserinnerungen dennoch sehr lebendig von den vielfältigen Erfahrungen, die sie in den Ferienwochen in Heitersheim sammeln konnte. Balbine übermachte ihr eine Geige und sie versuchte eine Weile, das Geigenspiel zu erlernen. Auch wurde sie in Heitersheim erstmals mit skandinavischer Literatur bekannt (Lebenserinnerungen Bd. 2, S. 40):

Der Garten mit den herrlichen alten Bäumen, seinen schattigen Sitzplätzen, seiner alten Mauer und das Haus selbst waren sofort mein großes Entzücken. (...) Ich lernte hier zum ersten mal schwedische, norwegische und dänische Literatur kennen.

Tragen wir noch nach, wie sie Balbine Kaltenbach kennenlernte während der für beide sehr schweren Aufnahmeprüfung zur Oberstufe des Gymnasiums in Karlsruhe (Bd. 2, S. 16):

In dem kleinen, engen Klassenraum, den ich nie im Leben vergessen werde, saß ein zweites Opfer, B. K. aus Freiburg, die Tochter eines damals schon verstorbenen, berühmten Gynäkologen. Welche Erleichterung, nicht allein auf enger Flur zu sein! Wir stellten uns einander vor, beide in gleicher Erlösung, und hatten uns dann bald in knappen Worten versichert, in den alten Sprachen blutwenig zu wissen, in Mathematik besser auf dem laufenden zu sein, in den neuen Sprachen mehr als nötig glänzen zu können. Großer Schreck! Mit einer sinnvollen Ergänzung war es also nichts.

Nach den Prüfungen wurden sie beide "probeweise" zur Unterprima, das entspricht heute der 12. Klasse des Gmynasiums zugelassen. Balbine war darüber glücklich, Mathilde aber entsetzt, da sie nur Geld angespart hatte für ein einziges Schuljahr, nach dem sie das Abitur machen wollte. Sie sagte zu Balbine (Bd. 2, S. 16):

"... Aber jetzt vor allen Dingen eine Tasse Schokolade zur Feier der gründlich verdienten Schlappe, und dann wollen wir beraten, was wir anfangen müssen, um doch noch in die Oberprima zu kommen." B.K. kannte mich erst seit einem Tage und dachte, ich sei irgendwie nicht normal oder habe soeben durch die Prüfung den Verstand verloren. 

Am nächsten Tag ging sie zum Direktor und bat in einem einstündigen Gespräch um die probeweise Aufnahme in die Oberprima, da sie nicht genug Geld für zwei Schuljahre habe. Dieser Wunsch wurde eine Woche später nach einer Schulkonferenz bewilligt. In den nächsten vier Wochen mußte gebüffelt werden, um tatsächlich auch in der Oberprima bleiben zu können. Da hat Balbine wohl nicht ganz mitgehalten, denn wir erfahren (Bd. 2, S. 18):

So wurde ich tatsächlich nach Ablauf von vier Wochen probeweise in die Oberprima aufgenommen, ohne meinen Kameraden B. K. mit in diesen Himmel ziehen zu können. 

Zu Weihnachten, nach einer weiteren Zeit angefüllt mit hoffnungslos viel "Büffeln" wurde Mathilde Spieß dann endgültig in die Oberprima aufgenommen. Und man versteht jetzt, warum Balbine erst ein Jahr später ihr Abitur in Karlsruhe gemacht hat als Mathilde Spieß. Mathilde Ludendorff schreibt von (Bd. 2, S. 40) ...

... meine(r) Kameradin B. mit ihrer leicht rötlich überzogenen politischen Einstellung ...,

während sie sich selbst in jener Zeit als politisch völlig "weltfremd" und naiv bezeichnet. Als Balbine bei ihr einmal in den Sommermonaten vor ihrem Abitur zu Besuch war, kam es aufgrund solcher Weltfremdheit zu der folgenden Erfahrung (Bd. 2, S. 30):

B. K. war politisch geweckt und brachte Zeitungsnachrichten, um die ich mich überhaupt nicht gekümmert hätte. So las sie denn auch eines Tages, als meine Wirtin uns den Kaffee auftrug, aus der Zeitung vor, daß ein Schüler eines Gymnasiums, der, wie sein Vater, ein Sozialdemokrat, es ihm befohlen hatte, die Kaiserhymne nicht mitsang und sich auch weigerte, dies zu tun, aus der Schule ausgewiesen wurde. Das fand ich ungeheuerlich, denn des Kindes Zukunft war ihm wegen seines Gehorsams dem Vater gegenüber zerschlagen, den doch allein die volle Verantwortung traf. (...) Daher sagte ich an diesem Tage, so etwas sei ungeheurlich und könne auch nur unter diesem undankbaren Kaiser geschehen.

Von diesem Kaiser hatte sie, wie sie schreibt, nur in Erinnerung, daß er Bismarck entlassen hatte, weshalb sie ihn als undankbar empfand. Die Wirtin/Vermieterin versuchte sie daraufhin jedenfalls mit der Drohung mit einer Klage wegen Majestätsbeleidigung zu erpressen. Das konnte abgewendet werden, indem Mathilde Spieß einen Rechtsanwalt nahm, der im Gegenzug mit einer Klage wegen Erpressung drohte. Daraufhin nahm die Vermieterin entsetzt alles zurück. Aber der Rechtsanwalt hatte viel Geld gekostet. 

Von den Ferien in Heitersheim aus plante Mathilde Spieß dann auch die Finanzierung der ersten Semester ihres geplanten Medizinstudiums in Freiburg durch Stipendien und dem Geben von Nachhilfe-Stunden (Bd. 2, S. 43):

"Sie sind ja wahnsinnig," meinte B. K. wieder, aber ich erinnerte sie an meine Erfolge in Karlsruhe nach mißratener Aufnahmeprüfung und machte mir selber hierdurch Mut zum kühnen Unternehmen.

Intressant übrigens auch, daß sich beide immer noch mit Sie angesprochen haben.

_______

  1. Balbine Kaltenbach (1876-1933). In: Ärztinnen im Kaiserreich, Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin, Charité, Berlin 2015, https://geschichte.charite.de/aeik/biografie.php?ID=AEIK00480
  2. Mathilde von Kemnitz (1877-1966),+. n: Ärztinnen im Kaiserreich, Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin, Charité, Berlin 2015, https://geschichte.charite.de/aeik/biografie.php?ID=AEIK00130
  3. Ebert, Monika: Zwischen Anerkennung und Ächtung. Medizinerinnen der Ludwig-Maximilians-Universität in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Verlagsdruckerei Schmidt, 2003 
  4. Rudolf Kaltenbach zum 150. Geburtstag und 100. Todestag. In: Geburtsh. u. Frauenheilk. 53, 1993, S. 209  
  5. Haeberlin, C.: Rudolf Kaltenbach. Nachruf. In: Leopoldina 1892, S. 43-45 (GB)

Die Deutsche Volkshochschule

„Spießerseelen und ihre kleinen Seelenwehwehs“

Das Leben Agnes Miegels (1879-1964) - Neue Zeugnisse und Sichtweisen

Teil 2

(zu Teil 1 --> hier)

Inzwischen fegte das große geschichtliche Schicksal über Deutschland und Ostpreußen. Nämlich während des Ersten Weltkrieges. Dieses schlägt sich nun vor allem in den Gedichten von Agnes Miegel nieder. 

Abb. 1: Agnes Miegel - Lithographie aus dem Jahr 1930 (Bildarchiv Ostpreußen)

Für diese bekommt sie im Juli 1918 den Preis der Schiller-Stiftung. 

„Lauter Schlampen und Schweinchen zu Töchtern und Frauen“ (1918)

Hierüber schreibt sie an Hans Georg von Münchhausen, den jüngeren Bruder von Börries (Poschmann, S. 33): „Ja, ich war auch sehr erbaut darüber, bins noch. Übrigens ist diese Stiftung so reich, daß sie mir getrost das Dreifache hätte geben können, aber so viel Erfahrung habe ich nun schon mit all so was - als Frau kriegt man immer höchstens die Hälfte. Das geht nicht nach der Leistung, sondern wie beim Jahresgehalt nach der mir nie begreiflichen Idee, daß eine Frau nicht annähernd so viel braucht wie ein Mann ... Sie muß ebenso Steuern zahlen, genau dieselben Preise in Bahn, Elektrische, Droschke, Theater, Konzert - woher also dieser Wahn??? All diese Beamten und Komiteeleute, die so was verteilen, haben entweder lauter Schlampen und Schweinchen zu Töchtern und Frauen oder die berühmte, an allen Stammtischen gepriesene Gattin, die mit 20 Mark Wirtschaftsgeld sich bei der 1. Schneiderin anzieht und Diners wie Uhl gibt - alles kraft ihres hervorragenden Wirtschaftstalents. So - ich unterbreite Ihnen diese wahrhaftigen Ansichten, da Sie gewiß später auch mal Komitee bei so was sein werden.“ 

Auf dem Memeldeich (September 1919)

Für ein tieferes, verbessertes Verständnis von Dichtungen ist es oft wertvoll zu erfahren, welche Anlässe das Schaffen derselben hervorgerufen haben. Das berühmte Gedicht „Die Fähre“ von Agnes Miegel etwa entstand im September 1919 auf einem Memeldeich. Ohne das Wissen um diesen Tatbestand nimmt man eher an, das Gedicht wäre auf die Weichsel oder auf einen anderen Fluß bezogen (Margarete Haslinger in: Wagner, S. 31):

„Fünfundzwanzig Jahre vor der Vertreibung, im September 1919, trafen wir Agnes und zwei ihrer Freundinnen in Schwarzort auf der Kurischen Nehrung. Mein Mann lud die drei Damen ein, mit uns auf einem unserer Tourenschiffe über das Kurische Haff nach Königsberg zurückzufahren. Wir übernachteten in dem Fährkrug in Tawellningken an der Memel und wollten uns am nächsten Sonntagmorgen in Lappienen die schöne sechseckige Kirche ansehen. Agnes kam nicht mit. Sie blieb oben auf dem Memeldeich sitzen. Sie sah die Fuhrwerke, die mit der Fähre auf das südliche Ufer übersetzten, um zur Kirche zu fahren. Drüben lag das Gebiet, das wenig später an Litauen abgetreten werden mußte. An jenem stillen Sonntag an der Memel entstand ihre Dichtung Die Fähre mit den Versen, die das Schicksal der Vertreibung vorwegnahmen.“

Dieses Gedicht ist zu lang, um hier vollständig wiedergegeben zu werden. Es handelt davon, wie zu nächtlicher Stunde die Ordensritter und in ihrem Gefolge Siedler, Männer, Frauen und Kinder, wieder die ostpreußische Heimat in Richtung Westen verlassen: „Die Krügersfrau fuhr auf im Bett, / die Uhr schlug Mitternacht ...“, so beginnt das Gedicht. Und den Höhepunkt erreicht es, als die auf der Fähre überfahrenden Menschen in die helle, warme, sommerliche Mondnacht hinaus die Worte miteinander wechseln:

„Was ist so weich wie Mutterschoß,
     so mild wie Mutterhand?“
Und Antwort kam: „Das Wiesenheu
     und der Wind im flachen Land!“

„Was ist so süß wie der Kuß der Braut?
     was ist blonder als sie?“
„Die Linde über dem Strohdachfirst -
     viel süßer und blonder ist die!“

„Was ist blanker als ihr weißer Leib?
     was ist so fruchtbar jung?
Was trägt mich so geduldig?“
     „Der Strom der Niederung!“

„Was ist für Götter und Menschen Glück
     Das Glück, dem keines gleicht?“
„O das ist: den eignen Boden sehn
     soweit das Auge reicht!

Und Gruß und Rede hören
     wie altvertrautes Wiegenlied,
Und Wege gehn, wo jeder uns
     wie Kind und Bruder ähnlich sieht!“

„Und was ist allerschwerste Last?
     was ist ewige Pein?
Was ist den Kindern der Ebne verhaßt
     und wird es immer sein?“

„Von der Heimat gehn ist die schwerste Last,
     die Götter und Menschen beugt,
Und unstät zu schweifen ist allen verhaßt,
     die die grüne Ebene gezeugt!“

Agnes Miegel hatte immer viele „Vorausahnungen“. 

Abb. 2: Agnes Miegel in Tollmingkehmen in der Rominter Heide nahe der Grenze zu Litauen, etwa 1907/09 (Bildarchiv Ostpreußen)

Im Jahr 1921 - es sind die Jahre der Russischen Revolution, des polnisch-sowjetischen Krieges und der kommunistischen Putsche in Deutschland - hatte sie in einem Gasthaus in Cadinen (am Frischen Haff) einen Traum, über den sie viel später einmal in einem Brief berichtete  (Wagner, S. 32): „Er kam dreimal, ganz deutlich, wie eine Vision, in keiner Einzelheit je vergessen. Ich sehe den Moskowitersaal im Königsberger Schloß in tiefer Winterabenddämmerung, er wächst ins Ungeheure, in seiner Mitte steht ein Richtblock. Hand in Hand, im Reigen, umschreiten ihn feierlich riesige Frauen, gekleidet wie slawische Bäuerinnen, in weiten bunten Röcken, losen Jacken, Kopftüchern. Sie singen dazu nach einer alten, eintönigen, schwermütigen Melodie auf russisch (ich verstehe es aber Wort für Wort):

Wenn der hölzerne Mund rot schäumen wird,
O zarte Jungfrau,
Zerfleischen werden wir Dein Herz,
Aus der Brust Dir gerissen,
Es verschlingen wie Wölfe,
O zarte Jungfrau! (...)

Ich wußte, daß diese Jungfrau Ostpreußen meinte. Nie vergaß ich das Grauen, nie die fürchterliche, abgründige Trauer dieses Traums, nie die Worte des Liedes ...“

In den 1920er Jahren verfaßte sich viele Zeitungsartikel unter ihrer Rubrik „Spaziergänge einer Ostpreußin“. Mit diesen schrieb sie sich weiterhin in die Herzen ihrer Landsleute ein (s. Wagner, S. 44f).

Abb. 3: Agnes Miegel in den 1920er Jahren (Bildarchiv Ostpreußen)

Über die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg schrieb die Schriftstellerin Helene Voigt-Diederichs (1875-1961), die erste Frau des Verlegers Eugen Diederichs, wohl Ende 1939 - Westpreußen und der sogenannte „polnische Korridor“, der zuvor Ostpreußen vom übrigen Reich getrennt hatte, waren gerade wieder in das Deutsche Reich eingegliedert worden (zit. n. Ulf Diederichs, S. 25): „Die persönliche Begegnung mit Dir, liebe Agnes, kam spät. Der große Krieg lag hinter uns, unbewältigt. Dein Blick war feucht von Schmerz und Liebe um Dein von der großen Mutter abgesondertes Ostland. Es hat manches Jahr gedauert, bis ihre Kraft sich sammelte und erstarkte, so daß sie wie in alten Tagen hinüberreicht zur meeresnahen Pregelstadt. Wessen Glück sang lauter als das Deine?

Nicht nur Dichterin, ein naher warmer Mensch bist Du seither (...) mir und den Meinen. Du warst unter uns zu den Festen des Lebens und zu des Todes unerbittlichem Spruch. Du ließest es Dir nicht nehmen, bei Hausweihe da zu sein, Du mit dem schwingenden Freimut Deiner Stimme, Deinem Lachen, warm wie Drosselschlag im Vorfrühling. (...)

Vor Jahresfrist geschah es, daß Dein Arm den Sohn meines Sohnes, des Knäbleins, das mit frohlockendem Brauseschritt heut an Deinem hohen Tage auch dabei sein will, über der Taufe dem heiligen Wasser hinbot. Fromm dem alten Brauch zugetan lächelte Dein Atem über das junge Kind zugleich den allereigensten Segen: aus urtümlichem Hellsinn, der da war vor Wissen und Wort, namenlos, und von dem Dein Werk unverlierbare Weisung trägt.“

Im März 1922 schreibt sie an Lulu (zit. n. Ulf Diederichs, S. 25): „Für mich ist fern von Ostpreußen alles Verbannung, ob Bamberg oder Sewastopol.“

Die Märchentante war viel besser“ (um 1926)

1926 wechselt Agnes Miegel zur „Königsberger Allgemeinen Zeitung“  (Neumann, S. 10f): „Ihre Beiträge sind Begebenheiten aus dem Alltag, einfühlsame Natur- und Landschaftsbeschreibungen, interessante Reiseberichte und sachkundige Stadtführungen in ganz Deutschland - Beiträge, die nahezu ausnahmslos in der anspruchsvollen Unterhaltungs-Beilage der ‚Königsberger Allgemeinen Zeitung‘ zusammen mit Essays, Kurzgeschichten und Gedichten von Thomas, Heinrich und Claus Mann, Hermann Hesse, Franz Werfel, Max Brod, Lion Feuchtwanger, Julius Bab, Kurt Tucholsky, Ina Seidel, Georg Britting und Joachim Ringelnatz in illustrer Gesellschaft erscheinen.“

Abb. 4: Börries und Agnes auf der Herbsttagung der Dichterakademie in der Akademie der Künste am Pariser Platz 4 in Berlin im Jahr 1933 - stehend v.l.n.r. Will Wesper, Börries v. Münchhausen, Hans Grimm, Kolbenheyer, Wilhelm Schäfer, sitzend vlnr: Werner Beumelburg, Hans-Friedrich Blunck, Agnes Miegel, Hanns Johst, Emil Strauss, Rudolf Binding (Bundesarchiv)

Aus dieser Zeit gibt es einen Bericht, der aufzeigt, welch schnelles, selbstverständliches und warmherziges Verhältnis die kinderlose Agnes Miegel zu ihr fremden Kindern fand. Eine Königsbergerin erinnert sich an die folgende schöne Anekdote (Ena Benze: Die verzauberten Kinder. In: Wagner, S. 99f): „Wir haben immer gern Besuch gehabt und die Kinder waren daran gewöhnt, guten Morgen oder guten Tag zu sagen und dann mit Rosi, dem Liebling aller in der Familie, wieder ins Spielzimmer zu gehen. Nur in seltenen Fällen wurde ihnen gesagt, wer kam, damit sie sich besonders frisch gewaschen vorstellen möchten. So geschah es an einem herrlich sonnigen Wintertag, daß der Vater morgens beim Fortgehen sagte: ‚Heute kommt eine große Frau zu uns; eine Dichterin. Macht der Mutter kein Schande und seid unsere besten Kinder.‘

Nach Tisch gingen sie, wie meistens, mit ihren kleinen Körben hinaus und sammelten Holz, das der Sturmwind abgezaust, oder das noch friedlich im trockenen Winkel lag. Es brachte nicht viel; aber sie hatten das frohe Gefühl dabei, daß sie zum Kaminfeuer beitrugen, das alle in der Familie so liebten, auch, wenn es manchmal nur selbstgesuchten Pfefferminzteee gab. Dafür gab es aber immer etwas Vorgelesenes oder Erzähltes.

An diesem Nachmittag kamen die Kinder herrlich durchgefroren gleichzeitig mit dem Besuch die Treppe herauf. Sie waren schon mitten im Gespräch miteinander. Ausziehen und an den hellflackernden Kamin setzen war eins, und der Besuch gehörte mitten hinein in den kleinen, glücklichen Kreis. Die trockenen Zweige aus den Kinderkörbchen wurden von ihnen ins Feuer geworfen; es flammte auf und sie freuten sich sehr. Es war auch ein grünes Tannenreislein darunter; der Gast nahm es in die Hand und zündete es an, so daß es wunderbar duftete im Raum, so als ob einer am Tannenbaum ein Zweiglein in die Kerzen hält. Die Kinder saßen unversehens auf dem Schoß des Gastes und der begann, ohne jede Vorrede, mit warmer Stimme zu erzählen: Vom Bäumlein, das andere Blätter hat gewollt.

Die Scheite knisterten; die Kinder saßen mucksmäuschenstill und das Rückert’sche Märchen ließ alle Bäume reden, von denen die Kinder tote Ästchen gesammelt hatten. Nun lebten sie alle wieder auf; durch den Mund der Erzählerin sprachen sie und man sah, wie alle gefesselt wurden von der wunderbaren Geschichte, der Art, zu erzählen und der Wärme, die vom Kamin und dem Gast ausging.

Abends in ihren Bettchen, erzählten die Kinder mir das Märchen noch einmal. Sie waren noch wie verzaubert.

‚Mutter, wie gut, daß heute die große Frau nicht gekommen ist. Die Märchentante war viel besser. Wir haben ihr gesagt: es soll heute eine Dichterin kommen. Hoffentlich kommt sie nicht. Die stört uns doch.‘

Jetzt wußte ich, was sie da miteinander getuschelt hatten - die mütterliche Frau, die einmalige Erzählerin, der warme, gütige Mensch Agnes Miegel und die verzauberten Kinder.“ 

Die gleiche Königsbergerin berichtet über ein anderes Erlebnis (Ena Benze, in: Wagner, S. 103): „Ein anderes Mal hatte Elly Ney vor Jugend gespielt und gesprochen im Marmorpalais am See. Agnes Miegel war unter den Zuhörern und sichtlich ergriffen; so sehr, daß sich ihr ein Gedicht an Elly Ney formte, dessen Stimmung und Inhalt ich ganz mitfühlen durfte. Es begann mit den Worten:

Immer denke ich nun, wenn deinen Namen ich höre,
An den Abend zurück, da in dem marmornen Saal
In dem schweigenden Schloß - es lag in herbstlicher Mondnacht
Wie verwunschen in einem silbernen See -
Du vor der Jugend standest ...“

„O Du schönes Tal, göttergeliebter, grüner, heiliger Streifen Land zwischen Weimar und Jena“

Zu Eugen Diederichs 60. Geburtstag, zur Sommersonnenwende und zu einem Sommerfest war Agnes Miegel 1927 nach Jena eingeladen. Für ihre Zeitung „Königsberger Allgemeine“ schrieb sie darüber einen Aufsatz, in dem sie sich auch noch einmal an ihre Pensionatszeit in Weimar als junges Mädchen erinnerte. Diesen Aufsatz schickte sie 1953 an den Enkelsohn Eugen Diederichs, der ihn im Jahr 2004, zum 125. Geburtstag Agnes Miegels, erstmals wieder der Öffentlichkeit zugänglich machte (Ulf Diederichs, S. 44f).

„Sommerfest

Linden, Jasmin und Rosen duften durch die gewitterschwüle Luft. Im Garten flammen erste Feuerlilien, mannshoher Rittersporn schlägt dunkelblaue und lichte Augen auf, überschwenglich ist die Blüte, die Üppigkeit des Lebens auf den Kalkfelsen des Saaletales nach diesem feuchten Frühling. Deutlicher noch als sonst zeigen es die grünen Waldhänge mit den weißen Landhäusern, die bunten Terrassengärten. Die Wiesen breiten um den sanftgeschwungnen glänzenden Fluß die fast süddeutsche Lieblichkeit dieses gesegneten Tals, dem kein Industrieschlot, kein Kalkofen ganz seine holde Schönheit nehmen kann.

O Du schönes Tal, göttergeliebter, grüner, heiliger Streifen Land zwischen Weimar und Jena, über den wie heute die lichten Wolkenschatten, Schatten der Genien gehen ‚wandelnd im Licht,’ segnend und immer noch formend auch ein entgöttertes Geschlecht. Spürbar in einer Form, die eben nicht Form war, sondern gelebtes und ehrfürchtig-begriffenes, eigentlichstes Wesen bei den Staub-Gewordenen, bei denen ich hier lebte, als ich Kind war. Spürbar heute noch in dem jungen Geschlecht, dessen kühles Denken ihr Leuchten erwärmt, ihm die Sehnsucht gibt nach all dem, was der große Zaubermeister ‚edel’ nannte.“ 

Und an anderer Stelle spricht sie das Geburtstagskind und seine Frau selbst an (Ulf Diederichs, S. 30): „… Und Du, Antlitz, das väterlich-gütig ein Menschenalter über meinem Geschick stand, und Du, geliebtes helläugiges Gesicht neben ihm, so verschlungen in mein Leben durch tausend Fäden von Jugendtagen an - ja, nun sind wir die Alten … .“

„Davon erfährt man nie ein Wort“ (1929)

Aus der gleichen Zeit sind Briefe zwischen Börries von Münchhausen und seinem Freund Levin Schücking, bzw. zwischen den Ehefrauen der beiden erhalten. In ihnen kommt auch immer wieder einmal die Sprache auf Agnes Miegel. Dadurch wird das Verhältnis, in dem sie weiterhin zu Börries von Münchhausen stand, deutlich.

Abb. 5: Agnes und Börries auf der Herbsttagung der Dichterakademie in der Akademie der Künste am Pariser Platz 4 in Berlin im Jahr 1933 - v.l.n.r. Rud. Binding, Werner Beumelburg, Hanns Johst, Hans Friedrich Blunck, Agnes Miegel, Boerries von Münchhausen, Erwin Guido Kolbenheyer, Will Vesper (Bildarchiv)

Am 18. Oktober 1926 schrieb Börries (von seiner Wohn-Burg Windischleuba in Thüringen aus) an seinen Freund Levin, der ihm zuvor zu dessen Zweifeln und Skeptizismus hinsichtlich seiner künstlerischen Arbeiten geschrieben hatte  (Schücking, S. 267) : „Liebster Levin, unsere Freundschaft bedarf keines Beweises, wenn Du ihr aber einen geben wolltest, so konnte wohl nichts zarter und stärker sein als dieser liebe Brief. (...) Ja, Du hast gewiß recht mit allem, was Du sagst.“ Und dann schreibt er etwas später unvermittelt weiter: „Agnes Miegel hat mir in meinem ganzen Leben gepredigt: ‚Du zerstörst mit Selbstvorwürfen Dein Leben und Deine Kunst, sei doch, was Du bist, sei doch böse, laß Dich doch gehen, wirf doch die Zügel hin, und Du wirst merken, daß Du nicht fährst, sondern fliegst.‘ “

Münchhausen setzt fort: „Aber man merkt, wenn es im Leben einmal ganz hart auf hart geht (...) erst, wie einsam der Einzelne ist.“

Am 1. März 1929 schreibt Anna von Münchhausen (die Frau von Börries) mit einem Anhauch von Traurigkeit aus Windischleuba an Liese Schücking, die Frau von Levin, über Sorgen bezüglich ihres nun etwa 22-jährigen Sohnes. Er ist ihr ein Trost bei all den Frauen, mit denen sie ihren Ehemann Börries immer wieder teilen muß, und worüber sie sich oft bei ihrer Freundin Liese ausspricht. Und so schreibt sie diesmal dann weiter über ihren Ehemann (Schücking, S. 280):

„Mein Papa schreibt fortgesetzt Aufsätze über Agnes Miegel. Seit er sie nun besucht hat, geht ihm das glatt von der Seele. Weißt Du, sie wird fünfzig - aber der Seelenkontakt ist immer geblieben. Die bin ich nie ganz losgeworden, trotz aller Neuen die da kamen. Und nun ist’s ihm beinahe Ehrensache, daß das auch immer sous entendu so bleibt, wie er zu ihr stand. Und was die so geredet haben, wenn er einen Nachmittag bei ihr sitzt - davon erfährt man nie ein Wort, jedenfalls nie das Richtige, und da er allen Leuten nur zu Liebe und Gefallen redet, wird er ihr nur sagen, was sie hören mag, sonst würde er nicht hingehen. - So ist langsam das Kind, mehr wie sich’s gebührt, meine große Liebe und Hoffnung geworden.“ 

Die allgemeine Enttäuschung der Ehefrau von Börries scheint sich bei ihr fast auch auf Agnes Miegel zu übertragen. Doch eine Woche später schreibt sie (Schücking, S. 283): „Ja, Du hast ja recht, wenn Du mich mahnst, nicht zu viel vom Leben zu verlangen, und den anderen die Brosamlein zu gönnen. (...) Na - Schwamm drüber! (...) Nun ist man begierig, wie Obst und Beeren und Schlingpflanzen diesen Abstecher nach Sibirien überstanden haben.“ Und diese Worte beziehen sich wohl auf eine Geschenk-Sendung an Agnes Miegel in Königsberg zu ihrem 50. Geburtstag: „- Wir feiern, egal, Agnes Miegel. Bössi hat sozusagen silberne Hochzeit mit ihr. Einen ganzen Abend haben wir uns ihre Gedichte vorgelesen. Es sind doch sehr schöne darunter! Nur Bössies Stimme erschallt in allen Zeitungen über sie.“

Kurz hinter Hindenburg (1929/30)

Am 23. Juni 1929 druckt die „Königsberger Allgemeine Zeitung“ das bedeutende Gedicht von Agnes Miegel „Letzte Stunde“ ab. Es handelt von dem Tod eines Soldaten ostpreußischer Herkunft an der Tiroler Front während des Ersten Weltkrieges. Die Zeitung schreibt dazu (Neumann, S. 233): „Die ostpreußische Dichterin weilt augenblicklich in Tirol. Unter dem Eindruck einer Erzählung in Bozen entstand das hier abgedruckte Gedicht. Die Redaktion.“ 

Und wir erfahren (Neumann, S. 11-13): „Ende 1929 veranstaltete die ‚Königsberger Allgemeine Zeitung‘ ein Preisausschreiben mit der Frage nach den sechs bekanntesten lebenden Ostpreußen, Männern oder Frauen. Ausgelobt wurden 3000 RM in bar sowie 200 Trostpreise. Das Ergebnis der Preisfrage gab die Sonntagsausgabe der ‚Königsberger Allgemeinen Zeitung‘ vom 26. Januar 1930 bekannt. Bei insgesamt 10.433 Einsendungen mit je sechs Stimmen erhielten Stimmen:

  • Reichspräsident von Hindenburg   9.742
  • Agnes Miegel                                  9.088

Auf den weiteren Rängen folgen so bekannte Persönlichkeiten wie Emil Hirschfeld aus Allenstein, der Weltrekordmann im Kugelstoßen (7.734), Filmstar Harry Liedtke (5.871), Oberpräsident Siehr (4.219) und der Schauspieler Paul Wegener (4.215). (...) Ab dem Jahre 1930 läßt Agnes Miegel ihre journalistische Mitarbeit bei dieser Zeitung auslaufen.“

1932 oder 1933 schreibt Agnes Miegel in einem Brief an die Schriftstellerin Ruth Schaumann anläßlich von deren Veröffentlichung ihrer Kindheitserinnerungen unter dem Titel „Amei“ (Wagner, S. 79): „Als junges Mädchen bin ich zu einer Hochzeit, es war im Juni 1899, in der kleinen Dir gewiß unbekannten Garnisonsstadt Hagenau (sie liegt nicht weit von Straßburg mit dem herrlichen Münster) im Elsaß gewesen. Unter den Hochzeitsteilnehmern war nun ein junges Paar, ein riesenhaft großer Kavallerieoffizier, dunkel wie ein Araberscheik, seine junge Frau aschblond, reizend, sie stammt aus der Lüneburger Heide, und war in der Hoffnung mit dem zweiten Kind. Beide haben es mir damals so sehr, sehr angetan, daß ich glückselig war, von ihnen zum Tee eingeladen zu sein.“ Agnes Miegel bat um Aufklärung, ob es sich bei diesem Paar um Verwandte der Schriftstellerin handelte. In der Antwort stellte sich dann für Agnes Miegel, die sich nur undeutlich an den Namen Schaumann des Ehepaares hatte erinnern können, heraus, daß die Schriftstellerin selbst die zweite Tochter dieses Ehepaares gewesen ist, über das nun auch in ihren Kindheitserinnerungen berichtet wurde.

Abendlicher Spaziergang in Jena 1932

Immer wieder verbringt Agnes Miegel frohe, unbeschwerte Stunden in Jena bei den Diederichs. Im Advent 1929 schreibt sie ins Gästebuch  (Ulf Diederichs, S. 30f): „Reiner Seelenjungbrunnen. Aber dieses Mal bin ich so gerne bei Euch als käme nie mehr solch gute Zeit.“ Und tatsächlich stirbt gut ein halbes Jahr später ganz überraschend Eugen Diederichs. Der „dem Andenken Eugen Diederichs“ gewidmete Gedichtband Agnes Miegels „Herbstgesang“ erschien dann Ende 1932. Er war benannt nach dem ersten darin enthaltenen Gedicht. Dieses hatte sie am Tag der Beerdigung Eugen Diederichs verfaßt („… Wandernde Jugend, so rank und schlank, / wie rot ist dein Mund! …“).

In das Exemplar für Lulu setzte Agnes Miegel noch handschriftlich ein Gedicht hinein, das bis heute unveröffentlicht geblieben war (Ulf Diederichs, S. 32f). Es beschreibt einen abendlichen Spaziergang in Jena, vorbei am Grab Eugen Diederichs zur Familienvilla der Diederichs: 

Am Abend

Durch die ladenhellen, lärmenden Gassen
Dringt der lachenden Kinder Mummerei.
In der Dämmerung
Schwingen am Stadtturm die Glocken aus.
Langsam wandern wir Zwei
Durchs Johannistor nach Haus. -
Einmal waren wir jung, -
Nun gehen wir gelassen
Heim. Immer leerer werden die Straßen.
Die mit uns gingen
Trinkt Epheuwand und dunkelnder Waldhang auf.
Über den Bergen, die sich verdämmernd schwingen
Steigen die Wintergestirne herauf.
Weiße Pforte schimmert im letzten Licht.
Und wir stehn
Eh sie sich auftut, Hand in Hand.
Wissen einer der andern Gesicht
Wie das eigne gewandt
Auf zu den klaren
Unwandelbaren
Die dort oben die ewigen Bahnen gehen!

Agnes Miegel und der Nationalsozialismus

Agnes Miegel begrüßte den Nationalsozialismus. Während der Zeit des Dritten Reiches war sie eine gefeierte Dichterin. Oft nahm sie mit großer Freude vor allem von der Hitler-Jugend - aber auch von manchen anderen NS-Verbänden - Einladungen zu Dichterlesungen, Gedenkfeiern und Ehrungen an. So schrieb sie auch ein ergreifendes Gedicht auf sozusagen die damalige „Frauenbeauftragte“ der nationalsozialistischen Partei, auf Gertrud Scholtz-Klink, in der sie vor allem deren mütterlichen Sinn betonte, und zwar deren mütterlichen Sinn auch und vor allem gegenüber den Kulturschaffenden.

Aber es gibt nur wenige und erst in den späten 1930er Jahren entstandene Dichtungen, die zeigen, daß die freundliche Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus auch sehr konkret in Dichtung umgesetzt werden konnte. Ein Gesamtbild der Persönlichkeit von Agnes Miegel kann diese Dichtungen natürlich nicht ausklammern. Die Biographie von Anni Piorreck etwa versucht, diesen Werken den künstlerischen Wert abzusprechen. Aber damit liegt sie doch ganz falsch. Der künstlerische Wert bleibt voll erhalten, auch wenn man den Inhalt heute nicht mehr anerkennen kann.

Diese Dichtungen finden sich vor allem in dem im Jahr 1940 erschienen Bändchen „Ostland“. Aber selbst das dieses Bändchen einleitende Gedicht „An den Führer“, das wohl heute sicherlich als das Kompromittierendste empfunden wird, bezeugt noch die ganz eigenwilligen Gedanken von Agnes Miegel, ja auch ihre zweiseitigen Gefühle: erinnert sie doch vor allem an Deutschlands (und Westpreußens) schwere Vergangenheit  vor 1933 und vor 1939.

1940, nach den überraschend schnellen militärischen Siegen über Polen und Frankreich, sahen viele Menschen in Europa, die den langwierigen, opfervollen Ersten Weltkrieg miterlebt hatten, voller Zuversicht auf eine lange, frohe, friedensvolle Periode des Aufbaus und der gedeihlichen Weiterentwicklung in Europa. Gerade wegen dieser schnellen militärischen Entscheidungen, die so viele Menschenleben schonte, war man weithin von tiefer Dankbarkeit gegenüber „dem Führer“ erfüllt  - nicht aus imperialistischen Gelüsten, sondern aus Friedenssehnsucht heraus.

Den eigentlichen Grundgedanken des Gedichtes „An den Führer“, der mit Politik gar nichts zu tun hat, hat Agnes Miegel auch in Gesprächen nach dem Zweiten Weltkrieg noch oft wiederholt. Eine Freundin berichtet (Wagner, S. 125): „Aber nicht nur der eigne Familienkreis, auch die weithin reichende Kette der Vorfahren spielte in ihrer Gedankenwelt eine wichtige Rolle. Wir sprachen davon, daß sie und ich die Letzten von aussterbenden Familien wären. Agnes meinte, unter bestimmten Voraussetzungen könnten in diesen Letzten die Geisteskräfte einer langen Ahnenreihe, aus Urgründen in ihrer Vielfalt aufsteigend, noch einmal aufleben und sie zu besonderen Leistungen aufrufen. Aus diesen Kraftströmen gewirkt zu haben, empfand und erkannte sie als sichtbar gewordene Erfüllung ihres Lebens.“ 

Überhebe sich also nur ja keiner in eilfertigem Übermut, wenn er im folgenden das Gedicht von Agnes Miegel „An den Führer“ liest. Es kann gerade an ihm erkennbar werden, wieviel Idealismus im Jahr 1945 in Deutschland verloren gegangen sein muß, nachdem erkennbar geworden war, auf welche Art von verwerflicher Person dieser Idealismus in den Jahren zuvor fokussiert gewesen war. Das Gedicht behält ganz unabhängig von seinem - nur zum Teil - zeitgebundenen Inhalt einen tiefen künstlerischen Wert. Und die heutige Generation hat genug Abstand zu der damaligen Zeit, daß man diesen Wert auch unbefangen anerkennen kann:

An den Führer

Nicht mit der Jugend
Überschäumendem Jubel erlebt ich das Wunder
Deines Nahns.
Mit dem schweigend ehrfürchtigen Staunen
Leidgeprüften Herzens, geläutert im Opfer,
Das seiner Kindheit Welt in Krieg und Stürmen vergehn sah, -
Und das anders, groß und glühend ergriffen,
Stumm Dich grüßte!

So mit jedem Morgen fühl ich’s aufs neue -
- Wenn in der Tiefe der Nacht, aus der Tiefe des Herzens
Schweres Erinnern stieg, wie Schatten mich ängstend:
Krieg und Aufruhr und grauer Tage Verzweiflung,
Untergangsnot und Schreckbild verkommener Jugend, --
O Befreiung, zu spüren im Lichte der Frühe,
Alles dies ist fern und für immer vergangen!
Fortgewischt wie Tränen vom Antlitz der Witwe
Von Deinen Händen!
Übermächtig
Füllt mich demütiger Dank, daß ich dieses erlebe,
Dir noch dienen kann, dienend den Deutschen
Mit der Gabe, die Gott mir verlieh!
Daß die Meinen
Die gefallnen, geliebten Gefährten der Kindheit,
Daß die Toten, die Dein Kommen ersehnten,
Daß die Ahnen, deren verlassene Heimat
Wiedergekehrt durch Dich,-
  Daß sie alle
Mir in der Seele, mir im Blute noch lebend,
Mit mir Dich segnen!

Nicht der Jugend brausendes Überschäumen
Kann ich Dir geben.
Doch ich liebe das Leben,
Wie nur der es liebt, mit dem alle der Seinen
Fortgehn von Heimat und Volk. Heimkehrend zur Erde,
Draus sie stiegen.
                             Doch dies wäre
Höchste Erfüllung mir und Ehre den Ahnen:
Heilige Fackel, nie mehr weitergereichte,
Dir zu opfern!

Ulf Diederichs, der Agnes Miegel immer verbunden gebliebene Enkelsohn Eugen Diederichs, schreibt im Jahr 2004 (Ulf Diederichs, S. 36): „In den Gratulations-Prachtband zu Hitlers 50. Geburtstag trugen sich Agnes Miegel und auch die Freundinnen Lulu von Strauß und Torney und Ina Seidel mit Gedichten ein. (…) Auch Börries Freiherr von Münchhausen war dabei, auch Helene Voigt-Diederichs und noch so mancher (…), Hans Carossa, Wilhelm von Scholz. Kaum einem anderen hat man das später so verübelt wie Agnes Miegel. Freilich stand sie, nächst Carossa und Weinheber, an sehr exponierter Stelle.“ Im März 1940 wurde um Goebbels erwogen, entweder Agnes Miegel oder Josef Weinheber den Nationalen Buchpreis zu verleihen, Agnes Miegel deshalb, weil - wie es in einem Gutachten hieß - sie „mit Leib und Seele“ hinter den „Entscheidungen der letzten Zeit“ stehen würde (also der Rückkehr Westpreußens an das Deutsche Reich). Dieses Vorhaben wurde aber wieder fallengelassen (Ulf Diederichs, S. 36).

- - - Der Rundfunkautor Martin A. Borrmann (1895-1974), der 1933 auch Dramaturg am Königsberger Schauspielhaus war, berichtet aus der Zeit der beiden ersten Jahre des Dritten Reiches (Wagner, S. 82): „Im April des für uns alle so einprägsamen Jahres 1933 wurde mir neben mancherlei Bedrohung auch ein  Lebensgeschenk zuteil: das uneingeschränkte Vertrauen der Dichterin“ (Agnes Miegel). „Ich war zu ihr, die ich persönlich kaum kannte, in die Luisenallee gegangen, um ihre Unterschrift zu erbitten unter eine Eingabe für den künstlerischen Leiter unseres Ostmarkenrundfunks; dieser war ohne Entschädigung, dazu in besonders tückischer Art und Weise, von Goebbels auf die Straße gesetzt worden. Agnes Miegel, es ist wichtig, das heute zu betonen, unterschrieb sofort. Darüber war ich froh - und wurde es noch mehr, als ich spürte, daß diese Begegnung, bei allem sogleich offen dargelegten Gegensatz unserer Ansichten, der Beginn einer Freundschaft zu werden versprach.

In den folgenden zwei Jahren lud mich die Dichterin fast jede Woche zu sich. Wir sprachen kaum über Literatur, stritten aber stundenlang freundschaftlich über Zeit und Umwelt, die beide trotz äußerem Freudentaumel in unserem Lande immer gefährlicher wurden. So weiß ich wie wohl nur wenige – und vielleicht gerade, weil ich auf der anderen Seite stand - von den Kämpfen, die Agnes Miegel damals in ihrem Innern durchzufechten hatte. Sie erhoffte sich von dem Neuen eine Verjüngung und Erneuerung unseres Volkes, ahnte aber zugleich mit balladenhafter Kraft, was schon damals in den Konzentrationslagern geschah.

Ich erlebte ihre Verzweiflung, als man in der Provinz eine Schule, die bisher den Namen von Käthe Kollwitz trug, nunmehr Agnes-Miegel-Schule nennen wollte. Sie war glücklich über die Begeisterung der Jugend und teilte sie, wußte aber als Dichterin vom schlimmen Ende jeder Nibelungenfahrt. Sie hatte Visionen, oftmals solche schrecklicher Art. (...)

Wer in Agnes Miegel nur heitere Mütterlichkeit und warmherzigen Humor sieht, verkleinert ihr Bild. Gewiß, dies waren ihre Eigenschaften, aber darunter  lagen, gut verborgen, die Wesenszüge einer Seherin. ‚Es ist kein Glück‘, sagte sie einmal bitter, ‚als Kassandra geboren zu sein. In Troja nicht.‘ Und dann las sie mir, nun wieder lachend, den Satz, den ich sprechen wollte, selber vom Mund ab: ‚Und im Dritten Reich schon gar nicht!‘ “ - - - 

Hierzu ist noch folgendes zu bemerken. Der Vortrag ihrer berühmten Ballade „Die Nibelungen“ ist bei fast jeder ihrer öffentlichen Lesungen vom Publikum gewünscht worden. Zu Anfang einer öffentlichen Lesung, die nach der Schlacht von Stalingrad stattfand, bat sie um Verständnis dafür, daß sie diese Ballade nicht mehr öffentlich vortragen könne. Sie hätte sie zum letzten male vor Soldaten gelesen, die in Stalingrad zum Einsatz gekommen waren. -

Zur Entstehung des Reclambüchleins „Das Bernsteinherz“ (im März 1937) (Wagner, S. 60f)

Mit dem letzten Friedens-Flugzeug über den Korridor (1938/39)

Wie hatte Agnes Miegel die Kriegsgefahren im Jahr 1938 und dann den Kriegsausbruch 1939 erlebt? Eine Freundin berichtet (Gertrud Zippel-Fuchs in Wagner, S. 42): „Ich denke an jenen Septembertag des Jahres 1938, als Krieg und Friede auf des Messers Schneide standen. Agnes war den ganzen Nachmittag bei mir, unvergeßliche Stunden der Angst und der Hoffnung, ach, mehr noch der Angst: ‚Wir wollen ja den Korridor in Kauf nehmen, auch weiterhin, wenn nur Friede bleibt, wenn nur das Land gerettet ist.‘ “ An der Frage des Korridors, der Ostpreußen vom übrigen Reich trennte, brach der Zweite Weltkrieg aus. An diesen Worten wird klar deutlich, aus welcher Haltung allein Agnes Miegel auch solche Gedichte wie jenes „An den Führer“ geschrieben haben kann.

Am 9. März 1939 feierte Agnes Miegel ihren 60. Geburtstag. In den „Stimmen der Freunde“, die der Eugen Diederichs Verlag zu diesem Tag herausgab, schrieb Börries von Münchhausen (s. Stimmen d. Freunde): „Und ihr herrlicher Humor - Agnes, so herzlich wie vor wenigen Wochen bei Deinem letzten Besuch in Windischleuba haben wir alle doch seit langem nicht gelacht! Ich kenne wenig Menschen, die so gern lachen, keinen, den ich lieber lachen sehe als Dich! -“

Die letzten Tage und Abende vor Beginn des Zweiten Weltkrieges erlebte Agnes Miegel zusammen mit dem niederdeutschen Schriftsteller Moritz Jahn. Besonders an einen jener Abende erinnerte sie später noch oft. Im Frühjahr 1946, nach der Flucht, schrieb sie aus Dänemark an Moritz Jahn, der ihr aus Göttingen seine tatkräftige Hilfe angeboten hatte (Wagner, S. 93): „Was hab‘ ich Ihnen sonst zu erzählen? Ach, so vieles - aber vielleicht sehen wir uns einmal, sitzen zusammen wie damals auf dem Seesteg in Heiligendamm, ach wäre das schön!“ Moritz Jahn war auch ein verständnisvoller Freund des Wiener Dichters Josef Weinheber gewesen. Er erläutert diesen Satz Agnes Miegels mit dem folgenden Bericht (Wagner, S. 92f):

„Auf eine unserer Begegnungen kam unsere liebe Agnes Miegel in ihren Briefen an mich immer wieder zurück, auf unsere Begegnung in Doberan (Doberaner Dichtertag) im Spätsommer 1939. Ich hatte dort am 19. August den Festvortrag über ‚Niederdeutsche Sprache als Ausdruck niederdeutschen Wesens‘ gehalten. (...) Erst während der Rede war mir der Gedanke gekommen, daß ich so sehr schön den Bogen spannen könnte von meiner eigenen nordwestdeutschen Heimat über die Mitte des norddeutschen Raumes hin bis zu seinem östlichen Grenzland: ‚Ich begann meine Darlegungen mit Glückwünschen (...). Ich möchte sie schließen mit einer Huldigung an die Dichterin, die, nicht minder im plattdeutschen Grunde ihrer preußischen Heimat verwurzelt, die niederdeutsch-nordische Kunstform der Ballade um eine lange Reihe von Kostbarkeiten bereichern durfte, und die uns in ‚Henning Schindekopf‘ das herrliche Bild und Vorbild plattdeutschen Bauernkriegertums schuf, vor dessen Tatkraft und Opfermut die Waffen des feindlichen Ostvolkes klirrend zersplitterten. Sein Wahlspruch gibt, im markigen, volkhaften Laut der Heimat, die schönste Kennzeichnung niederdeutschen Wesens; so soll er auch hier den Schluß bilden. Möchte der niederdeutsche Mensch, möchte auch der niederdeutsche Künstler nach Leistung und Forderung an sich selbst immer ein Recht haben zu dem stolzen Wort: ‚Ök sülvst!‘ ‘

Der vorletzte Satz wollte nichts, als bei den Hörern die Erinnerung an jenes schöne Gedicht wachrufen; erst im Laufe des Nachmittags machten mich Freunde darauf aufmerksam, daß gerade diese Worte in diesem Augenblick eine besondere politische Aktualität gehabt hätten: Das Verhältnis des Reiches zum polnischen Nachbarn wäre sehr kritisch geworden; man erwöge deshalb schon den Plan, Agnes Miegel am Schluß der Tagung mit einem Flugzeug in ihre Heimat zurückzubringen. (...)

Am Abend des letzten Doberaner Tages saß ich noch lange mit Agnes Miegel auf dem Seesteg in Heiligendamm; ein klarer, zu dieser Tageszeit schon herbstlich kühler Mondglanz lag auf der sich nur leise regenden Flut; wir sprachen nur dann und wann ein Wort - es war soviel geredet worden in all den Tagen, und ein Abend am Meer war uns beiden ein seltenes Geschenk, das nicht zerredet werden durfte. Zudem: was würde nun morgen sein, morgen ... ‚Ich war sicher, daß ich die Freunde nie wiedersehen würde‘, schrieb mir die Freundin nach langen Jahren; sie hatte die geliebte Heimat noch erreichen können, mit dem letzten Flugzeug, das den Korridor überqueren konnte, ohne beschossen zu werden.“

„Das kann doch nicht sein!“ (1940-1944)

Moritz Jahn berichtet weiter (Wagner, S. 42): „Immer wieder war die Angst um Volk und Land in unseren Gesprächen, blieb es auch nach den ersten trügerischen Siegesnachrichten, nachdem 1939 wirklich der Krieg ausgebrochen, und sie wurde im Lauf der nächsten Jahre immer stärker. Agnes kannte doch sonst keine Angst. (...) Es lag etwas Lähmendes in dieser Angst, etwas nicht Greifbares, zum Teil schon Geahntes, was immer drohender sich breit machte. Miteinander wenigstens konnten wir davon sprechen. Ich sehe noch die Bestürzung, ja das Entsetzen in ihren Augen, als sie mir kurz eine Äußerung wiedergab, die so ganz nebenbei, aber selbstverständlich jemand über die erhoffte Ausdehnung Deutschlands nach Osten gemacht hatte. ‚Was für eine Hybris!‘ sagte sie, ‚wohin soll das noch führen!‘ “ 

Abb. 6: Agnes Miegel im Jahr 1944 (Bildarchiv Ostpreußen)

Und (Wagner, S. 42): „Es war im September 1944, nach der nahezu vollständigen Zerstörung Königsbergs“ (durch Luftangriffe). „Wir hatten uns in Neukuhren verabredet. (...) Wir gingen hoch oben die Steilküste entlang, in Richtung Rauschen. Es war ein unirdisch klarer Septembertag. All die Schönheit ringsum legte sich uns aufs Herz.

‚Es kann doch nicht sein‘ - das klang wie ein leiser Aufschrei, ich wußte gleich, was sie meinte. ‚Nein, es kann nicht sein‘, aber wir wußten beide, daß es nur verzweifelter Schmerz um unser Land war, der uns so sprechen ließ, ahnten beide, daß wir zum letzten Mal unsere See zusammen sahen.“ 

Andere Königsberger berichten (Wagner, S. 59): „Natürlich waren wir auch immer unter den Hörern, wenn sie“ (Agnes Miegel) „öffentlich sprach, zuletzt im Dezember 1944 im Neuen Schauspielhaus, da die anderen großen Säle schon alle durch Bomben zerstört waren.

‚... es forderte zum Fackeltanze dich,
Gekrönte Vaterstadt, der grimme Tod ...‘

Wie eine Seherin, wie eine der großen Sibyllen mit dem Blick, der über die Gegenwart hinausgreift, so sprach Agnes Miegel diese Verse aus dem Erleben jener furchtbaren Bombenangriffe - abgeklärt, ruhig, scheinbar über allen Schmerz erhaben, während uns die Tränen über die Wangen liefen.“

Agnes Miegel floh mit zehntausend anderen Königsbergern 1945 über die Ostsee nach Dänemark.

„Heute kommt kein Hall mehr über die Grenze“

Sie weilte nach der Flucht lange Zeit unter ärmlichen Verhältnissen in einem Flüchtlingslager in Dänemark.

Abb. 7: Agnes Miegel in Oxböl, Dänemark, 1945/46 (Bildarchiv Ostpreußen)

Börries von Münchhausen, mit dem sie lebenslang über so zwiespältige Gefühle hinweg verbunden blieb, und der selbst äußert vielschichtig und emotional schwankend war, nahm sich am 16. März 1945 in Windischleuba in Thüringen das Leben. Es war das noch einen Monat, bevor am 15. April 1945 die westlichen Alliierten in Altenburg einrückten. Seine Frau war kurz zuvor an einem Schlaganfall gestorben, sein einziger Sohn schon Jahre zuvor bei einem Autounfall. Noch kurz vor seinem Lebensende hatte er große Zweifel an dem eigentlichen Wert seines dichterischen Schaffens geäußert. Kurz zuvor schrieb er noch das folgende Gedicht über seine Mutter, mit der ja auch Agnes Miegel so gut bekannt gewesen war:

Meiner toten Mutter

Gott hat es gnädig mit dir gemeint,
als er dich zu sich genommen,
die Sonne, die heute auf Deutschland scheint,
ist aus der Hölle gekommen!
Du konntest noch Märchen sammeln im Land,
von Lippen, welk und befangen,
du hast noch Lieder des Volkes gekannt,
die sie abends am Thingplatz sangen.
Du konntest als gütige Herrin noch
In die Hütten der Armen gehen.
Du wußtest beim Gruß im Dorf doch:
Sie freuten sich, dich zu sehen.
Hast Uhland und Grimm noch die Hand gereicht
für das Deutschtum, das sie uns erworben
und als der Tod dir die Wange erbleicht, -
du bist noch in Deutschland gestorben!

Wir aber leben - was leben so heißt! -
in den Trümmern, die Reich einst geheißen,
und wer die Zähne zusammenbeißt,
der hat auch noch was zu beißen!
Und wer auf dem Friedhof die Namen liest,
der kann auch noch Deutsche erspähen,
und wer recht fest die Augen schließt,
der kann auch noch Deutschland sehen!
Ja, Gott hat es gnädig mit dir gemeint,
als er deine Seele umfangen,
die Tränen um dich waren leichter geweint,
als die, denen du entgangen.

Agnes Miegel zog nach Nenndorf in Niedersachsen, nahe dem Münchhausen-Gut Apelern. Die Heimat Ostpreußen blieb das unentwegte Thema ihrer Dichtungen und vieler, vieler Gespräche mit Landsleuten (Ilse Reicke-von Hülsen, in: Wagner, S. 63f): „So sprach sie einmal von den alten Ordensburgen in Ostpreußen: ‚Die Steine wurden zweimal gebrannt, das Ziegenmehl zweimal mit Ochsenblut gemischt, das gab den Purpurton und große Härte. Der Mörtel wurde mit Buttermilch angerührt ... Heut kommt kein Hall mehr herüber über die Grenze‘, fügte sie hinzu. ‚Hinübergehen ist der Tod. Dagegen ist Ninive gar nichts ...‘ “ Ihre damalige Gesprächspartnerin sagt über solche Äußerungen (Ilse Reicke-von Hülsen, in: Wagner, S. 64): „Der große Odem der Geschichte, der aus ihren Balladen weht, packt auch im Gespräch den Besucher wie eine plötzliche Bö.“ 

Am 12. Februar 1949 konnte sie ihren Freunden ihre „Entbräunung“, wie sie das nannte, also ihre „Entnazifizierung“ mitteilen. Ina Seidel hatte in der Eingabe an die Spruchkammer zu Gunsten ihrer Freundin die richtigen Worte gefunden  (Ulf Diederichs, S. 40): „Nie hat sie daran gedacht, Propaganda für die Partei zu machen, wenn ihre Liebe zu Deutschland und der engeren Heimat sie zu einer phantastisch idealisierenden Anschauung der Persönlichkeit Hitlers hinriß.“ Im Urteil hieß es (Ulf Diederichs, S. 40): „Sowohl Motive wie Handlungen haben niemals NS-Geist verraten.“ 

Wir erfahren (Wagner, S. 100): „Im Dezember 1955 brachte die Monatsschrift Merian ein Sonderheft über Königsberg, und darin ein Erinnerungsblatt von Agnes Miegel, überschrieben Mein Dom. In einem Begleitbrief an die Schriftleitung sagte sie dazu, es sei ihr nicht gelungen, etwas nur objektiv Historisches zu schreiben. ‚Zu stark‘, schrieb sie, ‚ist meine persönliche Bindung. Und ich habe in meinem langen Leben gefunden, daß eine der dümmsten Lügen die vom Vergessen ist. ‚Zeit bringt Rosen‘ konnte bloß eine Spießerseele sagen über ihre kleinen Seelenwehwehs. Die Heimat zu verlieren, sie vernichtet zu sehen, geschändet, verwandelt, ferne alt zu werden, das eigene Volk zerstreut - was das bedeutet, wußten die alten Propheten, wußten Homer und Vergil.‘ “

1956 starb Lulu in Jena, wo sie verblieben war, während ihre Stiefkinder den Verlag in Westdeutschland weiterführten und auch das Werk Agnes Miegels betreuten, ihre Gesammelten Werke herausgaben.

Die künstlerische Deutung der Stadt Frankfurt am Main

Agnes Miegel beschäftigte sich - noch ganz aufgeschlossen für alles Neue - mit vielen Zeitfragen und künstlerischen Fragen. So schreibt sie 1959 in einem Brief  (Wagner, S. 68): „Ich war in einem Neubau bei einem jungen Ehepaar: sehr schlicht, sehr leer, aber doch wohl das Gegebene, wenn diese Schlichtheit von einem tiefen Allgefühl beseelt wird - alles Symbol des Höheren wird - sonst bleibt es Nüchternheit, die ins Triviale, ins Ärmliche absinkt.“ Wie greift die - noch in biedermeierlicher Bürgerlichkeit Aufgewachsene so vorurteilslos-aufgeschlossen, schnell und kühn aus einer einfachen Alltagsbeobachtung heraus in den großen Zeitenverlauf, wie gibt sie in wenigen Worten eine tief betroffen machende Deutung, ja: letztlich des seelischen Verfalls der Kulturvölker des Abendlandes (und der Wege des - möglicherweise - in ihm beschlossenen Wiederaufstiegs derselben).

Und (Wagner, S. 84): „Sie hatte viel gelesen und war viel gereist, und es war herrlich, sie davon erzählen zu hören. Ich erinnere mich noch deutlich daran, wie sie bei Professor Ziesemer von ihrem geliebten Frankfurt sprach, von Hölderlin und Diotima, und wenn ich später durch Frankfurt kam und am Mainufer stand, fiel mir ihre künstlerische Deutung dieser Stadt ein.“ Wie also dem „göttergeliebten, grünen, heiligen Streifen Land zwischen Weimar und Jena“ stand sie auch der Stadt Frankfurt mit großer Ehrfurcht gegenüber. Auch heute noch kann man in Frankfurt Stätten des Lebens und Dichtens von Friedrich Hölderlin aufsuchen. Heute aber braucht man schon viel Phantasie, um sich das alte Frankfurt und die früheren örtlichen Gegebenheiten zu rekonstruieren. - Und kein Museum, kein Gedenkstein, keine Erinnerungstafel hilft einem dabei, soweit es dabei um die Persönlichkeiten von Friedrich Hölderlin und „Diotima“ geht. (Diese Zeilen wurden 2002 geschrieben.)

Wie ist es da um so bemerkenswerter, daß Agnes Miegel in ihrer eigenen künstlerischen Deutung der  Stadt Frankfurt nicht an erster Stelle der (zit. n. Wagner, S. 115) „Sehnsucht nach all dem, was der große Zaubermeister ‚edel’ nannte,“ gedenkt, sondern der Liebe zwischen Diotima und Hölderlin. Das Werk und Leben Hölderlins scheint ihr, was Frankfurt am Main betrifft, im Vordergrund zu stehen. Dies ist auch heute noch, im Jahr 2002, eine sehr fortschrittliche Auffassung, zu der sich Frankfurt selbst - zumindest seit 1945 - nie bekannt hat.

- Und wie behielt sie immer sich ihr Herz für die Jugend! So wird ganz unmittelbar frisch berichtet (Wagner, S. 141): „Ich fahre“ (in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg) „mit ihr in Hannover in der Straßenbahn. Als wir zum Ausgang gehen, sehe ich, wie sie sich zu einem jungen Paar hinunterbeugt und etwas sagt. Vielleicht Ostpreußen, die sie am Dialekt erkannt hat? An der Tür wendet sie sich noch einmal um und nickt den beiden zu. Draußen berichtet sie: ‚Ich habe den beiden gesagt, sie sollen sich ein Los nehmen!‘ – ‚Ein Lotterielos?‘, frage ich erstaunt. – ‚Nun ja‘, meint sie, ‚ich hatte doch vorher gehört, wie sie zu ihm gesagt hat: Du, ich hab‘ heute nacht von sehr viel Geld geträumt ...‘ “  

Über den Ausklang der Feier ihres 80. Geburtstages spät am Abend nach dem Ende aller offiziellen Feierlichkeiten - und schon während des Aufbruchs - wird berichtet (Wagner, S. 141): „Aber in der großen Veranda standen im Halbkreis vor Agnes Miegel wohl noch etwa fünfzig Menschen, viel jugendliche, und sangen von Muskaten und braun‘ Nägelein. Und immer, wenn bei einer neuen Strophe die Jugend den Anfang nicht wußte, fiel Agnes als erste ein. Als das Lied schließlich zu Ende war, drehte Agnes sich zur Tür: ‚Jetzt muß ich aber gehen, auf Wiedersehen!‘ “ 

Am Sterbebett (1964)

Eugen Diederichs, den schon 1930 gestorbenen bedeutenden deutschen Verleger,  hatte Agnes Miegel sehr geschätzt, um so mehr, nachdem er seit 1916 mit ihrer engen Freundin Lulu von Strauß und Torney verheiratet war. Sein Sohn Niels Diederichs schreibt, wie er im Jahr 1964 am Sterbebett von Agnes Miegel weilte (Wagner, S. 105):

„Dann sprach sie davon, daß sie sich nun bald ‚zu den Vätern versammeln‘ werde. Es schien mir, daß sie bei diesen Worten an Gott-Vater wie auch an ihren eigenen Vater dachte - und schon brachte sie das Gespräch auf meinen Vater Eugen, dem sie so manches verdanke und den sie in seiner groß angelegten Natur immer bewundert habe. Als er im September 1930 in Jena starb, da war ganz unmittelbar das ihm gewidmete Gedicht Herbstgesang entstanden. Mit den Worten vom ‚Vater Diederichs‘ war auch ein Gedenken an ihre alte Lebensfreundin Lulu von Strauß und Torney verbunden, ohne daß ihr Name besonders erwähnt wurde. Es gibt Dinge, die lassen sich auch ohne Worte sagen. ... Ein stiller Kuß zum Abschied und ein langer Blick aus den tiefen, traumhaften Augen. Zu einem Winken mit der Hand, wie sie es so oft beim Fortgang an ihrer eigenen Haustür getan hatte, langte die Kraft nicht mehr.“ - - -

Der Diederichs-Verlag, vor allem auch Angehörige der Familie Diederichs selbst, betreuen noch heute - und stellen neu zusammen - wertvolle Ausgaben der Werke von Agnes Miegel. (.., ..) Ulf Diederichs, der „erstgeborene Enkel von Eugen Diederichs“, wie ihn Agnes Miegel nannte (Ulf, S. 46), schreibt 2004 (Ulf, S. 43): „daß  mir seit Jenaer Kindertagen Agnes Miegel wie selbstverständlich lieb und vertraut war“. Er schreibt über seinen Vater Niels (Ulf, S. 42): „In der Tat hat es für meinen Vater ein hohes Glück bedeutet, ihr Werk zu betreuen und zu dokumentieren, ‚in sozusagen vererbter Freundschaft’. Er hat sie intensiv teilnehmend erlebt, vornehm und großzügig, ‚frei von allen kleinlichen Erwägungen’; in all den Jahren habe es nie Differenzen gegeben.“ Und weiter schreibt Ulf Diederichs wie er (Ulf, S. 46) „für sie posthum zu ihrem Verleger in der dritten Familiengeneration wurde. Dank Anni Piorreck, meiner Mutter Inge Diederichs und dank der Mitstreiterin Christa Hinze gelang es unserem Trupp, immer neue kleine Miegeleien herauszubringen.“ Die Durchsicht des Familien- und Verlagsarchives, das inzwischen größtenteils an das Literaturarchiv in Marbach abgegeben wurde, brachte Ulf Diederichs die Erkenntnis (Ulf, S. 6): „Manche Sachverhalte, so wurde mir klar, sind noch unerforscht, manches Sprachgebilde noch kaum erschlossen, und auch das Leben Agnes Miegels hält immer noch Überraschendes und Unbekanntes bereit.“

Die intuitive Begabung von Agnes Miegel

Die Schriftstellerin Ina Seidel (1885-1974) ist wohl unter den langjährigen Freundinnen Agnes Miegels diejenige, die den künstlerischen Kern ihrer Persönlichkeit in der Deutung am anschaulichsten formuliert hat. Eine weitere Freundin Agnes Miegels berichtet hierüber  (Wagner, S. 124): „In diesen stillen Stunden vertraute sie“ (Agnes Miegel) „mir manches an, was sie im Bereiche des Zweiten Gesichtes erlebte. Es steht mir nicht zu, Offenbarungen so besonderer Art preiszugeben. (...) Einmal fragte ich sie, ob all dieses seltsame Erleben ganz der Verborgenheit und damit der Verlorenheit anheimfallen solle, worauf sie antwortete: ‚Ich habe alles in die Hände von Ina Seidel niedergelegt.‘

Sie schwieg versonnen, und ihr Blick war in weite Fernen entrückt. Ich fühlte es: das war ein großes Vermächtnis an eine sehr geliebte Freundin, und ganz nach den Bestimmungen, die sie getroffen, würde es von dorther einmal in Erscheinung treten oder verborgen bleiben.“

Ina Seidel hatte Agnes Miegel mit 27 Jahren im Jahr 1912 kennengelernt. Sie hatte schon kurz nach diesem Kennenlernen in einem Gedicht über ihre „Erste Begegnung“ geschrieben (Stimmen 1939):

(...)
Ihre Augen sahn hinter Tod und Grab
Und kannten nicht Raum und Zeit.
Ich fuhr an ihren Worten hinab
In den Brunnen der Ewigkeit.
(...)

Am 3. Januar 1914 schrieb Agnes Miegel an ihre Freundin Lulu (zit. n. Inge Diederichs, S. 266): „Da will ich dir noch sagen, daß ich Ina Seidel sehr mag, trotzdem mir diese Art übersensitiv-gute Naturen sonst gar nicht liegt, ich bin zu derb und heftig dafür, aber sie hat so was unendlich Rührendes, ich suche immer in ihrer Gegenwart ‚gut‘ zu sein, wie bei einem kranken Kind, sie hat so wunderbar klare Augen, wie ein guter Geist, ich muß mich immer wundern, daß sie einen wirklichen Mann und ein wirkliches Kind hat, ich komme mir daneben so erdenklebend vor.“

Wohl entsprechend dem obengenannten Vermächtnis verglich Ina Seidel nach dem Tod von Agnes Miegel dieselbe mit der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. - Im Jahr 1959 hatte Agnes Miegel sogar noch einen langen, leuchtenden Herbsttag lang Gelegenheit gehabt, den schriftlichen Nachlaß von Annette von Droste-Hülshoff einzusehen  (Wagner, S. 119): „Wie sie versunken am Fenster saß, Blatt um Blatt umwendete, und dann wieder den Blick in die stille, von Abendsonne durchleuchtete Landschaft versenkte.“ Beim Abschied sagte sie: „Ich habe mich heute vollgesogen wie eine Biene ...“ - Und Ina Seidel berichtet nun: „Beide sind als Dichterinnen im weitesten und höchsten Sinn zu betrachten, nicht allein, was die schöpferische Imagination und die gestaltende Sprachgewalt betrifft, sondern auch im Hinblick auf eine seherische Gabe, die in der ihnen eigenen Form häufiger Frauen als Männern verliehen zu sein scheint, aber nur selten in Verbindung mit hochgradig dichterischer Veranlagung auftritt. Es ist die geheimnisvolle Gabe, die als ‚zweites Gesicht‘ bezeichnet wird, und die im Bereich der Literaturgeschichte kaum nachweisbar ist. (...)

Was in dieses Gebiet hineingehört: Vorahnungen, Wahrträume, Empfänglichkeit für Gedankenübertragung und Fernwirkungen, auch für Stimmen und Geräusche, denen mit physikalischen Erklärungen nicht beizukommen ist; ebenso die Fähigkeit, Erscheinungen, die den meisten Menschen verborgen bleiben, optisch wahrzunehmen - kurz, alles, was über die fünf Sinne und den ‚Verstand der Verständigen‘ hinausgeht, wirkt sich dort, wo es bei durchschnittlicher oder mangelnder geistiger Begabung auftritt, meist als zwiespältig oder als Belastung schlechthin aus, da es das innere Gleichgewicht der damit Stigmatisierten stört.“ 

Mit diesen Worten ist auf eine große Zahl von Erscheinungen in der Kultur- und Religionsgeschichte der Völker angespielt, aufgrund derer sich etwa religiöse Menschen Selbsttäuschungen hingaben und -geben, und aufgrund derer „Priester“ und sonstige Personen aller Facetten danach strebten, unter Vorspiegelung angeblicher Kontakte zum „Übersinnlichen“ Macht zu gewinnen über andere, in ihrer Denk- und Urteilskraft geschwächte Menschen.

Die „Geradheit und Klarheit“ ihres „nüchternen Denkens“

Ina Seidel schreibt dann aber weiter und versucht dabei sicherlich, die eigenen Gedanken von Agnes Miegel zusammenzufassen (zit. n. Wagner, S. 13): „Wenn aber solche Fähigkeiten in Verbindung mit hohem geistigen Niveau auftreten und von ihrem Träger ständig kontrolliert werden - wenn dann noch überdurchschnittliche künstlerische Gestaltungskraft hinzukommt, die ausgleichend und positiv den Gefahren einer einseitigen und passiven medialen oder somnambulen Veranlagung entgegenwirkt, da ist die Voraussetzung gegeben, daß der Kreis der inneren Schau sich über das sinnenhaft Faßbare erweitert, daß die Imagination - das bildhafte Sehen - aufs höchste gesteigert wird. (...)

Schon seit unserer ersten“ (brieflichen) „Begegnung, 1911, hatten Gegenstände dieser Art im Mittelpunkt unserer Gespräche und unseres Briefwechsels gestanden. (...) Wie Agnes selbst darüber dachte, geht aus einem ihrer Briefe aus dem Jahr 1915 hervor, in dem sie sich zunächst für unfähig erklärt, einen Roman zu schreiben, und dann fortfährt:

‚Manche Leute würden lachen, wenn ich sage, ich habe keine Phantasie – aber es ist so. Meine Träume und Gedichte sind durchaus nicht Phantasie, sind das Gegenteil, eine Art medialer Kraft, die mich erfüllt wie ein Gefäß und gerade durch die Geradheit und Klarheit meines nüchternen und in diesen Dingen geschulten Denkens besonders gut ausgedrückt wird.‘

Daß sie selbst hier, in diesem Zusammenhang mit ihrer Gabe, von der ‚Geradheit und Klarheit meines nüchternen Denkens‘ spricht, offenbart, wie ihre Beziehung zum Übersinnlichen nicht allein durch ihre dichterische Gestaltungskraft im Gleichgewicht gehalten wurde, sondern wie darüber hinaus dieses Zusammenspiel geistiger Kräfte durch einen unbeirrbaren Blick für die Realität des sie umgebenden Lebens mit Einschluß der eigenen Person kontrolliert wurde. Dieser Wirklichkeitssinn ging, was ihre Menschenkenntnis und ihre Beurteilung menschlicher Zustände betrifft, so weit, daß er sich gelegentlich in unbarmherziger Schärfe auswirkte und jedenfalls damals Illusionen nicht zuließ, die sich zuweilen mit aggressiver Bitterkeit gegen sie selbst wandte oder sich in Resignation äußerte. Gerade dieser unerbittliche Realismus aber schien mir zu beweisen, daß auch hinsichtlich ihrer Erlebnisse der ‚anderen Seite‘ - ihrer Visionen, Gesichte und Träume - Selbsttäuschung ausgeschlossen war.“ Auch dem Autor dieser Zeilen scheint gerade diese „aggressive Bitterkeit gegen sich selbst“ ein deutlicher Prüfstein für den nüchternen Realitätssinn von Agnes Miegel zu sein. Für diese „aggressiven Bitterkeit gegen sich selbst“ sollten deshalb Beispiele gebracht werden. Und: Nicht zuletzt ihre falsche Einschätzung des Nationalsozialismus macht deutlich, daß intuitive Begabung keineswegs - sozusagen ganz selbstverständlich - vor weitreichenden Irrtümern behütet.

Ina Seidel weiter (zit. n. Wagner, S. 15f): „Wenn sie von ihrer ‚Gabe‘ sprach, meinte sie nie ihre Kunst, immer ausschließlich ihre Gabe der Träume und Gesichte, die sie als eine Begnadung, ein Charisma, eine ihr zuteil gewordene Einweihung in Randgebiete der großen Geheimnisse betrachtete. (...) Ebensowenig läßt sich bezweifeln, daß eine Genialität dieser Art die damit Begnadeten nicht zu Glückskindern im landläufigen Sinne macht. Sie sind leidensfähiger als der Durchschnitt ihrer Zeitgenossen, sie sind im rein Menschlichen immer wieder Prüfungen unterworfen, die zu bestehen Opfer und Entsagung erfordert, sie sind wie alle Menschen, und vielleicht in noch stärkerem Ausmaß, Versuchungen und Irrtümern ausgesetzt, und dem allen standzuhalten und es zu überwinden, erfordert einen Charakter, der die Vielfalt der sie auszeichnenden Gaben zugleich kontrapunktlich in Einklang bringt. Wo es, wie bei Agnes Miegel, zu diesem Einklang der künstlerischen und menschlichen Persönlichkeit gekommen ist, zu jener von ihr ausstrahlenden Harmonie der Versöhnung mit dem Geschick, die nur in aller Stille von ‚einer Seele, die gearbeitet hat‘, errungen werden kann, da stehen wir in Ehrfurcht vor dem Wunder einer wahrhaft erfüllten Berufung.“

Die „Aggressive Bitterkeit gegen sich selbst“

Die hier genannte „aggressive Bitterkeit gegen sich selbst“ ist an mancherlei Stellen in Berichten über ihr Leben und aus manchen ihrer Briefe ablesbar. Und gerade sie ist wohl eines der besten Zeugnisse dafür, daß hier tatsächlich ein Mensch immer wieder bei der Rückkehr von einem Flug seiner Seele ins „Jenseits“ (von Raum und Zeit - wie das von der Philosophie benannt wird) in den vormaligen „Seelenkerker“ in „aggressiver Bitterkeit gegen sich selbst“ Mauerstücke dieses Seelenkerkers wegzureißen drängte und die Fenster des Kerkers auch wirklich „aggressiv“ (und nicht nur „bürgerlich lahm“) zu erweitern suchte.

Agnes Miegel war sich bewußt, daß diese „Aggressivität gegen sich selbst“ nicht so weit gehen durfte, das eigene Licht gegenüber anderen, allzu „bürgerlichen“ Menschen unter den Scheffel zu stellen und dadurch allzu kleingläubig zu werden. Dies scheint gerade gegenüber ihrer großen, enttäuschenden Jugendliebe Börries von Münchhausen immer wieder Gegenstand des Gespräches gewesen zu sein (s. o.).

Wenn wir nach den in diesen Aufsätzen gebrachten Lebenszeugnissen von und über Agnes Miegel wieder in ihr erzählerisches Werk und in ihre Dichtungen schauen, ist uns vielleicht die Möglichkeit gegeben, vieles davon noch besser als zuvor in seinen tieferen Wurzeln zu verstehen.

Dann werden uns vielleicht auch die gelungene Lebensgestaltung und das Werk Agnes Miegels eine Ermutigung zur eigenen Entscheidung im eigenen Leben darstellen.

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Benutzte Literatur:

  1. Miegel, Agnes: Spaziergänge einer Ostpreußin. Feuilletons aus den zwanziger Jahren. Hrsg. v. A. Piorreck. Eugen Diederichs Verlag, Köln 1985
  2. Miegel, Agnes: Wie ich zu meiner Heimat stehe. Ihre Beiträge in der „Königsberger Allgemeinen Zeitung“ (1926-1932). Hrsg. v. Helga und Manfred Neumann. Verlag Siegfried Bublies, Schnellbach 2000
  3. Miegel, Agnes: Gedichte. J.G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger (14. und 15. Tsd.) Stuttgart und Berlin 1927
  4. Miegel, Agnes: Herbstgesang. Neue Gedichte. Eugen Diederichs Verlag (9. - 18. Tsd.) Jena 1933
  5. Miegel, Agnes: Geschichten aus Alt-Preußen. Eugen Diederichs Verlag, Jena 1942 (1. Aufl. 1934) [enthält die Erzählungen „Landsleute“, „Die Fahrt der sieben Ordensbrüder“, „Engelkes Buße“, „Der Geburtstag“]
  6. Miegel, Agnes: Gesammelte Gedichte. Eugen Diederichs Verlag, (21.-25. Tsd.) Jena 1940 (1. Aufl.: 1936)
  7. Miegel, Agnes: Werden und Werk. Mit Beiträgen von Prof. Dr. Karl Plenzat. Hermann Eichblatt Verlag, Leipzig 1938 [„Durch Dichtung zum Dichten“, Bildnisse von 1905 u. 1938]
  8. Miegel, Agnes: Ostland. Gedichte. Eugen Diederichs Verlag, Jena 1940 [enthält Gedichte wie: „An den Führer“, „Hymne an Ostpreußen“ (1937), „Sonnwendreigen“ (Danzig 1939), „An Deutschlands Jugend“ (Herbst 1939)]
  9. Miegel, Agnes: Im Ostwind. Erzählungen. Eugen Diederichs Verlag, Jena 1940 [enthält die Erzählung „Lotte“]
  10. Miegel, Agnes: Und die geduldige Demut der treuesten Freunde ... Nächtliche Stunde mit Büchern. Verlag Wilhelm Langewiesche-Brandt, Ebenhausen bei München 1941
  11. Miegel, Agnes: Mein Bernsteinland und meine Stadt. (Mit 32 Farbtafeln.) Gräfe und Unzer Verlag, Königsberg/Pr. 1944 [eine große, lange, wenig bekannte Versdichtung]
  12. Miegel, Agnes: Gedichte und Prosa. Auswahl von Inge Diederichs. Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf, Köln 1977 [darin auch Briefe A. M.s]
  13. Miegel, Agnes: Gedichte aus dem Nachlaß. Hrsg. v. A. Piorreck. Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf, Köln 1979
  14. Miegel, Agnes: Es war ein Land. Gedichte und Geschichten aus Ostpreußen. (Redaktion: Ulf Diederichs und Christa Hinze) Eugen Diederichs Verlag, München 1983 (3. Aufl.: 1988)
  15. Agnes Miegel. Stimmen der Freunde zum 60. Geburtstage der Dichterin 9. März 1939. Jahresgabe der Agnes-Miegel-Gesellschaft, Bad Nenndorf 1984 (Eine Auswahl aus dem gleichnamigen Sonderdruck: Eugen Diederichs Verlag, Jena 1939)
  16. Wagner, Ruth Maria (Hrsg.): Leben, was war ich dir gut. Agnes Miegel zum Gedächtnis. Stimmen der Freundschaft. [Ostpreußisches Mosaik, Band X], Verlag Gerhard Rautenberg, Leer/Ostfriesland o. J. (Unveränd. Nachdruck der gleichnam. Ausgabe: Verlag Gräfe und Unzer, München 1965)
  17. Piorreck. Anni: Agnes Miegel. Ihr Leben und ihre Dichtung. Eugen Diederichs Verlag, Korrigierte Neuauflage, München 1990 (1. Aufl.: 1967)
  18. Seidel, Ina: Lebensbericht 1885-1923. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1970
  19. Starbatty, Ursula (Bearbeiterin): Begegnungen mit Agnes Miegel. Jahresgabe 1989/90 der Agnes-Miegel-Gesellschaft, Bad Nenndorf 1989
  20. Poschmann, Brigitte: Agnes Miegel und die Familie Münchhausen. Jahresgabe der Agnes-Miegel-Gesellschaft. Bad Nenndorf 1992
  21. Schücking, Beate E. (Hrsg.): „Deine Augen über jedem Verse, den ich schrieb“. Börries von Münchhausen - Levin Schücking - Briefwechsel 1897-1945. Igel Verlag Literatur, Oldenburg 2001
  22. Diederichs, Ulf: Agnes Miegel, Lulu von Strauß und Torney und das Haus Diederichs. Die Geschichte einer lebenslangen Freundschaft. Jahresgabe 2005 der Agnes-Miegel-Gesellschaft. Überarbeiteter Festvortrag zu Agnes Miegels 125. Geburtstag, gehalten am 6. März 2004 in Bad Nenndorf

Eine "große Liebende in Schmerz, Seligkeit und Hingabe ..."

In unserem jüngsten Video (Yt) und in dem dazu gehörigen Blogartikel (Stg25) ist auf die frühe Liebeserfahrung der Dichterin Agnes Miegel (1879-1964) Bezug genommen worden und auf ihre bis ans Lebensende frische, unverbrauchte Schaffenskraft. Dazu hat der Verfasser dieser Zeilen schon um 2002 einen Aufsatz verfaßt, der bislang noch nie veröffentlicht worden ist. Er soll hier erstmals in leicht überarbeiteter Form zugänglich gemacht werden. Voran gestellt seien die beiden Endzeilen eines Gedichtes von Agnes Miegel aus dem Jahr 1903 (s. FüK21):

"Ich weiß, daß der Herr meine Sünden vergibt,
Denn ich liebte, wie nur eine Stuart liebt!"


Abb. 1: Agnes Miegel, 1902 (Bildarchiv Ostpreußen)

Im Jahr 1936 brachte die Dichterin Agnes Miegel eine Ausgabe „Gesammelte Gedichte“ heraus. Die Abfolge der darin zusammen gestellten Dichtungen kann wie eine Lebensbeschreibung der Dichterin gelesen werden. In der ungefähren Abfolge, in der „Lebensthemen“ im Leben der Dichterin selbst bedeutend geworden waren und dann wieder abgeklungen sind, klingen auch in dieser Ausgabe abschnittsweise jeweilige Lebensthemen in Gedichtform an.

„Aggressive Bitterkeit gegen sich selbst“

Das Leben Agnes Miegels (1879-1964) - Neue Zeugnisse und Sichtweisen

Am Anfang stehen - wie auch ungefähr in ihrem Erwachsenenleben - die berühmten Balladen Agnes Miegels, die lange Zeit in jedes deutsche Schulbuch gehörten. Mit diesen war sie um 1900 herum bekannt geworden (S. 3-72). Als solche war sie bekannt geworden zusammen mit zwei ihrer bedeutendsten, lebenslangen Freunde, nämlich zusammen mit den beiden Balladendichtern Börries von Münchhausen (1874-1945) und Lulu von Strauss und Torney (1873-1956). Unter anderem wird in diesen Balladen die tiefe Grausamkeit der Kriemhild der Nibelungen-Sage dichterisch neu gefaßt. Zugleich auch der Schmerz der Kriemhild über ihre eigene Grausamkeit. Schon die Zeitgenossen haben empfunden, daß diese Ballade auch dem tieferen Wesensgehalt der Nibelungen-Sage selbst sehr nahe gekommen ist. Und dies galt und gilt für viele historische Themen, die Agnes Miegel in ihren Balladen und Gedichten aufgegriffen hat.

Es folgen in einem weiteren Abschnitt dann eher persönlich gehaltene Gedichte. Unter anderem sind diese an die eigenen Vorfahren gerichtet. Außerdem folgen Gedichte über die Kinderheimat und über die Lebenszeit als heranwachsendes Mädchen (S. 73-79). Es folgt dann ein Abschnitt mit elf Liebesgedichten. Alle elf sind sehr persönlich gehalten (S. 80-90). Wie sollte es da ausgeschlossen sein - und das soll im folgenden begründet werden -, daß diese elf Gedichte dem Inhalt nach aus dem ersten - und wohl einzigen - großen Liebeserleben im Leben der Dichterin heraus entstanden sind. Bei diesem handelt es sich um ihre stolze und heftige Zuneigung zu dem für damalige Zeiten sehr unkonventionell lebenden Dichter Börries von Münchhausen.

Börries von Münchhausen (1874-1945)

Agnes Miegel blieb mit Börries von Münchhausen lebenslang befreundet. Ebenso bestand lebenslang ein herzliches, freundschaftliches Verhältnis zu seiner ganzen Familie, die in Niedersachsen beheimatet war. Nach ihrer Flucht aus Ostpreußen im Jahr 1945 siedelte sich Agnes Miegel deshalb in der Nähe dieses Familiensitzes an. Börries von Münchhausen selbst setzte sich immer wieder - sowohl im privaten Kreis wie öffentlich - für seine Dichterfreundin Agnes Miegel ein. Diese Umstände werden mit dazu beigetragen haben, daß Agnes Miegel sich zu ihren Lebzeiten niemals besonders deutlich über ihre frühe Leidenschaft für diesen Mann äußerte, ebenso wenig über die außerordentlich tiefe Verletzung, die dieselbe mit sich gebracht hat. 

Abb. 2: Agnes Miegel, 1902 (Bildarchiv Ostpreußen)

Die genannten elf Liebesgedichte lassen, würden sie tatsächlich aus der Zuneigung zu Börries von Münchhausen heraus entstanden sein, denselben auch keineswegs in einem guten Licht erscheinen. Zumindest soweit er nicht als Freund, sondern als Liebender angesprochen wäre. Wollte Agnes Miegel die bleibende Freundschaft zu ihm und seiner Familie nicht aufs Spiel setzen, durfte sie deshalb auch keine eindeutige Deutung dieser Gedichte für die Öffentlichkeit geben. Es fragt sich hinwiederum auch, warum ihr das überhaupt hätte wichtig erscheinen sollen. Diese Gedichte stehen auf eigenen Füßen, auch wenn man nicht um diese persönlichen Hintergründe rund um ihre Entstehung weiß.  

Agnes Miegel konnte über derartige Dinge zwar völlig freimütig sprechen - aber eher im vertrauten Kreis und nicht jedem Menschen, bzw. und „Philister“ gegenüber. Oftmals sprach sie nur verschlüsselt und in Andeutungen. So sagte sie einer guten Bekannten: „Man muß es für sich behalten, daß sich nicht freuen die Töchter der Philister!“

Selbst in der ausführlichen, detailreichen Biographie über Agnes Miegel, die nach ihrem Tod 1967 von ihrer nahestehenden Freundin Anni Piorreck heraus gebracht worden ist, wird ihre jugendliche Zuneigung - bzw. flammende Zuneigung - zu Börries von Münchhausen nur in wenigen Sätzen angedeutet. Dasselbe gilt von der 1990 heraus gekommenen, korrigierten Neuauflage derselben. Bei dieser Gelegenheit wird keinerlei Name genannt. Diese Biographie ist aus der Kenntnis vieler wesentlicher Einzelheiten im Leben von Agnes Miegel heraus geschrieben. Und sie ist, zumal sie bisher die einzige geblieben ist (Stand 2002), außerordentlich wichtig und verdienstvoll.

Eine unbefriedigende Biographie über Agnes Miegel (1967/1990)

Heute (2002) jedoch, vierzig Jahre nach dem Tod von Agnes Miegel und nach dem Hinwegsinken ihrer ganzen Zeitepoche spätestens in der Kulturrevolution von 1968, läßt die Biographie von Anni Piorreck den Leser unbefriedigt zurück. Die ganze Zeit- und Kulturepoche, in der Agnes Miegel gelebt und gewebt hat, wird letztlich doch nicht in einem „großen Wurf“ gezeichnet, wie es notwendig wäre, um ein kraftvolles Lebensbild zu geben. Es wird nicht ein mit vollen Pinselstrichen gemaltes Lebensbild gegeben, wie es einer so bedeutenden Dichterin wie Agnes Miegel angemessen wäre.

Der vorliegende Aufsatz möchte in Richtung einer neuen, zeitgemäßen Auffassung des Lebensbildes von Agnes Miegel hinwirken. Sie war und ist eben nicht nur die allseits verehrte „große Dichterin“ Ostpreußens - vor allem unter den ostpreußischen Vertriebenen. Sondern sie war vor allem ein Mensch mit seiner Freude und seinem Schmerz. Ein Mensch, den man viel besser versteht, wenn man über prägende Phasen, Erlebnisse seines Lebens nicht nur in Andeutungen erfährt. Und zwar in Andeutungen, die man fast überliest. Nein, sie müssen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gestellt werden. Dann kommt uns ein solcher Mensch vielleicht in manchen Lebensinhalten auch viel „moderner“, „zeitgemäßer“ vor, als dies sonst der Fall sein mag.

Die Titel der genannten elf Liebesgedichte  lauten: „Liebe“ („Ich warf wie tote Muscheln / Liebe und Treu in den Sand ...“), „Wer ruft die Rose zurück“, „Flieder“, „Der es gegeben“ (entstanden 1927), „Der Garten“, „Johanni“, „Weit in der Fremde“, „Neumond“, „Frühling“ und „Dämmerung“ („Du sprichst -  ich höre schweigend hin / Wie fremd ist deiner Stimme Klang! / Und ich zermartre meinen Sinn / Was so an dir mein Herz bezwang. ...“).

Nach diesen elf Gedichten folgen in dem Gedichtband von 1936 noch weitere "Lebensthemen". Sozusagen das große Leid dieser Liebe ausklingen lassend und die Gedanken allmählich wieder auf andere Erlebnisinhalte richtend, folgen weniger persönliche Gedichte über das Erleben einer Witwe, einer späten Frauenliebe und ähnliches (S. 91-95).

Es folgt dann das berühmte Gedicht „Heimweh“, das schon im Jahr 1907 entstanden war („Ich hörte heute morgen / Am Klippenhang die Stare schon ...“). Ein Gedicht ist an eine gestorbene alte Frau gerichtet, möglicherweise die Mutter von Börries von Münchhausen, die, wovon noch die Rede sein wird, eine sehr enge Freundin von Agnes Miegel geworden war. Außerdem folgen Gedichte an Jugendfreundinnen und -freunde (etwa gefallen im Ersten Weltkrieg) und an Kinder in der Verwandtschaft, an deren Schicksal die kinderlose Agnes Miegel Anteil genommen hat.

Abb. 3: Agnes Miegel, Sommer 1901 (Bildarchiv Ostpreußen)

Dann folgt wieder fast eine Zäsur mit dem Gedicht „Aufschrei“ aus dem Jahr 1927 („Für dies verzettelte Leben, / Das wie Wasser durch meine Hände rann ...“). Dieses Gedicht gibt auch die Stimmung wieder, die sich in vielen brieflichen Äußerungen Agnes Miegels aus dieser Zeit widerspiegelt. Damals mußte sie - in der Blütezeit ihres Lebens - fast nur für und mit ihren beiden alten, kranken Eltern und in deren Alt-Königsberger „Bürgerlichkeit“ leben. Sie tat das in treuer Pflichterfüllung, zugleich aber auch immer wieder in „aggressiver Bitterkeit gegen sich selbst“. Über diesen bis heute wenig beachteten Charakterzug Agnes Miegels wird weiter unten ebenfalls noch zu handeln sein.

Immer wieder beschlich sie der ungeheure Verdacht, daß sie diesen Kindes-Pflichten letztlich ihre große Begabung als Dichterin aufopfern würde. Aus ähnlichen Stimmungen heraus entstand wohl das Gedicht „Ich“ (im Jahr 1920) („In dem Geschwätz und Gewühl / vor dem plätschernden Brunnen am Markte ...“). Dann folgt ein Gedicht, das man eigentlich nur anti-christlich nennen kann:  „Heimat“ (ebenfalls aus dem Jahr 1920) („Nicht in euren Himmel will ich kommen / Wo die weißen Engel Harfe spielen, / In die alte Heimat werd ich wandern ...“).

Und nun stehen da einige der großen, stolzen Gedichte auf die vielfältige Geschichte Ostpreußens und auf seine berühmten Gestalten (S. 109-141), um derentwillen sich Agnes Miegel in die Herzen ihrer Landsleute und der Deutschen eingeschrieben hat („Kynstudt“, „Hennig Schindekopf“ [entstanden schon 1901], „Heinrich von Plauen“ und andere). Dann folgen Gedichte auf die Zeitereignisse des Ersten Weltkrieges und die unmittelbare Nachkriegszeit, etwa: „Über der Weichsel drüben ...“ (aus dem Jahr 1927) („Über der Weichsel drüben, Vaterland höre uns an! / Wir sinken wie Pferd und Wagen versinken im mahlenden Sand ...“), „Die Fähre“ (entstanden an der Memel im Jahr 1920, kurz bevor das Memelland an Litauen abgetreten wurde).  Außerdem: „England 1918“ („Weißbrüstige Tochter Alfreds / die ihm die Keltin gebar ...“ ) (S. 142-168).

Das sind Anklagen an die Ereignisse der Zeit und an die Mißhandlung ihrer Heimat, die Abtrennung des Memellandes und Westpreußens an fremde Staaten - während die kalte, „weißbrüstige Tochter Alfreds“ „am Pool von London“ sitzt und große Völker und Volksgruppen durcheinanderschüttelt wie bunte Perlen in ihrer Hand. - - - 

„Von da an haben wir uns zwei Jahre lang sehr lieb gehabt“ (1898)

Doch zurück zu dem Eingangsthema: Wer war Börries von Münchhausen, den Agnes Miegel mit 19 Jahren kennenlernte? Dazu muß eine Literaturhistorikerin angehört werden, deren Veröffentlichung die Anregung zur Erarbeitung des vorliegenden Aufsatzes gegeben hat. Über diesen Mann berichtet sie folgendes (Poschmann, S. 8): „Zu Beginn seiner Göttinger“ (Studien-) „Zeit hatte er seinen ersten Gedichtband veröffentlicht, der enthusiastische Besprechungen auslöste und außer seinem ohnehin sehr ausgeprägten Selbstbewußtsein bei ihm das Gefühl dichterischer Berufung unabweisbar bestätigte. Man gab sich als Bohemien und verachtete alles Bürgerliche und Konservative, vor allem die hannoversche adlige Gesellschaft. Diese Lebenshaltung steigerte sich noch, als Münchhausen mit einigen seiner Dichterfreunden im Wintersemester 1897 nach Berlin übersiedelte mit dem Vorsatz, sein Jurastudium abzuschließen. Doch ehe es soweit war, stürzte er sich in ein - nach seinen eigenen Worten - ‚ausbordendes Kunstzigeunertum‘, wurde Sozialdemokrat, trat aus der Hannoverschen Landeskirche aus und trug in ‚frechster Herausforderung einen Rosenkranz als Pfeifenschnur‘. Nächte hindurch saß er in den Kriminellenkellern im Norden Berlins mit üblem Volk zusammen, in der Hoffnung, ‚bei ihnen Güte und Edelsinn ..., Selbstlosigkeit und Hingabe an irgendeinen Gedanken‘ zu finden. Er ließ sich als Chefredakteur für die ‚Münchhausen‘ benannte satirische Zeitschrift gewinnen und brachte alttestamentarische Balladen unter dem Titel ‚Juda‘ heraus - beides Provokationen für die Familie und für die hannoversche Gesellschaft, vor allem, als er aus dem Büchlein ‚Juda‘ noch Dichterlesungen in dem Zionistischen Verein in Hannover hielt.“ 

Auch noch weitere, ähnliche Schilderungen zeigen insgesamt einen Mann, der in seiner lässigen Nonchalance auf ein ähnlich oberflächlich gesinntes, aber ebenfalls doch auch begabtes Mädchen von 19 Jahren Eindruck machen konnte. Das geschah, als die junge Agnes zusammen mit ihrem Vater auf der Reise nach Paris nach Berlin kam, um mit Börries von Münchhausen über die Veröffentlichung ihrer Gedichte persönlich zu sprechen.

Abb. 4: Börries von Münchhausen (wohl um 1899 herum)

Im kulturellen Gedächtnis blieb Agnes Miegel als alte, verehrte Dichterin der Stadt Königsberg und des Landes Ostpreußen, sowie der ostpreußischen Vertriebenen in Erinnerung. Obwohl sie ihre heftige Leidenschaft für den exzentrischen Dichter um die Jahrhundertwende niemals völlig geheim gehalten hat, ist dieselbe bis heute in ihren Lebensbeschreibungen höchstens vage angedeutet worden.

Und doch klingt auch durch ihre starke Heimatverbundenheit bis an ihr Lebensende jene Verachtung für alle Bürgerlichkeit hindurch, jene „Bohemienhaftigkeit“, von der auch die Leidenschaft für Börries von Münchhausen bestimmt gewesen sein muß. Wenn es um ihre Heimatliebe ging, konnte sie noch an ihrem Lebensende sprechen von „Spießerseelen und ihren kleinen Seelenwehwehs“ - als wäre sie immer noch eine 19-Jährige.

„Sie sagte einfach ‚Wie du willst‘ “

In seinen eigenen, autobiographischen Aufzeichnungen aus den 1930er Jahren hat Börries von Münchhausen über seine Liebe zu Agnes Miegel das folgende geschrieben (zit. n. Poschmann, S. 10f): „Im Jahre 1898 hatte ich von einem jungen Mädchen aus Königsberg Gedichte zugeschickt bekommen, die mich mehr als begeistert hatten. Ich sah auf den ersten Blick: Eines der ganz seltenen weiblichen Genies legte diese Verse und die Worte dieser Briefe aufs Papier. Wundervolle hell-dunkle Stimmungen klangen auf, wunderlicher Aberglauben rankte um einen kindisch-kindlichen Glauben.“ In dieser, gegenüber dem weiblichen Geschlecht natürlich kraß überheblichen Art schreibt Börries von Münchhausen weiter. Er berichtet dann:

„Unser Briefwechsel nahm in wenigen Wochen sehr herzliche Formen an. Im August kam sie mit ihrem Vater, der sie in eine Pariser Pension brachte, durch Berlin und blieb drei Tage hier.“ Münchhausen berichtet wie er - nachdem eine erste Verabredung nicht zustande gekommen sei -, seiner selbst unbewußt wie ein Blinder durch die Großstadt und das Menschengedränge Berlins geradewegs zu ihr „hingeführt“ worden sei - in einen vollgedrängten Bierkeller Unter den Linden. Dieses „blinde“ Hinfinden paßt durchaus zu manchen Inhalten von Gedichten Agnes Miegels und der darin enthaltenen „Ahnungen“ und „Gesichte“. Börries von Münchhausen schreibt: „Als ich den Kopf hob, da wußte ich, daß dieses dunkelhaarige Mädchen, das mit seinem Vater am Tisch saß, meine Briefschreiberin sei. Und ich streckte ihr die Hand hin und sagte: ‚Guten Tag, Agnes Miegel!‘ Und sie sagte in ganz selbstverständlichem Tone: ‚Börries von Münchhausen.‘ Ihre Stimme war weich, tief und voll, gar nicht so wie ihre 19 Jahre.

Sie war sehr schön.

Dann begleitete ich sie in ihr Gasthaus. Im Gewühl der Friedrichstraße wurde sie einen einzigen Augenblick von ihrem Vater abgedrängt, und in dieser einzigen Sekunde sagte ich: ‚Morgen um 10 am Theater des Westens‘.

Sie sagte einfach: ‚Wie du willst‘. Von da ab haben wir uns zwei Jahre lang sehr lieb gehabt. Wir haben uns freilich nur selten gesehen. Als sie aus Paris kam, holte ich sie in Köln ab, und wir machten eine kleine Rheinreise.“ - Und auf diese Rheinreise - als Unverheiratete - wird sich noch eine viel spätere Äußerung oder Andeutung von Agnes Miegel bezogen haben, die weiter unten gebracht werden wird. - „Und dann, als sie in Berlin Pflegerin im Friedrich-Kinder-Krankenhaus war. Aber die kargen Stunden wurden uns zu Jahren, und ein täglicher Briefwechsel vertiefte unser Verhältnis.“ Börries von Münchhausen behauptet dann:

„Wir haben alles miteinander geteilt, am innigsten unsere künstlerische Arbeit. In meinen Gedichten stecken viele Verse, die sie mir sagte, in ihren Büchern viele von mir, und wir haben oft gelacht, wenn wir dachten, ob die Gelehrten des Schrifttums wohl die Anteile auseinandertrennen könnten. In einzelnen Fällen ging die Arbeit des anderen fast an die Hälfte heran.“ - Und weiter schreibt er:

Abb. 5: Agnes Miegel, 1902

„Schließlich haben wir uns getrennt, wie wir uns zusammengefunden hatten: Als freie Menschen, aus freien Stücken. Und nicht ein Tropfen Bitterkeit ist in den Kelch der Freundschaft gefallen, die uns seither brieflich verbindet.“ 

Wenn man diese Aussage vergleicht mit den Briefen von Agnes Miegel an ihre Freundinnen oder auch mit ihren Gedichten zu diesem Thema, wird deutlich, wie unterschiedlich diese Trennung „aus freien Stücken“ von beiden Seiten aufgefaßt worden ist - und wie wenig Börries von Münchhausen sich das bewußt gemacht hat. Er schreibt: „Wir haben es vom ersten Tag an gewußt und haben es wiederholt besprochen, daß diese Trennung einmal kommen müsse. Und trotzdem haben wir getan, als ob jene Monate ewig wären.“

Nach allem, was erkennbar wird, hat Agnes Miegel dieses Verhältnis und sein Ende - ganz für sich - noch in einer ganz anderen Weise empfunden.

Diese autobiographischen Aufzeichnungen von Börries von Münchhausen sind erstmals 1990 veröffentlicht worden (Poschmann, S. 10f) und geben - wohl bei mancher Beschönigung des eigenen Verhaltens von Seiten Börries’ von Münchhausen - eine ganz neue und andere Sicht vor allem auf die junge Agnes Miegel frei.

Lebenslang unverheiratet - „An mir hat es nicht gelegen“

Eine Freundin berichtet über ein Gespräch, das sie mit Agnes Miegel irgendwann in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg geführt hatte  (Ilse Reicke-von Hülsen in: Wagner, S. 63): „ ‚Man muß es für sich behalten, daß sich nicht freuen die Töchter der Philister!‘ Mit leisem Lachen klingt die Stimme Agnes Miegels durch das vertraute Zimmer. Wir haben davon gesprochen, daß heut so überraschend oft Brautleute miteinander auf Reisen gehen. Heut, nach Jahren, stellt sich die Erinnerung an ein anderes Gespräch daneben; damals sagte Agnes Miegel: ‚Meine Ahnen haben sich nicht noch einmal verkörpern wollen. An mir hat es nicht gelegen ...‘ “ Hier ist sehr behutsam das angedeutet, was Börries von Münchhausen in seinen Aufzeichnungen deutlich ausspricht. Einerseits - wohl - die gemeinsame Rheinreise, andererseits die spätere Trennung.

Und auch Anni Piorreck, die Königsberger Freundin und erste Biographin Agnes Miegels, deutet sehr zurückhaltend - aber doch wohl treffend - diese Geschehnisse an (Piorreck, S. 46): „Ihre Schönheit und Anmut verschaffen ihr zwar manche Bewunderer, doch es scheint gerade bei diesen ersten frühen Begegnungen, als ob von vornherein jede Partnerschaft, die bei den anderen bald zur Verlobung und Ehe führt, ausgeschaltet sein müsse. Sie hat später oft darüber berichtet, und ihr Gedicht ‚Der Schatten‘ aus dem zweiten Gedichtband“ (von 1907) „hat dies verschlüsselt ausgesprochen.“

Weiter schreibt Anni Piorreck (Piorreck, S. 48f) von der „jungen Agnes als der großen Liebenden in Schmerz, Seligkeit und Hingabe. Der Mann aber, dem diese Liebe gehörte, war zwar künstlerisch hochbegabt, menschlich jedoch unzuverlässig - eine Don-Juan-Natur von verwöhnter Überlegenheit und Arroganz. Er war nicht der ebenbürtige Gefährte für das schwerblütige Mädchen, das er ständig betrog. ‚Herz, das mich immer verriet!‘ Obwohl Agnes bald seine menschlichen Schwächen erkannte, hat es fast anderthalb Jahrzehnte gedauert, bis sie sich von dieser Liebe hat lösen können. Dann aber schrieb sie (an Lulu von Strauß und Torney am 2. 3. 1914): ‚Ich habe mich mit einer Enttäuschung nach der andern abgefunden. Jetzt am Ende bin ich nur über eines erstaunt: wie unbedeutend, wie nebensächlich in meiner geistigen Entwicklung das war, was man Liebe nennt ...‘ “

Vermutlich wäre es aber ein großes Mißverständnis, wenn man zu der Einschätzung neigen würde, daß hier ein „Herz, das nie gelernt hat zu entsagen“, schon die letzte und vollständige Wahrheit über sein Leben ausgesprochen hätte. Im Jahr 1914 war Agnes Miegel erst 35 Jahre alt. Lulu von Strauss und Torney (1873-1956), das muß hier ergänzt werden, war die gemeinsame Freundin von Börries und Agnes, die dritte damals bekannte Balladendichterin in ihrer Runde. Auch sie hatte zeitweilig ein Verhältnis mit Börries gehabt, das noch sehr viel später (in den 1930er Jahren) zu sehr tiefgreifenden Auseinandersetzungen mit dessen auch sonst noch oft betrogener Ehefrau Anlaß geben sollte.

An Reaktionen Agnes Miegels zu der hier behandelten Thematik sind etwa auch bekannt (Margarete Haslinger, in: Wagner, S. 31; dazu auch: Piorreck, S. 47f): „Einmal fragte ich sie in den letzten Jahren, weshalb sie ein frühes Liebesgedicht, das ich sehr liebte, nicht in ihre Gesammelten Werke aufgenommen habe. Mit einer abwehrenden Handbewegung sagte sie: ‚Nachempfunden! Es gibt Verse, die man nur in der Jugend schreibt. Aus Mangel an eigenem Erleben gibt man dann nur von anderen gehörte Worte und Gefühle wieder, hingerissen von ihrer Magie ...‘ “

„Daß sich nicht freuen die Töchter der Philister ...“

Konkreter ist von der Literaturhistorikerin zusammenfassend zu erfahren (Poschmann, S. 11.13): „Bis über beide Ohren verliebt, lernte sie auf der Rückreise von Paris in Berlin sein“ (Börries‘) „Leben und seine Lebensverhältnisse kennen. Und das kann nur ein Schock für sie gewesen sein: An jedem Finger eine Freundin, von denen die eine oder andere zeitweise seine Wohnung teilte, eine andere Dichterin, Anna Richter, die ihn anbetete und deren Gedichte er in der Zeitschrift ‚Münchhausen‘ veröffentlichte. Sein flottes Leben spiegelt sich in dem Briefwechsel mit seinen Eltern, in dem sich Karten wie diese befinden:

‚Komme Freitag 15 Uhr 24 in Hannover an. Bringe Anna mit.‘ Darauf antwortete der Vater: ‚Anna Ritter wird uns natürlich hier als Gast sehr willkommen sein, ebenso wie Agnes Miegel.‘ Dann die postwendende Karte des Sohnes: ‚Ei herrje - nee, alter Herr, nicht Anna Richter, sondern Anna Sahlis!‘

Agnes Miegel blieb nichts anderes übrig, als sich zurückzunehmen, ihre Gefühle auf ein freundschaftliches Verhältnis zu reduzieren, um das künstlerische Miteinander zu retten. (...) Dennoch gibt es einige Verse, die ihre unglückliche Situation gegenüber Börries von Münchhausen so konkret widerzuspiegeln scheinen, daß man darin eine Umsetzung des eigenen Erlebens vermuten darf, so das Gedicht:

Liebe
Ich warf wie tote Muscheln
Liebe und Treu in den Sand,
Vergaß wie welke Blumen
Vater und Vaterland.

Dachte an Leid und Reue
Fluch und Segen nicht,
Dachte nur an dein schönes
Hochmütiges Gesicht.

Und all meine Liebe
Achtest du so gering
Wie einen blinden schmalen
Unechten Krämerring!“

Von Seiten der Literaturhistorikerin ist über Börries zu erfahren: „Seinem Vater, der ihn drängte, endlich Examen zu machen und standesgemäß zu heiraten, schrieb er“ (Börries) „1899, er halte nichts von der ‚durch das beständige Dienen veredelten christlichen Frau ... Diese Frauen sind immer Sklaven oder Tyrannen ... Mein Ideal als Frau ist in vielem die Tante Frieda Lipperheide. Daneben Agnes Miegel.‘ “ Die genannte Tante war eine Freundin der Mutter von Börries v. M. und Herausgeberin einer modernen Frauenzeitung. Es sei noch ein anderes Gedicht Agnes Miegels aufgeführt, das wohl als Ausdruck des Erlebens der Liebe zu Börries von Münchhausen aufgefaßt werden kann:

Der es gegeben

Der es gegeben
Daß ich so jung dich fand,
Gott hielt dein und mein Leben
Wie Blumen in seiner Hand.

Daß er die eine
Verwarf und zertrat,
Er weiß alleine
Warum er es tat.

Der nimmt und der gibt
Weiß, warum er uns schied - 
Herz, das mich immer geliebt,
Herz, das mich immer verriet.

So kurz nur gegeben
Die Frist, die uns band -
Gott hielt dein und mein Leben
Wie Blumen in seiner Hand!

Börries von Münchhausen hingegen schrieb ein Gedicht ganz anderer Art und ganz anderen Inhalts über sein Verhältnis zu Agnes Miegel (zit. n. Poschmann, S. 18):

Meiner Freundin (A. M.)

Wohl brach ich oft die Treue,
Die ich so fest versprach,
Und gab den Schwur aufs neue,
Bis wieder ich ihn brach.

Dir hab ich nicht gegeben
Das oft gebrochne Wort,
Und weiß: mich hält fürs Leben
Das ungesprochne Wort.

Wenn man aus der Perspektive von Agnes Miegel auf diesen Börries von Münchhausen schaut, dann erscheint er als ein durch und durch unsympathischer Mann. Wohl ein nicht ganz leicht zu durchschauender Charakter, dieser Börries von Münchhausen.

Der Brief- und Besuchkontakt zwischen Agnes Miegel und Börries von Münchhausen hielt bis zu dem Freitod des letzteren nach Kriegsende 1945 an. Und auch noch die Wahl des Alterswohnsitzes von Agnes Miegel in Bad Nenndorf ist von der Nähe zu dem Stammsitz Apelern der Familie von Münchhausen und von dem engen Verhältnis, das Agnes Miegel Zeit ihres Lebens zu dieser Familie unterhielt, bestimmt.

„Als wir uns fanden, Schwester, wie waren wir jung ...“

Das Leben Agnes Miegels (1879-1964) - Neue Zeugnisse und Sichtweisen - 2. Teil

„Was seid ihr beiden für verständige Leute“

Abb. 6: Agnes Miegel, 1906 (Bildarchiv Ostpreußen)
Im ersten Teil dieser Aufsatzreihe ist von der Jugendliebe Agnes Miegels zu Börries von Münchhausen berichtet worden. In diesem zweiten Teil wird durch lose Anführung wenig bekannter Lebenszeugnisse aus den weiteren Lebensjahrzehnten sowohl eine Charakterisierung des weiteren Lebensganges und der inneren Entwicklung von Agnes Miegel gegeben wie auch eine Charakterisierung der Art des „Nachzitterns“ dieser großen Jugendliebe durch die weiteren Lebensjahrzehnte.

Nebenbei sei erwähnt: Die Bebilderung dieser Aufsatzreihe profitiert von jenen Funden, die man auf dem Bildarchiv Ostpreußen machen kann.

Von Seiten der Literaturwissenschaft wird zu der Trennung von Börries von Münchhausen noch einmal die Reaktion der Mutter von Börries berichtet (Poschmann, S. 14-16): „Trotz aller Boheme, trotz aller nach außen demonstrierten Ablehnung der bürgerlichen und erst recht adligen Konvention war Börries von Münchhausen sich in seiner jugendlich-genialischen Schizophrenie“ (oder einfacher: seiner egoistischen Arroganz) „immer bewußt, daß ihm als Angehörigen des niedersächsischen Uradels nur eine standesgemäße Heirat anstand. Das hatte er in ehrlicher und unbarmherziger Offenheit seiner verliebten Freundin wohl von Anfang an zu verstehen gegeben. (...)

Als die Begeisterung des Berliner Studenten für seine Freundin im fernen Königsberg immer höhere Wellen schlug, fragte seine Mutter schließlich an, was er mit dem Mädchen vorhabe, und Börries klärte sie - unterstützt durch beiderseitige Briefe - darüber auf, daß er von vornherein klare Verhältnisse geschaffen hätte und Agnes Miegel das genauso sähe.

‚Tausend noch mal‘, entfuhr es seiner Mutter im Antwortschreiben, ‚was seid Ihr beiden für verständige Leute, Du und Agnes Miegel, nämlich Du für sie und sie für Dich. Aber weißt Du, daß das Mädel mir ganz leid tut? Wer so ideal empfindet, wie sie nach ihren Versen tun muß, und hat dabei so unbarmherzig klare Augen fürs Reale, dem muß das Leben manchmal schwer sein zu leben! Aber sie muß durchaus gesund sein - von innen heraus und im höheren Sinne gemeint - und so wird sie der Zwiespalt nicht brechen.‘ “

Einerseits scheint die Mutter hier doch viel über Agnes Miegel verstanden zu haben. Andererseits sind ihre Worte wohl nicht geeignet, die Leichtfertigkeit ihres Sohnes scharf und eindeutig genug zu charakterisieren. Die in Sprachen und manchem anderem hochbegabte Mutter von Börries von Münchhausen, Clementine (gestorben im Jahr 1913), die in Apelern wohnte, ist wenig später eine enge mütterliche Freundin Agnes Miegels geworden.

Clementine von Münchhausen (1901)

Diese Freundschaft ist durch Börries vermittelt worden, der seiner Mutter, so berichtet uns die Literaturwissenschaft (Poschmann, S. 26), „im Mai 1901 aus Sahlis“ (dem Wohnort seiner künftigen Frau Anna) „schrieb, daß er seiner zukünftigen Frau Gedichte von  ‚Bulck und Miegel vorgelesen hatte, die beide in diesen Tagen erschienen‘  sind.  ‚Mutti, willst Du vielleicht der Tutt‘ - das war der Kosename der Dichterin - ‚mal ein paar Worte über ihr Buch schreiben? Sie hat doch eigentlich so recht keine Mutter, und da möchte ich sie an meine mal anbeißen lassen.‘

Clementine packte ein Paket voll Lavendel und Gartenblumen und schrieb einen Brief dazu, der das Mädchen beglückte ob der ‚Freude und des Interesses an meinem Talent‘. Schon dieser erste Brief der jungen Dichterin an die Unbekannte ist von einer entwaffnenden Offenheit, und sie erklärte das so:  ‚Weil Sie mir so gar nicht fremd waren. Der Brief sieht mich so freundlich an. Ich habe solche Angst vor Ihnen gehabt. Börries und Lange und Hans von der Gabelentz sagten, Sie seien so schrecklich klug. Aber die 3fache Großmutterschaft beruhigten mich.‘ Sie entschuldigt ihr Herzausschütten: ‚Wem soll ich alles sagen, was mir durch den Kopf geht und im Herzen steht: - ich hab keinen. - Und es schreibt sich sehr schön.‘ “

Abb. 7: Agnes Miegel "und Lise", zwischen 1900 und 1905

Börries von Münchhausen ging also seine „standesgemäße“ Ehe ein. Er lebte fortan auf der Burg Windischleuba in Thüringen. Aber auch seine standesgemäß angetraute Ehefrau hatte ihr ganzes Leben über unter den vielen „Nebenfrauen“ ihres Mannes zu leiden. Zu diesen „Nebenfrauen“ gehörte letztlich auch - aber wohl in distanzierterem Sinne als gute Freundin - weiterhin Agnes Miegel. Mit ihr blieb er in stetigem Briefwechsel und beriet sie auf ihren Wunsch hin auch in geschäftlichen und Verleger-Fragen.

Im April 1901 versucht Agnes Miegel in einem Brief an ihre Freundin Lulu, ihr eigenes sich andeutendes Lebensschicksal von der heiteren Seite zu nehmen (Inge Diederichs, S. 250): „Komm und erzähle mir mehr von der Lou Salome und ihren Ansichten über die Ehe. Ich schwanke seit vorgestern, ob ich später ins Kloster gehen soll oder meinem Jugendfreund Carl Bulcke einen Heiratsantrag machen. Ich verstehe ihn so gut. - Ich weiß noch nicht recht, was von beidem ich tun werde. Ich denke zuerst das zweite, da kann ich mich immer noch mal anders besinnen.“ Lou Andreas Salome war die Freundin Friedrich Nietzsches und Rainer Maria Rilkes gewesen, später auch von Sigmund Freud. Carl Bulcke, ein Königsberger, hatte 1900 seinen ersten Roman und 1901 einen Gedichtband herausgegeben.

„In diesem Augenblick gingst Du für immer ganz in mein Leben ein“

Lulu von Strauss und Torney-Diederichs - seit 1916 war sie mit dem Verleger Eugen Diederichs verheiratet und 1930 Witwe geworden - veröffentlichte im Jahr 1939 zum 60. Geburtstag Agnes Miegels das folgendes Gedicht (St. d. Fr.):

Als wir uns fanden, Schwester, wie waren wir jung!
Denkst Du der Stunde? Die Großstadt dröhnte von ferne -
Zögernd in fremder Tür, fragendes Lächeln im Auge,
Bräunlichdunkel und schmal, immer noch seh‘ ich Dich stehn!
...
Als wir uns fanden, Schwester, wie waren wir jung!
Wo beginnt und wo endet strömend Geben und Nehmen
Zwischen denen, die früh Wahl und Schicksal verband?
Ferne ist nicht mehr Ferne, Eins weiß tief um das Andre,
Auch getrennt auf dem Weg Eins des Andern Geleiter:
Immer lauschend tief innen der schwestervertrauten Stimme,
Grüßend im Auge des Andern unvergangene Jugend,
Grüßend in Werk und Gesang schwestervertrautes Herz.

An einem solchen Gedicht wird deutlich, daß auch - oder gerade? - jene für Deutschland im Nachhinein nur als „Schreckenszeit“ charakterisierte Zeit - ein Jahr wie das von 1939 - eine ganze Fülle von hochwertigem kulturellem Schaffen hervorbrachte, das wohl, soweit dies Literatur betrifft, von der Zeit nach 1945 nicht mehr erreicht worden ist. Es war dies auch eben jene Zeit, in der Lulu von Strauss und Torney für die sogenannten „Deutschen Christen“ eine „deutsche“ Bibel ganz neu dichtete.

Aber zurück in die Anfangszeit dieser Freundschaft kurz nach der Jahrhundertwende. Agnes Miegel berichtete zum 60. Geburtstag ihrer Freundin im Jahr 1933 über eine ihrer frühen Begegnungen im August 1901 in einer Försterei bei Nienstedt am Deister, wo Agnes Miegel auf einem Genesungsurlaub weilte (Ulf Diederichs, S. 18): „Du hattest Dich angekündigt, es kam ein heftiges Gewitter nach heißem Tag und so konnte ich Dir erst entgegengehen, als es zu spät war, Dich noch auf der weit abgelegenen kleinen Bahnhaltestelle zu erreichen. Ich dachte, eins der Dorfwägelchen würde Dich mitbringen (…). Da standest Du auf einmal oben vor mir, so als ob Du mitten aus dem grünen Wald tratest, triefend naß in einem bläulichen Kleid und heiß vom raschen Lauf mit einem frohen, überraschten Willkommsruf, lachend und voller Wiedersehensfreude - während der warme silberne Sommerregen in großen Tropfen wie Tränen über Dein Gesicht strömte. - Immer, wenn ich fühle, daß auf mein Suchen Deine Gedanken mir antworten, sehe ich Dich so wieder vor mir, - in dem rauschenden grünen Wald des Landes, das für mich DEIN Land ist und bleibt, in dem silbernen Schein und quellenden Duft von trinkender Erde und gesättigtem Laub, ein einziger Gruß Dein ganzes Wesen und Dein Gesicht so froh und blühend unter diesem strömenden sommerwarmen Schauer.

In diesem Augenblick, wie Du den Waldweg herunter gingst, gingst Du für immer ganz in mein Leben ein.“ 

„ ... ein Hauch der großen Geschichte, fern wie Meerwind“ (um 1902)

Am 17. Februar 1902 schreibt Agnes Miegel an ihre Freundin Lulu über den Vortrag einer gefeierten Schriftstellerin (Gertrud Prellwitz) in Königsberg (Inge Diederichs, S. 251): „Die Königsberger sind ihre begeisterten Anhänger und hören mit Wonne ihre Vorträge. Für die ist das auch gerade die richtige geistige Sonntagsschule. Ich hör zu - wie ich immer zuhöre (darauf ist man heutzutage dressiert), aber es stört mich weiter nicht, es ist keine geistige Massage für mich. H. G. sagt nämlich: Der Philister ist da, um Kinder zu zeugen und das viele Bier auszutrinken, das gebraut wird - den Künstler braucht der Philister als Masseur, wenn er zu fett wird.“ - Sie war sich bewußt, daß auch sie manchmal einen solchen „Masseur“ brauchte, schreibt sie doch über ihre alten Eltern, deren einzige Tochter sie ist, in dem gleichen Brief: „Es gibt eine schöne Rede von der unsterblichen Seele. Meine Angehörigen, glaub ich, haben noch nie daran gedacht, daß ich auch so eine habe. Mutter versorgt meinen Küchenschrank, Vater meinen Geldbeutel - und dadurch mein Bücherspind, aber die sogenannte Seele, die etwas ganz für sich ist, unabhängig von Klugheit oder Küchenodeur - nein, die ist ihnen ganz fremd an mir.“

Abb. 8: Die junge Agnes Miegel
Und nach weiteren Ausschweifungen über die Königsberger, zu denen sie selbstverständlich zum Teil auch ihre Eltern zählt: „Und hinter diesem kleinen Gekribbel - so klein sind sie, daß sie es nicht sehn - groß, grau und lastend, die blutdunkle Geschichte des Koloniallandes - der ewige Kampf zwischen schwarzem und dem weißen Adler, ein Hauch der großen Geschichte fern wie Meerwind.“

Was für Worte. Im Dezember 1902 schreibt Agnes Miegel aus Berlin, wo sie an einem Kinderkrankenhaus arbeitet, an ihre Freundin Lulu von Strauß und Torney (Poschmann, S. 18f): „Ja, Kleines, es geht mir polizeiwidrig gut ... Ich lebe entschieden intensiv, verjünge mich mal wieder - für mich hat die Welt immer einen Jungbrunnen irgendwo ... Die Misere zu Hause, der Herr von Münchhausen auf Windischleuba, das Kinderkrankenhaus - alles ist in einem tiefen schwarzen Brunnen versenkt, dessen Stein ich schnell herunterdrücke, wenn er sich mal heben will. Das meiste ist oublie ...“ „oublie“ ist Französisch und heißt „vergessen“.

In den weiteren Jahren machte Agnes Miegel oft Besuch in Apelern. In das dortige Gästebuch ist sie eingetragen am 3. September 1901, am 18. September 1902 und für einen Aufenthalt vom 8. Juli bis 8. August 1904. Ein weiterer Aufenthalt ist durch Briefe für das Jahr 1903 belegt. Und was waren die Inhalte der Gespräche in Apelern? Etwa auch die mangelnde Erziehung, die Clementine ihrem Sohn hat angedeihen lassen - zumal was Frauen betrifft? Darüber ist wenig bekannt.

Wir hören über den Briefwechsel von Agnes Miegel mit Clementine von Münchhausen (Poschmann, S. 30): „Einen breiten Raum nimmt in der Korrespondenz auch die Situation der Frau in der damaligen Gesellschaft ein, an der beide litten, vor allem an der Arroganz der adligen und bürgerlichen männlichen Führungsschicht und der Professoren. Schon in ihrem ersten Brief an Agnes Miegel, in dem die Baronin den ersten Gedichtband begeistert begrüßte, erzählte sie eine Episode, die sie gerade bei einem literarischen Abend in Göttingen erlebt hatte, dessen Thema eben dieser kleine Gedichtband der unbekannten jungen Frau war. Als man sich über das ‚Entartete‘ eines Gedichtes wie ‚Das ungeborene Leben‘ erregte, konnte die Baronin nicht umhin, einzuwerfen, gerade diese Verse seien ihr ‚besonders lieb‘, woraufhin Professor Ehrenberg ihr folgendermaßen assistierte: ‚Wir müssen ja das Weib erst kennenlernen. Erst die moderne Frauenbewegung hat uns Frauen erstehen lassen, die einmal zu sagen wagen und wissen, wie ein Weib empfindet.‘ - ‚Ich dachte im Stillen‘, bemerkte die Baronin abschließend, ‚das hättet ihr auch früher erfahren können, wenn es einem von euch einmal eingefallen wäre, nachzufragen.‘ “

Eine Erzählung über das Lachen von Agnes Miegel handelt in dieser Zeit auf einem ostpreußischen Gut (Erna Siebert: Die Linde von Corben. In: Wagner, S. 21): „Einmal, es war noch im Anfang des Jahrhunderts, kamen wir wieder von der alten Linde, die so viel zu erzählen wußte, daß Agnes ihr immer zuhören mußte. Da kam uns ein junger Verwandter entgegen. Als er hörte, wer unser Gast war, sagte er ehrerbietig: ‚Gnädiges Fräulein, Ihr erstes Buch war gerade erschienen, als ich mich verlobte, es war auch das erste Geschenk für meine Braut.‘ Mit ihrem schönen offenen Lachen (wir sagten immer, sie konnte Fanfaren lachen), meinte sie schlagfertig: ‚Da habe ich ja 1,50 Mark an Ihnen verdient! Danke!“ So also versuchte Agnes Miegel also, schnell alle falsche, gestelzte, männliche „Ehrerbietigkeit“ auszuhebeln.

„Die Leute haben hier alle den Bildungsstand von S. M.“ (1907-1909)

Auch noch später (1907) schreibt Agnes Miegel nach Apelern (Poschmann, S. 28f): „Königsberg ist eine Hochburg des Dilettantismus, so außerhalb, so kulturlos. Die Leute haben hier alle den Bildungsstand von S. M..“ Mit „S.M.“ (Abkürzung für „Seine Majestät“) war damals immer - sehr respektlos - der deutsche Kaiser gemeint. Es handelte sich hier um eine „Majestätsbeleidigung“, die die Familie Münchhausen in Apelern recht vergnügt zur Kenntnis nahm. Denn die Münchhausens waren - als Angehörige des niedersächsischen Uradels - hohenzollern- und preußenfeindliche Anhänger des (hannoverschen) Welfen-Hauses, das 1866 von Bismarck entmachtet worden war.

Im übrigen aber hat Agnes Miegel gegenüber der Familie Münchhausen die Hohenzollern verteidigt. So schrieb im August 1909 Emmy Lange, die Erzieherin der Münchhausen-Kinder, mit der Agnes Miegel auch Freundschaft geschlossen hatte (Poschmann, S. 28): „Mir kann schon Agnes leid tun – das arme Lamm! Wenn wir über ihre hochverehrten Hohenzollern mit vereinten Kräften herfallen.“ 

Und dann kam irgendwann der Erste Weltkrieg. Aber das soll einem weiteren Teil vorbehalten bleiben. 

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Benutzte Literatur:

  1. Miegel, Agnes: Spaziergänge einer Ostpreußin. Feuilletons aus den zwanziger Jahren. Hrsg. v. A. Piorreck. Eugen Diederichs Verlag, Köln 1985
  2. Miegel, Agnes: Wie ich zu meiner Heimat stehe. Ihre Beiträge in der „Königsberger Allgemeinen Zeitung“ (1926-1932). Hrsg. v. Helga und Manfred Neumann. Verlag Siegfried Bublies, Schnellbach 2000
  3. Miegel, Agnes: Gedichte. J.G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger (14. und 15. Tsd.) Stuttgart und Berlin 1927
  4. Miegel, Agnes: Herbstgesang. Neue Gedichte. Eugen Diederichs Verlag (9. - 18. Tsd.) Jena 1933
  5. Miegel, Agnes: Geschichten aus Alt-Preußen. Eugen Diederichs Verlag, Jena 1942 (1. Aufl. 1934) [enthält die Erzählungen „Landsleute“, „Die Fahrt der sieben Ordensbrüder“, „Engelkes Buße“, „Der Geburtstag“]
  6. Miegel, Agnes: Gesammelte Gedichte. Eugen Diederichs Verlag, (21.-25. Tsd.) Jena 1940 (1. Aufl.: 1936)
  7. Miegel, Agnes: Werden und Werk. Mit Beiträgen von Prof. Dr. Karl Plenzat. Hermann Eichblatt Verlag, Leipzig 1938 [„Durch Dichtung zum Dichten“, Bildnisse von 1905 u. 1938]
  8. Miegel, Agnes: Ostland. Gedichte. Eugen Diederichs Verlag, Jena 1940 [enthält Gedichte wie: „An den Führer“, „Hymne an Ostpreußen“ (1937), „Sonnwendreigen“ (Danzig 1939), „An Deutschlands Jugend“ (Herbst 1939)]
  9. Miegel, Agnes: Im Ostwind. Erzählungen. Eugen Diederichs Verlag, Jena 1940 [enthält die Erzählung „Lotte“]
  10. Miegel, Agnes: Und die geduldige Demut der treuesten Freunde ... Nächtliche Stunde mit Büchern. Verlag Wilhelm Langewiesche-Brandt, Ebenhausen bei München 1941
  11. Miegel, Agnes: Mein Bernsteinland und meine Stadt. (Mit 32 Farbtafeln.) Gräfe und Unzer Verlag, Königsberg/Pr. 1944 [eine große, lange, wenig bekannte Versdichtung]
  12. Miegel, Agnes: Gedichte und Prosa. Auswahl von Inge Diederichs. Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf, Köln 1977 [darin auch Briefe A. M.s]
  13. Miegel, Agnes: Gedichte aus dem Nachlaß. Hrsg. v. A. Piorreck. Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf, Köln 1979
  14. Miegel, Agnes: Es war ein Land. Gedichte und Geschichten aus Ostpreußen. (Redaktion: Ulf Diederichs und Christa Hinze) Eugen Diederichs Verlag, München 1983 (3. Aufl.: 1988)
  15. Agnes Miegel. Stimmen der Freunde zum 60. Geburtstage der Dichterin 9. März 1939. Jahresgabe der Agnes-Miegel-Gesellschaft, Bad Nenndorf 1984 (Eine Auswahl aus dem gleichnamigen Sonderdruck: Eugen Diederichs Verlag, Jena 1939)
  16. Wagner, Ruth Maria (Hrsg.): Leben, was war ich dir gut. Agnes Miegel zum Gedächtnis. Stimmen der Freundschaft. [Ostpreußisches Mosaik, Band X], Verlag Gerhard Rautenberg, Leer/Ostfriesland o. J. (Unveränd. Nachdruck der gleichnam. Ausgabe: Verlag Gräfe und Unzer, München 1965)
  17. Piorreck. Anni: Agnes Miegel. Ihr Leben und ihre Dichtung. Eugen Diederichs Verlag, Korrigierte Neuauflage, München 1990 (1. Aufl.: 1967)
  18. Seidel, Ina: Lebensbericht 1885-1923. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1970
  19. Starbatty, Ursula (Bearbeiterin): Begegnungen mit Agnes Miegel. Jahresgabe 1989/90 der Agnes-Miegel-Gesellschaft, Bad Nenndorf 1989
  20. Poschmann, Brigitte: Agnes Miegel und die Familie Münchhausen. Jahresgabe der Agnes-Miegel-Gesellschaft. Bad Nenndorf 1992
  21. Schücking, Beate E. (Hrsg.): „Deine Augen über jedem Verse, den ich schrieb“. Börries von Münchhausen - Levin Schücking - Briefwechsel 1897-1945. Igel Verlag Literatur, Oldenburg 2001
  22. Diederichs, Ulf: Agnes Miegel, Lulu von Strauß und Torney und das Haus Diederichs. Die Geschichte einer lebenslangen Freundschaft. Jahresgabe 2005 der Agnes-Miegel-Gesellschaft. Überarbeiteter Festvortrag zu Agnes Miegels 125. Geburtstag, gehalten am 6. März 2004 in Bad Nenndorf

Der prägende Charakter des Ersterlebnisses der Geschlechtlichkeit als Paar

Das gemeinsame Entdecken der Sexualität als Paar
- Das Erleben der Urgewalt der Geschlechtlichkeit
- Die Ersterfahrung der Sexualität prägt tiefgehender für das weitere Leben
- Das "Erste Mal" wirft Licht oder Schatten auf das weitere Leben

Frauen, die bei ihrem "Ersten Mal" einen Orgasmus erleben, haben fünf bis zehn Jahre später genauso viel Lust auf Sex wie Männer. Allerdings sind das aktuell nur 12 % aller heterosexuellen Frauen. (Und dabei sind solche, die das Erste Mal als Kind und/oder erzwungen erlebt haben, schon heraus gerechnet.) (1)*)

Abb. 1: Ein Mann und eine Frau - Skulptur von Stephan Abel Sinding (1846-1922), 1889

Das ist - kurz gefaßt - das Ergebnis einer kanadischen Forschungsstudie, die 2022 prominent erschienenen ist (1). Sie will darauf aufmerksam machen, daß die beträchtlichen Geschlechtsunterschiede in der Sehnsucht nach geschlechtlicher Vereinigung (das sogenannte "gender gap" diesbezüglich) zu größeren Teilen "erlernt" sein könnten und nicht "naturgegeben", sprich angeboren sind. Und zwar erlernt und "geprägt" in beträchtlichem Umfang während der "sensiblen Phase" des Ersterlebnisses der Geschlechtlichkeit mit einem anderen Partner.

Schon seit hundert Jahren ist in der Sexualpsychologie davon die Rede, daß das Ersterlebnis der Geschlechtlichkeit mit einem Partner eine starke, prägende Macht für beide Geschlechter besitzt. Seit Konrad Lorenz entdeckte, daß es Prägung und prägungsähnliches Lernen gibt, und noch mehr seit die besondere Rolle des Bindungshormons Oxytocin erkannt worden war nicht nur für die Bindung zwischen Eltern und Kind, sondern auch für die Bindung der Geschlechter untereinander, hatte schon immer gemutmaßt werden können, daß das Ersterlebnis der Geschlechtlichkeit als Paar ein prägungsähnlicher Lernvorgang sein könnte. Und diese Vermutung erhält nun durch die neue Studie deutliche Bekräftigung.

Aus wissenschaftsgeschichtlicher Sicht kann gesagt werden: Daß das Ersterlebnis der Geschlechtlichkeit ein sehr prägender Vorgang sei, war schon im Jahr 1919 einer der Grundgedanken eines damals erschienenen Buches, nämlich von Seiten einer deutschen Psychiaterin und Frauenrechtlerin. Diese hat zu jener Zeit über die Inhalte ihres Buches auch viel besuchte Vorträge an der Universität München gehalten. Sie schrieb über ein ernstes Gesetz der Geschlechtlichkeit, der Sexualität, von ihr auch "Paarungswillen" benannt, das sagt (2, S. 63) ..

... daß die Art und Weise, in der der einzelne Mensch zum ersten mal in seinem Leben die Beglückung erlebte, weitgehend den Ausschlag gibt für die Art und Weise, in der sich dies Erleben am sichersten wiederholt.

Oder an anderer Stelle (2, S. 78):

Die Gesetzmäßigkeit der Eigenart des Erlebens im Einzelleben wird für das ganze Leben in hohem Grade bestimmt durch die Art der ersten Erlebnisse der Beglückung in der Jugendzeit.

Das Wort Beglückung war in späteren Auflagen ihres Buches als Eindeutschung des Wortes Orgasmus benutzt worden. Dieses Buch beschäftigt sich über viele, viele Seiten und Kapitel hinweg mit der scheinbar geringeren Orgasmus-Fähigkeit der Frauen im Vergleich zu der der Männer. Sie schreibt darüber etwa einleitend auch (2, S. 37):

Angesichts der Versuchung für die ärztliche Wissenschaft, einen allerdings "unnatürlichen" Zustand mit Krankheit zu verwechseln, müssen wir es fast begrüßen, daß erst in allerjüngster Zeit die Tatsache beachtet und bemerkt und mit einem Namen benannt wurde, daß sich überhaupt erst ein einziger Mediziner (O. Adler) eingehend mit der sogenannten "Frigidität" oder "Kälte" der Frauen befaßt hat.

Sie bezieht sich hier auf ein klassisches Werk der Sexualforschung mit dem Titel "Die mangelhafte Geschlechtsempfindung des Weibes" (1906, 1910 und 1919) (Arch). Der Autor Otto Adler (geb. 1864) wirkte als Sanitätsrat und Arzt in Berlin.

Abb. 2: Der Kuß - Skulptur von Auguste Rodin, 1880

Einige Seiten weiter wurde ausgeführt, beim weiblichen Geschlecht zeige sich (2, S. 83) ...

... innerhalb des Einzellebens ein Anwachsen der Hormonbildung, also auch die Eignung zum Erleben der Beglückung (der orgastischen Fähigkeit), welche ihren Höhepunkt erst ein Jahrzehnt später als beim männlichen Geschlecht, also in dem dritten und vierten Jahrzehnt erreicht. (...) Die Abgabe der betreffenden Hormone an den Blutkreislauf wird bis zu gewissen Grenzen neu angeregt durch das Erleben der Beglückung, so daß also allmählich durch ein häufiges Erleben derselben (...) auch vom weiblichen Geschlechte eine dauernde Erregbarkeit erworben werden kann.

Die genannte Studie aus dem Jahr 2022 hatte nun nur Männer und Frauen zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr befragt.

Nach den eben zitierten Worten könnten sich die Zahlenverhältnisse in späteren Lebensjahrzehnten womöglich noch einmal verändern. Das scheint zwar durch Forschungsstudien wie jene von 2022 noch nicht ähnlich gut erforscht zu sein. Allerdings wird dieses Thema ja inzwischen in einer umfangreichen Literatur auch umfangreich behandelt, oft auch nur aufgrund von einzelnen Lebensgeschichten. Greifen wir aus dieser willkürlich ein Fallbeispiel heraus:

Frau, Jahrgang 1955, DDR, uneheliches Kind, als Erwachsene langjährige Bankangestellte. Die Mutter war immer sehr verklemmt. Noch am Badestrand hat die Mutter sorgsam darauf geachtet, daß ihr Rock nicht über die Knie hoch gerutscht ist. Mit 17 Jahren erlebte die Tochter ihr Erstes Mal. Es war für sie "nichts", weder positiv noch negativ in irgendeiner Weise bemerkenswert. Mit demselben Partner war sie dann 25 Jahre verheiratet und hatte mit ihm zwei Kinder. Die Pille, die sie nahm, roch schrecklich. Sie wollte oft auf der anderen Seite aus dem Bett wieder hinaus, da sie so gar keine Lust auf Sex hatte. Der Sex fand auch immer unter der Decke statt, geziert und "geschamig". Einen Orgasmus, so sagt sie, hat sie dabei vermutlich nie erlebt. Die Lust auf Sex nahm auch immer mehr ab, da sie eben gar keinen Orgasmus erlebt hat. Das wurde ihr aber, so sagt sie, erst später klar: "Wenn beide keine Ahnung haben, verklemmt aufgewachsen sind, woher soll dann die Erfahrung, das Wissen kommen? Wir lebten in der Ehe wie unter einer Glocke, waren beide verklemmt und auch nicht experimentierfreudig." Schließlich ist ihr Mann nach 25 Ehejahren gestorben. Es gab eine längere Trauerzeit.

Dann hatte sie eine Affäre mit einem Mann, in der sie den Sex zum ersten Mal als spektakulär, außergewöhnlich, ungehemmt und mit Orgasmus erlebt hat. Seither ist sie sexuell sehr aktiv, rege, interessiert,  sie hat Orgasmen wie Tsunamis, wie überwältigende Naturereignisse, die für sie selbst wie für den Mann als zutiefst befriedigend erlebt werden.

Ein solches Fallbeispiel erscheint uns wesentlich, um das Ergebnis der Forschungsstudie von 2022 auch noch in einen größeren Rahmen einordnen zu können. Zwischen ihrem zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr würde die beschriebene Frau genau zu dem passen, was in der Studie festgestellt worden war. Aber die Lebensphase danach ist eben von der genannten Studie noch nicht in Augenschein genommen worden und sie zeigt, daß sich da doch noch etwas sehr beträchtlich weiter entwickeln konnte. 

Abb. 3: Gemälde von Michelangelo in der Sixtinische Kapelle (Das erste Menschenpaar), 1509 (Wiki)

Schon 1919 aber war vermutungsweise geäußert worden, daß Frauen, die eine solche volle orgastische Fähigkeit entwickelt hätten, das Klimakterium nicht mit so starken hormonellen Schwankungen erleben würden, wie dies eben viele Frauen erleben, bei denen sich diese Fähigkeit nicht entwickelt hätte (2, S. 83):

Das ist auch der Grund, weshalb diese Jahre des Klimakteriums für alle die Frauen, deren Paarungwille voll entwickelt ist, die Beglückung erlebt haben, allem Anschein nach nicht die große und plötzliche Umwälzung bedeutet wie für die ungeweckten Frauen.

Und einige Seiten weiter hieß es in diesem Buch von 1919 (2, S. 89):

Leider ist die Art der Gemeinschaft, die das Mädchen zur Frau erwecken soll, oft sehr wenig dazu angetan, die Vorstellung von der Sündhaftigkeit und Unreinheit der "Sinne" siegreich beseitigen zu können. Denn in sehr vielen Fällen ist der betreffende Mann gerade zur Erfüllung dieser Aufgabe (...) auffallend wenig geeignet.

Und an diesem Umstand hat sich mehr als hundert Jahre später - nach "sexueller Revolution" und nach gesellschaftsweiter sexueller Aufklärung in allen Formen und Varianten, nach Pornographisierung ganzer Gesellschafts- und Kulturbereiche so gut wie gar nichts geändert. So daß der letztzitierte Satz ebenso gut auch von den beteiligten Forscherinnen der Studie von 2022 hätte stammen können, die sich nämlich in ganz ähnlichem Sinne äußern.

Einiges zum Stand des Nachdenkens und Forschens über diese Thematik im Jahr 1919

1919 wurde weiter ausgeführt (2, S. 89):

Wäre nicht die Vorbedingung, daß das männliche Geschlecht die zarteste Rücksicht nähme auf die langsame, so sehr verschiedene Entfaltung der orgastischen Fähigkeit beim Weibe? (...) Wäre es nicht Vorbedingung, daß der Mann seine Wünsche durch diejenigen der Frau ebenso sehr bestimmen ließe, wie sie sich von seinen Wünschen leiten läßt? (...) Wäre es nicht von ungeheurer Wichtigkeit, daß auch beim männlichen Geschlecht die Vergeistigung möglichst unterstützt würde, statt daß man sie verhindert? So sehen wir durch die heute herrschenden unnatürlichen und unerfreulichen Gewohnheiten die Vollentwicklung vieler Frauen sehr erschwert. (...) Entwickelt werden beim weiblichen Geschlechte selbstverständlich, ebenso wie beim männlichen, der Paarungwille und auch die Minne nur durch das Erleben der Beglückung.

Auch mit den letztzitierten Worten wird schon 1919 fast diesselbe Aussage getätigt wie sie nun durch eine kanadische Forschungsstudie des Jahres 2022 bestätigt worden ist, wo auch festgestellt wird: nur durch das Erleben des Orgasmus während des Ersterlebnis entsteht in der Frau in den weiteren Lebensajahren ebenso viel Lust an der Geschlechtlichkeit wie beim Mann.

Abb. 4: Zwei Menschen, Skulptur von Josef Thorak, 1938

Über die Folgen des womöglich vor allem durch Umwelteinflüsse entstandenen Geschlechterunterschiedes in Bezug auf die Lust auf geschlechtliche Vereinigung hieß es 1919 weiter (2, S. 91):

Die Zahl der Frauen, die bei der Paarung an sich die Beglückung nicht oder nur selten erlebt, wird wohl ungefähr mit 60 % angegeben werden. Viele Erfahrungstatsachen der ärztlichen Sprechstunde weisen allerdings daraufhin, daß in Wirklichkeit ihre Zahl ganz erheblich größer ist. (...) (Denn) wegen der gänzlich falschen Vorstellungen machen fast alle ungeweckten Frauen in diesem Punkte zunächst auch vollständig falsche Angaben. (...) Selbstverständlich bewirkt die Gemeinschaft bei den meisten Frauen eine starke Erregung und erweckt auch Wohlempfinden bei fast allen ungeweckten Frauen dank der "erogenen Zonen", was dann mit dem Erleben der Beglückung einfach verwechselt wird. (...) Diese Gesetzmäßigkeit (...) lastet wie ein Fluch des Mißverstehens und der Zerstörung über unzähligen Ehen. All diese Frauen leben unter ungesunden Verhältnissen, ihre nervöse Reizbarkeit, ihre ungeklärte Bitterkeit und andere Folgeerscheinungen unterwühlen die Zuneigung zum Mann. Aber gerade die gesteigerte Erregung, die viele dieser armen Frauen zeigen, verbirgt ihnen und dem Mann die Tatsache ihrer Ungewecktheit meist vollends.

Es wird auch heute noch keinerlei Zweifel unterliegen können, daß sich der genannte - offenbar zu nicht geringen Teilen während des Ersterlebnisses erworbene (!?!) - Geschlechtsunterschied in Bezug auf die Lust zur geschlechtlichen Vereinigung weitreichende Auswirkungen auf die eheliche Zufriedenheit und damit das familiäre Glück von Millionen Menschen weltweit und schließlich auch auf die Erfahrung von Scheidungskindern hat.

An anderer Stelle wird noch einmal deutlich hervorgehoben (2, S. 92):

Aus diesen Tatsachen geht nun klar hervor, daß die Beglückung der Frau im hohen Grade abhängig ist von der Stärke des Wunsches beim Manne, ihr dieselbe zu bereiten.

Ja, schon im Jahr 1919 ist man noch viel weiter gegangen (2, S. 96):

Auch für die geistige Schöpferkraft des weiblichen Geschlechtes muß es von weittragender Bedeutung sein, daß ein großer Teil der Frauen ungeweckt durchs Leben geht. (...) Wir finden von schaffenden Geistern häufig beteuert, daß die Beglückung eine erhöhte Schaffenskraft auslöst, während wieder andere versichern, daß das Entbehren der Beglückung den Schaffensdrang steigert und die schöpferische Leistung ein Ersatzausgleich sei. So widerspruchsvoll diese Angaben auch sind, so viel läßt sich heute schon mit Sicherheit aus der Lebensgeschichte der Schaffenden ableiten: die Minne muß zu vollem Leben erweckt, die Beglückung irgendwann einmal erlebt sein, oder aber sie muß bewußt entberhrt und ersehnt sein, wenn die Schaffenskraft zur vollen Blüte gelangen soll. Aber ein Erleben der Paarung ohne Erleben der Beglückung stumpft die Schaffenskraft ab.

Man wird sich womöglich an die lebenslang entfaltete starke Schaffenskraft einer Dichterin wie Agnes Miegel erinnert fühlen, die durch ein offenbar sehr leidenschaftlich und vergeistigt erlebtes Ersterlebnis mit dem Dichter Borries von Münchhausen zumindest nicht abgestumpft worden ist. In einer Fülle von Gedichten des dritten Lebensjahrzehnts von Agnes Miegel zittert diese leidenschaftliche Begegnung mit Borries von Münchhausen nach, obwohl die Dichterin diesen Umstand vor der Öffentlichkeit bis an ihr Lebensende sorgsam verborgen gehalten hat (s. Stg25).

Abb. 5: Gemälde von Hermann Körschner (1907-1945) (Titel "Zwei deutsche Menschen"), 1938 (Inv)

Schon in früheren Kapiteln des Buches von 1919 wird auf Gesetzmäßigkeiten der Beglückung beider Geschlechter hingewiesen wie sie aus der Evolution der Geschlechtlichkeit abgeleitet werden können. Schon bei den Fischen nämlich sei ein "Nacheinander" von Eiablage durch das Weibchen und Besamung durch das Männchen zu beobachten, was beides schon zumindest mit Wohlempfinden auf Seiten der beteiligten Tiere verbunden sei. Daraus leitet die Autorin für das Wohlempfinden, bzw. den daraus evoluierten Orgasmus ab (2, S. 23):

Wir begreifen, daß es zeitlich nacheinander folgen muß, so zwar, daß das männliche Geschlecht es erst später erlebt. Dieses Grundgesetz des zeitlichen "Nacheinander der Beglückung" bleibt bis in die höchsten Entwicklungsformen in der Mehrheit der Fälle erhalten. (...) Endlich wollen wir nicht vergessen (...), daß der Zeitpunkt der geschlechtlichen Betätigung in den stammesgeschichtlich ältesten Zeiten vom weiblichen Tiere bestimmt wurde, da sich ja die Absonderung der männlichen Fortpflanzungszellen mit Gesetzmäßigkeit der weiblichen Eiablagerung anschließt.

Und einige Seiten weiter heißt es diesen Gedanken weiter führend (2, S. 32):

Deshalb blieb die Ungleichzeitigkeit bis auf den heutigen Tag in der großen Mehrheit der Fälle bestehen, und die Beglückung ist für das weibliche Geschlecht nur dann gesichert, wenn sie bei der Gemeinschaft früher eintritt als beim männlichen Geschlecht.

Der Orgasmus der Frau soll also eintreten vor dem Orgasmus des Mannes, ein Gedanke, der inzwischen auch in der heutigen Ratgeber-Literatur sehr häufig benannt ist. 

In einem weiteren Kapitel ("Entwicklung des Paarungswillens zur Minne") wird sehr ausführlich darauf eingegangen, wie es beim Menschen zur Vergeistung des Paarungswillens, zur Beseelung der Geschlechtlichkeit, der Sexualität kommen kann, zum Erleben beseelter Vereinigung, zu Erotik, eingedeutscht zu "Minne". Hierbei wird dem Schönheitswillen, der schon in der Tierwelt eine so große Rolle spielt, eine große Bedeutung zugesprochen, ebenso den aus Minnebegeisterung geborenen, bzw. von Minnebegeisterung handelnden Kunstwerken in Bild, Ton, Wort und Schrift (etwa schon in der "Ilias" des Homer). Und es wird dem Gedanken nachgegangen, inwiefern (2, S. 74) ...

... die natürliche Vergeistigung innerhalb des Menschengeschlechtes der drohenden Gefahr des Verlustes des Beglückung beim Weibe entgegenarbeitet.

Es mag hier erneut ein wesentlicher Gedanke angesprochen sein, der von den heute Denkenden und von den heutigen Kulturgestaltern und -übermittlern wohl noch viel zu selten in Augenschein genommen worden ist, zumal in einer atheistisch-materialistisch und platt-hedonistisch geprägten geistigen und kulturellen Atmosphäre.

Abb. 6: Skulptur von Edmund Moiret (Ungarn/Österreich) (1883-1966) (Titel: "Die Quelle"), 1940

Es wird dazu aber einschränkend weiter ausgeführt (2, S. 75f):

Wenn der Mensch die höchsten Entwicklungsstufen der Minne erleben will, so ist es für ihn von größter Bedeutung, daß die zunächst erforderliche körperliche Erweckung zur ("orgastischen" Fähigkeit) Beglückung von der gleichen Persönlichkeit ausgeht, die auch seelische Verwebungen der Minne auszulösen imstande ist. (...) Neben dem vielseitigen seelischen Austausch werden die Ausdrucksformen des Paarungswillens - die körperlichen Liebkosungen - zum Gleichnis der seelischen Verschmelzung und sind als solche geheiligt! -
Der Blick auf die Entwicklung des Paarungswillens zur Minne hat uns die überaus wichtige Erkenntnis gebracht, daß die natürliche Vergeistigung eine große Verinnerlichung und Bereicherung der Beglückung ermöglicht, die sich um so mehr verwirklichen kann, je häufiger die freie aus Minnebegeisterung geschlossene Wahl wird.

Es sei noch ein weitere Station aus der Wissenschaftsgeschichte zu diesen Fragestellungen heraus gegriffen. 

Einiges zum Forschungsstand von 1986

Da heißt es 1986 (10, S. 316-318):

Daß schließlich der weibliche Orgasmus, wie Symons (1980) meint, keine Funktion erfülle, weil ihn die Frauen viel zu selten erlebten, sollte man auch nicht unkritisch hinnehmen.
Immerhin erleben ihn nach den verschiedenen Erhebungen in England, den USA und Deutschland zwischen 31 und 50 Prozent und nur 2-14 Prozent der befragten Frauen niemals (...). Ferner ergibt die differenzierte Auswertung, daß vor allem Frauen in einer guten sexuellen Partnerschaft einen Orgasmus erleben. Nur 3 Prozent der Frauen, die mit ihrem Partner regelmäßig zum Orgasmus kommen, sind bereit, mit anderen Männern zu schlafen, gegenüber 10 Prozent der Frauen, die mit ihrem Partner keinen Orgasmus erleben (E. Chesser 1957). Die Bindung über die sexuelle Befriedigung ist demnach sicher von Bedeutung. (...)
Als bindendes Erlebnis scheint der Geschlechtsverkehr für die Frau einen besonderen Stellenwert einzunehmen. Möglicherweise besteht hier sogar ein Zusammenhang mit dem Geburtserlebnis. (...) Es kommt dabei auch zur Ausschüttung von Oxytocin. (...)
Es scheint mir, als würde der Zustand der Verliebtheit bei der Frau oft über den Orgasmus getriggert, als erfolgte mit ihm oft ein reflektorisches Einlinken in den physiologisch-psychologischen Ausnahmezustand, in dem eine fast irrationale Bindung an einen und nur diesen einen Geschlechtspartner stattfindet. Ich möchte das als Hypothese äußern.

Und (10, S. 331):

Der Mensch ist biologisch auf sexuelle Dauerpartnerschaft angelegt. Romantische Liebe ist nicht erst eine Erfindung der Neuzeit. Sie findet vielmehr bereits bei Naturvölkern vielfältigen Ausdruck, unter anderem auch in Liedern und Gedichten. (...) Mann und Frau sind in ihrer Sexualphysiologie auf sexuelle Dauerbindung programmiert; die Frau (...) durch die Fähigkeit, einen Orgasmus zu erleben, der sie emotionell bindet. (...) Bei einigen Säugern induziert die Geburt über einen hormonalen Mechanismus die Bereitschaft, das Kind anzunehmen und eine starke Bindung einzugehen. Es wäre zu prüfen, ob ein ähnlicher Bindungsmechanismus über den weiblichen Orgasmus aktiviert wird. Die hier entwickelte Bindungstherorie nimmt einen solchen Zusammenhang an.

Es wird deutlich, daß der Erkenntnisstand von 1986 noch nicht gar so weit über den hinaus ging, den es schon 1919 gegeben hat.

/ Ergänzung: Im Nachgang zur Veröffentlichung dieses Blogartikels wurde noch ein Video dazu aufgenommen (12): 

Ende Ergänzung. / 

Einiges zum Forschungsstand von etwa 2020

Vieles wird noch 1986 als "Hypothese" formuliert. Wenn man feststellen möchte, ob der Erkenntnisstand bezüglich der Rolle des Oxytocin's inzwischen weiter gekommen ist, kann der entsprechende Wikipedia-Artikel helfen (Wiki). Nach diesem spielt Oxytocin in den Bereichen Bindung, Liebe, Vertrauen, Lust und Orgasmus eine sehr beträchtliche Rolle. Dort heißt es (Wiki):

Die Forschungsergebnisse haben dazu geführt, daß Oxytocin in der Öffentlichkeit gelegentlich als Orgasmushormon, Kuschelhormon oder Treuehormon diskutiert wird. Tatsächlich ist die Signifikanz von Oxytocin für Fühlen und Handeln in zahlreichen Studien bestätigt.

Auf dem englischsprachigen Wikipedia heißt es noch deutlicher (Wiki):

Oxytocin beeinflußt den sozialen Abstand zwischen erwachsenen Männern und Frauen und ist möglicherweise zumindest teilweise für romantische Anziehung und die anschließende monogame Paarbindung verantwortlich. Ein Oxytocin-Nasenspray-Stoß führte dazu, daß Männer in einer monogamen Beziehung, jedoch nicht alleinstehende Männer, den Abstand zwischen sich und einer attraktiven Frau bei einer ersten Begegnung um 10 bis 15 Zentimeter vergrößerten. Die Forscher schlugen vor, daß Oxytocin dazu beitragen könnte, die Treue in monogamen Beziehungen zu fördern. Aus diesem Grund wird es manchmal als „Bindungshormon“ bezeichnet.
Oxytocin affects social distance between adult males and females, and may be responsible at least in part for romantic attraction and subsequent monogamous pair bonding. An oxytocin nasal spray caused men in a monogamous relationship, but not single men, to increase the distance between themselves and an attractive woman during a first encounter by 10 to 15 centimeters. The researchers suggested that oxytocin may help promote fidelity within monogamous relationships.

Interessanterweise spielt Oxytocin also auch für das Bindungsverhalten von Männern eine Rolle. Soweit ein zum Teil vielleicht sogar erhellender Blick in die Wissenschaftsgeschichte.

Die Presseerklärung zur Forschungsstudie von 2022

Nun soll zu der eingangs erwähnten kanadischen Forschungsstudie zurück gekehrt werden, nach der sich Frauen im dritten Lebensjahrzehnt genauso häufig nach inniger, körperlicher Vereinigung mit einem Mann sehnen wie sich umgekehrt Männer nach einer solchen mit einer Frau sehnen, wenn ..., ja wenn das Ersterlebnis der Geschlechtlichkeit für die Frau mit einer tiefen körperlichen (und womöglich auch seelischen) Befriedigung und Beglückung, mit einem Orgasmus einher gegangen ist (1). Wenn dies nicht der Fall ist, hat dies für Frauen hinsichtlich der Sehnsucht nach einer Wiederholung dieses Ereignisses Folgen für viele Lebensjahre. Das "Erste Mal" wird diesbezüglich von Seiten der Studie als eine "sensible Phase" beschrieben und charakterisiert, in der eine Prägung für viele weitere Lebensjahre stattfindet. In der Pressemitteilung der Universität Toronto heißt es zu dieser Studie (4):

Für die meisten Menschen ist der erste Sex mit einem anderen Menschen ein Lebensereignis von großer Bedeutung. Es bleibt unvergeßlich.
Doch Diana Peragine, eine Doktorandin in Psychologie an der Universität Toronto, hat kürzlich herausgefunden, daß diese Erfahrung auch nachhaltige Auswirkungen auf das geschlechtliche Verlangen heterosexueller Frauen im späteren Leben hat.
"Im Allgemeinen herrscht die Meinung vor, daß Frauen einen schwächeren Geschlechtstrieb haben als Männer - daß die Libidolücke groß und über die gesamte Lebensspanne hinweg stabil ist, weil Frauen grundsätzlich weniger Lust auf körperlich-seelische Vereinigung hätten als Männer", so erklärt Pergaine.
Peragine hat ihre Ergebnisse zusammen mit anderen Forscherinnen der Universität Toronto, mit Malvina Skorska und Jessica Maxwell, sowie mit den Professoren Emily Impett und Doug VanderLaan in der Studie "A Learning Experience? Enjoyment at Sexual Debut and the Gender Gap in Sexual Desire among Emerging Adults" ausführlich dargelegt. Sie wurde kürzlich im "Journal of Sex Research" veröffentlicht.
An der Studie nahmen 838 heterosexuelle Erwachsene teil, viele davon vom Campus der Universität Toronto. Und sie kam zu dem Ergebnis, daß sich Frauen in ihrem Verlangen nach Sex mit einem Partner nur dann von Männern unterschieden, wenn ihre erste geschlechtliche Erfahrung keine angenehme war - das heißt, wenn es bei ihrem „ersten Mal“ nicht zur Erfüllung, zum Orgasmus kam.

Der Familienname der leitenden Forscherin Diana Peragine (Resg) stammt übrigens aus Süditalien.**)

Abb. 7: Gemälde von Alfred Bernert (1893-1991) (Titel: "Erntezeit und junge Liebe"), 1941

Weiter heißt es in der Presseerklärung (4): 

"Frauen gaben im Vergleich zu Männern nur halb so häufig an, beim ersten Geschlechtsverkehr befriedigt worden zu sein, und hatten etwa achtmal seltener einen Orgasmus", sagt Peragine und fügt hinzu, daß Frauen, die beim ersten Mal einen Orgasmus erlebt haben, mehr an Sex mit einem Partner interessiert waren und ihr seitheriges Verlangen dem der Männer entsprach.
Sie sagt, dies lege nahe, daß wenn (ganz allgemein) die jeweils ersten Erfahrungen Lektionen von großer Auswirkung darstellen, der erste Geschlechtsverkehr darin keine Ausnahme bildet. 
"Für viele kann er als ‚Lernerfahrung‘ dienen und eine wichtige, um Erwartungen zu entwickeln, daß Sex angenehm sein kann, und Überzeugungen, daß wir es verdienen und ein Anrecht darauf haben, ihn zu genießen", sagt sie.
Die Studie ergab auch, daß die erste sexuelle Erfahrung von Männern keinen erkennbaren Einfluß auf ihr nachheriges sexuelles Verlangen hatte.

Und es wird weiter ausgeführt (4):  

"Anstatt wirklich von festen Geschlechtsunterschieden im sexuellen Verlangen zu sprechen, legen unsere Ergebnisse die Möglichkeit nahe, daß ein sexuelles Erstes Mal ohne Orgasmus ein häufiger Teil der sexuellen Sozialisation von Frauen sein könnte, bei dem sexuelle Aktivität möglicherweise nicht gefördert wird", sagt Peragine. "(Es handelt sich um ein) geschlechtliches Erstes Mal, das eher frustrierend denn erfüllend ist."
Sie weist darauf hin, daß frühere Untersuchungen gezeigt haben, daß Männer häufiger als Frauen unter Problemen mit hohem sexuellem Verlangen leiden, während Frauen eher Probleme mit geringem sexuellem Verlangen haben, und daß die Lustlücke zwischen gesunden Männern und Frauen auch im Erwachsenenalter bestehen bleibt - was den Mythos aufrechterhält, daß Frauen von Natur aus einen schwächeren Sexualtrieb hätten als Männer.
Peragine sagt, sie wollte diese Untersuchung durchführen, weil sie sich fragte, ob das geringere sexuelle Verlangen von Frauen nicht besser durch ihren Mangel an Freude während ihrer ersten Erfahrungen mit Geschlechtsverkehr erklärt werden könnte als allein durch ihr Geschlecht.
"Früher gab es die Vorstellung, daß sexuelles Verlangen wie Hunger oder Durst sei, der im Inneren entsteht und spontan auftritt", sagt sie. "Aber offensichtlich verstehen wir jetzt, daß es sich um ein dynamischeres Geschehen handelt, das auf Erfahrungen reagiert und daß lohnende sexuelle Erfahrungen unsere sexuellen Erwartungen prägen."

Und weiter (4): 

Letztlich hofft sie, daß die Studie, die zeigt, daß geringeres sexuelles Verlangen bei Frauen eher auf Erfahrungsunterschiede als auf Geschlechtsunterschiede zurückgeführt werden kann, weitere Forschungen zum „Geschlechtergefälle“ des sexuellen Verlangens anregt.
Sie fügt hinzu, daß die Forschung auch wichtige Auswirkungen auf die Sexualerziehung hat, die sich oft auf sexuelle Gesundheit und die Förderung von gesundem Sex konzentriert.
"Ich denke, diese Art von Arbeit könnte uns näher an Sexualerziehungsmaßnahmen bringen, die eine gesunde sexuelle Entwicklung im ganzheitlichen Sinne des Wortes fördern", sagt Peragine und fügt hinzu, daß die Forschung auch zeige, daß die erste Erfahrung des Geschlechtsverkehrs selbst eine Quelle der Sexualerziehung sein könnte. "Wir erkennen die realen, praktischen Erfahrungen junger Männer und Frauen mit Sex oft nicht an - obwohl sie vielleicht die am lehrreichsten von allen sind."

Beim Lesen entsteht ein wenig der Eindruck, als ob noch die leitende Forscherin selbst das volle Ausmaß der Schlußfolgerungen, die ihre Studie mit sich bringt, zögert zu benennen.

Abb. 8: Gemälde von Max Pietschmann (1865-1952) (Titel "Adam and Eva", 1894, (heute Nationalgalerie Prag)

Denn nachdem man das alles eine Weile auf sich hat wirken lassen, könnte doch auch langsam offensichtlich werden, was notwendig sein könnte, um diesen so tiefgreifenden und möglicherweise gar nicht natürlichen Geschlechtsunterschied zwischen Männern und Frauen zu vermindern. Eines Unterschiedes, der doch - offensichtlich - erhebliche Auswirkungen hat auf die eheliche Zufriedenheit, bzw. auf die Zufriedenheit von Paaren und damit auch auf familiäres Glück und Zufriedenheit.

Frauen müssen sich in vollem Umfang "mitgenommen" fühlen, akzeptiert fühlen, bereit fühlen, angenommen fühlen, geliebt fühlen, sicher fühlen, respektiert fühlen, verehrt fühlen, um das Erste Mal in vollem Umfang als beglückend, erfüllend und befriedigend erleben zu können, und zwar das alles nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. 

Sollte eine längere Phase der Werbung des Mannes um die Frau, ein sehr gutes gegenseitiges Kennenlernen beider dafür nicht eine besonders gute Voraussetzung bilden? Sollte dafür eine "ganzheitliche" seelische Aufwertung der Geschlechtlichkeit nicht hilfreich sein? Solle es dafür nicht hilfreich sein, daß in Kulturen weniger das Glück des Mannes im Mittelpunkt der Kulturgestaltung steht, sondern viel eher das Glück, die Zufriedenheit und die Erfüllung der Frauen? Denn die letzteren sind das sensiblere Geschlecht, das leichter auf negative oder bedeutungslose Erfahrungen reagiert als Männer. Warum wohl? Weil es womöglich im menschlichen Leben überhaupt vor allem um die Erfahrung des Sensiblen, Verletzlichen geht?

Männer und Frauen in der westlichen Welt entscheiden heute im Normalfall frei, selbstständig und autonom, ob und wie sie ihr Erstes Mal erleben. Aber natürlich sind sie abhängig davon, in welchem kulturellen "Setting" sie sich bewegen, was für eine authentische, kulturelle Wertschätzung und Hochwertung ein Geschehen erfährt und was nicht, ob es der Gesellschaft wichtig ist, daß das Ersterlebnis familienfördernd, gemeinschaftsfördernd erlebt wird oder nicht. "Hochzeit" des Lebens nannten unsere Vorfahren deshalb schon seit uralten Zeiten dieses Erleben. Wollen wir nicht wieder dahin zurück kehren?***)

Im Oktober 2022 wurde das Forschungsergebnis von dem evangelikalen Internetblog "Bare Marriage" aufgegriffen (6).****) Vereinzelt wurde auf das Studienergebnis seither auch auf Podcasts aufmerksam gemacht (s. Helen03-23).

Wohl schon seit Jahrtausenden messen viele Völker auf der Erde dem "Ersten Mal" eine große Bedeutung zu. Und zwar wird schon seit Jahrtausenden auch gesagt, daß das "Erste Mal" für Frauen eine noch größere Rolle spielen würde als für Männer.

Abb. 9: Eine kecke junge Dame: Die Sexualforscherin Diana Peragine

Nun gibt es erste, sehr eindeutige empirische Belege für diese Vermutung. 2023 wurde dann noch konkreter zu dem Thema ausgeführt (The Medium03/23):

Frauen und Männer sehen ihr sexuelles Erstes Mal unterschiedlich. Eine aktuelle irische Studie der "Crisis Pregnancy Agency" zeigt, daß Frauen ihren ersten sexuellen Kontakt eher bereuen als Männer, obwohl sie im gleichen Alter (16-17 Jahre) mit dem Sex beginnen. Männer empfinden ihr sexuelles Erstes Mal angeblich auch zufriedener und lustvoller als Frauen. Dieser Genußunterschied gehört zu den größten geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Sexualforschung überhaupt.
Women and men differ in how they view their sexual debut. A recent Irish study by the Crisis Pregnancy Agency shows that women tend to regret their first sexual encounter to a higher degree than men, despite beginning to have sex at around the same age (16–17 years old). Men are also said to experience more satisfaction and pleasure when it comes to their sexual debut than women. This enjoyment gap is among the largest gender differences in sexuality research.

Abschließend noch ein Blick in den - wegen des statistischen Fachjargons nicht leicht zu lesenden - Text der Forschungsstudie selbst.

Der Text der Studie selbst (2022)

Der Unterschied zwischen Mann und Frau in Bezug auf die Erfahrung des "Ersten Males" hat sich zwischen 1990 und 2012 nur ganz wenig verringert wie Preragine et.al. einleitend zitieren (anhand von: Sprecher2014). Sie schreiben (1):

Es gehört in der Sexualforschung zu den größten Geschlechtsunterschieden, ob Menschen dieses Ereignis (...) als erfreulich erleben (d = 1,08; Sprecher, 2014), es übertrifft in dieser Hinsicht noch die Häufigkeit von Selbstbefriedigung (d = 0,53) und die Einstellung zu unverbindlichem Sex (d = 0,45; Petersen & Hyde, 2010).
Enjoyment at this event, often cast as a young person’s “sexual debut,” is among the largest gender differences in sexuality research (d = 1.08; Sprecher, 2014), surpassing masturbation (d =0.53) and attitudes toward casual sex (d = 0.45; Petersen &Hyde, 2010).

Preragine et. al. gehen einer Frage nach, die schon länger in der Forschung im Bereich der Lerntheorie erörtert wird, nämlich (1), ...

... daß die ersten Erfahrungen eines Individuums mit sexueller Belohnung eine „sensible Phase“ bilden, in der instrumentelle (Handlungs-Belohnungs-) und Pawlowsche (Reiz-Belohnungs-)Assoziationen leicht konditioniert werden (Pfaus et al., 2012).
an individual’s first experiences with sexual reward form a “sensitive period” during which instrumental (actionreward) and Pavlovian (stimulus-reward) associations are readily conditioned (Pfaus et al., 2012).
Abb. 10: Erstauflage von 1919

Unter anderem referieren sie aus der bisherigen Forschungsliteratur auch folgende Zusammenhänge (1):

Woods et al. (2018) haben (...) gezeigt, daß die Häufigkeit sexueller Aktivität im Erwachsenenalter nicht nur mit frühen Kontakten zusammenhängt, sondern auch mit solchen, die als lohnend empfunden werden. Männer und Frauen, die vor dem 18. Lebensjahr Oralsex hatten, taten dies als Erwachsene nicht unbedingt häufiger; sie übten Oralsex jedoch eher aus, wenn dies vor dem Erwachsenenalter zu einem Orgasmus geführt hatte. Daher ist sexuelle Stimulation möglicherweise nicht ausreichend verstärkend, um bestimmte sexuelle Handlungen zu fördern, und muß möglicherweise von einem Orgasmus begleitet werden.
Woods et al. (2018) recently extended these findings, showing that rates of adulthood sexual activity are not just related to early exposures, but to ones experienced as rewarding. Men and women who received oral sex prior to age 18 years did not necessarily engage in it more frequently as adults; however, they were more likely to engage in oral sex if it had resulted in orgasm prior to adulthood. Thus, sexual stimulation is perhaps not sufficiently reinforcing to incentivize particular sexual acts, and might need to be accompanied by orgasm.

Hier wird noch einmal deutlich, daß nicht sexuelle Aktivität an sich bedeutsam ist für Prägung, sondern die Erfahrung des Orgasmus. Ansonsten ist uns der Fachjargon zugegebenermaßen zu statistisch, um gar zu einfach noch weitere Erkenntnisse aus der Studie selbst heraus destillieren zu können.

Und welche Rolle spielen ... Sehnsucht, Schwärmerei, Romantik, Liebe, Begeisterung?

Soweit übersehbar, wird in der Studie allerdings so gut wie gar nicht versucht, sich der Frage anzunähern, wodurch sich die Gruppe jener Frauen, die beim Ersten Mal einen Orgasmus erlebte, von den anderen Frauen unterschied oder wodurch sich die Situation unterschieden haben konnte, in denen sie ihn erlebte (1). Aber Hinweise darauf bieten zwei nachfolgende Studien derselben Forscherin. Nach diesen war die spätere Orgasmushäufigkeit bei Frauen höher, wenn sie ihren ersten Orgasmus mit einem Partner in früherem Lebensalter erlebt hatten. Allerdings war das deutlich mit negative Faktoren korreliert wie häufigerer Unfreiwilligkeit, häufigerer unfreiwilliger Schwangerschaft und ähnlichem (8). Wir haben es hier also mit einem Hinweis zu tun aber nicht wirklich mit einem "Lösungsvorschlag". Der Hinweis mag darin liegen, daß ein solches frühe Erleben oft einfach mehr "Instinkt-geleitet" geesen sein mag und weniger "rational", und daß allein schon ein solcher Umstand hilfreich gewesen sein mag.

Nach einer anderen Studie erleben Frauen mit einem weiblichen Partner beim Ersten Mal ähnlich häufig einen Orgasmus wie Männer mit einem weiblichen Partner (9). Daraus möchten wir die Schlußfolgerung ziehen, daß es auf ein eher weibliches Einfühlungsvermögen auch auf Seiten des männlichen Partners ankommen könnte bei der innigen Vereinigung. Und sicherlich weniger auf männliches Macht-, Protz- und Leistungsgehabe.

All diese Hinweise ziehen aber insgesamt nur ein klotz-materialistisches Weltbild zum Verständnis und zur Einordnung solcher Dinge heran. Das war in der Wissenschaftsgeschichte zum Teil auch schon einmal deutlich anders, weshalb sie so wichtig sein mag (2). Denn: Was ist mit der Schwärmerei junger Menschen, insbesondere auch Mädchen? Spielt diese gar keine Rolle? Welche Rolle spielt "Romantik", welche Rolle spielt Beseelung, Vergeistigung ganz allgemein? Welche Rolle spielt die Hochwertung der Frau durch den Mann (Stichwort: "Das ewig Weibliche zieht uns hinan" [Goethe]). Welche Rolle spielt der Wunsch, selbst ein edler Mensch zu sein und Edles im anderen sehen zu wollen? Welche Rolle spielen Herzenskräfte? Sind wir Menschen denn wirklich nur Tiere? Wozu hätten dann aber Frauen wie Jane Austen Romane schreiben sollen? Warum gibt es dann so viele wertvolle Kulturworte auf diesem Gebiet?*)

Um auf denkbare Folgen des hier behandelten, doch sehr beträchtlichen, aber offenbar erworbenen Geschlechtsunterschiedes aufmerksam zu machen, sei in aller Vorläufigkeit abschließend nur noch einmal darauf hingewiesen: Jemand, der das tiefe Leid, das aus einer unsicheren, einer unglücklichen Paarbindung entstehen kann, am vielleicht deutlichsten zum Ausdruck gebracht hat, war der norwegische, expressionistische Maler Edvard Munch (1863-1944) (GAj2017, GAj2018).

___________ 

*) In der heutigen Zeit wird das Wort "Sex" inflationär benutzt. Es hat damit alle Charakteristika eines "Plastikwortes" (Wiki) (3). Das Wort reduziert das damit Benannte auf das rein körperliche Geschehen, obwohl in vielen Fällen die seelische Anteilnahme an diesem Geschehen die viel wesentlichere Seite des Geschehens darstellt, also seine "Innenseite". Das Wort Sex ersetzt und verdrängt Worte wie "innige, körperlich-seelische Vereinigung" und viele andere Kulturworte, die die Sprachen der Welt für dieses so wesentliche und wertvolle menschliche Geschehen aufweisen. Da sich die Menschen aber angewöhnt haben, so zu sprechen, soll im vorliegenden Artikel keine völlig andere Sprache gesprochen werden, um nicht weltfremd oder verquastet zu klingen. Es sollen jedoch immer einmal wieder auch andere, im Grunde viel angemessenere Worte für das Benannte benutzt werden. Auch die Bebilderung des Artikels soll ein Gegengewicht bilden gegen die auch hier vorliegende Gefahr, in Bezug auf das seelische Erleben in eine "Plastikwelt" abzurutschen oder sich seelisch nur noch auf einer "tierischen" Ebene zu bewegen. Die abendländische Kunstgeschichte hat ja nun wirklich "gepraßt und gewuchert" in Bezug darauf, diesem zutiefst menschlichen Geschehen im Ausdruck seelischen Gehalt zu schenken.
**) Der Familienname Peragine stammt aus Bari an der Adriaküste in Apulien (Her), oberhalb des Stiefelabsatzes in Italien und ist abgeleitet von dem Salento-Dialektwort (Wiki) für "Wilde Birne" "perascinu" (s. 23andme).
***) Der Text der Presseerklärung wurde fast wortidentisch von Seiten der Malayischen, englischsprachigen Tageszeitung "The Star" übernommen (5).  
****) Der Blog "Bare Marriage" kennzeichnet sich so: "Down-to-earth, practical Christian help for sex and marriage--when you're scared to Google it." Der Blog setzt sich für eine Sexualmoral in der evangelikalen Bewegung der USA und weltweit ein, in der Frauen in Ehen einfach nur menschenwürdig behandelt werden. Es ist geradezu schauderhaft, mit was sich dieser Internetblog alles auseinander setzen muß. Es scheint danach Usus unter den Evangelikalen zu sein, daß Frauen verpflichtet sind, ihren Ehemännern beizuwohnen, damit diese nicht "anderen" (größeren) Sünden verfallen (Fb). Wenn man den Blog und die hier behandelten Probleme ein wenig durchgesehen hat, wird man verstehen, warum dieser Blog womöglich noch mehr Veranlassung als andere gesehen hat, dieses Forschungsergebnis aufzugreifen.  

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  1. Peragine, Diana E., Skorska, Malvina N., Maxwell, Jessica A., Impett, Emily A., & VanderLaan, Doug P. (2022). A Learning Experience? Enjoyment at Sexual Debut and the Gender Gap in Sexual Desire among Emerging Adults. The Journal of Sex Research, 59(9), 1092-1109. Published online: 26 Jan 2022, https://doi.org/10.1080/00224499.2022.2027855 (pdf)
  2. von Kemnitz, Dr. M. (später Ludendorff): Erotische Wiedergeburt. Verlag Ernst Reinhardt, München 1919, 1923 (3., umgearb. Aufl. 4.-7. Tsd.); Der Minne Genesung. Ludendorffs Verlag, München 1932 (umgearb. Aufl., 11.-13. Tsd.), 1933 (umgearb. Aufl., 14.-15. Tsd.), 1935, 1936 (18. u. 19. Tsd.), 1938 (20. u. 21. Tsd.), Verlag Hohe Warte 1959 (22. u. 23. Tsd.) (Arch)
  3. Pörksen, Uwe: Plastikwörter. Die Sprache einer internationalen Diktatur. Stuttgart 1988
  4. Kristy Strauss: First sexual experience influences women's future sexual desire: study. University of Toronto Mississauga. (UToronto) February 21, 2022
  5. Wanjiru, Margaret: Your 'first time' affects future sexual experience - study. It may serve as a ‘learning experience’ for many, and an important one for developing expectations (Star23.02.2022)
  6. Rebecca Lindenbach: How does a couple’s First Time affect her Libido? Oct 5, 2022 (BareMarriage)
  7. Olga Fedossenko: Learning from experience: Why are women less satisfied about their sexual firsts? (The Medium03/23, March 20, 2023)
  8. Diana Peragine, Malvina Skorska, Jessica A Maxwell, ... Doug P. Vanderlaan: The Risks and Benefits of Being “Early to Bed": Toward a Broader Understanding of Age at Sexual Debut and Sexual Health in Adulthood, Journal of Sexual Medicine, July 2022, DOI: 10.1016/j.jsxm.2022.06.005
  9. Peragine, D.E., Kim, J.J., Maxwell, J.A. et al. (2023). Not who you are, but who you are with: Re-examining women’s less satisfying sexual debuts. Archives of Sexual Behavior. https://link.springer.com/article/10.1007/s10508-023-02667-7
  10. Eibl-Eibesfeldt, Irenäus: Die Biologie des menschlichen Verhaltens. Grundriß der Humanethologie. 2. überarb. Aufl., Piper, München, Zürich 1986 (zuerst: 1984)
  11. Simons, Donald: The Evolution of Human Sexuality. Oxford University Press, New York 1979, 1980
  12. Bading, Ingo: Dein Erstes Mal - Es beeinflußt dein Glück und das Glück von Mitmenschen für viele Jahre. Live übertragen am 10.01.2025 (Yt)

Preußenblog

"Mein Herz, das ist ein Bienenhaus!" (1898)

Unsere Vorfahren waren sangesfreudige Menschen.

Abb. 1: Familie Bading im Jahr 1917 - Gustav Bading (1870-1941), Emma Bading, geb. Mohr (1882-1968) mit ihren Kindern Emma (geb. 1904), Otto (1906-1979), Elfriede (geb. 1913) und Lucie (geb. 1916)*)

Und sie erzählten sich auch gerne Geschichten. Wenn meine westhavelländische Großeltern-Generation von ihrer Jugend erzählte, wurde fast immer auch Singen, Tanz und Musik erwähnt. Meine Großtante Emma Lindenberg, geb. Bading (Abb. 1. oben links) hat mir einmal Ende der 1970er Jahre aus Wusterwitz in der damaligen DDR über ihre Jugend auf einem Bauernhof in Bahnitz an der Havel geschrieben (zit. n. Stgr2012):

Meine Kindheit war Arbeit. Bis 14 Jahren ging ich in die Schule. Als ich raus kam (1918), wurde hart gearbeitet. Die Arbeitskräfte und wir mußten arbeiten: die Kühe melken, schleudern, buttern, alles mit der Hand, wir hatten keine Maschinen, die Schweine füttern, Kartoffeln dämpfen für das Vieh, für Gänse, Hühner, Enten. Die wurden dann im Herbst geschlachtet und verkauft. Holz und Kohle reinholen, heizen. Im Winter wurde das Korn gedroschen, immer ein paar Stunden vormittags und nachmittags. Denn Geld wurde auch gebraucht und Futter brauchten wir für das Vieh auch. (...) Wir hatten noch keinen Fernseher noch Radio und haben gesungen aus voller Kehle.

Meine Oma (1910-1984) hat 1981 über ihre Kindheit in Zollchow aufgeschrieben (zit. n. Prl2017):

Unsere Kindheit war schön! Ich habe gerade einen Brief meiner Schwester Friedel in der Hand, sie schreibt, weißt Du noch ... Und Großvater Eggert, er besaß einen Schleppkahn, schipperte damit auf Elbe und Havel Frachtgut. Bis Hamburg kam er. Er konnte so viel Geschichten von seinen Fahrten erzählen. Wenn er bei uns war, fand sich auch die Jugend ein. Es dauerte nicht lange und er nahm sein Schifferklavier. Und während die Eltern und Freunde sich vor dem Haus auf der Bank unter der Linde von der schweren Arbeit ausruhten, tanzten die Jungen unter der Friedenseiche all die alten Volkstänze "Mutter Wisch", "Ich nahm die Brille von meinen Augen", "Ick sehe di", "Dreimal Samtband um Rock" oder wie all die alten Volkstänze hießen, bis mein Vater "Schluß" sagte. Am nächsten Tag früh um fünf Uhr begann ja die Arbeit wieder. Es waren schöne Jahre ...

Zu dem kurzen Liedchen "Ich nahm die Brille vor meine Augen" finden sich Belege. Als dessen Entstehungsjahre finden sich die Angaben 1924 (Volksliedarchiv) und 1930 (Schwaben-Kultur) (s.a. "Kinderspiele und Spiellieder", GB1979). Zu den anderen hier genannten "Tänzen" (?) finden sich zunächst keine Angaben. Dabei klingt doch zumindest "Dreimal Samtband um Rock" sehr spezifisch ... Es scheint sich aber doch mehr um Kinderlieder und -spiele gehandelt zu haben, von denen meine Oma berichtete.

Abb. 2: "Mein Herz, das ist ein Bienenhaus" (Postkarte, um 1898)

Aus der Urgroßeltern-Generation des Verfassers dieser Zeilen hat sich überliefert, daß der Urgroßvater Gustav Hermann Otto Bading (geb. 1870 in Bahnitz; gest. 1941 in Bahnitz) (Abb. 1 oben rechts) in den 1890er Jahren seinen Vetter in Köln besucht habe und dort "mit der reichsten Jüdin Kölns" getanzt habe nach dem Schlager "Mein Herz, das ist ein Bienenhaus". In der mündlichen Familienüberlieferung war immer vom "Bienenkorb" die Rede, was zeigt, daß dieser Schlager lange wieder vergessen war. Aber dank Internet kann man ja dieser Angabe nun leicht nachgehen. 

Der "Bienenhaus-Marsch" war schon 1860 von dem deutschböhmischen Kapellmeister und Komponisten Hermann Josef Schneider (1862 in Tepl,  gestorben 1921 in Saaz) komponiert worden (GB) (DtLied). Sein Text lautet (s. Yt, 1930):

Mein Herz, das ist ein Bienenhaus,
Die Mädchen sind darin die Bienen,
Sie fliegen ein, sie fliegen aus,
So wie es ist im Bienenhaus.
Du meines Herzens Klause
Refrain: Holdria holdrio
Holdria holdrio
Holdria ho, Holdria ho,
Holdria ho, Holdria ho.

Sie fliegen aus, sie fliegen ein,
Die lieben kleinen Bienen,
Und bringen auf den Lippen fein,
Den süßen Honig mir herein
In meines Herzens Klause.
Refrain

Doch eine ist die Königin,
Sie liebe ich vor allem,
Und wenn sie mit mir ziehen will,
Dann blieb ja keine andre drin.
In meines Herzens Klause.
Refrain

Und wenn ihr Auge trübe blickt,
Und geht zum Weinen über,
Dann, süße Königin, vergib,
Ich hab' ja alle Mädchen lieb.
Doch dich, dich liebe ich vor allen.
Refrain

Wirklich populär scheint dieser Schlager aber in ganz Deutschland erst im Jahr 1898 geworden zu sein (s. Yt, 1930). Zahlreiche Bildpostkarten erschienen in diesen Jahren mit Motiven zu diesem Lied (s. Abb. 2). Sie zeigen ebenfalls auf, wie populär es war. Und auf Google Bücher finden sich zahlreiche Bezugnahmen auf diesen "Gassenhauer" in der Literatur jener Jahre und später. Ein Willi Ostermann in Berlin parodierte das Lied sogar schon im selben Jahr mit dem Text (Kellendr):

Mein Herz, das ist ein Bienenhaus,
so hört man nur noch auf den Straßen.
Man lärmt's und singt's in jedem Haus
das schöne Lied vom Bienenhaus.
In jeder Damenkapelle
Auch singt die Großmama
Holdria holldria
Und alte Jungfrau'n rufen's aus:
Mein Herz, das ist ein Bienenhaus!

Um 1900 entstand der Wandervogel. Und zur gleichen Zeit, 1901, schrieb etwa ein Wilhelm Teichmann in einem Aufsatz zum Thema "Unsere elsässischen Volkslieder" ("Jahrbuch für Geschichte, Sprache und Literatur Elsaß-Lothringens") (GB):

Wo ist das Volkslied zu Hause? (...) Steigen wir etwas weiter hinab zu den unteren städtischen Schichten. An Sangeslust fehlt es ihnen durchaus nicht. Was uns aber in der Stadt in die Ohren tönt, ist mehr der Gassenhauer. Von der Bühne, oft auch nur aus dem Tingeltangel unter die Leute geworfen, werden Worte und Weisen begierig aufgefangen, eine Zeitlang von jedermann gesungen und gepfiffen, - und dann wieder vergessen. Welcher ordentliche Gassenjunge pfeift jetzt noch: Mein Herz, das ist ein Bienenhaus - ? Hinter diesem von der jeweiligen Mode getragenen Singsang tritt das eigentliche Volkslied in der Stadt sehr zurück ...  

1898 war mein Urgroßvater 28 Jahre alt, von daher paßt die Familienüberlieferung ganz gut. Aber ansonsten kann er sich das gut und gerne auch nur ausgedacht haben, der leichtfertige Vogel, um all die Frauen zu erheitern, wenn sie beim Rübenhacken auf dem Feld versammelt waren. Daß er solche und andere Dinge beim Rübenhacken erzählt hätte, wird zumindest in der "Familiensaga" überliefert.

Sogar daß dieser Gassenhauer auch unter den "oberen Zehntausend" populär war, ist belegt. Etwa durch eine Illustration von Ferdinand von Reznicek mit dem Titel "Der Frahsee (La Française) / Mein Herz, das ist ein Bienenhaus" (Meistdr).

Wie auch immer. Schietegal! Unsere Vorfahren, das waren sangesfrohe Menschen. Und ihrem Gustav wird seine Emma (s. Abb. 1) schon Mohres gelehrt haben, was all die lieben Bienen betrifft!

Soweit zum Volksleben in Brandenburg in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Eine weitere Großmutter des Verfassers dieser Zeilen (1910-1995) stammte aus Wien (Strg2014) und wurde früh mit ihren vier Schwestern Mitglied im "Wandervogel". Auch sie hat natürlich ihr Leben lang gerne all die vielen Volkslieder gesungen und insbesondere auch zu Weihnachten sehr gerne auch so manches gehaltvollere Weihnachtslied. 

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*) Fuhr ein Fotograf über die Dörfer und bot Familienfotografien an? Oder fuhr die Familie nach Brandenburg, um sich beim Fotografen fotografieren zu lassen? Da alle etwas steif wirken, ist eher letzteres zu vermuten.

"Erschlagen von österreichischen Reitern" (1628)

Rekatholisierung in Schlesien im Dienste der Jesuiten (1628)

Familiengeschichtliche Forschungen führen einen zurück auf einen Hans Jenetschke, der 1628 in Dobersdorf "im Jägerndorfischen" von Lichtensteiner "Seligmachern" erschlagen worden sein soll, und dessen Frau mit sieben Kindern dann nach Jordansmühl am Zobten geflohen ist, wo sich die Familiengeschichte dann bis 1945 fortsetzt.

Diese wenigen Angaben werfen mit einem Schlag so viele Fragen auf, wie sie nur durch aufwendige Recherchen nach und nach beantwortet werden können. In diesem Beitrag sollen zunächst die näheren historischen Umstände dieses Geschehens im Jahr 1628 ausgelotet werden. Da der Familienname Jenetschke aber offensichtlich aus dem Tschechischen stammt und da das Herzogtum Jägerndorf schon seit dem Mittelalter und bis 1945 die Heimat sowohl von deutschsprachigen wie tschechischsprachigen Menschen war (offensichtlich in höherem Anteil als sonst im Sudetenland und in Mähren-Schlesien), möchten wir in weiteren Beiträgen auch alle Fragen rund um diesen Umstand näher verstehen lernen.   

Abb. 1: Terrorherrschaft im Dreißigjährige Krieg

Der Graf Mansfeld hatte 1626 seinen Zug nach Schlesien unternommen  (s. Prbl2022ab). Wallenstein konnte 1628 die in Schlesien eingedrungenen protestantischen Truppen wieder vertreiben. Aber nun hatte die kaiserliche Partei - endlich - eine Handhabe, hart gegen die "Ketzer" in Schlesien vorgehen zu können. Jedenfalls sprach sie sich diese zu. Jägerndorf war eine bis dahin fast gänzlich protestantische Stadt gewesen. So wie die meisten anderen Städte und Dörfer Schlesiens und Oberschlesiens.

Nun sollte das bald anders werden. Karl Hannibal Burggraf von Dohna (1588-1633) (Wiki, ADB) sollte eine wichtige Rolle spielen bei der nun folgenden Rekatholisierung Schlesiens im Jahr 1628. Er war Landvogt der Oberlausitz und hatte auch die Finanzverwaltung Schlesiens unter sich. Wir lesen über ihn (J. Berg: Die Geschichte der schwersten Prüfungszeit der evangelischen Kirche Schlesiens und der Oberlausitz. Jauer 1857, S. 116, GB):

Den 28. August 1628 machte der Graf Dohna den gemessenen Befehl bekannt, daß alle und jede Prediger, so der römisch-katholischen Religion nicht zugetan wären, aus den Fürstentümern Jägerndorf und Troppau abgeschaffen werden, alsbald ihr Amt einstellen und binnen 14 Tagen die Fürstentümer verlassen sollten. (...) Der Befehl wurde unterm 10. September 1628 in Jägerndorf wiederholt, es wurden wirklich die Geistlichen und Lehrer vertrieben und als das immer noch nichts half, die Lichtensteiner Dragoner dazu gebraucht, um die Leute mit Gewalt zum Abfall zur römischen Kirche zu zwingen (Caraffa a.a.O. p. 335).

Die in diesem Zitat enthaltene Bezugnahme auf Caraffa könnte sich auf einen Nuntiaturbericht aus dem Jahr 1628 beziehen. 1628 mußte die Stadt Jägerndorf also vier "donawische Kompagnien" aufnehmen (n. Leiden der Stadt Jägerndorf im 30jähr. Kriege. In: Notizen-Blatt mähr.-schles.Gesell., 1860, S. 22, GB). Das werden die berüchtigten Lichtensteiner Dragoner unter dem Befehl des Grafen Dohna gewesen sein, von den Zeitgenossen "Seligmacher" genannt.

Abb. 2: Troplowitz (Wiki) am Flüßchen Goldoppa im Landkreis Leobschütz im Leobschützer Lößhügelland in der Schlesischen Tiefebene, Oberschlesien (Postkarte) - Das Dorf liegt acht Kilometer westlich von Dobersdorf. Im Norden von Troplowitz und Dobersdorf liegt das Zuckmanteler Bergland (Wikienglpol), gelegen zwischen Reichensteiner Gebirge und Altvatergebirge (Ostsudeten)

In einer neueren geschichtlichen Studie lesen wir dazu (Deventer, Jörg: Nicht in die Ferne - nicht in die Fremde? Konfessionsmigration im schlesisch-polnischen Grenzraum im 17. Jahrhundert. In: J. Bahlcke (Hrsg): Glaubensflüchtlinge - Ursachen, Formen und Auswirkungen frühneuzeitlicher Konfessionsmigration in Europa. Lit Verlag, Berlin 2008, S. 102, GB; ähnlich: ders. 2012, GB):

Die unter dem Oberkommando des Standesherrn Karl Hannibal I. von Dohna stehenden Liechtensteiner Dragoner traten im Spätherbst 1628 zunächst in oberschlesischen Städten wie Troppau, Jägerndorf und Leobschütz in Erscheinung und tauchten dann auch in den niederschlesischen Fürstentümern Glogau, Sagan, Schweidnitz-Jauer und Münsterberg auf. Die zu Beginn der Besatzungstruppen ergriffenen Maßnahmen waren in allen betroffenen Städten ziemlich identisch: Lutherische Pfarrer, Diakone und Lehrer wurden ausgewiesen, evangelische Schulen geschlossen, Kirchen "rekonciliert" und mit katholischen Geistlichen bzw. Jesuiten besetzt. 

(Zu diesem Zitat wird auch umfangreiche, neuere wissenschaftliche Literatur angeführt, so daß diese Ausführungen als recht zuverlässige werden gelten können. Außerdem könnte die dort angeführte Literatur als Ausgangspunkt für weitere Forschungen gewählt werden.) 

Abb. 3: Jägerndorf und Troppau - Ihre Geographische Lage in Österreichisch-Schlesien

Ein schlesischer Historiker des 19. Jahrhunderts schrieb dazu (Biermann Protestantismus, S. 58):

Nun konnte die Gegenreformation auf die empörendste Weise unter dem nichtigen Vorwand durchgeführt werden, daß die Oberschlesier während der Anwesenheit des Feindes (Mansfelds) sich des Hochverrates und der Rebellion schuldig und des Accords verlustig gemacht haben. Die Prediger wurden verjagt, die Kirchen genommen, die Schulen geschlossen. Mit Hilfe des liechtensteinischen Dragoner-Regimentes unter dem Befehl des Baron Goes suchte man die Bevölkerung mürbe zu machen, Einquartierungen, welche die Betroffenen an den Bettelstab brachten, wurden so lange fortgesetzt, bis die Bürger ihren Glauben abschwuren. Die Hartnäckigen wurden mit blanker Waffe zur Messe getrieben. so verfuhr man in Glogau, so in vielen anderen Städten. - Die Meute fanatisierter und beutegieriger Soldknechte wurde auch auf unseren Teil von Schlesien gehetzt, Troppau und Jägerndorf wurden ihrer Habe von den "Seligmachern" unter dem Vorwande beraubt, daß sie an dem Einfall des Mansfelders sich beteiligt hätten. Die Jesuiten kehrten, von Wallenstein gerufen, nach Troppau zurück, er übergab ihnen alle Kirchen der Stadt. 

In Glogau scheinen die Lichtensteiner Dragoner dann am fürchterlichsten gehaust zu haben. In jeder ausführlicheren Darstellung zur Geschichte Schlesiens in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges ist von diesen Geschehnissen die Rede. In Glogau wurde jenes abschreckende Beispiel geschaffen, das dann unzählige weitere Städte und Dörfer zur knirschenden Bekehrung zum Katholizismus brachte in Schlesien.

Oktober 1628 - Rekatholisierung in Glogau

Wir lesen darüber etwa (Robert Berndt: Geschichte der Stadt Gross-Glogau, Band 1, 1879, Seite 93, GB):

In der Nacht vom 29. zum 30. (Oktober 1628) wurden nämlich die Lichtenstein'schen Dragoner unter dem Obersten von Goes, welche von der Bekehrung in Mähren angelangt, ihre ersten schlesischen Bekehrungs-Versuche in Troppau und Jägerndorf gemacht und bereits seit einiger Zeit in den Dörfern um Glogau gelegen hatten, 3000 Köpfe stark (...) in die Stadt eingelassen. 

In der damaligen Stadt Glogau hatten "140 katholische Bürger 7 Kirchen und 967 evangelische Bürger nur eine Kirche". Und diese eine Kirche sollte ihnen auch noch weggenommen werden. 

Abb. 4: Dobersdorf, Landkreis Leobschütz in Oberschlesien - Eindruck von der landschaftlichen Lage des Dorfes im Leobschützer Lößhügelland - Fotograf: Ralf Lotys (Sicherlich) (Wiki

Dazu finden wir unter der Überschrift "Die Dragonaden der 'Seligmacher'" folgenden zeitgenössischen Bericht angeführt (zit. n. Karl Friedrich Hanser: Deutschland nach dem dreißigjährigen Kriege. Band 3, 1862, S. 152ff  GB):

"Es war das Lichtensteinsche sehr starke Regiment, welches niemals vor einigen Feind geführet, sondern bloß und allein in Mähren wider unschuldige evangelische Christen, solche zum Papsttum zu zwingen, gebraucht worden, (...) in Schlesien und von da in die Lausitz geführt (...) zu dem Intent und zu sonderbarem Fleiß, daß man dadurch die armen Leute in Schlesien auch reformieren sollte, weil diese Seligmacher, wie sie genannt worden, gar einen besonderen Griff und Kunst aus langer Übung gelangt hatten. (...) Ward unterm Schein als sollte es über Crossen auf die Mark Brandenburg zu marschieren ins Großglogausche neben der Stadt hingeführt, daß es den 26. Oktober 1628 nicht weit von dieser Stadt logierte. (...) Man mußte den Dohna zur Nacht aus den Toren von Breslau lassen, damit er ja solche seine Freude nicht versäumte, weil er einen großen Weg zu fahren hatte und der Abrede nach gleich wohl gern wollte dabei sein. Oppersdorf aber schrieb vorhin an Dohna: er wolle ja verziehen bis er könne dabei sein und wolle doch so denken wie ers sonsten beim Pater Lamormain werde verantworten können, daß er sich bei einem so guten Werke nicht hätte sollen finden lassen."

Der Jesuitenpater Wilhelm Lamormaini (1570-1648) (Wiki) war der Beichtvater Kaiser Ferdinands II., einer der schlimmsten Einpeitscher des 30-jährigen Religionskrieges, in dessen Gunst sich also diese beiden schlesischen Rekatholisierer erhalten wollen. 

Abb. 5: Jägerndorf in Schlesien - Kupferstich von Johann Adam Delsenbach (1687-1765), gezeichnet 1720, veröffentlicht 1733 

In dem zeitgenössischen Bericht heißt es weiter (Hanser 1862, S. 152ff  GB):

"Der Abrede gemäß wurden die Soldaten des Lichtenstein'schen Regiments in der Nacht eingelassen, da sich die armen Leute im Schlafe gar nichts befahreten."

Die evangelischen Bürger wurden dann überrumpelt und mit Einquartierung bedroht (Hanser 1862, S. 152ff  GB):

"Wolle er quartierfrei sein, und nicht so übel geplagt und behandelt werden, so solle er beichten oder nur Beichtzettel holen und sich katholisch erklären: sonst wäre ihm nicht zu helfen. Dannhero ihrer viele aus Furcht, Angst und Schrecken, viele aus Unverstand und Unwissenheit, viele aber auch aus Leichtsinnigkeit hinliefen, sich beim Herrn v. Dohna als Generalseligmacher angaben, der ihnen denn alsbald einen Beichtzettel unterschrieben erteilte. Wenn der vorgezeigt wurde, räumte der Soldat das Haus und logierte sich bei einem anderen, der noch keinen Beichtzettel genommen, ein. (...) Also, daß zuletzt diejenigen, die sich eifrig und beständig erzeigten, wohl ganze Kompagnien und mehr einquartiert wurden.  (...) Inzwischen aber war er geprügelt, geschlagen, im Haus und auf der Gassen auf- und niedergejagt, daß er Wein, Traktament und Geld schaffen mußte, so lange, bis er bewilligte zu beichten oder einen Beichtzettel zu holen. (...)
Weil zuvor, als der Landeshauptmann v. Oppersdorf den Lutheranern die Nikolaikirche wegnehmen wollte, diese solchem Unternehmen sich widersetzt hatten, so mußten jetzt etliche dafür mit dem Leben bezahlen; denn es wurde zu Glogau eine öffentliche Exekution gehalten und zwei oder drei Bürger, die fürnehmlich sich der Übergebung der Kirche widersetzt hatten, hingerichtet.
Wie grausam man hernächst mit dem damaligen Pastor Valentin Preibisch verfahren habe, ist auch noch beizufügen. Bald nach Ersteigung der Stadt setzte man ihn gefangen und legte ihm ein Schwert und ein Kruzifix vor, um entweder den Tod oder den Abfall zu erwählen. Wie dies seine Frau erfuhr, ließ sie ihm entbieten, er möchte doch ja lieber das Schwert erwählen. Er ist auch wirklich standhaft geblieben. (...)
Es verließen daher viele sobald sie nur konnten, Haus und Hof, Habe und Gut und flohen nach Polen."

Preibisch entließ man aus der Haft gegen eine Geldbuße von 200 Gulden und verwies ihn aus Stadt und Land.

Wir lesen weiterhin (Robert Berndt: Geschichte der Stadt Gross-Glogau, Band 1, 1879, Seite 93, GB):

Nach den eignen Erzählungen der Jesuiten sind auf diese Weise in Glogau allein im Jahre 1628 gegen 6000, in dem nächstfolgenden Jahre nochmals über 400 Personen zur katholischen Religion zurück geführt worden. Ein gleiches Bekehrungsgeschäft setzten die Jesuiten oder auch die teilweise zu diesem Zweck entsendeten Dragoner in Begleitung mit Hilfe von Jesuiten in den Dörfern um Glogau, in den Weichbildstädten des Fürstentums, selbst in entfernteren Orten fort.

Im 19. Jahrhundert gab es in Glogau neben 4.300 Protestanten 2.500 Katholiken. Bis 1939 verfünffachte sich aber die evangelische Einwohnerschaft, während sich die katholische Einwohnerschaft nur verdreifachte. Dadurch verschob sich das Zahlenverhältnis zugunsten der Protestanten in der Stadt (s. Wiki). Aber ohne die Jesuiten, ohne die Lichtensteiner Dragoner hätte es bis 1945 wahrscheinlich kaum Katholiken in Glogau gegeben. 

In Grünberg trug sich am 7. November 1628 ähnliches zu (zit. n. Karl Friedrich Hanser: Deutschland nach dem dreißigjährigen Kriege. Band 3, 1862, S. 155, GB):

"Vor allen Dingen riefen die Soldaten in den Pfarrhäusern: 'katholisch, katholisch oder fort'. (...) Zu Mitternacht suchten sie den Pastor auf und nannten sich Seligmacher und sagten, sie könnten die Leute selig machen. (...) Da wäre es Zeit gewesen, in die Kirche zu gehen. (...) Die ruchlosen Priesterplacker taten unterschiedliche Schüsse, damit sie das Volk vom Kirchhofe abtrieben. Jedoch ermunterte der Pastor Willich, ließ sich die Kirchtür aufmachen und ging mit etlichen hundert Personen da hinein. Es folgen auch zum Teil Soldaten nach. Der Pastor fing vor dem Altar an, aus dem Liede 'In dich hab ich gehoffet, Herr' die zwei letzten Verse 'Herr, meinen Geist befehl' ich dir' usf. zu singen. Als er sich zurück wandte, sagte er von der Kanzel: 'bei einem guten Liede pflegt man auch sonst eine gute Predigt zu hören. Das aber wird mir anstatt eines Valets nicht gegönnt. Jedoch merket zum Beschluß diesen Spruch aus Gal. 1,8: 'So Euch jemand ein anderes Evangelium predigen wird, anders denn wir euch gepredigt haben: der sei verflucht, sollte es auch ein Engel vom Himmel oder ein Jesuit sein.' "

Unter solchen Flüchen und Gegenflüchen wurde der Pfarrer gezwungen, seine Sachen zu packen und samt seiner Familie die Stadt zu verlassen. 

Abb. 6: Der Landkreis Leobschütz (erstellt von Schlesinger) (Wiki)

In dem angegebenen Buch aus dem Jahr 1862 werden noch viele weitere angewandte Bekehrungsmethoden geschildert. Der nächstfolgende Abschnitt in dem Buch trägt dann als Überschrift: "Zwangsbekehrungsmittel gegen das Landvolk". 

Andernorts lesen wir (Johann Adam Hensel: Protestantische Kirchen-Geschichte der Gemeinen in Schlesien. 1768, S. 272, GB):

Man erwählte zu gewaltsamer Ausführung dieser Reformation drei Hauptpersonen: 1) Herrn Carl Hannibal Burggrafen von Dohna, 2) Herrn George Reichsgrafen von Oppersdorf, Landshauptmann in Glogau und 3) Herrn Baron von Bibra, Landshauptmann im Schweidnitzischen und Jauerschen. Diese drei Herren erhielten vom Wiener Hofe ihre Instruktion, wie sie sich in diesem Handel in denen Städten und auf dem platten Lande verhalten sollten. Diesen Commissarien gab man, um die Stadtkirchen wegzunehmen und die Bürger zur katholischen Religion zu zwingen, vom Hofe das Lichtensteinische Regiment zu Hilfe, welches schon in Mähren eben diese Dienste getan hatte. Der Oberste desselben (war) Baron Góes.

Eine Antwort auf Beschwerden der Stände Schlesiens wegen des geschilderten gewaltsamen, brutalen "Reformationswesens" (der Gegenreformation), insbesondere wegen der Geschehnisse in Glogau leitete der Kaiser Ferdinand II. in Wien bezeichnenderweise folgendermaßen ein (zit. n. Robert Berndt: Geschichte der Stadt Gross-Glogau, Band 1, 1879, Seite 95, GB):

Wann wir denn, was das Herzogtum Teschen und diejenigen Orte in Oberschlesien betrifft, so bei dem Mansfeldischen Einfalle von dem Feinde eingenommen (...) uns weder Ziel noch Maß, was diesfalls deren Orten vorzunehmen von jemanden vorschreiben zu lassen, keineswegs gemeint ...

Er will sich also weder Ziel noch Maß vorschreien lassen, was seine Rekatholisierungs-Maßnahmen in Oberschlesien betrifft. Und in den weiteren Formulierungen wird dann klar, daß er weitere Maßnahmen bezüglich Glogau grollend einstweilen "bewenden lassen" will - nicht aber ohne weitere drohende und grollende Worte zu gebrauchen.  

Die Ereignisse in Glogau hatten die gewünschte abschreckende Wirkung (Faustin Ens: Das Oppaland, oder der Troppauer Kreis, nach seinen geschichtlichen ... Eigentümlichkeiten, Band 1, Wien 1835, S. 130, GB):

Um ähnlichen Schrecknissen zu entgehen, wandten sich die Untertanen der Fürstentümer Troppau und Jägerndorf in Demut an ihren Herzog Maximilian mit der Bitte, die drohenden Übel von ihnen abzuwenden. Er stellte eine Vollziehungskommission in Troppau auf, an deren Spitze Burggraf Dohna stand. Sie verhieß die Abhaltung (=Fernhaltung) der Seligmacher gegen Annahme des Statutum religionis. 

Vielleicht bringt hier der Autor auch die Zeitabfolge durcheinander. Aber die Rekatholisierungsmaßnahmen zogen sich noch über Jahre weiter hin. Nur durch dauerhaften Druck gegen die protestantischen Schlesier gelang es langfristig, sie zu Katholizismus zu bekehren.

Familiengeschichte im Jahr 1628 in Schlesien

Mit den Ausführungen dieses Blogartikels wollten wir das Rahmengeschehen kennzeichnen, das man kennen muß, wenn man einordnen will, was man in familiengeschichtlichen Aufzeichnungen finden kann, nämlich solche Angaben:

"Hans Jenetschke war Schulmeister und Kirchenschreiber zu Stirnau bei Dobersdorf. Während der Gegenreformation wurde er von österreichischen Reitern erschlagen. Er hinterließ eine Witwe mit sieben Kindern, die nach Jordansmühl zog."

In anderen familiengeschichtlichen Aufzeichnungen finden sich dazu die folgenden Ausführungen:

Hans Jenetschke, Schulmeister und Kirchenschreiber zu Dobersdorf im Jägerndorfischen, ist mit einiger Sicherheit in der Gegenreformation als Protestant totgeschlagen worden. Seine Witwe, Barbara Jenetschke, ist mit den Kindern aus dem Jägerndorfischen (was katholisch blieb) nach Jordansmühl am Zobten geflohen. (...) Die Angaben über (...) ihren Mann, sind der Kirchenbucheintragung der Kirche von Jordansmühl anläßlich der Beurkundung ihres Todes entnommen.

Die Lebensdaten des Sohnes dieser beiden, Hans Jenetschke (1627-1668), deuten darauf hin, daß der Vater durchaus im Jahr 1628 erschlagen worden sein kann. Das ist auch genau das Jahr, in dem die Gegenreformation "im Jägerndorfischen", sprich im Herzogtum Jägerndorf - und auch sonst in Schlesien - gewaltsam durchgeführt worden ist - wie schon dargestellt. 

Eine solche Angabe ergänzt und veranschaulicht unsere bisherigen Forschungen zum Dreißigjährigen Krieg, insbesondere auch zu Schlesien, die wir bis Ende letzten Jahres hier auf dem Blog schon betrieben hatten (siehe Schlagwort Gegenreformation, bzw. Beiträge zum Westhavelland [Prbl2017], zur Geschichte Riga's, zum Grafen Mansfeld [Prbl2022a] und zu seinem Wirken in Schlesien [Prbl2022b]). 

Familiengeschichte in Nordeuropa, so stellt man bei dieser Gelegenheit - einmal erneut - fest, kann nicht selten zurück verfolgt werden bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Und man kann dann gerade dort auf die vergleichsweise aufwühlensten Vorgänge stoßen (abgesehen von jenen im 20. Jahrhundert). 

Ist der Jesuitenorden, der für all das damalige Geschehen verantwortlich war, heute denn weniger mächtig und einflußreich als damals? Verfolgt er seine Ziele heute mit weniger Fanatismus als damals? Sind doch auch heute genügend Personen aus Politik und Medien bekannt, die in ihrer Jugend Jesuiten-Gymnasien besucht haben. Siehe z.B. das Schlagwort Jesuiten auf unserem Parallelblog "Gesellschaftlicher Aufbruch - jetzt!" mit den ersten Beiträgen dort im Januar 2010, als die umfangreiche Pädokriminalität des Jesuitenordens und der katholischen Kirche weltweit erstmals - wieder - öffentlich behandelt worden sind (seit 1945) (s. GAj2010aGAj2010b, uvam.). 

So mag denn auch diese familiengeschichtliche Entdeckung einmal erneut zum Anlaß gewählt werden, uns unserer Vorfahren und ihrer erschütternden Schicksale zu erinnern und sie geschichtlich einzuordnen.

Das preußische und das österreichische Schlesien (seit 1742)

Um das genannte Geschehen geographisch-historisch noch etwas genauer einzuordnen: 1742 eroberte Friedrich der Große Schlesien für Preußen, wodurch den 1628 begonnen Rekatholisierungsmaßnahmen in Schlesien für die weiteren 200 Jahre ein Ende gemacht worden war. Durch die Eroberung durch Friedrich den Großen war es zur Teilung von Schlesien gekommen in einen größeren preußischen Teil und einen kleineren österreichischen Teil. Letzterer Teil war seither "Österreichisch-Schlesien" genannt worden (Wiki) und zählte - als deutsch besiedelte Region - seit 1920 zum "Sudetenland".

Abb. 7: Österreichisch-Schlesien 1746 nach dem zweiten Schlesischen Krieg (Wiki)

Österreichisch-Schlesien ist insbesondere ab 1628 gewaltsam rekatholisiert worden (wie oben angedeutet). Es hat seit jener Zeit bis 1945 katholisches Gepräge gehabt. Bis 1918 gehörte es ja auch zur Habsburger Monarchie. Die Grenzziehung von 1742 hat sich erstaunlicherweise bis heute erhalten. Denn das preußische Schlesien kam 1945 an Polen und das Österreichische Schlesien war schon 1920 als Folge des verlorenen Ersten Weltkrieges an Tschechien gekommen. 

1945 und 1946 wurde die angestammte deutsche Bevölkerung aus beiden Teilen Schlesiens fast gänzlich aus ihrer Heimat entfernt.

Das in den familiengeschichtlichen Angaben genannte Dorf Dobersdorf (poln. Dobieszów) (Wiki) liegt im Leobschützer Lößhügelland und gehört zum Landkreis Leobschütz. Es hatte aber bis 1742 zum Herzogtum Jägerndorf gehört. Ab 1742 gehörte es zum preußischen Schlesien (s. 1837, S. 21, GB).

"Dobersdorf im Jägerndorfischen" liegt nahe der Grenze zwischen Preußisch-Schlesien (heute Polen) und Österreichisch-Schlesien (heute Tschechien). Es liegt in der Mitte eines Dreiecks zwischen den folgenden drei Städten (s. GMaps):

  • Jägerndorf (Wiki), gelegen zehn Kilometer südlich in Österreichisch-Schlesien (heute Tschechien)  
  • Olbersdorf (Wiki), gelegen elf Kilometer westlich in Österreichisch-Schlesien (heute Tschechien) und 
  • Leobschütz (Wiki), gelegen elf Kilometer nordöstlich in Schlesien (heute Polen). 

Es könnte noch ein fünfzehn Kilometer weiter im Norden des Dorfes Dobersdorf liegendes Städtchen angeführt werden, das den Namen Hotzenplotz (Wiki) trägt. Hotzenplotz gehörte ebenfalls zu Österreichisch-Schlesien (heute Tschechien).

Das Herzogtum Troppau

Alle drei, bzw. vier Städte gehörten im Hochmittelalter zum Herzogtum Troppau (Wiki). Die Herzöge gehörten zum böhmischen Herzogsgeschlecht der Premysliden (Wiki). Dieses Herzogsgeschlecht entstand im Frühmittelalter in einer Zeit, in der sich  - nach neuesten archäogenetischen Erkenntnissen (Stgen2019) - der Hochadel Rußlands, Pommerns, Polens, Schlesiens  und Böhmens mit handelsreisenden Wikingern vermischte, die die großen Flüsse Oder, Weichsel, Wolchow, Dnjepr bereisten und dort dauerhafte Handelssiedlungen gründeten. Für die Premysliden gilt damit ähnliches wie für die Rurikiden in Rußland, die mittelalterlichen Herzogshäuser in Pommern und Westpreußen und die Piasten in Polen und Schlesien: Sie waren in Teilen wikingischer Herkunft. Das war schon aufgrund von Schriftquellen und Namensforschung von der Wissenschaft angenommen worden, war aber bis heute umstritten geblieben. 

Das mittelalterliche Herzogtum Troppau nun ist 1367 und 1377 aufgeteilt worden auf mehrere Söhne. Dabei entstanden neben Herzogtum Troppau noch die Herzogtümer Jägerndorf (Wiki), Leobschütz  und Freudenthal. Die Stadt Freudenthal liegt 22 Kilometer südwestlich von Jägerndorf. 1523 konnte eine Hohenzollern-Linie das Herzogtum Jägerndorf kaufen. 

Jesuiten können warten - Es ist "noch nicht an der Zeit"

Dieses kam aufgrund der Kinderlosigkeit des Herzogs 1603 an den Kurfürsten Joachim Friedrich von Brandenburg. Dessen Sohn Johann Georg war dann Oberbefehlshaber der Truppen des pfälzischen "Winterkönigs" Friedrich V.. Und das hatte hinwiederum zur Folge (Wiki):

Nachdem es den Kaiserlichen in der Schlacht am Weißen Berg am 8. November 1620 gelungen war, den böhmischen Truppen schwere Verluste zuzufügen, wurde Prag von den Habsburgern besetzt. Am 28. Februar 1621 wurde in Dresden unter Vermittlung des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen der sogenannte Dresdner Akkord unterzeichnet. Die schlesischen Fürsten schworen Treue gegenüber dem Kaiser und brachen die Beziehungen zu dessen Feinden vollständig ab. Darüber hinaus zahlten sie zur Wiedergutmachung Ferdinand II. 300.000 Gulden wegen ihrer Teilnahme am Aufstand. Ausgenommen war der Anführer der Schlesier, Herzog Johann Georg von Jägerndorf, der geächtet wurde.

Im Gegenzug konnte der sächsische Kurfürst mit diesem "Akkord" sozusagen noch eine gewisse schützende Hand über die Protestanten in Schlesien halten (Wiki): 

Am 15. März 1623 übertrug der Kaiser das Herzogtum Jägerndorf seinem treuen Anhänger Karl I. von Liechtenstein, dem bereits seit 1613 das Herzogtum Troppau gehörte. Er vereinte die beiden Herzogtümer zum Herzogtum Troppau-Jägerndorf.

Nach diesem Adelsgeschlecht ist auch das genannte Lichtensteiner Regiment benannt. Die Einwohnerschaft von Jägerndorf war damals "bis auf ein Dutzend Personen protestantisch" (Zukal 1912, S. 8). Das sollte sie nun nicht mehr so lange bleiben.

Wir lesen  (s. Gottlieb Biermann: Geschichte der Herzogthümer Troppau und Jägerndorf, 1874, S. 523f, GB):

Man fand es jedoch noch nicht an der Zeit, die sogenannte Gegenreformation im Troppauischen, für dessen protestantische Bevölkerung der Kurfürst von Sachsen intervenierte, schon jetzt durchzuführen. (...) Mansfeld's Einfall in Schlesien bot die heiß ersehnte Gelegenheit, auf welche die in Wien alles vermögende Jesuitenpartei längst schon ungeduldig harrte, um sich des lästigen Akkords zu entledigen.

Aus Rücksicht auf den Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen und den mit ihm abgeschlossenen "Dresdener Akkord" war man also nicht schon 1623 in Schlesien gegen die Protestanten ebenso vorgegangen wie man dies zeitlich in Böhmen und sonst in Österreich tat. Aber was für bezeichnende und deutliche Worte der österreichisch-schlesische Historiker Gottlieb Biermann (1828-1901) (Wiki) wählt. 

Im Juli 1626 zog dann also endlich der Graf Ernst von Mansfeld (1580-1626) (Wiki) - so heiß ersehnt von den Jesuiten in Wien (und nicht selten auch von ihnen bezahlt!) - von Brandenburg aus nach Schlesien ein. Der andere Führer dieses Zuges war der Herzog Johann Ernst von Sachsen-Weimar (1594-1626) (Wiki). 

Am 19. August 1626 erscheint Weimarische Kavallerie vor den Toren von Troppau und wenig später die gesamte Kriegsmacht des Herzogs von Weimar. Schließlich muß ihm die Stadt die Tore öffnen. Der Herzog läßt als Stadthauptmann Joachim Mitzlaw zurück, bevor er weiter gen Ungarn zieht. Auch Jägerndorf ist in dieser Zeit in die Hand der der Dänen gekommen. Und die protestantischen Truppen können bis zum Sommer 1627 ihre Machtbasis in Oberschlesien nach und nach noch weiter ausbauen. Daran können zunächst auch kleinere kaiserliche Vorstöße nichts ändern (G. Biermann: Geschichte der Herzogthümer Troppau und Jägerndorf, 1874, S. 528, GB):

Im Februar 1627 erscheint Oberst Dohna mit fünf Kompagnien vor Jägerndorf, er plündert die Vorstädte, wird jedoch überfallen und ihm die Beute abgejagt.

Und genauer dazu (1912, S. 17):

Heinrich von Dohna, ein jüngerer Bruder des Obersten Karl Hannibal (von Dohna), gewöhnlich der junge Dohna genannt, versuchte mit einem Reiterhaufen in die Vorstadt von Jägerndorf einzudringen. Als ihm dies mißlungen war, fiel er auf dem Rückzug bei dem Dorfe Türmitz in einen Hinterhalt, verlor 20 Mann und wurde selbst gefangen.

Das hier genannte Dorf Türmitz (Wiki) liegt drei Kilometer nördlich von Jägerndorf. 

Juni 1627 - Wallenstein besetzt Jägerndorf

Dohna hatte auf Befehl Wallensteins gehandelt, der nun selbst ins Herzogtum Troppau kommt (30jK):

Wallenstein war fest entschlossen, dem dänischen Spuk in Schlesien ein Ende zu machen. Am 2. Juni 1627 verließ er Prag und erreichte acht Tage später das Lager seiner Armee in Neiße. Von hier aus setzten sich am 19. Juni zweiundzwanzig Regimenter mit etwa 40.000 Mann gegen die Dänen in Bewegung. Einer solchen Übermacht waren diese nicht gewachsen. Es fiel eine Stadt nach der anderen, am 21. Juni Leobschütz, am 23. Jägerndorf. Am 5. Juli erschienen Wallensteins Regimenter im Weichfeld der Festung Kosel. 

Soweit zu den geschichtlichen Geschehnissen rund um Jägerndorf und Schlesien in den Jahren 1626 bis 1628. 

Der Landkreis Leobschütz

Noch kurz zu dem erwähnten Ort Stirnau. Stirnau wird als "Kolonie" bezeichnet und als Dobersdorf zugehörig (Genea), bzw. als zugehörig zum Dorf Raden (Wiki). Auf einer Karte des Jahres 1736 ist sie eingezeichnet (Wiki), ebenso 1830 (MusDig). 1865 hatte Stirnau 31 Einwohner (GB):

Westlich des Hauptdorfes auf der Höhe liegt die Kolonie Stirnau.

Es scheint, als ob diese Kolonie nach 1945 aufgehört hat zu bestehen und als ob dort heute Wald wächst. Dobersdorf selbst gehört seit 1988 zu dem "Landschaftsschutzgebiet Mocker-Löwitz" (Wiki), das sich von Dobersdorf über 14 Kilometer nach Südosten bis zum Dorf Löwitz (Wiki) zieht (Wiki):

Die Landschaft aus steilen, teilweise bewaldeten Hängen, malerischen Tälern und kleinen Stauseen lockt zahlreiche Touristen hierher. (...) Die mit attraktiven Wäldern bedeckten Hügelhänge sind ein Zufluchtsort für Waldtiere (Wildschweine, Rehe). (...) Es ist geplant, den Landschaftspark Zuckmanteler Bergland um das Landschaftsschutzgebiet Mocker-Löwitz zu erweitern.

Acht Kilometer westlich von Dobersdorf (auf der anderen Seite des Waldes) liegt Troplowitz (Wiki), von dem sich Postkarten-Darstellungen finden (Abb. 2). Man wird Stirnau als zu klein ansehen müssen, als daß es für sich genommen sich einen eigenen "Schulmeister und Kirchenschreiber" hätte leisten können um 1628. Wahrscheinlicher wird sein, daß Hans Jenetschke Schulmeister und Kirchenschreiber von Dobersdorf war, aber in Stirnau mit seiner Frau Barbara und seinen sieben Kindern wohnte. Denn selbst im größeren Dobersdorf gab es damals noch keine Kirche, sondern nur ein Bethaus. Die dortige Kirche wurde erst hundert Jahre später gebaut. 

Mit all dem sollte ein Eindruck gegeben werden von jenen Umständen, unter denen Hans Jenetschke vielleicht im September 1628 im abgelegenen Stirnau bei Dobersdorf erschlagen worden sein könnte. In der Literatur wird auch die Anwendung von Folter durch die Jesuiten erwähnt (Hanser 1862, S. 158f  GB). Auf einen erschlagenen protestantischen Schulmeister mehr oder weniger in der Welt kam es den Jesuiten damals nicht an. 

Jägerndorf war bis 1945 eine deutsche Stadt mit zum Schluß knapp 25.000 Einwohnern. Sie waren fast alle katholischer Religion. Viele ihrer Nachfahren werden längst ausgetreten sein. Patenstadt von Jägerndorf ist Ansbach. Dort findet sich auch eine Jägerndorfer Heimatstube.

_____________

  1. Henselm Johann Adam: Protestantische Kirchen-Geschichte der Gemeinen in Schlesien. 1768, S. 272 (GB)
  2. Berg, J.: Die Geschichte der schwersten Prüfungszeit der evangelischen Kirche Schlesiens und der Oberlausitz. Jauer 1857 (GB)
  3. Hanser, Karl Friedrich: Deutschland nach dem dreißigjährigen Kriege. Band 3, 1862 (GB)
  4. Biermann, Gottlieb: Geschichte der Herzogthümer Troppau und Jägerndorf, 1874 (GB)
  5. Biermann, Gottlieb: Geschichte des Protestantismus in Österreich-Schlesien. Prag 1897 (GB)
  6. Zukal, Josef: Die Liechtensteinsche Inquisition in den Herzogtümern Troppau und Jägerndorf aus Anlaß der Mansfeldschen Rebellion 1626-1627. In: Zeitschrift für Geschichte und Kulturgeschichte Österreichisch-Schlesiens. 7. Jahrgang, 1912 
  7. Loesche, Georg: Zur Gegenreformation in Schlesien, Troppau, Jägerndorf, Leobschütz. In: Neue archivalische Aufschlüsse, Band 32, Ausgaben 117-118, Verein für Reformationsgeschichte (Rudolf Haupt), 1915 (GB) [könnte noch konkretere Hinweise enthalten]
  8. Deventer, Jörg: Nicht in die Ferne - nicht in die Fremde? Konfessionsmigration im schlesisch-polnischen Grenzraum im 17. Jahrhundert. In: J. Bahlcke (Hrsg): Glaubensflüchtlinge - Ursachen, Formen und Auswirkungen frühneuzeitlicher Konfessionsmigration in Europa. Lit Verlag, Berlin 2008, S. 102 (GB
  9. Deventer, Jörg: 2012 (GB) [ähnlich wie 2008]

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In Deutschland gilt für Polizisten grundsätzlich ein Neutralitätsgebot. Das heißt, sie müssen sich im Dienst politisch und religiös neutral verhalten. Doch das wollen die Berliner Grünen nun ändern - damit moslemische Polizistinnen im Dienst mit Kopftuch auf die Straßen dürfen.

“Bildungskatastrophe”: Marxistin, die gern Lehrerin wäre, erntet Shitstorm für Klima-Tweet

Lisa Poettinger wurde einer breiten Öffentlichkeit bekannt, weil ihr sogenannter Aktivismus selbst einem deutschen Ministerium zu bunt wurde: Das bayerische Kultusministerium ordnet sie dem linksextremen Spektrum zu und zweifelt an ihrer Verfassungstreue, weswegen ihr die Ausbildung zur Gymnasiallehrerin verwehrt wird. Wenigstens ihr Klimaaktivismus ist ihr geblieben - den betreibt sie auch weiterhin auf X. Auf Zuspruch stößt sie damit aber nicht: Ein Foto eines vermeintlich ausgedörrten Waldbodens zog einen Shitstorm und kollaborativen Nachhilfeunterricht nach sich.

Der NEOS EU-Parlamentarier und Ex-Kurier-Chef Brandstätter beschimpft Florian Machl auf X

Helmut Brandstätter ist ein Sinnbild für Verflechtung von Politik und Journalismus in Österreich. Wer sich während seiner Zeit als Herausgeber und Chefredakteur des Kuriers über eine gewisse Schlagseite wunderte, dürfte nach seinem Wechsel zu den NEOS die eine oder andere Erklärung gefunden haben. Am 22. April beschimpfte der EU-Parlamentarier den Report24 Chefredakteur Florian Machl auf X (ehem. Twitter). Ein Eigentor.

Tom Lausen und Dr. Gunter Frank recherchierten in Bergamo: Tote durch angeordnete Panik

Tom Lausen wies anhand von Statistiken nach (Report24 berichtete), dass es in Bergamo nur zur Zeit des Entstehens der berühmten Propagandabilder zu einer signifikanten Übersterblichkeit kam. Im Rest der "Pandemie" nicht mehr. Der Datenanalyst wollte es genau wissen und recherchierte vor Ort. Gemeinsam mit Dr. Gunter Frank sprach er mit Zeitzeugen aus der Region und ermittelte die damalige Rolle des Militärs, dessen Transporte für die Bilder-Panik zentral verantwortlich waren.

Einen besseren Deal wird die Ukraine nicht bekommen

Donald Trump verkündete in Bezug auf die Ukraine-Krise eine Einigung mit Russland. Kein guter Deal für Kiew, doch einen besseren Deal wird es in Zukunft nicht geben. Der Unterlegene muss bei solchen Konflikten stets Konzessionen machen, auch wenn diese schmerzhaft sind. Lenkt die ukrainische Führung nicht ein, ist ein baldiger Zusammenbruch der Frontlinien unausweichlich - und damit die totale Kapitulation.

Die Kolumnisten

Liebe Enkelin und lieber Enkel …

Wenn die Enkel in die Schule kommen, fängt der Opa ganz vorsichtig mit etwas Rechtskunde an. Eine Kolumne von Heinrich Schmitz.

Asylrecht raus aus dem Grundgesetz?

Der Präsident des BAMF fordert die Abkehr vom individuellen Asylrecht. Ist das eine gute Idee? Eine Kolumne von Heinrich Schmitz.

„Lieber schweigen als lügen“ – Zum 80. Jahrestag der Gründung der Zeitschrift „Tygodnik Powszechny“ im kommunistischen Polen

Im polnischen Katholizismus erhielten die Kommunisten im Grunde zum ersten Mal seit Oktober 1917 einen innenpolitischen Kontrahenten, der für sie nicht nur zu einem vorübergehenden, sondern zu einem permanenten Ärgernis werden sollte. Dieser Sachverhalt war keineswegs mit einer besonderen Militanz des polnischen Katholizismus verknüpft. Im Gegenteil. Der Erfolg der Kirche in ihrem Überlebenskampf war in Polen in erster Linie durch die erstaunliche Flexibilität der maßgeblichen kirchlichen Kreise bedingt. Dennoch wäre die Flexibilität allein keineswegs ausreichend dafür gewesen. Auch andere Kirchen und Konfessionsgemeinschaften im ehemaligen Ostblock versuchten dem Frontalangriff der neuen Herrscher durch Kooperationsbereitschaft und Nachgiebigkeit zu begegnen. Sie wurden trotzdem ihrer Eigenständigkeit beraubt. Was die polnische Kirche von diesen Gruppierungen unterschied, war die Tatsache, dass sie die Kompromissbereitschaft mit Festigkeit verband, wenn es um ihre ethischen und weltanschaulichen Grundprinzipien ging. Eine besondere Rolle spielte in diesem Zusammenhang die im März 1945 in Krakau gegründete Zeitschrift „Tygodnik Powszechny“.

Die nicht genutzten „Atempausen“ und amerikanisch-russische Parallelen

Dass siegreiche Koalitionen nach der Bezwingung des gemeinsamen Gegners zerfallen, stellt in der neueren Geschichte eher die Regel dar. So verhielt es sich mit der antinapoleonischen Allianz nach der Bezwingung des französischen Kaisers, mit der antirussischen Koalition des Krimkrieges oder mit der Antihitler-Koalition. Die durch Donald Trump herbeigeführte Erosion der westlichen Allianz gerade in dem Moment, in dem ihr gemeinsamer Gegner – der neoimperiale russische Revisionismus – an Stärke gewinnt, stellt eher ein Novum dar. Kolumne von Leonid Luks.

GG-Änderung? Ganz dünnes Eis.

Friedrich Merz will das Grundgesetz mit dem alten Bundestag ändern. Ganz dünnes Eis, meint unser Kolumnist Heinrich Schmitz.

KI übernimmt die Welt?

Über notwendige gesetzliche Regeln für Künstliche Intelligenz und Deep Fakes. Eine Kolumne von Heinrich Schmitz.

Droht der Welt erneut eine „diplomatische Anarchie“? Vergleichende Betrachtungen

Seit dem 20. Januar 2025 leben wir in einer Welt, die über keine globalen Ordnungsfaktoren mehr verfügt. Joe Biden war sich noch darüber im Klaren, wie wichtig es für die USA sei, über die Welt als Ganzes zu denken: „Es ist die amerikanische Führung (allein), welche die Welt zusammenhält“, sagte er am 19. Oktober 2023. Bei Donald Trump wären solche Worte kaum denkbar.

Apolut • Jetzt erst recht!

Judentum vs Zionismus | Von Jochen Mitschka

36 Mitglieder des Board of Deputies – des größten Gremiums, das erklärte, britische Juden zu vertreten – brachen mit ihrer Unterstützung für Israels Völkermord in Gaza.

Die Labortheorie – Enthüllung oder Ablenkung?

Angebliche Geheimdienstleaks stützen die Labortheorie zu Sars-CoV-2. Doch dient sie der Aufklärung – oder der nachträglichen Rechtfertigung für politische Willkür im Namen einer Pandemieinszenierung?

Ein Meinungsbeitrag von Felix Feistel und Dejan Lazić.

War das Coronavirus ein Laborprodukt? Jahrelang als

Das Ende der NATO? | Von Thomas Röper

Ist der anstehende NATO-Gipfel der Beginn vom Ende der bisherigen NATO? Ende Juni findet der jährliche NATO-Gipfel statt. Die Trump-Regierung könnte dort den Anfang vom Ende der NATO in ihrer bekannten Form einläuten.

Friedrich Merz – der Kriegstreiber

Ein Meinungsbeitrag von Uwe Froschauer.

Wer – wie auch ich zeitweise – glaubte, nach Kanzler Scholz könne es nur besser werden, hat sich getäuscht. Ich hatte gehofft, dass die Ampelkoalition vor dem Ende der Legislaturperiode brechen würde. Meine Hoffnung wurde erfüllt. Etwas

Anthony Fauci ‒ Wirken und Verwirken des Peinigers | Von Uwe Froschauer

Anthony Fauci, seit 1966 Doktor der Medizin und seit 1974 Leiter des National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) wurde Anfang der 1980er Jahre bekannt durch seine seinerzeit noch in den Kinderschuhen steckende AIDS-Forschung

US-Tauben und EU-Falken | Von Tilo Gräser

Die westlichen Staaten wollen den Krieg in der Ukraine anscheinend nicht beenden – bis auf die USA.

Overton

Leichter als Luft, Folge 39 — Böse Überraschung

Die Kampagne gegen die Immobilienheuschrecke M-Square nimmt eine scharfe Wendung als deren Deutschlandchef unter skandalösen Umständen tot aufgefunden wird. Aber auch Jonathan Rischke erlebt eine böse Überraschung.

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Der Spiegel, der Handel und Donald Trump

Der Spiegelmensch als Handelsversteher und Trumpkritiker.

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Der Weg der NATO nach Asien

Während die NATO unter US-Führung den Ukrainekrieg beendet sehen will, versucht sie nun den Indopazifik zu dominieren.

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Mein rechter Nebenmann im Angesicht des Krieges

Am Karfreitag kamen also Rechte in Dresden zusammen, um für den Frieden einzustehen. So framt man nun das Engagement gegen den Krieg. Links? Rechts? In Fragen des Friedens und des Krieges gibt es nur richtig oder falsch. Ein Kommentar.

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Wer schickt `Friedenstruppen` in die Ukraine? Polen jedenfalls nicht

Außenminister Sikorski stellte jetzt im Sejm klar, dass es in dieser Frage keine Dissonanz zwischen der Regierung und der Bevölkerungsmehrheit gibt.

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Von Anfang an wurde die AfD in die Nazi-Ecke gestellt

Ist der Liberalismus, der nun in einem Aufwind scheint, die Lösung aller Probleme? Oder hat er nicht massiv zum gesellschaftlichen und demokratischen Niedergang beigetragen?

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Leichter als Luft, Folge 38 — Nachricht zum Frühstück

Lola begibt sich zu Jonathan Rischke und dem Kanarienquex. Die Kampagne gegen den schwedischen Immobilienkonzern M-Square soll neuen Schwung bekommen. Da platzt eine Nachricht in das strategische Frühstück.

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„Bitte kommen Sie, Sie sind willkommen!“

Offener Brief an den Botschafter der Russischen Föderation und den Botschaftsrat der Republik Belarus zum 80. Jahrestag der Befreiung.

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Tapfer im Nirgendwo • Gerd Buurmann

Die Gewalt der Idealisten

Seit Wochen kommt es in den USA zu Anschlägen auf Tesla, die jedoch wenig Beachtung und kaum Verurteilungen durch die Mainstreammedien finden. Warum? Seit einigen Wochen kommt es in den Vereinigten Staaten immer wieder zu gezielten Angriffen und Anschlägen auf … Weiterlesen

Seid ihr denn wahnsinnig?

„Schützen wir unsere Demokratie und stoppen wir Elon Musk! Seine Plattform X muss abgeschaltet werden.“ So steht es in einer Petition, die mittlerweile über 400.000 Personen unterzeichnet haben. Seid ihr denn wahnsinnig? Die größten Zensoren der Geschichte haben sich immer … Weiterlesen

Faktencheck zu Mark Zuckerberg und den Faktencheckern

Behauptung: Mark Zuckerberg hat für seine sozialen Meta-Netzwerke wie Facebook und Instagram die Faktenchecks abgeschafft, um Desinformation zu unterstützen. Faktencheck: Diese Aussage ist falsch! Im Gegenteil: Zuckerberg will Zensur verhindern und Meinungsfreiheit unterstützen. Die Faktenchecks werden nun lediglich demokratisiert. Am … Weiterlesen

Ja, Virginia, es gibt einen Weihnachtsmann!

Der folgende Text erschien zum ersten Mal in der New York Sun am 21. September 1897 und wurde von Francis Pharcellus Church verfasst. Mit diesen wunderbaren Worten wünsche ich allen Leserinnen und Lesern eine frohe und gesegnete Weihnacht: „Mit Freude … Weiterlesen

BühnenMenschen

Gerd Buurmann zu Gast bei Pierre Schäfer.

Mathias Bröckers

Patridiotismus

»Die meisten domestizierten Primaten auf Terra hatten keine Ahnung davon, dass sie Primaten waren. Sie hielten sich für etwas anderes und ›Besseres‹ als den Rest des Planeten. Selbst Benny Benedict ging in seiner Kolumne ›Noch einen Monat‹ davon aus. Benny hatte zwar Darwin gelesen, aber das war im College gewesen und schon eine Weile her....

Kommt eine neue 9/11-Untersuchung?

Curt Weldon ist Lehrer, Feuerwehrmann und war 20 Jahre US-Kongressabgeordneter, er saß in vielen wichtigen Kommissionen im Parlament und war für den Vorsitz des wichtigen Verteidigungsausschusses vorgesehen, als er 2006 plötzlich abserviert wurde und sein Mandat verlor. Nicht weil er sich irgendetwas hatte zu Schulden kommen lassen, sondern weil er in Sachen 9/11 den Mund...

Real Game Of Thrones: “SCHLAGT NICHT ZURÜCK UND IHR WERDET BELOHNT”

Mit seinem neuen Zollregiment hat König Donald der ganzen Welt einen Schrecken eingejagt. Keiner der Wahrsager und Kaffeesatzleser in den Finanzcasinos und Börsen hatte so etwas vorhergesagt und entsprechend verunsichert klangen denn auch die sogenannten “Experten” was ihre Prognosen für die Folgen des globalen Handelskriegs betrifft, den Bombastus Maximus mit diesen Verordnungen entfacht hat. Und...

Real Game Of Thrones: BEDROHUNGSLÜGNER UND KRIEGSSCHWURBLER

Zwar sind aus den Hofateliers von König Donald schon  Entwürfe durchgesickert, nach denen er eine überlebensgroßen Bronzestatur in Auftrag gegeben hat, die zur Übergabe des Friedensnobelpreises an ihn und König Wladimir enthüllt werden soll. Doch wie es ausschaut, war Bombastus Maximus einmal mehr zu voreilig. Nachdem er jetzt begonnen hat, das Königreich Jemen zu bombardieren,...

JFK-Files: Der Deep State lügt

Mit Jasmin Kosubek habe ich gestern über die neu veröffentlichen JFK-Files gesprochen. Und weil es kurz erwähnt wird, hier noch ein Link zu einem empfehlenswerten Buch zum Thema:  

Die Blaue Hand

Pflanzenaquarium mit und ohne CO₂ im Zeitraffer – Oje das Böse CO₂

Haben Sie schon einmal live gesehen, wie groß der Unterschied zwischen einem Pflanzenaquarium mit und einem ohne CO₂-Düngung wirklich ist? In diesem kurz Film sehen Sie die Auswirkung des CO₂ nach nur 30 Tagen. Lügen auf Teufel komm raus Es gibt keine menschengemachte Klimakatastrophe. Sie wird uns vom Klima-Kartell eingeredet. Zu diesem Kartell haben sich […]

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Die ultimative Realität – Eine Zusammenfassung von Tom Campbell’s Theorie

Eine Zusammenfassung von Frank Högemann   Bewusstsein ist fundamental – Bewusstsein ist das Einzige, was ultimativ wirklich existiert. Unsere physische Realität ist virtuell, eine Illusion innerhalb unseres Bewusstseins. Wir sind keine physischen/biologischen Körper mit einem Bewusstsein, sondern Bewusstsein, das einen virtuellen Körper angenommen hat. Die Welt um uns ist eine Illusion, eine virtuelle Realität. Unser individuelles […]

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Dr. Daniele Ganser | Verdeckte Kriegsführung – Ein Blick hinter die Kulissen der Machtpolitik

Auf der AZK-Anti-Zensur-Koalition referierte Dr. Daniele Ganser zur verdeckten Kriegsführung des Westens. Dr. Daniele Ganser gehört zu den namhaftesten Historikern im deutschsprachigen Raum. Sein Buch „NATO-Geheimarmeen in Europa – Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung” wurde 2005 veröffentlicht und in zehn Sprachen übersetzt. Es gilt als das Standardwerk zum Thema staatlich organisierter Terror. Diese Publikation machte […]

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CDU verliert Millionen Wähler – Widerstände in den eigenen Reihen

Hat Merz mit dem Sondervermögen die Wähler getäuscht? Die von Union und SPD vereinbarten Milliardenschulden hat viele Wähler verwundert. Hatte CDU-Chef Friedrich Merz im Wahlkampf nicht immer gesagt, an der Schuldenbremse wird nicht gerüttelt? Hat Merz die Wähler getäuscht? War das Wahlbetrug, wie ihm nun von vielen Seiten vorgeworfen wird?   Quellen: https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/merz-schuldenbremse-kein-wahlbetrug-100.html https://www.youtube.com/@LIONMediaNews

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Black Ops Coffee

2025 – Der Zerfall beginnt leise: Wie sich eine Gesellschaft auflöst, während sie noch hofft

Wir dachten, der Sturm käme mit einem Knall.In Wahrheit beginnt er mit Floskeln, Warnhinweisen und Statistiken. Während du diesen Text liest, werden in deutschen Amtsstuben Enteignungsszenarien durchgerechnet. In Ministerien werden Krisensprechblasen poliert, um das Undenkbare sagbar zu machen. Und während die Bürger noch zwischen Netflix und Nebenjob taumeln, zieht sich ein unsichtbares Netz der Instabilität […]

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Der Überbringer stirbt zuerst – Wahrheit in Zeiten politischer Hygiene

„Töte nicht die Wahrheit. Töte den, der sie bringt.“– antikes Machtprinzip, heute aktueller denn je. Wir leben in einer Ära der „politischen Hygiene“ – alles, was stört, wird nicht diskutiert, sondern desinfiziert. Nicht mit Argumenten. Sondern mit Etiketten. Mit systematischer Ausgrenzung. Mit medialer Isolation. Und der gefährlichste Mensch in diesem Spiel?Der, der recht hat – […]

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Die Deutungselite – Warum Wahrheit heute ein PR-Projekt ist

„Was wir nicht senden, existiert nicht.“„Was wir nicht sagen, ist nicht wahr.“„Was wir sagen, ist die Wahrheit.“ In einer medialisierten Demokratie entscheidet längst nicht mehr die Realität darüber, was wahr ist – sondern wer sie sendet, wer sie formt, wer sie kommentiert.Die Wahrheit ist heute kein Fakt. Sie ist ein Produkt. Verpackt, geschminkt, redaktionell bearbeitet. […]

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Vom Spinner zum Visionär – Wie du nur Recht haben darfst, wenn du Teil des Systems bist

Es ist ein seltsames Paradox unserer Zeit:Du kannst die Wahrheit sagen,du kannst sie beweisen,du kannst sie sogar aussprechen, bevor es andere tun.Und trotzdem wirst du ignoriert, verlacht oder bekämpft – solange du nicht zum System gehörst. Erst wenn dieselbe Botschaft von einem offiziell anerkannten Experten, einem Politiker, einem Think Tank oder einer großen Redaktion kommt, […]

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Zu früh ist auch falsch – Warum der Warner immer verliert

„Er hatte recht.“„Aber er war zu früh.“„Und ein bisschen zu laut.“„Und überhaupt – wer ist er eigentlich?“ So beginnt der stille Grabstein derjenigen, die frühzeitig vor Gefahren warnen. Sie sind nicht zu dumm. Sie sind nicht zu radikal. Sie sind nicht zu falsch. Ihr einziges Verbrechen: Sie waren zu früh. In einer Gesellschaft, die sich […]

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Leichte
Gebrauchsspuren

Cora Stephan

Wir Untertanen.

&nbsp;Reden wir mal nicht über das Versagen der Bundes- und Landesregierungen, einzelner Minister, der Frau Kanzler. Dazu ist im Grunde alles gesagt: der Umgang mit der Coronakrise und erst recht die Impfstrategie sind ein Trauerspiel für ein Land, das man einst rühmte für seine Effizienz. Und nun? Nichts klappt. Sehen wir es positiv: im Zuge unserer Mutation zu einer Gefühlskultur haben wir

Die Stimme der Provinz: Weniger Rindviecher!

&nbsp;Seit Wochen machen sich Bauern aus allen Ecken der Republik auf, dieseln mit ihren Traktoren nach Berlin und hupen vor dem Kanzleramt. Unterstützung erhalten sie von Berlinern, die wärmende Getränke und was zu essen vorbeibringen. Nur in den Qualitätsmedien kommen sie nicht vor. Kein Thema? Dabei wird aus Frankreich, der Schweiz und den USA schon lange gemeldet, was auch für uns gelten

50 Jahre dressierter Mann: Über Esther Vilar

&nbsp;Wer ist unterdrückt und müsste dringend befreit werden? Der dressierte Mann. Und das könnte er eigentlich seit 50 Jahren wissen.Wenn man sich antut, was radikalfeministische Mädels neuerdings so alles in die Welt blasen, fragt man sich, warum Männer noch immer nicht begreifen wollen, dass die kleine Frau auch eine reißende Hyäne sein kann. Sie seien alt, weiß, toxisch, Abfall und gehören

Die Stimme der Provinz: Die verdammte Heimat

&nbsp;Heimat! Ach. Wohl dem, der eine hat, hieß es einst. Verdammt lang her.Heute sprechen Misstrauische lieber von „Heimatt“ oder bekennen vorsorglich: „Eure Heimat ist unser Albtraum.“ Zu deren Beruhigung: Davon, dass wir in Deutschland ein „Heimatministerium“ haben, merkt man nicht viel. Und manch ein Siedlungsgebiet bekennt sich schon auf dem Ortsschild einfühlend zu bunter Weltoffenheit,

Die Stimme der Provinz: Was tun! Mit den Händen.

&nbsp;Was tun? Was tun! Das ist die Lingua Franca auf dem Land. Respekt verdient, wer etwas tut – mit den Händen. Nicht, wer etwas meint oder behauptet, dies oder jenes zu sein. Es ist das Tun, das verbindet.Und das gilt auch für Zäune. Auch Zäune verbinden. So jedenfalls war das bei uns, als R. 1993 unser Grundstück umzäunte, das seit Jahren keine klar ersichtliche Kontur hatte. Es war lange

Monika Hausammann • Frank Jordan

Weltformel als Ziel

Die Meldung, dass das Schweizer Gesundheitspersonal sich in einem offenen Brief an die Regierung wendet mit der Forderung, einen nationalen Klima-, Gesundheits- und Umweltnotstand auszurufen, lässt aufhorchen. Nicht nur, seien die Angehörigen der Gesundheitsberufe täglich mit den Folgen der Klimakrise konfrontiert, heisst es in dem Schreiben, Corona sei ausserdem ein Vorbote neuer klimabedingten Gesundheitskatastrophen. Ja … Weltformel als Ziel weiterlesen

Ideen sind stärker als Dogmen

Von Robert Nef Meine in der heutigen NZZ abgedruckte unbeliebte und provokative These der relativen Unvereinbarkeit von Freiheitsprinzip und Mehrheitsprinzip stützt sich auf Erfahrungen und auf einen kleinen und kaum beachteten Nebensatz des grossen und pessimistischen liberalen Staatsrechtslehrers Zaccaria Giacometti, den ich leider als akademischen Lehrer nicht mehr erlebt habe. „Die Frage nach der Demokratie … Ideen sind stärker als Dogmen weiterlesen

Nominalwert-Fetischismus

Von Clemens Schmale (Godmode Trader) Unlängst veröffentlichte die US-Notenbank die neusten Zahlen zum Vermögen der USA. Alle Sektoren gehören dazu, ob Privathaushalte, Unternehmen oder der Staat. Die Bilanz des Staates ist so rot wie man es sich vorstellt. Das Nettovermögen des US-Staates liegt bei -28 Billionen Dollar. Die Rechnung, die von der Notenbank angestellt wird, ist … Nominalwert-Fetischismus weiterlesen

Expertengremium der US-Gesundheitsbehörde lehnt Booster-Impfung mit grosser Mehrheit ab

in Expertengremium der US-Arzneimittelbehörde FDA hat nach einer mehr als achtstündigen Sitzung mit 16 zu 2 Stimmen einen umfassenderen Antrag auf Genehmigung von Auffrischungsdosen des Pfizer-Impfstoffs für alle Personen ab 16 Jahren sechs Monate nach einer vollständigen Durchimpfung abgelehnt. Die Mitglieder des Gremiums äußerten Zweifel an der Sicherheit einer Auffrischungsdosis bei jüngeren Erwachsenen und Jugendlichen und beklagten den Mangel … Expertengremium der US-Gesundheitsbehörde lehnt Booster-Impfung mit grosser Mehrheit ab weiterlesen

Lymphozyten laufen Amok

Auf einer Pressekonferenz stellten heute zwei erfahrene Pathologen ihre Untersuchungen von zehn Todesfällen vor, die im Zusammenhang mit COVID-19-Impfungen stehen. Sie waren erstaunt über die Ergebnisse. Professor Arne Burkhardt und Professor Walter Lang, die heute auf einer Pressekonferenz ihre Ergebnisse präsentierten, sind beide langjährig erfahrene Pathologen. Burkhardt leitete 18 Jahre lang das Pathologische Institut in Reutlingen, Lang … Lymphozyten laufen Amok weiterlesen

Die Freiheit des Einzelnen endet…ja wo eigentlich?

Wie könnte ein liberaler Umgang mit einem Virus aussehen? Von Olivier Kessler Wer die exklusive Vergabe von Grundrechten an Geimpfte befürwortet, begründet dies oft damit, dass die Freiheit des Einzelnen nun einmal dort ende, wo die Freiheit des Anderen beginne. Diese Binsenweisheit verdeutlicht richtigerweise, dass die individuelle Freiheit nicht grenzenlos sein kann. Doch ist dieses … Die Freiheit des Einzelnen endet…ja wo eigentlich? weiterlesen

Sozialismen aller Couleur…

Von Carlos A. Gebauer Wer interessiert ist, im Selbststudium etwas über historische Kontinuitäten und historische Brüche zu erfahren, dem empfehle ich stets, das „Kommunistische Manifest“ von 1848 und den „25-Punkte-Plan“ der Nationalsozialisten von 1920 nebeneinander zu legen. Hat man dort die Parallelen einerseits und die Unterschiede andererseits farblich markiert, ergibt sich ein erster Eindruck. Egal … Sozialismen aller Couleur… weiterlesen

No Treason

Von Lysander Spooner Jeder Mensch, der einer „Regierung“ (so genannt) Geld in die Hände legt, legt ihr ein Schwert in die Hand, das gegen ihn selbst eingesetzt wird, um noch mehr Geld von ihm zu erpressen und zugleich, um ihn seinem willkürlichen Willen zu unterwerfen. Mehrheiten als solche bieten keine Garantien für Gerechtigkeit. Sie sind … No Treason weiterlesen

Ramin Peymani • Liberale Warte

Welt ohne Vernunft: Wird man den Wahnsinn unserer Zeit jemals verstehen?

Liebe Leser, nach 640 Beiträgen in diesem Blog leite ich meine heutige Kolumne mal mit einem ganz besonderen Dank an Sie ein. Es gäbe die Liberale Warte ohne Sie längst nicht mehr. Seit über einem Jahrzehnt geben Sie mir die nötige Kraft, den Finger in die Wunde zu legen, unbequeme

The Deal: Ein beklemmender Blick in eine nicht mehr ferne Zukunft

Am Wochenende war ich zu einer Welturaufführung eingeladen. In Anwesenheit der Hauptdarstellerin konnte ich den zum ersten Mal gezeigten Film „The Deal“ sehen. Die nur unzureichend mit dem Genre Science Fiction beschriebene Geschichte lässt mich seither nicht mehr los. Handelt es sich bei dem Meisterwerk der Produzenten von „Independence Day“

Die Farce von Turin: Ein geschenkter Sieg ohne Gewinner, aber mit vielen Verlierern

Es war eine Farce mit Ansage. Wochenlang hatten es die Spatzen bereits von den Dächern gepfiffen, und niemand konnte ernsthaft daran zweifeln, dass es beim europaweiten Sängertreffen diesmal nur noch um die Frage ging, wer den Rest des Feldes hinter der Ukraine anführen würde. Nie zuvor ist der Eurovision Song

Hungrig im Bunker: Mein Interview mit dem Europäischen Institut für Klima und Energie

Liebe Leser, heute gibt es von mir an dieser Stelle einen Link auf ein am Wochenende erschienenes Interview bei den Kollegen von EIKE, die sich mit Themen der Umwelt-, Klima- und Energiepolitik sowie einer Reihe anderer gesellschaftlicher Fragen auseinandersetzen und dabei die gängigen Dogmen immer wieder detailliert und kenntnisreich widerlegen.

Hinter Gittern: Warum Boris Becker besser in die Politik gegangen wäre

Es war der 7. Juli 1985. Völlig überraschend hatte es ein 17-Jähriger ins Wimbledon-Finale geschafft und gewann das vielleicht bedeutendste Tennisturnier der Welt. Für das deutsche Tennis begann eine neue Zeitrechnung. Wimbledon sollte fortan sein Wohnzimmer sein und er kürte sich dort noch zwei weitere Male zum Sieger. „Ich wäre

Giuseppe Gracia

Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen

Warum der Antisemitismus uns alle bedroht Seit 3000 Jahren gibt es kein Volk, das so gehasst wurde wie die Juden. Giuseppe Gracia zeigt, warum Judenhass keine Ideologie braucht, um zu überleben, warum er scheinbar gegensätzliche extreme Gruppen verbindet und warum der Kampf gegen ihn ein Kampf um die Seele des Westens ist.

Das Einstehen für Israel ist in Deutschland sehr schwach

Schuler! Fragen was ist (28.01.2025) Der Publizist Giuseppe Garcia schreibt u.a. monatlich für das Feuilleton der NZZ, war Gastautor bei Focus Online und Welt, ausserdem ist er Kolumnist beim Schweizer Blick. Sein aktueller Roman «Auslöschung» ist Gesellschaftskritik und Liebesgeschichte zugleich, angelegt in einer politisch brisanten Komposition. Im Interview bei «Schuler! Fragen, was ist» erklärt er,...

Sterben in der High-Tech-Erstickungsmaschine darf nicht zur Normalität werden: Es wäre eine Niederlage des Menschlichen

Die Sterbekapsel Sarco zwingt zum Nachdenken: In einer Gesellschaft, die Suizid zu einer Sache der Effizienz macht, kann man nicht würdevoll leben. Giuseppe Gracia, Nzz.ch, 13.08.2024 In der Schweiz ist der assistierte Suizid legal, wenn er nicht aus eigennützigen Motiven erfolgt. In den letzten Jahren haben die Gerichte auch in Deutschland und Österreich Beihilfe zum...

Antisemitismus existiert seit der Antike. Was ist die Wurzel des Judenhasses?

Die «Neidtheorie» und andere Erklärungsmodelle bieten nur lückenhafte Erklärungen für Antisemitismus. Vielleicht liegt die Ursache tiefer: Der Wunsch nach Auslöschung der Juden hängt mit dem Wunsch zusammen, den Gott der Bibel auszulöschen, der die Juden zum auserwählten Volk gemacht hat. Giuseppe Gracia, Nzz.ch, 03.07.2024 Nie in der Menschheitsgeschichte waren die Juden etwas anderes als eine...

«Die Ohnmacht bei Mobbing macht mich wütend»

Der Autor Giuseppe Gracia über sein neues Buch, seine Radiosendung und 28 Jahre Glück Jede Woche stellen wir Ostschweizer Kulturschaffenden sieben Fragen und wollen wissen: Was macht sie wütend? Wann hassen sie ihren Beruf? Was machen sie in zehn Jahren? Heute mit dem St.Galler Autor Giuseppe Gracia, dessen neuer Roman «Auslöschung» am 1. Februar erscheint....